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Full text of "Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Classe"

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HARVARD     UNIVERSITY. 


LIBRARY 


MUSEUM   OF  COMPARATIVE  ZOÖLOGY. 


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DENKSCHRIFTRN 


KAISKRLttilKM 


AKiüEMTR  DEU  WISSEN8C1J4FTE1\. 


MV  1  iiK.MA Tiscii-wn  invrssFxsrn \prr TniK  clas^^k 


NEÜNUNDDREISSIGSTEB   BAND. 


ÄUT  41  TAFELX.  1  KARTE.  -1  PLÄNEN  UND  4  HOLZSCHNITT! 


IN  Cini.MiJ.^iii  >   BKl   KAItL  (iEhULU  s  öOIIN, 

BICIIHÄNUI.EH    UKH    KAIStUl.lCHEK   AKAUtlMlb    UER      vll..iKVSrH»w    i   ►    s/ 


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DENKSCHRIFTEN 


DER 


KAISERLICHEN 


AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE  CLASSE. 


NEUNUNDDREISSIGSTER   BAND. 


i 


WIEN. 


AUS  DER  KAISERLICH-KÖNIGLICHEN  HOF-  UND  STAATSDRUCKEREL 

1879. 


0^ 


INHALT. 


Erste  Abtheilung-. 

Abhandlungen  von  Mitgliedern  der  Akademie. 

Seite 

Hochstetter,  v.:  Über  einen  neuen  geologischen  Aufschlags  im  Gebiete  der  Karlsbader  Thermen.  (Mit 

3  Tafeln  und  1  Holzschnitt.) ] 

Steindachner :    Zur  Fisch-Fauna  des  Magdaleneu-Stronies.  (Mit  15  Tafeln.) 19 

Fritsch:    Jährliche  Periode  der  Insectenfauua  von  Österreich-Ungarn.  IV.  Die  Schmetterlinge  (Lepidop- 

tera).   1.  Die  Tagfalter  (BhopaloceraJ.  (Mit  graphischen  Darstellungen  auf  4  Tafeln.)     79 

Wiesner:    Die    heliotropischen  Erscheinungen   im   Pflanzenreiche.    Eine  physiologische  Monographie. 

I.  Theil.  (Mit  1  Holzschnitt.)      143 

Zweite  Abtheilung. 

Abhandlungen  von  Nicht- Mitgliedern. 

Waagen :    Über  die  geographische  Vertheilung  der  fossilen  Oi'ganismen  in  Indien.  (Mit  1  Karte.)    ...       1 

Igel:    Die  Orthogonalen  und  einige  ihnen  verwandte  Substitutionen 29 

Doelter:  Die  Producte  des  Vulcans  Monte  Ferru 41 

Woldfich  :   Über  Caniden  aus  dem  Diluvium.  (Mit  6  Tafeln.) 97 

Manzoni:   GH  Echinodermi  fossili  dello  Schlier  delle  Collina  di  Bologna.  (Mit  4  Tafeln.) 149 

Wurmbrand,  Graf:    Über  die  Anwesenheit  des  Menschen  zur  Zeit  der  Lössbildung.  (Mit  4  Tafeln  und 

2  Plänen.) 3  65 

Makowski,  und  Tschermak :    Bericht  über  den  Meteoritenfall  bei  Tieschitz  in  Mähren.    (Mit  5  Tafeln 

und  -J  Holzsclinitten.) 187 


Erste  Abtheilung. 


Abhandlung-en  von  Mitgliedern  der  Akademie. 


Mit  22  Tafeln  und  2  Holzschnitten. 


ÜBER 


Iffl  liS  mWMMi  IKilS  III  Gl 


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1 


D«    FERDINAND  v.  HOCHSTETTEK, 

WIRKIICHEM    MITGI.IEDF,  TER  KAISERLICHEN   AKADEMIE   PER  WISSENSCHAFTEN. 


(DiLvt  0  Snfefiv  uuc^   I  ^€ofz*cßii  itte,^ 


VORGELEGT    IN    DER    SITZUNG    DER    MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTr.ICHEN   CLASSE  AM    14.  HARZ    IS7S. 


Vor  22  Jahren  habe  ich  in  den  Sitzmigsbericliten  der  mathem.-natuiw.  Classe  der  kais.  Akademie  der 
Wissenschaften  (Bd.  XX,  S.  13)  eine  Abhandlung-  „Über  die  Karlsbader  Thermen  in  zwei  parallelen  Quellen- 
ziigen  auf  zwei  parallelen  6 ebirgs spalten"  veröffentlicht.  In  dieser  Abhandlung-,  die  ein  Resultat  der  ein- 
gehenden geologischen  Studien  in  Karlsbad  und  dessen  Umgebung-  war,  welche  ich  als  Geologe  bei  der  k.  k. 
geologisehen  Reichsanstalt  aus  Veranlassung  der  officielen  geologischen  Aufnahmen  der  Gegend  zu  machen 
hatte,'  habeich  es  unternoninieii.  den  Beweis  zuführen,  dass  der  sogenannten  „Hoffschen  Quellenliuie"  ^ 
keine  geologische,  oder  strenger  keine  geotektonische  Bedeutung  zukomme,  dass  vielmehr  die  Karlsbader 
warmen  Quellen,  auf  zwei  parallelen  Quellenziigen  liegen,  die  ich  den  Sprudel-Hauptzug-  und  den 
Miihlbrunn -Nebenzug  nannte,  und  dass  diesen  parallelen  Quellenzügen  zwei  parallele  Gebirgsspalten 
entsprechen,  die  Spru  del-Haup  f  spa  I  te  und  die  Mühlbrunn-Nebenspalte,  welche  auch  in  der  Gebirgs- 
oberfläche  und  zwar  einerseits  in  der  Schlucht  der  Pragergasse  und  gegcnüter  in  der  Einsenkung  zwischen 
Hirschensprung  und  Schlossberg-,  andererseits  im  Verlauf  des  Tejdthales  sich  charakteristisch  zu  erkennen 
geben.  Ich  führte  diese  Spalienl)ildung  zurück  auf  die  Art  und  die  Richtung  der  Zerklüftung  des  Karlsbader 
Granites  in  Folge  der  ihm  eigenthUmlicIien  Ahsonderungsverhältnisse,  und  fasste  meine  Anschauung  über  die 
tektonischen  Verhältnisse  des  Gebietes  iler  Therinali|uellcn  weiters  in  folgende  Sätze  zusammen. 


1  Vei-gl.  Karlsbad,  seine  g-eognosti.scheü  Verhältnisse  uikI  seine  Qiu-llen.  Von  Dr.  Ferdinand  Ho  r  liste  tter.  Karlsbad 

1856,  bei  Gebr.  Frauieck.  Mit  einei-  g-eologisehen  Karte. 

-^  V.  Hoff.  Geognostische  Bemerkungen  über  Karlsbad.  Gotha  18-2.J.  Hoft'sclie  Quellenlinie  wird  die  Linie  genannt, 
welche  von  der  Ausbruch-fstelle  des  Sprudels  einerseits  gegen  Südost  zu  dein  Sauerbninn  bei  der  Dorotheen-Au,  anderer- 
seits gegen  Nordwest  über  den  .Schlossberg  zu  der  neuen  Eisenbadquelle  im  Wiesenthal  führt.  Zieht  man  diese  Linie  auf 
dem  neuen  Schin  dler'schen  Situationsplan  der  Stadt  Karlsbad  vom  .J.  1876,  so  macht  dieselbe  mit  der  astronomischen  Nord- 
Süd-Linie  in  der  Kichtiiug  gesen  Südost  einen  Winkel  von  32°,  entspricht  .-ilso  Stunde  9,  13°  oder  hör.  10  im  Allgemeinen  •, 
in  der  Richtung  gegen  Nordwest  macht  sie  einen  Winkel  sogar  von  35°.  Auf  Hoff s  Karte  bildet  dieselbe  nur  einen  Winkel 
von   18°  mit  der  Nordsüd-Liuie,  würde  also  im  Allgemeinen  Imr.  11   des  ('oiniiasses  n-eibicirt)  entsprechen. 


IJenkschrifteD  der  mathem.-natui-w.  Ol.    XXXIil.  Rfl. 


2  Ferdinand  r.  Hochstetter. 

Der  „Karlsbader  Granit"   (ein  Granitporpliyr,    den   ich   von  dem  porphyrartigen  Hirschen- 

sprunggranit  auf  dem  linken,    und  dem  feinkörnigen  Kreuzberggranit  auf  dem  rechten  Teplufer 

als  die  dem  Thermalgebiet  eigenthiimliche  Granitvarietät  unterschied)  ist  durchschnitten  von  einem  System 

paralleler  Kluftflächen   nach   zwei  Richtungen:    Hauptzerklüftungsriehtung  nach  Stunde  8  —  10,    (im  Mittel 

Stunde  9),  zweite  Zerklüftungsrichtung  nach  Stunde  2  —  4  (im  Mittel  Stunde  3  [reducirtes  Streichen]). 

Der  Hauptabsonderungsrichtung  entspricht  die  Hauptspaltenbikluug  in  der  Richtung  von  Südost  nach 
Nordwest,  der  zweiten  eine  Seitenspaltenbildung  in  der  Richtung  von  Südwest  nach  Nordost.  Es  sind  dies 
die  beiden  Richtungen,  welche  gleichzeitig  die  ganze  Tektonik  des  hercynisch-sudetischen  Gebirgssystemes 

beherrschen. 

Diese  doppelte  Spaltenbildung  tritt  auch  charakteristisch  iiervor  in  der  Tlialbildung  von  Karlsbad  (Tepl- 
thal  Pragevgasse,  Thal  nach  Klein-Versaiiles),  ^  sowie  in  der  Richtung  zahlreicher  Quarz-  und  Hornsteingänge, 
und  bedingt  endlich  die  gegenseitige  Lage  der  warmen  Quellen. 

Das  Oentruni  der  heissen  Wasser-Eruption,  das  Sprudelgebiet,  liegt  im  Kreuzungspunkte  der  Sprudel- 
Hauptspalte  mit  der  Seitenspalte  des  Teplthales  längs  der  alten  Wiese. 

Alle  übrigen  Quellen  sind  Nebenquellen  auf  Seiten-  und  Nebenspalteu,  welche  ihr  Wasser  theils  einer 
mehr  directen,  theils  einer  mehr  indirecten  Communication  dieser  Spalten  mit  der  Sprudel-Hauptspalte  ver- 
danken. 

Ich  erläuterte  diese  Auffassung  durch  eine  der  Abhandlung  beigegebene  Kartenskizze  und  auf  S.  33  in 
einem  Durchschnitt  vom  Hirschensprung  iiber  den  Schlossberg  und  das  Teplthal  nach  dem  Dreikreuzberg  in 
der  Richtung  von  Südwest  nach  Nordost,  den  ich  hier  reproducire: 


Hirschensprung         Schlossberg     Teplthal 


Dreikrenzberg 


ÄW 


AA    Sprudel-Hauptspalte. 

ra    Sprudelschale. 

a    Springer. 

b    Hygieensquelle. 

d   Schlossbrunn. 

e   Quelle  zur  russischen  Krone. 

BB  Mühlbrunn-Nebenspalte. 
/  Mühlbrunn. 
h   Theresienbrunu. 


1  Nach  dem  neuen  Schindler'.schen  Situationsplan  der  Stadt  Karlsbad  vom  Jahre  1876  i.st  die  mittlere  Richtung  des 
Teplthales  zwischen  der  alten  und  ncitn  'Wipse,  vccn  man  das  Lineal  von  der  Mitte  des  Meloneiisteges  zur  Mitte  des 
Spvudelsteges  anlegt,  genau  von  Südwest  n:ich  Nordost,  ,ilso  genau  Stunde  3.  Die  mittlere  Richtung  des  Teplthales  nach 
dem  grossen  Bug  unterlialb  des  Sprudels  zwischen  dem  Sparcassasteg  und  dem  Curhaussteg  verläuft  von  S.  40°  gegen  0. 
nach  N.  40°  gegen  W.,  also  nach  Stunde  9,  5°,  so  dass  diese  beiden  Thalrichtungeu  einen  wenig  stumpfen  Winkel  von  95° 
mit  einander  machen.  Die  letztere  Richtung  Stunde  9,  5°  ist  aber  genau  auch  die  Richtung  der  Linie,  in  welcher  die  Quellen 


Ube7-  einen  neneii  g<-ohgischen  Aufschluss  im  Gcbietp  der  Karlshader  Thermpn.  3 

In  diesem  Durchschnitt  erscheint  die  ganze  P'elsmasse  des  .Schlossberges  jals  das  obere  Ausgehende 
einer  durch  die  mit  steilem  nordöstlichem  Einfallen  in  die  Tiefe  gehenden  Sprudel-Hauptspalte  einerseits  und 
die  südwestlich  verflächende  Mtihlbrunn-Nebenspalte  andererseits  abgegrenzten  keilförmigen  Gebirgsmasse 
zwischen  dem  Hirscliensprung  und  dem  Drei  kreuz  berg,  die  von  den  auf  diesen,  der  Hauptzerkliiftungsrichtung 
des  Karlsbader  Granites  entsi)rechenden,  Spalten  aufsteigendL-ii  Thermahvässern  umflossen  und  auf  kleineren 
Nebenspalten,  welche  der  zweiten  Zerkliiftungsricbtung  des  Grauits  entsprechen,  von  eben  solchen  Wässern 
durchsickert  und  durchströmt  wird.  Die  Granitmasse  des  Schlossberges  fasste  ich  also  als  den  oberen  Theil 
elDes  grossen  Keils  auf,  an  dessen  unterer  Schneide  in  einer  wahrscheinlichen  Tiefe  von  136  Wiener  Klaftern 
oder  in  runder  Zahl  von  270  Metern  der  aus  viel  grösserer  Tiefe  kommende  Strom  des  Thermalwassers  sich 
zertheilt  und  einerseits  in  der  Sprudel-Hauptsjialte,  andererseits  in  der  MühllirunnNebenspalte  aufsteigt, 
gleichzeitig  aber  das  ganze  Innere  der  Felsmasse  auf  Klüften  und  Sprüngen  in  unzähligen  kleineren  Wasser- 
adern durchdringt  und  durchsickert,  und  dadurch  auch  die  ganze  Felsmasse  erwärmt. 

Auf  der  Sprudel-Hauptspalte  entspringen  nach  meiner  Vorstellung  die  Quellen  des  eigentlichen  Sprudel- 
gebietes (d.  i.  der  Springer  oder  S])rudel,  die  Springqnelle  des  oberen  Zapfenloches  in  der  Sprudelschale  im 
Bett  derTepl,  1  und  die  Hygieensquello  und  der  Schlossbrunnen;  auf  der  Mühlbriinn-Nebenspalte  entspringen 
der  Mühlbrunnen,  ^  Neubrunnen,  Bernhardsbrunnen,  Elisabethbrunnen  (erst  seit  1875  gefasst  und  als  Trink- 
quelle benützt),  die  Felsenquelle,  Curhausquelle  (seit  1870  gefasst)  und  der  Kaiserlirunnen  im  k.  k.  Militär- 
badehaus. 

Anf  kleineren  Seiteuspalten  der  Sprudel-Hauptspalte  liegen  der  Marktbruniien,  die  Kaiser  Karlsquelle 
(an  der  Stelle  des  alten  Rathhauses  und  seit  1874  als  Trinkquelle  benützt)  und  die  Quelle  „zur  russischen 
Krone"  ;  auf  einer  Seitenspalte  der  Mühlbrunnenspalte  endlich  der  Tlieresienbrunnen. 

Diese  meine  Auflassung  in  Bezug  auf  die  Karlsbader  Thermen  wurde  von  späteren  Beobachtern  weder 
widerlegt,  noch  bestätigt.  Denn  ich  kann  in  der  Arbeit  des  berühmten  sächsischen  Geologen,  des  verstor- 
benen Prof.  N  aum  a n n,  über  den  Granit  des  Kreuzberges  bei  Karlsbad  ^  keine  Widerlegung  meiner  Ansichten 
finden,  da  er  j;t  selbst  das  Resultat,  zu  welchem  er  in  Bezug  auf  die  gegenseitige  Lage  der  Karlshader 
Quellen  kommt,  in  die  Schlnssworte  zusnmmenfasst:  ,.Nach  diesem  Allen  scheint  denn  doch  die  corrigirte 
Hoff 'sehe  Quellenlinie  topographisch  am  meisten  gerechtfertigt  zu  sein".  Daran,  dass  diese  Linie  eine 
Mittellinie  ist,  auf  der,  oder  in  deren  Nähe  wenigstens  die  meisten  der  Quellen  liegen,  hat  ja  niemals  Jemand 
gezweifelt,  der  eine  Karte  von  Karlsbad  vor  Augen  hatte,  in  welcher  die  einzelnen  Quellen  nach  ihrer  Lage 
eingetragen  waren.  „Eine  geotektonische  LTrsache  für  sie,  fährt  Naumann  fort,  wissen  wir  freilich 
nicht  anzugeben,  wenn  sie  nicht  etwa  in  der  Bemerkung  v.  Warnsdorff's  angedeutet  ist,  dass  sie  der 
Erhebungslinie  des  Böhmerwaldgebirges  parallel  läuft". 

Ebenso  wenig  will  ich  mich  auf  die  Auseinandersetzungen  des  bekannten  Wiener  Mineralogen  und  Geo- 
logen, des  verstorbenen  Prof.  Keuss,  in  der  den  deutschen  Naturforschern  imd  Ärzten  gewidmeten  Schrift: 
Carlsbad,  Marienbad  und  Franzensbad  und  ihre  Umgebung  (Prag  und  Carlsbad  1862)  S.  59 — 62  als  auf  eine 
Bestätigung  meiner  Ansichten  berufen,  weil  Reuss  ohne  neuere  selbstständige  Beobachtungen  einfach  meine 
Folgerungen  acceptirt  und  wiedergegeben  hat. 

Ich  war  daher,  als  mir  Mitte  Januar  d.  J.  durch  den  gegenwärtigen  Bürgermeister  von  Karlsbad,  Herrn 
Ed.  Knoll,  die  Mittheilung  gemacht  wurde,  dass  durch  Abgrabungeii  am  Fasse  des  Schlossberges,  unterhalb 


des  Mühlbrunn-Nebenzuges  vom  Mühlbrunnen  bis  zum  Kaiserbrunnen  liegen.  Verbindet  man  endlich  den  Sprudel  mit  dem 
Sclilossbrimnen ,  so  ist  diese  Riclitung-  N.  44°  W.,  also  nur  um  4°  abweichend  von  der  Richtung  der  Mühlbrunn -Kaiser- 
brunn-Linie. 

1  Diese  Quelle  spraii;;-  zur  Zeit  unseres  Besuclies  in  Karlsbad  bis  lu  Fuss  hoch. 

-  Am  Mühlbrunnen  weiden  seit  mehreren  Monaten  im  Auftrage  der  physiographischen  Gresellschaft  in  Prag  genaue 
Wassermessungen  ausgeführt,  um  zu  erfahren,  ob  auch  die  Karlsbader  Quellen  dem  Gesetze  folgen,  dass  sie  bei  niedrigem 
Barometerstande  ergiebiger  sind  als  bei  hohem. 

3  Dr.  Carl  Naumann,  Über  den  Granit  des  Kreuzberges  bei  Karlsbad.  Mit  2  Kartenskizzen.  Separatabdruck  aus :  Neues 
Jahrb.  für  Minor.  41.  Jahrg.   1866. 

1* 


4  Ferdi)iand  v.  Hockstetter. 

des  Schlossbrunnen  und  in  der  unniittelbaren  Nähe  des  Marktbnnineii  höchst  merkwürdige  geologische 
Verhältiii.^se  bhissgelegt  seien,  und  dass  uauientlich  Sprudelsteinbildiingen  von  einer  Ausdehnung  und  Mäch- 
tio-keit  wie  man  sie  niemals  zuvor  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte,  aufgedeckt  seien,  aufs  Lebhafteste  ange- 
regt, weil  ich  gerade  an  dieser,  nach  meiner  Auifassung  auf  der  Sprudel-Hauptspalte  gelegenen  Stelle  die 
Bestätigung  oder  Widerlegung  meiner  vor  mehr  als  20  Jahren  gewonnenen  Auffassung  finden  musste.  Ich  war 
rasch  entschlossen,  der  freundlichen  Einladung  der  Herreu  Stadträthe  von  Karlsbad,  den  Aufschluss  zu  besich- 
tigen und  wissenschaftlich  zu  untersuchen,  Foli;e  zu  leisten  und  reiste  am  23.  Jänner  in  Begleitung  des  Herrn 
F.  Teller,  Assistenten  bei  der  k.  k.  geologischen  Reichsanstalf,  der  von  Seiten  der  Direction  der  k.  k.  geo- 
logischen Reichsanstalt  zu  demselben  Zwecke  entsendet  wurde,  nach  Karlsbad  ab. 

Die  vorliegende  Arbeit  ist  das  Eesultat  unserer  gemeinschaftlichen  Untersuchungen,  und  wenn  wir  in 
der  Darstellung  der  Details  des  durch  die  Abgrabungen  gewonnenen  Aufschlusses  etwas  ausfiUirlich  geworden 
sind,  so  dürfte  dies  wohl  gerechtfertigt  sein,  da  in  der  That  niemals  zuvor  ein  solcher  Einblick  in  die  beson- 
deren Verliältuisse  des  Karlsbader  Quellgel)ietes  gestattet  war,  und  da  auch  kaum  vorauszusetzen  ist,  dass 
eine  so  günstige  Gelegenheit  sich  bald  wiederholen  wiid.  Es  verdient  daher  alle  Anerkennung,  dass  die  Mit- 
glieder des  Stadtrathes  die  wissenschaftliche  Untersuchung  des  gewonnenen  geologischen  Aufschlusses  ver- 
anlasst haben,  und  ich  drücke  insbesondere  Herrn  Bürgermeister  Ed.  KnoU  und  meinem  alten  Karlsbader 
Freund,  Herrn  Apotheker  Hugo  Göttl  unseren  verbindlichsten  Dank  aus  für  liie  thatkriiftige  Unterstützung 
und  die  gastliche  Aufnahme,  deren  wir  ui]S  in  Karlsbad  zu  erfreuen  hatten. 


Der  geologische  Aufschluss,  um  welchen  es  sich  handelt,  befindet  sich  zwischen  dem  Marktbrunuen  und 
der  Kaiser  Karlsqnelle  am  Fasse  des  Granitfelsen,  auf  welchem  der  Stadtthurm  steht,  an  der  Stelle,  wo 
früher  das  Haus  „zum  weissen  Adler^'  und  vorne  gegen  die  Strasse  zu  einige  Verkaufsbuden  gestanden  hatten. 
(Siehe  den  Situationsplan,  Taf.  IH.)  Um  den  durch  den  Abbruch  dieser  Baulichkeiten  gewonnenen  Platz '  lür 
die  Anlage  einer  projectirten  Marktbrunn-Oolonnade  zu  ebnen,  musste  das  vom  Marktplatz  gegen  den 
Schlossberg,  zunächst  gegen  das  Haus  „zur  englischen  Flotte",  etwas  ansteigende  Terrain  abgetragen  werden, 
und  bei  dieser  Arbeit  war  es,  dass  man  auf  eine  mächtige  Sprudelsteinbildung  stiess,  die  sich  vom  Marktplatz 
über  den  ganzen  Bauplatz  bis  unter  die  Grundmauern  des  Hauses  „zur  englischen  Flotte"  erstreckte,  und  die 
Aufmerksamkeit  der  Karlsbader  begreiflicherweise  in  hohem  (4i-ade  erregte.  Denn  schon  der  Laie  konnte 
erkennen,  dass  diese  gerade  zwischen  dem  Sprudel  und  dem  Schlossbrunnen  in  der  Mitte  liegende  Sprudel- 
steiiibildung  einerseits  gegen  die  Tepl  zu  mit  der  Sprudelsciiale  des  Sprudelgebietes  und  andererseits  schloss- 
bergaufwärts  mit  den  Sprudelsteinbildungen,  die  sciion  früher  unter  den  Schlossberghäusern  bis  über  den 
Schlossbrunnen  hinaus  l)eoliaehtet  wurden,  in  Verbindung  stehen  müsse.  Es  entstand  die  Besorgniss,  ob  nicht 
der  Auf-  und  Abbruch  dieser  Sprude]steinl)ildungden  nur  circa  42  Meter  entfernten  Schlossbrunnen  beeinflussen 
und  beeinträchtigen  könnte.  Indess  die  Besorgnisse  wurden  überwunden.  Die  Abtragung  des  Terrains  wurde 
mit  Vorsicht,  ohne  Pulver  oder  Dynamit-Sprengungen,  in  Angriff  genommen,  und  am  24.  Jänner,  als  ich 
mit  Herrn  Teller  die  Stelle  zum  ersten  Male  besuchte,  fanden  wir  nicht  weniger  als  l'JO  Arbeiter  in  voller 
Thätigkeit  und  die  Arbeit  der  Abgrabung  schon  ziendich  weit  vorgeschritten. 

Das  Bild  war  in  der  That  ein  in  hohem  Grade  überraschendes  und  anziehendes,  schon  durch  die  mannig- 
faltigen Formen  und  Farben  der  Gestcinsbilduiigen,  welche  sich  auf  den  ersten  Blick  darboten,  mehr  noch 
aber  durch  die  geologischen  und  petrographischen  Details,  die  sich  bei  der  näheren  Untersuchung  ergaben. 

Da  der  Aufschluss,  der  hier  unmittelbar  im  Hauptquellengebiet  selbst  gemacht  wurde,  in  geologischer 
Beziehung  jedenfalls  zu  den  interessantesten  gehört,  die  je  in  Karlsbad  sich  darboten  und  dabei  Verhältnisse 
blossgelegt  wurden,   wie  sie  niemals  früher  so  klar  zu  beobachten  gewesen  sind,  und  indem  der  Platz  wieder 


'  L>ic  Ablösung  der  Bauliehkeiteu  und  des  Platzes  hat  der  Stadtgemeinde  von  Karlsbad  niclit  weniger  als  168,500  fl. 
gekostet. 


Vier  einen  neuen  geologischen  Aufschluss  im  Gebiete  der  Karlsbader  Ther 


men. 


überbaut  werden  soll,  nucli  bald  wieder  der  Beobaclituiig  entzogen  sein  werden,  so  scliien  es  mir  gerecht- 
fertigt, das  merkwürdige  geologische  Bild  nicht  bloss  mit  Worten  zu  beschreiben,  sondern  auch  durch  eine 
niögiiclist  naturgetreue  landschaftliche  Skizze  festzuhalten. 

Herr  Bürgermeister  Knoll  Hess  daher  während  meiner  Anwesenheit  in  Karlsbad  nicht  bloss  durch  den 
Photographen  Herrn  Hirsch  mehrere  photographische  Aufnahmen  des  Platzes,  sondern  auch  durch  Herrn 
Schaf  fl  er,  Lithographen  in  Karlsbad,  eine  genaue  Zeichnung  des  Ganzen  machen,  die  ich  so  weit  geologisch 
ausführte,  dass  nach  diesen  Vorlagen  Herr  Rank,  ein  talentvoller  Schüler  der  technischen  Hochschule  in 
Wien,  das  schöne  und  charakteristische  Bild  ausführen  konnte,  welches  dieser  Arbeit  in  chromolithographi- 
scher Reproduction  beigegeben  ist.  (Taf.  I.) 

Die  Skizze  auf  Taf.  H  soll  zur  näheren  Erläuterung  der  geologischen  Verhältnisse  dienen. 

Was  das  Auge  vor  Allem  fesselt,  ist  am  vorderen  Rand  der  Abgrabung  der  Durchschnitt  einer  iniichtigen 
Sprudelsteinschale  (2),  die  sich  in  einem  weiten  Bogen  wie  ein  flaches  Gewölbe,  unmittelbar  auf  Granit  (1) 
auflagernd,  von  der  einen  Seite  zur  andern  ausspannt  und  aufwärts  bis  unter  die  Grundmauer  des  Hauses 
,,zur  englischen  Flotte"  hinzieht.  Die  Spannung  des  Sprudelsteingewölbes  der  Länge  nach  betrug  127  Meter, 
die  Höhe  in  der  Mitte  der  Abgrabung  bis  an  den  oberen  Rand  der  Sprudelsteinschale  2-5  Meter,  und  die 
grösste  Mächtigkeit  der  Schale  selbst  in  ihrer  linken  (südwestlichen)  Hälfte  1-30  bis  1-40  Meter. 

Diese  Sprudelsteinschale  besteht  ihrer  ganzen  Mächtigkeit  nach  aus  concentrischen  Schichten  und  Bän- 
dern von  fei  nfas  er  i  gem  Ar  agonit;  sie  sondert  sich  in  mehrere  einzelne  plattenfönuige  Bänke  von  ver- 
schiedener Dicke  ab,  und  enthält  namentlich  in  den  unteren  Bänken  zahlreiche  Granitstücke  eingeschlossen. 
Nach  rechts  gegen  den  Marktl)ruunen  zu,  wird  die  Schale  allmälig  düuner  und  schien  sich  schliesslich  ganz 
auszukeilen.  (Die  Stelle  war  leider  durch  einen  am  24.  Jänner  Nachmittags  eingetretenen  Felssturz  von  dem 
Stadtthurmfelsen  her  verschüttet.)  Auf  der  linken  Seite  zieht  sie  sich  mit  bedeutender  Mächtigkeit  in  das 
Niveau  des  Marktplatzes  herab,  und  biideti'  hii-r,  mit  ihren  Rändern  aus  dem  Boden  herausragend,  einen  halb- 
kreisförmigen Bogen. 

An  einer  der  dicksten  Stellen  der  Schale  ergab  sich  von  oben  nach  unten  folgender  Durchschnitt: 

Oberste  Bank  1.  0-22",    vorherrschend  weiss. 

2.  0-25'",    oben  weiss  mit  gelben  Bändern,  in  der  Mitte   röthliche  Bänder,    unten  gelbe 
und  röthliche  Bänder  im  Weiss,  mit  Graniteinschlüssen. 

,.      3.  008'",  Vorherrschend  weiss,  nach  oben  mit  schwachen  rothen  Bändern. 

,.      4.  0-0i>"'.  weiss  mit  gelben  Streifen. 

.'i.  0-30'".  vorherrschend  röthlich,  nach  unten  intensiv  braunroth  gefärbte  Lagen. 

6.  0-U9'",  mit  ausgezeichnet  nierenförmigen  liraunrothen  Bildungen. 

Unterste     ,.      7.  (»-.^O'",    oben   intensiv  gefärbte   braunrothe  Schichten   von  O-OH'"  Dicke,  in  der  Mitte 

lichtere  Partien  mit  Graniteinschlüssen,  unten  braunrothe  schmale  Bänder 
und  zum  Theil  out  vielen  Graniteinschlüssen  und  dünn  plattenförmiger 
Absonderung. 

Gesammtmächtigkeit  1-30  Meter. 

Die  ganze  Schale  ist  also  aus  vier  dickeren  Bänken  (1.,  2.,  5.  und  7.)  und  drei  dünneren  (3.,  4.  und  6.) 
aufgebaut.  Die  dickeren  Bänke  bestehen  aus  einem  sehr  festen  und  compacten  Sprudelstein,  der  in  seinen 
einzelnen  Schichten  und  Bändern  die  mannigtaltigi>ten  Farbeunuancen  zeigt,  und  sich  vorzi 
und  zur  Politur  eignet.  Bei  den  i;rosscn  Quantitäten,  welche  von  diesem  Stein  l)ei  der  Abg 
und  aufgesammelt  wurden,  werden  daher  die  Karlsbader  Steinschleifer  auf  lange  Jahre  lii 
für  ihre  Arbeiten  versorgt  sein.  Ganz  besonders  sind  es  die  Bänke  h  und  7,  welche  das  bi 
Material  für  diese  Zwecke  liefern. 


6  Ferdinand  v.  HocJistetter. 

Auffallend  ist  die  „ripplemaik"-ähnliche  Gestaltung  der  Oberfläche  einzelner  Bänke  an  ihrer  Trennungs- 
fläche  von  den  darüber  liegenden  Bänken,  am  schönsten  wohl  bei  Bank  7,  deren  Oberfläche  ein  Kelief  zeigt, 
als  ob  man  mit  den  Fingern  in  der  Richtung,  in  der  das  Wasser,  das  den  Sinter  abgesetzt  hat,  floss,  in  eine 
weiche  Masse  gedrückt,  und  dadurch  diese  Massse  zu  kleinen  halbkreisförmigen,  nach  oben  concaven,  nach 
unten  conrexen  Wülsten  zusammengedrückt  hätte. 

Unter  den  dünneren  Bänken  ist  die  Bank  (3  hervorzuheben  wegen  ihrer  eigenthümlichen  Structurverhältnisse. 
In  dieser  Bank  sondern  sich  nämlich  weit  häufiger,  als  in  den  andern  Bänken  aus  dem  gebänderten  Sprudel- 
stein knollenförmige,  oder  nierenförmige  und  eiförmige  Partien  ab,  die  intensiv  braunroth  gefärbt  sind  und  im 
Querschnitt  in  welligen  Ellipsen  eine  concentrisch-schalige  Zusammensetzung  mit  radialfaseriger  Structur 
zeigen.  Die  Arbeiter  bei  der  Abgrabung  haben  diese  Eigenthümlichkeit  liald  herausgefunden  und  dieser 
Bank  den  Nnmen  „Eierbank"  gegeben.  Einzelne  Stücke  aus  dieser  Bank  gehören,  wenn  geschliffen,  zum 
Schönsten,  was  Karlsbad  an  Sprudelsteinen  je  geliefert  hat. 

Die  Sprudelsteinschale  zieht  sich,  wie  ich  schon  früher  erwähnt,  ohne  Unterbrechung  mit  einem  Neigungs- 
winkel von  circa  10°  aufwärts  bis  unter  die  Grundmauer  des  Hauses  „zur  englischen  Flotte",  wo  sie  aber- 
mals in  schönen  Durchschnitten,  circa  1  Meter  mächtig,  blossgelegt  war.  Man  konnte  sich  hier  an  mehreren 
Stellen  überzeugen,  dass  unmittelbar  unter  der  Schale  nicht  Granit,  sondern  eine  Graiiit-Hornsteinbreccie 
liege,  auf  die  ich  später  zu  sprechen  komme. 

Nach  rechts  schien  die  Schale  gegen  die  Grauitfelsen,  auf  welchen  der  Stadtthurm  steht,  flach  auszu- 
laufen, ohne  in  diese  Felsmassen  selbst  einzudringen,  auf  der  linken  Seite  dagegen  war  es  ebenso  deutlich 
wie  am  vorderen  Anschnitt  unten,  dass  sich  die  Sinterbildung  unter  den  tlieils  rotli,  theils  grau,  theils  grün 
gefärbten  Granit,  der  hier  in  grösseren  Felsmassen  ansteht,  hineinziehe. 

In  Bezug  auf  die  Sinterijildungen  zeigten  sich  jedoch  oben  einige  neue  Erscheinungen.  Die  aus  mehreren 
Bänken  gebänderteu  und  feinfaserigen  Sprudelsteins  bestehende  Schale  ist  hier  circa  1  Meter  (iick,  und  zeigt 
in  ihren  untersten  Schichten  wieder  viele  GraniteinschlUsse.  Über  dieser  festen  Sprudelsteinschale  liegt  dann 
aber  eine  sehr  lockere  eisenschüssig  gelbe  Masse  (2,  a)  mit  zahlreichen  weissen  Aragonitdrusen  und  Aragonit- 
schnüren.  Die  Hohlräume  dieser  Aragonitdrusen  ergaben  sich  bei  näherer  Untersuchung  meist  als  lange, 
röhrenförmige  ( 'anale,  durch  die  einst  das  Theimahv:isser  geflossen  sein  miiss.  Einer  dieser  alten  Quellgänge 
war  ganz  mit  gelbem  Eisenocker  ausgefüllt.  Diese  50  Centimetei'  mächtige  eisenschüssige  Schichte  war  auch 
dadurch  bemerkenswert!!,  dass  sie  neben  Einschlüssen  von  eckigen  Fragmenten  von  Hornstein  auch  einzelne 
entschiedene  Gerolle  enthielt. 

Über  dieser  eisenschüssigen  Schichte  fand  sich  dann  noch  zu  oberst  eine  zellig  ausgebildete,  sehr  zähe 
Aragonitraasse  (2,  h)  gleichfalls  mit  einzelnen  Granit-  und  Hornsteineiusclilüssen  and  mit  grösseren  und  klei- 
neren von  spiessigen  Aragonitkrystallen  besetzten  Drusenräumen.  Die  IMäclitigkeit  dieser  Ablagerung  betrug 
75  Centimeter.  Weiter  nach  links  scheinen  diese  Bildungen  schon  bei  einer  früheren  Abgrabung  abgetragen 
worden  zu  seiu,  denn  in  der  Ecke  unter  der  Grundmauer  des  Hauses  ..zur  englischen  Flotte"  links  stand  nur 
Granit  an. 

Bei  all  der  grossen  Mannigfaltigkeit  von  Sprudelstein  nach  Striiciur  und  Färbung  in  der  i)eschriebenen 

Sinterschale,  ist  es  doch  auffallend,  dass  von  jenen,  in  dünneren  Stücken  durchscheinenden,  völlig  achatähn- 

liehen  Sprudelsteinen,  oder  von  Erbsensteineu  und  jenen  interessanten  Stücken,  in  welchen  faserige  Aragonit- 

schichten  mit  pisolithischen  wechseln,  wie  sie  auf  der  anderen  Seite  der  Tepl  beim  Hau  der  Pfarrkirche  im 

Jahre  1732  und  1733  gefunden  wurden,  hier  nichts  vorkommt.  DasFehlen  von  Erbsenstein  erklärt  sich  indessen 

leicht,  da  die  Pisolithbildung  nur  in  nächster  Nabe  der  Ausbruchsiiffuungen  stark  aufsprudelnder  Quellen  vor 

a\cM  o-olion  i-"nn,  wo  das  stark  bewegte  auf-  und  abwallende  Wasser  die  Sandkörner  oder  Gasbläschen,  die 

lurch  längere  Zeit  in  Bewegung  und  suspendirt  erhalten  kann,  bis  sie,  durch  die  fortdauerude 

-össer  und  schwerer  werdend,  endlieh  zu  Boden  sinken.  Wo  Pisolithe,  wie  in  der  Sprtidelschale 

Schlossberges  ganz  fehlen,  da  haben  wir  es  eben  nur  mit  einer  ans  dem  stetigen  Abfluss  einer 

ten  Sinterschale  zu  thun  und  alle  Verhältnisse  deuten  daraufhin,  dass  die  beschriebene  Sprudel- 


Vher  eiwn  neuen  gpolorjUchen  Aufschlu^s  im  Gebiete  der  Karlsbader  Tlv rmr-n.  7 

steinhilduiig  nicht  über  der  Ausbrixchsstelle  des  Thermahvassers,  aus  dem  sie  sich  abgesetzt  hat,  gebildet 
wurde,  sondern  ihren  Ursprung  einem  mächtigen  Erguss  von  Thernialwasser  in  grösserer  Höhe  am  Schloss- 
berg,  etwa  in  der  Gegend  des  heutigen  Schlossbrunaen,  oder  selbst  noch  darüber  hinaus,  verdaniit,  welches 
seinen  Abfluss  durch  eine  lange  Zeitperiode  über  und  zwischen  den  Felstrümmern  am  Fusse  des  Schlossberges 
hindurch  gegen  das  Tepithal  zu,  gehabt  hat. 

Ich  möchte  jedoch  diese  Sprudelsteinbildung  niclit  direct  als  ein  Product  der  Schlossbrunnquelle 
bezeichnen,  sondern  als  das  Product  eines  Tliermalwasserstromes,  dessen  Ausbruchsöifnung  auf  der  Stelle  des 
gegenwärtigen  Schlossbruunen  oder  in  dessen  Nähe  gewesen  sein  mag,  und  der  im  Schlossbrunnen  jetzt  noch 
nachwirkt.  Vielleicht  darf  man  annehmen,  dass  zur  Zeit,  als  am  Schlossberg  der  reichlichere  Wassererguss 
stattfand,  im  Sprudelgebiet  es  noch  weniger  lebendig  war  als  jetzt,  und  dass  der  Ort  der  Hauptwasser- 
Eruption  im  Laufe  der  Zeiten  auf  der  Sprudel-Hauptspalte  so  weit  sich  verändert  hat,  dass  diese  aus  der 
Gegend  des  Schlossbrunnens  in  das  Teplbett,  d.  h.  in  das  heutige  Sprudelgebiet  versetzt  wurde. 

Es  wäre  nun  in  hohem  Grade  interessant,  wenn  es  sich  constatireu  Hesse,  dass  die  grossen  Massen  von 
Sprudelstein  und  darunter  die  vielen  schönen  Erbsensteine,  welche  iui  vorigen  Jahrhundert  bei  der  Grund- 
aushebung für  den  Thunn  der  Kirche  St.  Magdalena  hinter  der  Sprudelcolonnade  aufgefunden  wurden,  dort 
wirklich  anstehend  vorgekommen  sind,  da  dies  beweisen  würde,  dass  der  Sprudel,  oder  eine  dem  Sprudel 
ähnliche  Quelle  früher  dort  auf  dem  rechten  Teplufer  ausgebrochen  sei.  Allein  Becher  (1772)'  und  nach  ihm 
v.  Hoff  (1825)  erzählen,  dass  man,  als  im  Jahre  1733  der  Grund  zur  Hauptkirche  ausgegraben  wurde,  zwi- 
schen der  Mitte  der  Kirche  und  dem  Ufer  der  Tepl  eine  aus  Bruchstü  c  ken  von  Sprudelstein  und 
Erbsenstein  bestehende  Terrasse  angetrolFen  haben,  welche  sie  als  künstlich  von  Menschenhand  auf- 
geworfen erklärten,  und  dieser  Ansicht  ist  auch  Uibelacker  (1781).* 


1  Dr.  David  Becher,  Neue  Abhaiulliuig  von  dem  Karlsbade.  Prag  1772. 

2  Bei  der  .Seltenheit,  des  Werke -^  von  Franz  Uibelacker  „.System  des  Karlsbader  .Siuters^unter  Vorstellung  schöner 
und  seltener  .Stücke,  sammt  einem  Versuche  einer  mineralischen  Geschichte  desselbeu  und  dahin  einschlagenden  Lehre  über 
die  Farben.  Nebst  einem  Atlas  mit  39  Tafeln.  Erlangen  17S1"  will  ich  die  ganze  diesbezügliche  Stelle  antiihren.  Er  sagt  in 
der  Einleitung  S.  2  u.  ff. 

„§.  5.  Alle  .Steine,  welche  mau  ;iusser  dem  eisenocherartigen  sogenannten  Sprudel-  oder  eigentlichen  Rindenstein,  wel- 
cher sich  heutzutage  im  Karlsbade  genügsam,  aber  auch  ganz  allein  in  dieser  Gestalt  bildet,  vorzuweisen  hat.,  sind  vor 
undenklichen  Jahren  erz  iiget  worden.  Und  wenn  auch  noch  von  der  Sprudelschale,  auf  welcher  der  Töplflnss  einherläuft, 
bei  dem  Eisstosse  ;eiiiigc  .Stückf  ausbvoclien,  so  sind  diise  ebenfalls  keine  Gebui't  des  Karlsbades  von  unserer  Zeit;  da 
bekannt  ist.  dass  die  Natur  die  unter  dem  Töpl  dreifach  liegende  Schale  oder  vielmehr  das  Dreifache  von  eigenem  Sinter  des 
Bades  gesprengte  Gewölbe  vor  vielen  hundert  Jahren  ausgearbeitet  haben  muss. 

§.  6.  Was  demnach  vom  Karlsbader  Sinter  in  Naturaliencabineten  vorkömmt,  erhielt  man  zum  Theil  aus  vorgedachter 
Schale,  ;ils  dieselbe  zu  zweymalen  in  diesem  Jahrhundert  au  verschiedenen  Orten  aufgebnichen  und  mit  hölzerneu  Sporen 
oder  Rösten  verbauet  werden  musste,  um  den  allda  entstandenen  Ausbrüchen  des  Badewassers  Einhalt  zu  thun.  Hauptsäch- 
lich aber  fanden  sich  selbige,  als  man  im  Jahre  1733  die  Pfarrkirche  neu  erbaute,  und  bei  Grabung  der  Fundamente  des 
Thurmes  sehr  in  die  Tiefe  kam.  Man  grub  so  wenig  blosse  Erde  allda  aus,  dass  vielmehr  lauter,  und  unter  anderen  auch 
sehr  grosse  Stücke  Sinters,  und  Erbs-  oder  Rogensteine  von  etlichen  hunderterlei  Gattungen  aufgehoben  wurden. 

Da  aber  die  Ai'beiter  wegen  Menge  de.-*  Dampfes,  welcher  aus  dem  zunächst  in  dieser  Gegend  vom  Spvdel  herauf- 
steigenden Dnustloche  hervordrückte,  sehr  schwer  und  öfters  gar  nicht  arbeiten  konnten,  so  verfiel  die  dasige  Bürgerschaft 
in  die  sthr  ungegründete  Furcht,  es  möchte  der  Hauptquelle  mit  fernerer  Eintiefung  geschadet  und  ihr  Lauf  gehemmt  werden, 
wodurch  diese  weitere  Arbeit  aufgehoben  wurde.  Zu  wünschen  wäre,  dass  die  Naturkunde  damals  schon  so  viele  Kenner  ^lad, 
Liebhaber  gehabt  hätte,  als  sie  jetzt  hat,  so  würde  man  sich  von  diesem  seltenen  und  uralten  Schatze  der  Natur  noch  Vieles 
zu  Nutze  gemacht  haben,  da  nichts  weniger  wahr  ist,  als  dass  der  Sprudel  bis  in  die  Höhe  der  Stadtkirche  seinen  Trieb 
nehmen  mag.  _  ', 

§.  7.   Man  ist  daher  mit  Recht  auf  die  Gedanken  verfallen,  dass  diese  ausgegrabenen  so  sehr  .—•■"•..  •.i-;-'^"—-  u*„;„ 
arten,  welche  nicht  die  geringste  Verbindung  mit  einaider  hatten,  einst  von  den  älteren  Einwohnerr  ■! 
zusammengeführt,  und  von  dem  unteren  Thale  gegen  die  Prager  Strasse  hinauf  zur  Ausebenung  üb 
thigten  Platzes  auigeschüttet  worden  sein. 

Da  ich  selbst  viele  Stücke  besitze,  welche  auf  einer  Seite  ganz  stumpf  sind,  und  hiedureh  klüi  , 
Ende  die  Natur  selbst  ihre  Arbeit  zu  machen  aufgehört  habe,  auf  der  entgegengesetzten  Seite  aber 
welcher  sie  von  den  übrigen  abgetheilet,  offen  in  die  Augen  fällt;  so  hat  man  daraus  nicht  ohne 


S  Ferdiv  itnä  r.  Hoc/i  .steifer. 

Beim  Bnue  der  jetzigen  Aufgangstrepiic  zur  Terrasse,  auf  welcher  die  Kirche  steht,  vor  15  Jahren  hat 
man  die  hier  autgeschütteten  Sinter-  und  Erhsensteinstücke  theilweise  wieder  getroffen  und  blossgelegt. 

Eine  fast  vollständige  Sammlung  aller  in  dem  Atlas  zu  Uibelacker's  System  des  Karlsbader  Sinters 
auf  M8  Tafeln  in  254  mit  bewundernswürdigem  Fleiss  aus  der  Hand  colorirten  Bildern  abgebildete  Sinter- 
varietäten i^ah  ich  während  meines  Besuches  in  Karlsbad  im  Jänner  d.  J.  bei  dem  eifrigen  naturhistorischen 
Sammler  Herrn  Wenzel  Mader  ,,zum  Schweizer". 

Eine  reiche  Sammlung  dieses  alten,  namentlich  durch  seine  Erbsensteine  ausgezeichneten  Vorkommens 
hat  auch  der  Stadtrat]]  von  Karlsbad  noch  in  Verwahrung,  und  zwar  in  den  Souterrains  des  Curhauses,  vfo 
auch  die  neue  Ausbeute  in  grossen  und  zahlreichen  Blöcken  eingelagert  wird. 

Es  ist  also  wahrscheinlich,  dass  alle  Erbsensteine  aus  dem  Sprudelgebiet  selbst  herst.iinmen  und  in  frü- 
heren Zeiten  bei  verschiedenen  Gelegenheiten  aus  der  Sprudelschale,  deren  Ausdehnung,  wie  ich  in  meinem 
„Karlsbad"  (S.  83)  nacbgewiesc.i  habe,  im  Ganzen  eine  Oberfläche  von  mehr  als  '200  Wiener  Quadratklaftern 
einnimmt,  ausgebrochen  wurden. 

Was  die  Graniteinschlüsse  '  in  den  Siuterschichten  betrifft,  die  namentlich  in  den  unteren  Bänken  häutig 
vorkonmien ,  so  bestehen  diese  durchaus  aus  mehr  oder  weniger  eckigen  Fragmenten  ohne  deutliche  Spuren 
von  Abrollung;  grössere  Stücke  sind  oft  von  einem  ganzen  Netzweck  von  dünnen  Aragonitadern  durchzogen, 
und  die  meisten  Stücke  haben  eine  plattenförmige,  nach  beiden  Seiten  sich  auskeilende  Gestalt.  Solche  Ein- 
schlüsse bestehen  theils  aus  dem  weniger  veränderten  grauen,  theils  aber  auch  aus  dem  mehr  veränderten 
grünlich  und  röthlich  gefärbten  Granit. 

Sehr  bemerkenswerth  ist  auch,  dass  die  schöne  Sprudelsteinschale  am  Fusse  des  Schlossberges  ohne 
irgend  welche  Hohl-  oder  Zwischenräume  unmittelbar  auf  Granit  aufgelagert,  so  dass  die  Wölbung  der 
Schale  ausschliesslich  durch  die  Form  der  Oberfläche  der  Felsmasse  bedingt  ist,  welche  von 
dem  Sprudelstein  übersintert  wurde.  Ich  erwähne  dies  ausdrücklich,  weil  man  sich  durch  das  Wort  Sprudel- 
steinschale leicht  zu  der  Vorstellung  verleiten  lassen  könnte,  als  ob  hier  Verhältnisse  stattfinden  würden,  wie 
sie   nach   der  Beschreibung  Rech  er 's   bei  der  S])rudelschale   des   eigentlichen  Sprudelgebietes   beobachtet 


die  ersten  Einwohner  dieses  Ortes  dergleichen  Steine  in  Menge  vorgefunden  und  nur  iliejenigen,  welche  etwas  leichter  zu^ 
brechen  waren,  abgescldagen  und  an  die  Plätze,  welche  sie  sich  uölhig  fanden,  zur  Ausfüllung  Ij^ingewcirlen  halten. 

(j.  S.  Es  ist  also  die  stärkste  Vernuitliung,  dass  das  Karlsbad  als  ein  erdführendes  Wasser  dam;ds,  als  es  noch  vcdi- 
konimen  frei  war  —  das  ist  bis  auf  das  Jahr  1319  oder  wie  andere  wollen  1370,  wo  die  Stadt  soll  erbaut  worden  sein,  — 
(hn-c!i  seine  natürliche  Wirkung  und  stete  Absinterung  alle  diese  verschiedenen  Steinarten  nac-li  und  nach  so  stark  auf  i-in- 
ander  gohilu.')4  habe,  dass  gimze  Hügel  von  verschiedenen  Gattungen  davon  vorhanden  gewesen  sein  müssen,  wie  die  drei 
über  einander  stehenden  Gewölber  der  Sprndelschale,  worüber  heute  zu  Tage  die  Töpl  fliesst  und  die  halbe  Stadt  gebauet 
ist,  genugsam  beweisen.  Weil  aber  diese  rohen  Zeiten  gar  keine  Kenntniss  von  diesem  Steine  au  Hnnden  geben,  so  sind 
selbige  sehr  verschleudert  worden.  Man  glaubt  auch,  dass  die  meisten  bei  der  im  Jahre  1.5S-2  aiisgebinchi'uen  entsetzlichen 
Überschwemunmg,  welche  die  ganze  Stadt  Karlsbad  bis  auf  vier  Häuser  eingerissen  und  nachher  noch  bei  der  im  Jahre  1G04 
entstandenen  Einäscherung  des  gesammten  Ortes  zusammengelesen  und  verbraucht  worden  sind. 

Herr  Dr.  Becher  versichert  in  seiner  Abhandlung  vom  Karlsbade,  dass  die  alten  Einwiilmcr  diesig  Steinr  zum  Kalk- 
bi-ennen  gebraucht  haben.  .Man  kann  also  mit  Recht  sagen,  dass  bis  auf  das  .Iaht  1733  wenig  (ider  :;ai- nichts  von  denselben 
bekannt  gewesen. 

g.  9.  Mmu  wUrde  aber  bereits  auch  noch  damals  inigliicklich  genug  gewe.-en  sein,  gar  alles  zu  verlieien,  \v(?nu  nicht 
mehr  der  Vorwitz  und  die  Anlockung  schöner  Farben,  als  die  Wissenschaft  etliche  wenige  Personen  verleitet  liätti',  den  Über- 
■/-i>>  dieses  Altenhums,  welchen  man  grossen  Theils  zur  Austüllung  der  bei  dem  Kirchenban  stark  gebrauchten  Strasse  und 
.iiuteren  Plätzen  hingeworfen  und  zermahlen  hatte,  zu  entreissen  und  bisher  für  die  Xaturkun<ligen  zu  bewahren.  Besonders 
\\;:t  man  dieses  dem  mehrbenannten  Edelgesteinschneider  'Josef  M  i\l  I  en  zu  verdanken,  welcher  die  scliönsten  Gattungen 
/lir  1  iimcngetragen  und  liekannt  gemacht  hat." 

'   "'     ■     ■       ■ '■■     e  im  Karlsbader  Sprudelstein  beschreibt  schon  Uib(!lacker  /,.  B.  S.  il   im  -2.  Abschnitt.  §.  I8,  2: 
s  Tab.  II,  Fig.  14  i;ezeichneten  Stückes  ist,  dass  zwischen  dem  obern  weissen  und  untern  rothueissen 
hohen  Sinter  in  der  Mitte  Erde  mit  Crystall,  Quarz,  weissem  Glimmer  und   Sandkörneiu  :!  Zoll  hoch 

eltenheit  zeigt  iTab.  XV,  Fig.  120).   Dii'ser  Stein  ist  von  Quarz,  Sand,  weissem  Glinnner,  schwarzem 
l'uern  und  Erde  /.usammeuKemischt  und  hat  einen  schiinen  weiss  und  roth  untei  mengten  Fbiss." 


über  einen  neuen  geologischen  Aufschluss  im  Gebiete^ /Je)-  Karlsbailer  Thermen.  9 

worden  sein  xolleu,  als  man  dieselbe  in  Folge  der  Sprudelausbrüclie  iTlo  und  1727  untersuchte.  Damals 
will  man  nämlich  gefunden  haben,  dass  die  Sprudelschale  nicht  eine  regelmässig  conceutriscli  schalii'-e  Decke 
über  der  Ausbruclisöfifnung  der  Sjn-udelquellen  bilde,  sondern  aus  vielen  einzelnen  Gewölben  oder  Schalen 
von  Mngleiclier  Dicke  bestehe,  die  über  und  neben  einander  verwachsen  sind,  so  dass  durch  Zwischenwände 
ge/rennte,  aber  durch  engere  Canäle  verbundene  wassere rfiilltc  Hohlräume  entstehen,  ungefähr  wie  wenn 
man  grössere  und  kleinere  Schalen  umgestülpt  über  und  neben  einander  stellt.  Ebenso  berichtet  Dr.  Hla- 
;  wacek  (1842),  dass  man,  als  im  Jahre  1841  die  Kirchenterrasse  5  —  6  Klafter  über  dem  Niveau  der  Tepl 
abgetragen  wurde,  auf  wirkliche  Sprudelschale  gekommen  sei,  und  eine  gegen  die  Prngergasse  laufende, 
von  dieser  Schale  gebildete  Höhle  entdeckt  habe.  Von  solchen  unterirdischen  Hohlräumen  ist  am  Fusse  des 
Schlossberges  keine  Spur.  Der  Sinter  hat  sich  unmittelbar  auf  dem  Granit  oder  der  Granitbreccie  abgesetzt, 
und  kleinere  Granitstücke,  die  das  von  der  Höhe  herablaufende  Wasser  auf  kurze  Strecken  stellenweise  fort- 
bewegt und  mitgeführt  haben  mag,  eingeschlossen. 

Der  Granit  unter  der  geschilderten  Sprudelsteinschale  gehört  ebenso  wie  aller  übrige  Granit,  der  an 
der  Aufschlussstelle  und  an  dem  Schlossthurmfelsen  ansteht,  derjenigen  Granitvarietät  an,  welche  ich  in 
meiner  früher  citirten  Arbeit  über  Karlsbad  als  den  eigentlichen  „Karlsbader  Granit"  von  dem  grobkör- 
nigen Krystallgranit  des  Hirschensprunges  („Hirschensprunggranit")  einerseits,  und  dem  feinkörnigen 
Granit  des  Kreuzberges  („Kreuzberggranit")  andererseils  unterschieden  habe.  Der  „Karlsbader  Granit" 
ist  ein  Granitporphyr  von  feinkörniger  granitischer  Grundmasse  mit  mehr  oder  weniger  zahlreich  eingewach- 
senen Orthoklas-  und  Quarzkrystalleu,  und  normal  von  graulicher  Farbe. 

Wenn  Naumann  auf  der  der  oben  citirten  Abhandlung  beigegebenen  Karte  den  Granit  des  Schloss- 
berges als  Kreuzberggranit  bezeichnet,  so  habe  ich  nichts  dagegen,  weil  mein  „Karlsbader  Granit"  eben 
nichts  anderes  ist,  als  ein  feinkörnig-porphyrnrtiger  (Jranit,  der  sich  elienso  aus  dem  feinkörnigen  Krenzberg- 
granit  entwickelt,  wie  der  porphyrartige  Hirschensprunggranit  aus  einem  gewöhnlichen  gleichmässig  grob- 
körnigen Gebirgsgranit ,  der  wohl  in  anderen  Gegenden  des  Karlsbader  Gebirges,  z.  B.  Im  Kaiserwald,  se])r 
herrschend  ist.  aber  bei  Karlsbad  selbst  niclit  anftritt.  In  Bezug  auf  die  weitere  Charakteristik  der  von 
mir  speciell  Karlshader  Granit  genannten  Granitvarietät  verweise  ich  auf  meine  Schrift  über  Karlsbad 
(S.  12ff.V 

Unmittelbar  unter  de)'  Spnide'schftle  erscheint  dieser  Granit  von  seiner  Oberfläche  her  eigenthümlich 
verändert,  grünlich  gefäibt  {\,  c),  und  geht  stellenweise  (wie  namentlich  rechts  b(M  1,  a)  in  eine  sehr 
zähe  grünliche,  bisweilen  auch  röthliciie  Quarzmasse  mit  kleinen  Qnarzdrusen  über.  Die  Orthoklaskrystalle 
in  dem  normalen  Granit  sind  znm  Theil  noch  frisch,  zum  Theil  aber  auch  in  eine  röthliche  oder  grünliche 
kaolinische  Masse  nmgewandelt. 

Über  die  genetischen  Vorgänge  bei  diesen  Umwandlungen  im  Granit  verweise  ich  auf  einen  späteren 
Abschnitt. 

Auf  der  rechten  Seite,  dem  Marktbrunnen  zu,  nach  welcher  Richtung  die  Sprudelsteinschale  dünner 
und  dünner  wird,  konnte  man  am  Morgen  des  i'4.  Jänners,  ehe  die  Stelle  durch  die  Nachmittags  3y„  Uhr 
von  dem  Stadtthurmfels  abgestürzten  Felsblöcke  verstürzt  war,  unmittelbar  über  der  Sprudelschale  noch 
eine  Partie  röfldieh  gefärbten  Granits  Iteobachten,  welche  von  zahlreichen  dünneren  und  dickeren  Schichten 
und  Äderehen  von  Sprudelstein  ganz  durchzogen  war.  Und  noch  weiter  rechts,  unmittelbar  unter  der  Fels- 
wand, auf  der  der  Stadtthurni  steht,  zeigte  sich  zwischen  den  Spalten  und  Klüften  des  Granits  der  reinste 
rothe  Eisenocker,  in  mehrere  Centimeter  mächtigen  Schichten  abgelagert. 

Ähnliche  Verhältnisse  wie  an  der  rechten  Seite  waren  an  der  linken  (südwestlichen)  Seite  entblösst. 

Unnnttelbar  über  der  mächtigen  Sprudelsteinbildung,  die  hier  unter  das  Strassen niveau  sich  senkt, 
lagert  wieder  rother  Granit  (1,  b),  der  nach  oben  (bei  1,  c)  in  grünen,  zum  Theil  sehr  quarz-  und  schwefel- 
kiesreichen Granit  und  weiter  nach  links  (bei  1,  d)  in  den  gewöhnlichen  grauen  Granit  übergeht.  Der  Granit 
ist  hier  stark  zerklüftet,  und  zeigte  auf  allen  Kluftfläehen  an  dem  2  Meter  hohen  Anschnitt  einen  weissen 
kaolinischen  Anflug. 

Denkschriften  der  malhtMn.-natiu-w.  Cl.    XXX.IX.  Bd.  - 


10  Ferdinand  v.  Hoclistetter. 

Die  rothe  Granitpartie  (bei  1 ,  h)  ist  ebenso  wie  die  oben  beschriebene  Granitpartie  reolits  über  der 
Hprudelsteinschale  durchsetzt  von  zahlreichen  dünneren  und  diclceren  Sprudelsteinlageii,  von  denen  die 
unterste  und  dickste  30"  starlc  ist  und  sich  nach  rechts  über  der  grossen  Sprudelschale  auskeilt,  wahrem] 
sie  nach  links  sich  parallel  mit  der  grossen  Schale  unter  das  Strassenniveau  senkt.  Die  darüber  liegenden 
vielen  kleineren  AragonitschnUre  zeigen  mehr  und  mehr  eine  fast  horizontale  Richtung  und  keilen  sich  Laci. 
beiden  Seiten  aus. 

Diese  Aragonitabsätze  mitten  im  Granit  sind  etwas  äusserst  Autfallendes,  und  lassen  sieh  in  ihrer  c&n- 
centrischen  Anordnung  und  in  ihrem  Verhältnisse  zur  Hauptschale  nur  aus  einer  concentrisch-schaligen  oder 
plattigen  Absonderung  des  Granits  '  erklären,  und  aus  einem  Eindringen  des  Thermalwassers  in  alle  dureli 
diese  schalenförmige  Absonderung  oder  Aufblätterung  bedingten  Zwischenräume  des  Granits. 

In  der  That  sah  man  überall  am  unteren  Rande  des  Anschnittes  das  Thernialwasser  stärker  odei- 
schwächer  hervorsprudeln,  am  stärksten  au  den  mit  1,  II  und  III  bezeichneten  Punkten.  Obwohl  diese  drc' 
Punkte  genau  in  der  Richtung  einer  den  Marktbrunnen  und  die  Kaiser  Karlsquelle  verbindenden  Linie,  als" 
in  der  zweiten  von  Südwest  nach  Nordost  gelegenen  Kluftrichtnng  des  Karlsliader  Granits  liegen,  Hess  sicti 
doch  eine  auf  der  Linie  der  drei  Ausflusspunkte  von  Thernialwasser  verlaufende  Spalte  nicht  beobachten- 
es  machte  auf  mich  vielmehr  den  I'indruck,  als  dringe  das  warme  Wasser  aus  den  mehr  oder  weniger  hori 
zontal  verlaufenden  Absonderungsklüften  des  Granits  hervor,  aus  solchen  Absonderungsklüften,  wie  sie  bei 
1,  I,   von  Aragonit  in  dünneren  und  dickeren  Schnüren  erfüllt  sind. 

Steigen  wir  nnnmebr  über  den  vorderen  Anschnitt  auf  die  Höhe  des  Sprudelsteingewöll)es,  um  zn 
untersuchen,  wie  sich  die  Verhältnisse  oben  einerseits  bis  zu  den  rechts  hoch  aufragenden  Felsmassen,  au* 
welchen  der  Stadtthurm  steht,  und  andererseits  bis  zu  der  Grundmauer  des  Hauses  „zur  englischen  Flotte- 
(Nr.  434)  zeigen. 

Hier  nimmt  vor  Allem  ein  circa  1  Meter  hoher  Felsblock  (3,  a)  auf  dem  höchsten  Theile  der  Wölbung 
der  Sprudelsteinschale,  dem  eine  ähnliche  Gesteiusmasse  weiter  rechts  entspricht,  unsere  Aufmerksamkeit  in 
Anspruch;  der  Block  war  der  Rest  einer  grössei-en  bereits  abgetragen  gewesenen  Gesteinsmasse,  deren  voll 
ständige  Abtragung  jedoch  bis  zu  unserer  Ankunft  verschoben  war,  damit  uns  noch  Gelegenheit  geboten  seiu 
würde,  auch  diese  Gesteinsmasse  in  situ  /,u  beobachten. 

Dieser  Block  bestand  der  Hauptsache  nach  aus  einem  äusserst  zähen  und  schwer  zersprengbaren  Horu- 
stein  von  vorherrschend  weisser  oder  lichtbläulicher,   nur  stellenweise  etwas  dunkleren  Färbung,  der  abe 
unzählige  scharfkantige  und  scharfeckige  Granitstücke  einscldiesst,  also  eine  Grauitbreccie  darstellt.  Da- 
durch, dass  die  Granitstücke  theils  grauer,  theils  rother,  theils  grüner  Granit  sind,  bekommt  das  Gestein  eii. 
sehr  buntes,  auffallendes  Aussehen. 

Der  Block  war,  wie  gesagt,  der  Rest  einer  ausgedehnteren  Gesteinsmasse,  welcbe  ursprünglicdi  die 
grosse  Sprudelsteinschale  bedeckte,  und  von  der  auch  rechts  auf  der  Sprudelsteinschale  noch  eine  Partie 
sichtbar  war.  Er  lag  nicht  lose  auf  der  Aragonitschale,  sondern  war  an  seiner  unteren  Fläche  mit  dieser 
verwachsen,  doch  so,  dass  er  von  derselben  leicht  losgebrochen  werden  konnte,  was  noch  während  unserer 
Anwesenheit  in  Karlsbad  geschah,  so  dass  wir  uns  vollständig  überzeugen  konnten,  dass  die  Sprudelstein- 
bildung unter  dieser  Breccie  ohne  Unterlirechung  mit  einer  Dicke  von  über  1  Meter  durchging. 

Ich  hebe  diesen  Umstand  besonders  hervor,  weil  mau  hinter  dem  Block  in  der  Richtung  gegen  das 
Haus  „zur  englischen  Flotte",  wo  die  Sprudelschale  selDst  aufgebrochen  und  zum  Theile  schon  abgetragen 
war,  unter  dieser  Schale  auf  eine  ähnliche  Granit-Hornsteinbreceie  kam,  die  also  hier  auch  das 
Liegende  der  Sprudelsteinschale  bildet,  und  sich  bis  unter  die  Grundmauer  des  Hauses  „zur  englischen 
Flotte"  zieht,  während  am  vorderen  Rande  der  Abgrabuug  diese  Breccie  unter  der  Sprudelschale  nicht  zu 
beobachten  war. 


'  Diese  Absonderung  in  plattenförmige  Bänke  ist  eine  besonders  cliarakteristisclie  Eigenschaft  des  Kreuzberggraiiitc.i 


tlber  einen  neuen  geologisclien  Aufschluss  im.  Gebiete  der  Karlsbader  Thermen.  11 

Er  gebt  daraus  hervor,  linss  während  vorn  das  Si)rudelsteingewölbe  nninittell)ar  auf  Granit  und  rechts 
und  links  sogar  zwischen  Granit  lagert,  weiter  nach  oben  die  Sprudelsteinbildung  zwischen  eine  Granit-Horn- 
steinbreccie  eingeschlossen  ist,  die  unter  der  Sprudelsteinscbale  sieh  tiefer  mehr  und  nii'lir  zu  lookern 
scheint. 

Die  Granitbreccie  an  der  Basis  der  Sprudelsteinschale  hat  jedoch  noch  einige  besondere  Eigeuthiiinlic-li- 
lieiten,  welche  hervorgehoben  zu  werden  verdienen. 

In  dieser  Granitbreccie  findet  sich  näudich  neben  dem  lichten  Hornstein  nocli  ein  anderes  Cement,  das 
eine  bläulich-graue,  hie  und  da  durch  beigemengte  Splitter  weissen  Hornsteins  gesjjrenkelte  Masse  darstellt, 
welche  man  in  Farbe  und  Textur  am  ehesten  gewissen  anscheinend  dichten  und  feinsplittrigen  Macignos  ver- 
gleichen könnte.  Der  Dünnschliff  zeigt  eine  deutlich  krystallinische,  farblose  Grundmasse,  in  welcher  sich 
neben  den  erwähnten  Hornsteinsplittern  als  zweifellos  klastische  Beimengungen  die  Bestandtbeile  des  Karls- 
bader Granits  nachweisen  lassen :  zersetzte  Feldspathe ,  Biotitblättchen  und  Quarzkörner  mit  Flüssigkeits- 
einschliissen. 

Das  hohe  specifische  Gewicht,  welches  die  durch  dieses  Bindemittel  verkitteten  Breccien  auszeichnet, 
und  (Jas  besonders  an  einzelnen,  an  Granitbrocken  armen  Handstücken  auffällt,  veranlasste  uns,  eine  mög- 
lichst j-eine,  von  makroskopischen  Beimengungen  freie  Partie  dieser  Substanz  zu  analysiren,  und  es  ergaben 
sich  hiebei  folgende,  überraschende  Eesultate: 

Kieselsäure 14-34: 

'    •  Thonerde ?^--2ß 

Kohlensaures  Eisenoxydul  .    ,  GO-31 
„  Manganoxydul  .     2-05 

Kohlensaurer  Kalk 11-41 

Kohlensaure  Magnesia    ...     7  •  56 
Wasser,  Verlust,  Alkalien  etc.     1-07 

100-00. 

Die  unbedeutende  IMenge  von  Kieselsäure  ist  nur  zum  geringsten  Theil  als  Silicat  vorhanden,  was  einer- 
seits aus  dem  Thonerdegehalt,  andererseits  aus  dem  geringen  Werthe  für  den  in  Salzsäure  unlöslichen  Rück- 
stand (17-02)  hervorgeht.  Sie  muss  also  auf  die  accessoriscben  Beimengungen  von  Quarz  und  Hornstein 
zurückgeführt  werden. 

Das  auffallendste  Ergebniss  dieser  Analyse  ist  aber  offenbar  der  hohe  Percentsatz  für  das  kohlensaure 
Eisenoxydnl.  Das  vorliegende  Cement  kann  daher  geradezu  als  eine  durch  verschiedene  Beimengungen 
verunreinigte  Spliaerosideritmasse  beträchtet  werden,  weiche  man  sicherlich  als  ein  verhüttbares  Eisenerz 
ausbeuten  würde,  wenn  sie  unter  anderen  Verliältnissen  und  in  grösserer  Mächtigkeit  irgendwo  zu  Tage 
träte.  Das  Vorhandensein  dieses  für  die  analysirte  Masse  so  wesentlichen  Bestandtheiles  verbreitet  zugleich 
einiges  Lieht  über  die  Genesis  derselben.  Wir  haben  nämlich  gerade  für  die  Entstehung  von  kohlensaurem 
Eisenoxydul  in  der  Schwefelkiesbildung  eine  reiche  Quelle,  ja  es  müsste  sogar  vom  theoretischen  Stand- 
punkte aus  auffallen,  wenn  das  bei  der  Reductiou  nothwendiger  Weise  gebildete  und  schwer  lösliche  Eisen- 
carbi)nat  au  einer  Stelle  wo  so  lebhafte  Reductionsprocesse  stattfinden,  nirgends  nachgewiesen  werden 
könnte.  Die  Auffindung  dieses  Minerals  in  unserer  Verbindung  füllt  also  eine  wesentliche  Lücke  in  dem 
später  noch  ausführlicher  zu  entwickelnden  Vorgange  der  Schwefelkiesbilduug  aus.  Da  wir  aber  durch 
diese  Erklärung  die  Mitwirkung  der  Thermalwässer,  ohne  deren  Beihilfe  die  Entstehung  so  bedeutender 
Quantitäten  von  Schwefelkies  nicht  denkbar  wäre,  selbstverständlich  auch  für  die  Bildung  des  untersuchten 
Cements  in  Aus])ruch  nehmen,  so  erhalten  die  vorstehenden  Notizen  auch  für  eine  geologische  Frage  einige 
Bedeutung.  Sie  liefern  nämlich  den  Beweis,  dass  die  Hornstein-Granitbreecien,  deren  Entstehung  aus 
andei-en  Gründen  in  eine  Zeit  zurückversetzt  werden  muss,  wo  vielleicht  noch  keine  Thermalwässer  auf  den 
von  ihnen  erfüllten  Klüften  und  Spalten  des  Grundgebirges  circulirten,  doch  später  noch  mannigfachen  IJm- 


12  Ferdinand  r.  Hocliatette ). 

bildnngeii    unter  dem  EinfliiNSc  der  jüugeren  Tliermalersclieinungen   ausgesetzt  waren,    dass  man     '        ,'.io 
Frage  nach  der  chronologiselien  Reihenfolge  der  hier  auftretenden  mctanioiphischen  Vorgänge  überli;     i  h- 

.summarisch,  sondern  erst  nach  dem  vorhandenen  Materiale  von  Fall  zu  Fall  entscheiden  kann. 

In  den  Granitbreccieu,  sowohl  im  Liegenden,  wie  im  Hangenden  der  8prudelsteinschale  liättei^  wir  al«o 
das  „Trümmergestein"'  oder  die  „Granitbreccie"  des  Seblossberges,  von  der  schon  v.  Hoff  spricht,  iui'i  \o, 
der  er  annahm,  dass  sie  die  ganze  Schlossbergmasse  vom  Bernhardsfeisen  an  bis  an  den  Markt  zusamiiieii>et<i.-, 
und  dass  sie  auch  im  Tei)lbette  und  in  der  Gegend  des  Sprudels  vorhanden,  aber  hier  durch  die  Sprudel- 
schale und  durch  Schutt  verdeckt  sei.  Diese  Annalime  führte  ilin  /u  der  Ansieht,  dass  in  der  Granitnasse  d(  s 
Teplthales  eine  mächtige  durch  vulcanische  Kräfte  entstandene  tiefe  Spalte,  ausgefüllt  von  dem  durch  Horn- 
stein,  Quarz  und  Kalkstein  (Aragonit)  verkitteten  Granittrümmergestein  existire,  aus  der  sämmtliciie  Quellen 
in  einer  bestimmten  von  der  Nord-Südrichtnng  nur  wenig  nach  West  (Stunde  11)  abweichenden  Linie  (die 
„Hoffsclie  Quellenlinie")  hervorbrechen. 

Dieser  Ansicht  trat,  was  die  „Granitbreccie"  betrifft,  später  der  sächsische  Überbergratii  v.  W'arns- 
dorff '  entgegen,  indem  er  darlegte,  dass  die  Schlossbergmasse  nicht  aus  (Granitbreccie,  sondern  an.s  aus^i'ö- 
hendem  nur  von  zahlreichen  Hornsteingängen  durchsetztem  Granit  bestehe  und  schrieb  die  Bildung  (Jlicser 
llornsteingänge  den  Quellen  selbst  zu.  ' 

Der  neue  Aufschluss  zeigt  nun  aufs  Deutlichste,  dass,  was  die  Gesteinszusammensetzung  des  Scflilo.ss- 
berges  betritft,  beide  Beobachter  Recht  haben,  aber  jeder  nur  zum  Theil. 

Die  schrofi'eu,  stark  zerklüfteten  Felsmassen  zur  Rechten,  auf  welchen  sich  der  Stadtthurm  erhebt,  jjeste- 
heü  nämlicli  in  der  That  nicht  aus  einer  Granitbreccie,  sondern  aus  anstehendem,  aber  von  /-ahlre'icben 
individualisirten  Hornsteingängen  f4)  durchsetztem  Granite.  Alle  diese  Gänge  liegen  in  der  Hauptzerklüfluri-j^rs- 
richtung  des  Karlsbader  Granites  zwischen  Stunde  10—11  (nicht  reducirt)  und  stehen  senkrecht,  oder  falloa 
steil  gegen  Nordost,  stellenweise  aber  seltener  auch  gegen  Südwest,  ein. 

Wir  haben  5  Haupiadern  von  Hornstein  unterscheiden  können,  wovon  die  erste  .50  Centimeler  mächtig, 
durch  das  in  die  Felswand  gehauene  Kellerloch  zieht,  und  sich  nach  oben  in  viele  kleinere  Adei'ii  zertheilt, 
die  sich  aber  weiter  oben  wahrscheinlich  wieder  vereinigen.  Die  Hornsteinmasse  dieses  Ganges  ist  fas^t 
schwarz,  mit  grossmuscheligem  Bruch,  stellenweise  reich  an  Schwefelkies  und  umschliesst  zahlreiche  eckige 
Granitfragmente. 

Manchmal  sind  es  auch  nur  einzelne  Qnarzkörner  und  einzelne  Feldspathkrystalle,  wie  man  sie  sieh  aus 
einem  früheren  Granitverbande  losgelöst  denken  kann,  welche  der  Hornstein  umschliesst,  so  dass  das  Gestein 
ein  täuschend  porphyrisches  Ansehen  bekounnt. 

Ebenso  verhält  es  sich  mit  dem  zweiten  gleichfalls  50  Centimeter  und  dem  dritten  70  Centimeter  mäci;- 
tigen  Gang.  Diese  beiden  letztei'en  Gänge  streichen  unter  dem  an  den  Stadtthuimfelsen  angebauten  kleinen 
Häuschen  aus.  Bei  dem  4.  und  5.  Gang  in  der  niederen  Granitfelsmasse  ist  das  Gestein  besonders  sehwefel- 
kiesreich,  und  stellenweise  durch  das  aus  dem  zersetzten  Schwefelkies  gebildete  Eisenoxyd  grell  roth  und 
gelb  gefärbt.  Aber  schon  hier  ist  der  Granit  so  vielfach  von  schmäleren  Hornsteinadern  durchzogen,  dass  das 
Gestein  mehr  und  mehr  den  Charakter  der  Granit-Hornsteinbreccie  annimmt,  die  unter  der  Grundmauer  des 
Hauses  „zur  englischen  Flotte"  das  Liegende  der  Sprudelsteinschale  bildet,  uud  in  der  Mitte  des  ganzen  .Auf- 
schlusses sowohl  unter  als  über  der  Sprudelsteinsehale  auftritt. 

Noch  andere  Erscheinungen  an  der  Felsmasse  des  Stadtthurmes  sind  bemerkenswerth.  Auf  den  mehr 
oder  weniger  senkrechten  Klnftflächeu  zwischen  den  Hornsteingängen  und  dem  Granit,  oder  auch  im  Granit, 
beobachtet  man  dünne  Krusten  von  Aragonitsinter,  und  aus  allen  Sjtalten  am  Fusse  des  Felsens  drangen  mit 
deutlich  hörbarem  Geräuscii  Dämpfe  und  Gase  hervor. 

Auf  den  flach  liegenden  Klüften  des  Granits  andererseits  ist  viel  gelber  und  rutlier  Eisenocker  in  oft 
2 — 5  Centimeter  dicken  Schichten  abgelagert,  uud  solche  durch  Wasser  aufgeweichte  und  schlüpfrige  Ocker- 

'   V.  VV  a  ruscl  I)  it'f,  Eiiii^i'  Hfmcikuniii'H  üIht  die  Gnuiite  vou  Iviirlsliinl ,  in  I.eiuih.  u.  BroiinV  .Jalu'b.,  S.  385.    ISIU. 


/ 


Vher  einen  neuen  giologischen  Aufschlusa  im  Gebiete  der  Karlsbad'r  Thermen.  13 

hichichteii  sind  es,  welche  ;in  der  überhaupt  ungemein  stark  zerklüfteten  Felsniasse  leicht  zu  Ahrutschungen 
Veranlassung  geben,  wie  eine  solche  am  24.  Jänner  stattgefunden  hat.  Es  lösten  sich  damals  (S'/j  Uhr  Nach- 
mittags) an  einer  senkrechten  nach  Stunde  2  streichenden  Kluft  gegen  20  Kubikmeter  Gestein  ab,  deren 
Sturz  für  die  auf  dem  Platze  beschäftigten  Arbeiter  leicht  hätte  gefährlicli  werden  können,  wenn  er  sich 
nicht  durch  Ablösung  kleinerer  Steine  einige  Secunden  früher  angekündigt  hätte. 

Was  die  Bedeutung  jener  Hornsteingänge  betrifft,  so  hat  schon  v.  Warnsdorff  sich  mit  vollem  Kecht 
dagegen  ausgesprochen,  diesen  Gängen  den  Ursprung  der  Quellen  zuzuschreiben.  Allein  man  darf  die  Horn- 
steingänge auch  nicht,  wie  v.  Warnsdorff,  als  ein  früheres  Product  der  Karlsbader  Quellen  selbst  betrachten, 
sondern  ich  finde  durch  die  neuen  Untersuchungen  meine  frühere  Anschauung  (^Karlsbad,  seine  geognostischen 
Verhältnisse  und  seine  Quellen,  8.  32)  bestätigt,  dass  die  Bildung  der  Hornsteingänge  in  den  Spalten  des 
Karlsbader  Granites  iler  Entstehung  der  Karlsbader  Quellen  voranging,  und  ihren  Ursprung  den  unter  dem 
Einfluss  der  auf  diesen  Spalten  circulirendeu  Tagvvässer  vor  sich  gehenden  Zersetzungsprocessen  des  Granits 
veidankt.  Diese  Zersetzungsvorgänge  bestanden  und  bestehen  noch  heute,  wie  wir  später  ausführen  werden, 
■\resentlich  in  einer  Kaolinisirnng  der  Feldspathe  des  Granits,  bei  der  ein  Theil  der  Kieselerde  des  Feldspaths 
sic\h  ausscheidet.  Aus  dieser  beim  Kaolinisirungsprocess  des  Feldspaths  ausgeschiedenen  Kieselsäure  haben 
sich  die  Karlsbader  Hornsteingänge  gebildet.  Die  Gänge  sind  daher  in  Beziehung  auf  die  Karlsbader  Thermen 
fremde,  zufällige  Bildungen,  ebenso  wie  die  petrefactenführenden  Hornsteine  und  sandsteinartigen  Massen, 
webfjhe,  der  Kreideformation  angehörig,  die  Teplitzer  Porphyre  theils  überlagern,  theils  Spalten  in  .lenselben 
aus  fitUeu,  in  Beziehung  auf  die  Teplitzer  Thermen  es  sind. 

Dass  die  Hornsteingänge  hauptsächlich  in  einer  Zone  auftreten,  neben  und  aus  welcher  die  warmen 
Quellen  hervorbrechen,  beweist  eben  nur,  dass  auf  dieser  Zone  der  Hornsteingänge,  in  der  That  jene  tief 
gehenden  Granitspalten  existiren,  die  sich  durch  die  von  oben  eindringenden  kieselsäurereichen  Tagwässer 
einerseits  mit  Hornstein  erfüllten,  und  durch  welche  andererseits  aus  der  Tiefe  die  Tliermalvvässer  zu  Tage 
treten  konnten. 

Werfen  wir  schliesslicli  noch  einen  Blick  auf  die  linke  Seite  unter  dem  Haus  „zur  englischen  Flotte", 
so  ist  hier  der  Granit  zunächst  der  Sprudelsteinschale  (^Ijei  1,  h)  roth,  wird  weiterhin  (bei  1)  grau  und  (bei 
1,  c)  grün  lind  nimmt  mehr  und  mehr  Schwefelkies  auf. 

Nirgends  sind  die  chemischen  Zersetzungsvorgänge,  welche  noch  heute  in  dem  Granit  vorsieh  gehen, 
deutlicher,  und  so  mag  liirr  die  Stelle  sein,  wo  wir  uns  den  genetischen  Vorgängen  zuwenden  wollen,  welche 
die  mannigfaltigen  Umwandlungen  der  granitischen  Gesteine  im  Bereiche  des  Aufschlusses  und  die  Bildung 
verschiedener  Nebenproduete,  vor  Allem  des  in  so  grossen  Massen  auftretenden  Schwefelkieses  veranlasst 
haben.  Herr  Teller  theilte  mir  iüjer  diesen  Gegenstand  die  folgenden  Notizen  mit,  die  sich  theils  auf  Beob- 
achtungen an  Ort  und  Stelle  gründen,  theils  aus  Untersuchungen  abgeleitet  werden,  welche  er  in  Gemein- 
schaft mit  Herin  K.John,  Assistenten  an  dem  Laboratorium  der  k.  k.  geologischen  Keichsanstalt,  durch- 
führte. 

,.Die  in  dem  skizzirten  Aufschlüsse  blossgelegten  Granite  gehören  durchwegs  jener  gut  al)gegrenzten 
Varietät  an,  welche  unter  der  Bezeichnung  ,. Karlsbader  Gianit^  in  die  Literatur  eingeführt  wurde.  Die 
mikroskopische  Analyse  bestätigte  auch  für  die  feinkörnigkrystallinische  Grnndmasse  das  Auftreten  eines 
triklinen  Feldspathes  neben  Orthoklas  und  das  Vorhandensein  zweier  Glimmer,  von  welchen  der  Biotit  über 
den  nur  in  zerstreuten  Schüppchen  auftretenden  Kaliglimmer  überwiegt.  Alle  sonstigen  Details,  die  man  von 
der  Untersuchung  eines  Dünnschliffes  erwartet,  entziehen  sich  jedoch  durch  die  auch  in  anscheinend  frischen 
Stücken  weit  vorgeschrittene  Kaolinisirnng  unserer  Beobachtung. 

„Diese  Zersetzungsvorgänge,  welche  in  ihrer  weiteren  Entwicklung  den  physiographischen  Charakter 
des  ganzen  Gesteines  umändern,  sind  es  vor  Allem,  die  im  Folgenden  unsere  Aufmerksamkeit  in  Anspruch 
nehmen. 

,.Unter  den  Bestandtheilen  des  Karlsbader  Granites  leisten  die  in  grossen  Zwillingen  ausgeschiedenen 
Orthoklase  der  Einwirkung  der  Atmosphärilien   den  geringsten  Widerstand.    Dieselbe  beginnt  gewöhnlich 

J 


14  Ferdinand  d.  Hochstette)-. 

mit  einer  Oxydation  des  im  Feldspatli  vorhandeuen  Eisens,  wodurch  die  ursprünglich  lichten  Ort  i'jk läse  eine 
röthliclie  Farbennüance  erhalten ,  und  unter  fortdauernder  Einwirkung  derselben  Ageutieu  bei  eiiicni  einiger- 
raassen  erheblichen  Eisengehalte  in  eine  leberbraune  bis  dunkelrothbraune  Masse  übergeführt  n  erden.  Di« 
chemische  Zusammensetzung  solcher  verwitterter  Feldspathe  entspricht  selten  mehr  der  Orthokl?  f')rmel,  da 
mit  der  OxAdation  fast  immer  zugleich  die  Kaolinbildung  eingeleitet  wurde.  Die  in  der  Ski^-./o  (Taf.  II) 
besonders  hervorgehobenen  rothen  Granitpartien  befinden  sich  in  den  ersten  Stadien  dieses  durch  (ix  y  daf  i.>i: 
angebahnten  Umwandlungsprocesses. 

„Eine  andere  Art  von  Zersetzungsvorgängen  in  den  vorliegenden  Graniten  beginnt  damit,  das--  der  Oi-i  ■■ 
klas  derselben  in  eine  lichtgrüne,  weiche,  oft  etwas  fettig-  anzutühlende  Suhstanz  übergeht,  welcl)e  ni.iü  auf 
ihre  äusseren  Kennzeichen  hin  als  Steatit  bestimmen  möchte.  Diese  Umwandlung  bleibt  jedoch  nicht  auf  die 
Feldspathe  allein  beschränkt;  sie  eigreift  in  gleicherweise  den  Biotit,  so  dass  schliesslich  das  ganze  Gestein 
in  eine  homogene  erdige  Masse  verfiiesst,  aus  welcher  nur  die  hie  und  da  erhaltenen  Contouren  elienialiger 
OrthoklaszM'illinge ,  eckige  Körner  oder  regelmässige  Dihexaeder  von  Quarz  und  spärliche  Schuppen  von 
Kaliglimmer  hervortreten. 

„Ahnliche  Umwandlungserscheinungcn,  die  in  allen  feldspathführenden  Gesteinen  auftreten  können, 
beschreibt  schon  Werner  '  aus  dem  Freiberger  Erzrevier,  wo  in  der  Nähe  von  schwefelkiesfübi  nlen  Erz- 
gängen Feldspath,  Glimmer  und  Hornblende  der  von  den  Gängen  durchsetzten  Gneisse  „zu  eiu'  ;i  ;  rüh- 
lichem  Steinmark  oder  Speckstein  verändert  werden";  ja  diese  grünen  Zersetzungsproducte,  i;i';  der 
Rergmann  wegen  anzulioffenden  Erzanbr.üchen  besonders  aufmerksam  verfolgte,  Avaren  es,  die  man  in  der 
Freiberger  Gegend  ursprünglich  „Gneuss"  nannte. 

„Auch  für  die  Feldspathe  des  Karlsbader  Granits  war  diese  Umwandlung  längst  bekannt.  H;i'' y'  i\  i  d 
nach  ihm  Bluni^  lühren  derartig  zersetzte  Orthoklase  auf  Grund  äusserer  mineralogischer  Kennzeichen 
geradezu  als  Pseudomorphoseu  von  Speckstein  nach  Feldspath  auf,  und  auch  Bischof*  pflichtet  anfangs 
dieser  Ansicht  bei  und  stellt  eine  Reihe  auf  diese  Vorgänge  bezüglicher  Thatsachen  zusammen.  E  -^t  ,\\\  einer 
anderen  Stelle  '  äussert  Bischof  von  rein  chemischem  Standpunkte  aus  Bedenken  gegen  eine  derartige 
Umwandlung  eines  Kali-Thonerde-Silicates  in  ein  Magnesium-Silicat  und  gibt  eine  Analyse  ei:ies  soleheu 
umgewandelten  Feldspathzwillings  von  Karlsbad,  aus  welcher  hervorgeht,  dass  die  geschilderten  Zersetzungs- 
producte nicht  Speckstein,  sondern  Kaolin  sind. 

„Obwohl  nun  dieses  der  älteren  Literatur  entnommene  Beobachtungsniaterial  und  besonders  die  letzt- 
genannte Untersuchung  Bischofs  hinlängliche  Anhaltspunkte  geben,  um  auf  die  Natur  dieser  grünen 
Zersetzungsproducte,  welche  in  dem  neuen  Aufschlüsse  auch  räumlich  eine  bedeutende  Ausdehnung  besitzen, 
einen  Schluss  ziehen  zu  können,  so  schien  es  doch  wünschenswerth,  das  in  Frage  stehende  Material  aber 
nials  einer  Analyse  zu  unterziehen,  da  der  von  Bischof  untersuchten  Pseudomorphosc  eine  genaue  Loca- 
litätsangabe  fehlt.  Ausserdem  nuissten  sich  gegen  die  Bischof'sehe  Bestimmung  des  Eisens  als  Eisenoxyd 
Zweifel  erheben,  da  die  charakteristisch  grüne  Farbe  des  Zersetzungsprodiictes  zur  Voraussetzung  berech- 
tigte, dass  das  Eisen  als  Oxydul  vorhanden  sei. 

„Die  Analyse,  zu  welcher  mögliebst  reine  Partien  von  \ ollständig  umgewandelten  Orthoklaszwillingen 
ausgewählt  wurden,  zeigt  in  iiu'en  Resultaten  eine  bemerkenswertlie  Übereinstimmung  mit  den  von  Bisehot 
iicwonnenen  Zahlen: 


I  Wei-uer.  Nene  Theorie  v.  d.  Entstchuug-  d.  (iang-e,  IJ.  r2S— 131.  Parag-euetische  Piocesse  verwaudtei- Natui'  werden 
besprochen  in:  Freiesleben,  Gcognost.  Arbeiten ,  II,  p.  a.'JS;  Koiuiard,  v.  Leonli.  'I'asclieiib.  1'.  Mineral.  18-22,  p.  102; 
Hoffmann,  Geogn.  Beschreib,  d.  Horzogthum.s  Magdeburg,  p.  H4. 

-  'i'ableau  comparatif,  p.  -209. 

3  Psendoniorphosen,  p.  131. 

■'  C'heni.  pliysik.  Geologie,   I.  Aufl.  Bd.  II,  p.  304—300. 

'■'  I.oc.  cit.  p.  löiio. 


über  einen  neuen  geologischen  Aufschluäd  im  Gebiete  der  Km'lsbader  Thermen.  J  5 

Ältere  Analyse 
Nach  K.  J  o  h  n  nach  Bischof 

Kieselsäure 53-46  51 -56 

Thonerde 29-62  28-59 

Eiseiioxydul 4  48 

Eiseuoxyd 0-18  5-08 

Kalk 1-02 

Magnesia 0-36  0-OU 

Wasser 7-10  5-78 

Alkalien  aus  der  Differenz  .    .    3-78  8-09 

100-00  100-00 

„In  beiden  Fällen  ist  die  Abweichung  von  der  für  Kaolin  aufgestellten  Normalformel  keine  wesentliche, 
\pährend  der  verschwindend  kleine  Maguesiagelialt ,  der  zum  Theil  aus  dem  Biotit  eingeführt  sein  mag,  und 
die  grosse  Menge  von  Thonerde  jeden  Gedanken  an  eine  Steatit-Pseudomorphose  ausschliessen.  Auf  den  auf- 
fallend hohen  Eisengehalt,  der  in  der  Verbindung  als  kieselsaures  Eisenoxydul  vorhanden  ist,  müssen  wir 
später  noch  einmal  zurückkommen. 

„Die  beträchtlichen  Quantitäten  löslicher  Kieselsäure,  welche  während  dieses  Umwandlungsprocesses  frei 
werden,  wurden  im  vorliegenden  Falle  nicht  weit  transportirt,  sondern  unmittelbar  neben  den  kaolinischen 
Producten  abgesetzt,  so  dass  man  in  einem  einzelnen  Blocke  den  unveränderten  Granit  mit  seinen  fleisch- 
rothen  Orthoklasen  und  alle  Stadien  seiner  weiteren  Umbildung  studiren  kann.  Wir  sehen  daran  die  begin- 
nende Kaolinisirung  des  Feldspathes,  die  allmälige  Umwandlung  des  ganzen  Gesteins  in  eine  grüne,  erdige 
Kaoliumasse  mit  Quarzkörnern  und  Glimmerschuppen,  und  diese  sehen  wir  wieder  übergelien  in  eine  harte, 
grünlich-graue  bis  dunkelgrüne,  bisweilen  aucli  röthliche  Quarzmasse,  welche  den  die  Kaolinbildung  beglei- 
tenden Kieselsäureverlust  des  Orthoklases  darstellt.  Der  enge  Verband,  in  welchem  alle  diese  genetisch 
zusammengehörigen  Producte  unter  einander  stehen,  kann  als  Beweis  dafür  dienen,  dass  die  sie  bedingenden 
Zersetzungsvorgänge  ganz  jungen  Datums  sind.  Jedenfalls  sind  sie  weitaus  jünger,  als  die  Hornsteine  und 
Breccien,  bei  deren  Bildung  zum  Tiieile  wenigstens  schon  Meteorwässer  der  Tertiärzeit  tliätig  gewesen  sein 
dürften.  Die  oben  geschilderten  Processe  dagegen  vollziehen  sich  gewissermassen  noch  vor  unseren  Augen 
und  scheinen  gleichzeitig  durch  Agentien  begünstigt  zu  sein,  welche  intensiver  und  rascher  wirken,  als  die 
gewöhnlichen  atmosphärischen  Einflüsse.  Inwiefern  Thermalwässer  diese  Vorgänge  beschleunigen  können, 
werden  die  folgenden  Erörterungen  zeigen. 

..Die  grüne  Quarzmasse,  die  aus  dem  bei  der  Kaolinbiidung  ausgeschiedenen  Kalisilicat  hervorging, 
enthält  in  ihrer  jetzigen  Gestalt  keine  Spur  von  löslicher  Kieselsäure,  dagegen  Spuren  von  Thonerde,  Eiseii- 
oxydul und  Alkalien.  Sie  liegt,  wie  früher  beschrieben  wurde,  unmittelbar  an  der  Basis  der  Sinterwölbung, 
eine  unregelmässig  begrenzte,  verschieden  tief  in  die  zersetzten  Granite  eingreifende  Zone  bildend.  Durcli 
den  ebenen  Bruch,  die  durchscheinenden  Kanten  und  die  eingeschlossenen  Dru^enräunie  mit  weissen  oder 
blassgrünen  Krystailen  unterscheidet  sich  diese  Masse  hinlänglich  von  den  echten  Hornsteinen,  mit  welciicn 
es  die  Art  der  Entstehung  und  die  kryptokrystallinisclie  Textur  gemein  hat.  Im  Dünnschliff  erkennt  man 
neben  den  durch  Thonerde  und  Eisenoxydul  verunreinigten  Partien  eckige  Fragmente  und  Bänder  von  reinem 
lebhaft  polarisirendein  Quarz. 

,.Der  Unterscliicil  zwischen  dem  eben  geschilderten  Kaolinisirungsprocess  und  den  Eingangs  erwähnten 
Umwandlungserscheiuungen,  welche  in  den  rothen  Graniten  vor  sich  gehen,  liegt  einzig  und  allein  in  der 
Natur  der  einleitenden  Vorgänge.  In  dem  einen  Falle  begann  die  Kaolinisirung  des  Feldspathes  mit  einer 
Oxydation,  im  anderen  mit  einer  Reduction.  Obwohl  es  paradox  erscheinen  mag,  zwei  diametral  ent- 
gegengesetzte Reactionen  zur  Anbahnung  eines  und  desselben  Zersetzungsvorganges  in  Anspruch  nehmen  zu 
wollen,  so  entspricht  dies  in  unserem  ''alle  doch  thatsächlich  den  natürlichen  Verhältnissen.  Wenn  circnli- 
rendes  Wasser  mit  seinen   gewöhnlichen  aacessorischeii  Bestandtheilen,    Sulfaten,    Carbouaten   und   freier 


16  FerJi)>ai}d  v.  H o':liatettcr. 

Kohlfiiisäiire  mit  granitischen  Gesteinen,  res])ective  deren  Feldspathen,  in  Berüinung  lioninit,  so  müssen  nicht 
immer  Oxydationsprocesse  eintreten,    suiidern  es  können  ebensowohl  Rednclionserscheinungen  sich  geltend 
machen,  wobei  unter  Mitwirkung  von  organischer  Substanz  und  des  Eisens  aus  Feldspatli,  Glimmer  und  dem 
Wasser  selbst,    Schwefelkies  entstehen  kann,    während  die  freie  Kohlensäure  des  Wassers  die  Kieselsaur  ■ 
Verbindungen  aufzuschliesseu  beginnt.  Eine  scbematische  Formel  möge  diesen  Vorgang  erläutern: 

C^  _  Fe^  0,  —  2  (Na,  S  0,')  =  F  S,  —  2  (Na,  C  O3)  —  Fe  C  O3 — C  0, . 

„Bischof  hat  die  Bildung  von  Eisensulfid  auf  diesem  Wege  durch  ein  Experiment  nachgewiesen.  Da* 
Vorhandensein  freier  Kohlensäure,  eines  schon  durch  den  Reductionsprocess  selbst  gegebenen  Neben- 
productes,  scheint  die  Schwefelkiesbildung  nicht  zu  beeinträchtigen,  obwohl  Kohlensäure  zerstörend  auf  das 
Doppelsultid  einwirkt,  wie  man  durch  Versuche  im  Laboratorium  erweisen  kann.  Das  auf  solch»  Weise 
gebildete  Eisencarbonat  musste  aber  bei  genügendem  Vorrath  an  oiganischer  Substanz  sofort  wieder  redueivt 
werden,  wobei  abermals  Kohlensäure  frei  wird,  welche  unter  Umständen  den  vorigen  Process  wieder  auf- 
nehmen kann.  Wir  haben  keinen  Beweis  dafür,  dass  in  der  Natur  ein  solches  Wechselspiel  zweier  principieW 
entgegengesetzter  chemischer  Vorgänge  stattfindet,  den  Formeln  zufolge  möchte  man  die  Möglichkeit  eiue.-y 
solchen  Vorgangs  nicht  in  Abrede  stellen. 

„Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  die  Bildung  der  grünen  kaolinischeu  Producte  des  Feldspathes  und 
des  Granits  in  erster  Linie  durch  Reductionserscheinungen  veranlasst  wurde.  Der  Umstand,  dass  die  beträcht- 
lichen Mengen  Eisen  in  den  untersuciiten  Zersetzungsproben  fast  nur  als  Oxydul  erscheinen,  Eisenoxyd  aber 
nur  in  Spuren  nachgewiesen  werden  konnte,  schränkt  die  Tbätigkeit  von  Oxydationsprocessen  auf  ein  Minimum 
ein,  während  das  massenhafte  Auftreten  von  Schwefelkies  in  den  Zersetzungsprodncten  selbst  und  den 
angrenzenden  Gesteiuspartien  die  Annahme  von  derlei  Reductionsvorgängen  geradezu  fordern.  Die  genannten 
Schwefelkiese  tragen  schon  in  ihren  mineralogischen  Kennzeichen  den  Charakter  einer  Neubildung  zur  Schau, 
da  sie  fast  immer  als  feinsandige  Aggregate,  selten  als  Krystalle  von  einiger  Grösse  entwickelt  sind,  während 
zugleich  die  Art  ihres  Auftretens  in  Schnüren  und  Adern,  die  oft  wie  ein  Netzwerk  das  zersetzte  Gestein 
durchziehen,  deutlich  darnul  hinweisen,  dass  der  Schwefelkies  und  diese  Zerset/.ungsproducte  das  Resultat 
desselben  Bildungsprocesses  seien.  -. 

„Zur  Bildung  der  wirklich  bedeutenden  Schwefelkiesvoikduminisse  mussten  auch  beträchtliche  Quanti- 
täten Eisen  verbraucht  werden.  Es  ist  von  vornherein  klar,  dass  der  geringe  Eisengehalt  des  Orthoklases 
für  die  hier  gebildeten  Verbindungen  nicht  ausreicht.  Die  vorstehende  Analyse  hat  vielmehr  gezeigt,  dass 
die  kaolinisirten  Feldspatlie  einen  höheren  Percentsat/,  von  Eisenoxydul  aufweisen,  als  die  friseiien  Ortho- 
klase des  Karlsbader  Granites,  so  dass  wir  uns  sogar  entschliessen  müssen,  anzunehmen,  es  sei  von  aussen 
her,  vielleicht  durch  Einwirkung  von  kohlensaurem  Eisenoxydul,  noch  etwas  Eisen  (in  diese  Zersetzungs- 
residuen) eingeführt  worden.  Die  reichste  Quelle  für  diese  Eisenverbindungen  müssen  wir  offenl)ar  im  Biotit 
suchen.  Der  Magnesiaglimmer  verfällt  nach  dem  Feldspatli  am  raschesten  der  Einwirkung  der  Atmosphä- 
rilien, und  er  hat  wohl  auch  den  Hauptantheil  an  dem  hoben  Eisengehalt  des  Kailsbader  Granites,  der  nach 
einer  Bauschanalyse  von  Rübe  (siehe:  Roth,  Gesteinsaualysen)  auf  Eisenoxydul  berechnet  ^•34  Proc. 
beträgt.  Neben  den  meteorischen  Wässern  nehmen  aber  gewiss  auch  die  Tlieruinlwässer,  welche  auf  allen 
S|)alten  und  Klüften  des  Grundgebirges  circnliren  und  das  Gestein  in  dem  aufgeschlossenen  Terrain  förndich 
(lui-chfeuchten,  an  den  Auslaugungsprocessen  den  regsten  Antheil,  und  die  Alisätze  von  Eisenoxydliydrat  an 
den  Quellausflüssen  beweisen  genügt  für  die  Wirksamkeit  dieser  Agentien.  Berücksichtigen  wir  endli(di  den 
Umstand,  dass  auf  demselben  Wege  bedeutende  Mengen  von  Sulfaten  (^im  vorliegenden  Falle  vorwiegend 
Natriumsulfat)  in  Lösung  gel)racht  werden,  so  sind  H'  R^'i-Mii-vi..  .:vn  f'ir  eine  Schwefelkiesbildung  in  grös- 
serem Massstabe  gegeben. " 

Fassen  wir  schliesslich  das  Resultat  unserer  Unteisuchung.  uen  ,  so  ergibt  sich,  dass  zwischt  ■ 

der  steil  aufragenden,  von  zahlreichen  individualisirtei!  llomsi  durchsetzten  und  stellenweise  sei 

schwefelkiesreiclien(;ranitfclsmasse,  auf  welcher  der  Si-'''i""'''  lerseits  und  den  schwefelkiesreiche 


H  hocHsietier.   Karlsbad 


Vtriig  0    K  AciSimie  a   rtisjenscnait! 


UlSICHT  DER   DURCH  DIE  DEMOLIRUNG  DES  HAUSES  .ZUM  WEISSEN  ADLER' 
am  Marlcie  zu  Karlsbad  aufgeschlossenen  Felspariieen,  am  24^.  Januar  1878 


der   rturcli  die  Dpnuiliniiiä 
des   IIhiiscs    zum    ^veisscii    Adler" 
iilossgelejlcn    Felsiuirliccn 
am   Markte   zu    Karlsbad . 

AllfeeTl  n  iiiiHfn     jiiii     :;4     .liiini.'ir     I8~ö 

ft  ^rdinand  von  Mochstetfifz 

/    firtinif  i\'<irifliU  .kiirlstmtifi'  Oiiinil  ii Hßtiiitfitrrnmn ijmjfir Ffjrk 

I  fi  (jriijilieh  rteräiulfrtep  drfml.rrtdi  m  Kieifhäiiir  Jiissclicidiai^eu 

Ib  räüdirit  nrniJii/^rt/7'  (ira/uf 

tr  grmihrft,  reicJi  an  Srhnietrlkm . 
't  Siirirdrlstriii  (gnl'sr  .'iprtulr/s/mschilf  aiis tmitasngfm .  JmpiiU 

ifi  f)frsrliift//'/uhrhigfn  Hniidfrn 

V  (I  se/ir  fimi.'frhimtgi' .  Srhirhlf  itiu .  tragontl  JJriiXf/i  inid  Bahrrji 

?Jj  Zfllifj  tmirmiisr  ■  Irnqontihildiuig 

'Ir  hiew/rf  SpruitfUinitbamltr  wi  ('ramt 
,X    (irtimt  Horns(enihrerei€ 

■  I  u  Jm  llmnmlrn  \   ,    ..      ,  , ,       .,  .  , 

.?«  .Im  UfU"»  I  ''"■■''^'■"'''^'"""  ••"■>""' 
').  Hornstrinaanar  im  ßnuiit 
I.Jl.JH,  Jliitrtt  m  niflritm  T/itmuilnsser  rmiKirqmll 
jy  Ctuwlafyfluss  nui  Thfnnulitmser 


/.U'.lr.-xuri    .v,.uLG 


SKKlllliiimi 


Hans  r.iir  fHi/liscImi  F/ril/r 


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/"V/r/'  vi)ifii  luiiL'K  rjroltiiii.schni   Aiif-schlu.s.'i  im  <'U'lii<4r  il<r  KarUhaflcr  'VhcDiuD.  17 

(tranilfi:,  wi'k-lie  links  unter  (Kt  Sclil(.sslicri;teiTasse  zn  'J'.-ii;«-'  treten,  andererseils.  in  einer  Hrcilc  \(in  circa 
15  — 2U  Metern  eine  Gesteinszone  auftritt,  welche  sieli  als  ein  von  Ara;;onitsinterliikluni;eii  (iiireli.setztes 
sehr  hornsteinreiches  Granittrünunergestein.  stellenweise  als  eine  wahre  (iranit-Hornsteinbveccie  darstellt. 
Die  schwefelkiesreiehen  Granite  zu  beiden  Seiten  verhalten  sich  zu  dieser  Zone  wie  Salbänder  einer  mäch- 
tigen von  Granit-Hornsteinbreeeie  erfüllten  Gangspalte,  innerhalb  deren  auf  allen  Kissen  und  Fugen  des 
Gesteins  Thermalwasser  früher  circnlirt  hat  und  noch  heute  cirrulirt.  Überall  auf  allen  Klüften  und  Spalten 
innerhalb  dieser  Zone  beobachtet  man  die  Absätze  des  Thermal wassers,  sei  es  in  Form  von  Aragonitsinter, 
theihs  in  mächtigen  Schalenbildungen,  tlieils  in  dünnen  Schnüren  und  Adern,  oder  \  un  mtlicni  Eisenox.yd  und 
gelbem  Eisenoxydlndrat,  und  iil)erall  aus  allen  Spalten  und  jKlüften  dringt  noeli  jetzt  das  warme  Wasser 
selbst,  oder  wenigstens  warmer  Dampf  liervor,  sodass  diese  ganze  Gesteinszone  glei('hzeitig  eine  erhöht»' 
Teniperatiir  besitzt. 

In  dem  Trümmergestein,  welches  auf  der  Thermalzone  auftritt,  ist  stellenweise  (iranit,  stellenweise 
llornstcin  vorherrschend,  und  die  .\hson(lerung  des  Gesteins  eine  platlenförniigi'  luler  coneentrisch-sclialige, 
so  (lass  die  Sinterniassen.  welche  diese  Absondernngskliifte  ausfüllen,  fiirndiche  Sprudelsteingcwölbe  bilden. 
Abnorme  Verhältnisse  dieser  Art,  wie  die  Durchtränkung  einer  zerklüfteten  Granitniasse  mit  Thermal- 
wasser, das  neben  überschüssiger  Kohlensäure  eine  ganze  Reihe  cheiniscli  wirksamer  Stntfe  in  Lösung  erhält, 
musste  in  einem  so  leicht  zerstörbaren  Gestein,  w^e  dem  Karlsbader  Porpliyrgranit.  mannigfache  Umwandlungs- 
processe  anregen,  deren  Kesultate  nach  den  vorstehenden  Auseinandersetzungen  bestehen:  In  der  \ol]stän- 
digen  Kaolinisiriing  nicht  nur  der  Feldspatiie,  sondern  sämmtlichei-  übeilianpt  angreifbarer  Bestandtheile  des 
(xranites,  der  schliesslich  in  xollstänilig  uid^enntliehe  grünliche  Zersetznugsprodiicte  übergeführt  wiiil,  —  in 
dem  .\bsatz  eigenthümlicher  Kieselsäureausscheidungen,  wie  die  grünen  Quaczinassen  an  der  Basis  der 
Sinlerwölbung,  —  und  endlich  in  der  Hihlnng  grosser  Massen  \  on  Schwefelkies  und  Eisencarbonal,  die  uns 
auf  Klüften  und  Sprüngen  der  zersetzten  Gesteine  und  den  die  Gangspallen  ausfüllenden  Breccien  entgegen- 
treten. 

Da  si(di  aus  der  I>agerung  der  Haupt-Sprndelsteinsehalc,  im  Gebiet  des  neuen  Aufschlusses,  sowie  ans 
Hichtung  der  Hornsteiugängc  am  Stadtthurmfelsen  mit  Sicherheit  schliessen  lässt,  dass  diese  Thermalzone  der 
sich  einerseits  unter  den  Häusern  des  Schlosslierges  gegen  Nordwest  in  der  Richtung  gegen  den  Schloss- 
brnnnen,  und  andererseits  in  südöstlichei-  Richtung  gegen  das  eigentliche  Sprudelgebiet  im  Bett  der  Te])l 
fortsetzt,  so  finde  ich  dadurch  die  \m\  mir  schon  im  Jahre  1857  aufgestellte  Ansicht,  dass  in  dieser  den 
Schlossbrunnen  und  den  Sprudel  verbindenden,  \on  Nordwest  nach  Südost  \erlanfenden  Richtung,  welche 
ihre  Fortsetzung  jenseits  der  Tepl  in  der  l'ragergasse  hat,  die  grosse  (iebirgsspalte  liege,  auf  welcher  iler 
Haupterguss  des  Karlsbader  Thermalwassers  stattfindet,—  die  S  p  r  ii  d  el  -  H  a  u  p  I  s  [la  1  te  ,  —  wie  ich  jene 
Gebirgsspalte  nannte,   vollkommen  bestätigt. 

Der  neue  Aufschluss  ist  in  der  That  ein  Aufschluss  auf  der  Sprudel-ilaniitspalte  und  gewinnt  dadurch 
eine  besondere  Bedeutung. 


Denkschriften  der  uiathem. -oalurw.  CK    \  WIX.  BH. 


Rrklänin^  der  Tale  In. 


Tafel  I.       Ansicht  rlos  nach  Abtragung  des  Hauses  „zum   weissen  Adler-  am  Marktplätze  zu   Karlsbad  ^eNvoniienen  geolo- 
gischen Aufschlusses,   am  -24.  .liinner  1878. 

„     II.      Erläuterung  der  geologischen  Verhältnisse  des  neuen  Aiifschlnsses. 

„  III.       Situationsplan, 


li) 


Zl'H 


FISCII-FAINA  DES  MA(iI)Ai:ENEN-STROMES. 


D«    FRANZ  STEINÜACHNER, 

WlKKtirHRM    MnOLIKHK    DKK    K  MRKKLICHKN    AKADKMIK   ItKK   WlSSK^SCHAl-TF^N . 


OlLlt    '15    Cofefii. 


l'VOKGELEGT   IN    DKR  SITZUNG    1>KR   MATHUMA'nsC'H-NATUKWlSSENSCHAFTI.l  CHEN   CLASSE    AM   V.   MAI   1878.) 


1/ie  Fisch-Fauna  des  Magdaleiieii-Stronies  ist  bis  auf  die  neueste  Zeit  naiie/u  uiierfursclit  geblieben;  unsere 
gegenwärtigen  Kenntnisse  übei'  die  Fiseiie  dieses  inäclitigen  .Stromes  besciiränlien  sich  fast  ausschliesslich 
auf  einige  kleine  Abhandlungen,  welche  Alexander  v.  Humboldt  zum  Theile  gemeinschaftlich  mit 
A.  Va  lenci  eun  es  in  den  Jahren  1811  und  18ri;'.  in  ilcm  Im  rülimirii  Wcrki'  ..K'ecui'il  d'Ob.servatious  de  Zoo- 
logie et  dAnatüiuie  coniiiaree"  ])ublieirtc. 

Der  Werth  dieser  iehthyologischen  Abhaudluni;en  ist,  abgesehen  \  ou  den  interessanten  Mittheiluugen 
über  das  Vorkonmien  und  die  Lebensweise  einiger  Fischarteu,  leider  ein  geringer,  indem  A.  v.  Humboldt 
sich  darauf  beschränkte,  einzelne  Fische  des  M;igdaleneu-Slromes  nach  rohen  und  fehlerhaften,  au  Ort  und 
Stelle  flüchtig  hingeworfeneu  Skizzen  zu  beschreüien.  Es  ist  daher  in  der  Hegel  entweder  ganz  unmüglich, 
die  von  Humboldt  aufgestellten  Arten  zu  deuten,  oder  es  lässt  sich  nur  nach  der  Gemeinschaft  des  Fund- 
ortes erratlicn,  welche  Species  Humboldt  während  seiner  Fahrl  auf  dem  Strome  gesehen  und  untersucht 
haben  mag. 

Ich  gebe  in  den  nachfolgenden  Zeilen  ein  Verzeicliniss  jener  Abhandlungen  des  genannten  Werkes, 
welche  auf  die  Fisch-Fauna  des  Magdalenen-Stromes  Bezug  haben. 

1.  Memoire  sur  V Eremophäas  et  \' Astrohlepus.  deux  nouveaux  geures  de  l'Ordre  des  Äpodes  (Vol.  I,  p.  17  — 
20,  pl.  VI,  VII). 

A.  Valenciennes  hat  nach  einem  von  Boussi  ngault,  auf  Humboldt's  Verwendung  dem 
Pariser  Museum  eingesendeten  Exemplare  zuerst  eine  genaue  und  vollständige  Beschreibung  des  Eremo- 
philus  MutisU'^\\m\i.  in  dem  zweiten  Bande  von  Humbold t's  Werke  in  einem  Nachtragsartikel  (Nou- 
velles  Observations  sur  le  Capitau  de  Bogota,  \'ol.  II.  p.  ^41)  gegeben,  und  später  eine  zweite,  von  einer 
guten  Abbildung  begleitete  Beschreibung  in  dem  XVIII.  Bande  der  Histoire  naturelle  des  Poissous 
l^p.  öOu,   pl.  553)  veröffentlicht. 

3* 


20  Franz  Steinrlachner. 

Astrohleps  öz-zirafe/ H  n  m  b.  fehlt  gegenwärtig  noch  sännntlichen  Museen  Europa's,  und  es  beschränkt 
sich  somit  die  Kenntniss  dieser  Art  auf  die  von  A.  v.  Humboldt  gegebene  Abbildung  und  Beschreibung, 
nach  welcher  die  G&Wxm^  Astrohleps  in  die  Nähe  von  Broiites  und  Arges  N2i\.  zu  stellen  ist.  Nach 
Humboldt  kommt  Astrohleps  Grixalvii  bei  Popayan  in  einem  kleinen  Bache,  welcher  in  den  Cauca, 
den  grössten  Nebenfluss  des  Magdaleueu-Stromes ,  fällt,  häutig  vor,  und  besitzt  weder  Ventralen  noch 
eine  Fettflosse. 

2.  Memoire  sur  luie  nouvelle  Espece  de  Gymnote  de  la  riviere  de  la  Madelaine  (Vol.  I,  p.  4G — 48,  pl.  X). 

Gymnotus  aequäab/'atus  Uumh.,  auf  Tat".  X  ganz  verfehlt  gezeichnet  und  in  ähnlicher  Weise  beschrie- 
ben, ist  eine  Sternopygus-kxi,  wie  schon  Job.  Müller  und  Troschel  erkannten. 

3.  Recherches  sur   les  Poissons  fluviatiles  de  l'Amerique  equinoxiale  i)ar  M.  M.  de  Humboldt  et  Valen- 

ciennes  (Vol.  II,  p.  145-216). 

In  dieser  grossen  Abhandlung  sind  nur  wenige  Arten  aus  dem  Stromgebiete  des  Magdaleuen-Stromes 
beschrieben,  und  zwar: 
a)  Toecüia  hogotensis  Humb.,   später  von  Valenciennes  in  der  Hist.  nat.  des  Poissons  (Vol.  XVIII, 
p.  216)  als  Grundulus  hogotensis  angeführt,  ans  dem  kleinen  Flusse  bei  Santa  Fe  de  Bogota. 

Nach  Humboldt'»  mangelhafter  Beschreibung  lässt  sich  die  richtige  Stellung  dieser  Art  im  Sy.stenie 
nicht  ermitteln.  Nach  der  Abbildung  (pl.  XLV,  Fig.  1)  zu  schliessen,  ist  die  Körpergestalt  der  I'oecäia 
ho(/ofp)isis  der  mancher  Orestios-Arten  sehr  ähnlich,  bei  welchen  letzteren  aber  die  Ventralen  stets  fehlen 
und  die  Schwimmblase  ungetheilt  ist',  oder  einer  Fu».du/iis-Avt.  Da  Humboldt  die  do(di  so  stark  ent 
wickelte  Schwimmblase  von  Ster»ojji/gus  aequilnhiatu.s  und  Giimnotas  electricus  ganz  irrig  beschrieb  und 
abbildete,  so  liegt  der  Gedanke  nahe,  dass  ein  ähnlicher  Fehler  sich  vielleicht  auch  bei  der  Untersuchung 
von  Grundulus  (Poecüia)  hogotensis  eingeschlichen  haben  iuiige,  und  dass  die  Schwimmblase  letzterer 
Art  nicht  in  zwei  Hälften  abgeschnürt,  sondern  einfach  sei. 
h)   Boras  Crocodili  H  u  ni  ii.  (je  Matacavman  du  Rio  grande  de  la  Magdalena). 

Auch  diese  Art  düi-fte  so  verfehlt  gezeichnet  sein,  dass  es  kaum  möglich  sein  wird,  sie  wieder  zu 
erkennen.  Nach  Humboldt  wäre  die  Pectorale  nur  \on  einem  einzigen  Stachel  geidldet,  und  durch 
diesen  Irrthum  veranlasst,  glaubte  L.  Agassi z  in  l>oriis  Crurndili  den  Repräsentanten  einer  eigenen 
<iattung  zu  sehen,  wehdie  er  t'entrorhir  nannte  (siehe  Spix  und  Agassiz,  Selecta  genera  et  species 
l'/seiuih  Bras.  )>.  14,  Note  1). 

In  neueier  Zeit  (1865)  beschrieli  \.  üumeril  eine  Taeuiiirfi-Avt  aus  dem  Magdalenen-Strome,  7'.  Mag- 
dale/iae,  welche  S.  W.  (J arm  an  in  Cambridge  für  identisch  mit  Postinoca  HumhoUltii  Houl.  (aus  dem  Meta- 
Flusse),  Taetnura  d'  Orhiguyi  Cast.  und  Trygou  hystrix  Müll,  i^  Henle  etc.  hält  (s.  S.  W.  Garman,  Oii 
the  Pelvis  and  external  sexual  Orgnns  dl'  Selachians  etc.,  Proc.  Bost.  Soc.  of  Nat.  Hist.  Vol. XIX,  1877,  p.  210). 
l-'((stiiiac(i  Humboldtii  \\i)\\\.  mag  \  iclicicht  \(iu  l'rygon  hysirij-  M.  H.  specitisch  nicht  verschieden  sein,  ist 
jedoch  so  ungenau  besclirieben  und  obertliiclilich  abgel)ildct,  dass  icii  es  für  v(dlk(inunen  gerechtfertigt  halte, 
die  von  J.  Müller  und  Heule  vorges(ddagene  Bezeichnung  nicht  aufzugeben ,  zumal  das  üriginalexemplar 
zu  Koulin's  Abhandlung  nicht  meiir  vdrzutinden  ist.  Von  Taevivm  hystrix  aber  unterscheidet  sich  Taenium 
Mugdnteiiae  A.  Dum.  nicht  nur  in  der  Foi'in  des  K'unii)fes,  sondern  auch  in  der  (icstalt  der  Mundspalte  und 
in  der  Bcscliuppungsweise  so  bedeutend,  dass  man  dieselben  nicht  etwa  als  Localvarietäten  einer  einzigen 
.^rt  betrachten  kann. 

In  den  .lahren  1876  und  1S77  erwarb  ich  eine  bedeutende  Sunnnlung  von  mehr  als  20Ö  Fischen  aus  der 
grossen,  sceartig  ausgebreiteten  Cienega ,  welche  der  .MagdalenenStrom  mit  einem  seiner  östliidi  gelegenen 
Hau))tarme  kurz  vor  seiner  Mündung  in  das  Meer  bildet.  Diese  Sammlung  enthält  45  Arten,  von  denen  .'!() 
ausschliesslich  dem  Süsswasser  angehören,  die  übrigen  15  Arten  aber  dem  .Meere  und  der  Brackwasserregion 
eigentlnnnli(di  sind,  und  sich  daher  nur  in  Jenem  Tlieilc  der  Cienega  aufhalten,  der  zunächst  der  Meeres- 
mündung  liegt  und  zur  Flulhzeit  Meerwasser  anfniunnt.  Von  diesen  HU  .\rten  halte  ich  16  —  17  für  noch 
unlii  schrieben,   und  diese,  sowie  eiuii;c  andere,  iiislior  noidi  nicht  "(miiiu  iinIci-sMclileii  .\r'en  sollen  aust'ülirlich 


in  flieser  Aliliaiuliiin;;'  gcsciiildort  werden.  Die  Mclirzjilil  iler  einzeliioii  Arten  kdinite  ieli  in  vielen  i"Aeni|ii;iren 
untersnclien,  welelic  mit  wenigen  Ausnahmen  von  mir  als  (ieseiienl<  der  ielitliy(d()i;iseiien  Alitiiciinng  des 
k.  Ic.  /,(i()liii;iselien  iloC-iMnsenms  iilierj^elien  wnrden. 


Mul.rlasso  TELEOSTEI. 

Farn.   PEKCIDAE  Cuv. 

Gatt.  CKNTROPOMITS  Cnv.  (Lac). 

*1.    Centfoponms  nmlermialis  sp.,   l51ocli,  \'nill,,  Wnc.  {—-.  (j.  nppejKUcnldtiis  Poey). 

D.  7-8    -j^.    A.  .'5^;.   L.  lat.  (58-72  (-f-c.  30  anf  der  Cand.j.    L.  tr.  ~r~. 

Von  dieser  .Art  liefen  uns  melirere,  25—40""  lanije  Exemplare  ans  der  Cienesa  /.nnäclist  der  Dorlseliaff 
Cainian  vor. 

Die  Leibeshülle  nimmt  mit  dem  ,\lter  im  Veriiiiltnisse  zni'  Körperiiinge  nielit  bedeuteiul  ab,  nnd  ist 
e.  4  —  4*/.mal  in  der  Kiii'perliinge  oder  e.  f)  —  5^/.mal  in  der  Ttitaliänge  enthalten,  während  das  Verhältniss 
der  Augenläiige  znr  Kopflänge  äusserst  variabel  ist.  Bei  jungen  Indiviiluen  von  2.')  — .HO""  Länge  ist  der 
Augendianieter  nämlicdi  ö'/,,- (Jmal,  bei  alten  V((n4.'i""  Länge  aber  e.  7V-,i>'iil.  die  Sehnaii/.enläiige  bei  ersteren 
nahezu  .'5mal,   bei  letzteren  4ina]  in  der  Kopflänge  enthalten. 

Am  Winkel  iler  V'ordeckelleiste  liegt  in  der  Regel  nur   1   staehelartiger  Zahn,   seltener   kommen  tieren 
2  kürzere  vor,   und  nur  bei  einem  Exemplare  unserer  Sammlung  ist  der  ganze  Hand  der  N'ordeekelleiste  voll 
kommen  zahnlos. 

Die  erste  Dorsale  enthält  in  tier  l{egel  !"!,   selten  7  St.-ieheln. 

Der  2.  Analstaeliel  ist  stets  länger  als  der  ."i. ,  doch  überragt  zuweilen  letzterer  den  2.  nach  unten.  Der 
1.  Gliederstrahl  der  Anale  übertrifft  stets  den  vorangeiienden  Stachel  an  Länge. 

Die  Seitenlinie  durchbohrt  69  —  72  Schuppen  am  Kampfe  und  überdies  noch  c.  '60  auf  der  (Jaudale.  Die 
Schwinnnblase  endigt  liei  sämmtli<dieu  von  mir  untersucliten  Individuen  nach  vorne  in  2  kurze  Hörner,  welche 
sich  nach  hinten  umbiegen. 

('.  utiderima//'"  erstreckt  siidi  im  atlaiitisidien  Ocean  von  den  Küsten  Fliu'ida's  liis  Rio  Janeiro  und  im 
stillen  Ocean  von  tiem  (iolt  \on  (  alifoiiiieii  mindestens  bis  Callao. 

*2.  Cenfropomus  ensifenis  l'oey  [==>'.  affini'n  Steind.). 

,  5'/,- 7 

D.  8/-^.    k.?>/(S~-l.    L.  lat.  47  -.'')0  (bis  z.  Caud.).    !'•  I''-      J^" 

Die  Leibesliöbe  ist  bei  dieser  Art  unabhängig  von  dem  Alter  ziendich  variabel  und  i!"/.!  — 4'  .jinal ,  die 
Kopflänge  bis  zur  .Spitze  des  häutigen  Operkellappens  2*/.  — 2'/jnial  in  der  Körperläugc,  der  .\ugendiameter 
))ei  jungen  Individuen  ö'/.nial,  bei  alten  e.  7mal,  die  Selinauzenlänge  4'/j  — 4m;il.  die  Stii'uin-eite  8'/^- ü'/^mal 
in  der  Ko])flänge  enthalten. 

Das  hintere  abgestutzte  Ende  des  (Iberkiefers  fällt  bei  geschlossenem  Munde  in  verticaler  Richtung  etw.as 
vor  die  Augenraitte. 

Der  2.  äusserst  kräftige  und  schwacli  gebogene  .\nalstachel  ist  stets  bedeutend  länger  als  der  ;). ,  reicht 
liei  jungen    Individuen  zurückgelegt  nnt  seiner  äussersten  .Spitze  in   verticaler  Ricditung  in   der  Regel   noch 

I    Alle   mit   i'iiieiii  Sterne   lie/eicliiieteii  Alten   y'elK'iieii   iler  Hr.U'tiWusserri'Hleii   di'i'  ('ieiief^il   :iu. 


22  rraiiz   Stoinihn-inioi'. 

iiliPi'  (li(^  Basis  der  Oaudalstrahlcii  iiiiiaiis,  bei  alten  Kxein|ilarpii  ;ieiiaii  liis  zu  dieser.    Bei  jiiujueii  Kxem|ilareii 
Ubertritit  die  liäiige  dieses  .Staeliels  eiu  wenij;-  tue  grosste  liiinipfhöhe.   bei  .alten  steht  sie  letzterer  etwas  nach. 
Seitenlinie  oline  schwarzen  Längsstrich. 

'3.   Ceutraponiits  pedimacula  Poey  (=  C  Cuvieri  Boe.,  Vaill.). 


n.  8/^.    A.  :-5/7  — 8.    L.  lat.  49—50  (bis  z.  Oand-V    L.  tr. 


9—10 


14  —  15 

Die  Körpergestalt  ist  stark  coniprimirt,  der  '2.  Analstaeliel  sehr  lang,  nicht  g<'kri'nnnil  und  stets  etwas 
kurzer  als  der  \iel  schlankere  3.  Stachel. 

Die  Kopflänge  ist  2*/.  — 2-7gniMl.  die  Kunipt'höhe  nahezu  4nial  in  der  Ivörperlänge,  der  Augeiniiaineter 
c.  önial,  die  Schnaiizenlänge  4— H^/ginai  in  der  Kopflänge  enthalten. 

Der  Kopf  spitzt  sieh  naeh  vorne  stark  zu.  der  Interkiefer  überragt  stets  bedeutend  den  Zwischeiikiefer; 
die  obere  Kopflänge  ist  coneav. 

Zwei  kurze  Stacheln  liegen  am  Winkel  dei'  Vordeckelleiste.  Der  untere  schwach  gebogene  Rand  des 
Vordeckels  trägt  gröbere  (stumpfe)  Zähne  als  der  fast  vertical  gestellte,  schwach  concave  hintere  Uand.  Von 
den  beiden  grossen  Stacheln  am  Winkel  des  Vordeckels  ist  der  obere  der  längere,  (i  8  Zähne  in  der  hin- 
teren Hälfte  des  unteren  Randes  am  ersten  vordersten  Augenrandknochen. 

Das  hintere  Ende  des  Oberkiefers  fällt  ni(dit  weit  hinter  den  vorderen  Angenrand  zurück.  Bei  jüngeren 
Individuen  reicht  die  Spitze  der  beiden  letzten  Analstacheln  noch  beträchtlich  über  den  Beginn  der  Schwanz- 
flosse zurück,  bei  alten  Exemplaren  kaiim  bis  zu  dieser;  bei  ersteren  ist  der  2.  Aüalstachel  eben  so  lang  wie 
der  Abstand  der  Kinnspitze  von  dem  hinteren  Knde  des  Kiemendeckels,  bei  letzteren  kaum  länger  als  der 
Kopf  zwischen  dem  hinteren  Rande  des  Vordeckels  und  der  Spitze  des  Unteikiefers. 

Auch  die  Höhe  iles  dritten  Dorsalstaehels  variirt  im  Verhältnisse  zur  Kopflänge  unabhängig  von  dem 
Alter,  und  ist  bei  einem  Exemplare  von  o2'"'  Länge  P/.mal,  bei  einem  zweiten  von  28'°'  Länge  mehr  als  1*/,— 
(fast)  2mal ,  und  bei  einem  dritten  von  c.  19""  Länge  P/gmal  in  der  Kopflänge  enthalten. 

Der  schwärzliehe  Fleck  zunächst  dem  hinteren  Ende  der  Ventrale  wird  durch  dicht  aneinander  gehäufte 
Pünktchen  gebildet  und  tritt  hauptsächlich  bei  jungen  Individuen  selir  scharf  abgegrenzt  hervor,  da  bei 
diesen  der  grössere  vordere  Theil  der  Flosse  eine  röthliehgelbe  Grundfarbe  zeigt.  Bei  alten  Individuen  nimmt 
häufig  die  Ventrale  eine  schmutzige  dunkel  gelblichbraune  oder  gelblichgraue  Färbung  an  und  es  treten  dann 
die  nur  wenig  dunkleren  Pünktchen  am  P^nde  der  Flossen  nicht  mehr  so  deutlich  hervor. 

Die  Seitenlinie  durchbohrt  bis  zum  Beginn  der  mittleren  Caudalstrahlen  49  — 5(>  Schuppen,  zieht  sieh 
aber  bis  zum  hinteren  Ende  der  Flosse  noch  über  mehr  als  26  Schuppen  hin. 

Die  Caudale,  Anale,  2.  Dorsale  und  die  Unterseite  der  Ventralen  ist  bei  frischen,  wohlerhaltenen  Indi- 
viduen vollkommen  überschuppt,  doch  fallen  diese  Schuppen  bei  länger  in  Weingeist  aufbewahrten  Exem- 
plaren, insbesondere  auf  der  2.  Dorsale,  der  Anale  und  Ventrale,   häufig  gänzlich  ab. 

Das  Wiener  Museum  besitzt  Exemplare  dieser  Art  von  C'uba,  Panama,  Chiapani,  von  der  Mündung  des 
Magdaleuen-Stromes.   Pernainbuco  und  Rio  Janeiro. 

Kam.   SCIAKMDAE   Cuv. 

Gatt.  SCIAENA  Cuv.  ^=  Pseudosciaena  Blkr.). 

4.  Hciaeua  Maffdalenoe  n.  sp.  (an  Sc  fiurinmnfiisia  Blkr.  adnlt.?). 

('bar.:  Kör|)ergestalt  verlängert.  Vorderrücken  insbesondere  i)ei  alten  Indixiduen  stark  gebogen,  convex. 
Leil)eshöhe  liei  jüngeren  Individuen  e.  3'/^ — 'd'^/.msX,  bei  alten  c.  3mal.  Koi)flänge  3'  .  — 3',.,iiial  in  der 
Köri)erläuge.  Augendiameter  ö'/g — ö'V-inal  hei  jungen,  ü»/^~7mal  bei  alten  Exemplaren,  Sehnauzen- 
läuge  unbedeutend  mehr  als  4— 4'/2mal,  Stirnbreite  ö'/ä  — t)*/.,»'»',  Länge  der  Mundspalte  c.  -h^— 
mehr  als  2'/^mal    in   der  Kopflänge   enthalten.    Mundspalte   lang,    eudständig,   nach  vorne    ansteigend. 


Zur  Ft.sch-  i'iiiiiiu  rlea  M(/gduIe)ie)i-S//iniiis.  23 

(';iM(l;ile  rliomliciit'iinuii;'.  41) — äO  i>Tosst'  Sr-Iui)i|ieii  von  der  Seitenlinie  (iiiiclilKiln  I  und  vmi  kleinen 
Scliii|iiien  \(iilst;inili^-  überdeckt;  e.  10.")  Selinpiien  in  einer  Liinf;srei he  /.uniielist  iilier  der  Seitenlinie: 
eine  selMn.-iie  SoliLi])]icnliindc  län.ns  der  Hiisis  des  g'iiederstraidiiien  'l'lieiles  der  I)oi-s;dc  und  liinfi,'s  der 
g;in/.en  Anale.  Zweiter  An;ilst:icliel  ;intt'aih'nd  st;irk.  breit  iiinl  sfibeltiirnii^-  gelio.u'cn.  In  de)'  Üe^ei  ein 
^icinvinzer  Fleek  an  der  rectdraiaidisel.    I'seudobranchien  vorlianden. 

lt.  lO/^j^g...    A.  i'/ti.    1'.  17.    S(|.  I.  Int.  49-50  (liis  /.nni  Hej;inn  d.  Cand.i, 

B  es  eil  re  ibn  ng. 

Vor  dem  Beginne  der  zweiten  Dorsale  nimmt  der  Riinipi  sehr  rasch  an  Höhe  ab,  so  dass  die  geringste 
Leibeshöhe  am  .Schwanzstiel  nnmiitelbar  hinter  dem  Ende  der  Rückenflosse  bei  F-xeniplaren  von  28""  Total- 
länge c.  31/jnial,  bei  grossen  Indi\idnen  von  53"°  Länge  4mal  in  der  grössten  Rnmpfhölie  enthalten  ist. 

Die  obere  Kopflinie  erhebt  sich  steiler  znni  Hinterhaupte  als  die  kurze  Nackenlinie  bis  znin  Beginne  der 
Dorsale,  und  ist  au  der  Schnauze  und  am  llinterhanpte  gewiill)t,  zwischen  beiden  aber,  insbesondere  hei 
alten  Individuen,  concav. 

Die  .Schnauze  ist  vorne  abgestumptt  und  überragt  nicht  mit  ihrem  vfirtleren  ,  ziendich  Indien  Aldalle  die 
gleich  weit  nach  vorne  reichenden  Kiefer.  Em  wenig  hinter  und  unter  der  Kiemenspitze  liegt  eine  seichte 
Grube,  in  deren  Grund  2  kleine  Poren  münden. 

Im  Zwischenkiefer  sind  die  Zähne  der  Aussenreihe,  im  Unterkiefer  die  der  Innenreihe  verhältnissmässig 
bedeutend  länger  und  stärker  als  die  übrigen  sehr  kleinen  Spitzzähnc,  mit  der  Sjdtze  hakenförmig  nach  innen 
gebogen  und  durch  kleine  Zwischenräume  vdii  einander  getrennt. 

Das  hintere  Ende  des  Oberkiefers  fällt  bei  geschlossenem  Munde  in  verticaler  Richtung  beiläufig  um 
einen  halben  Augendiameter  hinter  das  Auge,  und  die  Länge  desselben  erreicht  nicht  ganz  die  Hälfte  der 
Kopflänge.  Die  Lippen  uml  der  Oberkiefer,  sowie  der  Zwischendeckel  sind  schuppenlos,  die  Wangengegend 
aber  ist  vtdlständig  unregelmässig  beschuppt  und  grubig. 

Das  Auge  ist  etwas  schief  gestellt  und  oval.  Der  längere  Augendiameter  steht  der  Schnauze  stets  ein 
wenig  an  Länge  nach,  während  die  Stirnbreile  bei  jungen  Individuen  etwas  geringer,  bei  alten  aber  ein 
wenig  grösser  als  eine  Augenlänge  ist.  Die  Stirn  i.st  querüber  massig  gewölbt  und  wie  die  Schnauze  ganz 
überschnppt. 

Der  hintere  lange  Rand  des  Vordeckels  ist  schief  gestellt,  nach  hinten  und  unten  geneigt,  und  nur  sehr 
schwacli  gebogen;  der  hintere  Winkel  desselben  ist  gerundet  und  der  untere  kürzere  Rand  stärker  gebogen 
als  der  hintere.  Die  Randleiste  des  Vordeckels  läuft  nicht  vollkommen  parallel  zu  den  Ireien  Bändern  des- 
selben Knochens;  der  Raum  zwischen  beiden  ist  grubig  und  wie  die  Wangen  vollständig  beschuppt.  Die  äus- 
serst zarten  Zähnchen  an  den  Rändern  des  Vordeckels  verschwinden  im  höheren  Alter  spurlos. 

Der  Kiemendeckel  endigt  in  zwei  zarte  kurze  Spitzen,  die  durch  eine  seichte  Einbuchtung  von  einander 
getrennt  sind;  die  untere  Spitze  reicht  etwas  weiter  nach  hinten  zurück,  als  die  obere.  Das  obere  (hintere) 
häutige  Endstück  des  Unterdeckels  überra.gt  nicht  unbeträchtlich  das  äusserste  hintere  Ende  des  Kienien- 

deckels. 

Der  bogenförmig  gerundete  freie  Rand  der  Suprascapula  trägt  zarte  Zähnchen. 

Die  Dorsalstacheln  sind  zart,  schlank:  der  erste  derselben  ist  sehr  kurz,  der  i5.  oder  4.  höchste  Stachel 
c.  2*^.^mal  in  der  Kopflänge  enthalten,   und  der  letzte  (lU.)  nicht  ganz  so  lang  wie  das  Auge. 

Eine  tiefe  Einbuiditung  trennt  die  stachelige  Dorsale  von  dem  viel  längeren  gliederstrahligen  Theile. 
dessen  erster  einziger  Stachel  c.  V,^mii\  so  hoch  wie  der  letzte  Stachel  der  1.  Dorsale  ist  und  mit  diesem 
durch  die  Flossenhant  in  Verbindung  steht.  Der  2.  oder  iJ.  höchste  Gliederstrahl  der  2.  Dorsale  erreicht 
c.  Vj  bis  fast  nur  V.,  der  Kopflänge  und  der  letzte  Strahl  l'/s-l'j  Augenlängen. 

Die  Länge  der  Pectorale  sieht  der  Kopflänge  nach,  und  zwar  bei  jungen  Individuen  c.  um  l\/..  —  l',\,  bei 
alten  um  c.  1-  „  .\ugenlängen.   Die  Spitze  der  Brusttiossen  überragt  ein  wenig  die  der  Ventralen. 


21  Fr  an  2  Steind  acli  iitr. 

Die  Länge  der  Baiichflossen  ist  bei  jitugereii  Individuen  I'  j— 1*  a\\s\\.  bei  alten  1-'  ^nia!  in  der  Ku|iiiängc 
enthalten,  und  die  Spitze  derselben  reicht  uielit  bis  zur  Analgrube  zurück;  bei  alten  Individuen  beträgt  die 
Entfernung  zwischen  beiden  mehr  als  '2  Augeniängen,  bei  jungen  c.  V.-,— V3  ^^"^^^  Augendiaiueters. 

Der  zweite  stark  CDinpriniirte  Aualstachel  ist  durch  seine  Länge  und  Stärke  insbesondere  ausgezeichnet, 
doch  stets  mehr  oder  minder  bedeutend  kürzer  als  der  folgende  Gliederstrahl.  Bei  jungen  Individuen  ist  die 
Länge  des  2.  Analstacliels  l^mal,  bei  alten  etwas  mehr  als  2nial  in  der  Kopflänge  enthalten:  seine  Breite 
gleicht  bei  ersteren.*  .,  bei  letzteren  der  Hälfte  einei'  Augenlänge.  Bei  alten  Individuen  nimmt  somit  der 
2.  Analstachel  nicht  unbedeutend  an  Stärke  zu,  nicht  aber  auch  in  gleichem  Verhältnisse  an  Länge.  Die 
Taudale  ist  rbombenförmig,  bei  jungen  Individuen  nach  hinten  viel  stärker  zugespitzt  und  verlängert,  als  bei 
alten;  bei  ersteren  erreicht  die  Caudallänge  nahezu  eine  Kopflänge  oder  ■  ,,  der  Körperlänge,  bei  letzteren 
ist  sie  1' ,3— P  -mal  in  der  Kopflänge  oder  4'  ^—■i:^/^ma\  in  der  Körperlänge  enthalten. 

Die  Seitenlinie  senkt  sich  in  der  vorderen  etwas  kiirzcien  Kunipfhälfte  unter  schwacher  Bogenkrümmung 
allmälig  nach  hinten,  läuft  dann  in  der  hinteren  Rumpfhälfte  vollkonnnen  horizontal  fast  längs  der  Mitte  der 
Körperhöhe  hin  und  zieht  sich  auf  der  ('audale  bis  zur  äussersten  Spitze  des  mittleren  längsten  Strahles 
fort.  Die  längs  der  Seitenlinie  gelegenen  Schuppen  sind  viel  grösser  als  die  übrigen ;  der  Seitencanal  durch- 
bohrt daiier  am  Rumpfe  nur  4"J  — 50  Schuppen,  während  unmittelbar  über  der  Seitenlinie  c.  103  Schuppen  in 
einer  l^ängsreihe  liegen.  Auf  der  Candale  selbst  mündet  die  Seitenlinie  zwischen  den  zwei  längsten  mittleren 
Caudalstrahleu  in  mehr  als  40  Schuppen. 

Die  '2.  Dorsale  und  die  Anale  sind  nur  an  und  zunächst  der  Basis  mit  kleinen  Schuppen  bedeckt,  wäh- 
rend die  Caudale  bis  zum  hinteren  Strahlenrande  vollständig  überschuppt  ist;  doch  fallen  die  Schui»pen  gegen 
die  Spitze  der  Caudalsirahlen  zu  bei  Weingeistexeuiplaren  leicht  ab. 

Sämmtliche  Schuppen  sind  an  der  Aussenfiäche  zart  der  Länge  nach  gestreift  und  am  freien  Bande  dicht, 
fein  gezähnt.  Die  grossen,  von  der  Seitenlinie  durchbohrten  Kumpfschuppcn  sind  so  vollständig  von  kleinen 
Schuppen  überdeckt,  dass  man  die  Zahl  der  ersteren  erst  nach  Hinvvegnahme  der  letzteren  genau  ermitteln 
kann.  Auf  dem  abgebildeten  Exemplare  wurden  die  kleineren  Scluijipen  zunächst  dem  hinteren  Bandt^  der 
grossen  Schuppen  der  Seitenlinie  abgelöst  (bei  frischen,  wohl  erhaltenen  Exemplaren  sind  die  Schuppen  der 
Seitenlinie  äusserlich  in  ihren  Uun'issen  nicht  sichtbar). 

Die  übrigen  Körpcrschuppen  sind  grösstenthcils  nur  an  der  Basis  des  freiliegenden  Feldes  mit  kleinen 
Schüppchen  belegt. 

Auf  (irund  dieser  Dojipelbeschuppung  glaubte  ich  früher  Sciue/m  s<iuumosissima  Heck.  (=  Johniits 
amu::oiucus  V  ilf^t.  =  tSciaoia  aina~onica  Gthr.,  Pet.  =  t/o/(«.  crouvina  Gast.  =  <S'c.  crouvina  Gthr. )  und 
^ciaena  aui-ata  Gast.,  (Uhr.  generiscii  von  den  übrigen  6W«e««- Arten  trennen  zu  müssen  und  schlug  für  die- 
selben den  Gattungsnamen  Diplvlepis  vor.' 

Der  Rumpf  l)is  zur  Seitenlinie  herab  ist  silbergrau  mit  bläulichem  Metallschimmer,  die  untere  Korper- 
hälfte  silberweiss  oder  gell)lich;  die  grössere  (d)ere  Hälfte  der  2.  Dorsale  und  die  ganze  Gaudale  sind  dicht 
mit  dunkelgrauen  Funkten  übersäet*;  auf  der  I.  Dorsale  liegen  die  dunklen  Punkte  zunächst  dem  oberen 
gerundeten  Rande  der  Flosse  am  dichtesten.  Die  Anale,  Ventrale  und  Pectorale  sind  gelblich.  Ein  stark  ver- 
schwommener, grosser,  dunkelgrauer  Fleck  liegt  am  Kiemendeckel.  Der  Fleck  an  der  Pectoralachsel  und  an 
der  \'orderseite  der  Flossenhasis  ist,  wenn  vorhanden,  scharf  abgegrenzt  und  fast  schwärzlich. 

Die  schief  gestellte  lange  Scliwimmblase  reicht  von  der  Gegend  des  oberen  Endes  der  Kiemenspalte  bis 
Basisgegend  des  L  Analstaehels;  sie  ist  vorne  breit  abgestumpft  und  spitzt  sich  nach  hinten  nach  Art  eines 
Hornes  zu. 


I  Stoi  iidauhiiur,  Hoitriigc  /,m-  K(:iiiiliiiss  dur  .Sciaeuoick'u  Brasilicus  utc,  .Sit/,iiiig.slHT.  d.  kais.  Aitad.  d.  VVisscnscIi. 
Hd.  XI, VIII,  Jahrg.  1863. 

■-'  \'ii'lUMcht  rcidini  \w\  Iriscluui  liidi\idiii'ii  die  .Schuppi'n  auf  der  2.  Dorsale  vuu  der  Basis  bis  ziiiii  Beginne  des  dunkel 
imnktiitt'n   l'heiles  der  Klosse, 


Zar  Fisch- Faima  des  Magdalenen-^dovics.  25 

Zunäclist  VL'iwiiiult  mit  Sciaeiat  Magdalenae  ist  ISciaeua  aurata  Gast,  ans  (icni  Ania/.onenstntnic  und  ins- 
besondere 8c.  (l'seudosciaena)  surinamensis  Blkr.  (Arch.  neerl.  des  Sciene.  exact.  et  natur.  T.  VIII,  p.  458) 
ans  Surinam.  Vielleicht  fällt  Sc.  Magdalenae  mit  S.  surinamensis  zusammen. 

Totallänjie  der  beschriebenen  Exemplare  27—54™. 

Gatt.   CORVINA  Cuv.  (=  Johnius  Bl.,  Blkr.). 
*5.  CorHna  (Homopi'ioitJ  avutlrostrls  Steind. 

Ich  beschrieb  diese  Art  in  dem  3.  Hefte  der  ichthyologischen  Beiträge  (Sitzungsber.  d.  k.  Akad.  d.  Wiss. 
Bd.  LXXII,  Abth.  I,  Juni-Heft,  1875,  p.  28  d.  Separntabdr.  Taf.  IV)  nach  Exemplaren  aus  der  Bucht  von 
Panama.  Das  im  Magdalenen-Strome  bei  der  Durfschaft  Caiman  gefangene  Individuum  ist  etwas  mehr  als 
16""  lang  und  zeigt  eine  etwas  stärker  gerundete  und  ein  wenig  kürzere  Schnauze,  sowie  ein  uid)edeutend 
kleineres  Ange  als  die  Exemplare  von  Panama;  die  Schnauzeulänge  ist  nändich  nicht  genau  oder  naliezu 
4mal,  sondern  c.  4'/2nial,  der  Augendiameter  c.  4'/jmal  in  der  Kopflänge  enthalten.  2—3  grössere  stacbel- 
artige  Zähne  liegen  am  Winkel  des  Vordeckels.  Der  2.  Analstacliel  ist  etwas  mehr  als  lVV":il  i»  'l^-r  Kopf- 
länge enthalten,  oder  unbedeutend  länger  als  der  Kopf  mit  Ausschluss  der  Schnauze. 

Der  Seitencanal  erstreckt  sich  bis  zum  hinteren  Rande  der  Caudale  und  durchbohrt  c.  5U— 52  Schuppen 
am  Rumpfe  und  c.  44  —  45  auf  der  Schwanzflosse.  7 — 8  Schuppen  liegen  zwischen  der  Seitenlinie  und  dem 
1.  kurzen  Dorsalstachel. 

Sämmtiiche  Körperschuppcn  sind  am  freien  Rande  diciit  gezähnt,  nur  die  Schuppen  auf  den  Wangen 
sind  glattrandig. 

D.  10/5^.    A.  2/8.    V.  1/5.    P.  18.    L.  \.  50-52  (bis  z.  Oaud.).    L.  tr.  ^r~. 

lü— 12 

Farn.  TRICHIUIUDAE    Gthr. 

Gatt.  TRICHIURUS  Lin. 

*().    TrlchinruH  leptin'iiti  Lin. 

Bei  einem  Exemplare  von  137-5""  Länge  ist  die  Kopflänge  fast  7nial,  die  Leibeshöhe  nahezu  l^'^^nial  in 
der  Totallänge,  der  Augendiameter  ö'/^raal  in  der  Kopflänge  oder  ein  wenig  mein-  als  2mal  in  der  Schnauzen- 
länge, die  Stirnbreite  c.  7'/jmal  in  der  Kopflänge  enthalten. 

FaiB.   GEKKIDAE   Gthr. 
Gatt.  GERRES  Cuv.,  Gthr.  (=  Diapterus  Ranz.,  Blkr.). 
*7.  Get'ves  Plumierl  C,  V. 
Mehrere  Exemplare  aus  der  Mündung  des  Stromes,  bei  der  Dorfschaft  Caiman,  im  Brackwasser. 

*8.   Gerres  zebra  Müll.,  Trosch. 

Mit  dieser  Art  fällt  Gei-res  sijuamiiiinnis  Gthr.  zusammen;  bei  den  im  britischen  Museum  aufbewahrten 
entfärbten  Exemplaren  zeigen  sicii  noch  deutliche  Spuren  der  dunklen  verticalen  Rumpfbinden,  die  übrigens 
auch  bei  frischen  Individuen  nicht  scharf  abgegrenzt  sind,  und  im  höheren  Alter  vollständig  verschwinden. 

*9.  Gerres  rhombeux  C,  V. 

Bei  dem  einzigen,  aus  dem  Magdalenen-Strome  zunächst  der  Mündung  stammenden  Exemplare  unserer 
Sammlung  ist  die  Körperhöhe  ein  wenig  geringer  als  bei  den  übrigen  zahlreichen  Exemplaren,  welche  das 
Wiener  Museum  \ün  der  Ost-  und  Westküste  Central-Amerika's  besitzt.  Die  Körperhöhe  ist  nämlich  2'/5mal 
in  der  Körperlänge  enthalten  ;  die  Nackenlinie  zeigt  eine  stärkere  Bogenkrümmung  und  steigt  zugleich 
rascher  an,  als  bei  gleich  grossen  Exemplaren  von  anderen  Fundorten. 

Deuktorhriftcii  der  mftthem.-naturw.  CI.    XXXIX.  Bd.  4 


26  Franr:  bt i  indaclnier. 

Fam.    MUC  ILJ  J)AE    Ml  kr. 

Gatt.  MIGIL  Artcdi. 
*10.  3L(iyil  hra.sillen.sis  Ai;asy. 

Sehr  gcnieiii  im  Ürackvva.sser  an  der  Mündniiy  des  Magdaleiien-Stioiiies. 

*11.  lIiKjil  inciliti  Gthr. 

Syii.    Miigil  incilis  Il;iiic'.. 

„       Uilutherl  Stcind.,  kliüiyol.  Notizen  (Sit/.ungsl».  d.  kais.  Akml.  d.  Wiss.  Bd.  XLIX,   ^'(■lll■.  l,S64i  nee  Gilt. 
„       imulis  (Jtln-.,  Fisii.  ot'  llic  States  of  C'entr.  Aineric:i,  Transact.  of  the  Zoiilog.  Soc.  oi'  London,    IS69,   Vol.  VI, 
p.  413. 

Obwohl  ieh  diese  Art  ziier.st  und  zwar  im  Februar  des  Jahres  1864  1.  c.  beschrieben  habe,  su  ist 
doch  der  von  mir  v(irj;cschlai;i'ne  Arlnainc  zn  beseitigen,  da  Prof.  Gili  einige  Monate  Iriiher  eine  amiere 
ilu<jä-\rt  gieiclifalls  Mu.tjil  UUntheri  benannte  (^sieiie  Proc.  of  the  Aead.  of  Philadelpiiia,  Jahrg.  IH(3o, 
p.  169). 

Ob  die  von  nur  als  Mwji'l  Giintkert  oder  von  Dr.  G  ü  n  t  ii  er  als  Mufjil  incilis  beschriebene  Art  mit  Ma<jil 
incilis  Haue.  (London  Qunterly  Journal,  Jan.  to  June,  1830,  ]>.  12i()  identisch  sei  oder  nicht,  wird  sicii  nach 
Dr.  Hancock's  Abhandlung  über  die  „Mullets  of  Gniana  etc."  kaum  mit  Sicherheit  ermitteln  lassen,  da  der 
Verfasser  für  Mwjil  incilis  keine  anderen  Merkmale  angibt,  als  dass  diese  Art  kleinere  Schuppen  besitzt,  als 
der  sogenannte  Queriman  (Mugil  liza)  und  12  Strahlen  in  der  Anale. 

Mugil  incilis  Gthr.  ist  an  der  Westküste  Amerika's  ebenso  häufig  und  nicht  minder  weit  verbreitet,  als 
Mugil  hrasiliensis  Agass.  und  Mugil  liza  C,  V.  und  kommt  auch  an  der  Ostküste  von  Central-,4merika  (bei 
f'hiapam)  vor.  Wie  letztere  Arten,  steigt  M.  incilis  in  die  Ströme  ziemlich  weit  hinauf;  wir  untersuchten 
Exemjdare  aus  dem  Magdalenen-Strome,  von  St.  Domingo,  Denierara,  Maranhäo,  ferner  von  Parä,  Cameta, 
Porto  do  Moz  (Amazonen  Strom),  endlich  Bahia,  San  Matheos  und  von  Chiapam. 

Die  Zahl  der  Schuppen  zwischen  dem  oberen  Ende  der  Kienienspalte  und  der  Basis  der  Caudale 
scliwankt  bei  dieser  Art  viel  bedeutender  als  bei  den  meisten  übrigen  Arten  der  Gattung  il/wr/*'/.  Bei  der  Mehr- 
zahl der  von  mir  untersuchten  Exemplare  liegen  daselbst  46  —  48,  nur  selten  41  —  44  Schuppen.  Die  Anale, 
Caudale,  die  2.  Dorsale,  die  Unterseite  der  Ventrale  und  die  Aussenseite  der  Pectorale  sind  vollständig 
beschuppt.  Während  bei  jungen  Individuen  die  beiden  Unterkieferäste  an  der  Symph^^se  unter  einem  spitzen 
Winkel  zusammentretfen,  bilden  sie  bei  älteren  Individuen  von  26—29"°  Länge  häufig  einen  stumpfen  Winkel, 
der  sich  jedoch  einem  rechten  stark  nähert. 

Bei  jungen  Individuen  von  14—18'"  Länge  ist  die  Leibeshöhe  der  Kopflänge  gleich  und  genau  oder  nur 
unbedeutend  mehr  als  4mal,  bei  alten  dagegen  43/^— 4mal  nnd  die  Kopflänge  4 — 4y5mal  in  der  Körperlänge 
enthalten.    14'/2— 15  Schuppen  liegen  zwischen  der  Bauch-  und  Rückenliiiie  in  der  grössten  Ruinpfhöhe. 

*12.  Mugil  li»a  C  V. 

Von  dieser  Art  finden  sich  in  den  Museen  von  Wien  und  ('ambridge  (Mass.)  Exemplare  aus  dem  Magda- 
lenen-Strome, von  Carthagena,  Cannavicrias,  Victoria,  Rio  Janeiro,  Rio  grande  do  Sul,  Maldonado,  Monte- 
video und  von  Puerto  San  Antonio  (Patagonien)  vor,  während  an  der  Ostküste  Südamerika's  Mugil  Rnmmels- 
hergii  Tuch,  von  Süd-Californien  bis  Chile  an  die  Stelle  des  Mugil  liza  tritt. 

Ich  halte  es  für  sehr  wahrscheinlich,  dass  die  von  Prof.  Gill  unter  dem  Namen  Mugil  Gä?itkeri  hescbrlc- 
benc  Art  mit  M.  Bammelsbet-gii T seh. ,  nicht  aber  mit  M.  brasilie7isis  Ag.,  wie  Günther  vermuthet,  iden- 
tisch sei,  da  bei  M.  liammelshergii  die  2.  Dorsale  und  die  Anale  schuppenlos  sind  und  nicht  selten,  insbe- 
sondere bei  jüngeren  Individuen  nur  .■58  —  29  Scliiippen  in  einer  Längsreihe  am  Rumpfe  liegen. 


Zur  Fisch- l-'(t,ima  de.s  Magdaleneu-l^trnriies.  ^7 

Fain.    GH  KOMI  DES   Joh.  Müll. 

Gatt.  ACARA  Heck. 

13.   Acara  coeruleo-pmictata  Kn.,  Steine!.,  var.  Idtifroits, 

f'liar. :  Zwei  oder  ilrei  Sclmppenreihen  auf  den  Wangen.  Schnauze  seiir  kurz,  rascli  ahfallend;  Stirne  anffal- 
l.nd  breit;  Auge  ziendicli  gross.  Olivengrün,  ein  scliwarzbrauner  Sireif  vom  liinteren  Tlieiie  des  unteren 
Augenrandes  zum  Winkel  des  Vordeckels  ziehend.  Ein  schwarzer  Fleck  am  Rumpfe,  fast  in  der  Längen- 
mitte desselben  und  zugleich  unter  dem  vorderen  (oberen)  Aste  der  Seitenlinie  gelegen;  dunklere  Quer- 
l)inden  am  Rumpfe  zahlreich,  verschwommen.  Ein  schwärzlicher  Längsstrich  oder  Querfleck  an  der  Basis 
der  einzelnen  Rumpfscliu])pen.  2—272  Schuppenreihen  zwischen  der  Basis  des  L  Üorsalstachels  und 
dem  Beginne  der  Seitenlinie.  14—15  Schuppen  am  oberen  vorderen,  8—9  am  hinteren  unteren  Aste  der 
Seitenlinie.    Dorsale  mit  14,  Anale  mit  3  Stacheln. 

lt.  14/9.    A.  ?> .  8.    L.  lat.  2;'»  (zwischen  der  Kiemenspalte  und  der  Basis  der  mittleren  Caudalstrahlcu  in  einer 

horizontalen  Reihe).    L.  tr.  lU — 1"'/2- 
Beschreibung. 

Die  Körpergestalt  dieser  Abart  ist  hoch,  gegen  den  Schwanz  zu  stark  comprimirt.  Die  grösste  Leibes- 
höhe i.st  bei  einem  Exemplare  von  7'/j'"  Länge  (mit  Einschlu.ss  der  Caudale)  etwas  mehr  als  2nial  (2'/gmaI), 
die  Kopflänge  etwas  mehr  als  'l\^n\a.\  in  der  Körperläuge  (d.  i.  Totallänge  mit  Ausschluss  der  Caudale), 
der  Augendiameter  omal,  die  Stirnbreite  273nial,  die  grösste  Kopf  breite  c.  \'y.^m&\,  die  Schnauzenhöhe  (vom 
vorderen  Augenwinkel  zur  Mitte  des  Zwischenkiefers)  Ö^^nial  in  der  Kopflänge  enthalten.  Bei  noch  kleineren 
Individuen  aber  ist  die  Stirnbreite  der  Augenlänge  gleich  oder  unbedeutend  geringer  als  letztere,  und  die 
Sehnauzenhöhe  4mal  in  der  Kopflänge  enthalten.  Die  obere  Kopflinie  erhebt  sich  sehr  rasch  vom  vorderen 
Kopleude  nach  oben  und  ist  .stärker  gekrümmt  als  die  Rückenlinie. 

Die  Mundspalte  ist  liurz,  die  Mundwinkel  fallen  in  verticalcr  Richtung  unter  den  vorderen  Augenrand. 
Die  Stirne  zeichnet  sich  durch  ilire  bedeutende  Breite  aus,  und  ist  querüber  vollkommen  flach  und  in  der  vor- 
deren Hälfte  (wie  die  ganze  Schnauze)  scliuppenlos.  Die  Schnauze  fällt  steil  nach  unten  ab  und  ist  daher 
verhältnissmässig  kürzer  als  bei  den  aus  Panama  stammenden  typischen  E.Kcmplaren  von  A.  coeruleo-punc- 
tata.  Bei  letzteren  bildet  die  vorgezogene  Schnauze  mit  dem  unteren  Rande  des  Unterkiefers  einen  spitzen, 
bei  den  Exemplaren  aus  der  Cieuega  des  Magdalenen-Stromes  aber  einen  rechten  Winkel.  Hiezu  konnnt  noch 
als  weiteres  llnterscheidungsmerkmal,  dass  zwischen  der  Seitenlinie  und  der  Basis  des  Ventralstacliels  nur 
7  Schuppen  in  einer  Reihe  liegen  (bei  Exemplaren  von  Panama  8 — 9). 

Auf  den  ziemlich  hohen  Wangen  liegen  die  Schuppen  (unabhängig  von  der  Grösse  der  Exem- 
plare) in  2  oder  3  Reihen,  das  Randstück  des  Vordeckels  ist  scliuppenlos;  die  übrigen  Deckelstücke  sind 
beschuppt,  doch  fallen  die  Schuppen  am  Deckel  sehr  leicht  ab.  Der  hintere  Rand  des  Vordeckels  ist  vcrtical 
gestellt,  und  trifit  unter  einem  rechten  Winkel,  dessen  Spitze  stark  gerundet  ist,  mit  dem  unteren  Rande 
zusannneu. 

Der  vorderste  grösste  Knochen  des  Augenringes  ist  etwas  länger  als  hoch;  seine  Höhe  ist  c.  1 '  ..mal, 
seine  Länge  c.  l'/^mal  in  der  Länge  des  Auges  enthalten. 

Die  Stacheln  der  Dorsale  nehmen  vom  1.  bis  zum  ;».  rascher  an  Höhe  zu,  als  von  diesem  zum  letzten, 
14.  Stachel.  Die  grösste  Höhe  des  stacheligen  Theiles  der  Dorsale  am  letzten  Stachel  kommt  der  Hälfte  der 
Kopflänge  gleich.  Der  gliederstrahlige  Theil  dfirsellien  Flosse  ist  am  4.  und  5.  Strahle  am  höchsten,  und  an 
diesen  bei  Männchen  nur  um  die  Hälfte  eines  .'^ugendiameters  kürzer  als  der  Kopf.  Der  längste  3.  Anal- 
stachel  erreicht  nahezu  1 'j  Augenlängen  und  der  4.  längste  Gliederstrahl  ist  ein  wenig  höher  als  der  ent- 
sprechende der  Dorsale. 

Die  Pectorale  ist  stark  entwickelt,  ein  wenig  länger  als  der  Kopf  und  füllt.  Iiori/.ontal  zurückgelegt,  mit 
ihrer  Spitze  über  die  Basis  des  1.  Gliederstrahles  der  Anale  zurück. 

4* 


■^S  Franz  Steivfhichner. 

Die  ziiges])it/te  Ventrale  stellt  der  Kmifliinge  c  um  einen  halben  Auj;en(liametei-  naeli  und  reielit  bis  zur 
Basis  des  2.  oder  3.  Analstaeliels. 

Die  Caiidale  ist  am  iiinteren  Eande  gerundet,  bei  den  drei  kleineren  Exemplaren  unserer  Sammlung 
nahezu  so  lang  wie  der  Kopf,  bei  dem  grösseren  aber  abnormer  Weise  viel  scLwäclier  entwickelt,  verktinnnert 
und  nur  '"/.  des  Kopfes  an  Länge  gleich. 

Die  7  —  8  Querbinden  des  Rumpfes  sind  stark  verschwommen,  am  Rücken  viel  breiter  als  die  sie 
trennenden  Zwischenräume  und  nehmen  gegen  die  letzten  Querbinden  sehr  rasch  an  Breite  ab. 

Der  grosse,  dunkle,  nicht  scharf  abgegrenzte  Seitenfleck  liegt  unter  dem  10.— 12.  Dorsalstachel,  und 
zwar  auf  der  3.  und  4.  horizontalen  Schuppenreihe  (von  der  Basis  der  Dorsale  herab  gezählt)  des  Rumpfes. 
Auf  der  Oaudale  bilden  die  dunkeln  Flecken  mehrere  verticale,  auf  dem  stacheligen  Theile  der  Dorsale  zwei 
regelmässige  Längsreilien ;  auf  den  Gliedersirahlen  der  Dorsale  und  Anale  liegen  sie  in  5 — 7  gebogenen 
Reihen.  Die  Schuppen  sind  regelmässig  gelagert;  durch  die  an  der  Basis  derselben  hinlaufenden  Längsstriche 
(in  der  obenan  Rumpfbälfte)  oder  Querflecken  (in  der  unteren  Hälfte  der  Körperseiten)  erscheint  der  Rumpf 
wie  mit  zahlreichen,  horizontalen,  dunkleren  Streifen  und  schmalen  Binden  geziert.  1  — "_'  himmelblane  Lüngs- 
streifen  unter  dem  Auge  und  einzelne  blaue  Flecken  am  Rumpfe. 

Ein  Caudalfleck  fehlt. 

Meines  Erachtens  lassen  sich  die  hier  beschriebenen  Exemplare  nicht  specifisch  von  A.  coeruleo-punctata 
trennen,  sondern  gehören  unreiner  degenerirten  Abart  derselben  an,  die  stehenden  unreinen  Gewässern 
eigenthiimlich  sein  dürfte.  (Die  Zahl  d.er  Dorsalstacheln  variirt  übrigens  bei  A.  coeruleo-pnncUita  zwischen 
13- If).) 

Gatt.  PETENIA  Gthr. 

14.   Petenia  Kraussii  n.  sp. 

Char.:  Körper  stark  coniprimirt;  Kopf  zugespitzt ,  c.  2'/2— 2-y-mal,  grösste  Rnmpfhöhe  c.  2'/.,  — 2y|.mal  in 
der  Körperlänge,  Augendiameter  bei  jüngeren  Individuen  fast  4nial,  bei  alten  47-nial,  Schnauzenlänge 
bei  ersteren  3*/.nia],  bei  letzteren  nahezu  ."imal,  Stirnbreite  unbedeutend  mehr  als  4— S'/gUial  in  der 
Kopflänge  enthalten.  Unterkiefer  massig  vors|)ringend,  7—9  Schuppenreihen  an  den  Wangen.  Nur 
29—30  Sc.hu))pen  zwischen  der  Kiemenspalte  und  der  Basis  der  Oaudale,  6  — 6'/g  Schuppen  zwischen 
der  Basis  des  ersten  Dorsalstachels  und  der  Seitenlinie,  11  — 12  zwischen  letzterer  und  der  Basis  des 
Ventralstachels.  3 — 5  Flecken  an  den  Seiten  des  Kopfes  und  Rumpfes,  und  zwar  ein  grosser,  schwarz- 
brauner Fleck  am  untersten  Theile  des  Kiemendeckels,  ein  zweiter  am  Beginne  der  Seitenlinie,  ein 
dritter  an  den  Seiten  des  Rumpfes,  fast  in  der  Längenmitte  desselben,  ein  vierter  an  der  Basis  der 
oberen  .Caudalstrahlen  und  zuweilen  ein  fünfter  kleiner  Fleck  am  oberen  Ende  des  aufsteigenden  Astes 
des  Vordeckels.  Rücken  grünhchbraun,  schmutzig  röthlichviolett  oder  rothbraun;  untere  grössere  Hälfte 
der  Rumpfseiten  röthlichgelb,  selten  silbergrau.  Ein  bräunlicher  Streif  vor  und  parallel  dem  hinteren 
Rande  der  meisten  Rnmpfschuppeu. 

G-6V2 
D.  15-lÖ/lO-n.    A.  6  8—9.    P.  14.    V.  15.    L.  lat.  29-30  (bis  zur  Caud.').    L.  tr.  ^T". 

11^12 
Beschreibung. 

Die  obere  Profillinie  des  Kopfes  steigt  ziemlich  rasch,  ohne  bedeutende  Krümmung  bis  zur  Spitze  des 
Hinterhauptes  an;  die  Rückenlinie  erhebt  sich  nur  wenig  bis  zur  Basis  des  3.-5.  Dorsalstachels  und  ist  am 
Nacken  und  längs  der  (iliederstrahlen  der  Dorsale  etwas  stärker  gebogen  als  längs  dem  bei  weitem  grös- 
seren mittleren  Theile  der  Dorsaltlossenbasis.  Die  Bauchlinie  läuft  von  dem  hinteren  Ende  des  Unterkiefers 
bis  zum  Beginne  der  Anale  in  fast  horizontaler  Richtung  hin  und  erhebt  sich  im  Bogen  nach  hinten  und  oben 
längs  der  Basis  dieser  Flosse.  Die  geringste  Rurnpfliölie  am  Schwänze  gleicht  c.  '  .,  der  grössten 
Leibeshöhe. 


Zur  Fis'h-Fanna  de.s  Magrhdencn-Stromes.  -1\) 

Der  grosse,  starke  Unterkiefer  erliclit  sieli  nisch  nacli  vorne,  seine  Länge  erreicht  fast  c.  ■%  der  Kopf- 
längt ,  (loeh  fallen  die  Mundwinkel  bei  geschlossenem  Munde  ein  wenig  vor  den  Vonlerrand  des  Auges.  Die 
Unterlijijie  ist  in  der  Mitte  nielit  uuterliroclien. 

Der  JMUge,  schmale  Oberkiefer  ist  sehwach  gebogen  (nach  hinten  convexj  und  bei  geschlossenem  Munde 
nur  in  seiner  unteren  Längeuhälfte  sichtbar,  die  obere  Hälfte  desselben  wird  zum  Theile  von  dem  I'raeoeular- 
knochen  bedeckt.  Die  Länge  des  Oberkiefers  nimmt  mit  dem  Alter  /icMiiicb  rast-ii  zu,  denn  bei  jinigen  Exem- 
plaren überfritft  sie  die  Schnauzeidänge  c.  um  '/g  des  Aiigendiameters ,  bei  alten  um  eine  ganze  Augenlänge. 
Die  beiden  Stiele  des  Zwischenkiefers  bewegen  sich  in  einem  rinnenförmigen  Ilallicannle,  der  von  dem 
üben  auseinander  weichenden  Kanuue  der  Stirne  und  Scheitelkiidchen  gebildet  wird;  das  hintere  Knde  der 
Stiele  reiclit  bei  geschhisseuem  Munde  genau  bis  /.um  liinteren  Kode  des  mittleren  Occipitalknochens.  Der  mit 
Zähnen  besetzte  Querast  jeder  Zwischenkieferhälfte  ist  lialb  so  lang  wie  der  Stiel  desselben. 

Die  Kieferzähne  der  Aussenreihe  sind  hakenfiirmig  nach  innen  gebogen;  sie  stehen  nicht  dicht  gedrängt 
neben  einander,  nehmen  gegen  die  Mnndwiidicl  albnälig  an  (irösse  ab,  und  sind  bedeutend  länger  und 
stärker  als  die  zahlreichen  zarten  Zähnchen  der  nach  innen  folgenden  Reihen,  die  aber  zusammen  mir  eine 
sehr  sehmale  Binde  i)ildeii. 

Der  vordere  Augenrandknoehen  ist  stark  geneigt  und  bildet  mit  seinem  hinteren  concaven  Rande  den 
grösseren  Theil  des  vorderen  Augeurandes.  Der  vordere  Rand  desselben  ist  gleichfalls  concav,  und  in  seine 
Einbuchtung  legt  sich  bei  geschlossenem  Munde  die  ziemlich  wulstige  Oberlip|)e  au,  während  der  Zwischeu- 
kiefer  sich, theil  weise  unter  das  Praeoculare  schiebt.  Letztgenannter  Knochen  gleicht  au  Länge  der  Hälfte  eines 
Augendiameters,  und  steht  an  Hübe  der  Augeulänge  ein  wenig  uach. 

Sämmtliche  Kiefer,  Schnauze,  Stirne  und  das  Praeoculare  sind  schuppenlos;  die  Stirne  ist  ziendich  breit 
und  (juerüber  massig  gebogen. 

Der  hintere  Rand  des  Vordeckels  ist  ein  wenig  nach  hinten  und  unten  geneigt,  und  vor  dem  gerundeten, 
vorspringenden  Winkel  mehr  oder  minder  schwach  eingebuchtet;  der  untere,  sehr  kurze  Rand  des  Präoper- 
kels  ist  gebogen.  Der  Raum  zwischen  der  Vorleiste  des  Vordeekels  und  dem  hinteren  und  unteren  freien 
Rande  desselben  ist  stets  schuppenlos;  der  ganze  übrige  vordere  Theil  der  Wangen  aber  trägt  zahlreiche, 
nicht  sehr  regelmässig  (in  Längsreihen)  gelagerte  Schuppen,  von  deuen  die  grössten  unmittell)ar  vor  dem 
hinteren,  schmalen  Randstüeke  des  Vordeckels  und  unter  dem  Auge  liegen.  Kiemendeckcl,  Unter-  und 
Zwischendeckel  sind  vollständig  überschuppt. 

Die  Zahl  der  Kiemenstrahlen  beträgt  h.  Die  unteren  Schlnndknochen,  nur  durch  eine  Naht  v(m  einaiuler 
getrennt,  bilden  zusammen  ein  Dreieck,  und  tragen  konische  Zähnchen  mit  gerundeter  Spitze,  von  denen  die 
der  Mittellinie  und  zugleich  dem  hinteren  Rande  zunächst  gelegenen  am  grössten  sind,  während  auf  den 
oberen  Schlundknochen  die  vorderen  am  stärksten  entwickelt  sind. 

Die  Dorsale  beginnt  in  verticaler  Richtung  über  dem  hinteren  oberen  Ende  des  Unterdeckels  mit  einem 
kurzen  Stachel;  die  folgenden  nehmen  bis  zum  4.  ziemlich  rasch,  die  übrigen  bis  zum  letzten  albnälig  an 
Höhe  zu.  Der  letzte,  15.  oder  16.,  höchste  Stachel  erreicht  nicht  ganz  eine  halbe  Kopflänge  und  ist  bedeu- 
tend kürzer  als  der  folgende  Gliederstrahl. 

Der  höchste,  4.  oder  ö.  Gliederstrahl  der  Dorsale  ist  durchsclmittlich  c.  ly.  —  Vi\m-A\,  bei  alten  Männchen 
nicht  selten  nur  1'  ^ — lYginal  in  der  Kopflänge  enthnlten  und  eben  so  hoch  ist  der  4.  oder  5.  Gliederstrahl  der 
Anale.  Der  gliederstrahlige  Theil  der  Dorsale  und  Anale  ist  an  der  Basis  beschuppt  und  kurze  Schuppen- 
reihen bedecken  die  Flossenhaut  zwischen  den  einzelnen  Strahlen  in  dem  der  Flossenbasis  zunächst 
gelegenen  Theile. 

Die  Candale  ist  am  hinteren  Rande  gerundet,  c.  l'/^^l'/^mal  in  der  Kopflänge  begrifteu  und  an  der 
Basis  ganz  überscluippt.  Die  Caudalstrahlen  selbst  sind  bei  wohlerhaltenen  Exemplaren  bis  zum  hinteren 
Rande  mit  kleineu  Schüjjpchen  überdeckt,  die  bei  in  Weingeist  aufbewahrten  Individuen  leicht  abfallen; 
ülicrtlies  bemerkt  man  noch  auf  der  Flossenhaut  zwischen  dem  2.  und  .'5.  Strahle,  über  und  zwischen  dem 
'.'>.  und  4.  Strahle  unter  dem  Mittelstrable  der  ganzen  Flosse  eine  lange  h'eihe  von  kleineu  Schuppen,  welche 


.")()  Franz  f^tei itdar-hner. 

von  einem  (':in;ile  (lur('li/.(ii;en  sind,  dei'  aber  mit  dem  unteren  oder  hinteren  Atite  der  Seitenlinie  des  Hiimpfes 
uiclit  zusanuueniiäugt,  sondern  nacli  vorne  an  der  Basis  der  Flosse  endigt.  Die  Stacheln  der  Anale  sind  etwas 
kräftiger  als  die  stärksten  mittleren  der  Dorsale,  nnd  der  letzte  Analstafbel  ist  zugleich  ein  wenig  länger  als 
der  15.  oder  16.  Dorsalstachel. 

Die  Pectorale  gleicht  der  Caudale  an  Länge  oder  übertritft  sie  noch  ein  wenig,  und  ist  am  hinteren 
Rande  oval  gerundet.  Das  hintere  Ende  derselben  fällt  in  verticaler  Richtung  über  die  Basis  des  4.-5., 
seltener  über  die  des  3.-4.  Analstachels.  Der  oberste,  und  die  beiden  untersten  Pectoralstrahlen  sind  einfach, 
nicht  gespalten. 

Die  Einlenkungsstelle  der  Ventralen  fällt  ein  wenig  hinter  oder  genau  unter  die  Basis  des  letzten, 
untersten  Pectoralstrahles.  Der  Ventral  stach  el  ist  schlank,  stets  kürzer  als  der  längste  letzte  Dorsalstachel 
und  c.  273— 2*/,mal  in  der  Kopflänge  enthalten. 

Der  längste  erste  Gliederstrahl  der  Ventrale  verlängert  sich  mehr  oder  minder  bedeutend  fadenförmig 
und  reicht  in  der  Regel  mit  seiner  Spitze  bis  zur  Basis  des  4.  oder  5.  Aualstachels ,  bei  sehr  alten  Individuen 
und  insbesondere  bei  Männchen,  zuweilen  noch  bis  zur  Basis  des  3.  oder  4.  Gliederstrahles  der  Anale,  und 
ist  in  diesem  Falle  ebenso  lang  wie  der  Kopf.  Der  letzte  5.  Gliederstrahl  der  Ventrale  kommt  durchsciinittlich 
nur  Yj  des  Kopfes  an  Länge  gleicii  und  steht  durch  eine  niedrige  Hautfalte,  welche  sich  an  seinen  Innenrand 
ansetzt,  mit  der  Bauchfläclie  in  Verbindung. 

Die  Schuppen  des  Rumpfes  nehmen  von  der  Riickenlinie  bis  zum  oberen  oder  vorderen  Hauptast  des 
Seitencanals  nur  wenig  au  Grösse  zu  .und  sind  beiläufig  halb  so  gross  wie  die  grössten  Rumpfscliupiten, 
welche  in  dem  mittleren  Tlieile  der  vorderen  seitliciien  Rumpfliältte  von  der  Seitenlinie  bis  zur  FectoraUiöhe 
herab  liegen.  Weiter  nach  unten  nehmen  die  Körperschuppen  der  vorderen  Leibcsliälfte  bis  zu  den  zwiscben 
der  Kehle  und  dem  Beginne  der  Anale  liegenden  Theile  des  Bauchrandes  an  Grösse  ziemlieh  rasch  ab, 
während  in  der  hinteren  Rumpfhälfte  die  Schuppen  gegen  die  Bauchlinie  nur  wenig  an  Umfang  abnehmen. 

Sännntliche  Rumpf-  und  Kopfsciiuppen  sind  nicht  nur  am  freien  Rande,  sondern  auch  in  dem  hinteren 
Theile  der  Aussentläche  sein'  fein  und  dicht  gezähnt  und  fühlen  sieh  daher  sehr  rauh  an.  Die  grössten  Rnmpl- 
schuppen  sind  bedeutend  höher  als  lang  und  am  vorderen  schwach  gebogenen  Rande  seicht  gekerbt,  die 
kleineren  Schuppen  am  Rücken  dagegen  ebenso  lang  wie  hoch  und  am  überdeckten  Felde  stark  gestreut. 

Der  obere  A.st  der  Seitenlinie  durchbohrt  19  Schuppen,  der  untere  9 — 11  Schuppen  am  Rinnpfe  und 
1—3  auf  der  Basis  der  mittleren  Gaudalstrahlen.  Zwischen  dem  oberen  Ende  der  Kiemenspalte  und  dem 
Beginne  der  Caudale  liegen  in  horizontaler  Linie  29 — 30  (selten  nur  28)  Schupi)en. 

Von  den  5  grossen,  schwärzlichen  KörperHeckeu  kommt  zuweilen  der  niittleie  Rnmpffleck,  viel  seltener 
der  Fleck  am  unteren  Theile  des  Kieinendeckels,  häutig  aber  der  am  oberen  Ende  des  aufsteigenden 
Vordeckelastes  gelegene  nicht  zur  Entwicklung.  So  fehlen  z.  B.  die  beiden  Kopfflecken  an  dem  auf  Tafel  H 
abgebildeten  Exemplare.  Der  längliche  Fleck  am  Beginne  der  Seiteulinie  erreicht  zuweilen  eine  sehr 
bedeutende  Grösse  und  erstreckt  sich  ülier  die  2 — 5  ersten  Schuppen  des  Seitencauales.  Der  Fleck  an  der 
Basis  der  oberen  Caudalstrahlen  ist  kreisrund,  schärfer  abgegrenzt  als  die  übrigen  und  häutig  von  einem 
hellgelben  Ringe  umgeben. 

Bei  vielen  Exemplaren  unserer  Sannnlung  laufen  5 — (>  stark  verschwommene,  nach  unten  und  zuweilen 
auch  am  oberen  Ende  gabelig  getheilte,  schmutzig  violette  Querbinden  zur  Bauchlinie  oder  bis  in  die  Nähe 
derselben  herab. 

Die  Caudale  und  der  gliederstrahlige  Tlieil  der  Dorsale  so  wie  der  Anale  sind  auf  sclmnitzig  grau- 
violettem Grunde  mit  zahlreichen  dutdvleren  Flecken  geziert,  die  jedoch  fast  i;au/,  verschwinden ,  wenn  der 
Grund  der  Flosse  sehr  Intensiv  gefärbt  ist.  Auch  auf  dem  stacheligen  Theile  Aiii-  Dorsale  und  der  Anale 
zeigen  sich  zuweilen  Flecken,  doch  sind  sie  stets  verschwommener  und  grösser  als  auf  den  <Tliederstrahleu. 
Nur  bei  wenigen  Exemplaren  unserer  Sannnlung  sind  Flecken  auf  der  Ventrale  angedeutet,  deren  äussere 
Strahlen  stets  viel  dunkler  violett  gefärbt  sind,   als  die  inneren. 

Die  l'ecttiialc  ist  nngctle(dit  und  sclmnitzig  weisslichgelb. 


Zur  Fisch-Faima  des  Mur/da/eiwn-Sti-umrs.  3  1 

An  iidcr  zuniicli.st  (ieiii  liintcrcn  Kaiide  der  über  dem  vordcveii,  oberen  Aste  der  Seilcnlinir  j;elej;encn 
Hiunpfschiippen  findet  sich  ein  mehr  oder  minder  scharf  ausgeprägter  dunkler  Fleck  vor;  seltener  sind  diese 
Schujtpc  11  ;im  ganzen  freien  Rande  dunkelbraiiii  oder  violett  und  dann  in  der  Mitte  goldinaun  oder  gelb. 
Weiter  die  Körperseiten  hinab  dehnt  sich  der  erwähnte  Randfleck  in  der  Regel  zu  einem  scharf  abgegrenzten, 
lialhniondl'örmigcn  Fleck  aus,  der  iiaraliel  znin  liinteren  Rande  der  einzelnen  Sclmppcn  gestellt  ist.  Nur  der 
zwischen  dem  hinteren  Kopfende,  der  Hasis  der  rectorale  und  der  der  Ventrale  gelegene  dreieckige  Tlieil 
des  Rumpfes  ist  stets  vollkonimen  ungefleckt,  citronengelb  oder  seltener  silbergrau. 

Die  von  uns  hier  zur  Beschreibung  benützten  Exemplare  sind  10 — 20 '"  lang. 

r.ozüglich  der  Körperform  hält  J'etem'a  Krausit,  welche  ich  Herrn  Dir.  Krauss  in  Slutlgart  zu  widmen 
mir  erlaubte,  die  Mitte  zwischen  l'etenia  nplendida  Gthr.  ans  dem  See  Feten  in  Yucatan  und  Pelenia 
nj>ectabtli^-  Steind.  aus  dem  Amazonenstrome  stobt  übrigens  erstgenannter  Art  näher  als  letzterer.  Sie 
unterscheidet  sich  \(ni  l'eieniK  t<ji/ci/dtda  (itlir.  diiicli  die  bedeutend  geringere  Zahl  der  Scliiipj)en  längs  der 
Mittellinie  des  Kumiifes,  durch  die  minder  gestreckte  Körpergeslalt,  durch  die  Grösse  der  Augen  und  die 
geringere  Länge  der  Schnauze,  von  J'cti //la  .spectabiUs  in  der  Form  und  Zeichnung  des  Körpers. 

Durch  die  Länge  des  Oberkiefers  und  des  Stieles  des  Zwischenkiel'ers  unterscheiden  sich  die  hier 
erwähnten  3  Arten  so  antlnllend  \on  den  übrigen  . Icara- Arten ,  dass  ich  sie  letzteren  gegenüber  nach 
Günlher's  Vorgange  als  zu  einer  besonderen  Gattung  gidiörig  betrachten  will.  In  der  Hezahnung  stimmen 
die  /'edez/tVr  Arten  mit  Acara  (Acara  et  Heros  Heck.)  genau  überein. 

NU.  Die  im  (';it;il(iy:(.'  der  l'^ische  rtcs  britisclicii  Musculus  (Vol.  V,  p.  278)  .-ils  Acara  hrnsiliensis  besliiiiiiitrn  Exemplare 
j,'elioreii ,  wie  ich  uiicli  diircli  Aiigenscliein  iiljerzeugto ,  in  liie  (Tattuiifir  Gei'j>/iar/ns  und  sind  identisch  mit  <ieoplia[i>i.s  hrasi- 
/i'ensis  sp.,  Quoy,  (iaiin.,  Kner.  Satanoperca  macroUpis  Gthr.  endlieh  lallt  bestimmt  mit  Geophofina  (Hatdiioperca)  jurupari 
11  ec  k.  zusammen,  wie  ich  bereits  in  einer  Note  zu  meiner  .Abliandliiuy  „Über  dieChromiden  des  Amazonen-Stromes"  (Sitzungs- 
ber.  d.  kais.  Akad.  d.  Wiss.  Bd.  LXXI,  Abth.  I,  Jänner-Het't,  Jalirg.  187.i,  p.  62  im  .Separalabdr.)  bemerkte. 

Fani.   SILURIDAE   Cuv. 

Gruppe  PIMELODINA  Gthr. 

Gatt.  SORUBIM  (Spix),  Hl  eck. 

üj.   Soruhiin  Ihna  sp.,  Hl.  Sehn.,  Agass.,   Kn. 

Sehr  gemein  im  unteren  Laufe  des  Magdalenen-Stromes. 

Wenngleich  bei  dieser  Art  dns  Auge  auffallend  tief  und  seitlich  liegt,  so  unterscheidet  sie  sich  doch  am 
Kopfskelete  so  wenig  von  den  übrigen  J'iati/x/onia- Arten,  dass  ich  die  Aufstellung  der  Gattung  tiombim  für 
nicht  hinreichend  begründet  halte. 

Gatt.  PLATYSTOMA  Agass.,  Gthr. 

16.   Platjjstonn(  faaciatmn  sp.,  Bl. 

Gleichfalls  sehr  gemein  im  Magdalenen-Strome;  das  grösste  Exemplar  unserer  Sammlung  aus  dem 
genannten  Flusse  ist  50"°  lang,  das  kleinste  20"".  Die  Maxillarbarteln  reichen  nur  selten  bis  an  die  Baucli- 
Hosscn  und  die  äusseren  Kehlbartcln  in  der  Regel  bis  zur  Längenmitte  der  Pectoralcii.  In  allen  wesentlichen 
Merkmalen  aber  zeigt  sich  eine  völlige  Übereinstimmung  zwischen  den  Exemplaren  aus  dem  Magdalenen- 
und  Amazonen- Strome. 

Gatt.  PIMELODUS  sp.,  Lacep. 

a)  Subgen.  PIMELODUS  l^=  J'inieloduti  et  J'tieuduriodets  Ltk.). 

17.  Pimelodus  claHan  Bl. 

.Syn.   Silurus  clarias  Bloch,  Tat'.  Ab,  Fig.  I,  2. 

l'imeludus  Blochii  C.  V.,  Hist.  poiss.   Vol.  XV,   p.  188. 
Uagrus  {Ariodes}   clarias   Müll.,  T  r. 


Fr anz  Htc  in  da c h n < 


V  r. 


Ariudes  iBagrus)  clarias  Kncr,  Iclithj'ol.  Beitr.  Abtii.  II,  ]).  44  (Scp;ii;ifalidr.'i,  Ni>te. 

l'iramiitana  Blochit   Cxtlir.,   C'iltal.  V,  p.  111. 

Pseudariodes  allieans  (Val.),  clarias  et  pant/>erinns  Ltk.,  Ichthyol.  Bidrng,  II,  Vidensk.  Meddelut.'ier  tVa  den   naturhist. 

Forening  i  Kjübeiihavn,   1874,  p.  19S  und  199. 
Pseudorhambdia  macrnnema  BIkr.,  Desci'ipt.  des  Espec.  de  Silur,  de  Suriname,  Natuurk.  Vcrh.  van  de  IIull.  Maatsch.  der 

Wetcnsk.  te  Haarlem,  XX,  1864,  p.  79,  pl.  XIII;  fig.  7,  pl.  XIV. 

Diese  Art  ist  ausserordentlich  weit  in  Südamerika  verbreitet,  sehr  variabel  und  ebenso  häufig  im  Magda- 
lenen-Strome,  wie  im  La  Plata,  Oriuoco  und  AmazoneuiStrome  zu  finden. 

Dr.  Lütken  glaubte  drei  Arten  unterscheiden  zu  können,  F.  albicans  Val.,  /'.  clarias  ßl.  und  F.  pan- 
therinus  Ltk.,  je  nachdem  die  Fettflos.se  mein-  oder  minder  liinger  oder  ebenso  lang  als  die  Dor.sale  ist,  und 
die  Spitze  der  niedergedrückten  Doisale  die  Fettflosse  erreicht  oder  nicht. 

Ich  habe  bereits  in  der  dritten  Abtheilung  meiner  Abhandlung  „Über  die  SUsswasserfische  des  südöst- 
lichen Brasiliens  (p.  43  im  Separatai)dr.,  Note)  bemerkt,  dass  /'.  albicans  und  /'.  clarias  einer  und  derselben 
Art  angehören  dürften,  wie  schon  J.  Müller,  H.  Troschel  und  Dr.  Günther  (Cat.  Fish.  V,  p.  111)  anneh- 
men, und  habe  nur  noch  hinzuzufügen,  dass  auch  F.  pantherinus  Ltk.  eine  Farbenvarietät  des  /'.  clarias  Hl. 
sei,  und  mit  Eücksicht  auf  das  Längenverhältniss  der  Fettflosse  zur  Dorsale  und  Anale  gleichfalls  wieder  in 
drei  künstliche  Arten  zersplittert  werden  könnte. 

Aus  dem  Magdalenen- Strome  konnte  ich  nicht  weniger  als  36  Exemplare  untersuchen;  diese  sind 
sämmtlich  an  den  Seiten  des  Humpfes  ungefleckt,  doch  ist  der  für  1'.  clarias  charakteristische  mehr  oder 
weniger  tiefschwarze  Fleck  am  Stützschild  vor  der  Dorsale  stets  vorhanden.  Die  Vomerzähne  fehlen  aus- 
nahmslos, die  Zähne  am  Os  pterygoideuvi  sehr  häutig. '  Die  umgelegte  Dorsale  reicht  bald  bis  zum  Beginne 
der  Feftflosse  zurück,  bald  trennt  ein  mehr  oder  minder  bedeutender  Zwischenraum  die  zurückgelegte  Spitze 
der  Rückenflosse  von  der  Fettflosse,  je  nachdem  letztere  mehr  oder  minder  stark  der  Länge  nach  ent- 
wickelt ist. 

Die  von  Prof.  Kner  in  der  II.  Abtheilung  der  ichthyologischen  Beiträge  auf  p.  44  (Separatabdr.)  in  einer 
Note  erwähnten  Exemplare,  welche  Natterer  in  Guapure  und  ('ujaba  sammelte,  gehören  der  von  Lütken 
als  F.  pantherinus  beschriebenen  Varietät  an ;  die  von  mir  untersuchten  Exemplare  dieser  Varietät  sind  am 
Vomer  häufig,  doch  nicht  ausschliesslich  zahnlos*  und  ihre  Fettflosse  ist  bald  um  V3,  bald  um  '/,.  länger  als 
die  Dorsale.  Kopf,  Rücken  und  Rumpfseiten ,  sowie  die  Fettflosse  sind  dicht  schwarz  gefleckt.  Bei  einigen 
anderen  Exemplaren  aus  dem  La  Plata  (in  der  Nähe  von  Buenos  Ayres)  sind  die  Flecken  minder  zahlreich 
und  bereits  sehi-  stark  verschwommen. 

b)  Subgatt.  RHAMIDIA  BIk.,  Ltk. 
*]8.   Pmtclodus  (BhanuUa)  Sebae  Val.,  Steind. 

Zwei  grosse  Exemplare,  28™  und  :.'9""  lang,  weichen  in  der  Länge  des  Kopfes  und  in  der  Rumpfhölie 
ziendich  bedeutend  von  einander  ab,  gehören  aber  beide,  wie  ich  glaube,  zu  7'.  ISebae,  welche  Art  ich  in  der 
111.  Abhandlung  ,Uber  die  Süsswasserfische  des  südöstlichen  Brasiliens''  ausführlich  besprochen  habe. 

Bei  dem  einen  dieser  Excmjjlare  ans  dem  Magdalcnen-Strome  ist  die  Kopflänge  3*/3mal,  bei  dem  zweiten 
ai)er  -1'  ,.iiial,  die  Länge  der  Fettflosse  bei  beiden  c.  2*,  jiual,  die  Leihesliöhe  bei  ersterem  5*/ -mal,  bei  letz- 
tcrem 5nial  in  der  Körperläuge,  der  Augcndianietcr  ü' j— Tnial,  die  Stirnbreite  sowie  die  Schnauzcnlänge 
-^/4  — 2'  jUml,  die  Länge  des  Pectoralstachcls  mit  Einschluss  der  biegsamen,  gegliederten  Spitze  c.  l'/^jiual 
in  der  Koi)flänge  enthalten.  Axillar|)orus  vcudianden,  klein.  Der  Kopf  ist  deprimirt.  an  der  Oberseite  quer- 
über flach  ;  der  vordere  Schnauzenrand  schwach  gebogen. 


1  Da  die  Vomer-  und  PterygoidZähiie  so  häutig  niclit  zur  Entwicklung  kommen,  so  heilte  ich  es  für  nothwendig,  die 
(xattunv:  Paeudariodcs  BIkr.,  Ltk.  cin/.uziehen  und  mit  der  Gattung  I'inuhidiix,  Untergattung  Pimelodus  [^  Pivtr/odus 
<'ru|ii)e  J,  Giinth.,  Catal.  V,  p.  114  =  Gatt.  Pimelodus  Ltk.)  zu  vereinigen. 

-  Bei  einigen  Exemplaren  dieser  Variet.'lt,  welche  ich  kürzlich  ans  Gniana  eiliielt.  Hegen  niimlich  2  äusserst  kleine, 
fast  nur  punktfürmige  Zahngruiipöu  am  Vomer. 


Zur  Fisch- Fauna  den  Magdalenen- Stromes.  33 

Die  Angen  liegen  ein  wenig  vor  der  Mitte  der  Kopflänge  und  sind  nahezu  um  3  ihrer  Längsdnrchmesser 
von  einander  entfernt. 

Der  Ocfiiiitalfortsatz  ist  lang,  sehmal.  hinten  zugespitzt,  unbedeutend  mehr  als  .3mal  in  der  Kopflänge 
(bis  zum  hinteren  knöchernen  Ende  des  Kiemendeokels  gemessen!  enthalten,  und  erreicht  nicht  den  Basal- 
knochen  des  Dorsalstachels.  Der  Kiemendeekel  und  die  Schädelknochen  sind  grob  gestreift,  wie  durch  die 
dünne,  glatte  Hant  bemerklich  ist.  Die  beiden  Kiefer  reichen  fast  gleich  weit  nach  vorne. 

Die  Spitze  der  zurückgelegten  Bartfäden  des  Oberkiefers  reicht  bei  einem  Exemplare  circa  bis  zur 
I-;ingenmitte.  bei  dem  zweiten  fast  bis  zu  Ende  des  zweiten  Längendrittels  der  Fetttlosse.  Die  äusseren 
l'nterkieferbarteln  fallen  mit  ihrer  Spitze  nicht  ganz  bis  zum  hinteren  Ende  der  Peetorale,  deren  Stachel  am 
Aussenrande  nur  crenulirt.  am  Innenrande  aber  mit  Hakenzähnen  besetzt  ist.  Der  Hameralfortsatz  ist  über- 
bautet, zugespitzt  und  reicht  circa  bis  zur  Längenmitte  des  Pectoralstachels. 

Die  Hohe  der  Dorsale  nl)ertri<ft  ein  wenig  die  Basislänge  der  Flosse:  die  Feftilosse  beginnt  in  geringer 
Entfernung  hinter  der  Dorsale. 

Die  Spitze  der  horizontal  zurückgelegten  letzteren  Analstrahlen  fallt  in  verticaler  Kichtung  unter  das 
hinlere  Ende  der  Fetfflosse.  Die  Anale  enthält  12  Strahlen. 

Die  Caudale  ist  tief,  fast  bis  zur  Basis  gespalten,  der  untere  Lappen  länger  und  höher  als  der  obere. 

Die  Binde  der  Zwischenkieferzähne  ist  mehr  als  8mal  breiter  als  lang. 

Aus  diesen  Bemerkungen  geht  hervor,  dass  die  beiden  grossen  Exemplare  aus  dem  Magdaleuen  Strome 
ziemlich  genau  Dr.  Günther's  Beschreibung  des  Pimelodus  Stegelichü  im  V.  Bande  des  Cataloges  der  Fische 
des  britischen  Museums  entsprechen,  welche  Art  meines  Erachtens  nur  als  die  vorgerücktere  Altersform  von 
Ftmelodus  Sehae  zu  betrachten  ist,  und  nach  Günther  m\X  Beter obranehus  sextentaculatus  Spix,  Agass. ' 
zusammenfallen  dürfte. 

Gruppe  DORADINA. 
Gatt.  AGEXEIOSUS  Lacep. 

19.   Ageneiosiis  pardalis  Ltkn. 
fDr.  Liitkuu.  Ichtliyol.  Bidrag^,  Vidensk.  Meddeleser  fra  den  n.iturh.  Foreniug  i  Kjöbenhavn.  1874.  Nr.  1-2 — 16.  p.  190 — 192.i 

Char. :  Kopflänge  bis  zum  hinteren  Ende  des  Kiemendeckels  (mit  Ausschluss  des  breiten  häutigen  Rand- 
saumes) 3^- —  nahezu  33/^mal  in  der  Körperlänge  oder  c.  4'  ^ —  etwas  mehr  als  4'  .mal  in  der 
Tütallänge  (bis  zur  Spitze  des  oberen  Caudallappens)  enthalten.  Oberkieferbartel  sehr  kurz  und  dünn. 
Auge  an  den  niedrigen  Seiten  des  deprimirten  Kopfes  in  geringer  Entfernung  hinter  dem  Mundwinkel 
gelegen,  überhäutet.  Mnndspalte  gross,  weit,  mit  zahllosen  Hechelzähnen  in  beiden  Kiefern.  Zwischen- 
kiefer bedeutend  über  den  L'nterkiefer  vorspringend.  Zahnbinde  des  Zwischenkiefers  im  mittleren  Theile 
viel  breiter  als  die  des  Unterkiefers  zunäclist  der  Symphyse.  Schnauze  platt,  schaufeiförmig,  halb  so 
lang  wie  der  Kopf  und  die  Stirnbreite  um  c.  ^/.  — '/.,  Augendiameter  übertreffend.  Obere  Kopfliuie 
schwach  concav.  Oberseite  des  Kopfes  mit  einer  sehr  dünnen  Haut  bedeckt,  so  dass  die  groben  Läugs- 
streifen  der  Stira-  und  Scheitelknochen  äusserlich  scharf  hervortreten.  Pectoral-  und  Dorsalstachel 
schlank,  letzterer  am  Vorderrande,  ersterer  am  Aussenrande  nur  sehr  schwach  und  stampf  gezähnt; 
etwas  längere  Hakenzähne  am  Innenraude  des  Pectoralstachels  gegen  die  Stachelspitze  zu.  Peetorale 
kurz,  doch  länger  als  die  Ventrale  und  mit  ihrer  Spitze  noch  weit  vor  die  Insertionsstelle  der  Bauch- 
flossen fallend.  Pectoralporus  vorhanden,  klein,  punktförmig.  Anale  lang,  mit  38 — 41  Strahlen.  Beide 
Caudallappen  zugespitzt,    der  obere  ein  wenig  länger  als  der  untere.     Kücken  braun  oder  grau,   mit 


'  Nach  RIecker  wäre  Ä  sextetuaculatus  Spix,  Agass.  identisch  mit  Pim.  {Bhamdia)  Queleni  (s.  Blkr.  Silur,  d^-  .Suri- 
nam, Xatuurk.  Verli.  van  de  Hob.  Maatsch.  der  Wetensch.  te  Ha.irlem,  XX.  Deel.  1864.  p.  77 1. 


Oeuksc-hriftL-ii  der  mathem.-oiiturw.  Cl.    XXXrx.  Bd. 


;j4  Franz  Hteindacliner. 

dnnkclviolettcn,  unrcgclniäs.sigcn  Flecken  und  Marmorivunj;en.  Pectorale,  Ventrale  und  Anale  ungeHeckt, 
gelblich. 

R.  br.  11.    D.  1/6.    A.  38-41.    P.  ]/12— 13.    V.  1/6. 

B  e  s  e  h  V  e  i  b  u  n  g. 

Die  Körpergestalt  ist  im  Ganzen  sehr  gestreckt  und  von  der  Analgegend  an  stark  coniprimirt.  Der 
Kopf  nimmt  von  dem  Hinterhaupte  nach  vorne  rasch  an  Höhe  ab  und  endigt  in  eine  flache,  breite  Schnauze, 
deren  Vorderrand  ovnl  gerundet  ist. 

Das  ovale  A.nge  liegt  vollkommen  seitlich  und  der  Vorderrand  desselben  fällt  fast  genau  in  die  Mitte 
der  Kopflänge.    Der  längere  Augendurcliniesser  ist  c.  4'/;,  — 4'/2Uial  in  der  Breite  der  Stirne  enthalten. 

Die  Mundspalte  ist  breit;  die  Entfernung  der  Mundwinkel  von  einander  übertrifft  die  Länge  der  Mund- 
öff'nnng  und  gleicht  der  ganzen  Schnauzcnlänge.  Der  Oberkiefer  ist  ein  kurzer,  zarter  Knochen  und  endigt 
nach  hinten  in  einen  gleichfalls  sehr  kurzen,  dünnen  Bartfaden,  dessen  Spitze  um  mehr  als  eine  haliic  Augen- 
länge vor  die  Mundwinkel  fällt. 

Die  schmale,  lange  Stirnfontanelie  erstreckt  sich  nach  vorne  noch  et\\as  über  das  Auge  hinaus  und 
reicht  nach  hinten  mit  dem  stark  zugesi)itzten  Endstücke  nicht  bis  zum  Beginne  des  sattelförmigen  Hinter- 
liauptsf'ortsatzcs. 

Der  sehr  bewegliche  Kiemendeckel  gleicht  einem  Dreiecke  mit  gerundeten  Winkelspitzen  und  schwach 
gebogenen  Seiten.  Vom  vorderen  oberen  Winkel  desselben  laufen  3—5  säbelförmig  gebogene  Leisten  radien- 
förmig  zum  unteren  hinteren  Rande. 

Der  breite,  gestreifte  und  querüber  gewölbte  Occipitalfurtsatz  theilt  sich  nach  iiinten  gabelförmig  und 
umschliesst  nach  vorne  und  unten  die  Basis  des  Stachels  und  des  ersten  getheilten  Dorsalstrahles. 

Die  Dorsale  spitzt  sich  nach  oben  zu.  Die  Basis  der  Rückenflosse  ist  von  sehr  geringer  Länge,  die  Höhe 
derselben  am  ersten  gespaltenen  Strahle  verhältnissniässig  bedeutend  und  der  Kopflänge  mit  Ausschluss  der 
Schnauze  gleich  oder  fast  3mal  grösser  als  die  Basislänge  der  Flosse. 

Der  schlanke  Dorsalstachel  trägt  am  ganzen  Vorderrande  kurze,  zarte  Zähiiclicn,  an  seinem  hinteren 
Rande  ist  er  nur  in  der  oberen,  kürzeren  Höhenhälfte  gezähnt.  Der  Abstand  der  Dorsale  von  der  Fettflosse 
gleicht  der  Hälfte  der  Körperläuge.   Zwischen  diesen  beiden  Flossen  ist  die  Rückenlinie  schwach  gebogen. 

Die  Fettflosse  ist  mehr  als  2mal  so  hoch  wie  lang;  die  Höhe  derselben  übertrifft  ein  wenig  die  Länge 
eines  Auges  ,  nach  oben  iiinmit  sie  mehr  oder  minder  bedeutend  an  Breite  zu,  und  endigt  mit  einem  bald 
schwach,  bald  stark  gebogenen  Rande.  Die  Basis  der  Fettflosse  fällt  stets  vor  das  hintere  Ende  der  Anale  (in 
verticaler  Richtung). 

Die  Pectorale  steht  an  Länge  der  Höhe  der  Dorsale  nach  und  die  ziemlich  beträchtliche  Basisausdehnung 
derselben  gleicht  der  halben  Länge  des  ersten  gespaltenen  Strahles.  Der  Abstand  der  Pectoralspitze  von  der 
Insertionsstelle  der  Ventralen  gleicht  fast  der  Länge  der  Ventralen. 

Die  Bauchflossen  zeigen  wie  die  Brustflossen  eine  breite  Basis;  der  längste  zweite  oder  erste  gespaltene 
Ventralstrahl  kommt  der  Entfernung  des  hinteren  Augenrandes  vom  hinteren  Winkel  des  Kiemendeckels  an 
Länge  gleich.  Die  Basis  des  ersten  Ventralstrahles  fällt  ein  wenig  vor  die  Mitte  der  Körperlänge,  der  Begiim 
der  Anale  fast  in  die  Mitte  der  Totallänge. 

Die  Anale  erreicht  am  1.  gespaltenen  Strahle,  d.  i.  am  5.  der  ganzen  Flosse,  die  grösste  Höhe;  der 
untere  Flossenrand  ist  zunächst  den  vordersten  gespaltenen  Strahlen  schwach  concav  und  unter  den  letzten 
Strahlen  noch  schwächer  convex.  Die  Basislänge  dei'  Anale  übertrifft  die  Kopflänge  c.  um  einen  Augen- 
diameter. 

Die  Caudale  ist  am  hinteren  Rande  tief  eingeschnitten,  der  obere  Lappen  der  Flosse  ein  wenig  länger 
als  der  untere  und  c.  1%-,  kaum  P/;mal  in  der  Kopflänge  enthalten. 

Die  Seitenlinie  ist  schwach  wellentörmig  gebogen  und  sendet  kurze  Nebenäste  abwechselnd  nach  oben 
lind  unten. 


Zur  Fisilt-FdiiiKi  des  Maqddli'itcD-F^fmviPft.  3."» 

Agmeiosiifi    itordali^    erreiclit    eine    l)eileiitcii'l('   Grösse,    das    o'i-üssU'   Kxein|)l:ir    unserer  Snininliiii^  ist 
nahezu  50""  lanj^'  nncl  bei  diesem  gleieiit  die  iyriisste  Riimpfliüiie  der  Kopflänge,   mit  Aussclihiss  des  Kiemen 
deckeis. 

Gatt.  AUCHRNIPTERUft. 

20.  Aticheniptet^us  insUftiis  n.  sp. 

('i)ar. :  Obere  Kopflinie  coneav,  am  Hinterhaiipte  rasch  nnsteipend.  Oberkiefer  gebogen,  auffallend  lang, 
stabförniig,  glatt,  in  einen  langen  Bartfaden  endigend,  der  mindestens  nahezu  bis  zur  Spitze  der  Perto- 
rale  zuriickreiclit.  Doisalstachel  hoch,  schwach  wellenförmig  gebogen  und  an  der  Vorderseite  mit  2  durch 
einen  Zwischenraum  von  einander  getrennten  (4ruppen  von  Hakcn/.ähnen  besetzt.  Kopf  vorne  gerundet, 
Unterkiefer  den  Vorderrand  der  Schnauze  nach  vorne  unbedeutend  überragend.  Auge  zunächst  über  und 
hinter  den  Mundwinkeln  gelegen.  Stirnfontanelle  ziemlich  lang,  schmal,  vorne  offen.  Oberseite  der  Kopf- 
knochen nur  massig  rauh  und  grubig.  Nackenschild  kurz,  sattelförmig.  Humeralfortsatz  stachelförmig, 
mit  seiner  Spitze  ein  wenig  hinter  die  Längenmitt.-  des  Pectoralstachels  zurückfallend.  Pectoralsta<-hel 
kräftig,  deprimirt,  beiderseits  mit  starken  Hakenzähnen  besetzt.  Hinterer  Kand  des  Dorsalstacliels  glatt. 
Caudale  am  hinteren  Rand  niässig  tief  oder  schwach  eingebuchtet.  Hnm|)f  auf  gell)bi'annem  (Jrunde  melir 
oder  minder  dicht  dunkelbraun  unregelmässig  gefleckt  und  punktirt. 

D.  1/6.    A.  26.    P.  1/7.    V.  6. 

Reschrei  bung. 

AuohimpteriiK  ümrgin's  nimmt  unter  den  bisher  bekannten  Aurhejnpterus-kxiew  dui'ch  melirere  sehr 
auffallende  Eigenthünilichkeiten  einen  hervorragenden  Platz  ein  und  zeigt  ferner  so  viele  Übereinstimmung 
mit  Siturus  müäaris  ßioeii  (^Taf.  ;>(>2),  dass  ich  unbedenklich  letztgenannte  Art  in  die  Gattung  Anrlievipterv-i 
(^nicht  zu  Ageneiosus)  reihen  möchte. 

Die  Länge  des  Kopfes  bis  zum  hinteren  Rande  des  Kiemendeckels  ist  4*/. — 4'  ^mal,  die  grösste  Hnmpf- 
höhe  4'/j — 4mal  in  der  Körperlänge  enthalten. 

Die  obere  Profillinie  des  Kopfes  steigt  erst  am  Hinterhaupte  rasch  zur  Dorsale  an  und  ist  coneav.  Der 
vordere  Theil  des  Kopfes  ist  .stark  deprimirt  und  ipierüber  fast  tlacli,  die  breite  Seiinauze  vorne  quer 
abgestutzt  und  an  den  Ecken  abgestumpft.  Da  die  Augen  weit  nach  vorne  gerückt  sind,  ist  die  Schnauze  von 
sehr  geringer  Länge  und  etwas  kürzer  als  der  Augendiameter. 

Die  Entfernung  der  kleinen  Nasenöft'iuingen  einer  und  derselben  Kopfseite  von  einander  ist  c.  b\  j— ö'/^mal. 
der  längere  Durchmesser  des  ovalen  Auges  4^2— 4'/,mal,  die  Stirnbreite  l^/^maX,  die  Breite  der  Mundspalte 
zwisihen  den  Mundwinkeln  genau  oder  etwas  weniger  als  2mal  in  der  Kopflänge  enthalten. 

Der  Unterkiefer  steigt  nach  vorne  an  und  ragt  mit  seiner  Spitze  ein  wenig  über  die  Mitte  des  vorderen 
Schnauzenrandes  vor.  Die  Zahnbinde  im  Unterkiefer  reicht  bis  zur  Gegend  der  Mundwinkel  zurück  und 
verschmäiei-t  sich  allmäiig  nach  hinten.  Die  Zahnbinde  im  Zwischenkiefer  ist  durchgängig  gleich  breit  und 
reicht  nicht  so  weit  seitlich  zurück. 

Der  stabförniige  Oberkiefer  ist  durch  seine  Länge  und  säbelförmige  Kiüinraung  ausgezeichnet.  Seine 
Länge  variirt  üiirigens  bei  den  drei  Exemplaren  unserer  Samndung  sehr  bedeutend;  bei  einem  derselben  ist 
er  länger  als  der  Kopf  und  reicht  mit  seinem  hinteren,  knöchernen  Ende  noch  ziemlich  weit  über  die  Längen- 
mitte des  Humeralstachels  zurück,  bei  dem  2.  Exemplare  bis  zur  Spitze  des  Kieiuendeekels;  bei  dem  3.  Exem- 
plare fällt  sein  hinteres  Ende  nur  ein  wenig  über  den  hinteren,  vertical  gestellten  Rand  des  Vordeckels.  Die 
Länge  des  Bartfadens  am  Oberkiefer  steht  im  umgekehrten  Verhältniss  zur  Längenausdehnung  des 
Oberkieferknochens  und  ist  daher  bei  jenem  Exemplare  am  beträchtlichsten ,  bei  dem  der  Oberkiefer  am 
kürzesten  ist,  so  dass  das  hintere  Ende  des  Bartfadens  stets  nur  wenig  vor  oder  hinter  die  Spitze  des  Pectoral- 
stachels fällt. 


3ß  Franz  Steitidachner. 

Die  Bartfäden  am  Unterkiefer  sind  sehr  zart  und  dünn;  das  vordere  Paar  derselben  ist  c.  2V4— 2'/j,nial, 
das  hintere  1\^-  bis  nahezu  l'/,.nial  in  der  Kopflänge  enthalten. 

Der  schlanke  Huiueralfortsatz  ist  an  der  Oberseite  rauh,  wie  gekörnt,  und  erhebt  sich  nur  wenig  nach 
hinten;  er  spitzt  sich  nach  hinten  zu  und  ist  von  der  Basis  des  Fectoralstachels  au  gemessen  c.  l'/.^mal  in 
der  Kopflänge  enthalten.  Seine  äusserste  Spitze  lallt  noch  ein  wenig  hinter  die  Längeumitte  des  Fectoral- 
stachels. 

Der  Abstand  der  Dorsale  von  dem  vorderen  Kopfende  beträgt  c.  %  der  Totallänge  (bis  zur  äussersten 
Spitze  der  Caudale)  und  die  Basislänge  der  Flosse  ist  2*^/-— 2=',/,mal  in  der  Kopflänge  enthalten. 

Der  Dorsalstachel  ist  verkehrt  Ä-förniig  gebogen,  die  Spitze  desselben  daher  nach  vorne  gekehrt. 

Im  grösseren  untersten  Drittel  seiner  Höbe  ist  er  an  seiner  Vorderseite  wulstförmig  aufgetrieben  und 
daselbst  dicht  mit  Stacheln  besetzt;  eine  zweite  Anschwellung  liegt  am  oberen  Theile  des  Vorderrandes 
und  auf  dieser  liegen  etwas  grössere  Hakenzähue,  doch  in  geringerer  Zahl  als  auf  der  unteren.  Die  Höhe 
dieses  so  sonderbar  (yi\e  hei  Süuns  määaris  B\.)  gestalteten  Dorsalstachels  erreicht  l'/s—l'/,,  Kopflängen. 
Der  folgende  2.,  oder  1.  gespaltene  Strahl  ist  bedeutend  kürzer  als  der  Stachel,  der  3.  circa  halb  so  lang 
wie  der  zweite;  die  übrigen  Strahlen  nehmen  bis  zum  letzten  minder  rasch  an  Höhe  ab.  Die  Entfernung 
des  letzten  Dorsalstrahles  von  der  Fettflosse  gleicht  zwei  Kopflängen  oder  '/a  der  Totallänge.  Längs  der 
Dorsale  senkt  sich  die  Rückenlinie  und  erhebt  sich  hinter  derselben  wieder  unter  schwacher  Krümmung  bis 
zur  Fettflosse,  welche  in  verticaler  Richtung  ein  wenig  vor  dem  hinteren  Ende  der  Anale  liegt. 

Der  depriniirte  Stachel  der  Pectorale  ist  ebenso  lang  wie  der  Kopf,  stärker  als  der  Dorsalstachel  (mit 
Ausschluss  der  stellenweisen  Anschwellungen)  und  an  beiden  Rändern  mit  grossen  Hakenzähnen  besetzt, 
deren  Spitzen  am  Aussenrande  des  Stachels  nach  hinten,  am  Innenrande  nach  vorne  umgebogen  sind.  Die 
Spitze  des  Fectoralstachels  fällt  c.  um  '/s  der  Kopflänge  vor  die  Einlenkungsstelle  der  Ventrale. 

Die  Länge  der  Ventralen  gleicht  ^/„  der  Kopflänge  und  die  Spitze  derselben  erreicht  den  Beginn  der 
Anale.  Die  Basis  der  Bauchflossen  fällt  ein  wenig  vor  die  Mitte  der  Körperlänge. 

Bei  den  Männchen  legt  sich  das  verdickte  Urogenitalrohr  an  den  Vorderrand  der  laugen  Anale  und  die 
l)eiden  ersten  Analstrahleu  überragen  die  nächstfolgenden  Strahlen  nach  unten  ziemlich  bedeutend.  Der 
untere  Rand  der  Anale  Ist  daher  bei  den  Männchen  im  vorderen  Theile  stark  concav,  und  vom  7.  bis  zum 
letzten  Strahle  schwach  convex,  da  die  Strahlen  vom  7.  bis  zum  17.  ein  wenig  an  Höhe  zunehmen. 

Die  Schwanzflosse  ist  nahezu  so  lang  wie  der  Kopf  und  am  hinteren  Rand  bei  vollkommen  aus- 
gebreiteten Strahlen  nur  schwach  concav,  das  obere  hintere  Flossenende  ist  ein  wenig  stärker  zugespitzt  und 
reicht  auch  etwas  weiter  nach  hinten  zurück  als  das  untere. 

Die  obere  Hälfte  des  Rumpfes  ist  stets  dunkler  gelbbraun  oder  grau  gefärbt  als  die  untere.  Zahlreiche 
dunkelviolette  Flecken  und  Marmorirungen  zieren  bei  einem  Exemplare  unserer  Sammlung  nur  die  obere 
Rumpfhälfte;  bei  dem  zweiten  sind  die  Körperseiteu  vollständig  (bis  zur  Bauchliuie  herab)  und  sämnitliche 
Flossen  gefleckt  und  punktirt.  Die  schwach  geschlängelte  Seitenlinie  läuft  fast  parallel  zur  Bauchlinie  und 
gibt  zahllose,  kurze  Nebenäste  in  schiefer  Richtung  nach  ol)en  und  unten  ab. 

NB.  Für  die  von  mir  oben  ausgesprochene  Ansicht,  d-isa  iSilunta  müitaiis  Bloch  (=  Auckenipterus  määarü  Steind. ) 
eine  Anc/ieiiiptims-AYt  sei ,  spricht  auch  die  Form  des  Kopfes ,  der  schwacli  vorspringende  Unterkiefer  und  die  ziemlicli 
gedrungene  Gestalt  des  Rumpfes.  Bloch's  Abbildung  (Taf.  362)  stellt  ein  Männchen  dar,  wie  die  Form  der  Anale  zeigt, 
und  icli  würde,  wenngleich  mit  einigem  Bedenlcen,  Auchenipterus  msignis  m.  selbst  tiir  identisch  m\i  Silurus  ntilitaris  Bloch 
halten,  wenn  bei  letzterem  der  Oberkiefer  nicht  an  beiden  Rändern  (oder  nur  am  äusseren  Rande?)  gezähnt  wäre,  da 
Bio  eil  die  dünnen  Uuterkieferbarteln  gewiss  nur  übersehen  haben  dürfte,  falls  solche  überhaupt  an  dem  trockenen  (?)  Ori- 
ginalexeuiplare  noch  erhalten  wai'en. 

21.   Auclienipteviis  Mtu/dalentie  n.  sp. 

Char.:  Kopflänge  bis  zum  hinteren  Rande  des  Kiemendeckels  4— 47-mal  in  derKörperlänge,  Augendiameter 
o^/,  bis  etwas  mehr  als  4mal,  Stirubreite  P/^— ly.mal,  Länge  des  schlanken  Humeralfortsatzes  P/.  bis 
l'/aiuiil  in  der  Kopflänge  enthalten.   Obere  Kopfliuie  in  gerader  Richtung  nach  hinten  ansteigend.   Stirn- 


2ur  Fisch- Fauna  do.s  Magdalenen- Stromes. 


fontaiiellf  laug,  schmal,  gegen  das  hintere  Ende  /.iiweilen  hirnföiiiiig,  massig  erweitert,  nach  verne 
liiiieuiörmig  endigend,  offen  oder  seltener  von  rauhen  Knochen  umschlossen,  l'ectorai-  und  iJorsal- 
stachel  sehr  kräftig,  er.sterer  an  beiden  Rändern  mit  starken  Ilakenzähnen  besetzt;  letzterer  am  Vor- 
derrande laiili  anzufühlen  und  am  hinteren  Rande  glatt,  kürzer  als  der  Pecforalstachei;  Maxillarbarteln 
an  Länge  variabel  und  mit  Ausschluss  des  kurzen,  stielförmigen  Oberkiefers  bald  etwas  kürzer,  bald 
läuger  als  der  Kopf.  Unterkiefer  nach  vorne  den  Rand  des  Zwischenkiefers  schwach  überragend.  Auge 
oval,  schief  gestellt,  ziemlich  gross.  Hinterer  Rand  der  Caudale  seicht  eingebuchtet  und  von  der  Spitze 
des  oberen  Caudallappens  ein  wenig  überragt.  Beide  Caudallappen  nach  hinten  zugespitzt  endigend. 
Rücken  dunkel  grauviolett,  mit  zahllosen  dunkleren  Pünktchen  übersäet;  unlere  Körperhälfte  hell 
bräunlichgelb.  Caudale  mit  einer  halbmondförmigen,  nach  hinten  convexen  Querbinde  von  dunkelvioletter 
Färbung  vor  der  Mitte  der  Caudallänge. 

D.  1/6.    P.  1/6.   V.  1/5.   A.  27— 30. 

Beschreibung. 

Die  Körpergestalt  dieser  Art  ist  im  Verhältniss  zu  den  meisten  übrigen  Auchenrpterus-Xritw  schlank, 
gestreckt.  Die  grösste  Rumpfhöhe  gleicht  der  Kopflänge  oder  übertrifft  sie  nur  ganz  unbedeutend  und 
beträgt  durchschnittlich  »/^  der  Körperlänge.  Die  Kopfbreite  steht  der  Kopflänge  c.  um  ^j  Augeudiameter 
nach.  Die  Knochen  der  oberen  Kopfdecke  und  am  Nacken  sind  fein  granulirt. 

Die  Augenöft'nnng  ist  ziemlich  gross,  oval,  überhäutet  und  grenzt  nach  vorne  an  die  Mundwinkel. 

Die  Mundspalte  kommt  an  Breite  der  halben  Kopflänge  gleich.  Der  vorderste  Theil  der  kurzen  Schnauze 
ist  nackthäutig  und  der  breite  Vorderrand  der  Schnauze  nur  schwach  gebogen.  Die  Spitze  des  horizontal 
zurückgelegten  BartCadens  am  kurzen,  stielförmigen  Oberkiefer  reicht  bei  einigen  Exemplaren  nicht  über 
das  erste  Längenviertel  des  Pectoralstachels  zurück,  bei  anderen  aber  nahezu  bis  zur  Spitze  desselben. 

Die  hinteren  Unterkieierbarteln  sind  so  lange  wie  der  Kopf  mit  Ausschluss  des  Kiemendeckels,  und 
überragen  mit  ihrer  Spitze  ein  wenig  die  Basis  des  Pectoralstachels;  die  vorderen  Unterkieferbarteln  sind 
durchschnittlich  '/s  fler  Kopflänge  gleich  und  horizontal  zurückgelegt  fällt  deren  Spitze  ein  wenig  hinter  die 
Augenmitte.  Der  Unterkiefer  überragt  mit  dem  mittleren  Theile  seines  Vorderrandes  den  oberen  Mundrand 
nur  unbedeutend;  die  lange  Zalinbinde  desselben  verschmälert  sich  nach  hinten  zu  einer  Spitze,  während 
die  kürzere  fast  durchgängig  gleich  breite  Zahnbinde  des  Zwischenkiefers  am  seitlichen  Ende  abgerundet  ist. 

Die  Stirnfontanelle  ist  lang  gestreckt,  schmal,  lanzettförmig;  ihr  hinteres  breiteres  Ende  fällt  in  eine 
Horizontallinie  mit  dem  hinteren  Ende  der  Augengrube;  nach  vorne  wird  sie  fast  linienförinig  und  mündet 
entweder  direct  in  den  überhäuteten  Theil  der  Schnauze  oder  ist,  wie  es  scheint,  nur  in  seltenen  Fällen 
vorne  von  Knochenschildein  abgeschlossen.  Die  Länge  der  Stirnfontanelle,  so  weit  sie  äusserlich  sichtbar 
ist,  schwankt  daher  zwischen  '/4  — Vi?  der  Koplläuge. 

Der  hintere  Rand  des  Vordeckels  ist  nahezu  vertical  gestellt  oder  schwach  nach  vorne  und  unten 
geneigt,  der  Vordeckelwinkel  stark  gerundet.  Der  Kiemendeckel  zeigt  zahlreiche,  erhabene  Streifen,  welche 
vom  vorderen  oberen  Winkel  radienförniig  auslaufen,  aber  erst  nach  Hinwegnahme  der  dicken  Hautdecke 
sichtbar  sind.  Zwischen  und  vor  den  Narinen  ist  die  Oberseite  des  Kopfes  flach;  weiter  nach  hinten  bis 
zur  Deckelgegend  schwach  gebogen,  von  dieser  bis  zur  Dorsale  aber  fällt  sie  dachförmig  gegen  die  Seiten 
zu  ab  und  ist  nur  von  geringer  Breite,  da  der  Kopf  daselbst  in  eine  comprimirte  Form  übergeht. 

Die  Entfernung  des  Dorsalstrahies  von  dem  vorderen  Kopfende  steht  einem  Drittel  der  Körperlänge 
ein  wenig  nach,  der  Abstand  der  Dorsale  von  der  Fettflosse  ist  etwas  mehr  als  273— 2'/r,mal  in  der  Körper- 
läugc  enthalten.  Die  Höhe  des  Dorsalstachels  steht  der  Kopflänge  nur  unbedeutend  nach  und  die  knöcherne 
Spitze  desselben  wird  von  dem  ersten  Gliederstrahl  der  Flosse  ein  wenig  überragt.  Die  folgenden  Glieder- 
strahlen nehmen  sehr  rasch  an  Höhe  ab. 

Der  Dorsalstachel,  obwohl  kräftig,  ist  minder  stark  als  der  Pectoralstachel  und  nur  am  Vorderraude 
creuulirt. 


3S  Tran?:  Sfp imln rhri  rr. 

Dei-  (lepn'miite  PeofoiiilstnclR'l  ist  ein  wenig  länger  als  der  Kopl',  liis  zum  knüciievnei!  Ende  des  Kiemen 
deckeis   gemessen,    oder    so    Inng    wie    der   Kopf   mit    Kin.scliliiss    des    häutigen    Lappens    am   Rande    des 
Deckels.    Die  Hakenzäline  am  Innenrande  des  Pectoi'alstacbels  sind,  wie  gewöhnlich,  mit  der  umgebogenen 
Spitze  nach  vorne  geneigt  und  stärker  als  die  am  Aussenraude  gelegenen. 

Die  Aussentläche  des  Hunieralfortsatzes  ist  gröber  granulirt  als  die  der  oberen  Kopfknochen.  Die 
Spitze  des  Humeralfortsatzes  reicht  bald  bis  zum  Beginne  des  letzten  Längendrittels,  bald  nur  wenig  über 
die  Längenmitte  des  horizontal  zurllckgelegten  Peetoralstachels.  Der  einfache  Humeralporus  liegt  am  unteren 
Rande  des  Humeralfortsatzes  über  der  Basis  des  drittletzten  Pectoralstrahles. 

Die  Spitze  der  Pectoraie  reicht  nicht  bis  zur  Einlenkungsstelle  der  Ventrale,  welche  genau  in  oder  ein 
wenig  vor  die  Mitte  der  Körperlänge  fällt. 

Die  Länge  der  Ventrale  ist  zwischen  l'/g— l'/^mal  in  der  Kopflänge  enthalten;  die  Spitze  der  Ventrale 
reicht  bis  zum  Beginne  der  Anale  oder  bis  zur  Basis  des  2. — 3.  Analstrables. 

Die  Basislänge  der  Anale  gleicht  der  Kopflänge  oder  übertrifft  sie  noch  ein  wenig.  Der  untere  Rand 
der  Flosse  ist  bei  Weibchen  sehr  schwach  convex  und  nur  zunächst  den  letzten  6,  rascher  an  Länge 
abnehmenden  Strahlen  stärker  gebogen.  Die  Analstrahlen  sind  bis  in  die  Nähe  der  Strablenspitze  von  einer 
dicken  fleischigen  Haut  umhüllt. 

Da  die  Lage  der  Fettflosse  am  Rücken  nicht  constant  dieselbe  ist,  fällt  der  Beginn  dieser  Flosse  in  ver- 
ticaler  Richtung  bald  nicht  weit  hinter  die  Basismitte  der  Anale,  bald  aber  über  den  Beginn  des  letzten  Drittels 
der  Analflossenlänge. 

Die  Caudale  ist  ebenso  lang  oder  nur  wenig  kürzer  als  der  Kopf,  am  hinteren  Rande  schwach  halb- 
mondförmig eingebuchtet;  der  obere  Caudallappen  endigt  weiter  nach  hinten  und  ist  zugleich  etwas  stärker 
zugespitzt  als  der  untere. 

Die  Seitenlinie  ist  sehr  schwach  geschliingelt,  gibt  zahlreiche  Nebenäste  nach  unten  und  oben  in  schiefer 
Richtung  ab  und  läuft  in  der  vorderen  Knmpfhälfte  ein  wenig  über  der  Höhenmitte  des  Körpers,  am 
Schwänze  unter  derselben  iiin.  leb  konnte  von  dieser  Art  nur  Weibchen  untersuchen,  von  denen  das  grösste 
22Vj"'  lang  ist. 

Gruppe  ARIINA  Gthr. 

ftatt.  ARirS  (sp.  ('.  V.)  üthr. 

*22.   AHus  as.siniUi~s  Gthr. 

Arins  guatemalensfn  (Gthr.?)  Sti'iiul.,  lelitli.  Beitr.  (IV),  p.  18  (Separatahdr.),  Bd.  LXXII  tl.  Sitzuns'sber.  d.  kais.  Akad. 
d.  Wissensch.  I.  Abtli.  Dec.-Het't,  .lalng.  1875. 

Vier  grosse  Exemplare,  gefangen  bei  der  Ortschaft  Caiman. 

Bisher  war  diese  Art  nur  von  der  pacifieischen  Küste  des  mittleren  Amerika's ,  und  zwar  von  Cbia- 
pam  (Guatemala),  Altata ,  aus  der  Magdalena-Bai  in  Unter-Californien  und  aus  der  Bucht  bei  Panama 
bekannt. 

Ich  habe  diese  Art  bereits  in  dem  4.  Theile  meiner  ichtbyologischen  Beiträge  nach  sechs  Exemplaren 
ausführlich  beschrieben,  und  zwar  unter  dem  Namen  Anus  guatemalensis  Gthr.  =  ?  Arms  assimüis  Gthr., 
ziehe  jedoch  gegenwärtig  die  Bezeichnung  A.  nssiwüis  Gthr.  als  die  richtigere  vor,  selbst  in  dem  Falle, 
dass  beide  Arten  zweifellos  identisch  seien ,  da  ja  der  eine  oder  der  andere  Name  nicht  das  Recht  der  Prio- 
rität fUr  sich  in  Anspruch  nehmen  kann,  und  A.  assimäis  Gthr.  genauer,  charakteristischer  beschrieben  ist, 
als  A.  guatemalensis  Gthr.  Auch  heisst  es  in  der  Beschreibung  des  A.  (juatemalensis  (Catal.  of  the  Fish,  in 
tbe  Brit.  Museum.  Vol.  V,  p.  14^):  „Occipital  process  ....  triangulär,  with  its  hinder  end  truncated",  wäh- 
rend dieser  Fortsatz  in  dem  beigedruckten  Holzschnitte  daselbst  eoncav  erscheint  (wie  er  bei  A.  assimüis 
beschrieben  ist). 


Zur  Fisch- Fauna  des  Magdalenen-Sl rorves .  S9 

Gatt.  DORAS  sp.,  Lacep. 

23.  Doras  longispiuis  n.  sp. 

Char. :  Kopflänge  l)is  zur  Kiemenspalte  c.  4mal,  bis  zur  Basis  des  Dorsalstachels  etwas  weniger  (um  eine 
Augenlänge)  als  öni;il  in  der  Körperlänge  enthalten.  Stirne  flach,  Scheitelgegend  bis  zur  Dorsale  dacli- 
t'örmig  abfallend.  Kiet'erbarteln  ungefranst;  Oberkieferbarteln  ein  wenig  über  die  Längenniitte  des 
Peetoralstaeliels  oder  ein  wenig  über  das  hintere  Ende  des  Humeralfortsatzes,  äussere  Unterkieferbar- 
teln nicht  ganz  bis  zur  hinteren  Spitze  des  Kiemendeckels  zurückreichend.  Dorsal-  und  Pectoralstachel 
lang,  grob  gestreift  und  an  beiden  Rändern  mit  Hakenzälnien  besetzt.  Humeralfortsatz  lang,  stnbförmig, 
mit  seiner  Spitze  bis  zur  Längenmitte  des  Peetoralstaeliels  reichend,  am  Aussenrand  kurz  gezähnt. 
29  —  30  Seitenschiider  am  Rumpfe,  jedes  mit  einem  starken  Hakenzahne  versehen,  hinter  dem  abstei- 
genden Aste  des  Nackenhelmes  und  dem  Huraeralfortsatzc!  rasch  an  Höhe  abnehmend,  grob  gestreift  und 
dünn  überhäutet.  Caudale  am  hinteren  Rande  tief  eingeschnitten.  Seiten  des  Rumpfes  schmutzig  grau- 
violett. Candale  gelblich  mit  einer  ziemlich  breiten  violetten  Längsbinde  im  mittleren  Tlieile  jedes 
Caudallappens. 

D.  1/6.    A.  13.   P.  1/7.   V.  7.    Sc.  lat.  29-30. 

Beschreibung. 

Die  Seiten  des  Kopfes  sind  ziemlich  hoch  und  fallen  steil  nach  unten  al).  Die  Stirne  ist  querüber  nahezu 
flach  (in  der  Mitte  ein  wenig  eingedrückt  und  über  den  Augen  schwach  gebogen);  auch  die  Schnauze  wölbt 
sich  nur  wenig  an  der  Oberseite  zwischen  den  Narinon.  Die  Hinterhauptsgegend  zwischen  den  Deckelstücken 
und  der  grosse  Nackenhelm  dagegen  dachen  sich  von  der  Mittellinie  nach  aussen  ab. 

Die  Mundspalte  ist  nicht  vollkommen  endständig,  indem  der  Zwischenkiefer  nach  vorne  ringsum  den 
Unterkiefer  ein  wenig  fiberragt.  Die  Zähne  dieser  beiden  Kiefer  sind  klein,  spitz  und  bilden  nur  schmale 
Binden.  Die  AugenöfFnung  ist  klein ,  an  Länge  c.  P/^mal  in  der  Stirnbreite,  diese  3mal  iu  der  Kopflänge  bis 
zur  hinteren  Spitze  des  Kiemendeckels  enthalten.  Die  Schnauzenlänge  Ubertrifl't  die  Stirnbreite  und  gleicht 
UcThezu  oder  genau  */,.  der  Kopflänge. 

Die  Stirnfontanelle  ist  von  birnförmiger  Gestalt,  nach  vorne  zu  versclimälert  und  so  lang  wie  das  Auge. 
Das  längliche  sogenannte  Subnasalschiid,  welches  die  beiden  Narinen  einer  Koptseite  weit  von  einander 
trennt,  ist  am  hinteren  Rande  zunächst  vor  der  hinteren  Narine,  unter  der  Loupe  gesehen,  gezähnt.  Die  vor- 
dere Narine  mündet  in  eine  kleine  häutige  Röhre. 

Säramtliche  Knochen  an  der  Oberseite  des  Kopfes,  insbesondere  jene,  welche  hinter  der  Schnauze  liegen, 
sind  grob  gestreift,  zart  grubig  und  zu  einer  soliden  Decke  verbunden,  so  dass  auch  die  die  einzelnen  Kopf- 
knochen trennenden  Nähte  zuweilen  nicht  ganz  deutlich  sichtbar  sind. 

Der  Kiemendeckel  hat  die  Gestalt  eines  etwas  schief  gestellten  gleichschenkeligen  Dreieckes,  ist  vom 
vorderen  oberen  Winkel  herali  radienförmig  gestreift  und  überhäutet. 

Die  sattelförmige  Nackenplatte  uniscldiesst  mit  ihrem  hinteren,  zuletzt  ein  wenig  aufgebogenen  Fortsatze 
nach  unten  den  starken  Dorsalstachel  und  den  ersten  Gliederstrahl,  und  das  hintere  Ende  derselben  fällt  fast 
in  eine  verticale  Linie  mit  der  abgestumpften  Spitze  des  langen,  stabförraigen  Humeralfortsatzes,  dessen 
unterer  Seitenrand  kielförmig  vorragt  und  mit  groben,  kurzen  Zähnen  besetzt  ist. 

An  den  hinteren  Fortsatz  des  Nackenschildes  lehnen  sich  nach  unten  die  3  ersten  Seitenschilder  des 
Rumpfes  an,  \on  denen  das  mittlere,  grösste  der  ganzen  Reihe,  nach  unten  bis  an  das  Endstück  des  Humeral- 
fortsatzes herabreichf  und  in  der  Höhenmitte  nut  einem  stai-k  comprimirten  und  rückwärts  gekrümmten 
Hakenzahn  wie  allr  folgenden  Seitenschiider  besetzt  ist,  während  das  vor  ihm  gelegene,  viel  kleinere 
Seitenschild  sich  längs  der  Mitte  nur  zu  einem  Kiele  erhebt,  der  nach  hinten  mit  einer  kurzen  zahnähnlichen 
Spitze  endigt. 


40  Franz  Stcindachner. 

Noch  weiter  nnch  vorne  bemerkt  man  in  der  von  dem  Humerus  und  dem  Nackenhelme  umschlossenen, 
nackten  Bucht  noch  2—3  rudimentäre  Schildchen  oder  Knochenkerne.  Das  letzte  Seitenscliild  vor  der 
Caiidale  ist  fast  4mal  niedriger  als  das  grösste  zweitvorderste  Schild,  docii  ist  der  Hakenzahn  desselben 
verhältnissmässig  nur  wenig  kürzer,  aber  bedeutend  schmäler  als  der  des  zweiten  Laternlschildes. 

hl  der  Höhe  des  Hakenzahnes  ist  jedes  Seitenschild  am  hinteren  Rand  tief  eingebuchtet,  am  Vorder- 
randc  aber  convcx  und  theilweise  von  dem  vorangehendem  Schilde  überdeckt,  an  der  Aussenseite  radien- 
förmig,  sowohl  in  der  oberen  wie  in  der  unteren  Hälfte  gestreift. 

Der  Stachel  der  Dorsale  ist  wie  der  der  Pectorale  schwach  säbelförmig  gebogen  und  an  lieiden  Rändern 
mit  starken  Hakenzähnen  besetzt.  Der  Pectoralstachel  ist  etwas  kräftiger  und  circa  um  einen  Augendiameter 
länger  als  der  Doisalstachel  und  gleicht  an  Länge  fast  genau  dem  Abstände  des  Dorsalstachels  von  dem 
vorderen  Kopfende.  Die  Ziähne  am  Vorderrande  des  comprimirtcn  Dorsalstachels  sind  mit  der  Spitze  nach 
oben  und  vorne,  die  Zähne  am  Aussenrande  des  deprimirten  Pectoralstacliels  nach  aussen  und  hinten 
gewendet  und  kleiner  als  am  inneren  Rande. 

Die  Fettflosse  beginnt  in  verticaler  Richtung  über  der  Hasis  des  3.  oder  4.  Analstrahles  und  reicht 
nur  ganz  unbedeutend  weiter  zurück  als  die  Anale.  Die  Basislänge  der  Fettflosse  gleicht  der  Schnauzen- 
länge und  steht  jener  der  Anale  sehr  wenig  nach.  Die  Höhe  der  Fettflosse  ist  gering,  circa  von  halber 
Augenlänge. 

Die  Caudale  ist  von  der  Basis  der  mittleren  Strahlen  bis  zur  Spitze  des  oberen  Flossenlappens  gemessen 
ebenso  lang  wie  der  Kopf  (bis  zur  Kiemenspalte). 

Der  obere  Caudallappen  beginnt  mit  sehr  kurzen  und  sehr  zahlreiclien  Stützstrahlen,  von  denen  der 
vorderste  von  dem  hinteren  Ende  der  Fettflosse  um  etwas  mehr  als  eine  Augenlänge  absteht. 

Knochenplatten  oder  Schilder  fehlen  sowohl  an  der  Ober-  wie  an  der  Unterseite   des  Schwanzstieles. 

Der  Porus  lateralis  gleicht  einer  kleinen  Spaltöffnung  am  unteren  Rande  des  Humeralfortsatzes  und  liegt 
in  geringer  Entfernung  hinter  der  Basis  desselben. 

Totallänge  der  beschriebenen  vier  Exemplare  :  10—15"". 

NB.  Alex.  V.  Humboldt  besehreibt  in  dem  zweiten  Bande  seines  Werkes  „Recueil  d'Observations  de  Zoologie  et 
d'Anatomie  coniparee",  p.  18)  eine  Doras-X\t  aus  dem  Magdalenen-Strome  unter  dem  Namen  Duras  crocodili  und  gibt  einige 
sehr  interessante  Aufschlüsse  über  die  Lebensweise  desselben.  Leider  wird  sich  wohl  nie  eruiren  lassen,  welche  Doras-kvt 
des  Magdalenen-Stromes  darunter  verstanden  sei,  da  die  Abbildung  Aes,  Doras  crocodih  offenbar  ganz  verfehlt  ist,  und 
die  Artbesehreibung  nach  der  werthlosen  Zeichnung  gegeben  wurde.  So  ist  es  z.  B.  gewiss  irrig,  dass  bei  Duras.  crocodili 
nur  ein  Stachel  in  der  Pectorale  vorkommen,  die  Gliederstrahlen  aber  gänzlich  fehlen  sollen;  wahrscheinlich  ist  auch  das 
Nackeuschild  und  die  ganze  Kopfform  verzeichnet,  ebenso  die  Caudale.  Nach  der  Länge  und  starken  Bezahnung  des  Puctu- 
ral-  und  Dorsalstachels  (dessen  hinterer  Rand  übrigens  von  Humboldt  glatt  dargestellt  wurde),  sowie  nach  der  Urösse  der 
Hakeiizähne  an  den  gleichfalls  verzeichneten  Seiteiischildern  zu  schliessen,  halte  ich  es  übrigens  nicht  für  ganz  unmöglich, 
dass  Boras  crofodili  Humb.  dem  Doras  loiiffisjv'nis  m.  entsprechen  könne;  dergleichen  Vermuthuugen  aber  berechtigen  gewiss 
nicht  dazu,  dem  Doras  cocodili  in  dem  Systeme  der  Siluriden  einen  Platz  einzuräumen. 

Dorria  longispinh  rn.,  nach  der  bedeutenden  Länge  des  Dorsal-  und  Pectoralstacliels  so  genannt,  zeigt  in  der  Form  des 
Kopfes  und  des  Humeralfortsatzes  in  der  Länge  und  Bezahnungsweise  der  eben  erwähnten  Stacheln  und  bezüglich  der  all- 
gemeinen Ue>talt  und  Zahl  der  seitlichen  Riimpfscliilder  viele  Ähnlichkeit  mit  Z>otos  dentatua  Knei',  doch  sind  die  Lateral- 
schilder bedeutend  niedriger,  an  der  Aussenfläche  nicht  gezähnelt,  und  der  Schwanzstiel  an  der  Ober-  und  Unterseite  nicht 
mit  Schildern  bedeckt. 

Gruppe  HYPOSTOM ATINA  Gthr. 

Gatt.   PLECOSTOMUS  sp.,  Artedi  (P/ecostomus  et  Liposarcus  Gthr.). 

24.  PleeO'Stonius  tenulcauda  n.  sji. 

Char.  :  Körpergostalt  gestreckt;  Kopf  nur  massig  deprimirt,  im  Umrisse  elliptisch  oder  parabolisch. 
Schnauze  ringsum  mit  rauhen  Schildchen  besetzt.  Hinterliauptsschild  längs  der  Mitte  mit  einem  ziemlich 
liohcn  Kiele  versehen,  nach  hinten  zugespitzt.  Stirne  breit,  querüber  nahezu  flach,  oberer  und  vorderer 
.\ugeurand  schwach  gewulstet.  2«  Schilder  längs  der  Seitenlinie.  Posthumeralleiste  stumpf,  Leisten 
der  beiden  Nackenschildei'  sehr  schwach  angedeutet.   Sämni fliehe  übrige  Rumpfschilder  ohne  Kiele,  an 


Zar  Fisch-  hl  1(1^(1  (h-a  MnqdaleiiPi)  Sfnuix's.  41 

der  giinzeii  Aiissenseitc  dirlit  und  lein  g-n/.älinl ,  iinr  die  ZiiliiU'  in  der  Mille  des  hinteren  Hundes  der 
Hniupfschilder  etwas  stärker  und  läng'cr.  Koi)tl;üii;c  bis  /,iir  liinteren  Spii/.c  des  llinleriiMUplsldele.s 
•5'A— ;>''As>iial,  l'i«  '/''IUI  oberen  Ende  der  Kienienspaite  4',,—  etwas  mehr  als  4',^nial  in  der  Kör|)er- 
länf;e;  Aiigendianieter  je  nmdi  dem  Alter  7'/,^s'/^nial,  8(dinaii/,eulänge  P/.,— IV-m'il,  «tirnbreite 
^'/j  — 2'/.jmnl,  Kopfbreite  zwischen  den  Deidudn  e.  l',^  — 1  V>''''1-  gTösste  Kopfliöiie  :im  Hinterliaupte 
c.  \^i\\\\:\\  in  der  Kopflänge  (l)is  zur  Spitze  des  mittleren  llinterhanptsschildes)  entiialten.  ('audale  s(dir 
laug,  am  liinleren  Kande  sehr  tief  eingebnelitet,  unterer  Randstrahl  deiselben  länger  als  der  obere  und 
stets  viel  länger  als  der  Kopf  Dorsale  c.  um  Vl\—2  Augendiameter  höher  als  lang,  an  Höhe  der  Kopf- 
länge nur  sehr  wenig  nachstehend.  Länge  des  Poctoralstachels  durchschnittlich  der  grössten  llöiie  der 
Dorsale  gleich,  Spilze  desselben  mindestens  bis  zur  Einlenkungsstidle  der  Ventrale  zurlicUrei(diend. 
S  Schilder  zwischen  der  Dorsale  und  der  Felttlosse.  Kopf,  Rumpf  und  sämmtliche  Flossen  auf  weisslich- 
granein  Grunde  dicht  grauviolett  gefleckt  (zuweilen  fehlen  die  Flecken  in  der  unteren  Hidienhälfte  des 
Schwanzes  und  auf  der  Bauchseite);  Flecken  am  Kopfe  stets  etwas  kleiner  als  an:  Rumpfe.  Bei  jün- 
geren Individuen  2.  bei  älteren  stets  3  Reihen  von  Flecken  zwischen  je  2  Dorsalstrahlen. 

D.  1/7.    A.  1/4.    P.  1/0.    V.  1/5.    L.  lat.  28. 

B  e  s  c  h  r  e  i  b  u  n  g. 

Die  KörpcM'gestalt  dieser  Art  ist  sehr  schlank,  wie  hei  I'lefostunius  horrklus  Kn.  (=  /'/.  evKd-ijinatus 
C.  Val.,  Kn.);  auch  in  der  Zahl  der  Runipfschilder  längs  der  Seitenlinie,  in  der  Form  der  Caudale  stinnnen 
beide  Arten  mit  einander  überein;  doch  fehlt  bei  J'l.  tenuicauda  die  nackte  Stelle  in  der  Mitte  des  vorderen 
Schnauzenrandes,  der  nnttlere  llinterhauptskamm  ist  schärfer  ausgeprägt  und  länger,  der  Schwanzstiel 
schlanker  und  schwächer  deprimirt  und  die  Körperflecken  kleiner  als  bei  FL  horridus.  Bei  VI.  hiseriatus 
Cope  zieht  die  Seitenlinie  gleichfalls  über  28  Schilder  hin,  doch  ist  die  Kopflänge  bei  dieser  Art  nach 
Cope's  Beschreibung  bedeutend  geringer  als  bei  P.  tenuicauda  und  die  Schnauze  vorne  nackt  wie  bei 
/'.  horridus.  ^ 

In  den  Umrissen  der  Kopfgestalf  zeigen  sich  nicht  unbedeutende  Verschiedenheiten  bei  den  zahlreichen, 
uns  zurBeschreibnng  vorliegenden  Exem]ilaren  von  l'lecostonms  tenuicauda,  indem  bei  der  Mehrzahl  dcselben 
sich  der  Kopf  von  dem  Auge  nach  vorne  ziendich  rasch  verschmälert  und  an  der  Schnauze  eiföimig  ab- 
gestumpft endigt,  während  bei  anderen  die  Breitenabnahme  nach  vorne  geringer  ist,  und  der  vordere 
Schnauzenrand  breiter  und  schwächer  gerundet  erscheint. 

Die  Stirne  erscheint  eingedrückt,  indem  der  Seiteurand  derselben  über  und  auch  vor  dem  Angc  sich 
schwacli  wnlstförmig  erhebt.  Diese  Erhebung  des  Angenrandes  setzt  sich  nach  vorne  bis  zur  vorderen  Narine, 
längs  deren  unterem  Rande  sie  hinzieht,  fort,  und  geht  nach  hinten  in  den  stumpfen  Kiel  des  grossen  Schläfen- 
schildes uuniittelbar  über.  Die  Entfernung  der  vorderen  Narinen  von  einander  beträgt  c.  P/a  Augenlängcn 
und  ist  kaum  grösser  als  der  Abstand  derselben  von  dem  Auge,  währand  die  Stirnbreite  c.  ä'/^ — o^/r^  Augen- 
durchmessern gleicht.  Die  Leiste  am  mittleren  Hinterhanptsschilde  ist  stets  deutlich  entwickelt  und  s(diarf 
ausgeprägt;  sie  zieht  sich  bis  zur  hinteren  Spitze  desselben  hin,  u'mmt  zugleich  nach  hinten  ein  wenig  an 
Höhe  zu  und  ist  am  oberen  stumpfen  Rande  mit  ein  wenig  gröberen  Stachelchen  besetzt  als  der  flache  Theil 
des  Occipitalschildes.  Ähnliche,  etwas  grössere  Zähnchen  liegen  auch  am  Üande  des  Interoperkels. 

Das  vordere  Mundscgel  ist  aussen  sehr  rauh  und  an  der  Innenfläche  wie  das  grosse  hintere  halbkreis- 
fönnige  Mundsegel  mit  zottenföiinigen  rapillen  dicht  besetzt.  Die  Eckbarteln  der  Mundspalte  erreichen  c.  1'/., 
bis  1%  Augenlängcn. 

Im  Unterkiefer  zählte  ich  bei  einem  grossen  Exemplare  jcderscits  ;J0  — ;;i.  im  Zwischeid<iefer  in  jeder 
Hälfte  26  —  28  Zähne.  Die  goldbraunen  Spitzen  derselben  sind  gal)elig  getheilt  und  nach  innen  um- 
gebogen. 


1  Höchstwahrscheinlich  ist  PL  bi.-^ena/v6  ('tipi;  vvw  P/.  /lomdus  Ivu.  nicht  s|iccifisch  vcrscliiedeu. 

lli-nksrliriltcn  der  mathem.-iinlurw.  Ci.    XXXIX.  Bd. 


42  Franz  Steindach ner. 

Die  Dorsale  ist  stets  liölier  als  laiiy  uiul  am  oberen,  schiel'  gesleliten  liaiiile  sehwaeii  gebogen.  Die  Basis 
länge  der  Flosse  gleicht  nalie/u  oder  ganz  genau  der  Kopflänge  bis  zum  olieren  Ende  der  Kieuienspalte, 
während  der  höchste,  d.  i.  der  eiste  gespalfene  Strahl  der  Kückentlosse  der  Kopflänge  bis  zur  Spitze  des 
mittleren  Hinterhauptsschildes  nur  ganz  unbedeutend  nachsteht.    Der  Abstand  der  Dorsale  von  «leni  Stachel 
der  Fettflosse  gleicht  genau  der  Basislänge  der  erstereu. 

Der  Pectoralstachel  ist  sehr  lang  und  zunächst  der  Basis  depriniirt;  weiter  nach  hinten  gegen  die  Spitze 
zu  ist  er  im  Durchschnitte  oval  oder  rund,  und  bei  sehr  alten  Exemplaren  von  43"°  Länge  und  darüber  mit 
sehr  langen,  beweglichen  Widerhaken,  bei  jüngeren  Individuen  mit  kürzeren,  meist  festsitzenden  Stacheln 
besetzt.  Die  Länge  des  Pectoralstachels  gleicht  bei  sämmtlichen  von  mir  untersuchten  (!l)  Individuen  der 
grössten  Höhe  der  Dorsale;  nur  bei  einem  einzigen  Exemplare  unserer  Samndung  reicht  die  Spitze  des  Pecto- 
ralstachels genau  bis  zur  Einlenkungsstelle  derselben,  bei  allen  übrigen  aber  noch  über  diesellie  zurück;  bei 
diesen  letzteren  fällt  die  Insertionsstelle  der  Ventralen  in  vcrticaler  Richtung  zwischen  den  3.  und  4.,  bei 
erstereu  aber  unter  den  4.  Dorsalstrahl. 

Die  Länge  der  Ventrale  übertrifft  in  der  Regel  die  Schnauzenlänge  um  Vz  — l'/s  Angendiamefcr;  der 
hintere  Rand  derselben  ist  gerundet  und  die  äusserste  Spitze  der  horizontal  zurückgelegten  Flosse  reicht  bis 
zur  P«asis  des  vorletzten  Analstrahles. 

Die  Analstrahlen  sind  nahe  an  einander  geruckt;  die  Basislänge  der  Flosse  ist  daher  gering  und 
c.  S'/j — SYjUial  kürzer  als  die  grösste  Höhe  derselben,  welche  der  Schnauzenlänge  um  einen  halben  oder 
einen  ganzen  Augendiameter  nachsteht.. 

Die  Caudale  zeigt  bei  manchen  Individuen  eine  enorme  Länge,  die  nicht  selten  der  Hälfte  der  Körper- 
länge gleicht,  in  der  Regel  aber  2V3 — '2^/a\\»\  in  letzterer  begriffen  ist.  Der  untere  Randstrahl  der  Flosse  ist 
bei  vollständig  erhaltenen  Exemplaren  länger  als  der  obere  und  wie  dieser  bei  sehr  alten  Individuen  gegen 
die  Spitze  zu  gleii'h  dem  Pectoralstachel  mit  Widerhaken  besetzt,  bei  jüngeren  Individuen  aber  nur  dicht 
mit  kurzen,  spitzen  Borstenzäbnen  bewaffnet.  Die  Tiefe  des  Einschnittes  am  hinteren  Rande  der  Caudale 
wechselt  mit  der  grösseren  oder  geringeren  Längenentwieklung  des  oberen  und  unteren  Randstraliles.  Nur 
an  den  beiden  vordersten  Nackenschildern,  an  den  4  ersten  seitlichen  Rumptscliildern  der  Pectoralgegend 
und  endlich  an  jenen  Schildern,  welche  von  der  Analgegend  augefangen  bis  zur  Caudale  hin  den  Seiteurand 
des  Rumpfes  nach  unten  bilden,  zeigen  sich  äusserst  stumpfe,  sehr  schwach  ausgeprägte  Kiele.  Sämmtliche 
Schilder  sind  an  der  ganzen  Aussenfläche  mit  Zähnchen  besetzt,  welche  in  horizontalen  Reihen  geordnet 
liegen  und  gegen  den  hinteren  Rand  der  Schilder  ein  wenig  an  Länge  zunehmen  und  denselben  überragen. 

Der  Rücken  ist  hinter  der  Dorsale  bis  zur  Fettflosse  flach  und  zwischen  der  Basis  des  letzten  Dorsal- 
strahles und  dem  Stachel  der  Fettflosse  von  8  paarigen  Schildern  bedeckt.  14  Schilder  liegen  zwischen  der 
Basis  des  letzten  Analstrahles  und  der  des  langen  unteren  Randstrahles  der  Caudale.  Die  ganze  Bauchseite 
bis  zur  Analpapille  ist  von  sehr  kleinen  Schildchen  bedeckt. 

In  der  Körperzeichnung  stimmt  PL  tenuicauda  mit  l'l.  horridios  Uberein.  Die  Flecken  am  Kopfe  sind 
ein  wenig  kleiner  als  am  Rumpfe.  In  der  unteren  Höhenhälfte  des  Schwanzstieles  und  an  der  Bauchfläche 
fehlen  zuweilen  die  violetten  Flecken  gänzlich. 

Auf  der  Caudale  vereinigen  sich  die  zahllosen  Flecken  zuweilen  zn  Querbiuden  und  am  Bauche  zu 
geschlossenen  Ringen  (mit  hellem  Centrum)  oder  zu  grösseren,  halbmondförmigen  Flecken. 

Das  grösste  Exemplar  unserer  Sammlung  ist  48,  das  kleinste  25""  lang.  Bei  ersterem  beträgt  die  Länge 
der  Schwanzflosse  14,  bei  letzterem  9'". 

NB.  N;ilie  verwandt  mit  l'l.  tenuicauda  ist  Fl.  Villarsii  Ltk.  (Vidciislv.  Medit.  t'ra  drii  naturhist.  l'^n-ninjc  i  Kjöbeuliavii, 
1873,  Nr.  13  — li,  )).  211),  Da  Dr.  Lütken  die  Güte  hatte,  mir  das  Originalexemplar  von  77.  Villarsii  /.um  Vert;lciche  eiii- 
zuaenden,  so  will  ich  hier  in  Kürze  da.sselbe  beschreiben. 

l'lecostomus  Villarsii  Ltk.  stimmt  mit  PI.  tenuicauda  durch  die  vollständige  BeschiUleruug  der  Schnauze,  sowie  in  der 
Zahl  der  seitlichen  Rnnipfschildor  (iS)  übei-ein,  untersclieidet  sich  aber  von  letzterem  durch  die  bedc':iteude  Grösse  der 
Mecken  am  Kurnjitc  und  durch  das  Vorkonnuen  eines  zarten  Kieles  längs  der  Mitte  der  2.  .Schilderrcihe  der  Rumpt'seiteu. 
welcher  erst  am  Schwanzsticie  1  hinter  der  l<>ttflossc)  vollkommen  verschwindet.  Die   Kör|icigestalt  ist  ferner  sehr  gestreckt, 


Zur  Fisch- Fauna  dpa  Magdaloicn-StmiiiPS.  4,3 

der  Rücken  hinter  der  Dorsale  bis  ziu-  FcttÜosse  flach  und  der  Kiini]it'  d;iselbst  lirclter  als  hfxdi;  der  Knid'  ist  iiiässi;'- 
depiimirt. 

Das  nach  hinten  dreieckig-  zugespitzte  mittlere  Hinterhaiiiitsschild  erhebt  sich  längs  der  Mitte  zn  einem  niedrigen, 
scharfen  Kiele,  der  nach  hinten  ein  wenig  an  Breite  znnimmt  nnd  abgestumpft  endigt. 

Die  Kopflänge  bis  znr  .S])it/e  des  mittleren  Hinterhanptsschildes  ist  ein  wenig  mehr  als  Jiy^mul  in  der  Körperlänge 
(bis  znr  Basis  der  mittleren  f'audalstrahlen),  die  grösste  Kopfbreitc  zwischen  den  Deckeln  c.  iV^mal,  der  Angeudiameter 
e.  il-y^mal,  die  Selinauzenlänge  mehr  als  l^mal  ( liyä.mal) ,  die  Stirnbreite  c.  •27;,mal ,  die  Entfernmig  der  vtirderen  kreis- 
runden Narinen-Öft'nungen  von  einander  c.  474nial  in  der  Koptlänge  enthalten.  Die  Schnanze  ist  vorne  stark  oval  gerundet 
und  vollständig  mit  rauhen  Schildchen  besetzt,  ebenso  die  Aussen-  oder  Unterseite  des  vorderen  Mundsegels,  mit  Aus- 
nahme eines  sclmialen,  uackthäutigen  und  ausgefransten  Randstückes  zunächst  der  Mnndölfnung.  Die  Eckbarteln  sind 
c.  ly^mal  so  lang  wie  das  Ange.  Eine  sehr  stark  abgestumpfte  Leiste  oder  Erhöhung  zieht  vom  vorderen  Augenrande 
längs  dem  Oberrande  des  Auges  horizontal  bis  zum  gerundeten  hinteren  oberen  Ende  des  grossen  Schläfeuscliildes  und 
verliert  sich  nach  voine  unter  der  vorderen  Narine  voUstämlig.  Das  Interoperkel  und  der  kleine  Kieniendeckel  sind  am 
Rande  mit  vorspringenden  kurzen  Zähnen  besetzt,  die  am  ersteren  etwas  länger  als  am  letzteren  sind.  Der  mittlere,  breitere 
Theil  der  Stirue  ist  querüber  schwach  gewölbt,  der  Randtheil  aber  schwach  concav.  Die  Entfernung  der  hinteren  Najino 
vom  vorderen  Augenrand  übertrifft  eine  Augenlänge  nur  ganz  unbedeutend. 

Die  Länge  der  Dorsale  ist  e.  l'/gmal,  die  grösste  Höhe  derselben  unbedeutend  mehr  als  Imal,  die  Länge  des  Pectoral- 
stachels  etwas  mehr  als  1 '/gmal  in  der  Kopflänge  enthalten.  Es  gleiclit  somit  die  Länge  des  Brusttlossenstachels  nahezu 
der  Höhe  der  Rückenflosse. 

Der  Pectoralstachel  reicht  mit  seiner  Spitze  ein  wenig  über  die  Einlenknngsstelle  der  Ventrale  zurück  und  die  Länge 
letztgenannter  Flosse  gleicht  c.  dem  Abstände  des  vorderen  Kopfendes  vom  hinteren  Augenrande. 

Die  Entfernung  des  letzten  Dorsalstraliles  von  der  Fettflosse  gleicht  der  Höhe  der  Dorsale  und  die  Basis  des  sogeuaiinteu 
Veutralstachels  liegt  nur  wenig  näher  zum  Stachel  der  Fettflosse  als  zur  Schnauzeuspitze. 

Der  untere  Randstrahl  der  Caudale  ist  bei  dem  hier  beschriebenen  Exemplare  an  der  Spitze  abgebrochen,  seine 
ganze  Länge'  dürfte  wohl  der  Hälfte  der  Körperlänge  nahezu  gleichgekommen  sein.  Der  obere  Raudstrahl  der  Schwanzflosse 
gleicht  c.  dem  Abstände  der  Dorsale  von  der  Schnauzenspitze.  8  Rnmiifscliilder  liegen  zwischen  der  Basis  des  letzten  Dorsal- 
strahles nnd  dem  Stachel  der  Fettflosse,  14  zwischen  dem  letzten  Analstrahl  und  der  Ba,si8  des  langen  unteren  Randstrahli's 
der  Caudale,  4  zwischen  dem  ersten  Dorsal-  und  Veutralstrahle. 

Die  Kiele  an  den  2  vorderen  Nackenschilderpaaren  sind  nur  sehr  niedrig  und  stumpf,  somit  stark  verschwoiumeu ;  schärfer 
springt  die  Posthumeralleiste  vor.  Die  Kiele  an  der  zweiten  Schilderreihe  der  Rnmpfseiten  sind  sehr  zart;  jeder  derselben 
endigt  zunächst  der  Mitte  des  hinteren  Randes  der  einzelnen  Schilder  in  eine  Gruppe  längerer  Zähnchen.  Längs  der  Mitte 
der  obersten  Schilderreihe  des  Rumpfes  zieht  sich  von  dem  Beginne  der  Dorsale  bis  zur  Fettflosse  ein  deutlich  ausgeprägter 
stumpfer  Kiel  oder  eine  wulstförmige  Erhöhung  hin  nnd  fast  ebenso  schwach  entwickelt,  doch  minder  stumpf  und  breit  ist 
der  Kiel,  der  die  Seiten  des  Rumpfes  von  der  Unterseite  des  Körpers  zwischen  der  üegend  der  Ventrale  und  der  Längen- 
niitte  des  Schwanzstieles  trennt. 

Die  Flecken  am  Koi)fe  nehmen  gegen  das  iiiutere  Ende  desselben  allmäüg  an  Grösse  zu,  ebenso  die  viel  grösseren 
I^lecken  des  Rumpfes  gegen  die  Caudale;  vor  letzterer  erreichen  sie  c.  '-1^,  hinter  dem  Kopfe  c.  Y^ — %  einer  Angengrösse. 

Die  Flecken  auf  der  Jlussenhaut  zwischen  je  2  Dursalstrahleu  bilden  2  ziemlich  weit  von  einander  abstehende  Reihen, 
indem  jede  Reihe  hart  am  Seitenrande  eines  Strahles  liegt.  Auf  allen  übrigen  Flossen  ist  fast  nur  eine  Reihe  von  Flecken 
entwickelt  und  durchschnittlich  ist  die  Mitte  jedes  Fleckes  heller  als  der  Rand.  Die  Flecken  in  der  hinteren  Hälfte  der  Pecto- 
rale  und  Ventrale  dehnen  sich  in  die  Breite  aus,  und  lösen  sich  zunächst  dem  hinteren  Rande  der  Pectorale  in  2  Flecken- 
reihen zwischen  je  2  Strahlen  auf. 

Körperiänge  des  beschriebenen  typischen  Excmplares  von  der  Schnauzeuspitze  bis  zur  Basis  der  mittleren  Caiidal- 
strahlen  32""  ,  von  der  Schnauzenspitze  bis  zur  Spitze  des  mittleren  Hinterhauptsschildes  91.i  ""  ,  Länge  des  Pectoralstachels 
bis  zur  häutigen  Spitze  .s-2.5"",  grösste  Höhe  der  Dorsale  (am  1.  gespaltenen  Strahle)  8-70"',  Länge  des  Veutralstachels  d-""", 
Höhe  der  Anale  (am  zweiten  gespaltenen  Strahle;  ö-8"". 

D.  1/7.    P.  1/6.    V.  1/5.    A.  1/4.    L.  lat.  28. 

Gatt.  CHAETOSTOMUS  Heck. 

(Llhaetostonius  &i  Pterygoplichthys  Gtlir.,   Castel.). 

25.  Cliaetostonms  utideciinaUs  n.  sp. 

Cliar. :  Kopt  uiclit  deprimirt,  im  Umrisse  oval.  Leiste  am  mittleren,  nach  hinten  dreieckig  zugespitzten 
Hintcrhaiiptsschilde  nur  schwach  vorspringend.  Sämmtliche  horizontale  Schilderreihon  des  Rumpfes  zart 
gekielt  uiul  nur  sehr  schwach  gezähnt.  Dorsale  mit  einem  dünnen  Stachel  und  K.)  gespaltenen  Strahlen. 
Kopllänge  bis  zur  Spitze  des  mittleren  Hinterhauptsschildes  3'/^— SVjinal  in  der  Körperiänge,  Augeu- 
diiinicter  67.,— 7y.,nial ,  Stirnbreite  2\'.  —  2^i^\\yA,  Scbnauzenlänge  17;,— 1''"/; mal,  Kopfbreite  zwischen 
den  Deckeln  etwas  mehr  als  1'/:^—  c.  Vj^maX  in  der  Kopllänge  enthalten.  Die  liingsten  oberen  Haken- 

0  * 


44  Franz  Stet mlarhiwr. 

ziihne  am  Intern]ierkel  gcnnii  oder  ualiczu  so  lang  wie  das  Auge.  Dorsale  mibedeiiteud  länger  als  luioh 
und  iialiezu  so  lang  wie  der  Kopf.  Pectoralstacliel  noch  einmal  so  stark  und  länger  als  der  Dorsal- 
siacliol  iiiul  mit  seiner  Spitze  last  bis  zur  Länge;iiiiitle  des  Vcniralstachels  zuriiekreicliend.  t'audale  am 
hinteren  Kande  tief  eingeschnitten,  an  Länge  mindestens  der  Entfernung  der  Dorsale  von  der  8clmau/,en- 
spit/e  gleicli.  2!i  Schilder  längs  der  Seitenlinie  bis  zur  Basis  der  Caudale,  9  zwischen  dem  letzten 
Dorsalstrahle  und  dem  Stachel  der  Fettflosse,  12  zvvis<'iien  dem  letzten  Analstrahle  und  der  Basis  des 
unteren  langen  Kandstrahles  der  (  au<lale.  Bauehtiäche  luid  Schnauzenraml  vollständig  mit  kleinen 
rauhen  Schildchen  besetzt.  Fleid^en  am  Kopte  klein,  am  Rumpfe  und  auf  der  Banchflii(die  etwas  grösser. 
Nur  eine  Fle(  kenreihe  zwischen  je  zwei  aufeinander  folgenden  Dorsalstrahlen. 

D.  1/  10.    P.  ] ,  6.   V.  1,5.    A.  1    4.    L.  lat.  29. 
B  e  s  c  h  r  e  i  b  u  u  g. 

Die  Kör)iergestalt  ist  ziemlich  gedrungen.  Die  obere  Kopflinie  erhebt  sich  im  Rogen  bis  zum  beginne 
der  Dorsale  und  senkt  sich  hierauf  wieder  rasch  und  unter  schwächei-(>r  Kriimmung  bis  zum  kur/.en  Scliwanz- 
stielc.  Der  Rumpf  ist  nur  an  letzterem  stark  comprimirt,  weiter  nach  vorne  aber  seitlich  gewölbt.  Die  grösste 
Ruinpfhöhe  unter  dei' Dorsale  steht  der  Ko])fläuge  circa  um  2  Augendiameter  nach,  während  die  geringste 
am  Scliwanzstiele  kaum   '/^  der  Koptlänge  erreicht. 

Der  Umkreis  des  Kopfes  ist  halb  elliptisch,  die  Stirne  im  mittleren  Theile  zuweilen  eonvex  und  au  den 
Seiten  schwach  concav,  da  der  obere  A'ugenrand  ein  wenig  erhöht  ist.  \'om  voi'deren  Augenrande  zieht  eine 
breite,  stumpfe  Leiste  von  sehr  geringer  Höhe  zur  vorderen  Narine  längs  dem  unteren  Rande  beider  Karinen. 
Auch  am  hinteren  Augenrande  zeigt  sich  eine  schwielenähnliche  Erhöhung.  Eine  viel  schmälere,  aber  scharf 
ausge))rägte  Leiste  theilt  das  grosse  Schlätenschild  in  zwei  ungleiche  Hälften,  und  reicht  nach  vorne  nicht 
ganz  bis  zum  Rande  des  Schildes.  Das  mittlere  Hiuterlianptsschild  endigt  nach  hinten  in  eine  Spitze,  der 
hintere  Seitenrand  desselben  ist  concav  und  der  mittlere  Kauun  nii  ht  stark  erhöht  und  am  oberen  Rande  ,ab- 
gestunipff. 

Die  Entfernung  der  hinteren  Narine  vom  Auge  ist  etwas  kürzer  als  ein  Augendiaineter,  die  Stirnbreite 
beträgt  c.  4  und  die  Schnauzenlänge  3',  .^  —  4  Augenlängen. 

Der  Seilenrand  des  Kopfes  und  die  ganze  Unterseite  desselben,  so  weit  sie  nicht  vom  hinteren  Mund- 
segel bedeckt  wird,  ist  rauh  iieschildert;  ebenso  das  vorder(;  Mundsegel  an  der  frei  liegenden  Unterseite, 
während  das  hintere,  dicht  mit  Pai)illeu  besetzt,  bogenförmig  gerundet  und  ganzrandig  ist.  Die  Bartläden  am 
Mundwinkel  sind  ein  wenig  länger  al>  ein  Augendiameter. 

Die  Zähne  in  beiden  Kiefern  sind  haarfein,  am  freien  Enile  etwas  verdickt,  abgestutzt  oder  abgestumpft, 
nach  innen  umgebogen  und  in  der  H(^gel  gabelig  getheilt. 

Der  Rand  des  Interoperkels  ist  mit  4 — 6  aufrichtbaren  Hakenzähnen  bewaffnet,  von  denen  der  oberste 
oder  die  beiden  obersten,  am  weitesten  nach  hinten  gelegenen  durchschnittlich  nur  ebenso  lang  wie  das 
Auge  sind. 

Das  grosse  Schläfenschild  ist  etwas  gröber  gestreift  und  gefurcht  als  die  übrigen  Kopfschilder.  Das 
vorderste  itaarige  Nackeuschild  grenzt  entweder  direct  an  den  oberen  Tbeil  des  hinteren  Randes  des  Schläfen- 
schildes, oder  ist  durch  1-2  kleine  Sehildcheii  von  demselben  getrennt,  variirt  daher  an  Grösse,  indem  die 
erwähnten  Schildchen  nur  vollständig  abgelöste  Theile  desselben  sind. 

Die  Entfernung  des  Dorsalstachels  vom  vorderen  Kopfende  ist  c.  2y2  — 2'/3mal  in  der  Köiperlätige  ent- 
halten, die  Basislänge  der  Flosse  gleicht  nahezu  einer  Kopflänge.  Der  Dorsalstachel  ist  schlank,  im  oberen 
Theile  biegsam  und  circa  um  einen  Augendiameter  kürzer  als  der  Kopf. 

Der  oiierc  Rand  der  Dorsale  ist  nur  massig  nach  hinten  und  unten  geneigt,  schwach  eonvex.  Die  Spitze 
der  nmgelegteu  letzten  Strahlen,  welche  c.  l^.nial  in  der  Höhe  der  längsten  vorderen  Strahlen  enthalten  sind, 
tiillt  um  2  Schilderlängen  vor  die  Basis  des  Fettflossenstachels.  Der  AbstamI  der  Basis  des  letzten  Dorsal- 
slr.'ibli  s  \i,ii  der  Fellllosse  gleicht  der  Entlernung  des  vorderen  KiiplVmles  V(ni  dein  hinteren  Augenrande, 


Zur  Fisch-Fauna  des  Mafiflaleucu-Bf.mmeS.  45 

Dpi-  Pectonilstaplu'l  i.st  c.  2nial  so  sUirk  und  uiicli  bedeutend  länsev  :ils  der  Dorsnlstachel;  in  letzterer 
Beziehung  übertritTt  er  die  Kopflänge  genan  oder  nahe/.u  um  einen  Angendianieter  uml  überragt  stets  selir 
bedentend  mit  seiner  Spitze  die  Insertionsstelie  der  Ventralen.  Gegen  die  Spitze  zn  rundet  sicli  der  Pectoral- 
staeliel  und  trägt  daselbst  naeh  aussen  und  oben  starke,  doeli  nielit  sehr  lange,  dicht  an  einander  gedriingle 
l'.orstenstaeheln;  weiter  nach  vorne  ist  er  deprimirt  nnd  an  der  Oberseite  auf  den  zarten,  regelmässigen  Längs- 
U'isten  mit  seiir  kurzen  Zähneben  besetzt. 

Die  Basis  des  1.  Ventralstachels  ist  eben  so  weit  von  der  Sehnauzenspitze  wie  von  der  Basis  des  Fett- 
flossenstaehels  entfernt,  und  fällt  in  verticaler  Richtung  zwischen  die  Basis  des  2.  und  3.  gespaltenen  Dor.sal- 
strahles  oder  genau  unter  den  zweiten.  Der  Stachel  der  Ventrale  ist  fast  eben  so  lang  und  stark  wie  der  der 
Dorsale,  und  reicht  mit  seiner  Spitze  genau  oder  nahezu  bis  zur  Basis  des  letzten  Analstrahles. 

Die  Anale  beginnt  in  verticaler  Eichuing  ein  wenig  hinter  der  Basis  des  letzten  Dorsalstrahles  nnd  ist 
c.  S'/j—  mehr  als  S'/^mal  höher  als  lang.  Die  Basislänge  der  Flosse  gleicht  e.  l'/j  Augenlängen  und  die 
grösste  Höbe  derselben  durchschnittlich  der  Länge  der  Schnauze. 

Die  Caudale  ist  am  hinteren  Bande  sehr  tief  eingeschnitten,  der  obere  und  untere  Randstrahl  der  Flosse 
sehr  lang  und  in  tler  Regel  dei-  untere  etwas  länger  als  der  obere.  Die  Länge  der  Caudale  ist  je  nach  dem 
Alter  der  Individuen  fast  2'7,;— 27;jmal  in  der  Körjjerlänge  enthalten. 

Jede  Schilderreihe  an  den  Seiten  des  Rumpfes  und  am  Nacken  ist  mit  einem  zarten  mittleren  Längskiele 
versehen;  doch  verliert  sich  der  Kiel  an  der  obersten  Schilderreihe  der  Rum])fseiten  bereits  vor  dem  innteren 
Basisende  jder  Rückenflosse  und  wird  auch  auf  den  übrigen  Reihen  gegen  den  Schwanz  zu  allmälig 
schwächer. 

Die  Grundfarbe  der  Köiperseiten  ist  grau  (bei  Weiuueistexemplaren) ;  die  Flecken  sind  schmutzig  vio- 
lett, am  Kopfe  kleiner  als  am  Rumpfe,  und  auch  auf  letzterem  nicht  grösser  als  die  Pupille  des  Auges.  Die 
liauchseite  ist  schmutzig  weiss,  mit  einem  Stiche  ins  GrauvioKtte  und  von  der  Anale  bis  zur  Kehle  mehr  oder 
minder  dicht  und  deutlich  gefleckt. 

Die  von  uns  untersuchten  Exemplare  sind  21 — 27""  lang. 

GJiaetostomus  undecimalin  ist  nahe  verwandt  mit  (Jh.  (I'teryg.j  dvodecimalin  ('.  V.,  besitzt  jedo(di  con- 
stiint  um  einen  Strabl  weniger  in  der  Dorsale  und  ist  aucii  schlanker  als  letztgenannte  Art.  Die  Runipf- 
schuppen  sind  ferner  stets  viel  zarler  gestreift  und  feiner  gezähnt  und  vielleicht  auch  die  letzten  Hakenzähne 
am  Interoperkel  constant  bedeutend  länger  als  bei  gleich  grossen  Exemplaren  von  Gh.  (Pt.)  duodecimalis, ' 
von  dem  das  Wiener  Museum  drei  kleine  und  zwei  grosse  Exemplare  aus  dem  Rio  San  Fiancisco  besitzt. 
Dass  die  Gattung  Fierygoplichthys  im  Sinne  G  ünther's  ganz  unhaltbar  sei,  wie  ich  schon  in  einer  anderen 
Abhandlung  bemerkte,  zeigt  ganz  deutlich  die  Zahl  der  Dorsalstrahlen  bei  Ch.  undfcimalis  (1  10),  Ch.  dno- 
decmaiis  G.  V.  (1/11)  und  0//.  microps  (xtbr.  (1/9). 

Gatt.  LORICARIA. 
26.  Loricm-ki  fllainentosa  n.  sp. 

Char. :  Rumpf  sehr  gestreckt,  stark  deprimirt.  Caudale  mit  fadenförmig  verlängertem  oberen  Raudstrahl. 
Kopf  kurz,  hinten  Itreit,  nach  voine  rasch  an  Breite  abnehmend  und  in  eine  abgestumpfte  Spitze  endi- 
gend. Seitenrand  des  Kopfes  in  der  hinteren  Längenhältte  bei  Männchen  dicht  mit  kurzen  haarföiniigen 
Stacheln  oder  Borsten  besetzt.    Hinterer  .\ugenausschnitt  gross.    Zähne   in  beiden  Kiefern   vorhanden, 

'  Bei  den  grössten,  21'"'  laugen  Exemplaren  von  Ch.  duodecimah's,  welche  ich  nntersiichen  konnte,  sind  die  längsten 
liakenzäline  am  Interoperkel  nur  halb  so  lang  wie  das  Auge;  bei  kleinen  Individuen  von  7— 11""  Lunge  finden  sieh  noch 
gar  keine  Kamlziihne  am  Zwischindeckel  vor.  Die  Stinibreite  ist  je  nach  dem  Alter  der  Exemplare  nur  2'/^  — :S  Augenliiiigen 
{jli'icli.  Dass  ancli  bei  dein  typischen  Exi'ui]ilare  des  Pariser  Museums  di(^  Stacheln  am  Interoperciilnm  von  keiner  bedeutenden 
Länge  sein  können,  sprielu  der  Umstand,  dass  Val  en  cien  n  i:s  diese  Art  nocli  in  die  i'istr  Gruppe  der  Ilypostoiiieu,  wie 
Ut//).  eyiarghintiiH.  dfimiiiersonii  etC.  reiht;  CS  Scheint  datier  der  HanpfriiaraktiT  der  (iattuiij;  Clia.-iii.sininns  nur  in  der  Aufstell- 
baikeil   ndcr  grössciru  licweKlielikeit  des  /.wiseliendeekels  zu  liegen. 


4()  Franz   Stein (lachnevi 

massig  p-oss.  Beide  Muiuisegel  mif  am  tVi-ieii  Rande  mit  Cirrlieii  verseilen.  Kopf'scliilder  gestreift  und 
gefurcht.  Leisten  auf  der  Stirne,  am  Hinterbaupte  und  an  den  Schläfenschildern  zart,  an  den  Nacken- 
schildern und  an  den  Seitentheilen  des  Rumpfes  scharf  ausgeprägt.  Bauschienen  in  4  ziemlich  regel- 
mässigen Längsredien,  die  der  beiden  mittleren  Reihen  ander  Brust  und  zwischen  den  Ventralen  sieh 
in  zahlreiche  polygonale  Schilder  auflösend.  Unterseite  des  Kopfes  nackthäutig.  oO  Sclnlder  längs  der 
Seitenlinie  liis  zum  Beginne  der  Tandale,  h  längs  der  Basis  der  Dorsale,  '20  auf  der  iladien  Rückenseite 
zwischen  dem  letzten  Dorsalstrahl  und  der  Cauda.le.  Sämnitliche  Flossen  mit  versclnvommcnen  Fleidvcn. 
Caudale  am  hinteren  <-oncaven  Rande  breit,  schwarz  gesäumt. 

D.  1/7.    F.  1/6.    A.  1/5.    V.  1/5.    L.  lat.  30. 

Beschreibung. 

Bezüglicli  der  Form  des  Kopfes  nähert  sich  diese  Art  der  Loricaria  catajßhractn  Lin.  Die  Oberseite  des 
Kopfes  ist  querüber  ziemlich  stark  gewölbt,  die  grösste  Kopfhreite  bei  jungen  Individuen  l'/^ — l'/^mal,  bei 
alten  1',^ — l'/,mal  in  der  Kopflänge  (bis  zur  Spitze  des  mittleren  Hinterhauptsschildes)  und  letztere  nahezu 
5 — 5'''/-,ni'''l  in  der  Körperlänge  euilialten.  Der  Durchmesser  des  Auges  (mit  Ausschluss  des  auffallend  grossen, 
hinteren  Ausschnittes)  ist  bei  jungen  Individuen  c.  &-/^mA\,  bei  alten  unbedeutend  mehr  als  Gmal,  die  Stirn- 
breite stets  473mal,  die  Schuauzenlänge  nicht  ganz  2mal  in  der  Kopflänge  begrift'en.  Die  grösstc  Höhe  der 
Dorsale  am  sogenannten  Stachel  übertrifft  die  Kopflänge  circa  um  eine  Au;icnlänge,  während  der  Peetoral- 
stachel  circa  um  einen  Augendiameter  kürzer  als  der  Kopf  ist. 

Die  oberen  Augeuränder  sind  erhöht,  daher  die  Stirne  (luerübei  ziendich  stark  concav  erscheint.  Zwei 
zarte  Leisten  liegen  auf  der  Stirne;  sie  convergiren  nach  vorne,  vereinigen  sich  daselbst  zu  einer  nur 
schwach  angedeuteten  Schnauzenleiste,  und  treffen  nach  hinten  in  der  Nähe  des  hinteren  Augenausschnittes 
mit  der  Scheitelleiste  zusammen,  falls  diese  nach  vorne  sich  in  zwei  divergirende  Aste  theilt.  Das  mittlere 
Oc{'i]iitalschild  endigt  nach  hinten  zugespitzt.  Sämniiliche  obere  Kopfschilder  sind  mehr  oder  nünder  grob 
gestreift  und  gefurcht  und  auf  den  erhobenen  Streifen  dicht  gezähnt.  Die  Unterseite  des  Kopfes  ist  mit  einer 
dünneu  glatten  Haut  bedeckt. 

Das  vordere  Mundsegel  legt  sich  als  eine  schmale  Falte,  deren  freier  Rand  mit  Hautläppchen  besetzt 
ist,  über  die  Zwischenkieferhälften;  das  hintere  grosse,  bogenförmig  ausgesi)anüte  Mundsegel  ist  bei  Weib- 
chen verhältnissmässig  bedeutend  kürzer  als  bei  Männchen  (es  dient  bei  diesen  zum  Schutze  der  Eier,  welche 
das  Männchen  ausbrütet),  an  der  ganzen  freien  Unterseite  mit  zarten  Papillen  besetzt  und  am  hinteren 
Rande  tief  gefranst. 

Die  Eckbartcln,  von  der  hinteren  Spitze  des  stielförmigen  kurzen  Oberkiefers  gemessen,  sind  mehr  als 
2mal  so  laug  wie  das  Auge,  am  Vorderrande  ausgefranst  und  gehen  nach  innen  vermittelst  einer  dünnen 
Hautfalte  in  das  hintere  Mundsegel  über. 

Die  Kieferzähne  sind  2spitzig,  mit  der  goldgelben  Spitze  nach  innen  gekrümmt;  ihre  Zahl  ist  variabel 
und  nimmt  mit  dem  Alter  zu;  bei  sehr  jungen  Individuen  liegen  in  jeder  Hälfte  des  Zwischen-  wie  des  Unter- 
kiefers durchschnittlich  5 — 6,  bei  alten  c.  9—11  Zähne. 

Der  Seitenrand  des  Kopfes  ist  bei  Männchen,  von  der  Mitte  der  Schnau/.e  angefangen  bis  zur  Kienien- 
spalte  dicht  mit  kurzen  Borstenzähnen  besetzt,  welche  dem  Weibchen  spurlos  fehlen. 

Die  beiden  vorderen  paarigen  Nackenschilder  endigen  nach  hinten  in  eine  Spitze  und  sind  mit  einem 
scharf  ausgeprägten  medianen  Längskiele  versehen.  Die  '■)  kleineren  neben  einander  liegenden  Nackenschil- 
der der  3.  Reihe,  welche  die  Dorsale  nach  vorne  begrenzen,  sind  ungekielt,  ebenso  die  lange  Reihe  der  den 
Rücken  bedeckenden  grossen  Schilder. 

Die  an  den  niedrigen  Seiten  des  Rumpfes  liegenden  Schilder  der  2.  und  3.  Reihe  tragen  einen  scharf 
vorspringenden  Kiel,  welcher  mit  stärkeren  Zähnchen  als  die  übrigen  Kiele  versehen  ist,  verschmelzen  aber 
am  17.  Schilde  der  2.  Reihe  und  am  18.  Schilde  der  3.  Reihe  zu  einer  einzigen  Schilderreihe;  doch  bleilicn 
ihre  Leisten  \  on  einander  getrennt,    wenngleich  sie  ganz  nahe  aneinandergerückt  liegen. 


Zur  Fi.svh-Fainin  di's  Mngdalenei/- Stromes.  47 

/«isclioii  (If'ii  re<'t(ii-;ilrn  iiml  \'cMiti-altMi  isl  die  Raucliseiti'  mit  \  Liin^sreilu'ii  \iin  sciiiciiniiiiliiilicheii 
Scliildeiii  lieil(>(kt,  von  tliuoii  das  äussere  Keilienpaar  am  stärksten  ontwieUelf  ist,  und  jederseits  lli  Sehilder 
enthält,  die  gegen  das  hinterste  an  Breite  znn'limen.  Die  Schienen  der  2  Mittelrcilien  sind  bei  jungen  Indi- 
viduen rndimentär  und  stossen  nicht  nnniitlelliar  an  einander;  bei  alten  Individuen  theilen  sieh  nicht  selten 
einige  dieser  Schilder.  Vor  und  iiintcr  denselben,  somit  unmittelbar  zwischen  der  Basis  der  Ventralen  und 
/.wischen,  sowie  vor  der  Basis  der  Pectoralstacheln  liegen  zah'reiche  polygonale  8ehild(dien. 

Seitlicdi  niid  iia(di  liinten  ist  die  Analmündnng  von  einem  Paar  sehr  grosser  Sehilder  umgeben,  an  deren 
Vorderrand  sich  jederseits  ein  etwas  kleineres  Schild  anschliesst.  Den  Vorderraud  der  Analmlindung  begren- 
zen in  der  Kegel  ein  einziges  Schild,  selten  durch  Theilung  l'  S(diil(ler  (wie  bei  dem  al)gebildeten  Exemplare, 
einem  Weibchen,  s.  Tat.  IX,  Fig.  1  /;),  welche  aber  häuHg  bei  alten  Individuen  mit  dem  benachbarten  seit- 
lich gelegenen  Schilde  zu  einer  Platte  verschmelzen. 

Die  Dorsale  ist  2mal  höher  als  laug,  der  obere  Flossenraud  stark  geneigt  und  sehr  schwaidi  convex; 
die  grösste  Höhe  der  Dorsale  am  1.  nugetheilten  Strahle,  dem  sogenannten  Stachel,  ist  c.  4y.mal  in  der 
Körperlänge  enthalten,  und  übertrifil't  die  Kopflänge  circa  um  einen  Augendiameter,  während  die  Basislänge 
der  Flosse  die  Länge  der  Schnauze  erreicht,  oder  nur  ganz  unbedeutend  überlritft.  Der  Abstand  der  Dorsale 
vom  vorileren  Kojjt'endc  verhält  sicli  zur  Körperlänge  wie  1  '-'S^/.j  hei  älteren,  und  wie  1  :  3' ^  bei  jüngeren 
Exemplaren. 

Der  Pectoralstachel  ist  stets  c.  um  1  — l'/^  Augendiameter  kürzer  als  der  Kopf,  ebenso  schlank  und 
biegsam  wie  der  Dorsalstachel,  und  überragt  zurückgelegt  mit  seiner  Spitze  ein  wenig  die  lusertionsstelle  des 
Ventralstachels;  letzterer  ist  (lurchschnittlieh  eben  so  lang  oder  unbedeutend  kürzer  als  der  Pectoralstachel, 
überragt  mit  seiner  Spitze  den  hinteren  Rand  der  folgenden  Ventralstrahlen,  und  seine  Insertionsstellc  fällt 
genau  unter  oder  selbst  noch  ein  wenig  vor  die  Basis  des  Dorsalstachels. 

Die  Anale  beginnt  in  verticaler  Richtung  nicht  weit  hinter  dem  letzten  Dorsalstrahle.  Die  Höhe  der 
Anale  übertriift  in  der  Regel  die  Länge  der  Pectorale  um  ein  Geringes,  während  die  Basislänge  kaum  2  Augen- 
längen gleichkommt.  Der  hintere  untere  Rand  der  Flosse  ist  convex. 

Der  hintere  Rand  der  Caudale  ist  halbmondförmig,  schwach  eingebuchtet,  bei  vollkonnnen  ausgebrei- 
teten Strahlen  schwach  convex;  der  obere  Randstrahl  derselben  verlängert  sich  fadenförmig  und  ist  nicht 
selten  eben  so  lang  wie  der  ganze  Rumpf  (zwischen  der  Basis  der  Caudale  und  dem  unteren  Ende  der 
Kiemenspalte). 

Die  Rückenseite  des  ganzen  Körpers  ist  bei  Weingeistexemplaren  schmutzig  grauviolett,  die  Bauchfläche 
hell  bräunlichgelb.  Sämmtliche  Flossen  (zuweilen  auch  der  Seiteurand  des  Kopfes)  sind  auf  wässerig  schmutzig 
weissem  Grunde  grauviolett  gefleckt.  Nur  bei  sehr  jungen  Individuen  zeigen  sich  Spuren  von  dunkeln  Quer- 
binden am  Rücken. 

Die  von  uns  hier  beschriebenen  Exemplare  sind  mit  Ausschluss  der  fadenförmigen  Verlängerung  des 
oberen  Caudalstrahles  8  — 2<5'°  lang. 

Fani.    CHAIlACINrDAE   Müll. 

Gruppe  ERYTHRININA  dthr. 

Gatt.  MACRODON  Müll.,  Trosch. 

27.  ßlacrodoii  trahira  Rh,  Sehn. 

Nach  Untersuchung  von  48  Exemplaren  verschiedener  Grösse  aus  dem  Magdalenen-Strome  glaulte  ich 
sämmtliche  von  Cuvier  und  Valenciennes  beschriebene  Macrodou-\.riQ\\  auf  eine  einzige  reduciren  zu 
müssen.  Die  hinteren  oberen  Knochen  des  Augenringes  variiren  so  auffallend  an  Grösse  und  Form,  dass  der 
von  Valenciennes  „phupie  surtemporale,  mastoTdien"  genannte  Knochen,  welcher  über  dem  Kiemendeekel 
liegt,  gleichfalls  an  Gestalt  und  Ausdehnung  bei  den  einzelnen  Exemplaren  vielen  Schwankungen  unterworfen, 
daher  zur  Abgrenzung  einzelner  Arten  gänzlich  unbrauchbar  ist.     Ich   glaube   daher  im  Ganzen  höchstens 


4S  Franz  Sfeiifdwhi/er. 

zwei  M'T-rodo/t- Xrieu  untcrscheidon  zn  köuneu,  M.  iraliira  und  M.  nnernlepis,  wie  ich  sclmii  aiidcrrn  (trtos 
bemerkte. 

IkM  den  Exeni|d;in'ii  ans  dem  Magdaleuen-Sfrome,  welche  sämmtliili  zu  M.  trahü-a  geliören,  (iiiiTid)olirt. 
die  Seitenlinie  40,  4'i  und  4-'5  .Schnppen;  die  Dorsale  entiiält  13  —  14  und  i)e!  einem  Exemplare  Jf),  die 
Anale  lU— 11,  die  Ventrale  7  — '.I  Strahlen ;  11  —  \o  Längsschiippcnreilien  liegen  von  einer  Seitenlinie  zur 
anderen  querüber  am  Riieken  unmittelbar  vor  der  Dorsale  und  stets  nur  !1  am  Schwänze  (in  derselben  Weise 
gezählt).  Die  Kopflänge  ist  in  der  Kegel  etwas  mehr  als  omal ,  uur  bei  einem  sehr  alten  E.xemplarc  genau 
omal,  die  Leibeshöhe  4'/^  bis  nahezu  4*/3mal  in  der  Kopflänge  enthalten. 

Gruppe  CURIMATINA  Glhr. 

(jatt.    CURIMATUS  sp.,   Cuv. 

28.   Cuvimatun  Mivaftll  n.  sp 

Char.:  Körpergestalt  gestreckt,  eomprimirt.  Leibeshöhe  nahezu  'ö — 3'/^mal,  Koi)tlänge  o^/- — ü'/ai>i''l  in  *l^^i' 
Körperlänge  enthalten.  Nacken  bis  zur  Dorsale,  Bauch  zwischen  der  Ventrale  nnd  der  Anale  gekielt. 
Schuppen  von  der  Rückenlinie  zur  Seitenlinie  herab  nur  wenig  an  Grösse  zunehmend,  am  freien  Hand 
(Aqy  Zahl  der  Schuppenradien  am  freien  Felde  entsprechend)  gekerbt,  doch  nicht  gezähnt. 
69 — 7U  Schuppen  am  Rumpfe  längs  der  Seiteulinie,  Ki — 17  über  und  12 — lo  unter  derselben,  zwis;dien 
der  Dorsale  und  dem  ersten  Ventralstrahle.  Körper  ungetleckt,  uur  äusserst  selten  ein  dunkelgrauci', 
stark  verschwommener  Fleck  vor  der  Caudale.  Dorsale  und  Caudale  zart  grau  punktirt.  ^'cntrale  im 
Leben  röthlich. 

16—17 

D.  12.    A.  Vd.   V.  10.    L.  lat.  69-70  (bis  zur  Caud.).    L.  tr.  ~~r^. 

12  —  13 

Beschreibung. 

Bezüglich  der  Zahl  der  Sehui)pen  längs  der  Seitenlinie  ist  Ourwintus  Mivartü  zwischen  f.  i^'Untus 
Kner  und  C.  ■planirostris  Gron.  (=  C.  abramoidesY^w^  zu  reihen,  steht  jedoch  erstgenannter  näher  als 
letzterer;  ich  stelle  sie  daher  in  die  erste  der  beiden  von  Dr.  Günther  vorgeschlagenen  Gruppen  der 
Gattung  Curimatus,  nämlich  in  jene  mit  massig  grossen  Schuppen. 

Die  Kopflänge  steht  der  grössten  Rnmpfhöhe  unter  dem  Beginne  der  Dorsale  stets  ein  wenig  nach.  Die 
Überseite  des  Kopfes  ist  breit,  ([uerüber  nur  seh  wach  gebogen;  die  grösste  Kopfbreite  zwischen  den 
gewölltten  Deckeln  erreicht  nicht  ganz  die  Hälfte  einer  Kopflänge. 

Das  Auge  ist  kreisrnnd.  der  Diameter  desselben  c.  .'S'/j— 4nial,  die  Sehnauzenlänge  c.  o'/.  —  ."l^Z-mal,  die 
Stirnbreite  c.  2Yr,  — 2-'/jnial  in  der  Kojiflänge  (mit  Ausschluss  des  häutigen  Saumes  am  hinteren  Rande  des 
Kieniendeckels  und  des  Suboperkels)  enthalten. 

Die  Schnauze  fällt  mit  ihrer  Vorderseite  schief  nach  hinten  zum  oberen  Mnndrande  ab  und  endigt  nach 
vorne  und  oben  in  eine  abgestumpfte  Spitze.  Die  Mumlwinkel  fallen  in  verticaler  Richtung  zwischen  die 
beiden  Narinen.  Der  Unterkieferrand  bildet  an  der  Symphyse  ein  kleines,  vorspringendes  Knötchen. 

Der  kleine  schicfgestellte  Oberkiefer  liegt  bei  geschlossenem  Munde  zum  grössten  Theile  unter  den 
beiden  \ordersten  Knoehenplatten  des  Augenringes  verborj^en,  welche  nach  oben  die  vordere  kleinere 
Hälfte  des  unteren  Augenrandes  bilden.  Der  folgende  3.  Snborbitalkiiotdien  ist  der  längste  der  ganzen  Reihe, 
halbbogenförmig  gekrümmt;  er  bildet  die' grössere  hintere  Hälfte  des  unteren  Augenraudes  für  sieh  allein 
und  dc(  kt  iiacli  unten  vollständig  die  niedrigen  Wangen  l)is  zur  Vorleiste  des  unteren  oder  vorderen  Astes  des 
Vordeckels,  während  er  nach  hinten  wie  der  daraiit  folgen  de  unteiste  kleine  Postorbitalknochen  einen  Theil 
der  Schläfengegend  vor  der  Randleiste  des  aufsteigenden  Präoperkelnstes  unbedeckt  lässt. 

Das  Auge  ist  zitnilich  gross,  der  Durchmesser  desselben  bei  jiingei-en  Individuen  rela<i>'  grösser  als  Ijci 
älteren,  nnd  stets  nur  unbedeutend  kürzer  oder  länger  als  die  Schnauze.  Dünne,  halbdurchsichtige  Fett- 
lider  umgeben  den  vordersten    und  liinfei-sten  Theil  des  Auges.    Die  hintere,  hfilbnn)ndförniir;e  Narine   ist 


Zur  Fisch- Fauna  <Jc.s  }Iagrlalenen-Strome)>.  49 

von  der  kleineren  vorderen,  sehmal  ovalen  Nasenöffnung  nur  durch  eine  Hautfalte  getrennt.  Die  Stirn- 
fontanelle reicht  nach  vorne  nur  unbedeutend  weiter  als  das  Auge. 

Der  Kiemendeckel  ist  an  der  Aussenfläche  etwas  gewölbt  und  nimmt  nach  unten  und  vorne,  von  der 
Gegend  des  hinteren  Winkels  angefangen,  rasch  an  Länge  oder  Breite  ab ;  er  ist  höher  als  lang,  am  hinteren 
Rande  schwach  convex,  am  unteren  schief  gestellten  Rande  gerade  abgestutzt.  Diese  beiden  Ränder  treffen 
hinten  fast  unter  einem  rechten  Winkel  zusammen,  dessen  Spitze  abgerundet  ist.  Der  Zwischendeckel  ragt 
nach  Art  eines  Dreieckes  ziemlich  weit  hinter  dem  stark  gerundeten  Vordeckelwinkel  vor. 

Die  Zahl  der  Kiemen  strahlen  beträgt  jederseits  4. 

Der  dreieckige  Humeralfortsatz  springt  spitzwinkelig  über  die  Basis  der  Pectorale  vor. 

Die  obere  Kopflinie  ist  bis  zur  Spitze  des  Hinterhauptskammes  nur  sehr  schwach  gebogen,  und  zwar  in 
der  Schnauzengegend  unbedeutend  convex  und  vor  dem  Beginne  der  Oceipitalleiste  ein  wenig  eingedrückt. 

Die  Nackenlinie  erhebt  sich  ziemlich  rasch,  unter  massiger  Krümmung,  bis  zum  Beginne  der  Dorsale, 
senkt  sich  hierauf  eben  so  rasch,  doch  ohne  Krümmung  längs  der  kurzen  Basis  derselben,  und  fällt  dann 
minder  rasch,  schwach  gebogen  bis  zum  Schwanzstielu  ab,  dessen  geringste  Höhe  c.  2'^/.m{[\  in  der  grössten 
Rumpthöhe  enthalten  ist. 

Die  Bauchlinie  beschreibt  zwischen  dem  hinteren  Ende  des  Unterkiefers  und  dem  hinteren  Ende  der 
Anale  einen  gleichmässig  schwach  gekrümmten  Bogen  und  erreicht  ihren  tiefsten  Punkt  zimächst  der  Ventrale, 
der  somit  ein  wenig  liinter  den  Höhepunkt  der  Rückenlinie  (am  Beginne  der  Dorsale)  fällt,  da  die  Insertions- 
stelle  der  Ventralen  in  verticaler  Richtung  unter  der  Basis  des  '2.  oder  3.  Dorsalstrahles  liegt. 

Die  Rückenflosse  beginnt  vor  der  Mitte  der  Körperlänge,  und  zwar  etwas  bedeutender  bei  älteren  als  bei 
jüngeren  Exemplaren.  Bei  ersteren  fällt  nämlich  der  Beginn  der  Dorsale  c.  um  l'/^— P/.,  bei  letzteren  durch- 
schnittlich nm  1  Augendiameter  näher  zur  Schnauzenspitze  als  zur  Basis  der  mittleren  Caudalstrahlen. 

Die  Dorsale  ist  im  Verliältniss  zur  Basislänge  hoch  und  spitzt  sich  nach  oben  zu.  Der  3.,  d.  i.  der  1. 
gespaltene  Strahl  übertrifft  bei  jüngeren  Individuen  mehr  oder  minder  bedeutend  die  Länge  des  Kopfes  und 
gleicht  letzterer  bei  alten  Exemplaren,  während  die  Basislänge  der  Flosse  nur  einer  halben  Kopflänge  gleich- 
kommt. Der  hintere  obere  oder  freie  Rand  der  Dorsalstrahlen  ist  stark  geneigt,  schwach  verkehrt  jförmig 
gebogen  und  nur  zunächst  den  letzten  Strahlen  stark  gerundet.  Der  letzte  Dorsalstralil  ist  bis  auf  den  Grund 
gespalten,  und  c.  S'/^mal  in  der  grössten  Flossenhöhe  begriffen.  Sämmtliche  Dorsalstrahlen  tragen  schmale 
seitliclie  Hautlappen;  eine  niedrige  Schuppenbinde  (von  der  lialben  Höhe  der  gewöhnlichen  Schuppen)  zieht 
sich  längs  der  vorderen  Basishälfte  der  Dorsale  hin. 

Die  schmale,  verhältnissmässig  ziemlich  hohe  Fettflosse  liegt  dem  hinteren  Ende  der  Anale  gegenüber. 

Die  Brust-  und  Bauchflossen  endigen  zugespitzt  nach  hinten;  letztere  sind  länger  als  erstere  und  um 
etwas  mehr  als  V^  Augendiameter  kürzer  als  der  Kopf.  Die  Länge  der  Ventrale  ist  c.  P/.  — l'Amal  in  der  des 
Kopfes  enthalten.  Eine  ziemlich  lange,  schmale  Spornschuppe,  c.  7mal  so  lang  als  die  benachbarten  Schuppen 
und  im  vorderen  Tlieile  selbst  mit  2 — 3  Schuppen  belegt,  sitzt  an  der  Basis  des  \.  Ventralstrahles. 

Die  Spitze  der  horizontal  zurückgelegten  Pectorale  erreicht  genau  oder  doch  nahezu  die  Einlenkungsstelle 
der  Ventrale,  die  Spitze  der  letzteren  die  Analgrube. 

Die  Anale  ist  länger  als  hoch,  am  unteren  Rande  concav.  Der  höchste  L  gespaltene  Strahl,  d.  i.  der  4. 
der  ganzen  Flosse,  ist  nahezu  l^/^—l'^/.ja&X  in  der  Kopflänge  enthalten.  Die  Schuppenbinde  längs  der  ganzen 
Basis  der  Anale  ist  hiiher  als  die  an  der  Dorsale. 

Die  beiden  Caudallappen  sind  zugespitzt;  der  obere  etwas  längere  erreicht  nicht  ganz  l'/g  Kopf- 
längen. 

Die  Rumpfschnppen  sind  im  Ganzen  klein  zu  nennen  und  am  Bauche  vor  den  Ventralen  sowie  zunächst 
dem  Schultergürtel  am  grössten.  Mehr  oder  minder  zahlreiche  Radien  liegen  am  Ireien  Schuppenfelde  und 
äusserst  zarte,  dicht  an  einander  gedrängte  coucentrische  Streifen  auf  der  ganzen  Schuppenfläche.  Die 
Schuppen  sind  am  freien  Rande  seicht  eingekerbt  und  die  Zahl  der  Einkerliuugen  entspricht  in  der  Regel  der 
der  Schuppenradien.  Der  vordere  Schuppenrand  zeigt  nur  1—2  tiefe  Einbuchtungen. 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Cl.    XXXIX.  JBJ.  7 


50  Franz  Steinda chne r. 

Die  Seitenlinie  durclibolirt  c.  ü9 — 70  Schuppen  am  Rumpfe  und  3 — 4  auf  der  Basis  der  mittleren 
Caudalstralden. 

Die  stahlblaue  Färbung  des  Kückens  geht  gegen  die  Körperseiteu  hinab  aHmälig  in  eiu  helles  Silber- 
weiss  über.  Zunächst  über  der  Seitenlinie  zieht  sich  eine  nur  sehr  schwach  niarkirte  silbergraue  Längsldnde 
hin,  an  deren  hinterem  Ende  nur  selten  ein  stark  verschwommener  grauer,  runder  Fleck  angedeutet  ist. 

Die  obere  grössere  Hälfte  der  Dorsale  luid  die  Randtheile  der  Caudale  sind  etwas  diciiter  mit  grauen 
Punkten  übersäet  als  der  Rest  derselben  Flossen. 

Die  Ventrale  und  die  vordere  Hälfte  der  Anale  sind  bei  frischen  Exemplaren  an  den  Rändern  rusenroth, 
der  ganze  mittlere  Theil  eben  dieser  Flossen  zeigt  eine  intensiv  röthlichgelbe  Färbung,  welche  bei  in  Weingeist 
aufbewahrten  Exemplaren  allmälig  spurlos  verschwindet. 

Die  von  mir  untersuchten  Exemplare  sind  14 — 20""  laug. 

20.    Ctn-iinatits  Magdalenae  n.  sp.V  (au  Curim.  argenteus  Gill.  ?) 

C'har. :  Körper  nicht  sehr  stark  comprimirt,  Schuppen  ziemlich  gross  und  am  hinteren  Rande  gekerbt.  Kopt- 
länge etwas  mehr  als  S'/^ — o'/^^mai,  Leibeshöhe  2^/3mal  in  der  Körperläuge  (oder  erstere  4V3mal, 
letztere  37,-,nial  in  der  Totallänge),  Augendiameter  3V3  — 4'/gmal,  Schnauzenläuge  etwas  mehr  als  3^/.  bis 
nahezu  4mal,  Stirnbreite  2V. — 2yjmal  in  der  Kopflänge  enthalten.  36 — 38  Schuppen  längs  der  Seiten- 
linie am  Rumpfe  und  noch  2 — 3  auf  der  Caudale,  6 — 67.,  Schuppen  zwischen  der  Basis  des  ersten 
Dorsalsti'ahles  und  der  Seitenlinie,  6 — 7  zwischen  letzterer  und  dem  ersten  Ventralstrahle.  Dorsale 
ohne  Flecken.  Caudale  ziemiich  kurz,  mit  gleichlangen  Lappen.  Schwanzstiel  kurz,  ziemlich  hoch, 
c.  2'/^ — 2'/2mal  in  der  grössten  Rumpfhöhe  enthalten.  CaudaMeck  fehlend.  Eine  helle  Linie  längs  der 
Mitte  der  horizontalen  Schuppenreihen  des  Rumpfes. 

6—61,., 

D.  12  (3/9).   A.  10  (3,  7).   V.  1/  7—8.   P.  15.    L.  lat.  3G— 38  (^-  2—3  auf  der  Caud.).   L.  tr.       1^ 

6—7  (b.  z.  Ventr. ) 
Beschreibung. 

Prof.  Gill  beschreibt  in  seiner  Abhandlung  über  die  Susswassertische  \on  Trinidad  eine  Ctu-imatus-Art, 
welche  der  grossschuppigen  Curiniatus-kYi  des  Magdaleneu- Stromes  so  nahe  steht,  dass  ich  in  einigem 
Zweifel  bin,  ob  letztere  als  eine  liesondere  neue  Art,  oder  nur  als  Localvarietät  des  C.  argenteus  Gill  auf- 
zufassen sei. 

Der  wesentlichste  Unterschied  zwischen  0.  Magdalenae  m.  und  C.  argenteus  besteht  darin,  dass  bei 
ersterem  zwischen  der  Seitenlinie  und  der  Dorsale  6 — ßy^,  bei  C.  argenteus  aber  nach  Prof.  Lütken,  der 
zwei  Exemplare  derselben  Art  untersuchte  und  beschrieb  (Icbtbyographiske  Bidrag,  H.  u.  HI,  Videusk.  Med- 
delelser  fra  den  naturh.  For.  i  Kjöbenhavn,  1874,  Nr.  12 — 16,  p.  225)  daselbst  nur  5  Schuppen  liegen.  Gill 
zählt  bei  C.  argenteus  13  Sehupi»enreiheu  zwischen  dem  Beginne  der  Dorsale  und  dem  Bauche  (^„thirteen  obli- 
quely  cross  the  body  from  the  tront  of  the  dorsal  to  the  belly",  Syuops.  of  the  Fresh  Water  Fishes  of  the  Isl. 
of  Trinidad ,  p.  62),  bei  C.  Mogdalnae  finde  ich  deren  Vj  15  7^  zwischen  der  Rückenlinie  unmittelbar  vor 
der  Dorsale  und  der  Bauchlinie.  Gill  bemerkt  ferner  1.  c. ,  dass  bei  C.  argenteus  ein  Caudalfleck  und  eine 
Anzahl  von  schwarzen  Punkten  zwischen  den  Verbindungshäuten  der  mittleren  Dorsalstrahlen  im  unteren 
Drittel  der  Flossenhöhe  vorhanden  seien,  welche  zusammen  einen  rundlichen  Fleck  darstellen;  diese  fehlen 
vollständig  bei  C.  Magdalenae.  In  der  Schuppenzahl  längs  der  Seitenlinie  in  der  relativen  Höhe  des  Rumpfes, 
sowie  in  der  Kopflänge  aber  zeigt  sich  kein  wesentlicher  Unterschied  zwischen  beiden  Arten. 

Bei  C.  Magdalenae  erhebt  sich  die  obere  Kopflinie  ziemlich  rasch  und  ist  in  der  Stirngegend  nur  äusserst 
schwach  eingedrückt.  Die  breite  Oberseite  des  Kopfes  ist  querüber  nahezu  flach,  der  vordere  Schnauzenrand 
massig  gerundet,  der  äusserst  kurze  und  schmale  Oberkiefer  bei  geschlossenem  Jlunde  zur  Hälfte  von  dem 
1.  und  dem  vorderen  Theiie  des  2.  Augenrandknocheus  bedeckt.  Die  grösste  Kopfbreite  zwischen  den 
Deckeln  gleicht  der  Hälfte  der  Kopflänge.  Die  Augenrandknocheu,  von  denen  der  dritte  der  bei  weitem 
grösste  ist,  decken  die  Wangentheile  des  Kopfes  nach  unten  und  hinten  vollständig  bis  zur  Randleiste  des 


Zw  Fisch-Fauna  de.s  Magdalenen-S&omes.  5  ] 

Vordeckels,  dessen  hinterer  und  unterer  Rand  parabolisch  gerundet  ist.  Der  Zwischendeckel  ragt  nach  Art 
eines  Dreieckes  hinter  der  Winkelgegend  des  Vordeckels  weit  voi-.  Der  Kiemendeckel  ist  schief  gestellt,  am 
hinteren  Rande  gebogen.  Der  untere  Rand  des  Operkels  ist  geradlinig  und  fällt  schräg  nach  vorn  und  unten 
ab.  Die  Länge  des  Kiemendeckels  ist  ly^— l'/jUial  in  der  grössten  Höhe  des  Knochens  enthalten. 

Die  Nackenliiiie  erhebt  sicli  unter  massiger  Bogenkrümmung  ziemlicli  rasch  bis  zum  Beginne  der  Dorsale 
und  ist  stets  stärker  gebogen  als  der  gegenüber  liegende  Theil  der  Bauchlinie.  Zwischen  der  Basis  des 
letzten  Dorsalstrahles  und  dem  Schwanzstiele  verläuft  die  Rlickenlinie  nahezu  ohne  Bogenkrümmung  und 
senkt  sich  zugleich  minder  rasch  als  die  Bauchlinie  zwischen  der  Ventrale  und  dem  hinteren  Ende  der  Anale 
im  Bogen  ansteigt. 

Die  Dorsale  beginnt  mit  einem  äusserst  kurzen,  stachelähnlichen  Strahle,  dessen  Basis  nicht  ganz  um  '/, 
der  Kopflänge  näher  zum  vorderen  Kopfende  als  zur  Basis  der  mittleren  Caudal strahlen  fällt. 

Die  Basislänge  der  Dorsale  ist  c.  P/gmal  in  der  Flossenhöhe  enthalten  und  diese  der  Kopflänge  gleich. 
Die  Dorsale  spitzt  sich  nach  oben  nur  wenig  zu;  der  obere  Rand  der  Flosse  ist  schief  gestellt  und  zunächst 
den  letzten  3  Strahlen  ziendich  stark,  weiter  vorne  aber  sehr  schwach  gerundet.  Der  Abstand  der  Dorsale 
von  der  Fettflosse  ist  ein  wenig  kürzer  als  der  Kopf. 

Die  Länge  der  zugespitzten  Pectoraie  ist  gering  und  gleicht  nahezu  der  Kopflänge  mit  Ausschluss  der 
Schnauze.  Die  Spitze  der  horizontal  zurückgelegten  Brustflossen  erreicht  nicht  die  Einlenkungsstelle  der 
Ventralen.  Letztere  kommen  au  Länge  nahezu  der  Höhe  der  Dorsale  gleich,  sind  somit  nicht  l)edeutend 
kürzer  als,  der  Kopf,  fallen  jedoch  mit  ihrer  Spitze  c.  um  eine  Schuppenlänge  vor  die  Analgrube.  Die  Ein- 
lenkungsstelle der  Bauchflossen  liegt  der  Basis  des  5.  Dorsalstrahles  gegenüber.  Zwischen  den  Ventralen 
und  der  Anale  ist  der  Bauch  längs  der  Mittellinie  stark  gekielt,  längs  dem  Seitenrande  des  Bauches  zeigt 
sich  eine  2.  kielförmige,  doch  schwächer  ausgeprägte  Erhöhung,  die  von  der  Gegend  der  Aftergrube  jeder- 
seits  bis  zur  Pectoralgegend  reicht. 

Die  Anale  ist  am  hinteren  Rande  concav,  und  im  Verhältniss  zur  geringen  Basislänge  ziemlich  hoch. 
Der  erste  gespaltene  Analstrahl  ist  der  höchste  Strahl  der  Flosse,  eben  so  lang  wie  der  Kopf  mit  Ausschluss 
der  Schnauze  und  c.  2mal  so  lang  als  die  Basis  der  letzteren;  zurückgelegt  erreicht  er  mit  seiner  Spitze  genau 
oder  doch  nahezu  die  Basis  der  unteren  Stützstrahlen  der  Caudale.  Eine  halbe  Schuppenreihe  deckt  die  Basis 
der  Anale. 

Die  Fettflosse  fällt  in  verticaler  Richtung  ein  wenig  vor  das  hintere  Basisende  der  Analflosse. 

Die  Caudale  ist  am  liinteren  Ende  eingebuchtet,  die  Caudallappen  spitzen  sich  nur  massig  nach  hinten 
zu  und  sind  um  c.  einen  halben  Augendiameter  länger  als  der  Kopf. 

Die  Schuppen  sind  am  hinteren  Rande  (äst  vertical  abgestutzt  und  etwas  höher  als  am  hinteren  freien, 
mehr  oder  minder  sehwach  gerundeten  Rande.  Die  überdeckte  grössere  Schuppen hälfte  zeigt  4 — 5  scharf 
ausgeprägte  Radien,  zwischen  denen  der  Vorderrand  der  Schuppe  sehr  tief  eingekerbt  ist,  während  am 
freien  hinteren  Sehuppenfelde  die  Einkerbungen  und  Auszackungen  viel  zahlreicher  sind  (nicht  selten  c.  30), 
aber  nur  schwach  hervortreten. 

Bei  den  mir  zur  Beschreibung  vorliegenden  3  Exemplaren  ist  weder  ein  Caudal-  noch  ein  Schulterfleck 
angedeutet.  Über  die  Höhenmitte  der  einzelnen  horizontalen  Schuppeureihen  des  Rumpfes  zieht  sich  eine 
schmale,  hellgelbe  Binde  oder  Fleckenreihe  hin.  Die  Caudale,  Dorsale  und  Anale  sind  schmutzig  und  wässrig 
graugelb,  und  dicht  dunkelblaugrau  punktirf  und  zwar  am  dichtesten  zunächst  den  freien  Flossenrändern ; 
die  Pectoraie  imd  Ventrale  sind  weisslichgelb. 

Totallänge  der  beschriebenen  Exemplare  c.  17"°. 

Gatt.  PROCHILODÜS  Agass. 

3U.  Prochilodus  asper  Ltk. 

Char. :    Leibeshöhe   273—   unbedeutend   mehr  als   3mal,    Kopflänge  mehr  als  373—   nahezu  4mal  in  der 
Körperlänge  (bis  zur  Basis  der  mittleren  Candal.strahlen),  Augendiameter  4 — ömal,  Stirnbreite  2 — lYgmal, 

7* 


52  Franz  Steindnchner. 

Schnauzenlänge  '?> — 23/. mal  in  der  Kopflänge  enthalten.  Längs  der  Seitenlinie  40— 4 J  Scliuppen  am 
Rumpfe  und  4  auf  der  Caudale.  8  — 9  Schuppen  zwischen  der  Basis  des  ersten  Dorsalstrahles  und  der 
Seitenlinie,  G'/j — 7  zwischen  letzterer  und  der  Basis  des  ersten  Ventralstrahles  oder  S'/^ — 9' j  bis  zur 
Bancliliuie  unmittelbar  vor  den  Ventralen.  Dorsale  ziemlich  bedeutend  vor  der  Mitte  der  Körperliingc 
beginnend.  Ventrale  in  verticaler  Richtung  ein  wenig  hinter  dem  Beginne  der  Dorsale  eingelenkt. 
Zahlreiche  dunkelgraue  Flecken  in  schiefen  Reihen  zwischen  den  8 — 9  letzten  Dorsalstrahlen.  Ver- 
schwommene, stahlblaue,  verticale  Binden,  breiter  als  deren  Zwischenräume,  in  der  oberen  Rumpthälfte 
bei  alten  Individuen  mehr  oder  minder  vollständig  erlöschend.  Ein  heller  mittlerer  Längsstreif  ;in  jeder 
horizontalen  Schuppenreihe  des  Rumpfes.  Caudale  ungefleekt.  Schuppen  rauh,  am  hinteren  Rande  und 
an  der  Aussenfläche  fein  gezähnt,  festsitzend. 

.s  — 9 

D.  11  (2/9).    A.  11  (2/9).    V.  9  (1   8).    P.  16—17.    L.  lat.  40—41  (-h  4  auf  der  Caud.).     L.  transv.  — i — . 

Beschreibung. 

Diese  im  Magdalenen-Strome  sehr  häufig  vorkommende  Art  könnte  insoferne  vorläufig  als  eine  Local- 
varietät  des  rrocMlodus  aqier  Ltk.  aus  Caracas  betrachtet  werden,  als  bei  allen  im  Wiener  Museum  befind- 
lichen (20)  Exemplaren  des  Magdalenen-Stromes  in  der  Regel  9,  nur  selten  8  Schuppen  zwischen  der  Dorsale 
und  der  Seitenlinie  liegen,  während  Dr.  Lütken  bei  4  Exemplaren  von  Caracas  7  —  8  zählt.  Auch  enthalten 
die  von  Dr.  Lütken  Ijcschriebenen  typischen  Exemplare  10  gespaltene  Strahlen  in  der  Dorsale,  die  von  mir 
untersuchten  Individuen  stets  nur  9. 

Die  oben  gegebene  Charakteristik  von  Fr.  asper  bezieht  sich  nur  auf  Exemplare  aus  dem  Magdalenen- 
Strome,  die  ich  in  den  nachfolgenden  Zeilen  näher  beschreiben  will. 

Die  Körpergestalt  ist  gestreckt,  gegen  den  Schwanz  zu  stark  comprimirt,  der  Kopf  kurz  und  breit.  Die 
oV)ere  Profillinic  des  Kopfes  erhebt  sicli  (ohne  Krümmung)  rascher  nach  iiinten,  als  die  Nackenlinie  zur 
Dorsale  ansteigt.  Die  Krümmung  der  Nackenlinie  ist  variabel,  doch  stets  grösser  als  die  der  Bauchlinie  bis 
zur  Ventrale.  Längs  der  Dorsale  fällt  die  Rückenlinie  ziemlich  rasch  ab,  senkt  sich  hinter  dieser  Flosse 
bis  zur  Caudale  nur  sehr  wenig  und  unter  kaum  nenneuswerther  Krümmung.  Die  grösste  Rumpfhölie  ist 
bei  Exemplaren  von  18^ — 19"'  Länge  2^/3 —  mehr  als  2^  ^mal,  bei  Exemplaren  von  26 — 37°"  Länge  nahezu 
3 — SVjmal,  die  Kopflänge  bei  ersteren  mehr  als  3^/3 —  f<tst  4mal ,  bei  letzteren  4mal  in  der  Körperlänge 
enthalten. 

Die  grösste  Kopfbreite  ist  bei  alten  Exemplaren  verhältnissmässig  bedeutender  als  bei  jungen,  und  bei 
letzteren  l^J^ — 2mal,  bei  ersteren  c.  ly^ — P/,mal  in  der  Kopflänge  begriffen.  Die  Schnauze  ist  vorne  oval 
gerundet,  überragt  den  Mundrand  nicht  bedeutend  und  ist  bei  jüngeren  Individuen  3 — 2^, ^mal,  bei  älteren 
nicht  selten  uur  2^/5nial  in  der  Kopflänge  enthalten. 

Die  Lippenzähne  sind  äusserst  klein,  sehr  zahlreich;  die  zweite  innere  kurze  Zahureihe  zunächst  der 
Mitte  der  Mundspalte  ist  winkelförmig  nach  innen  eingebogen. 

Die  Stirne  ist  sehr  breit  und  querüber  etwas  stärker  gebogen  als  die  Schnauze.  Die  schmale,  linieu- 
förniige  Stirnfontanelle  reicht  njich  vorne  bis  zur  Narinengegend,  nach  hinten  bis  zum  Beginne  des  unter  den 
Sehupi)en  verborgen  liegenden  Hinterhauptskamnies. 

Die  unteren  Knochen  des  Augenringes  decken  die  V/'angen  nach  unten  und  hinten  zunächst  der  Winkel- 
gegend des  Vordeckels  knum  zur  Haltte,  während  die  hinter  den  Augen  gelegenen  beiden  obersten  Knochen- 
platten bis  zum  Rande  des  aufsteigenden  Präoperkelastes  reichen. 

Der  schief  gestellte  grosse  Kieniendeckel  ist  radienförmig,  ziemlieh  gro))  gestreift  und  nicht  ganz  2mal 
so  hoch  wie  lang.  Der  Zwischendeckel  ragt  über  den  stark  gerundeten  hinteren  Winkel  des  ^'ordeckels  nach 
Art  eines  rechtwinkligen  Dreieckes  vor.  Der  Unterdeckel  bildet  nach  aussen  nur  einen  schmalen  Streif  längs 
dem  ganzen  unteren  Rande  des  Kiemendeckels. 

Der  mediane  Längskiel  des  Nackens  springt  minder  scharf  vor  als  die  Hauchschneide  zwischen  den 
\  entraien  und  der  Anale. 


Zur  Fi.sch- Fauna  rJcs  Mafjdalenen-Sfromes.  53 

Die  Dorsale  licyt  mit  der  Basi.s  ihres  ersten  Straliles  durchsflmiftlieb  eben  so  weit  von  der  Selinauzen- 
spitze  wie  von  der  Fetttlosse  entfernt  und  trägt  vorne  einen  kurzen  Sperrstachel,  der  sich  am  vorderen  Ende 
gabelii;  tlieilt.  Die  Dorsale  erreicht  am  ersten  und  zweiten  gespaltenen  Strahle,  (d.  i.  am  3.  und  4.  Strahle 
der  ganzen  Flosse)  die  grösste  Höhe,  welche  genau  oder  nahezu  einer  Kopflänge  gleichkommt  und  c.  ] '/^mal 
in  der  Rasislänge  der  Flosse  enthalten  ist.  Der  freie  obere  Rand  der  Dorsalstralden  bildet  eine  schief  nach 
hinten  abfallende  Linie,  welche  über  den  3  letzten  Strahlen  gerundet  endigt.  Audi  der  vordere  obere  Winkel 
der  Kiickenflosse  ist  stark  gerundet. 

Die  Pectorale  gleicht  an  Länge  der  Ventrale  und  spitzt  sich  wie  diese  nach  hinten  zu.  Die  Spitze  der 
horizontal  zurückgelegten  Brustflosse  erreicht  nicht  ganz  die  Insertionsstelle  der  Ventrale  und  letztere  endigt 
c.  um  3—4  Schuppenlängen  vor  der  Analgrube  Die  Länge  der  Ventrale  steht  der  Kopflänge  nur  nahezu  um 
C'nen  Augendiameter  nach. 

Die  Anale  ist  am  unteren  hinteren  Kand  concav  und  nimmt  bis  zum  3.  einfachen  Strahle  sehr  ra.sch  an 
Höhe  zu;  der  folgende  erste  getlieilte  Strahl  übertritit  den  letzten  einfachen  Strahl  nur  wenig  an  Höhe;  der 
2.  getheilte  Strahl  ist  bereits  bedeutend  kürzer  als  der  vorangehende  und  die  übrigen  nehmen  allmälig  an 
Höhe  ab.  Die  Basis  der  Anale  Mie  der  Dorsale  ist  von  einer  niedrigen  Schuppenscheide  umgeben. 

Die  Schwanzflosse  ist  am  hinteren  Rande  tief  eingebuchtet,  der  obere  Lappen  etwas  länger  und  stärker 
zugespitzt  als  der  untere  und  c.  um  ^/j — 1  Augendianieter  länger  als  der  Kopf. 

Die  Seitenlinie  läuit  nach  einer  sehr  schwachen  Senkung  längs  der  7 — 8  ersten  durchbohrten  Schuppen 
des  Rumpfes  in  vollkommen  horizontaler  Richtung  fort.  Die  grössten  Rumpfschuppen  liegen  am  ziemlich 
breiten  ^'orderbauclle  und  bilden  daselbst  (^unmittelbar  vor  den  Ventralen)  3  Längsreihen,  von  denen  jede 
längs  der  Mitte  stumpf  kielförmig  sich  erhebt.  Die  Radien  am  freien  Schuppenfelde  sind  scharf  ausgeprägt 
und  mehr  oder  minder  zahlreich  auf  den  einzelnen  Schuppen.  Die  Aussenseite  und  der  hintere  Rand  der 
Schuppen  ist  sehr  diciit  mit  kleinen  Zähuchen  besetzt. 

Diese  Art  erreicht  eine  bedeutende  Giösse,   und  wird  über  45'"  lang. 

Gruppe  ANOSTOMATINA  Gthr. 
Gatt.  LEPORINUS  Spix. 
31.    Lepoi'itius  elongatiis  Val.,  Ltk.,  Steind.  {^  L.  obtusidens  \ a.\.).  var. 

Von  dieser  Art,  welche  ich  bereits  in  meiner  Abhandlung:  „Über  die  Süsswassertische  des  südöstlichen 
Brasiliens  (H)-'  auf  Seite  6 — 12  (im  Separatabdr.)  ausführlich  nach  Exemplaren  aus  dem  Rio  grande  do  Sul, 
dem  La  Plata-Stronie  und  aus  dem  Stromgebiethe  des  Rio  San  Francisco  ausführlich  beschrieben  habe,  liegen 
mir  15  Exemplare  aus  dem  Magdalenen-Strome  vor.  Sie  unterscheiden  sich  von  jenen  erstgenannter  Locali- 
täten  nur  dadurch,  dass  ausnahmslos  nicht  mehr  als  ö'/j  Schuppen  zwischen  der  Basis  des  ersten  Dorsalstrahles 
und  der  Seiteulinie  in  einer  verticalen  Reihe  liegen;  die  Seitenlinie  durchbohrt  in  der  Regel  41 — 42  Schuppen 
und  nur  bei  einem  einzigen  Exemplare  von  32""  Länge  ausnahmsweise  43  Schuppen  (mit  Einschluss  der 
Caudalschnppen). 

Die  Körperhöhe  zwischen  der  Dorsale  und  Ventrale  übertriift  stets  die  Kopflänge  und  ist  etwas  weniger 
als  4mal  in  der  Körperlänge  enthalten. 

Die  Kopflänge  schwankt  in  ihrem  ^'erhältuisse  zur  Körperlänge  je  nach  dem  Alter  ziemlich  bedeutend; 
so  ist  sie  bei  Exemplaren  von  17'^^— 19'°  Länge  c.  4mal,  bei  Individuen  von  22—30'"  Länge  c.  4',3— 4%mal 
in  der  Körperlänge  (bis  zur  Basis  der  mittleren  Caudalstrahlen)  enthalten. 

Die  Karinen  liegen  in  einiger  Entfernung  \o\\  einander  und  die  vordere  mündet  in  ein  ziemlich  weites, 
häutiges  Rohr. 

Die  Kieferzähnc  nützen  sich  durch  den  Gebrauch  zuweilen  derartig  ab,  dass  man  in  einer  grösseren 
Reihe  von  Exemplaren  nicht  selten  solche  findet,  bei  denen  der  obere  Rand  sämmtlicher  Unterkieferzähne 
eine  vollkommen  wagrechte  Linie  bildet,  obgleich  ursprünglich  die  mittleren  Unterkieferzähne  weitaus  die 


54  Franz  Steindachner. 

längsten  sind  und  sich  sciiief  nach  innen  und  oben  zuspitzen.  Die  Zwisclienkielerzäline  überragen  eben  so 
bäutig  die  Zähne  des  Unterkiefers  als  das  Gegentlieil  statttindet  und  nicht  selten  stossen  sie  mit  ihren  freien 
Eändern  aneinander.    Die  mittleren  Zähne  des  Zwischenkiefers  sind  in  der  Regel  einmal  eingekerbt. 

Die  Schnauze  ist  bei  jüngeren  Exemplaren  l'/g — ly^mal,  bei  alten  Individuen  oft  etwas  mehr  als  ly^mal 
in  der  Augenlänge  enthalten  und  steht  stets  der  8tirnbreite  nach,  welche  bei  Individuen  von  17 — 19""  Länge 
c.  2'/3mal,  bei  nlten  von  29 — 31™  Länge  aber  ganz  unbedeutend  mehr  als  2mal  in  der  Kopflänge  enthalten  ist. 

Der  Durchmes.ser  des  Auges  verhält  sich  zur  Kopflänge  wie  1  :  Z^/^  bei  jungen  und  wie  1  :  4'/,.  bei  alten 
Individuen. 

Die  Breite  oder  Länge  des  Kiemendeckels  ist  bei  jungen  Exemplaren  etwas  geringer  als  die  Länge  eines 
Auges  oder  erreicht  nahezu  '/^  der  Kopflänge,  bei  alten  Individuen  aber  übertrifft  die  Länge  des  Operkels  die 
der  Augen  und  ist  c.  'd'^/^msA  in  der  Kopflänge  enthalten. 

Die  Dorsale  ist  am  oberen  Rande  nur  massig  gerundet  und  die  Höhe  derselben  stellt  der  Kopflänge  um 
c.  ^/j  eines  Augendiameters  nach. 

Die  Anale  ist  am  hinteren  unteren  Rande  stets  schwach  coucav  und  die  Spitze  des  längsten,  d.  i.  des 
ersten  gespaltenen  und  getheilten  Strahles  fällt,  horizontal  zurückgelegt,  weit  vor  die  Basis  der  Caudale.  Dei- 
längste  Analstrahl  ist  c.  ly.mal  in  der  Kopflänge  enthalten. 

Der  obere  Lappen  der  Caudale  ist  länger  und  stärker  zugespitzt  als  der  untere  und  c.  um  einen  Augen- 
diameter  länger  als  der  Kopf. 

Die  3  ovalen,  dunklen  Rumpfflecken  längs  der  Seitenlinie,  von  denen  der  vorderste  unter  der  Mitte  der 
Dorsale,  der  letzte  auf  und  theilweise  noch  vor  der  Basis  der  mittleren  Caudalstrahlen  liegt,  sind  häufig  sehr 
verschwommen  oder  fehlen  zuweilen  vollständig. 

Die  obere  Profillinie  des  Kopfes  ist  in  der  Stirngegend  stets  eingeckückt ,  der  Vorderrücken  mehr  oder 
minder  stark  gewölbt,  der  Schwanzstiel  comprimirt  und  kaum  halb  so  hoch  wie  der  Rumpf  zwischen  der 
Dorsale  und  Ventrale. 

L.  doncjatus  Val.  (=^  i.  ohtusidens  Val.,  Hist.  nat.  Poiss.  T.  XXII,  pag.  28)  ist  durch  seine  ausser- 
ordentlich weite  Verbreitung  ausgezeichnet.  Nach  Valenciennes  kommt  diese  Art  im  La  Plata  und  Rio  San 
Francisco,  nach  Lütken  im  Rio  das  Velhas,  nach  meinen  eigenen  Erfahrungen  im  Rio  grande  do  Sul  (viel- 
leicht auch  im  Rio  Parahyba)  und  im  Magdalenen-Strome  vor. 

Sehr  nahe  verwandt  mit  L.  elongatus  Val.  ist  L.  lieinhardti  Ltk.  aus  dem  Rio  San  Francisco  und  Rio 
das  Velhas,  und  es  ist  daher  nicht  unwahrscheinlich,  dass  die  von  Valenciennes  als  L.  obtusidens  und 
L.  ncutidens  erwähnten  Exemplare  des  Pariser  Sfuseums  aus  dem  Rio  San  Francisco  (nicht  aber  die  übrigen 
Exemplare  von  anderen  Fundorten)  vielleicht  zu  L.  lieinhardti  h{\k.  zu  beziehen  seien,  wie  Dr.  Lütken 
vermuthet;  doch  lässt  sich  diese  Frage  ohne  Untersuchung  der  Originalexemplare  des  Pariser  Museums  nicht 
lösen. ' 

Bei  den  Lepori7ius-A.\-iQn  zeigt  das  (Ja  (pfadratum  eine  auffallende  Gestalt  und  Grösse.  Von  oben  gesehen 
ist  es  im  vorderen  Theile  tief  rinnenförmig  ausgeliöhlt  und  in  den  tiefen,  spitzen  Einschnitt  am  Boden  dieser 
Rinne  schiebt  sich  das  vordere  verschmälerte  Ende  des  Vordeckels  ein.  Das  äussere,  viel  längere,  nach 
aussen  gewölbte  Randstück  des  Os  (juadraitint  leiit  sich  mit  seiner  grösseren  hinteren  Längenhälfte  über  die 
Aussenfläche  des  horizontalen  Astes  des  Präoperkels  und  reicht  fast  bis  zum  Winkel  desselben  zurück,  deckt 


I  Leporimis  megalepis  (Ttlir.,  Ann.  et  Mag.  Xiit.  Hist.  1863,  XII.  p.  44.3,  ist  identiscli  mit  L.  Marcgrai-ü  Rlidt.,  L  i  k.  ; 
doeli  finden  sieh  unter  ersterein  Namen  im  britisclien  Museum  auch  Exemplare  von  i.  Frederici  mit  39 — 40  Schuppen  längs 
der  Seitenlinie  vor,  so  z.B.  siib  c— /,  m  etc.  JedenfaUs  ist  Dr.  Grün  ther's  zweite  Beschreibung  im  Catalogc  der  Fische  des 
brit.  Museums  gänzlich  zu  beseitigen,  indem  der  Verfasser  in  derselben  zwei  Arten  vermengte,  L.  megalepis  (Ann.  Mag.  N. 
H.  1863)  irriger  AVeise  für  die  .Iiigendtbrm  einer  «luiz  anderen  Art  (J^ep.  Frederici)  hielt,  und  die  Schnppenzahl  der  letzteren 
sowie  der  ersteren  nicht  genau  angab. 

L.  Marcgravii  Khdt.,  Ltk.  kommt  somit  auch  im  Essequibo  vor. 

L.  maevlatus  .1.  M  ii  11.,  T  r.  liisst  sicli  nach  der  in  den  „Hoiae  ichtliyoloüicae"  gegebenen  obertifichlichen  Beschreibung 
kaum  wiedererkennen. 


Zur  Fivcli-Fauiiu  den  jMag(Ia/c)teii-Stro)7if.s.  55 

somit  den  ganzen  unteren  Tlieil  der  Waugengegend  bis  gegen  den  unteren  l^and  der  Suborbitalknoclien. 
Minder  lang  ist  dieser  äussere  Ast  des  0«  <juadratum  bei  der  Gattung  Prochtlodtis  [I'r.  asper  i.  B.)  und 
i'elilt  gänzlich  bei  Curimatus.  Hei  letzterer  C4attung  (wir  untersuchten  C.  Ma-artii)  rückt  das  vordere  Ende 
des  Piäoperkels  bis  in  die  nächste  Nähe  i\Q!^  Unterkiefers  und  das  Os  (juadraUtm  legt  sich  als  schmaler 
Knochen  über  den  oberen  Eaud  des  vorderen  Theiles  des  Vordeckels,  ohne  denselben  nach  aussen  zu  über- 
decken. 

Auf  Tafel  X,  Fig.  ö  ist  das  C>*  (juach-atinu  und  das  Praeoperculuni  \on  L.  e/ongataa  in  natürlicher 
Lage,  von  aussen  gesehen,  dargestellt,  während  Fig.  5  a  die  obere  und  Fig.  5  die  äussere  Ansicht  des 
isolirten  (>.v  quadratum  gibt. 

32.   Leporlmis  striatus  Kner  (var.). 

Diese  Art  wnrde  zuerst  von  Prof.  Kner  nach  7  kleinen  Exemi^laren  des  Wiener  Museums  beschrieben, 
welche  von  J.  Natterer  bei  Irisanga  und  Cai^ara  in  Mattogrosso  gesammelt  wurden  und  von  denen  das 
grösste  nur  IOV2'"  '^"8'  ist.  Das  ans  dem  Magdalenen- Strome  stammende  Exemplar  dagegen  misst 
nahezu  lOy/'"  zwischen  der  Sclinauzenspitze  und  der  Spitze  des  oberen  Caudallappens  und  ich  glaube  es 
hauptsächlich  desshalb  als  einer  besonderen  Localvarietät  angehörig  betrachten  zu  sollen,  weil  es  gleich 
dem  L.  elonc/atus  aus  dem  Magdalenen-Strome  von  einer  Seiteulinie  zur  andern  (über  dem  Rücken  vor  der 
Dorsale)  um  2  Schuppenreihen  weniger  zeigt  als  die  erwähnten  7  Exemplare  aus  dem  Innern  von  Brasilien 
und  als  die  beiden  Exemplare  aus  dem  Paraguay,  welche  ich  erst  in  neuerer  Zeit  acquirirte.  Prof.  Kner  hat 
in  der  Beschreibung  des  L.  striatus  die  unterste  4.  dunkle,  verschwonuueue  Längsbinde  nicht  erwähnt, 
welche  mehrere  von  Natterer's  Exemplaren  zeigen.  Mit  dem  Alter  verschwindet  die  oberste  Seitenbinde, 
welche  jederseits  vom  Hiuterhaupte  bis  unter  die  Dorsale  zieht.  Auch  bei  jungen  Individuen  findet  man  nicht 
selten  in  jeder  Kieferhälfte  nur  3  (statt  4)  Zähne  entwickelt,  indem  der  4.  hinterste,  kleine  Zahn  entweder  gar 
nicht  zur  Entwicklung  kommt  oder  leicht  ausfallen  mag. 

Bei  Berücksichtigung  des  aus  dem  IMagdalenen-Strome  stammenden  Exemplares  erleidet  die  von  Prof. 
Kner  in  den  Denkschriften  der  Wiener  Akademie,  Bd.  VII,  pag.  171,  gegebene  Diagnose  des  L.  striatus 
einige  kleine  Abänderungen,  die  jedoch  iür  die  richtige  Artbestimmuug  von  Bedeutung  .sind.  Ich  glaube 
L.  striatus  folgender  Weise  charakterisiren  zu  sollen: 


'fo^ 


Char. :  Körpergestalt  gestreckt.  Kopf  konisch  nach  vorne  sich  allmälig  verschmächtigend ,  au  der  Schnauze 
stumpf  gerundet.  Mundspalte  kleiu,  Kiefer  gleich  lang  nach  vorne  zu.  Stirngegend  schwach  eingedrückt. 
Rückeulinie  etwas  schwächer  gekrümmt  als  die  Bauchliuie,  Schwauzstiel  comprimirt.  Kopflänge  bei 
jungen  Individuen  4'/^ — 4y3mal,  bei  alten  4-'/5mal,  Leibesböhe  S^/j —  nahezu  '6\i^ma{  in  der  Kürper- 
länge, Augendiameter  4 — 4'/3mal,  Schnauzenlänge  27,- — 23/..mal,  Stirnbreite  2^/-_ — 2'/3mal  in  der  Kopf- 
länge (mit  Ausschluss  des  häutigen  Saumes  hinter  dem  Deckel  und  Unterdeckel)  enthalten.  Narinen 
durch  einen  Zwischenraum  von  einander  getrennt.  Anale  kurzstrahlig,  am  hinteren  freien  Strahlenrande 
concav  und,  horizontal  zurückgelegt,  die  Basis  der  Cardale  nicht  erreichend.  4'/jj — 5  Schuppen  zwischen 
der  Basis  des  ersten  Dorsalstrahles  und  der  Seiteulinie,  4  zwischen  letzterer  uud  der  Basis  des  ersten 
Ventralstrahles  (mit  Ausschluss  der  zum  grössten  Tlieile  \erdeckteu  Spornschuppe).  36 — 37  Schuppen 
längs  der  stellenweise  nur  sehr  schwacli  angedeuteten  Seitenlinie  (mit  Einschluss  der  3—4  durchbohrten 
Schuppen  der  Caudale).  'J  — 11  Schuppenreihen  von  einer  Seitenlinie  zur  andern,  über  dem  Kücken 
unmittelbar  vor  der  Dorsale,  gezählt.  Dorsale  etwas  näher  zur  Feltflosse  als  zum  vorderen  Kopfende 
beginnend.  Ventrale  in  verticaler  Kichtuug  unter  der  Mitte  der  Dorsaltiossenbasis  eingelenkt.  4  Längs- 
binden von  dunkelvioletter  oder  schwärzlicher  Färbung  an  den  Seiten  des  Körpers,  die  oberste  derselben 
bei  alten,  die  unterste  bei  jungen  Individuen  sehr  schwach  angedeutet  oder  fehlend,  die  Binde  längs  der 
unteren  Hälfte  der  Schuppenreibe  der  Seitenlinie  und  der  oberen  Hälfte  der  darauffolgenden  unteren 
Schuppenreihe  scharf  ausgeprägt  irad  von  der  zunächst  liegenden  oberen  und  unteren  dunkeln  Längs- 


5G  Franz  Steindachner. 

binde  durch  eine  hell-silbergraue  Binde  geschieden.    Caudale  zugespitzt,  mit  etwas  längerem  oberen 
Lappen. 

4V,— 5 

R.  br.  4.    D.  12  (2/10).    A.  10  (2/8).   V.  9  (1/8).    P.  15.    L.  lat.  36-.37.    L.  tr.       I 

4  (5y2  bis  zur  Biinchlinie). 

Bei  dem  aus  der  grossen  Cienega  an  der  Mündung  des  Magdalenen-Stromes  stammenden  Exemplare  ist 
die  oberste  Längsbinde,  welche  bei  jungen  Individuen  am  Hinterhaupte  entspringt  und  längs  der  Basis  der 
Dorsale  hinziehend-  bald  hinter  derselben  am  Rücken  endigt,  nicht  sichtbar;  auch  die  2.  .Seitenbinde  grenzt 
sich  erst  im  mittleren  Theile  der  Humptlänge  schärfer  ab,  ist  weiter  nach  vorne,  auf  einer  Körperseite  wenig- 
stens, nur  durch  die  dunklere  Unisäunuing  der  hinteren  Ränder  der  Schuppen,  an  welchen  sie  hinläuft, 
angedeutet  und  verliert  sich  allmälig  am  .Schwanzstiele  unter  der  Fettflosse  oder  fliesst  daselbst  mit  der  Binde 
längs  der  .Seitenlinie  zusammen.  Am  .Schwanzstieie  ist  die  dritte,  stets  scliiirf  abgegrenzte  und  dunkelste 
Binde,  welche  von  der  Sclnippenreihe  der  .Seitenlinie  die  untere  und  von  der  nach  unten  folgenden  die  obere 
Hälfte  einnimmt,  am  breitesten  und  auch  am  intensivsten  gefärbt.  Diese  .3.  Binde  beginnt  bereits  an  der  Ober- 
lippe und  wird  am  Kopfe  nur  vom  Auge  unterbrochen. 

Die  4.  Längsbinde  des  Rumpfes  endlich,  welche  bei  jungen  Individuen,  v.ie  sclum  erwähnt,  oft  nicht  zur 
Entwicklung  kommt,  beginnt  unter  dem  Auge  mit  einem  dunkeln  Längsstriche  und  läuft  von  der  Basis  des 
obersten  Pectoralstrahles  in  horizontaler  Richtung  bis  zur  Basis  der  unteren  Caudalstrahlen,  die  ganze 
Unterseite  des  Schwanzstieles  (hinter  der  Anale)  einnehmend.  Sie  ist  auch  bei  erwachseneu  Individuen  (wie 
bei  jungen)  sehr  schwach  ausgeprägt,  schmutziggrau  und  über  der  Veutralgegend  am  breitesten. 

Von  der  Rückenliuie  bis  zum  unteren  Rande  der  2.  Seitenliinde  sind  die  Körperseiten  sciimut ziggrau, 
(wie  die  4.  Seitenbinde)  und  die  daselbst  liegenden  Schuppen  dunkel  gei'andet.  Der  Raum  zwischen 
der  2.,  3.  und  4.  Binde  ist  hell  silbergrau  und  die  Schuppen  daselbst  zeigen  am  hinteren  Rande  einen  stahl- 
blauen, lebhaften  Metallglanz;  die  Bauchseite  zeigt  eine  weisslichgelbe  Färbung  und  die  Schuppen  schillern 
hellblau.  Die  Unterseite  des  Kopfes  ist  siiberweiss.  Bei  jungen  Individuen  (in  Weingeist)  ist  der  ganze  Rumpf 
mit  Ausnahme  der  bräunlichen  Längsbinden  gelb  gefärbt. 

Die  Kieferzähne  sind  nur  von  massiger  Grösse  und  ihre  Anzahl  schwankt  jederseits  zwischen  3  —  4.  Das 
Exemplar  aus  dem  Magdalenen-Strom  besitzt  im  Ganzen  6  Zwischen-  und  G  Unterkieferzähne;  erstere  sind 
unter  sich  nahezu  gleich  lang  und  stark,  im  Unterkiefer  aber  nehmen  die  Zähne  gegen  die  beiden  mittleren 
rascher  an  Grösse  und  Länge  zu.  Pectoiale  und  Ventrale  gleichen  sich  au  Länge  und  übertreffen  in  dieser 
Beziehung  ein  wenig  die  Entfernung  des  hinteren  Vordeckelrandes  von  der  Schnauzenspitze. 

Die  Dorsale  ist  höher  als  lang,  der  obere  Rand  derselben  nach  hinten  geneigt  und  sehr  schwach  gerundet; 
der  höchste  Strahl  der  Flosse  ist  länger  als  die  Ventrale  oder  Pectorale,  erreicht  aber  nicht  ganz  eine  Kopf- 
länge, während  der  obere  Lappen  der  Caudale  letztere  noch  ein  wenig  übertrifft. 

Der  hintere  Rand  der  Schuppen  ist  häutig,  oval  gerunilct,  der  vordere  abgestutzt  und  eingekerbt.  Das 
freie  Sehuppenfeld  ist  kaum  länger  als  das  überdeckte  und  wie  dieses  dicht  mit  concentrischen,  feinen 
Linien  geziert.  Vom  .Schuppencentrum  laufen  4 — H  Radien  oder  Furclien  zu  den  Rändern  und  theilen  die 
Schuppen  scharf  in  3 — .5  ungleich  grosse  Felder. 

33.   Leporinns  eques  n.  sj». 

(Jhar. :  Kopf  kurz,  von  sehr  geringer  Höhe;  Rumpf  hoch,  mit  stark  gebogenem  VorderrUcken.  Kopflänge 
c.  4'/^mal,  Rumpfhöhe  c.  3nial  in  der  Körperlänge  enthalten.  Anale  mit  verhältnissniässig  kurzen,  aber 
zahlreichen  Strahlen,  von  denen  der  letzte  zurückgelegt  die  Basis  des  untersten  Caudalstrahles  erreicht 
lind  am  unteren  Rande  convex.  3  —  4  breite  dunkle  Querbinden  am  Rumpfe,  von  denen  die  vorderste 
breiteste  zwischen  der  Dorsale  und  A'entrale  liegt  und  über  diese  beiden  Flossen  hinzieht.  Caudale  weiss- 
lich-gelb.  Anale  wie  die  Ventrale  und  ein  Tlieil  der  Dorsale  schwärzlich.  41 — 42  .*^(huppeu  längs  der 
Seitenlinie,  (i'/,,— 7  über  und  •">  unter  derselben  (bis  zur  Spornschuppe  der  Ventrale). 


Zur  Fisch-Fauna  des  Mngdalenen-Stromes.  57 

D.  13  (3/10).   A.  15-1«  (2/13-14).   V.  9  (1/8).   P.  14  (1/13).   L.  lat.  41-42. 

61/.,  — 7 

L.  tr.  ~T^ 

5  (bis  zur  Spornsehuppe  der  Ventr.,  7  bis  zur  Bauchl.). 

Beschreibung. 

Leporinus  eques  ist  sehr  nahe  verwandt  mit  L.  Jiypselonotus  Gthr.  aus  dem  Amazonen-Strome  und 
bildet  mit  letzterer  Art  eine  besondere  Gruppe,  welche  sich  durch  die  hohe  Körperform,  die  starke  Krümmung 
der  Nackenlinie  und  den  kurzen,  niedrigen  Kopf  von  den  übrigen  zahh-eichen,  schlanken  Leporinus-Avten 
unterscheidet. 

Die  obere  Profillinie  des  Kopfes  ist  concav;  die  Schnauze  verschmälert  sich  nach  vorne  ziemlich  rasch, 
ist  im  Verhältnisse  zu  ihrer  geringen  Höhe  lang,  an  der  Oberseite  zunächst  den  Augen  breit  und  schwach 
gewölbt  und  endigt  vorne  fast  quer  abgestutzt.  Die  Kopflänge  ist  bei  kleinen  Exemplaren  4yrjmal,  bei 
grösseren  etwas  mehr  als  4'/^mal,  die  Schnauzenlänge  c.  3mal,  der  Augendiameter  3^/^  — 4'/^mal,  die  Stirn- 
breite mehr  als  273— 2V6mal  in  der  Kopflänge  enthalten.  Das  Auge  liegt  stets  etwas  näher  zur  Schnauzen- 
spitze als  zum  hinteren  Piande  des  Deckels. 

Die  Mundspaite  ist  klein,  im  Unterkiefer  liegen  jederseits  4,  im  Zwischenkiefer  3  Zähne;  letztere  unter- 
scheiden sich  von  einander  nur  unbedeutend  au  Grösse;  im  Unterkiefer  sind  die  beiden  mittleren  breit,  oben 
massig  schief  abgestutzt,  der  jederseits  angrenzende  Zahn  ist  zugespitzt  und- schief  gestellt,  der  hinterste 
letzte  sehr  -klein.  Eigenthümlicher  Weise  springt  bei  2  Exemplaren  der  Unterkiefer  nicht  unbedeutend  über 
den  Zwischenkiefer  vor,  während  bei  dem  dritten  der  Zwischenkiefer  den  Unterkiefer  überragt. 

Die  Narinen  sind  durch  einen  Zwischenraum  von  einander  getrennt,  und  die  vordere  mündet  in  ein 
häutiges  Röhrchen. 

Bei  der  geringen  Höhe  des  Kopfes  und  der  Grösse  der  Augen  sind  die  Wangen  nur  sehr  niedrig;  die 
unteren  Augenrandknochen  reichen  nach  unten  bis  zur  Randleiste  des  queren  Astes  des  Vordeckels,  während 
zwischen  dem  hinteren  Rande  der  Postorbitaiia  und  dem  aufsteigenden  Aste  des  Vordeckels  ein  Theil  der 
Schiäfengegend  nackthäutig  bleibt. 

Die  Rückenlinie  erhebt  sich  rasch  vom  Hinterhaupte  bis  zum  Beginne  der  Dorsale ;  doch  minder  bedeu- 
tend als  bei  L.  hypselonotus.  Die  grösste  Rumpfhöhe  ist  daher  auch  geringer  als  bei  letztgenannter  Art  und 
3 — 3 '/.mal  in  der  Körperlänge  enthalten. 

Der  Beginn  der  Dorsale  ist  eben  so  weit  von  der  Schnauzenspitze  wie  von  der  Basis  der  Caudale  entfernt 
und  liegt  der  Einlenkungsstelle  der  Ventrale  vertical  gegenüber.  Die  Rückenflosse  ist  c.  l'/^- l^jmal  höher 
als  lang,  am  oberen,  schief  gestellten  Rande  convex;  der  erste  ungespaltene  Dorsalstrahl  ist  wie  der  erste 
Analstrahl  sehr  kurz,  daher  leicht  zu  übersehen,  und  der  letzte  c.  S'/jmal  in  der  Höhe  des  vierten,  das  ist  des 
ersten  längsgetheilten  Strahles,  enthalten. 

Die  Pectorale  ist  ebenso  lang  wie  die  Ventrale  und  gleicht  an  Länge  der  Entfernung  des  vorderen 
Kopfendes  vom  Centrum  des  Kiemendeckels.  Die  Spitze  der  Pectorale  reicht  nicht  ganz  bis  zur  Einlenkungs- 
stelle  der  Ventrale  zurück,  und  die  Spitze  der  zurückgelegten  Ventrale  fällt  um  c.  2'/^  Schuppen  vor  die  Anal- 
grube; zwischen  dieser  und  der  Ventrale  ist  der  Bauch  gekielt. 

Die  Basis  der  Anale  ist  ebenso  lang  wie  die  Pectorale  oder  Ventrale,  mit  einer  Reihe  von  Schuppen 
überdeckt  und  übertrifft  ein  wenig  die  Höhe  der  längsten  Analstrahlen.  Der  hintere  untere  Winkel  der  Anale 
ist  stärker  gerundet  als  der  übrige  imtere  Rand  derselben.  Die  Fettflosse  liegt  dem  2.-3.  letzten  Analstralil 
gegenüber  und  ist  höher  als  lang. 

Die  Caudale  übertrifft  an  Länge  den  Kopf  um  c.  einen  Augendiameter;  sie  ist  gelblich  und  nach  vorne 
vom  Rumpfe  der  Färbung  nach  scharf  geschieden,  da  über  den  Schwanzstiel  eine  dunkelbraune  Querbinde 
herabläuit. 

Die  Seitenlinie  ist  auf  der  Mehrzahl  der  Schuppen  nur  durch  1  —  2  Gruben  angedeutet,  erst  am  Schwanz- 
stiel  bildet  sie  einen  Canal. 

Denkschriften  der  mathem.-anturw.  Cl.    XXXTX.  Bd.  8 


58  Franz  Stein  dachner. 

Die  Seiten  des  Eurapfes  sind  schmutzig  graugelb  (bei  Weingeistexemplaren),  die  einzelnen  Schuppen  am 
hinteren  Rande  dunkelbraun  punktirt. 

Die  erste  Querbiude  des  Rumpfes  läuft  von  der  ganzen  Basis  der  Dorsale  vertical  herab  und  fliesst  am 
Hauche  mit  der  der  entgegengesetzten  Seite  zusammen;  sie  erstreckt  sich  auch  über  einen  Tiieil  der  Dorsal- 
strahlen hinauf  und  verleiht  denselben  eine  blauschwarze  Färbung.  Die  zweite  schmälere  Binde  zieht  von  der 
Basis  der  vorderen  Analstrahlen  vertical  nach  oben,  die  dritte  liegt  zwischen  der  Fettflosse  und  den  letzten 
Analstrahlen,  die  vierte  umfasst  die  grössere  hintere  Hälfte  des  comprimirteu  Schwanzstieles,  fliesst  aber 
zuweilen  mit  der  dritten  zusammen.  Die  Ventrale  und  Anale  sind  bläulichschwarz,  ebenso  der  grösste  Theil 
der  Fettflosse;  die  Pectorale  ist  schmutzig  weisslich.  Die  Wangengegend  und  die  untere  Hälfte  de>;  Deckels 
glänzt  sillterweiss.  Die  Lippen  sind  grauschwarz. 

Länge  der  beschriebenen  Exemplare:  15— 2l'"". 

Gatt.  TETRAGONOPTERUS  Artedi. 
34.   Tetra<jono^tevus  Diaculatus  Lin.  (Steind.). 

Die  mir  aus  dem  Magdaleuen-Strome  vorliegenden  5  Exemplare  stimmen  in  der  Körperform,  Schuppeu- 
y.ahl,  Färbung  etc.  genau  mit  jenen  überein,  welche  ich  in  meiner  Abhandlung:  ..Über  die  Süsswasserfische 
des  südöstlichen  Brasiliens  (HI)"  auf  Seite  10—12  (Separatabdr.)  ausführlich  beschrieb  und  abbildete 
(Taf.  I,  Fig.  2),  doch  ist  die  Zahl  der  Analstrahlen  bedeutender  und  beträgt  36—39,  von  denen  2—4  einfach 
und  34 — 35  getlieilt  sind.  Die  Flossenfonnel  der  Anale  ist  somit  bei  Tetragonopterus  macidatus:  32  —  39 
(2-4/28—35). 

Gatt.  BRYCON  Müll.,  Trosch. 

35.   Brycon  ßloorel  n.  sp. 

Char.:  Körpergestalt  gestreckt,  Caudale  tief  eingeschnitten.  Leibeshöhe  3mal,  Kopflänge  4mal  in  der 
Körperlänge,  Augendiameter  c.  073—  nahezu  4mal ,  Stirnbreite  unbedeutend  mehr  als  2— 2'/3niai, 
Schuauzenläuge  nahezu. 3'/j  —  3Ynial  in  der  Kopflänge  (ohne  den  häutigen  Saum  am  hinteren,  seitlichen 
Kopfrande)  enthalten.  Seitenlinie  59—60  Schuppen  durchbohrend,  von  denen  die  4 — 5  letzten  auf  der 
Caudale  liegen.  11  Schuppen  über  und  3  unter  der  Seitenlinie  (bis  zur  Spornschuppe  der  Ventrale). 
Zwischenkieferzähne  in  3  Reihen.  Ein  Paar  konischer  Zähne  hinter  der  vorderen  Reihe  der  Unterkiefer- 
zähne an  der  Sympliyse.  Dorsale  in  verticaler  Richtung  hinter  der  Ventrale  beginnend.  Ein  schwärzlicher, 
ovaler  Caudalfleck  über  die  mittleren  Caudalstrahlen  bis  zu  deren  hinterem  Rande  sich  fortsetzend. 

11 
D.  12  (3/9).    A.  29  (3/26).    V.  8  (1/7).    L.  hit.  59-60.    L.  tr.  T. 

5 

r>  e  s  c  h  r  e  i  b  u  n  g. 

Die  obere  Piofilliuie  des  Kopfes  ist  in  der  Stirngegend  schwach  concav  und  erhebt  sich  etwas  rascher 
zum  Hinterhaupte  als  die  nur  wenig  gebogene  (convexe)  Nackenlinie  zur  Dorsale  ansteigt.  Hinter  dieser 
Flosse  fällt  die  Rückenlinie  etwas  rascher  zum  Schwanzstiele  ab.  Die  Bauchlinie  ist  zwischen  der  Kehle  und 
dem  hinteren  Basisende  der  Anale  gleichförmig  und  zwar  stärker  gebogen,  als  die  Rückenlinie  vor  der 
Dorsale. 

Der  Kopf  ist  im  Verhältnisse  zur  Rumpflänge  kurz,  ziemlich  dick  und  vorne  abgestumpft.  Die  Oberseite 
desselben  ist  cjuerüber  nur  schwach  gebogen. 

Im  Unterkiefer  liegen  vorne  jederseits  4  grosse  Zähne  in  der  Aussenreihe,  von  denen  jeder  seitlich 
2 — 3  kurze  Nebenzacken  trägt,  somit  3 — öspitzig  ist.  Auf  diese  folgen  seitlich  noch  4  —  5  viel  kleinere 
Zähnchen  in  der  Aussenreihe.  Die  zweite  innere  Zahnreihe  reicht  nach  hinten  viel  weiter  zurück  als  die 
äussere,  endigt  aber  nach  vorne  am  hintersten  grossen  Zahne   der  Aussenreihe.    Von  den  beiden  Zähnen, 


Zur  Ftsck- Fauna  des  Mag dalenen- Stromes.  59 

welche  unmittelbar  hinter  den  grossen  Mittelzähiieu  der  Aussenreihe  an  der  Symphyse  liegen,  kommt  zuweilen 
nur  ein  einziger  zur  Entwicklung. 

Von  den  drei  Zahnreihen  im  Zwischenkiefer  enthält  die  innerste,  dritte  vier  Zähne,  welche  etwas  grösser 
als  die  unmittelbar  vor  ihnen  gelegenen  mittleren  Zähne  der  zweiten  Eeihe  sind  und  jederseits  2  Nebenzacken 
zeigen. 

Der  Oberkiefer  ist  schmal  und  mit  einer  Eeihe  meist  Szaekiger  Zähnchen  besetzt. 

Die  breite  Schnauze  ist  vorne  schwach  gerundet  und  überragt  kaum  den  Rand  der  wulstigen  Unterlippe, 
wenngleich  die  äusseren  vorderen  Unterkieferzähne  bei  geschlossenem  Munde  mit  iiirer  Spitze  auf  die  seit- 
lichen Zähne  der  2.  und  auf  die  Zähne  der  3.  Reihe  im  Zwischeukiefer  fallen. 

Der  hinterste  oberste  Knochen  des  Augenringes  ist  gewölbt  und  c.  2mal  so  gross  wie  der  nächstfolgende 
untere,  an  welchen  nach  unten  und  vorne  der  grösste  Knochen  der  ganzen  Kette  sich  anseiiliesst. 

Der  hintere  Rand  des  Vordeckels  ist  geradlinig,  ein  wenig  nach  hinten  und  unten  geneigt,  und  trifft  mit 
dem  Vorderrande  desselben  Knochens  unter  einem  spitzen  Winkel  zusammen. 

Der  Kiemendeckel  ist  hinten  oval  gerundet,  '2^^—  nahezu  3mal  höher  als  lang,  an  der  ganzen  Aussen- 
seite  gestreift  wie  der  2.  grösste  untere  Aiigenrandliiiochen,  und  erscheint  durch  einen  wie  eine  dunkle 
Furche  aussehenden  Canal  in  2  ungleiche  Querhälfteu  getheilt. 

Die  Dorsale  beginnt  bei  einem  Exemplare  unserer  Sammlung  genau  in  der  Mitte  der  Körperlänge  (mit 
Ausschluss  der  Caudale),  bei  einem  zweiten  aber  fällt  die  Basis  des  ersten  sehr  kurzen  Dorsalstrahles  etwas 
näher  zunivorderen  Kopfende  als  zur  Basis  der  mittleren  Caiidalstrahlen. 

Die  Basislänge  der  Rückenflosse  ist  geringer  als  die  Hälfte  der  Kopflänge,  die  Flossenhölie  aber  P/. — 
nahezu  2mal  beträchtlicher  als  die  Länge  der  Flosseubasis. 

Der  obere  Rand  der  Dorsale  ist  nach  hinten  geneigt,  unten  gerundet  und  zeigt  im  Ganzen  eine  schwache, 
verkehrt  Ä-förmige  Krümmung;  eine  halbe  Schuppenreihe  zieht  sich  längs  der  Basis  der  Rückenflosse  hin. 

Die  Pectorale  ist  wie  dieVentrale  zugespitzt,  erstere  bezüglich  ihrer  Länge  P'.  — l'/^mal,  letztere  IV3— 
l^/jmal  in  dem  Kopfe  enthalten. 

Die  Spitze  der  Pectorale  erreicht  nahezu  die  Einlenkungsstelle  der  Ventralen;  an  der  Basis  des  ersten 
Strahles  der  Bauchflossen  sitzt  eine  zugespitzte,  sogenannte  Spornschuppe,  welche  c.  3m:il  so  lang  als  die 
zunächst  gelegenen  Rumpfschuppen  ist.  Die  Einlenkungsstelle  der  Ventralen  ist  ebenso  weit  vom  vorderen 
Kopfende  als  von  der  Basis  der  Fettflosse  entfernt.  Zwischen  den  Ventralen  und  der  Analgrube  bildet  der 
Bauch  eine  Schneide. 

Die  Basislänge  der  Anale  erreicht  eine  Kopflänge  uud  die  längsten  ersten  gespaltenen  Analstrahlen  sind 
etwas  mehr  als  2mal  so  lang  wie  jeder  der  beiden  letzten,  oder  der  Entfernung  des  vorderen  Kopfendes  vom 
hinteren  Augenrande  an  Höhe  gleich.  Die  Basis  der  Anale  ist  mit  einer  Schuppenreihe  überdeckt. 

Die  Fettflosse  liegt  den  letzten  Analstrahleu  gegenüber  und  ist  bedeutend  höher  als  lang;  sie  zeigt  eine 
verkehrt  birnförmige  C4estalt,  da  sie  sich  nach  oben  ausbreitet. 

Die  Höhe  des  Sclnvanzstieles  erreicht  nur  ^/^  der  grössten  Rumpfhöhe. 

Die  Schuppen  nehmen  in  der  bei  weitem  grösseren  vorderen  Hälfte  des  Rumpfes  gegen  die  Seitenlinie 
herab  an  Grösse  zu ;  die  grössten  Rumpfschu])pen  liegen  am  Vorderrumpfe  unterhalb  der  Seitenlinie  hinter 
dem  Schultergürtel.  Die  Seitenlinie  läuft  parallel  mit  der  Bauchiinie.  Zwischen  der  Linea  lateralis  und  der 
Spornschuppe  der  Ventralen  liegen  5  Schuppen  in  einer  Verticalreihe  und  10  zwischen  ersterer  und  der 
Bauchlinie  unmittelbar  vor  den  Ventralen. 

Gegen  die  Stralilenspitze  zu  sind  sämmtliche  Flossen  dunkelgrau  punktirt.  Der  Rücken  schinnnert  .stahl- 
blau, der  Rest  des  Körpers  ist  gelblichweiss,  der  Fleck  am  Schwanzstiele  und  auf  den  mittleren  Caudal- 
strahlen  schwärzlich. 

In  der  hinteren  Körperhälfte  häufen  sich  zuweilen  schmutzig  violette  Punkte  auf  dem  oberen  und  unteren 
Rande  der  Schuppen  an  und  Inlden  so  zickzackförmig  gebogene,  hie  und  da  unterbrochene  Längslinien,  fehlen 
aber  bei  einigen  Exemplaren  vollständig. 

8* 


60  Franz  Steinrl achner. 

Der  bei  den  Brycon-kvi&n  so  häufig  vorkommende  dunkle  Humeralfleck  ist  bei  der  hier  besprochenen 
Art  äusserst  schwach  augedeutet. 

Totallänge  der  beschriebenen  Individuen:  22'°. 

Gatt.  CHALCINUS  Cur.,  Val. 

86.  Clialciims  Magdaleaae  u.  sp. 

Char.:  Körpergestalt  stark  verlängert,  Caudale  am  hinteren  Rande  tief  eingeschnitten,  mit  kurzen,  mittleren 
Strahlen.  Unterer  Caudallappeu  länger  als  der  obere,  beide  zugespitzt,  Leibeshöhe  bei  den  Männchen 
der  Kopflänge  gleich  oder  sie  nur  wenig  übertreffend  und  4  — 3^  .mal,  bei  Weibchen  (zur  Laiclizeit)  aber 
unbedeutend  mehr  oder  weniger  als  3mal  in  der  Körperiänge  enthalten.  Kiemeudeckel  dreieckig,  mit 
o-erundetem  hinteren  Winkel,  l'/g — 17.-,nial  höher  als  lang.  Bauchliiiie  zwischen  der  Kehle  und  den  Ven- 
tralen gerundet;  Pectorale  lang,  sicheltörniig,  mit  ihrer  Spitze  zuweilen  nahezu  bis  zum  Beginne  der  Anale 
zurückreichend.  Anale  mit  35—41  Strahlen.  Schuppen  gross,  41  längs  der  Seitenlinie  mit  Einschluss  der 
Caudalschuppen.  Dorsale  in  verticaler  Richtung  erst  ein  wenig  hinter  der  Basis  des  ersten  Analstrahles 
beginnend. 

D.  II.  (2/9).    A.  35-41  (3/32—35).    V.  7  (1    ü)-   ?•  ^  10—11.   L.  lat.  c.  41. 

6y..-7 
L.  tr.       1 

l',.i  bis  z.  Ventr.,  3  bis  zur  Baucht. 

B  e  s  c  h  r  e  i  li  u  n  g. 

In  der  Körpergestalt  hat  diese  Art  viele  Ähnlichkeit  mit  i'halcinus  cidter  Cope  und  Ch.  elongatus  Gthr., 
unterscheidet  sich  aber  von  beiden  wesentlich  und  auftallig  durch  die  Lage  der  Dorsale,  welche  letztere  in 
verticaler  Richtung  nicht  unmittelbar  vor  dem  Beginne  der  Anale  endigt,  sondern  ein  wenig  hinter  der  Basis 
des  ersten  Aualstrahles  beginnt. 

Die  obere  Profillinie  des  Kopfes  ist  in  der  Stirngegend  schwach  concav  und  erhebt  sich  ein  wenig  bis 
zur  Spitze  des  Hinterhauptkammes;  die  Rückenlinie  läuft  bei  Männchen  fast  horizontal  bis  zum  Beginne  der 
Dorsale,  senkt  sich  längs  der  Basis  der  Flosse  und  fällt  hinter  derselben  unter  schwächerer  Neigung  bis  zur 
Fettflosse  ab.  Bei  erwachsenen  laichenden  Weibchen  aber  ist  die  RUckenlinie  bis  zur  Dorsale  gebogen,  con- 
vex.  Die  Bauchlinie  beschreibt  von  der  Kehlgegend  bis  zur  Ventrale  einen  ziemlich  stark  gekrümmten  Bogen, 
und  zieht  sich  dann  fast  in  horizontaler  Richtung  bis  zum  Beginne  der  Anale,  längs  deren  langer  Basis  sie 
nach  hinten  und  oben  ansteigt. 

Die  Kopflänge  ist  bei  beiden  Geschlechtern  und  unabhängig  vom  Alter  in  der  Regel  etwas  weniger  als 
4nial  und  nur  selten  genau  4mal  in  der  Kopflänge  enthalten. 

Der  Unterkiefer  erhebt  sich  rasch  nach  vorne  und  oben,  reicht  eben  so  weit  nach  vorne  als  der  Zwischen- 
kiefer, oder  überragt  nur  wenig  die  Schnauze.  Die  vorne  unteri)rochene,  seitlich  überhängende  dünne  Unter- 
lippe verlängert  sich  in  geringer  Entfernung  hinter  der  Symjjhyse  nach  unten  nach  Art  eines  Tentakels, 
dessen  Länge  variabel  ist.  Die  Zähne  im  Unterkiefer  werden  seitlich  allmälig  kleiner;  die  vorderen  mittleren 
sind  özackig  und  grösser  als  die  gegenüber  liegenden  Zähne  des  Zwischenkiefers,  welche  zwei  Reihen  bil- 
den. Die  Zähne  des  schmalen,  kahnförmig  gebogenen  Oberkiefers  sind  so  klein,  dass  man  sie  nur  durch  das 
Geflihl  wahrnehmen  kann. 

Der  hintere  Rand  des  Vordeckels  ist  concav,  der  hintere  Winkel  desselben  ein  rechter.  Die  Knochen 
des  Augenringes  decken  die  Wangen  bi.s  auf  einen  schmalen  überhäuteten  Raum  vor  der  Leiste  des  Prä- 
operkels. 

Das  hintere  gerundete  Ende  des  Kiemendeckels  und  des  Unterdeckels  überragt  ein  wenig  die  Basis  der 
Brustflosse. 

Die  Pectorale  ist  sehr  stark  entwickelt,  sichelförmig  und  reicht  mit  ihrer  Spitze  in  der  Regel  bis  zur 
Analgrube,  seltener  bis  zum  Beginne  der  Anale;  die  Länge  der  Brustflossen  gleicht  c.  '3  der  Körperlänge. 


Znr  Fisch-Fauna  <hs  Magdalenen-Stromes.  61 

Die  Ventrale  ist  über  der  Bauclisclmeide  eingelenkt,  von  geringer  Länge  und  zugespitzt.  Die  Länge  der 
Baucliflossen  gleicht  denr^bstande  des  vorderen  Kopfendes  vom  hinteren  Rande  des  Auges. 

Die  Dorsale  ist  weit  hinten  gelegen,  ihr  Beginn  liegt  eben  so  weit  vom  hmteren  Ende  des  Kiemendeckels 
wie  von  der  Basis  der  mittleren  Caudalstrahlen  entfernt. 

Die  Dorsale  ist  von  geringer  Längenausdehnung,  circa  so  lang  wie  der  Kiemendeckel,  während  der 
höchste,  d.  i.  der  erste  gespaltene  Flossenstrahl,  an  Höhe  dem  Abstände  des  hinteren  Augeurandes  von  der 
Spitze  des  Operkels  gleicht. 

Die  Anale  enthält  nur  bei  einem  einzigen  Exemplare  unserer  Sammlung  3  einfache  und  3l^  gespaltene 
Strahlen,  bei  den  übrigen  Exemplaren  von  10—25"°  Länge  aber  3  einfache  und  35—38  getheilte  Strahlen. 
Die  Anale  erreicht  am  ersten  getbeilteu  Strahle  die  grösste  Höhe,  welche  aber  nur  der  Hälfte  der  Kopflänge 
gleicht,  uiimiit  hierauf  bis  zum  13.  oder  7.  Strahle  rasch,  sodann  bis  zum  letzten  Strahle  alhuälig  an  Höbe  ab. 
Die  Basislänge  der  Anale  übertrilft  die  Kopflänge  genau  oder  nahezu  um  einen  Augendiameter. 

Der  untere  längere  Caudallappen  erreicht  eine  Kopflänge.  Die  Fettflosse  fällt  in  verticaler  Richtung  über 
die  Ba.^is  des  vor-  und  drittletzten  Analstrahles  und  ist  höher  als  lang. 

Die  Höhe  des  Schwanzstieles  ist  bei  den  schlanken  Männchen  .3*  3— 3V5mal,  bei  alten  laichenden  Weib- 
ehen 4mal  in  der  grössteu  Rumpfböhe  enthalten,  welche  bei  Männchen  ein  wenig  hinter  die  Basis  der  Pecto- 
rale,  bei  Weibchen  nur  wenig  vor  die  Ventralgegend  fällt. 

Die  grössten  Eumpfschuppen  liegen  unter  und  vor  der  Basis  der  Pectorale,  und  zwar  daselbst  in  zwei 
Reihen.  In  den  übrigen  Theilen  der  Körperseiten  nehmen  die  Schuppen  vom  Rücken  bis  zur  Seitenlinie  an 
Umfang  zu,  unter  letzterer  noch  rascher  ab.  Eine  grosse  Spornschuppe  überdeckt  die  Pectoralachsel,  eine 
kleinere  sitzt  über  der  Basis  des  1.  Ventralstrahles,  eine  Reihe  kleiner  Schuppen  legt  sich  über  die  Basis  der 
Anale. 

Die  Seitenlinie  senkt  sich  rascli  von  der  Scapula  hinter  der  Basis  der  Brustflossen  herab,  nnd  steigt  hier- 
auf ohne  Krümmung  und  minder  rasch  als  die  hintere  grössere  Längenhälfte  der  Bauchlinie  allmälig  nach 
hinten  und  oben  zur  Basis  der  mittleren  kurzen  Caudalstrahlen  au. 

Eine  bläulichgraue  Längsbinde  zieht  vom  oberen  hinteren  Ende  des  Kiemendeckels  zur  Basis  der  Strah- 
len des  oberen  Caudallappens. 

Der  Rücken  zeigt  einen  stahlblauen  Metallglanz,  der  übrige  Theil  des  Rumpfes  ist  hell  gelblichweiss; 
auch  der  Kopf  ist  seitlich  zum  grössten  Theile  weisslich.  Violette  Pünktchen  liegen  im  mittleren  Theile  des 
Kiemendeckels  und  auf  den  Knochen  des  Augenringes  hinter  dem  Auge,  zuweilen  aucli  am  hinteren  Rande 
der  Schuppen  in  der  oberen  Eumpfhäifte.  Die  Caudale,  Anale  und  Dorsale  sind  mehr  oder  minder  dicht 
dunkelgrau  gesprenkelt,  viel  spärlicher  liegen  diese  Pünktchen  auf  der  Pectorale. 

Dass  die  Weibchen  in  so  auftauender  Weise  in  der  Körperform  (vielleicht  nur  zur  Laichzeit)  sich  von  den 
Männchen  unterscheiden,  ist  bisher  noch  von  keiner  anderen  Chalcinus-krt  nachgewiesen  worden. 

Gruppe  HYDROCYONINA  Gthr. 

Gatt.  ANACYRTL'S  Gthr. 

37.  Anacyrtus  (Rhiiehoides)  Dayi  u.  sp. 

Cbar.:  Eückenlinie  stark  gebogen,  obere  Kopflinie  concav.  Grosse  zahnähnliche  conische  Vorsprünge  am 
Ausseurande  des  Zwischenkiefers,  kleinere  am  vorderen  Theile  des  Aussenrandes  am  Unterkiefer.  Ober- 
kiefer am  ganzen  Vorderrande  gezähnt.  Unterkieferzähne  einreihig.  Schnauze  vorne  gerundet,  über  den 
Unterkiefer  ein  wenig  vorspringend.  Leibeshöhe  zwischen  dem  Beginne  der  Anale  und  Dorsale  c.  2*  .mal, 
Koptlänge  mehr  als  2^  jmal  in  der  Körperlänge  enthalten.  Seiteulinie  64  Schuppen  durchbohrend,  von 
denen  die  4  letzten  auf  der  Schwanzflosse  liegen.  Dorsale  in  verticaler  Richtung  hinter  der  Anale  begin- 
nend. 52  Strahlen  in  der  Anale,  davon  die  5  ersten  einfach.  Seitenbinde  zwischen  Kopf  und  Caudale 
silbergrau;  Caudalfleck  schwärzlich,  etwas  grösser  als  der  Humeralfleck. 


62  Franz  Steindavhner. 

15 

D.  11  (^2/9).   A.  52  (5/47).   V.  8  (1/7).   P.  12  —  14.   L.  lat.  64.   L.  tr.  T 

10  'bis  z.  Ventr.~) 
Bes  chreibung. 

In  der  Körpeiform  zeigt  diese,  derzeit  nur  aus  dem  MagdaleBen-Strome  bekannte  Art  der  Subgattung 
Bhaehoides  eine  grosse  Ähnlichkeit  mit  Anacyrtus  (AnacyrtusJ  gibbosus  und  A.  pauciradiatus.  Die  obere 
Kopflinie  ist  nämlich  in  der  Stirngegend  stark  couca,v  und  erbebt  sich  rasch  am  Hinterhaupte;  der  Rücken 
krümmt  sich  bogenförmig  bis  zum  Beginne  der  Dorsale,  welche  hinter  den  Anfang  der  Anale  fällt,  und  senkt 
sich  sodann  in  gerader  Linie  rascher  längs  der  Basis  der  Dorsale  als  zwischen  der  Basis  des  letzten  Dorsal- 
strahles und  der  Caiidale.  Die  l'aiichlinie  senkt  sich  unter  schwacher  Krümmung  von  der  Kiunspitze  rascher 
bis  zum  Beginne  der  Anale,  als  sie  längs  dieser  Flosse  nach  hinten  ansteigt.  Die  Körperform  ist  daher 
verschoben  rhombenförmig. 

Die  Deckelstücke  und  die  hinteren  Knochen  des  Augenringes  sind  der  Länge  und  Quere  nach  von  erha- 
benen Linien  durchzogen  und  in  zahlreiche  Felder  abgetheilt. 

Die  Stirnbreite  gleicht  der  Länge  eines  Auges,  ebenso  die  Schnauzenlänge. 

Der  Unterkiefer  steigt  ziemlich  rasch  nach  vorne  an  und  wird  daselbst  von  dem  abgerundeten  Schnauzen- 
rande ein  wenig  überragt. 

Das  hintere  Ende  des  schief  gestellten  Oberkiefers  fällt  unter  die  Augenmitte. 

In  der  einfachen  Zahnreih^'  des  Unterkiefers  liegen  2  etwas  grössere  Mittelzähne  und  jederseits  ein  grös- 
serer Eckzahn.  Am  Vorderrande  des  Zwischen-  und  Unterkiefers,  sowie  auf  der  Aussenseite  des  Oberkiefers 
zunächst  dessen  fein  gezähntem  Vorderrande  zahnartige  conische  Fortsätze. 

Die  Dorsale  beginnt  ein  wenig  vor  der  Mitte  der  Körperlänge,  erreicht  am  2.  Strahle  eine  ziemlich 
beträchtliche  Höhe,  welche  die  Kopflänge  übertrifft,  spitzt  sich  nach  oben  zu  und  ist  mehr  als  2'/2mal  höher 
als  lang. 

Pectorale  und  Ventrale  endigen  nach  hinten  zugespitzt  und  sind  nahezu  gleich  lang.  Erstere  kommt  mit 
ihrer  ganzen  hinteren  Längenhälfte  über  die  Ventrale  zu  liegen,  und  letztere  reicht  mit  ihrer  horizontal  zurück- 
gelegten Spitze  circa  bis  zur  Basis  des  8.  Analstrahles. 

Die  Anale  beginnt  in  verticaler  Richtung  vor  der  Rückenflosse,  erhebt  sich  rasch  vom  1.,  äusserst  kurzen 
bis  zum  G.  Strahle,  und  nimmt  dann  vom  7.  bis  zum  letzten  allmälig  an  Höhe  ab,  doch  erreicht  der  höchste 
Analstrahl  nur  Yg  der  Kopflänge. 

Beide  Caudallappen  sind  zugespitzt  und  der  untere  länger  als  der  obere. 

Der  Humeralfleck  liegt  ein  wenig  üljer  der  Seitenlinie  zwischen  der  Dorsale  und  der  Scapnla ;  auf  einer 
Körperseite  ist  an  dem  hier  beschriebenen  Exemplare  noch  ein  zweiter  Fleck  am  Beginne  der  Seitenlinie 
entwickelt.  Der  Caudalfleck  ist  in  die  Länge  gezogen  und  breitet  sich  auch  über  die  mittleren  Strahlen  der 
Schwanzflosse  aus.  Die  Fettflosse  liegt  in  verticaler  Richtung  noch  in  einiger  Entfernung  vor  dem  hinteren 
Ende  der  Anale.  Die  Höhe  des  sehr  kurzen  Schwanzstieles  ist  c.  4'/2mal  in  der  grössten  Rumpfhöhe  ent- 
halten. 

NB.  Die  von  Prof.  Kner  als  Epi'ct/rtns  macroleju's  beschriebenen  Exemplare  des  Wiener  Museums  gehören  bestimmt  zu 
Anacyrtus  gilbosns  sp.  Lin.,  wie  schon  Kner  angibt,  und  enthalten  zum  mindesten  53  Strahlen  in  der  Anale,  fallen  daher 
nicht  mit  der  so  auffallend  nahe  verwandten  Art  Anacyrtus  pauciradiatus  Gthv.  zusammen,  wie  Dr.  Günther  nach  der  nicht 
ganz  richtig  ausgeführten  Abbildung  zu  Kner's  Epir.  macrolepis  vermuthet  (s.  Cat.  of  Fish,  in  the  Brit.  Mus.  V.  Note;. 

38.   Annci/ftus  (Cynopotamus)  argenteus  Valenc. 

<^"har. :  Körpergestalt  sehr  gestreckt  und  comprimirt;  obere  Kopflinie  concav.  Hinterhauptskamm  rasch  an- 
steigend, Nackenlinie  massig  gebogen  und  bis  zur  Dorsale  sich  erhebend.  Dorsale  in  verticaler  Rich- 
tung nur  unbedeutend  vor  der  Anale  beginnend.  Leibeshöhe  etwas  mehr  oder  weniger  als  3mal ,  Kopf- 
länge 3*/.— 4mal  in  der  Körperlänge,  Augendiameter  5mal,  Schnauzenlänge  c.  3' /jmal,  Stirnbreite 
3'/^— 3Ygmal  in  der  Kopflänge  enthalten.    Mundspalte  lang,  hinteres  Ende  des  Oberkiefers  hinter  das 


Zu)'  Fisch-Fauna  '•A.s  Maq,lale))cii-Xfromes.  63 

Auge  in  \ertiocaler  Richtung-  fallend.  Jederseits  '6  grosse  Hundszähne  (und  1  kleiner)  im  I'nterkiefer 
und  2  im  Zwischenkiefer  (1  am  vorderen  und  1  am  hinteren  Ende).  Zweite  Zalinreihe  in  letzterem  von 
der  äusseren  Reihe  deutlieh  getrennt,  doch  nur  wenige  schlanke  spitze  Zähne  enthaltend.  Oberkiefer 
lang,  am  ganzen  Vorderrande  gezähnt.  110 — 120  Schuppen  längs  der  Seitenlinie  am  Rumpfe  und  c. 
5  —  6  auf  der  C'audale.  Sämmtliche  Rumpfschuppen  sehr  rauh  anzufühlen,  an  der  ganzen  Aussenseite 
dicht  mit  Zähuchen  besetzt.  Anale  mit  54— .55  Strahlen.  Caudale  gabelig  getheilt,  oberer  Lappen  kür- 
zer als  der  untere.  Eine  breite,  silbergraue  Binde  längs  und  ülier  der  Seitenlinie;  ein  schwarzer  ovaler 
Fleck  am  Schwänze,  vor  und  theilweise  noch  auf  der  Basis  der  mittleren  f'audalstrahlen. 

D.  11  (2/9).    A.  54  —  55  (4  50—51).    V.  8  (1    7i.    P.  16  [l,  15).   L.  lat.  110-120  (^-i-5  — Ci  auf  d.  C'aud.). 

26—27 

L.  tr.        I 


e.  21 — 24  (bis  z.  Veiitr.) 
Beschreibung. 

Die  in  Ale.  d'Orbigny's  Voyage  dans  FAmerique  meridionale  (Tome  V,  pait.  II,  pl.  9,  tig.  1)  gegebene 
Abbildung  dieser  Art  ist  misslungeu  und  widerspricht  Yalencicnnes'  Beschreibung  im  XXII.  Bande  der 
Ilist.  uat.  des  Poissons  (p.  317—318)  in  mehreren  Punkten  sehr  bedeutend,  insbesondere  in  der  viel  zu 
gedrungenen  Körpergestalt,  in  der  zu  starken  Krümmung  der  Bauchlinie,  in  der  Stellung  der  Dorsale,  deren 
Beginn  nie  in  die  Mitte  der  Körperlänge  fällt,  sondern  stets  etwas  näher  zur  Schnauzenspitze  als  zur  Basis 
der  mittleren  Caudalstrahlen  fällt. 

Die  beiden  grossen  Hundszähne  jeder  Zwischeukieferhälfte  stehen  am  vorderen  und  hinteren  Ende 
dieses  Knochens  und  können  nach  ihrer  Lage  mit  gleichem  Rechte  zur  äusseren  oder  auch  zur  2.  Zahnreihe 
gerechnet  werden;  zwischen  ihnen  liegen  7  spitze  Zähuchen  in  der  Aussenreihe  und  nur  2  etwas  längere  in 
der  zweiten,  inneren  Reihe. 

Von  den  3  grossen  Hundszähnen  im  Unterkiefer  ist  der  mittlere  bei  weitem  der  längste  und  fällt  bei 
geschlossenem  Munde  wie  die  übrigen  in  die  tiefen  Gruben  des  Gaumens  an  der  Innenfläche  des  Zwischen- 
kiefers. Zwischeri  diesem  grössten  Hundszahne  des  Unterkiefers  und  dem  zunächst  der  Symphyse  gelegenen 
etwas  kleineren  liegt  noch  ein  4.  verhältnissmässig  sehr  kleiner  Hundszahn.  Auf  den  4.  hintersten  Hunds- 
zahn folgt  gegen  die  Mundwinkel  zu  noch  eine  lange  Reihe  kleiner  schlanker  Zähne,  deren  Spitze  nach 
hinten  gekehrt  ist.  Zunächst  der  Symphyse  des  Unterkiefers  endlich  liegen  kleine  Zähne  in  1  —  2  Querreihen 
unter  der  Haut  verborgen. 

Der  Oberkiefer  ist  schlank,  lang  und  nimmt  gegen  das  hintere  oval  gerundete  Ende  allmälig  an  Länge 
zu.  Die  Länge  des  ganzen  Oberkiefers,  dessen  oberes,  vorderes  Ende  unter  vor  der  vorderen  Narine  liegt, 
ist  c.  P/.mal  in  der  Kopflänge  enthalten. 

Der  2.  Knochen  des  Augenringes  zeichnet  sich  durch  seine  auffallende  Grösse  aus  und  deckt  die  Wan- 
gen nach  liinten  bis  auf  einen  sehr  schmalen  überiiänteten  Streif,  nach  unten  aber  lässt  er  einen  grössei'en 
Raum  über  der  unteren  Vorleiste  des  Präoperkels  frei,  der  jedoch  kleiner  ist,  als  aus  Valencneunes'  Ab- 
bildung 1.  c.  zu  entnehmen  wäre.  Die  Wangenplatten  und  der  Kieniendeckel  sind  radienförmig  gestreift.  Der 
Deckel  ist  schmal,  fast  3mal  so  hoch  wie  lang  und  verschmälert  sich  nach  unten.  Der  aufsteigende  Rand  des 
Vordeckels  hat  eine  nahezu  verticale  Lage  und  ist  nur  schwach  convex,  der  untere  kurze  Rand  desselben 
etwas  stärker  gebogen,  der  Vordeckelwinkel  oval  gerundet. 

Die  Schnauze  ist  querüber  etwas  stärker  gebogen  als  die  nahezu  flache  Stirne,  und  verschmälert  sich 
gegen  das  vordere  Ende  nach  Art  eines  Kegels.  Der  Hinterhauptskamm  erhebt  sich  rasch  nach  hinten  und 
bildet  mit  der  Nackenlinie  einen  im  vorderen  Theile  stark  gekrümmten  Bogen,  so  dass  Hinterhaupt  und  Vor- 
derrücken höckerförmig  über  die  Stirngegend  vorspringen.  Längs  der  Dorsale  senkt  sich  die  Rückenlinie  ohne 
Kiünininng  rascher  als  zwischen  dem  letzten  Dorsalstrahle  und  der  Caudale. 

Die  Bauchlinie  krümmt  sich  nur  wenig  zwischen  der  Kehlgegend  und  der  Anale,  und  erhebt  sich  in 
gerader  Linie  längs  der  Basis  der  langen  Anale  rascher,  als  der  gegenüber  liegende  Theil  der  Rückenlinie  sich 


64  Franz  Steinclachner. 

senkt.  Zwischen  der  Ventralen  und  der  Anale  bildet  der  Bauch  eine  schneidige  Kante;  vor  der  Ventralen  ist 
die  Bauchtläche  ziemlich  breit  und  querüber  nur  sehr  schwach  gebogen. 

Die  Pectorale  endigt  wie  die  nahe  gelegene  Ventrale  nach  hinten  zugespitzt  und  fällt  mit  seiner  ganzen 
hinteren  Längenliälfte  über  die  letztere.  Die  Pectorale  ist  schwach  sichelförmig  gebogen,  länger  als  die  Ven- 
trale, und  gleicht  in  dieser  Beziehung  der  Entfernung  des  Augencentrinns  vom  äussersten  hinteren  seitlichen 
Kopfende,  während  die  Ventrale  fast  nur  halb  so  lang  wie  der  Kopf  ist,  und  mit  ihrer  horizontal  zurück- 
gelegten .Spitze  bis  zur  Analgrube  reicht. 

Die  Dorsale  endigt  nach  oben  zugespitzt,  ist  c.  2nial  .«o  hoch  wie  lang  und  steht  an  Höhe  der  Kopflänge 
c.  um  Vj  Augendiameter  nach.  Die  Basis  der  Flosse  ist  nicht  überschuppt,  doch  zieht  sich  eine  niedrige 
Hautfalte  längs  derselben  hin.  Die  Dorsale  beginnt  in  verticalcr  Richtung  nur  wenig  vor  der  Anale,  und  bei 
beiden  Flossen  liegt  die  Basis  des  ersten  Strahles  näher  zur  .Schnauzenspitze  als  zur  Basis  der  mittleren 
Caudalstrahlen.  Die  Basislänge  der  Anale  kommt  e.  IV3 — l'/^  Kopflängen  gleich,  steht  somit  der  Hälfte  der 
Körperlänge  nicht  bedeutend  nach.  Vom  ersten  gespaltenen  Strahle  angefangen,  nimmt  die  Anale  nach  hinten 
allmälig  an  Höhe  ab,  und  ihre  grösste  Höhe  bald  nach  ihrem  Beginne  gleicht  c.  der  Länge  der  Ventralen. 
Eine  niedrige  Schuppenbinde,  nur  zwei  Reihen  von  Schuppen  enthaltend,  zieht  sich  längs  der  ganzen  Basis 
der  Anale  hin. 

Die  Caudale  spitzt  sich  nacli  hinten  nicht  so  bedeutend  zu,  als  die  Abbildung  in  d'Orbigny's  Reise- 
werke zeigt;  der  untere,  etwas  längere  C'audallappen  erreicht  circa  eine  Kopi länge.  Die  helle  silbergraue 
Rumpf  binde  ist  vorne  breit,  verschmälert  sich  allmälig  gegen  den  Schwanzstiel  und  breitet  sich  unmittelbar 
vor  der  Caudale  wieder  ein  wenig  aus ;  sie  grenzt  sich  nach  oben  scharf  ab  und  geht  daselbst  in  ein  dunk- 
leres Grau  über.  Der  C'audalfieck  ist  häufig  sehr  gross,  tiefschwarz  und  scharf  abgegrenzt,  nicht  selten  nur 
durch  braune  oder  dunkelgraue  Pünktchen  schwach  augedeutet. 

Derbreite  schwarze  Saum  am  hinteren  oberen  Rande  der  Dorsale,  welchen  Valenciennes  erwähnt, 
fehlt  bei  sämmtlichen  von  mir  untersuchten,  in  Weingeist  aufbewahrten  Exemplaren.  Die  ganze  Aussenstite 
der  Körperschuppen  ist  gleich  dem  hinteren  Rande  mit  regelmässig  gelagerten  Zähnchen  besetzt,  fühlt  sich 
daher  sehr  rauh  an.  Sämmtliche  Runipfschuppen  sind  klein,  festsitzend,  und  nehmen  von  dem  unteren  und 
oberen  Körperrande  gegen  die  Seitenlinie,  welche  in  vollkommen  horizontaler  Richtung  etwas  über  die 
Höhenmitte  des  Rumpfes  hinzieht,  nur  wenig  an  Grösse  zu. 

Bisher  kannte  man  Anacyrtus  (CynopotanmsJ  argenteus  nur  aus  dem  La  Plata  nach  einem  im  Pariser 
Museum  befindlichen  Exemplare;  im  unteren  Laufe  des  Magdalenen-Stromes  scheint  diese  Art  häufig  vorzu- 
kommen, und  die  von  mir  gegebene  Beschreibung  gründet  sich  auf  die  Untersuchung  von  acht  Exemplaren 
von  18  —  30'°  Länge. 

NB.  Da  bei  den  Arten  der  Gattung  Anacyrius  die  Zahl  der  Schuppen  hings,  über  und  unter  der  Seitenlinie,  sowie  die 
Anzahl  der  Analstrahlcn  bei  den  einzelnen  Exemplaren  einer  Art  ohne  Küeksicht  auf  Alter  und  Geschlecht  auffallenden 
Schwankungen  unterworfen  ist,  liisst  sich  die  Frage,  ob  Ci/nopotamns /ivmeralis  V a\.  und  die  gleichnamige  Art  Kner's  spe- 
oifisch  von  einander  verschieden  seien  (wie  Dr.  Günther  bereits  verimithete,  s.  Cat.  Fish.  Brit.  Mus.  V,  p.  348)  oder  nicht, 
nicht  mit  Sicherheit  beantworten,  zumal  Valenciennes  das  einzige,  im  Museum  zu  Paris  befindliche  typische  Exemplar 
von  (''yiiop.  humeralis  nur  oberHäcldieh  beschrieb,  und  d'Orbigny's  Abbildung  gewiss  nicht  sorgiältig  ausgeführt  wurde. 

Bei  den  von  Prof.  Kner  als  Ot/nopo/amns  humeraVs  beschriebenen  Exemplaren  des  kaiserlichen  Museums  zu  Wien  durch- 
bohrt die  Seitenlinie  nur  82— 97  Schuppen,  von  denen  79  — 90  am  Rumpfe  selbst  liegen,  während  nach  Valenci  e  nnes  bei 
dem  Exemplare  des  Pariser  Museums  115  Schuppen  längs  der  Seitenlinie  vorkommen  sollen. 

Nach  der  Zahl  der  Analstrahlen  lassen  sich  die  Exemplare  des  Wiener  Museums  von  jf nem  der  Pariser  Sammlung  nicht 
speeifisch  trennen;  erstere  besitzen  nämlich  44—49  Strahlen,  von  denen  die  vier  ersten  einfach  sind,  letzteres  nacli  Valen- 
ciennes 44.  Über  der  Seitenlinie  liegen  bei  Cynop.  humeralis  Kner  14 — 18  Schuppen  bis  zur  Basis  des  1.  Dorsalstrahles 
und  13—14  zwischen  der  Seitenlinie  und  der  Basis  des  1.  äusseren  Ventralstrahles.  Wie  viele  deren  bei  dem  von  Valen- 
ciennes untersuchten  Exemplare  vorkommen,  wird  nicht  erwähnt.  Ebenso  vermisst  man  eine  genaue  Angabe  der  Körper- 
höhe und  Kopflänge  in  Valen  ci  en  n  es' Beschreibung. 

Unter  solchen  Verhältnissen  kann  ich  daher  nur  vorläufig  die  von  Prof.  Kner  als  Cynopotamus  humeralis  beschrie- 
benen Exemplare  unter  dem  Namen  Anacyrius  fCynopo/amusJ  Knerii  als  eine  sehr  fraglich  neue  Art  von  Cynop.  humeralis 
Val.  trennen,  und  will  dieselben  in  folgender  Weise  etwas  schärfer  als  Prof.  Kner  charakterisiren. 


Zur  Fi.srh-  /■aana  dis  Magdale7ien- Stromes.  65 

Anacyrtiis  (Cynop.)  Knerü  i>te\ud.  =  Cynop.  hnmeralü  Euer  (Val.?). 

Cbar. :  Körpergestalt  gestreckt,  coiuprimirt.  Kopf  im  Pmfil  gesellen  iiacli  vorne  zugespitzt.  Schnauze  iilier  den  Unterkiefer 
vorspringend.  Obere  Kopfliuie  schwach  concav,  HiMterliaujitskanui  nur  massig  nacli  hinten  ansteigend.  Nackenünie 
bis  zur  Dorsale  schwächer  gebogen  als  die  Bauchlinie  und  niclit  höckerförmig  vorspringend.  Kopfliinge  S^/jmal, 
Leibeshöhe  S^g  —  nahezu  3mal  (bei  Weibchen)  in  der  Körperlänge,  Augendiameter  41/5— i^/ginal ,  Schnauzenlänge 
etwas  weniger  als  3mal,  Stirnbreite  31/2  —  nahezu  32/j,mal  in  der  Kopflänge  enthalten.  Mundspalte  selir  lang,  nach 
vorne  ansteigend;  hinteres  Ende  des  schmalen,  langen  Oberkiefers  in  verticaler  Richtung  bei  jüngeren  Individuen  nur 
wenig  vor,  bei  älteren  etwas  hinter  den  hinteren  Augenrand  fallend.  4  Hundszähne  (kürzer  als  bei  Anac.  argenieus 
Val.)  jederseits  im  Unterkiefer  und  2  im  Zwi.sclienkiefer.  Zweiter  unterer  Augenrandknochen  minder  gross  als  bei 
Anac.  fOynop.)  argenteus  y  iiX.,  nach  unten  einen  beträchtlichen  Theil  der  Wangen  nicht  überdeckend.  Dorsale  in  verti- 
caler Richtung  vor  der  Anale  beginnend  und  etwas  näher  zur  Schnanzenspitze  als  zur  Basis  der  mittleren  Caudal- 
strahlen  gelegen.  Anale  hinter  der  Mitte  der  Körperlänge  beginnend.  Spitze  der  zurückgelegten  Pectoralen  nur  wenig 
die  Einlenknngsstelle  der  Ventralen  überi'agend.  Ventrale  um  mehr  als  Vj  eines  Augendiameters  kürzer  als  die  Pecto- 
rale ,  nicht  bedeutend  länger  als  die  Schnauze.  x\nalc  mit  44 — 49  Strahlen ,  davon  die  4  ersten  einfach.  Dorsale  an 
Höhe  gleich  der  Kopflänge  zwischen  dem  hinteren  seitlichen  Ende  desselben  und  der  vorderen  Narine.  Seitenlinie 
79—90  Schuppen  am  Rumjife  und  3—7  auf  der  Caudale  durchbohrend.  14—18  Schuppen  zwischen  der  Basis  des 
1.  Dorsalstrahles  und  der  Seitenlinie,  13—14  zwischen  letzterer  und  der  Basis  des  1.  Ventralstrahles.  Hohe  des 
Sfhwanzstieles  3'-/3 — 4mal  in  der  grössten  Rumpfhöhe  enthalten.  Silbergraue  Seitenbinde  längs  und  über  der  Seiten- 
linie, gegen  den  Schwanzstiel  allmälig  an  Höhe  abnehmend  und  vor  der  Basis  der  Caudale  sich  wieder  stärker  ausbrei- 
tend. Humeralfleck  sehr  achwach  angedeutet  (bei  den  untersuchten  Exemplaren). 
Fundorte:  Cujaba,  Rio  Paraguay,  Irisanga  (nach  Natter  er). 

39.  Anacyvtus  (Baestes)  alatus  11.  sp. 

f'liar.  ■■  Kör.peig'estalt  gestreokt.  Leibesliiilic  nahezu  3uial,  Koj^ilänge  4'''/-,mal  in  der  Körperlänge,  Augen- 
diameter fast  3mal,  Scbnau/.enlänge  mehr  als  5mal,  Stirnbreite  c.  4'/3mal  in  der  Kopflänge  eutiialten. 
Obere  Kopfliuie  concav,  Hinterhauptskamm  ziemlich  rasch  nach  liinteu  ansteigend.  Naekenlinie  massig 
gebogen,  doch  viel  stärker  als  der  gegenüberliegende  Theil  der  Bauchlinie.  Unterkiefer  auffallend  rasch 
nach  oben  sich  erhebend  (wie  bei  Anac.  molossus  Kner),  mit  einem  grossen  Hundszähne  an  jeder  Ecke 
dos  Vorderrandes.  Sämmtliche  Kieferzäline  einreihig,  schlank  und  spitz.  Vordeckel  am  Winkel  in  eine 
stachelartige  Spitze  vorgezogen.  Pectorale  sehr  laug,  zurückgelegt  mit  der  Spitze  in  eine  Verticallinie 
mit  dem  neunten  Analstrahle  fallend.  Dorsale  in  verticaler  Richtung  hinter  der  Anale  beginnend.  Bauch- 
rand auch  vor  den  Ventralen  bis  zur  Kehle  schneidig.  58  —  59  Schuppen  längs  der  Seitenlinie  bis  zur 
Basis  der  mittleren  C'audalstrahleu.  12 — 13  Schuppen  zwischen  der  Dorsale  und  der  Seitenlinie, 
10  zwischen  letzterer  und  der  Ventrale;  Caudale  tief  eingescimitten,  mit  etwas  längerem  unteren  Lappen. 
Anale  mit  c.  53  Strahlen,  von  denen  die  vier  ersten  einfach  sind. 

D.  10  (2/8).    A.  53  (4/49).    P.  18.    V.  8  (1/7).    L.  lat.  58—59  (bis  z.  Caud.). 

c.  12—13 

L.  tr.        1 

10  (bis  zur  Basis  des  ersten  Veutralstr.). 

Beschreibung. 

Anacyrtus  alatus  steht  unter  den  bisher  bekannten  Arten  dem  Anacyrtus  (Eaestes)  molossus  sp.  Kner  = 
Cynoj)Otamus  (^LycodonJ  molossus  Kner  am  nächsten,  weicht  aber  von  demselben  sowie  von  allen  übrigen 
Anaciji-tus- Arien  in  auffallender  Weise  durch  das  Vorkonunen  einer  Bauchsclmeide  von  der  Anale  bis  zum 
vordersten  Ende  der  Kehle  und  durcii  die  bedeutende  Längenentwicklung  der  Pectorale  ab,  während  dieVen- 
tralen  zugleich  stark  verkürzt  sind  und  der  Beginn  der  Dorsale  in  verticaler  Richtung  etwas  hinter  jenen  der 
Anale  und  zwar  über  die  Basis  des  6.  und  7.  Analstrahles  fällt.  Anac.  alatus  ist  daher  als  ein  Übergaugsglied 
von  Anacyrtus  zu  Chalcüms  VAX  betrachten.  Von  Anacyrtus  molossus  nnterscheidet  sich  die  hier  zu  beschrei- 
bende Art  auch  noch  durcli  die  viel  geringere  Breite  der  Schnauze  zwischen  den  Oberkiefern  und  durch  die 
bedeutendere  Grösse  der  Rumpfschuppen.  W^ie  bei  A.  alatus  springt  auch  bei  A.  7nolossus  der  Winkel  dea 
Vordeckels  mehr  oder  minder  scharf  stachelförmig  nach  hinten  vor. 

Der  Kopf  ist  im  Ganzen  stärker  comprimirt  als  bei  A.  molossus  Kner,  die  Stirne  und  Schnauze  sind 
auch  minder  breit  und  querüber  etwas  stärker  gebogen. 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Cl.    XXXIX.  Bd.  9 


ßß  Franz  Steindacliner. 

Am  quergestellten  Vordevrandc  des  Unterkiefers  liegen  bei  dem  von  mir  nntersuehten  Exemplare,  einem 
Uniciim,  im  Ganzen  4  Plundszälinc,  von  denen  der  äussere  jedcrseits  am  stärksten  entwickelt  ist;  die  Mitte 
des  Unterkiefers  erhebt  sicli  schwach  knopfförmig  und  an  der  Innenseite  dieser  Anscliwellung  bemerkt  man 
2  Zähne  (jederseits  einen),  welche  man  als  Rudimente  einer  zweiten,  etwas  nach  innen  gerückten  Zahnreihe 
angehörig  betrachten  mag,  während  bei  .1.  molossus  die  innere  Zahnreihe  ganz  deutlich  entwickelt  ist  und  von 
einer  grösseren  Anzalil  von  Zälinen  gebildet  wird.  Atiacyrttts  molossus  und  ^1.  alatus  gehören  daher  nach 
Günther 's  Auffas.sung  in  die  Gruppe  B  und  nicht  in  die  erste  Gruppe  der  Anacyrtus-Axiein ,  in  die  nächste 
Nähe  der  Subgattung  Cijnopotamus. 

Die  Zwischenkieferzähne  sind  klein  und  spitz;  der  der  Symphyse  zunächst  gelegeneZahn  ist  etwas  länger 
und  stärker  als  die  übrigen,  und  verdient  kaum  als  Hunds-  oder  Fangzahn  bezeichnet  zu  werden,  mag  übrigens 
bei  anderen  Exemi)laren  stärker  entwickelt  sein.  Der  ganze  vordere  Rand  des  bei  geschlossenem  Munde  fast 
vertical  stehenden  langen  und  schmalen  Oberkiefers  trägt  zahlreiche  zarte  Spiizzähne. 

Die  Schnauze  ist  kurz  und  gleicht  an  Länge  fast  nui-  Vs  des  Augendiameters.  Auch  die  Stirnbreite  ist 
gering  und  steht  dem  Auge  an  Länge  naeli,  übertrifft  aber  ein  wenig  die  Sclmauzenlänge. 

Der  zweite  untere  Augenrandknochen  ist  minder  lang  als  bei  A.  molossus  Kner  und  deckt  fast  nur  die 
obere  Hälfte  des  unter  dem  Auge  liegenden  Wangentlieiles. 

Der  hintere  aufsteigende  Rand  des  Vordeckels  ist  n;ihezu  vertical  gestellt  und  fast  geradlinig.  Über  den 
gerundeten  hinteren  Winkel  dieses  Knochens  ragt  ein  stachelartiger  Fortsatz  hinaus,  dessen  Basis  am  gleich- 
falls gerundeten  Winkel  der  Vorleiste  des  Präoperkels  liegt.  Der  hintere  Rand  des  Deckels  ist  sehwach  halb- 
mondförmig eingebuchtet  und  der  seichte  Einschnitt  durch  einen  häutigen  Saum  oder  Lappen  ausgefüllt. 

Der  Beginn  der  Dorsale  fällt  e.  um  eine  halbe  Kopflänge  näher  zur  Basis  der  Caudale  als  zur  vorsprin- 
genden Kinnspitze  des  Unterkiefers.  Die  Basislänge  der  Flosse  ist  gering  und  kommt  nur  einer  Augenlänge 
gleich,  während  der  liöchste,  d.  i.  der  erste  gespaltene  Dorsalstrahl  c.  2"..  Augendiameter  an  Länge  erreicht. 
Die  ziemlich  hohe,  aber  selir  schmale  Fetfflosse  fällt  vertical  etwas  vor  das  hintere  Ende  der  Anale. 

Die  Pectorale  ist  stark  entwickelt,  auffallend  lang,  säbelförmig  gebogen  und  c.  l'Y-nial  länger  als  der 
Kopf.  Die  horizontal  zurückgelegte  Spitze  fällt  über  die  Basis  des  9.  Analstrahles,  während  die  Spitze  der 
kurzen  Ventrale  nur  bis  zum  Beginne  der  Anale  zurückreicht,  und  die  ganze  Flosseulänge  kaum  l'/,,  Augen- 
längen gleichkonnnt.  Die  Ventralen  sind  in  geringer  Entfernung  über  der  Banchschneide  eingelenkt,  die 
nach  vorne  bis  unter  die  Basis  der  Pectorale  reicht  und  sich  dann  unmittelbar  in  die  untere  Schneide  der 
Brustgegend  fortsetzt,  welclic  durch  den  schneidigen  unteren  Rand  des  stark  entwickelten  Vorderarmknochens 
veranlasst  wird.  Eine  schwache  Andeutung  dieses  Kieles  zeigt  sich  übrigens  auch  bei  einigen  Exemplaren 
von  Anacyrtus  molossus  Kner. 

Die  Länge  der  Anale  gleicht  2  Kopflängen,  die  grösstc  Höhe  derselben  am  1.  gespaltenen  Strahle  er- 
reicht nur  die  Länge  des  Koi)fes  mit  Ausschluss  der  Schnauze.  Vor  dem  1.  getheilten  Strahle  ninunt  die  Flosse 
nach  hinten  allmälig  an  HöIk-  ab,  so  dass  der  letzte  Analstrahl  an  Länge  nur  Yj  eines  Augendiameters  beträgt. 

Die  Schuppen  nehmen  vom  Rücken  herab  am  Vorderrumpfe  bis  zur  Höhe  der  Pectorale,  weiter  zurück 
nur  liis  zur  Seitenlinie  allmälig  an  Grösse  zu;  sie  sind  bei  dem  uns  zur  Beschreibung  vorliegenden  Exemplare 
leider  nur  theilweise  Udcli  erhalten,  sodass  ich  die  Zahl  der  Schuppenrcilien  zwischen  der  Seitenlinie  und 
der  Dorsale  nicht  mit  voller  Genauigkeit  angeben  kann. 

Die  Schuppen  sind  zart  und  dünn,  mit  freien  Augen  gesehen  glatt  und  oval,  ganzrandig.  Am  freien 
Schuppenfelde  liegen  3—0  zarte  Radien  und  unter  der  Loui)e  zeigen  sich  auf  der  ganzen  Schuppe  zahllose 
äusserst  feine  concentrisclic  Streifen. 

Die  Seitenlinie  senkt  sich  nur  an  ihrem  Beginne  an  den  ersten  .'')  — (5  Schuppen  schief  nach  liinfen,  und 
läuft  in  horizontaler  Richtung  längs  der  Mitte  der  Körperseiten  hin.  Eine  silbergraue,  oben  dunkler  gefärbte 
Binde  zieht  längs  und  über  der  Seitenlinie  iiin,  und  trägt  vor  und  auf  der  Basis  der  mittleren  Gaudalstrahlen 
einen  stark  verscliwommenen,  schwärzlich  grauen  Fleck.  Der  Rest  des  Körpers  ist  hell  silberweiss,  mit  bläu- 
lichem Mctallschinnncr,   insbesondere  an  den  Seiten  des  Kopfes  und  hinter  dem  Schultergürtel. 


Zur  Fisch- Fauna  des  Magdalenen- Stromes.  67 

Säimutliflic  Aiialstralilen  sind  iliclit  scliwiirzlicli  iiiuiktirt,  ctwii«  niiiulcr  dicht  die  .Strahlen  der  Caudale, 
Ventrale  und  der  Dorsale. 

Das  beschriebene  Exemplar  ist  12""  lang-  (bis  zur  Spitze  des  unteren  etwas  länjicren  Caudallappens). 

Meiner  Ansicht  nach  wären  die  Arten  der  Gattung  Anacyvtus  in  zwei  Gruppen  zu  theilen,  die  nicht 
Jenen  von  Dr.  Günther  vorgeschlagenen  gleichwcrlhig  sind.  In  die  erste  Gruppe  gehört,  wie  ich  glaube, 
nur  die  Subgattung  Raehoides  Gthr.  mit  zaliuartigen  Vorsprüngen  am  Ausscnraiide  der  Kiefer  und  mit 
kleinen,  kurzen,  fast  conischen  Kieferzähnen,  zwischen  welchen  wenige,  unbedeutend  längere  liegen.  In  die 
zweite  Hauptgruppc  gehören  die  Arten  der  Snbgattungen  ^4?zaf7/r/'MÄ,  liaestes  {^Ltjcodon  Kner)  und  (Ujno- 
jiotaniu.i.  Bei  allen  diesen  fehlen  die  äusseren  zahnäbnlichen  Vorspränge  an  den  Kiifern;  die  eigcntliciieu 
Kiei'erzähne  sind  schlank,  spitz  und  mit  mehr  odei'  minder  grossen  Fangzäliucn  gemischt. 

Bei  Anacyrtus  im  engeren  Sinne,  welches  Subgenns  sich  zunächst  an  liaehoidcti  anschliesst,  bilden  die 
Zwischenkieferzähne  zwei  mehr  oder  minder  znsauimcnfliessende  Reihen,  der  Unterkiefer  enthält  nur  eine 
Zahnreihe,  die  Sclinauze  ist  kurz  und  vorne  breit. 

Bei  liaestes  Gthr.  (=  f.ycodon  Kn.)  liegen  die  Zähne  im  Zwischcukiefer  nur  in  einer,  vorne  im  Unter- 
kiefer in  zwei  mehr  oder  minder  scharf  gesonderten  Reihen;  die  Schnauze  ist  kurz  und  vorne  breit;  mehrere 
sehr  grosse  Faugzähne  im  Unterkiefer;  kleinere  im  Zwischenkiefer.  Schuppen  dünn  und  glatt,  ohne  deutliche 
Randzähne. 

Bei  den  Arten  der  Subgattung  Cynojjotanms  endlich  ist  die  Schnauze  bedeutend  länger  und  verschmälert 
sich  nach  dem  vorderen  oval  gerundeten  Rande.  Die  viel  längere  Mundspaltc  erhebt  sich  minder  rascii  nach 
vorne.  Fangzälmc  in  beiden  Kielern.  Der  Unterkiefer  trägt  vorne  (in  der  Regel)  zwei  Zabnreihen,  ebenso 
der  Zwischenkiefer.  Schuppen  an  der  Oberseite  rauh  anzufühlen  und  dicht  mit  Zäbnchen  besetzt. 

LUCIOCHARAX    nov.  gen. 

Char.:  Körperform  und  Schnauze  insbesondere  wie  hei  Xq>kosto7na.  Zwischen-  und  Unterkiefer  sciir  lang, 
ersterer  vorne  mit  zwei  Reihen  grösserer  Zähne  besetzt.  Gaumenzähne  zahlreich,  sehr  klein.  Dorsale 
und  Anale  weit  nach  hinten  gerückt.  Rumpfschuppen  bedeutend  grösser  als  bei  Xtpliostoma.  Seitenlinie 
unvollständig  entwickelt. 

40.  Luciochurar  insculptiis  n.  sp. 

f!har. :  Körpergestalt  verlängert.  Kopflänge  genau  oder  etwas  mehr  als  3mal,  Rumpf hölic  ein  wenig  melir 
als  573- Ünial  in  der  Körperlänge,  Augemliameter  SVg— 9mal,  Stirnbreite  nahezu  b'/^-by^.mal, 
Schnauzenlänge  etwas  mehr  als  2'/.— 2V,m:xl  iu  «er  Kopflänge  enthalten.  Oberseite  des  Kopfes  flach, 
Augenrandknochen  unter  und  hinter  dem  Auge  die  Wangen-  und  Schläfengegend  bis  zum  Vordeckelrande 
vollständig  überdeckend.  Sänimtliche  Kopfknochen  wie  ciselirt,  Schnauze  lang  und  schmal.  Zwischen- 
kiefer vorne  nach  einer  seichten  Einschnürung  schwach  löffeiförmig  sich  ausbreitend,  am  vorderen  brei- 
teren Endstück  mit  zwei  kurzen  Reihen  viel  grösserer  Hakenzähnchen  besetzt,  als  an  dem  langen  seit- 
lichen Rande  hinter  der  Einsclinürung,  zunächst  welcher  neben  den  kleinen  Randzähnen  gleichfalls  noch 
eine  zweite  innere  kurze  Zahnreihe  liegt.  Im  Unterkiefer  die  letzten  vordersten  Zähne  grösser  als  die 
ülirigen.  Zähne  am  Gaumen  eine  ziemlich  lange  und  nach  hinten  massig  an  Breite  zunehmende  Binde 
liildeud,  sehr  klein,  spitz.  Anale  in  verticaler  Richtung  erst  unter  den  letzten  Dorsalstrahlen  beginnend. 
Dorsale  dreimal  so  weit  von  der  Schnauzeuspitze  als  von  der  Caudale  entfernt  liegend,  in  verticaler  Rich- 
tung unmittelbar  vor  der  Anale  endigend  oder  mit  den  letzten  Strahlen  über  den  Beginn  der  Anale  fal- 
lend. Caudale  am  hinteren  Rande  eingebuchtet,  mit  etwas  längeren  unteren  Lappen.  Schuppen  ziemlich 
gross  und  der  Länge  nach  gestreift,  jeder  Streif  am  hinteren  Schuppenrande  in  einen  Zahn  endigend. 
4;)_44  Schuppen  zwischen  dem  hinteren  seitlichen  Kopfrande  und  der  Basis  der  mittleren  Caudalstrah- 
len-  10'/  Schuppen  zwischen  der  Basis  des  ersten  Ventralstrahles  und  der  Rückenlinie  in  verticaler 
Richtung,  und  eben  so  viele  zwischen  dem  ersten  .Analstrahl  und  der  Basis  der  Dorsale.  Seitenlinie  nur 
in  der  vorderen  Runipfhälfte  entwickelt  und  c.  20—27  Schuppen  durchb.direud.   Bauchfläche  gerundet. 

9* 


68  Franz  Steindacliner. 

Ein  schwarzer,  hellgesäumter  Fleck  auf  der  Basis  der  mittleren  C'audalstralilen.   Rücken  grau,  Körper- 
seiten silberfarben  oder  gelblich. 

D.  10  (2/8).  A.  12  (3/9).   V.  8  (1/7).  P.  20.   Sg.  lat.  43-44  (bis  zur  Caud.).    L.  tr.  lO'/^. 

Beschreibung. 

Ohne  Berücksichtigung  der  Bezahnungsweise  der  Kieferstücke  und  der  grösseren  Runipfschnppen  sieht 
diese  Art  Aeiw  Xiphostoma  Cwneri^  täuschend  ähnlich;  es  zeigen  sich  auch  bezüglich  der  relativen  Kopf- 
länge und  der  Runipfhöhe,  sowie  in  der  Färbung  und  Zeichnung  keine  bedeutenden  Unterschiede  zwischen 
beiden  Arten.  Doch  fehlt  dem  L.  insculptus  der  kegelförmig  vorspringende  Nasenknorpel  am  Ende  des 
Zwischenkiefers. 

Der  Zwischenkiefer  breitet  sich  nahe  dem  vorderen  Ende  unmittelbar  vor  einer  seichten  Einschnürung 
löffclartig  aus,  biegt  zugleich  ein  wenig  nach  unten  um  und  ist  daselbst  mit  zwei  Reihen  von  stärkeren, 
konisciien  Zähnen  besetzt,  von  denen  die  innere  kurze  Reihe  mit  der  der  entgegengesetzten  Seite  nach  vorne 
convergirt,  und  erst  zunächst  den  vorderen  Zähnen  der  äusseren  Reihe  beginnt.  Die  äussere  Zahnreihe  des 
vordersten  Theiles  des  Zwischenkiefers  setzt  sich  sodnnn  ununterbrochen  nach  hinten  fort;  doch  nehmen  die 
Zähne  gegen  die  Einschnürung  sehr  rasch  an  Grösse  ab,  so  dass  gerade  an  und  zunächst  dieser  .Stelle  die 
kleinsten  Zähne  liegen,  hinter  derselben  nehmen  sie  wieder  ein  wenig  an  Grösse  zu,  sind  zugleich  dicht  an- 
einander gedrängt,  stark  compriniirt  und  nach  hinten  geneigt.  Zunächst  der  EinschnürnngssteiJe  trägt  der 
Zwischenkiefer  gleichfalls  eine  zweite  innere  kurze  Reihe  etwas  längerer  und  stärkerer  Zähne,  3  —  4  an  der 
Zahl  (s.  Taf.  XIII,  Fig.  2  a). 

Der  kurze  Oberkiefer  bildet  mit  dem  langen  Zwischenkiefer  einen  stumpfen  Winkel,  indem  er  eine  stark 
nach  hinten  und  unten  geneigte  Lage  hat  und  fällt  mit  seinem  hinteren  Ende  in  verticaler  Richtung  unter  den 
hinteren  Augenrand. 

Die  Unterkieferzähne  entsprechen  ihrer  Grösse  und  Form  nach,  ziemlich  genau  den  gegenüberliegen- 
den im  Zwischenkiefer,  so  dass  auch  im  Unterkiefer  die  vordersten  3—4  Zähne  verhältnissmässig  länger  und 
stärker  sind,  doch  fehlt  daselbst  eine  zweite,  innere  Zahnreihe. 

Nahe  dem  vorderen  Ende  des  Unterkiefers  bildet  die  Unterlippe  seitlich  einen  ziemlicli  langen,  herab- 
hängenden Hauptlappen.   Der  Vorderrand  der  Schnauze  ist  ein  wenig  wulstförmig  verdickt. 

Das  nicht  sehr  grosse,  runde  Auge  fällt  mit  seinem  vorderen  Rande  noch  vor  die  Mitte  der  Kopflänge, 
die  Schnauze  ist  somit  bei  L.  insculptus  verhältnissmässig  länger  als  bei  Xtphostoma  Cuvieri. 

Hinterhaupt  und  Stirne  sind  querüber  vollkommen  flach,  die  Seiten  des  Kopfes  fallen  steil  ab  und  neigen 
sich  zugleich  nach  innen,  so  dass  der  Kopf  im  Durchschnitte  ein  Dreieck  mit  kurzer  Basis  bildet,  dessen 
Spitze  nach  unten  gewendet  ist. 

Die  3  Knochen  des  Augenringes  decken  den  breiten  Schläfentheil  des  Kopfes  bis  zu  dem  äusserlich  nur 
als  ein  äusserst  schmales  Knochenstück  vortretenden  Fräoperkel ;  der  2.  grösste  Augenrandknochen  breitet 
sich  rasch  nach  hinten  aus  und  bildet  nach  vorne  einen  geringeren  Theil  des  hinteren  Augenrandes  als  der 
viel  kleinere  erste  Knochen  derselben  Reihe.  Der  aufsteigende  freiliegende  Theil  des  Vordeckels  ist  äusserst 
schmal,  der  untere  Ast  desselben  breiter;  beide  Aste  treifen  unter  einem  stumpfen  Winkel  zusanmien,  dessen 
Spitze  gerundet  ist. 

Der  Kiemendeckel  gleicht  der  Gestalt  nach  der  Hälfte  eines  Brustschildes,  der  an  den  Unterdeckel 
grenzende  Rand  ist  schief  nach  vorne  und  unten  geneigt,  geradlinig,  der  hintere  Deckelrand  schwach  gebogen. 


'  Die  Ivopfliinge  betrügt  bei  dieser  Art  nicht  '/^  oder  inelir  als '/,  der  Totallänge  olme  Caudate,  wie  Dr.  Gün  rher 
angibt,  sondern  ist  mit  Aussohbiss  des  Nasalanlianges  nur  3 — '2%mal  in  der  Körperlänge  eutlialteu.  Der  vordere  Augen- 
raud  liegt  ferner  nicht  in  der  Mitte  dei'  Kopflänge  (mit  Ausschluss  des  Nasalanhauges ),  sondern  stets  näher  zum  hinteren 
seitliclien  Kopfrande  als  zum  vorderen  knöchernen  Ende  des  Zwischenlciefers.  Die  .Seitenlinie  durchbohrt  bei  Exemplaren 
von  20—24""  Länge  nur  86 — 88,  bei  .alten  Individuen  bis  105  Schupiien  (nach  Agass.,  Spix.  Pisc.  bras.,  p.  79i  und  dasselbe 
gilt  auch  von  grösseren  Exemplaren  des  SIph.  maculatiim  C.  V. 


Zur  Fisch-Fauna  den  Magdaleiien-Stromes.  69 

Die  Breite  ofler  Länge  des  Opeikels  ist  p.  ly^mal  in  der  Höhe  desselben  entiialteii  und  letztere  erreicht  c.  Y^ 
der  8chnaii/,enläni;e. 

Sännntliehe  Kopflvnochen  sind  an  der  Aussenseite  wie  ciselirt  oder  grobstrahlig  und  jenen  der  Störe  auch 
in  der  Gestalt  nicht  unähnlich. 

Die  Basis  der  Dorsale  ist  kurz,  circa  halb  so  lang  wie  die  Schnauze,  während  die  grösste  Höhe  der  Flosse 
nahezu  der  ganzen  Sclniauzenlänge  gleichkommt.  Nur  die  (3)  letzteren  Strahlen  der  am  oberen  Rande 
gerundeten  Dorsale  fallen  noch  über  oder  aber  unmittelbar  vor  den  Beginn  der  Anale  in  verticaler  Richtung. 

Pectorale  und  Ventrale  endigen  zugespitzt  nach  hinten,  erstere  ist  c.  um  l'/.j — P/j  Angendiameter  länger 
als  letztere,  und  c.  so  lang  wie  der  hinter  dem  Auge  gelegene  Theil  des  Kopfes. 

Die  Anale  ist  nur  wenig  stärker  entwickelt  als  die  Dorsale,  ebenso  hoch  und  nur  ganz  unbedeutend 
länger  als  letztere.  Bei  ausgebreiteten  Strahlen  erscheint  die  Anale  am  hinteren  freien  Strahleurande  fast 
vertical  abgestutzt  und  am  unteren  Winkel  oval  gerundet.  Längs  der  Basis  der  Flossen  zieht  sich  eine 
schmale  Scbuppenbinde  hin. 

Der  untere  Caudallappen  ist  länger  und  schlanker  als  der  obere  und  mehr  als  halb  so  lang  wie  der  Kopf. 

Die  Rumpfschuppen  nehmen  von  der  Gegend  des  Schultergürtels  gegen  den  Schwanz  ein  wenig  an 
Grösse  ab  und  sind  höher  als  lang.  Das  freie  Schuppenfeld  zeigt  zahlreiche,  scharf  vortretende  Läugsstreifen, 
deren  jeder  am  hinteren  Sehuppenrande  in  einen  Zahn  endigt. 

Die  Seitenlinie  reicht  nur  bei  einem  der  von  uns  untersuchten  5  Exemplare  in  verticaler  Richtung  noch 
ein  wenig  über  die  Spitze  der  Ventralen  zurück  und  durchbohrt  27  Schuppen,  bei  den  übrigen  endigt  sie 
weiter  vorne  und  läuft  nur  über  20 — 24  Schuppen. 

Der  ziemlich  breite,  querüber  schwach  gewölbte  Rücken  ist  bei  "Weingeist -Exemplaren  wässerig 
schmutziggrau;  die  bei  weitem  grössere  untere  Hälfte  der  Rumpfseiten  rein  silberfarben  oder  auch  gelblich ; 
die  Umgebung  der  Analflosse  und  der  vorderste  Theil  der  Caudale  zuweilen  röthlichgelb;  der  übrige  Theil 
der  Schwanzflosse  zeigt  eine  schmutzig  grauviolette  Färbung.  Die  Pectorale  und  Ventrale  sind  gelbllchweiss. 

Auf  der  Dorsale  und  Anale  liegen  gegen  den  freien  Strahlenrand  zu  blaugraue  Pünktchen.  Der  hell 
gesäumte  Caudalfleck  ist  kreisrund  und  intensiv  schwarz. 

Der  Magen  ist  ein  langer,  dünnhäutiger,  daher  sehr  ausdehnbarer  Sack  und  reicht  von  der  Pectoral- 
gegend  nahezu  bis  zur  Analgrube  zurück.  Bei  einem  29"  langen  Exemplare  unserer  Sammlung  enthielt  der 
Magen  ein  c.  13'"  langes,  halbverdautes  Exemplar  derselben  Art. 

Farn.   CLUPEIDAE   Cuv.   (Gthr.). 

Gruppe  ELOPINA  Gthr. 

Gatt.  MEGALOPS  Lac. 

*41.  Megalops  thrissoides  Bl.,  Sehn. 

Bei  einem  grossen,  vortrefflich  erhaltenen  Exemplare  von  54"   Länge  liegen  46  Schuppen  längs  der 

Seitenlinie,  5  oder  ö'/^  zwischen  letzterer  und  der  Dorsale  und  ebenso  viele  zwischen  der  Seitenlinie  und  der 

Ventrale  in  verticaler  Richtung.    Die  Dorsale  enthält  15,  die  Anale  25  (7,9)  Strahlen. 

Farn.    GYMNOTIDAE   Müll.,   Troscli. 
Gatt.  STERNOPYGÜS  Müll.,  Trosch. 
42.  Sternopygus  aeqiiUabiatus  Humb.  (sp.). 
Syn.  Gymnouts  aequilahiattis  Humb.,  Recueil  d'observat.  de  Zoologie  et  d'Anat.  comp.  Vol.  1,  pHg.  46.  pl.  10. 

Alex.  V.  Humboldt  hat  von  dieser  interessanten  Art  eine  ganz  ungenaue  Abbildung  und  eine  derselben 
entsprechende  Beschreibung  gegeben.  Müller  und  Troschel  erkannten  zuerst,  dass  Gymnutus  aequilahiatus 
in  die  Gattung  Sterno^ygus  einzureihen  sei  (s.  Horae  ichtli.,  Heft  HI,  pag.  15),  während  Kaup  die  Richtigkeit 


s 


70  Fran7i  Stehidachner. 

dieser  Ansicht  in  Frage  stellt  (s.  Kaup,  Calal.  ol'Apod.  Fisli.  in  tlie  Coli,  of  tlie  Biit.  Museum,  pag.  142), 
wozu  ihn  wohl  nur  die  ganz  verfehlte  Zeicimung  des  Kopfes  und  insbesondere  der  Mundspalte  des  Gymnotus 
ae(juilabiatus  in  Humboldt 's  Werke  veranlassen  konnte. 

Ich  hege  keinen  Zweifel,  dass  die  mir  in  zahlreichen,  vortreiflich  erhaltenen  Exemplaren  vorliegende  Ster- 
nopygus-Kxt  des  Magdalenen-Rtronies,  welche  ich  hier  als  Stemopygus  aequilahiutus  anführe,  dem  Gymnotus 
aeijuilah latus  Humb.  entsprechen  dürfte,  denn  sie  zeigt  einen  hellen  Längsstrich  an  den  Seiten  des  dicht  mit 
kleinen  violetten  Punkten  gesprenkelten  Rumpfes,  gleich  weit  nach  vorne  reichende  Kiefer,  kleine  Augen  und 
kommt,  nach  der  grossen  Zahl  der  eingesendeten  Exemplare  zu  schliessen,  gewiss  häutig  im  Magdalenen- 
Strome  vor;  wie  Humboldt  in  seiner  Einleitung  zur  Beschreibung  des  Gymnotus  aequilabiatus  hervorgeht, 
ist  dieser  Fisch  ein  gesuchter  Nahrungsartikel  während  der  langen  Fahrt  von  der  Mündung  des  Stromes  bis 
gegen  Bogota. 

Die  kleinen  Rumpfschuppen  sind  von  Alex.  v.  Humboldt,  welcher  diese  Art  an  Ort  und  Stelle,  wie  so 
nuuiche  andere  Arten,  sehr  oberflächlich  studirte  und  feiilerhaft  zeichnete,  übersehen  worden,  wie  er  denn 
auch  gerade  die  hintere  viel  grössere,  abgeschnürte  Hälfte  der  Schwinnnblase  übersah  und  nur  den  kleineren, 
vorderen  Theil  derselben  erwähnte  und  abijildete.  In  dem  vordersten  Thcile  des  Rumj)fes  liegen  die  grössten 
Schuppen  zwischen  der  Seitenlinie  und  der  Pectoralhöhe.  Gegen  die  Mitte  des  2.  Drittels  <ier  Runipflänge 
nehmen  die  der  Seitenlinie  zunächst  gelagerten  Schuppen  der  oberen  kleineren  Rumpfhälfte  allmälig  an 
Grösse  zu  und  erscheinen  um  so  grösser  als  die  Scliuppen  von  der  4. — 5.  Längsreihe  unter  der  Seiteulinie  bi 
zur  Basis  der  Aiaale  hinab  fast  ohne  Übergang  ebenso  klein  wie  in  der  vorderen  KumpHiälfte  bleiben. 

Ste7-no2)y<jus  aeqnilahiatus  ist  so  nahe  mit  <S'<.  carapo  Lin.  verwandt,  dass  beide  Arten  sehr  leicht  mit 
einander  verwechselt  werden  könnten,  denn  auch  bei  letzterem  kommt  häufig  eine  helle,  schmale  Längsbinde 
in  der  hinteren  grösseren  oder  kleineren  Rumpfhälf'te  vor,  wie  bei  St.  aeqxdlahiatus. 

Der  Hauptunterschied  zwischen  beiden  Arten  (oder  vielleicht  nur  Localvarietäten  einer  einzigen  Art?) 
liegt  meines  Erachtens  in  der  Form  des  Kopfes.  Letzterer  ist  bei  St.  aeguilahiatus  stärker  comprimirt, 
verhältnissmässig  gestreckter  und  länger  als  bei  St.  carapo  Lin.,  dessen  obere  Kopflinie  überdies  nach  den 
zahlreichen,  im  Wiener  i\Iuseum  befindlichen  Exemplaren  zu  schliessen,  geradlinig  oder  convex,  bei  St.  aeqiü- 
lahiatus  aber  mehr  oder  minxler  schwach  concav  ist  und  zugleich  etwas  rascher  nach  unten  abfällt. 

Wie  der  von  Humboldt  gewählte  Artname  andeutet,  reichen  bei  St.  aequüabiatus  die  Kiefer  oder 
Lippen  (in  der  Regel)  gleich  weit  nach  \  orne,  während  bei  St.  carapo  (caraptisj  Lin.  der  Rand  des  Zwischen- 
kiefers den  Vorderrand  des  Unterkiefers  bedeutend  überragt,  doch  gibt  es  bei  beiden  Arten  in  dieser  Beziehung 
Ausnahmen  von  der  Regel,  wenigstens  bestimmt  bei  alten  Exemplaren,  so  dass  also  auf  diesen  Charakter  kein 
besonderes  Gewicht  gelegt  werden  darf. 

Bei  St.  aequilahiatus  ist  das  Auge  (wie  bei  St.  carapo  Lin.  =  St.  viacrurus  Bl.,  Müll.  &  Trosch.)  mit 
einem  kreisrunden  oder  ovalen  Augenlide  versehen,  klein  und  je  nach  dem  Alter  4'/^  — 7mal, '  die  Schnauze 
stets  ;:5mal,  die  grösste  Kopfbreite  2^/.^ — 2'/2nial,  die  Stirnbreite  nahezu  oder  ein  wenig  mehr  als  5mal  in  der 
Kopflänge  imd  letztere  bei  leider  nur  selten  zu  findenden,  vollständig  erhaltenen  Individuen  8  — S'/jUial"  in 
der  Totallänge  enthalten. 

Die  grösste  Höhe  des  Rumpfes  liegt  in  der  Gegend  der  Pectorale,  circa  zunächst  des  hinteren  Endes 
diesei-  Flosse  und  gleicht  der  Kopflänge;  die  Nackenlinie  läuft  gerade,  horizontal  hin;  der  vordere  Theil  der 
Bauchlinie  ist  convex. 

Die  Gestalt  und  Breitenausdehnung  der  Zahnbinde  jeder  Zwischenkieferhälfte  ist  sehr  variabel,  die 
Zahnbinde  ist  niimlicii  bald  4eckig  und  reicht  nicht  ganz  bis  zum  seitlichen  Ende  des  Zwischenkiefers,  bald 


'  Boi  orwachiienen,  52 — 59"'  l:in.i;en  Exemplaren  des  Surnoinjgus  carapo  L.,  welclie  icli  erst  kür/.licli  aus  dem  Amazoneii- 
stiomc  bei  Para  erhielt,  ist  das  Auge  im  Veiliältnisse  zur  Seluiaiizeuläiige  sehr  klein  und  nur  ö  — Cuial,  bei  jüngeren  ludi- 
vidneu,  wie  bekannt,  4%  — 4%  in  der  .Schn.auzenlänge  enthalten. 

-  Bei  vollständig  erhaltenen  Exemplaren  von  Sf,  carapo  L.  ist  die  Kopflänge  Umal  minde  tens  in  der  Totallänge  und 
die  .Stirnbreite  etwas  mehr  oder  unbedeutend  weniger  als  4mal  in  dpr  Koptlänge  eutiialten. 


Zur  Fitich- Fauna  des  Mag dalenen- Stromes.  71 

verscliniälert  sie  sich  nach  aussen  zu  nnd  ist  dann  viel  breiter  als  lang.  Der  zahntragende,  qnerg'estellteTlicil 
des  Zwischenkiefers  sitzt  an  einem  schmalen,  langen,  aber  nnbeweglichen  Stiele;  der  Oberkiefer  ist  stab- 
förmig,  nach  Art  eines  Säbels  sehr  stark  gebogen  und  der  directe  Abstand  beider  Enden  desselben  beträgt 
mindestens  3  Augenlängen. 

Die  Zahnbiude  im  Unterkiefer  ist  vorne  am  breitesten,  reicht  weit  nach  hinten  und  verschmälert  sich 
rasch  gegen  die  Mundwinkel.  Sämmtliche  Kieferzähne  sind  iiechelförmig  und  dicht  an  einander  gedrängt. 
Die  Mundspalte  ist  von  geringer  Länge  und  die  Seitenränder  des  Unterkiefers  werden  von  dem  absteigenden 
Oberkiefer  bei  geschlossenem  Munde  überdeckt.  Die  Kiemenspalte  wird  von  einem  breiten  Hautlappeu  Über- 
deckt und  gleicht  an  Höhe  der  Länge  der  Schnauze;  sie  erstreckt  sich  nicht  weit  über  und  unter  die  Basis  der 
Pectorale.  Letztgenannte  Flosse  ist  genau  so  lang  oder  nur  unbedeutend  länger  als  die  Schnauze  mit  Ein- 
schluss  des  kleinen  Auges  und  enthält  17  —  18  Strahlen,  während  ich  in  der  Anale  an  vier  Exemplaren,  bei 
denen  die  Flosse  nicht  ganz  vollständig  in  ihrem  letzten  Theile  erhalten  ist,  275 — 292  Strahlen  zählte  (Huui- 
1)  ol  (1 1  nur  185 !).  Der  Beginn  der  Anale  fällt  ein  wenig  hinter  die  Basis  der  Pectorale  (in  verticaler  Richtung). 

Der  gelbliche  oder  weisse  Längsstrich  am  Eumpfe  reicht  nach  vorne  bei  keinem  der  von  mir  untersuchten 
Exemplare  bis  zur  Pectoralgegend ,  sondern  beginnt  erst  weit  hinter  derselben  und  ein  wenig  unterlndb  der 
Seitenlinie  und  streift  erst  weiter  zurück  mit  seinem  oberen  Rande  den  Seitencanal.  Am  Beginne  der  Seiten- 
linie zeigt  sich  bei  keinem  der  von  uns  untersuchten  Exemplare  ein  dunkler  Fleck.  Die  Analmündung  liegt 
an  der  Kehle  noch  vor  dem  Winkel  des  Vordeckels. 

Die  von- uns  untersuchten  Exemplare  sind  45 — 70™  lang. 

43.  Sternopygus  HuniboldtU  n.  sp. 

Ciiar. :  Kopf  stark  comprimirt,  im  Profile  gesehen  dreieckig,  nach  vorne  zugespitzt.  Obere  Profillinie  des 
Kopfes  gerade  ansteigend,  nur  in  der  Stirngegend  ein  wenig  eingedruckt.  Nackenlinie  schwach  gebogen, 
convex,  Bauchlinie  im  vordersten  Theile  stark  bogenförmig  gekrümmt.  Auge  von  der  Haut  bedeckt,  ohne 
Augenlider.  Augendiameter  nahezu  2mal  in  der  Schnauzenlänge,  letztere  3uial,  Stirnbreite  S^/gmal, 
grösste  Kopfbreite  2 — 2'/4mal  in  der  Kopilänge  enthalten.  Mundspalte  klein,  quer  gestellt.  Kiefer  gleich 
weit  nach  vorne  reichend.  Oberkiefer  ebenso  lang  wie  das  Auge.  Anale  in  verlicaler  Richtung  unter  der 
Basis  des  obersten  Pectoralstrahles  beginnend.  (Analniündung  unter  dem  hinteren  Winkel  des  Zwisehen- 
deckels  gelegen.)  Rumpfschuppen  in  der  Pectoralgegend  und  zu  Anfang  der  2.  Hälfte  der  Rumpflänge 
zunächst  über  der  Seitenlinie  am  grössten.    Nackenschuppen  sehr  klein. 

Beschreibung. 

Mit  Rücksicht  auf  die  stark  comprimirte  Form  des  Kopfes  zeigt  Stemopygus  Humboldtii  einige  Ähnlich- 
keit nnt  St.  Troschelü  Kaup,  Steind.,  bezüglich  der  Gestalt  und  Lage  der  Mundspalte,  der  Kürze  des 
flachen  Oberkiefers  sowie  der  Rumpfhöhe  aber  steht  die  hier  zu  beschreibende  Art  dem  St.  virescens  Val.  aus 
Guiana  und  Brasilien  am  nächsten  und  vertritt,  wie  es  scheint,  dessen  Stelle  im  Magdalenen-Stronie. 

Der  Kopf  spitzt  sich  im  Profile  gesehen  stärker  nach  vorne  zu  und  ist  auch  verhältnissmässig  bedeutend 
länger  als  bei  St.  virescens  Val.;  die  obere  Kopflinie  erhebt  sich  minder  rasch  nacli  hinten  und  oben,  als  die 
untere  Kopflinie  sich  nach  hinten  senkt,  und  ist  mit  Ausnahme  einer  schwachen  Eindrückung  in  der  Stirn- 
gegend  nicht  gebogen.  Die  Oberseite  des  Kopfes  ist  querüber  schwach  gebogen,  die  Schnauze  endigt  nach 
vorne  nahezu  flach  abgestumpft  und  übertriflt  an  Länge  die  Stirnbreite.  Die  querliegende,  kleine,  eudständige 
Mundspalte  gleicht  an  Breite  zwischen  den  Mundwinkeln  nur  l'/t — l'/s»  f'ie  Stirulireite  c.  P/j  Augenlängen. 

Die  bezahnten  Kieferstücke  reichen  gleich  weit  nach  vorne  und  nur  bei  einem  Exemplare  ist  der  vordere 
Schnauzenrand  schwach  wulstförmig  aufgetrieben,  so  dass  der  Unterkiefer  vorne  nicht  ganz  so  weit  zu 
reichen  scheint  wie  der  Zwischenkiefer. 

Die  Zähne  im  Zwischenkiefer  bilden  2  kleine  getrennte,  4eckige  Gruppen.  Die  Zahnbinde  im  Unter- 
kiefer ist  bedeutend  länger,  dochschniäler  als  die  des  Zwischenkiefers.  Der  Kiemendeckel  wölbt  sich  massig 
nach  aussen. 


72  Fravz  Stcindachncr. 

Der  untere  Theil  der  Kopfseiten  und  der  äussere  der  Kopfuuterseite  ist  grubig  und  einige  kleine  Poren 
liegen  an  der  unteren  Fläche  jedes  Unterkiefer-Astes  in  einer  Läugsreihe. 

Die  Kopflänge  ist  l'/g— 17r,nial  in  der  grössten  Runipfhöhe  enthalten  (bei  gleich  grossen  Exemplaren 
von  St.  virescens  1'/., —  P/gnial). 

Die  Nackciilinie  ist  nur  sohwacb  gebogen  und  erreicht  ihren  Höhepunkt  erst  nach  c.  P/^ — 2  Kopflängen 
Iiinter  der  Kiemenspalte.  Der  vorderste  Theil  der  Bauehlinie  krümmt  sich  bogenförmig  bedeutend  stärker  und 
regelmässig  und  erbebt  sich  dann  allmälig  in  gerader  Richtung  nach  hinten  und  oben. 

Die  Darm-  und  GeschlecbtsmUndung  fällt  bei  den  von  mir  untersuchten  Exemplaren  unter  den  hinteren 
Winkel  des  Zwischendeckels  (bei  St.  virescens  stets  weiter  nach  vorne,  selbst  unter  das  Auge  in  verticaler 
Richtung). 

Die  Pectorale  enthält  18 — 19  Strahlen  und  ist  beziiglicli  ihrer  Länge  ly^ — P/g  in  der  Kopflänge 
begriffen.  Die  Anale  beginnt  mit  sehr  kurzen  »Strahlen  unter  der  Basis  der  Pectorale  und  wird  bei  Exemplaren 
von  41 — 43""  Länge  mindestens  von  244  Strahlen  gebildet. 

Die  Schuppen  des  Rumpfes  nehmen  in  der  vorderen  Körperliälfte  gegen  die  Seitenlinie  allmälig,  weiter 
zurück  aber  rasch  an  Umfang  zu  und  gegen  die  Basis  der  Anale  an  Grösse  ab.  Die  grössten  Leibesschuppeu 
liegen  unterhalb  der  Seitenlinie  in  der  Pectoralgegend  und  in  dem  hinteren  Drittel  der  Rumpflänge  längs  und 
zunächst  über  der  Seitenlinie,  die  kleinsten  in  der  Nackengegend. 

Der  Rücken  und  das  obere  Drittel  oder  Viertel  der  RumpfVeiten  sind  bei  Weingeistexemplaren  bräunlich; 
der  Rest  des  Körpers  ist  zunächst  der  Seitenlinie  heller  braun  odei-  bräunlichgelb  und  dann  weisslichgelb  oder 
hell  gelbbraun ;  nur  die  weiche  Schwanzspitze  hinter  der  Anale  zeigt  eine  dunkel  granviolette  oder  blaugraue 
Färbung.  Am  Kopfe  und  auf  den  Rnmpfschuppen  liegen  zarte,  schmutzig-violette  Pünktchen  zerstreut.  Ein 
dunker  Scluilterfleck  fehlt. 

Die  Anale  ist  ihrer  ganzen  Ausdehnung  nach  wässerig  blaugrau  und  ein  wenig  dunkler  als  die  Pectorale. 

Die  von  uns  untersuchten  (2)  Exemplare  sind  t)is  zur  Schwan/spitze  4172  "'^'^  ^^""  l^^^S"'  d^'"  Kopf  bis 
zum  hinteren  Rande  des  Deckels  bei  dem  kleineren  ;57,  bei  dem  grösseren  AV/^". 

Nil.  Sternopygus  ariUaris  (itlir.  (Catal.  Fish.  Brit.  MiiS-,  Vol.  VIII,  pns- 8)  ist  von*.  Troschelii  Kp.,  Steind.  der  Art 
nach  meines  Eiaehteus  kaum  verschieden. 

Fara.    GYMNODONTES    Cuv. 
Gatt.  TETRODON  L. 
*44.   Tetrodou  tesfudineus  Liu. 
Diese  Art  wird  häufig  zunächst  der  Mündung  im  Brackwasser  bei  dem  Dorfe  Caiman  gefangen. 

Subclasse  CHONDROPTERYGII. 

Fam.  TRYGONIDAE  Gthr. 

Gatt.  T.-^ENIURA  Müll.,  Henle.  (=  ]'otamotrygon  6 arm.). 

45.   Taeniura  Mmjdalenae  (Val.  Manusc.)  A.  Dum. 

( A.  D 11  in.,  Hist.  natur.  des  Poiss.,  tome  I.    Ehismob.  pag.  625). 

S.  W'.  Garman   (Proced.  Bost.  Soc.  of  Nat.  Hist.   1877,  Vol.  XIX,  p.  210)  hält  Taemura  Magdalenae 

A.  Dum.  für  identisch  mit  Tryffou  hystrix  M.  H., '  welche  Ansicht  ich  nach  den  mir  vorliegenden  Exemplaren 


1  S.  W.  Garman  nimmt  au,  das.'j  die  von  liouliu  bereits  im  lahre  1829  (Annales  des  Sciences  natuieiles,  t.  XVI,  p.  104) 
nicht  hinlänglich  charakteristisch  beschriebene  raeniura-Avt  (Pastenague  de  Humboldt)  aus  dem  Meta-Flusse  auch  mit  Tae- 
niuin  iTrygo»)  hystri.r  M.  II.  identisch  sei,  und  nennt  somit  letztere  naeli  dem  Rechte  der  Vr\ov\t&t  Potamotrygon  Uumboldtii 
Roul.    Meiner  Ausiclit  nach   könnte  aber  Pasünaca  Uumboldlii  Koul.    mit  gleichem  Rechte  als    Taemura  Dumerilii  spec. 


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Sl('iii(l;i(lni('i',  l'isclic  (li's  .Ma(|(lMlciii'ii  Slionifs. 


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Donkschritton  d.k.Aka(L(l  W. inaUi.naUu^v^CJasse XXXrX.  Bd.l .  Ab ih .  1878 . 


Stciiuhichiior,  Fisrhc  desMagdalencii  Slronics 


Taf.  II. 


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N.iNatgezuUth.vEiKonopicky  "    ^  KtcHof-u. Staatsdruckerei 

Denksdirifl('nf].k.Aii;i(l.(l\\'.  Mi,iiii.JiMiiir».("l;LSS(>XXXll.Hd.l.Al)th.  1878. 


Slciuiliiclincr,  Fische  des  Jlagilalerien -Stromes, 


Tal".  IIJ. 


jei.ulith.v-Ed  Konopicky 


KkHof-U-  Staatsdruckerei 


Denksclipiften  (LkJUracLd  W:matli.natunv.ClasseIXXIX  Bd.I.  Abtli.1878 . 


Stfiiuhidiiicr,  Fische  desMagdaJenen-Stromes. 


Taf.  IV. 


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N.dNatgezuIithvEd  Konopicky  KkHof-u  Staatsdruckerei 

Deiiksclirmen  cLkAkadd  \f.  inaÜi.nalun\';ClasseIXXIXBd.I.  Abth,1878 . 


Stoindarhner,  Fische  des  ^lagdaleiieu  Stromes. 


Tal".  V. 


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N.d  Nat  gez.u  lith.v  Ed  Konopirky 


KlcHof  liStaatsdruckerei 


Denk.sclirifl('iid.k.Aka(Ld^V':iiialli.naliinv.(lass«»XXXlXBd.I..AblIi.l878. 


Steindachner,  Fische  desMagdaleneu-Stromps. 


Taf.  Yl. 


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N(l.Natge2ylithvEd.Konopicky 


Denkschrmen  dkAkaiLd  \V:  malh.natunr.CJasse XXXIX.  Bd.I. Abth .1878 . 


K.k,Hof-it3iaaisdruck«rei 


Sloinihicliiici',  Fisrlic  dpsMajjdalcnim  Stronic 


Tar.VIl. 


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I)c'nksdipifl.-n (l.Ic.AI;iul.(l\r.inalli.iiiiliinv.(l;is.so XXXIX.  l!(I.I.AI)lli.l«7S. 


StciiuliicIiiH'r,  Fisrlic  des  .Alajiilalciu'u  Stromes. 


Tiif.  VIII . 


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N.d.Natgez.uliAvEd  Konopieky  Kk Hof- u  Staats druckerei 

D  eiiksclirif  ten  dkAkadd  \S.  mi\  Üi.  natunv.  (lasse  XXXIX  iJd.I.  Ab  th .  18  78 . 


Steindarlmer,  Fische  des  Magdaleiieu  Stromes. 


Taf.  K. 


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N d Natgezu Kthv  Ed  Konopicky 


Denkschriften  d.kJVkaAd  W.maÜi.natui-w.CJasseIXXlX.  Bd.I.Abth.l878. 


tCkHof-u  Staaisdruckerei 


SlcilKlacIlIHM',  Fisclii'  licsMjicjdalciicn  Slniiiics. 


Taf.X. 


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N.dr-latgezulithv.Eii  Kcnrjui  ky 

Denkschrfflen  d.k.Akad.d  W.malh.nalunv.ClassoXXXTX.  Bd.I.Abth.l878. 


iickerej 


Steiadadnu'i-,  Fisrhe  des Magdaleiien  Stromes. 


Taf.  Xr. 


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NdNatgezuliüivEd  Konopieky 

ü  enkschriften  d.k.Aka(Ld  W.  math.natunr.  Classe  IXXIX  B  d  .1.  Ab  th.  1 8  78 . 


K.K.Hof  u  Staatsdrucker' 


StoiiidHrhncr,  Fisrhe  des  Maflcbileuen  Stromes. 


Taf.  Xn. 


N.d  Nat  gez  u  luh v  Ed  Konopicky  Kk  Hof-  u  Staats druckerei 

Denkschriflon  d.k.Akad.d  W. malh.naliinvi lasse XXXIX  Bd.I.  Vblh.1878 . 


Steindachnor,  Fisihe  desMagdalenea-Stiomes. 


Taf.  Xin. 


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Rd  Natgez.uIithy.Ed  Kotiopicky  Kküof-iiStaatsdruckerci 

Denksclmflond.k.Aka(L(nV.n-.alh.ualum.CiasseIXXIXBd.I.Abth.I878. 


Steindiichuer,  Fische  dpsMagcklenen-Slrünies. 


Taf.XIV. 


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N.d.Natgezu lith.yHd  Kcmopicky 


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K.k.Hofu  Staatsdruckerei 


Denksfliriflcii  d.k.AlcatL(i  W.  nialli.natunv.C  lasse  XXXIX  i?cI.I.AblhJ878 . 


SleiiKliicIiiier,  Fisdic  des  .M.kuI.iIcimmi  Slioiiics 


Taf.  \'V, 


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'i d  Natgezu ülh.vEd  Konopiu; 


"P-"'^'''  "^k  Küfu.  Staats  druckerei 

Deukschriflcii  fI.kJka(I,tl.V\.iiialli.nnnirH'.(Jasst>  XXXIX.  Bd.I.AI»lli.l878. 


Zur  Fi-vch- Fauna  dos  ]\Iagdalene7i-8tromes.  73 

beider  Aiteii  iiiclit  thoilen  kann,  obwohl  ieli  niolit  zweifle,  dass  Tr.  hystrix  M.  11.  zur  Gallung-  Tcnniura 
gehöre,  wie  bereits  Müller  und  He  nie  in  den  Nachträgen  iw  ihrem  Werke  „Wystcaiatische  Beschreibungen 
der  Plagiostonien"  sowie  A.  Dum  er  11  andeuteten. 

Die  Köri)ergestalt  von  T.  Magduienae  ist  gestreckter  elliptisch  als  bei  T.  hystrix;  die  Dornen  am 
Schwänze  sind  ferner  viel  stärker  comprimirt  und  die  Basis  derselben  ist  minder  breit,  oval  und  nicht  aut- 
getrieben, die  Dornenreihe  an  den  Weiten  des  Schwanzes  fehlt  selbst  bei  den  grössten  Exemplaren  unserer 
Sanunlung,  wenn  man  sie  nicht  etwa  durch  das  Vorkonnucn  einiger  weniger  nadeiförmiger  Ötachclchen,  die 
hie  und  da  seitlich  (bei  alten  Individuen)  zerstreut  liegen,  wenigstens  angedeutet  tindeu  will.  Die  .Stachcl- 
chen  mit  sternförmiger,  übcrhäutetcr  Basis,  die  bei  'L\  liijstrix  endlich  in  grosser  Menge  in  der  Ktickenhaut 
zerstreut  liegen,  kommen  auch  bei  T.  Maijdnleitae  vor,  zwischen  denselben  liegen  aber  noch  rundliche  Grup- 
pen kleiner,  kornäluilicher,  stumjjf  conischer  (uler  stark  gerundeter  Knochenplättciicn. 

Die  Scheibe  ist  bei  T.  MiKjdalenae  stets  länger  als  breit  (bis  zum  hinteren  gerundeten  Winkel),  die 
Länge  derselben  verhält  sich  zui'  Breite  bei  6  Exemplaren  unserer  Sammlung,  in  Centimeter  ausgedruckt,  wie 

15%  :1],     1(5  :]4,     ]H%  :  J5,     18%  :  lÖ'/,,     2b\'^:22^,,. 

Die  Schnauze  endigt  nach  vorne  in  eine  kleine  Spitze,  zunächst  dieser  ist  der  Scbeibenrand  nicht  selten 
ein  wenig  eingebuchtet.  Ein  äusserer  Winkel  fehlt  an  der  Scheibe  und  die  hinteren  Winkel  der  iirustHussen 
sind  elliptisch  gerundet. 

Der  Abstand  der  ovalen,  vorspringenden  Augen  von  einander  ist  je  nach  dem  Alter  um  mehr  als  eine  bis 
zwei  Augenlängen  geringer  als  die  Entfernung  des  vorderen  Mundrandes  von  der  Schnauzenspitze. 

Die  Mundspalte  ist  klein,  wellenförmig  gebogen.  Im  l?oden  der  Mundhöhle  liegen  im  Ganzen  5  — b  häu- 
tige Zapfen  (bei  T.  hystrix  nur  2—5),  und  hinter  der  Zahnbiude  des  Oberkiefers  hängt  ein  am  freien  Rande 
tief  gefranstes  Gaumensegel  herab. 

Die  Zähne  sind  bei  jungen  Individuen  dunkel  goldbraun;  mit  dem  Alter  nehmen  die  Zahnbindeu  bedeu- 
tend au  Breite  zu.  Bei  den  Weibchen  sind  die  Zähne  wie  gewöhnlich  mehr  oder  minder  platt,  und  nur  die 
nicht  abgenützten  Zähne  der  hinteren  Keihen  zeigen  unter  der  Loupe  an  den  beiden  hinteren  Seiten  des 
Rhombus  2—3  sehr  kurze  Spitzen;  bei  den  Männchen  ziehen  sich  die  Zahuplatten  der  hinteren  Reihen  nach 
hinten  in  eine  lange  scharte  Spitze  aus,  während  die  vorderen  Zähne  stumpf  rhombenförmig  sind. 

Die  Scheibe  ist  auf  der  ganzen  Rückenscite  wie  der  Schwanz  bis  zum  Stiichel  chagrinirl  und  überdies 
noch  dicht  mit  sehr  zarten  Stachclchen  besetzt,  zwischen  welchen  auf  der  ganzen  Scheibe  mit  Ausschluss 
des  Randstückes  zahlreiche  kleine  rundliche  Gruppen  kornähnlicber  knöcherner,  stumpf  conischer  oder  mehr 
gerundeter  emailartiger  Schüppchen  oder  Plättchen  zerstreut  liegen,  von  denen  das  mittlere,  centrale  etwas 
grösser  als  die  übrigen  ist. 

Der  zunächst  seiner  Basis  de])riniirte  Schwanz  ist  leider  nur  bei  wenigen  Exemplaren  ganz  vollständig 
erhalten;  bei  diesen  verjüngt  er  sich,  nachdem  er  hinter  dem  Stachel  eine  compriniirte  Gestalt  angenommen, 
fast  fadenförmig  gegen  die  äusserste  Spitze  zu,  und  ist  c.  IV^mal  so  lang  wie  die  Scheibe.  Der  obere  wie 
untere  häutige  Flossensanni  des  Schwanzes  reicht  nahezu  oder  ganz  bis  zur  Sjjitze  desselben;  der  obere 
Flossensaum  ist  höher  als  der  untere  und  zeigt  in  der  Regel  auch  eine  etwas  grössere  Längenausdchnung 
nach  hinten  gegen  die  Schwanzspitze  zu,  als  letzterer. 

Die  Oberseite  des  ganzen  Körpers  ist  bei  jungen  und  halberwachsenen  Exemplaren  lieligrau-  oder 
bräunlich-violett  und  durch  mehr  oder  minder  vollständig  geschlossene  dunklere  Ringe  in  zahllose  Fehler 
abgetheilt,  in  deren  Mitte  zuweilen  ein  verschwommener  Fleck  liegt,  der  dunkler  als  die  Grundfarbe,  aber 
heller  als  der  Ring  ist.  Die  Ringe  am  Schwänze  (bis  zum  Stachel)  sind  weiter  als  auf  der  Scheibe  und  viel 
schwächer  ausgeprägt,  felilen  auch  zuweilen.    Bei  sehr  alten  Individuen  geht  die  Grundfarbe  der  Scheibe 


Casteln.,  A.  Dum.,  vielleiclit  sogar  .-uicti  als  Taemura  moton,  M.  H.  fredeutet  werden,  da  Itoulin  am  Scldusse  der  Besclirei- 
bung  erwähnt,  dass  der  Rücken  von  Pastinaca  Humboldtii  braun  und  mit  gelben  l'"loeken  geziert  sei  („bruiie  taclier  de  faHve"j. 
Aus  diesem  Grunde  glaube  ieli  den  8peciesNamen  von  Taeniura  iiyslrix  nicht  abändern  zu  sollen. 

Denksckrifton  der  mathem.-utituvw.  Ol.    XXXIX.  Bd.  10 


74  Franz  Steindachner. 

fast  ins  Schwärzliche  über,  und  es  verschwinden  in  derselhen  die  ringförmigen  Zeichnungen  ganz  oder 
nahezu.  .limtm  '   •  <■ 

Die  Unterseite  des  Körpers  ist  vveisslicli  im  mittleren  Theile,  auf  den  Rrustfiossen  aber  stets  ins  Violette 
übergeiiend,  welches  von  hellen,  an  den  Eäudern  verschwommenen  grossen  Flecken  unterbrochen  wird.  Die 
Flossensäunie  des  Schwanzes  sind  bläulich-violett,  der  obere  derselben  ist  zuweilen  hell  gefleckt. 

Bei  der  Mehrzahl  der  in  unserem  Besitze  befindlichen  Exemplare  trägt  der  Schwanz  2  Sägestacheln,  von 
denen  bald  der  vordere,  bald  der  hintere  der  bei  weitem  längere  ist. 

Dass  das  Vorkommen  einer  stachelloseu  Hautfalte  an  dei  Unterseite  des  Schwanzes  bis  zur  Schwanz- 
spitze  eine  charakteristische  Eigenthiimlichkeit  der  Taeniura- \vi&Tx  sei,  ist  mindestens  nicht  allgemein 
giltig,  wie  ich  bei  vollständig  erhaltenen  Exemplaren  von  Taeniura  Magdalenae  nachweisen  kann;  nichts- 
destoweniger  lässt  sich  Taeniura  generisch  von  Trygon  trennen,  und  zwar  wegen  der  ganz  eigenthiiralichen, 
schwertförmigen  Gestalt  des  Beckenknorpels,  worauf  zuerst  G  arm  an  aufmerksam  machte.  Der  Becken- 
knorpel zeigt  nämlich  einen  ziemlich  breiten  quergestellten  Haupttheil,  von  dessen  Vorderrande  in  der  Mitte 
ein  langer  stabförmiger  Knorpel  nach  vorne  sich  erstreckt.  Diese  Eigenthümlichkeit  des  Beckengerüstes  hat 
S.  W.  Gar  man  1.  c.  dazu  benutzt,  um  die  Tnjgonidae  iu  zwei  Hauptgruppen  zu  theilen,  nändich  in  Potamo- 
trygones  (mit  einem  subabdominalen  sfabförmigen  Fortsatze  am  Becken)  und  Thalassotnjgones  (ohne  Stab- 
fortsatz am  Becken).  Die  Fotamotrygones  trennt  Gar  man  in  zwei  Genera:  Dtsceus  (ohne  Zapfen  im  Boden 
der  Mundhöhle,  weniger  als  25  Zähne  in  der  Zahnbinde  des  Ober-,  wie  des  Unterkiefers,  und  Candalstachel 
nahe  den  Pectoralen)  und  Potamotri/go/i  (Mund  mit  Papillen,  Zähne  in  mehr  als  25  Reihen,  Caudalstachel 
\(m  der  Pectorale  entfernt).  Da  nun  sämmtliche  Taeniura- Arten  Miiller's  und  Hcnle"s  und  nur  diese  in  die 
von  Garmau  aufgestellte  Gattung  Potamoüyyon  fallen,  so  halte  ich  —  ohne  Garmau's  Verdienste  schmä- 
lern zu  wollen  —  einen  Wechsel  der  Gattuugsbezeichnung  für  überflüssig.  Dass  die  Zahl  der  Zahnreihen  bei 
Taeniura  (Potamotrygon)  selbst  bei  ziemlich  grossen  Individuen  weniger  als  25  betragen  könne,  zeigt  Tae- 
7uura  Magdalenae. 

Dass  Eli]}esurus  spinicauda  Schomb.  mit  Taeniura  Dumerilii  identisch  sei,  wie  Garman  annimmt 
(1.  c.  p.  213),  halte  ich  für  unwahrscheinlich. 


Nachtrag-. 


Lm'icavia  Magdalenae  n.  sp. 

Kopf  und  Rumpf  stark  deprimirt,  oberer  Randstrahl  der  Caudale  fadenförmig  verlängert.  Kopf  im  Unu'isse 
dreieckig,  nach  vorne  einen  spitzen  Winkel  bildend,  dessen  Spitze  etwas  abgestumpft  ist.  Seiteniand  des 
Kopfes  schwach  wulstförmig  aufgetrieben.  Koi)fiänge  bis  zum  hinteren  Ende  des  Occipitale  5mal  in  der 
Körperlänge  (d.  i.  Totallänge  ohne  Caudale),  grösste  Kopfbreite  in  der  Gegend  des  Kiemendeckels  c.  1 '/^  — 
1  ^/-Vü&l  in  der  Kopflänge  enthalten. 

Auge  klein,  nmdlicli,  mit  seichtem  Ausschnitte  nach  hinten  und  oben,  ohne  diesen  bei  jüngeren  Exem- 
plaren c.  P/r,— iVä^ä-l;  l^ci  einem  grösseren  Männchen  von  etwas  mehr  als  13""  Länge  (ohne  C'audalej 
c.  P/^mal  in  der  Stirnbreite  und  letztere  etwas  mehr  als  4— 4  73inal  in  der  Kopflänge  enthalten. 

Oberer  Augenrand  etwas  aufgeworfen;  mittlerer  Theil  der  Stirne  querüber  convex,  stumpf  leistenförniig 
vorspringend.  Schnauzenlänge  nahezu  oder  ganz  genau  der  Hälfte  der  Kopflänge  gleich. 

Hinteres  Muudsegel  papillös,  am  hinteren  Rande  zart  gefranzt  und  in  der  Mitte  dessellien  sehwacli  ein 
gebuchtet  oder  eingeschnitten.  Eckbartcl  ebenso  lang  oder  ein  wenig  länger  als  das  Auge. 

Zähne  klein.  2spitzig,  c.  8  in  jeder  Kieferhällte. 

Occipitalschild  am  hinteren  Rande  bogenförmig  g(M-undet,  längs  der  Mitte  mit  einer  nn-dianen  seichten 
Furche,  die  sich  auch  über  die  2  ersten  Nackensehihler  fortsetzt  und  mit  nur  äusserst  schwach  angedeuteter 
paariger  Leiste  auf  diesen  3  Schildern. 


ö 


Zur  Fisch-Faima  des  Maf/JriJe)n'/)-Sfromes.  75 

Zieiiilicli  lange,  zahllose  Borsten  bei  Mäniirlien  ;uii  .nair/j  n  Scidiiniude  des  Kopfes,  am  Hiiiterliaupte,  auf 
den  zwei  ersten  grossen  Nackcnscliilder  und  auf  den,  letztere  nach  unten  begrenzenden  ersten  Kuinpfscliildern 
(zwischen  dem  Parietalschildc  und  dem  2.  hinteren  Nackenschilde). 

Liu  sehr  grosses  Rückenschild  unmittelbar  vor  der  Dorsale  von  flügclförmiger  Gestalt,  aus  der  Ver- 
schmelzung von  5  Schildern  entstanden,  deren  Umrisse  bei  jungen  Individuen  tlieiiweise  noch  ziemlich  deutlich 
sichtbar  sind.  (Das  mittlere  dieser  iS  Schildchen  ist  im  Verhältnisse  zur  geringen  Breite  sehr  lang;  gegen  das 
vordere  Ende  desselben  liegt  seitlich  jederseits  ein  kleines  Schildehen,  und  hinter  di(  scm  (jederseits)  ein 
grosses  Schild,  welches  bedeutend  stärker  entwickelt  ist  als  die  unmittelbar  darautTolgcnden  2—3  Runipf- 
schilder  der  obersten  Reihe,  welche  die  Basis  der  Dorsale  begrenzen.)  Dieses  tlügelartige  Schild  gleicht  an 
Breite  der  Länge  der  Schnauze  und  ist  c.  2mal  so  breit  wie  lang. 

7  — S  ziemlich  schmale  Seitenschienen  jederseits  zwischen  der  Pectorale  und  Ventrale  am  Seitenrande  der 
Bauchgegend,  zwischen  diesen  3  Reihen  kleinerer  4— Gseitiger  Schilder  am  Bauche.  Zwischen  der  Basis  der 
beiden  Pectoralen  zahlreiche  sehr  kleine  Scliildchen  an  der  P>rust.  Dorsale  ein  wenig  hinter  der  Einlenkungs- 
stelle  der  Ventralen  beginnend ;  erster  Dorsalstrahl  ebenso  lang  oder  ein  wenig  länger  als  der  Kopf. 

Die  beiden  letzten  Dorsalstrahlen  sind  wie  der  erste  der  Länge  nach  nicht  gespalten. 

Die  Spitze  der  Pectoralen  reicht  bei  Weibchen  nur  bis  zum  Beginn  der  Ventralen,  bei  Männchen  nnbc- 
deutend  weiter  zurück.  Die  Oberseite  sämnitlicher  Pectoralstrablen  ist  bei  Männchen  dicht  mit  ziemlich  langen 
Borsten  besetzt. 

Die  VentVale  ist  ebenso  lang  oder  ein  wenig  kürzer  als  die  Pectorale,  letztere  genau  oder  etwas  meiir  als 
1  '/jmal  in  der  Kopflänge  enthalten. 

Der  obere  fadenförmige  Randstrahl  der  Caudale  ist  bei  wohl  erhaltenen  Exemplaren  bedeutend  mehr  als 
halb  so  lang  wie  Kopf  und  Rum|)f  zusammen. 

Die  Seitenlinie  mündet  an  28  Rumpfschilderu ;  eine  4eckige  nackte  Stelle  liegt  hinter  dem  Parietalschildc 
am  Beginne  der  Seitenlinie.  30  Schilder  zwischen  dem  Ilumerus  und  der  Caudale,  29  zwischen  letzterer  und 
dem  grossen  Parietalschildc. 

Die  beiden  Seitenleisten  des  Rumpfes  vereinigen  sich  an  dem  16.  Runi])fschilde  hinter  dem  Hunierus. 

Rückenseite  graubraun  mit  7  dunkleren  Querbinden,  von  denen  die  3.,  hinter  der  Dorsale  gelegene,  am 
breitesten  und  zugleich  am  schärfsten  ausgeprägt  ist. 

Sämmtliche  Flossen  undeutlich  gefleckt;  Caudale  an  der  Basis  und  gegen  den  hinteren  Rand  zu  dunkler 
als  im  mittleren  Theile. 

Die  von  uns  untersuchten  Exemplare  sind  mit  Ausschluss  der  Caudale  5'/^ — 13'"  lang. 

LoricariaMmidaleiiae  ist  auffallend  nahe  m\i Lon'caria  lanceolata  Gthr.  (Proc. Zool.Soc. of  London,  1868, 
p.  235,  Fig.  3  auf  p.  2o(J)  verwandt,  und  nur  in  der  Voraussetzung,  dass  die  Nacken-  und  Bauchschilder 
von  Loricaria  lanceolata  auf  Fig.  3  1.  c.  richtig  (??)  gezeichnet  seien,  glaube  ich  Loricaria  Magdnlenae  von 
L.  lanceolata  vorläufig  specifisch  trennen  zu  dürfen,  zumal  die  von  nur  untersuchten  8  Exemplare  von 
L.  Muffdalenae  in  der  Gestalt  und  Grösse  dieser  Schilder  vollkommen  mit  einander  übereinstinnnen.  ■ 

In  einer  demnächst  folgenden  Abhandlung  über  eine  zweite,  gleichfalls  mit  Loricaria  lanceolata  nahe 
verwandte,  aber  viel  schlankere  Loricaria-Art  aus  dem  Amazouenstrome  (L.  teßeana)  sollen  einige  Detail- 
zeichnungen von  Loricaria  Magdalenae  nachträglich  gegeben  werden. 


Mit  Rücksicht  auf  die  von  Alex.  v.  Humboldt  beschriebenen  Arten  und  des  Pimelodus  maculatus ,  von 
welchen  das  britische  Museum  (fideGünth.)  Exemplare  von  Baranquilla  besitzt,  kennt  man  somit  gegenwärtig 
39  echte  Flussfischarten  aus  dem  Magdaleuen-Strome,  von  denen  jedoch  IHmelodus  argentiwis,  Fim.  velifer 
und  Doras  GrocodiUVL\\m\^.  als  kaum  deutbar  vielleicht  richtiger  ganz  übergangen  werden  sollten ;  dass  die 
ichthyologische  Fauna  desselben  aber  eine  uuverhältnissmässig  reichere  sein  müsse  und  wahrscheinlich  nach 
Hunderten  zählen  dürfe,  geht  wohl  daraus  hervor,  dass  die  in  dieser  Abhandlung  angefühlten  Arten  nur  aus 
der  Cienega  zunächst  der  Mündung,  also  aus  der  an  Flussfischen  fast  ärmsten  Stelle  des  Stromes,  in  welche 

10* 


7g  Franz  8te inrlai-hner. 

tbeilweise  wenigstens  Meerwassev  cin(lnni;t,  stammen,  und  dass  von  den  Sammlern  überdies  uooh  die  klei- 
neren Arten  gar  nicht  berücksiclitigt  wurden. 


Übersicht  der  Flussfische  des  Magdaleneii-Stromes  und  deren  Verbreitung  in  Südamerika, 

1.  Sciaeno  Magdalenae  Steind.  (=  Sc.  surinamevsü  spec.  Blkr.).  —  Magd.-Str.  und  Huriuam    (nach 
B 1  e  c  k  e  r). 

2.  Acara  coeruleo-functata  Kner,  Steind.  —  Magd.-Str.,  Isthmus  von  Panama,  Atrato,  Fluss  Zmumilla 
an  der  Grenze  von  Ecuador. 

3.  Petevia  Kraussn  Steind.  —  Magd.-Str. 

4.  Soruhini  liina  Bl.  —  Magd.-Str.,  Amaz.-Str.  und  Nel)e)ifliisse,  Venezuela  (Calabozo),  Stromgebiet  des 
La  Plata. ' 

5.  Platy Stoma  fasciatum  Bl.  —  Magd. -Strom,  Venezuela  (Calabo/.o),  Surinam,  Essequibo,  Amaz.-Str. 

6.  Fimelodiis  c/arias  Bl.  —  Magd.-Str.,  Amaz.-Str.,  Rio  S.  Francisco,  La  Plata.  , 

7.  „         maculatus  PI.  —  Magd.-Str.,  Venezuela,  Surinam,  Demerara,  Amaz.-Str.,  Rio  S.  Fran- 
cisco, La  Plata. 

7  rt.    Vimelodus  argeiitinus, 

Ih.  „         velifer  Humboldt  (Rec.  d'Observ.  de  Zool.  etc.  Vol.  II,  p.  171).   Magd.-Str. 

8.  Pwielodus  Sebae  Val.  —  Münduug  des  Amaz.-^Str.,  des  Orinoco  und  Magd.-Str.,  sowie  der  kleinereu 
Flüsse  des  südöstlicbeu  Brasiliens. 

9.  Ageneiosus  pardalis  Ltk.  -   Magd.-Str.,  Venezuela,  La  Plata  (Mus.  Vindob.). 

10.  Auchenipterus  Magdalenae  Steind.  —  Magd.-Str. 

11.  „  insignis  Ste ind.  —  Magd.-Str. 

12.  Boras  longispinis  Steind.  —  Magd.-Str. 

12. a     „      Crocodili  Humb.,  sp.  dub.  —  Magd.-Str. 

13.  Astrohlepus  Grixalvi  Humb.  —  Flüsschen  bei  Popayan. 

14.  l'lecostomus  tenuicauda  Steind.  —  Magd.-Str. 

15.  Cliaetostomus  tmdecimaUs  Steind.  —  Magd.-Str. 

16.  Lorioaria  fila,mentosa  Steind.  —  Magd.-Str. 
16«.  Loricaria  Magdalenae  Steind.  —  Magd.-Str. 

17.  Eremophüus  Mutisü  Humb.  (=   Trachypoma  marmoratum  Giel).    (Zeitschr.  f.  ges.  Natiiiw.  ,1871, 
Bd.  LH,  p.  97).  —  Magd.-Str.,  Oberer  Amazonen-Str.  (nach  Wallis  u.  Giebel  1.  c). 

18.  Macrodon  trahira  Spix.    —    Magd.-Str.,    Essequibo,    Venezuela,    Demerara,    Amazonen-Str.,     Hio 
S.  Francisco,  Flüsse  des  südöstlichen  Brasiliens,  La  Plata. 

19.  Ourimatus  Mwartii  Steind.  —  Magd.-Str. 

20.  „  Magdalenae  Steind.  —  Magd.-Str. 

21.  ] 'roch  1.1  odus  osper  Ltk.  —  Magd.-Str.,  Venezuela. 

22.  Leporimis  elongatus  Val.  —  Magd.-Str.,  Amaz.  Str.,  Rio  S.  Francisco,  Flüsse  des  südöstlichen  Bra- 
siliens, La  Plata. 

23.  Leporinus  striatus  \\.nQY.  —  Magd.-Str.,  Irisanga  und  CaiQara  (Prov.  Mattogrosso),  im  Stromgebiete 
des  La  Plata. 

24.  Lepormus  eques  Steind.  —  Magd.-Str. 

2.^).   Tetragonopterus  maculatus  Liu.  —  Magd.-Str.,  Venezuela,  Guiana,  Amaz.-Str.,  Rio  S.  Francisco?, 
Flüsse  des  südöstlichen  Brasiliens  zwisclien  Rio  Janeiro  und  Bahia,  La  Plata. 


'   PI  nl  II  st  Olli  II,  Lucflr?  Weyenb.,  Alg.    iiiiev.  l'i'SR.  fiel  Afiisco  nncioii.  Buenos  Ayrcs  1877  =  Sornt.tm  7/mn  Bl.;   in  den 
Gewässern  bei  Simta  V(\. 


Zur  Fisch-Faima  des  Mac/Jalenenr-Strojyies.  77 

26.  Brycon  Moore?'  Steind.  —  Magd. -Str. 

27.  Chalcinus  Magdalenae  Steind.  —  Magd.-Str. 

28.  Anacyrtus  (BkaehoidesJ  Dayi  Steind.  —  Magd.-Str. 

29.  „  (CynopotamusJ  Magdalenae  Steind.  —  Magd.-Str. 

30.  „  (Raestes)  alatus  Steind.  —  Magd.-Str. 

31.  Luciocharax  insculptus  Steind.  —  Magd.-Str.,  Mamoni-Flnss  (NebentiiLss  des  Bajano)  bei  Chepo. 

32.  Sternopygus  oequilabiatus  Humb.  —  Magd.-Str. 

33.  „  Humboldtii  Steind.  —  Magd.  -  Str. 

34.  Taeniurn  Magdalenae  A.  Dum.  —  Magd.-Str. 

35.  Qrundidus  bogotensis  (Humb.)  Val.,  Gen.  et  spec.  dul).  —  S.  Fe  de  Bogota. 

Berichtigung.  Pimelodus  (Arms)  albicans  Val.  ^  Psetxdarhdes  allicnva  Ltk.  ist  von  Pimi' clnrtks  Rlocli  spccitisch 
verschieden,  daher  aus  der  von  mir  gegehenen  Synonyniie  letzterer  Art  zu  streichen.  Im  Habitus  schliesst  sich  P.  albicans  Val. 
viel  näher  an  P.  macidatus  als  an  P.  clarias  an.  der  übrigens  im  La  Plata  sehr  häufig  in  zwei  Farbenvarietäten  (gefleckt  und 

ungefleckt)  vorkommt.  Leider  erhielt  ich  erst  nach  Abschluss  dieser  Abliandlung  ein  Exemphir  von  P.  albicans.   Sciaetia 

Magdalenae  m.  glaube  ich  mit  Scinena  siiriiiamensis  Blkr.  vereinigen  zu  müssen,  da  die  Unterschiede  in  der  Stärke  des 
grossen  Analstachcls  zu  unbedeutend  sind,  um  .s'e.  ilagdalenae  m.  als  besondere  Art  von  Hc.  surinn Mensis  Blkr.  spec.  zu 
trennen.  Die  von  mir  als  Anacyrtus  argenfeus  beschriebene  Art  dagegen  ist  nicht  identisch  mit  der  gleichnamigen  Art  Valen- 
ciennes',  daher  ich  ntmmehr  für  erstere  die  Bezeichnung  Anac.  Magdalenae  n.  sp.  vorschlage.  Bei  Anae.  argenieus  Val.  sind 
die  hinteren  Augenrandknochen  viel  schwächer  entwickelt  als  bei  Anac.  Magdalenae,  wie  die  Abbildung  in  d'Orbigny's 
„Voyage  dans  l'Amerique  meridinnalo,  Poissons"  ganz  richtig  zeigt.  Ich  hatte  diese  Zeichnung  irrigerweise  für  gänzlich 
verfehlt  gehalten,  während  sie  es  in  der  That  nur  theihveise  ist. 


ERKIAEUNG  T)EH  ABBILDÜNQM. 

TAFEL  I. 

Fig.   I.    ficiaena  surinamcnsis  fi\>.  VAkv.  =  ■'^ciaena  Magdalenae  Steind.   ^  ,,  natürlicher  Grösse. 
„     2.    Seitenansicht  des  Kopfskelettes  von  Petenia  KranssH  Steind. 
„     .S.    Obere  Ansicht  „  „  „  „  „  , 

TAFEL   IL 

Fig.   I.    Petenia  Kranssii  Steind.    Fig.  a.    Verwaciisene  untere  Schbnidkuochen  von  oben,  Fig.  b  von  unten  g-eseheii. 

T.\  FEL    IIL 

Fig.   1.    Agenciosus  pardalix  Ltk.  %  natürl.  Grösse;  Fig.   1«.  Obere  Ansicht  des  Kopfes. 
„     •?..    Auchenipteriis  insignis  Steind.;  Fig.  2  a.  Obere  Ansicht  des  Kopfes. 

TAFEL   IV. 

Fig.   1.    Aucheniptertis  Magdalenae  Steind.;  Fig.   In.  Obere  Ansicht  <les  Kojites. 
„     2.    Durn-1  longispims  Steind.  Obere  Ansicht  des  Kopfes. 

TAFEL   V. 

Fig.   1.    Doras  l.ongispinis  Steind. 
T,     2.    Brycon  Moorei  Steind.;  Fig.  2  a  u.  2  b.  Mundspalte  mit  den  Zwischen-  und  Unterkieferzähnen,  2mal  vergrössert. 

TAFEL  VL 

Plecos/omus  tenuicavda  Steind. 

TAFEL  VIL 

Plecostomus  Villaraii  Ltk. 


78  Franz  Steindarhner.   Zw  FiscJi- Fauna  rJes  Magrialenen-Stromes. 

TAFEL  VIII. 

Chaetostomus  imdecimal/s  8  t  e  i  n  (1. 

TAFEL  IX. 

Fig.  1,    1  (T.   1  i.    Lnrirnria  ßlamentosa  Steiiid.,  Weiliplien,  von  der  Seite,  von  oben  nnd  von  nnten  gesehen. 
„     2.    Obere  Ansicht  des  Kopfes  eines  Männclieus. 

TAFEL  X. 

Fig.   1.    Leporinus  stria/us  Kn.;  Fig.   1  a.  Vordere  Ansicht  der  Mnndspalte ,  Ii/oWal  vergrössert. 
„     2.     Leporinus  eques  Steind.;  Fig.  2  a.  Vordere  Ansicht  der  Mundspalte. 

.S.    Os  quadratnui  (hypoqnadratnm  Brühl)   nnd  praeoiiercnlnni  \m\  Lepnrimcs  eJmiriatus  Val,  in  natiirliclier  Lage. 
„     4.    Praeopercnhiui  derselben  Art,  isolirt. 

I     /  5.    Os  qnadratnm  von  Leporinus  fjovgaius,  isolirt,  von  anssen  und  Fig.  .">  a  von  oben  gesehen.    (Figuren  3— 5  n   I'/.jUJal 
vergrössert.) 

TAFEL   XL 

Fig.  1.    Chah-imis  Magdalenae  Steind.  Weibchen;  Fig.  I  r.  Vordere  Ansicht  der  geötTneten  Mnndspalte,  in  2inal.  Vergr. 
2  .  „  Männchen. 

TAFEL  XIL 

Fig.   1.    Prochilodus  asper  Ltk.  var.   Magilalenae,  '■^/^  natiirl.  Grösse.    Fig.  l  a.  Eine  Schuppe  unterhalb  der  Seitenlinie,  2mal 
vergrössert. 
„     2.    Aiiacyrins  (Vynopoianms)  Magdaienae  S  teiud.   Fig.  2  a.  Eine  Schuppe  unterhalb  der  Seitenlinie  in  der  Pectoralgegend, 
6mal  vergrössert. 

TAFEL  XTIL 

Fig.   1.     Ourimalvs  Mivartii  Steind. 
„     2.    Luciocharax  inscidpftis  Steind.;  Fig.  2  a.  Untere  Ansicht  des  Zwischenkiefers,  und  Fig.  2  i.  Schuppe  derselben  Art 
vergrössert. 

TAFEL   XIY. 

Fig.   1 .  Sternopygiis  aequilahiatus  H  n  m  b. 
„2.  n  narapo  L  i  n. 

„3.  „  Humboldtii  Steind. 

„4.  „  viresaena  Val. 

TAFEL   XV. 

Taenivra  MagdaJenae  A.  Dum. ;  Fig.  a.  Mundspalte;   Fig.  h.  Tuberkelgruppen  zwischen  den  kleinen  Stachehi  auf  der  Riicken- 
seite,  vergrössert. 


79 


JÄHRLICHE  PERIODE  DER  INSECTENFAUNA 


VON 


ÖS  TE1IRK1CH-UN( ;  ARN. 
IV.   DIE   SCHMETTERLINGE   (LEPIDOFTERA). 

1.  DIE  TAGFALTER  (BHOPALOCEBA). 


KARL  FRITSCH, 

EM.  VICE-tUBEOTOR    DER    K.  K.  CENTRAL-ÄNSTALT  FÜR  M£TEOR0LO'JIE   Uf.D    ERDMAGNETISMUS,   CORRESPOKDIRENDEW  MITGLIEDE  DER  KAISERLICHEN    AKADEMIE 

DER     WISSENSCHAFTEN  euj. 


VOKGKLEGT  IN  DER  SITZUNG  DER  MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN  CLASSE  AM  1.  JULI  1878. 


Von  den  periodischen  Ersclieinungen  der  Insekten  gehören  jene  der  Schmetterlinge  zu  den  auffallendsten 
und  haben  daher  auch  vor  den  übrigen  die  Aufmerksamkeit  der  Beobachter  auf  sich  gezogen.  Dnrch  Grösse, 
Farbenpracht  nnd  gefällige  Form  haben  die  Schmetterlinge  schon  viel  früher  in  den  weitesten  Kreisen 
Interesse  erweckt  und  zu  Studien  angeregt,  denen  wir  eine  so  genaue  Kcnuttiiss  der  Gattungen  und  Arten 
verdanken,  wie  sie  uns  von  den  übrigen  Ordnungen  der  Insekten,  die  Käfer  höchstens  ausgenommen,  derzeit 
noch  abgellt  und  wahrscheinlich  lange  noch  abgehen  wird. 

Es  ist  daher  begreiflich,  dass  auch  die  zoo-phänologischen  Beobachtungen  an  den  meisten  Stationen 
vorzugsweise  den  Schmetterlingen  gewidmet  waren  und  eine  ähnliche,  alle  Familien  derselben  umfassende 
Publication,  wie  über  die  bereits  behandelten  Ordnungen,  den  Rahmen  einer  Abhandlung  weit  überschreiten 
müsste.  Ich  habe  es  daher  vorgezogen,  die  Bearbeitung  dieser  Ordnung  in  zwei  Theilen  vorzunehmen,  von 
denen  der  erste  allein  die  Tagfalter  (Uhopalocera)  behandelt,  der  zweite,  später  zu  bearbeitende,  die  übrigen 
Abtheilungen:  Schwärmer,  Spinner,  Eulen,  Spanner  und  die  Kleinschmetterlinge  behandeln  wird. 

Zwar  ist  die  Zahl  der  beobachteten  Arten  dieser  Abtheilungen  eine  bedeutend  grössere  als  jene  der 
ersten;  während  aber  viele  Arten  der  Tagfalter  auch  an  vielen  Stationen  beobachtet  worden  sind,  ist  dies  bei 
den  übrigen  Abtheilungen  veriiältuissmässig  selten  der  Fall.  Auch  beschränken  sich  die  Beobachtungen  hier 
meistens  auf  die  geringere  Zahl  der  Arten,  welche  die  tägliche  Flugzeit  mit  den  Tagfaltern  theilen,  allenfalls 
noch  mit  Einscliiuss  jener,  welche,  wenn  sie  auch  nicht  am  Tage  fliegen,  sonst  leicht  aufzufinden  sind. 

In  phäuologischer  Beziehung  wäre  eine  Abtheilung  der  Familien  nach  der  täglichen  Periode  der  Flugzeit 
vorzuziehen,  wenn  diese  vollständiger  bekannt  wäre,  als  es  gegenwärtig  nocli  der  Fall  ist. 


80  Karl  Fritsch. 

Alles  von  mir  in  den  früheren  Abtheilungen  meiner  Arbeit  (Dipiera,  Coleoptera,  HijnietiopteraJ  Angeführte, 
soweit  es  sich  auf  die  Geschichte  der  Beobachtungen  bezieht,  gilt  im  Allgemeinen  auch  für  den  vorliegenden 
Theil. 

Von  1844  an  stellte  ich  meine  Beobachtungen  über  Schmetterlinge  in  Prag,  von  1852  an  in  Wien  und 
von  18()4  angefangen  in  Salzburg  an.  Von  1853  angefangen  nalimen  auch  viele  Stationen  des  Beobaclituugs- 
netzes  ^on  Osterr.eicli-Llngaru  daran  Theil,  und  sendeten  ihre  Beobachtungen  au  die  k.  k.  Central-Anstalt  für 
MjfeteoVologie  und  Erdmagnetismus  in  Wien  ein,  ^\ eiche  sie  mir  zur  Bearbeitung  überliess.  Für  die  gegenwär- 
tige Arbeit  habe  ich  die  vollständigen  Beobachtungen  aller  Jalirgänge  von  1844  bis  1877  benützt.  > 

In  Prag  beobachtete  icli  45,  in  Wien  88  und  in  Salzburg  87  Arten  Tagfalter.  An  allen  92  Stationen  zu- 
sammen, welciie  sich  bei  den  lieobachtuiigen  betheiligten,  sind  14.")  Arten  beobachtet  worden,  von  195,  welche 
die  Fauna  Deutschlands  und  der  Schweiz  umfasst. 

Die  erste  Kenntniss  der  Arten  schöpfte  ich  in  Prag  aus  Oken's  Naturgeschiciite  und  dem  Werkchen  von 
Dr.  C.  A.  Buhle:  „Die  Tag  und  Abendschmetterlinge  Europa's."  Leiiizig  lSo7.  Auch  meiuem  inzwischen 
verstorbenen  Jugendfreunde  und  Studiengenosseii,  siiäterem  Prof.  Dr  F.  Nickerl,  dem  Itekaiinten  Lepidop- 
terologeu,  verdankte  ich  manche  Unterstützung,  insbesondere  durch  Überlassung  determinirter,  schwierig  zu 
unterscheidender  Arten.  Jl.'ll. 

Den  grössten  Dank  schulde  ich  aber  meinem  hochgeehrten  Freunde  Herrn  Custos  A.  liogenhofer,  dem 
rühndichst  bekannten  Lejjidopterologen  in  Wien,  welcher  eine  lauge  Reihe  von  Jahren  hindurch  mit  unermüd- 
licher I>ercitwilligkeit  alle  mir  nicht  sicher  bekannton  Arten  determinirte  und  meine  Sammlung  mit  mancher 
seltenen  Art  bereicherte.  Immer,  wenn  ich  eine  Art  mit  Hilfe  meiner  gleich  anfangs  angelegten  Sammlung 
nicht  sicher  determiniren  konnte,  nahm  ich  meine  Zuflucht  zu  ihm,  und  immer  mit  gewünschtem  Erfolge. 

Meine  von  ihm  grösstentheils  determinirte  Sammlung  bildete  bis  in  die  neueste  Zeit  die  vorzüglichste 
Grundlage  meiner  Kenntniss  der  Arten. 

Erst,  nachdem  ich  in  Salzburg  den  dauernden  Aufenthalt  genommen  hatte  (von  1871  an),  versuchte  ich, 
neue  oder  zweifelhafte  Arten  mit  Hilfe  des  Werkes  von  H.  v.  He  ine  mann:  „Die  Schmetterlinge  Deutsch- 
lands und  der  Schweiz."  Erste  Abtheilung:  Grossschmetterlinge.  Braunschweig  1859  —  zu  bestimmen. 

Hiedurch  fand  ich  mich  auch  veranlasst,  meine  Sammlung  nach  seinem  System  zu  ordnen.  Früher  diente 
nnr  hiezu  Dr.  Heydenreich's:  „Lepidopterorum  Eiiropaeorum  catalogus  methodicus."  Systematisches  Ver- 
zeiehniss  der  europäischen  Schmetterlinge.  3.  Auii.  Leipzig  1851. 

Mannigfache  Anregung  und  Unterstützung  bei  meinem  Streben  verdankte  ich  schliesslioh  meinem  geehrten 
Freunde,  dem  gründlichen  Kenner  der  Schmetterlinge  Salzburgs,  Ileirn  k.  k.  llcchnungsrathc  a.  D.  J.  A. 
Kiehter. 

11, .  Die  Beobachtungen  derTheilnehmer  an  anderen  Stationen  wurden  nach  zeitweilig  publicirten  Instructionen 
geregelt,  welche  in  den  Jahren  1853,  185G  und  1859  erschienen  sind.  Nähere  Angaben  hierüber  sind  in 
meiner  letzten  Abhandlung  (Hiimenoptera)  enthalten. 

Hier  ist  nur  hervorzuheben,  dass  Herr  Custos  Rogen hof er  ülier  mein  Ansuchen  im  J.  1856  ebenfalls 
eine  „Instruction  für  Beobachtungen  au  Lepidoptercn"  entwarf,^  welche  von  den  Tagfaltern  folgende  Arten 
als  vorzugsweise  geeignet  zu  den  Beobachtungen  aufstellte  (Nomenclatur  nach  Ileyden  reich): 

MeUtaeaDidijina  F.,  Argyunis  LatoHuia  L.,  A.  Fuphia  L. ;  die  in  meiner  Instruction  angeführten 
I'n«es«o- Arten ,  dann  lAmenüis  l'opuU  L.,  Apalura  Ins  L.,  I-Iipparfhia  Llalathea  L. ,  Erehia  Medea  S.  V., 
Satyrut;  Briseis  L.,  EjJtnephele  Janira  L.,  E.  llypei-diitluoiAj.,  ]'ararg<t  Eijvria  L.,  Uoenonymphn  ]'<imphilus  L., 
V.  Arvauia  h.,  l'olyomvtatus  Vv-gaureae  L..  Lyrw.iia  Almts  ^.\' .,  L.  -l/e.ti«  S.  V.,  Thtcla  liubi\j.,  2.  ßetu- 
lae  \..,   J'apäio  l'oJaliiius  L. ,    ]'.  Macinioii  L.,    Doryti.s  Apollo   L.,   Aporia  C'rafuei/i  L.,   l'ierts  Brassicae  L., 


'  Von  1877  mit  Aiisii;ih)i\o  eiiii^-er  .Stationen,  wclflic  zu  Endo  des  Jaliros  mit  der  Einseudim^^  noch  riickständiaf  waren. 
-  .^ielie  K.  Fritscli:  rininidoffisclie  Beobac-litnng-en  ans  dem  PHanzen-  und  Tliien-eielie,  VIl.  Heft,  .lalirj;-.  18.")6  (1859). 
Anlianj;-  dci-  Jalii liiieher  der  k.  k.  Central-Anstalt  für  Meteorologie  und  Erdmaguetismiis.  Von  K.  ICreil.  Vlll.  Band. 


Jälirliclie  Periode  der  Insectenfauna  von  Ö-sterreicli-ümiarn.  81 

Äntocharis  Da/plidice'L.,  A.  C'ardammes  L. ,  Coh'as  Hyale  L.,  Gonopteryx  Rhammh.,  Syricthus  Malvarum 
0.,    Thanaos  Tages  L. 

Im  Ganzen  36  Arten,  während  ich  in  meiner  Instruction  (1856)  40  Arten  aufstellte.  Von  diesen  behielt 
Rogenhof  er  28  bei,  stellte  hingegen  8  neue  auf,  nämlich:  Melitaea  Didyma,  Epinephele  Hyperanthus, 
Fararga  Nigeria,  Coenonympha  Arcania,  Polyommatus  Virgaureae ,  Lycaena  Ahus ,  Syricthus  Malvarum 
und  Thanaos  Tages. 

In  meiner  ersten  Instruction  (1853)  waren  21  Arten  aufgestellt  worden,  welche  fast  sämnitlich  (xmv  Poly- 
ommatus Vldaeas  ausgenommen)  von  Herrn  Kogenhofer  beibehalten  worden  sind. 

In  meiner  Anleitung  vom  Jahre  1859  behielt  ich  von  seinen  Arten  26  bei,  die  ausgeschlossenen  waren: 
Melitaea  Didyma,  Erehia  Medea,  Epinephele  Hyperanthus ,  Pararga  Egeria,  Coenonympha  Arcania,  Poly- 
ommatus Virgaureae,   Lycaena  Alsus,  Doritis  Apollo,  Syricthus  Malvarum  und  Thanaos  Tages. 

In  dem  zum  Eintragen  der  phänologischen  Beobachtungen  seit  dem  Jahre  1871  an  den  Stationen  in  Ver- 
wendung stehenden  Formulare  endlich  wurden  nur  beibehalten:  Vanessa  Polychloros,  V.  Antiopa,  V.  Jo, 
Antocharis  Cardanu'nes ,  Pieris  Brassicae,  Papilio  Machaon,  P.  Podalirius,  Aporia  Orataegi.  Über  jene 
Arten,  welche  am  längsten  beibehalten  worden  sind,  dürften  auch  die  meisten  Beobachtungen  von  den 
Stationen  vorliegen. 

Unter  den  Theilnehmern  an  den  Beobachtungen  waren  aber  mehrere,  welche  auch  noch  andere  als  die  in 
den  Instructionen  vorzugsweise  empfohlenen  Arten  beobachteten,  einzelne,  welche  selbst  alle  ihnen  vorkom- 
menden Arten  berücksichtigten.  Diese  waren  zugleich  die  sorgfältigeren  Beobachter,  welche  die  genauesten 
Daten  lieferten. 

Die  meisten  Arten  beobachteten  die  Herren : 

J.  Otto  in  BrUnn  92;  Prof.  J.  Cieyer  in  Eosenau  89;  fProf.  J.  Hinteröcker  und  seine  Nachfolger  in 
Linz  74;  Prof.  A.  Pichler  und  seine  Schüler  in  Innsbruck  64;  Prof.  Ch.  Jaksch  in  Troppau  (später  in 
Prag),  fProf.  H.  Tausch  in  Kaschau  und  W.  Schleicher  in  Gresten  je  62;  E.  Kourad  in  Senftenberg  59; 
J.  Otto  in  Neutitschein  56:  D.  Sloboda  in  Eottalowitz  47;  in  Prag  (von  mir)  und  durch  Vermittlung  des 
fProf.  F.  Zimmerl  in  ßregenz  je  56;  Prof.  E.  ürban  in  Freistadt  36;  E.  Kaiser  in  Hausdorf  und 
fA.  Eettig  in  Kremsier  je  35;  J.  Böhm  in  Agram,  R.  Kaiser  in  St.  Jakob,  Dr.  K.  Seh  iedermayr  in 
Kirchdorf  je  30  u.  s.  w. 

Welchen  von  diesen  Theilnehmern  zugleich  noch  für  die  mehrjährige  Ausdauer  bei  den  Beobachtungen 
eine  ehrende  Anerkennung  gebührt,  wird  später  zu  erwähnen  Gelegenheit  sein. 

An  den  Stationen,  wo  die  meisten  Arten  beobachtet  worden  sind:  Brunn,  Eosenau,  Salzburg  (^87)  und 
Wien  (88)  wurden  auch  nahezu  gleich  viele  Arten  beobachtet;  man  kann  eine  nahe  Übereinstimmung  der 
Faunen  dieser  Stationen  vermuthen,  falls  alle  Arten  bei  den  Beobachtungen  berücksichtigt  worden  sind. 

Nicht  wenige  der  einzelnen  Arten ,  insbesondere  die  allgemein  bekannten  und  auch  in  den  Instructionen 
hervorgehol)enen  wurden  an  der  Mehrzahl  der  Stationen  beobachtet ,  wodurch  eine  vielfältige  Controle  der 
Erscheinungszeiten  gegeben  ist. 

Die  Beobachtungen  beziehen  sich  auf  die  erste  und  letzte  Erscheinung  der  einzelnen  Arten.  So  weit  sie 
in  zwei  oder  mehreren  Generationen  vorkommen,  sind  die  ersten  Erscheinungszeiten  für  jede  derselben  ersicht- 
lich, jene  der  letzten  Erscheinung  hingegen  nur  für  die  letzte  Generation,  wenn  zwei  oder  mehrere  vorkommen, 
da  jene  der  früheren  Generationen  nur  selten  mit  Sicherheit  zu  bestimmen  sind.  Das  Verschwinden  der 
Frühjahrs-Gcncration  erfolgt  nicht  so  rasch  wie  jenes  der  Herbst-Generation,  die  Perioden  einander  folgender 
Generationen  greifen  nur  zu  oft  durch  Nachzügler  der  früheren  in  einander  über  und  ist  daher  auch  die 
Farbenfrische  einzelner  Falter  nicht  immer  ein  untrügliches  Zeichen  der  neuen  Generation,  davon  abgesehen, 
dass  Angaben  der  Beobachter  hierüber  gewöhnlich  fehlen. 

Von  den  meisten  Beobachtern  wurden  nur  nackte  Daten  der  Beobachtung  mitgetheilt  und  blieb  die 
Beurtheilung,  welcher  Phase  der  Erscheinung  dieselben  gelten,  mir  vorbehalten,  was  für  mich  mit  vieler  und 
nicht  selten  erfolgloser  Mühe  verbunden  war. 

beoUschriften   der  inathein.-natui'\^-   •-!.    XXXIX.  Bd.  11 


82  Karl  F ritsch. 

So  lange  man  sich  nicht  gewöhnt,  die  Erscheinungen  in  äquidistanten  Zeiträumen  das  ganze  Jahr  hindurch 
zn  notiren ,  fehlen  solchen  Bestimmungen  die  sicheren  Anhaltspunkte.  Freilich  ist  dies  eine  sehr  mühsame 
Arbeit,  zu  welcher  sich  nur  selten  ein  Beobachter  entschliessen  wird.  Die  Durchstreifung  eines  und  desselben 
Gebietes,  oder  wenn  mehrere  gewählt  worden  sind,  ein  regelmässig  wiederkehrender  Wechsel  derselben  ist 
hieb  ei  ebenfalls  eine  unerlässiiche  Bedingung. 

Dann  nur  lässt  sich  die  Erscheinung  der  einzelnen  Generationen  und  zugleich  der  jährliche  Gang  der 
Frequenz  genau  ermitteln. 

Meine  gegenwärtige  Arbeit  zerfällt  in  drei  Abschnitte,  von  denen 

A.  die  Erscheinungszeiten  für  alle  Arten, 

B.  die  jährliche  Frequenz  von  Monat  zu  Monat,  für  alle  Arten,  Gattungen  und  Familien  und  die  \'erthei- 
'lung  der  Arten. 

C.  die  Beziehungen  zum  Klima  in  seinen  einflussreichsten  Elementen  für  die  zuweilen  im  Winter  und  im 
November  und  März  erschienenen  Arten  enthält. 

A.  Erscheinungszeiten. 

Die  Anordnung  des  Registers,  welches  dieselben  enthält,  ist  im  Allgemeinen  dieselbe  wie  im  III.  Theile 
meiner  Arbeit  (Hymenoptei-a ) ,  die  Zeiten  der  ersten  Erscheinung  der  zweiten  (=2  A)  Generation  und  die 
Zeiten  der  letzten  Erscheinung  (=^.)  sind  jedoch  in  den  Haupttext  aufgenonnnen  und  nicht  als  Anmerkungen 
beigefügt,  weil  zahlreichere  und  im  Allgemeinen  auch  genauere  Daten  hierüber  vorliegen. 

Die  Arten  sind  nach  Heinemann's  bereits  citirtem  Werke  systematisch  geordnet  und  nunierirt. 
Die  Beobachtungsstationen  sind  bei  jeder  Art  alphabetisch  geordnet ,  und  bei  jeder  Art  sind  angegeben : 
die  Zahl  der  Bcobachtungsjahre  (in  Klammern),  die  mittlere  Erscheinungszeit,  wenn  wenigstens  zweijährige 
Beobachtungen  vorliegen,  sonst  nur  das  Datum  der  Einzelbcobachtung,  bezeiclinet  mit  (1).  Den  Mittelwerthen 
sind  (in  Klammern)  die  früheste  und  späteste  Erscheinungszeit  der  einzelnen  Jahre  beigefügt. 

Am  Eingänge  sind  bei  dem  Namen  einer  jeder  Art  die  Erscheinungszeiten  nach  Heine  mann  zur  Ver- 
gleichung  angegeben.  Bei  einigen  Arten,  wo  diese  fehlen,  sind  die  Angaben  dem  Werke  von  Dr.  J.  C.  Kays  er 
„Deutschlands  Schmetterlinge  etc.,  Leipzig  1860"  entnommen  und  mit  *  bezeichnet. 

Am  Schlüsse  ist  bei  jeder  Art  bemerkt,  ob  und  in  wie  weit  die  von  den  Lepidopterologen  bisher  an- 
genommenen Erscheinnngszeiten  (gewöhnlich  nach  Monaten)  von  meinen  Bestimmungen  abweichen.  Abgesehen 
von  der  grösseren  Genauigkeit  meiner  Angaben  (nach  Tagen)  stellte  sich  die  Nothwendigkeit  zahlreicher 
Berichtigungen  bisheriger  Annahmen  der  Erscheinungszeiten  heraus. 

Dem  Register  der  Erscheinungszeiten  ist  ein  doppelter  Index  angeschlossen.  Der  erste  macht  die  Nummern 
der  au  allen  Stationen  zusammen  beobachteten  Arten,  der  zweite  tür  die  einzelnen  Stationen  ersichtlich. 

Abweichungen  der  Mittel  wer  the  der  Ers  ch  ei  nungs  zelten. 

Nach  dem  Vorgange  der  Meteorologen  sollten  die  Mittelwerthe  der  Ersclieinungszeiten  an  allen  Stationen 
für  dieselben  Jahrgänge  gelten,  wenn  sie  strenge  vergleichbar  und  nur  als  eine  Function  der  geographischen 
Constanten  zu  betrachten  wären.  Der  ungleiche  Gang  der  Witterung  in  den  einzelnen  Jahren,  d.  h.  die  Ab- 
weichung desselben  von  dem  normalen  Gange,  kann  bewirken,  dass  der  Mittelwerth  tür  eine  Station  eine 
beträchtlich  frühere,  für  eine  andere  eine  bedeutend  spätere  Erscheinungszeit  ergibt,  als  die  Unterschiede  der 
geographischen  Constanten  erwarten  lassen,  falls  die  Beobachtungen  beider  Stationen  verschiedene  Jahr- 
gänge umfassen. 

Die  Meteorologen  reduciren  in  analogen  Fällen  die  Mittelwerthe  der  einzelneu  Stationen  mit  Hilfe  einer 
anderen,  welche  sämmtliche  Jahrgänge  der  Beobachtungen  an  allen  Stationen  zusammen  umfasst,  auf  einen 
und  denselben  mehrjährigen  Zeitraum,  wozu  die  Anomalien  der  einzelnen  Jahre  dienen. 

Eine  solche  Reductiou  setzt  also  voraus  die  ununterbrochene  Fortsetzung  der  Beobachtungen  eine  lange 
Reihe  von  Jahren  hindurch  an  einer  anderen  nicht  zu  entfernten  Station,  weil  die  Anomalien  der  einzelnen 


Jährliche  Periode  der  Insectenfauna  von  Österreich-Ungarn.  83 

Jahrgänge  derselben  übereiustimmen  sollen  mit  jenen  der  anderen  Stationen,  deren  Jlittelvverthe  zu 
reduciren  sind. 

Bei  der  grossen  Ausdehnung  des  Beobachtungsnetzes  in  unserem  Gebiete  im  horizontalen  und  verticalen 
Sinne  wäre  eine  ziemlicli  grosse  Anzahl  solcher  Fundanientalstationen  nothwendig. 

Abgesehen  von  der  Höhenlage  kommen  unter  den  92  Stationen,  für  welche  die  Erscheinungszeiteu  hier 
mitgetheilt  worden  sind,  nur  17  vor,  an  welchen  die  Beobachtungen  zehn  Jahre  und  darüber  umfassen.  Selbst- 
verständlich sind  die  Jahrgänge  der  Beobachtungen  an  denselben  nicht  übereinstimmende,  man  miisste  daher 
die  Mittelwerthe  der  17  Stationen  als  normale  annehmen,  was  allerdings,  ohne  einen  erheblichen  Fehler  zu 
begehen,  zulässig  wäre.    Aber  diese  Stationen  sind  nicht  gleichniässig  über  das  ganze  Gebiet  vertheilt. 

Ohne  allen  Vergleich  mehr  fällt  aber  in's  Gewicht,  dass  die  Anomalien  der  Mittelwerthe  selbst  in  einem 
und  demselben  Jahre  und  an  derselben  Station  nach  den  beobachteten  Arten  veränderlich  sind.  Man  müsste 
demnach  über  normale  Mittelwerthe  der  Fundamentalstationen  verfügen  können,  welche  für  jede  beobachtete 
Art  gelten.   Hiezu  ist  aber  das  ganze  Beobachtungs-Materiale  lange  nicht  ausreichend. 

Die  Station,  von  welcher  zehnjährige  Mittelwerthe  für  die  meisten  Arten  vorliegen,  ist  l^rünn,  und  an 
dieser  sind  von  92  beobachteten  Arten  nur  34  zehn  Jahre  hindurch  beobachtet  worden,  in  Wien  von  88  beob- 
achteten Arten  nur  9,  in  Salzburg  von  87  nur  3  u.  s.  w.  Bei  allen  übrigen  der  17  Stationen  ist  die  Zahl  der 
beobachteten  Arten  schon  im  Allgemeinen  eine  viel  zu  geringe. 

Es  ist  hiernach  einleuchtend,  dass  ich  mich  mit  gewöhnlichen  Mittelwerthen  der  Erscheinungszeiten 
begnügen  musste.  Es  entsteht  daher  die  Frage,  wie  gross  der  mittlere  Fehler  ist,  welcher  dabei  unterlief.  Um 
denselben  kennen  zu  lernen,  habe  ich  alle  Einzelnbeobachtungen  von  den  entsprechenden  Mittelwerthen  aller 
17  Stationen  für  jede  mehr  als  zehn  Jahre  hindurch  beobachtete  Art  abgezogen  und  auf  diese  Weise  die 
mittleren  Abweichungen  der  Einzelbeobachtungen  von  den  Nornialwerthen  erhalten.  Selbstverständlich  variiren 
diese  nach  den  Stationen  und  Arten  nicht  periodisch  und  periodisch  nach  den  Monaten,  letzteres  in  der  Vor- 
aussetzung einer  genügenden  Zahl  von  Beobachtungen.  So  ist  die  erste  Erscheinung  des  kleinen  Kuhauges, 
Coenonym-pha  Pam]j]iilusj  von  Herrn  J.  Otto  in  Brunn  an  folgenden  Tagen  beobachtet  worden. 


1859  am  29—4  -v7 

1860  „      4-5  -+-2 

1861  „      9-5  -.3 

1862  „    28—4  ^-8 


1864  am  16—5  —10 

1865  „      8-5  —  2 

1866  „      6—5  ±  0 

1867  „    10-5  —  4 


1863    „      5—5     -t-1        i        1868     „      1- 5     -+-  5 

Diese  Beobachtungen  geben  den  Mittelwerth  6  —  5.  Werden  hievon  die  Erscheinungszeiten  abgezogen, 
so  erliält  man  die  neben  denselben  ersichtlichen  Unterschiede  oder  Abweichungen.  Die  Summe  der  positiven 
Abweichungen  ist  -t-23,  die  der  negativen  — 19,  die  Summe  beider  ohne  Rücksicht  auf  das  Zeichen  +42 
und  die  mittlere  Abweichung  (mittlere  Veränderlichkeit)  42:10^=4.2  d.  h.  ein  einjähriges  Datum  ist  bis 
auf  ±4  Tage  sicher. 

Auf  diese  Weise  lässt  sich  der  Werth  der  Eiuzelndaten,  welche  bei  den  seltener  vorkommenden  Arten  im 
folgenden  Register  die  Mittelwerthe  vertreten,  beurtheüen. 

Bei  den  Mittelwerthen  sind  nämlich  überall  die  Extreme  der  einzelnen  Jahre  angegeben,  aus  welchen  sich 
mit  Hilfe  der  mittleren  Abweichung  =  v  der  wahrscheinliche  Fehler  des  Mittels  nach  der  Formel 

1.195502... 

W  =  — : .  V 

1/2  M—1 

ableiten  lässt,  in  welcher  m  die  Zahl  der  Beobachtungsjahre  bedeutet,  welche  dem  Mittel  zu  Grunde  liegen.* 

Um  wenigstens  die   grössten   mittleren  Fehler  kennen   zu  lernen,   welche  bei  den  Mittelwerthen   der 

Erscheinungszeiten  unterlaufen  können,  wenn  sie  nur  aus  den  Beobachtungen  einiger  weniger  Jahre  abgeleitet 


1  Zeitschrift  der  österr.  Gesellschaft  f.  Meteorolog-ie,   1877,  S.  290. 

11* 


84 


Karl  F ritsch. 


werden,  so  habe  ich  die  fraglicheu  Fehler  für  zweijährige  Beobachtungen  durch  ein  directes  Verfahren  zu 
bestimmen  gesucht.  Ich  vereinigte  je  zwei  auf  einanderfolgende  Abweichungen  der  einzelnen  Jahre  in  ein 
Mittel  und  erhielt  so  für  jede  Station  und  Art,  für  welche  wenigstens  zehnjährige  Beobachtungen  =  «j  vor- 
lagen, m — 1  Abweichungen  vom  Normalwerthe,  deren  Mittel  den  mittleren  Fehler  zweijähriger  Beobachtun- 
gen darstellt.  Im  folgenden  Register  sind  die  Ergebnisse  dieser  Untersuchung  für  alle  Stationen  enthalten, 
an  welchen  die  Beobachtungen  wenigstens  zehn  Jahre  hindurch  angestellt  und  für  alle  Arten  der  Lepi- 
dopteren,  welche  solange  beobachtet  worden  sind. 

Hiernach  lässt  sich  die  relative  Verlässlichkeit  der  Beobachter  beurtheilen,  soweit  Beobachtungen  über 
gleiche  Arten  von  wenigstens  zwei  Stationen  vorliegen.  Aus  den  an  einer  und  derselben  Station  in  gleichen 
Monaten  augestellten  Beobachtungen  lässt  sich  bestimmen,  welche  Falter  die  Erscheinuugszeitcn  am  besten 
einhalten.  Obgleich  im  Allgemeinen  nicht  zu  verkennen  ist,  dass  die  in  die  ersten  Frühlingsmouate  fallenden 
Erscheinungszeiten  viel  grösseren  Schwankungen  unterliegen,  als  jene  der  Sommermonate,  so  waren  die 
Ergebnisse  dieser  Untersuchung  dennoch  nicht  zahlreich  genug,  um  den  periodischen  Verlauf  der  Schwan- 
kungen von  Monat  zu  Monat  mit  Sicherheit  zu  bestimmen  und  zwar  insbesondere  desshalb,  weil  die  mittleren 
Erscheinungszeiten  derselben  Arten  an  den  verschiedenen  Stationen  in  der  Regel  auf  dieselben  Monate  ialleu. 


Tabelle  I. 

Mittlere  Abweichung  der  Erscheinungszeiten   nach  ein-  (a)  und  zweijährigen  (h)  Beob- 
achtungen. 
Ausgedrückt  in  Tagen. 


März 


a       '     b 


April 


Mai 


.Juui 


Juli 


BrUnn .  .  . 
Rottalowitz 
Wien  .    .    . 


Salzburg . 


Brunn  . 


Brunn .  .  . 
Hansdnif.  . 
Kirchdorf  . 
Rottalowitz 
Salzburg-.  , 


Brunn 


Briinii  , 


Brunn  . 


Brunn . 


Brunn . 


Salzburg. 


Coenonympha  Pamphtlus 


_ 

. 

-H   4.2 

±    3.0 

. 

11.0 

8.7 

• 

.    :    7.4 

3.5 

. 

. 

• 

TLpinephele  Hyperanthus 

I     ■      I      •      :      •     I 
Epinephele  Janira 


Arge  Galathea 


8.51 


4-4 


3  8 


. 

7.1 

3-8 

±  4.3 
9.1 
7.1 

10.6 

5.2 

3.1 
7.7 
4.4 


Hipparchia  Medusa 

I      •       I       •       I       •       I 
Satyrus  Bri'sei's 

!      •      I      •      I      •      I 

Satyrus  Hermione 
t      •       I       •       1       •       I 

Satyrus  SemeL' 
I      •       I       •       I       •       I 

Neptis  Aceris 
I      ■       I       •       1       •       I 
Argynms  Aglaja 


10.9  7.7 


I        •        I 


6.4| 


9.7! 


6.0 


7.7 


5. 31 


7.71         ö .  6  I 


I        •        I 


15.01      11.8 


Jährliche  Feriode  der  Insectenfauna  von  Österreich-Ungarn. 


85 


März 


April 


Mai 


Juni 


Juli 


Brunn 


Brunn  . 


Briinn  . 


Briinn  . 


Briinn  . 


Briinn  . 


Biiilii 


Bärn  .  .  • 
Biala  .  .  . 
Briinn  .  .  . 
St.  Florian . 
Hausrtorf.  . 
Innsliruclc  . 
Leutsciiau  . 
Linz.  .  .  . 
Prag  .  .  . 
Rottalowitz 
Senftenberg 
Wien  .    .    . 


Biala  .  .  . 
Briinn  .  .  . 
Hausflcirf.  . 
Kirclidort'  . 
Leutsciiau  . 
Rnttalowitz 


Bärn  .  .  . 
Biala  .  .  . 
Briinn  .  .  . 
St.  Florian . 
Kirchdorf  . 
Leutsciiau  . 
Linz.  .  .  . 
Prag  . 
Rottalowitz 
Wien  .    .    . 


Bärn  .... 
Bludenz  .  .  . 
Briinn  .... 
St.  Florian  .  . 
Hausdorf. 
Kirchdorf  .  . 
Kremsmünster 
Leutschau  .    . 


-19.2  I 


Argynnis  Latonia 
|±  6.4  1+  5.4 
Argynnis  Faphia 


Argipi n is  Eupli rosin 

Argynnis  Dia 

•  I       -       I       • 
Melilaea  Didyma 

.       I       .       j       . 

Melitaea  Athalia 

•  I       • 
Vanessa  Atalanta 

±17.11        .        I        . 


Ö.7 


-1-  4.3  I  +   3.2  I 


11.4 


5.2  I 


4.6 


9.2 


3.4 


3.41 


4.7 


T 


anessa 


Atitioj^ 


oa 


G.4 

9.1 

12.2 
10.4 

10.0 

10.6 

11.8 

14-8 

9.0 

9.6 

16.0 

8.8 

10.3 

7.1 

6.3 

8.6 
6.5 
8.7 
11.4 
4.5 
4.9 
9.2 
5.2 
9.0 

Vanessa  Jo 


. 

12.8 

12.4 

10.3 

8.3 

16.1 
12.8 
12.0 
20.4 

11.7 
6.6 
8.9 

16.4 

• 
• 

Vanessa  Urticae 


12.0 
9.5 
10.3 
I  .'i .  2 
17-2 
13.0 
9.8 

12.4 


Ö.6 
6.8 
7.7 
7.6 
9.4 
7.0 
9.2 

8.0 


7.1 


12.  3 


3.4 


7.3 


Vanessa  l'olychloros 


11.6 

8.6 

11.5 

11.8 

8.7 

13.7 

7.0 
4.9 

8.8 

4.7 

6.1 

10.2 

10.4 
8.9 

7.2 
5.6 

86 


Karl  Fritsch. 


März 


Api-il 


Mai 


Juni 


Juli 


Linz.  .  .  ■ 
Prag  .  .  . 
Rottalowitz 
Wien  .    .    . 


Briinn  .  .  . 
Kirchdorf  . 
Prag  .  .  . 
Kottiilowitz 
Wien  .    .    . 


Brüun  .   .    . 
Eüttalowitz 


Haiisdorf. 
Wien  .    . 


Brunn . 


Brunn . 


Brunn .   .    . 
Rottalowitz 


Brunn  .   .    . 

Rottalowitz 


Briiiin  .  .  . 
Hiiusdorf  . 
Kirolidorf  . 
Kottaiowitz 


Brunn  .  .  . 
Hausdorf.  • 
Innsbruck  . 


Brunn  . 


Bärn  .  .  . 
Hausdorf  . 
Kirchdorf  . 
Kottaiowitz 
Wien  .    .    . 


Briinn .  . 
Hausdorf. 
Kirchdorf 
Prag  .  . 
Wien  .    . 


Rottalowitz 


-4-14.5 
5.6 

±11.4 
4.U 

• 

12.0 

7.4 

, 

• 

. 

8.6 

4.8 

- 

• 

Vanessa  C.  album 


5.7 

3.9 

+  12-0 
10.2 
22 .  5 
15.5 

+    7.2 

8.4 

15.2 

9.5 

\ 

• 

Polyontruatus  Bellargus 
Folyomniatus  lca)-u>> 


+   7.3    +   4.6 
10.2  5.6 


10.2  0.5 


Polyommatus  Arr/us 

j       .        I        .        I        .        I         5.9  I         3.8  I 

Polyotumatus   Virgaureae 
I       .  .        I        .        I         9.4!         4.6| 

l'olyonmiatus  l'hlaeas 

I       .        I        .        I        .        I     13. 7|        8.5| 

Thecla  linhi 

I        .         I  5 .  ö  I  4 . 4  I         .         I         .         I 


12.2  7.9 


Papilto  Podalirius 


• 

■ 

9.1 

6.2 

11.2 

8.2 
10.9 

8.8 
5.3 
8.3 

• 

i   •    I 


Papilto  iJac/iaOH 
8.7  5.7 

12.4  9.6 

Leucophasia  Sinapis 

.        I        7.11        4.3 

Pieris  Crataegi 


10.1'        7.8 


I        •        I 


Pieris  ßrassicae 

14.7 

9.7 

9.1 

7.0 

12.6 

8.0 

7.2 I         5.5 


14.2 


Pieris  Rajiae 

1       10. 5|        6.8|        .        I        .        I        .        1 


. 

+   7.8 
9.1 

+   6.5 
8.0 

12.8 

6.6 

• 

13.2 

8.2 

7.5 

4.7 

Jahrliche  Pe^i'ode  der  Insectenfauna  ?^o)i  Österreich-Ungarn. 


87 


März 


April 


Mai 


Juni 


Juli 


Prag    . 
Brümi . 


l'ieris  Naj)i 

I  ±10.8  I  ±  8.2  j 
Piei'i's  Daplidice 
•       I       •       1       ■       1 
7  ieris  Car damin  es 


5.7 


3.41 


Bludeiiz  .  . 
Brunn  .  .  . 
Kirchdorf  . 
Rnttalowitz 


Rtittnlowitz 


, 

_ 

8.4 

5.  7 

, 

, 

, 

8.2 

5.1 

, 

8.7 

6.5 

9.4 

5.1 

. 

• 

• 

Col/'as  Hyale 
•       I       •       I       ■       I 
Qonopteryx  Rhomni 


0.7 


3.81 


Bärn  .... 
Biala  .... 
Brunn  .... 

Cilli 

Hausdort'  .  . 
Innsbruck  .  . 
Kirclidorf  .  . 
Kreiusmiinster 
Leutscliau  .    . 

Linz 

Prag  .... 
Rottalowitz  . 
Senftenberg-  . 
Wien  .... 


±17.0 
5.1 
13.1 
14.7 
16.  S 
10.8 
16.3 
10.0 
10.3 

12.5 

17.6 

+  10.3 
2.3 
9.1 
9.3 
10.0 
6.5 
11.7 
5.6 
7.3 

S.4 

9.9 

7.9 

10.6 
7.1 

4.4 

7.4 
4.6 

Briinn . 


Brunn  . 


Syrichthus  Alveolus 

•       I       •       I       • 
Syrichthus  Tages 

I  ±  8 . 7  I  ±   6 . 3  I 
Hes])eria  Comma 


Britun  .    . 
Kirchdorf 


10.3  1 


5.7  I 


4.8 


3.3  1 


±11.5    ±   6.8 


Da  schon  zweijährige  Beobachtungen  befriedigende  Werthe  geben,  so  gilt  dies  um  so  mehr  von  drei- 
jährigen u.  s.  f. 

Eegister  der  Ersclieiiumgszeittüi. 


I.  SATYRIDAE. 
1.  Coenonymplia  Hb. 

1.  I'amphylns  'L.  Mai  bis  September  in  zwei  oder  wohl 
drei  Generationen. 

Admout  2^  =  (.l)  18—7. 

Bärn  (2)  29-5  (28-5  —  30—5), 

2  ^  =  (3)  7-7  (3-7  —  12-7). 
Briinn  (10)  6-5  (28—4—16—5), 

2yl  =  (5)  13-7  (27-6  —  21-7), 
Z=  (9)  22—10  (12—10  —  1  —  11). 
Budweis  (3)  16-5  (6-5  —  30—5). 
Gresten  (5)  20—5  (13-5—27-5). 
Innsbrucli  (4)  2-5  (23—4  —  10—5). 


Kaschau  (3)  16—5  (15—5  —  18—5). 
Kremsier  (5)  18-5  (12—5  —  20-5). 
Linz  (8)  8-5  (21  -4  —  26-5). 
Neutitschein  (3)  22—5  (15—5  —  30—5). 
Prag  (8)  24-5  (11-5  —  3-6), 

2.4  =  (5)  11-8  (4-8  —  28-8), 
^=(3)  (26-8  —  9-10). 
Rosenau  (5)  19-5  (2-5  —  20-5). 
Rottalowitz  (14)  27—5  (1-5  —  20-6), 

2^  =  (3)  10-8  (31—7  —  20-8). 
Salzburg  (6)  9-5  (28-4  —  30-5), 

2A  =  (9)  25-7  (12-7  —  17-8). 
Z=  (5)  16—9  (9-9  —  3-10). 
Senftenberg  (3)  1—6  (23-5  —  17-6). 


8S 


Karl  Fritsch. 


Taufers  (2)  20—5  (12-5  —  9-6). 
Wien  (14)  18—5  (1-5  —  30—5), 

Z=  (9)  5-10  (18—9  —  17-10). 
Kommt  also  auch  noch  im  October  vor. 

2.  Davuft  L.  Juni,  Juli. 

Gresten  (l).30-5. 

Innbruck  (1)  15—6. 

Salzburg  (6)  25-6  (12-6  —  12-7), 

Z=  (2)  25-7  (20-7  —  29-7). 
Senftenberg  (2)  14-6  (10-6  —  19-6). 

3.  Iphis  V.  Juni,  Juli. 

Brunn  (8)  10-6  (7  -6  —  20—6). 
Gresten  (2)  21-5  (21-5  —  22-5). 
Kascbau  (2)  6-6  (1—6  —  11—6). 
Neutitschein  (3)  11— 6  (4-6  —  22-6). 
Prag  (4)  26-6  (18—6  —  1-7). 
Kosenau  (6)  29—5  (19—5  —  9-6), 

^=(1)  3-9. 
Salzburg  (3)  (10-6  —  22-7). 
Wien  (6)  9-6  (25-5  —  24-6), 
^=(3)  (11-8  —  15-9). 
Kommt  also  auch  noch  im  August  und  September  vor. 

4.  Hero  L.  Mai  bis  Juli. 

Neutitschein  (3)  5— 6  (1  —  6  —  9—6). 

6.  Arcania  L.  Juni,  Juli. 

Brunn  (6)  30^5  (24-5—10-6). 

Hausdorf  (2)  6-6  (29-5  —  15-6). 

Linz  (2)  21-6  (12—6  —  1-7). 

Rosenau  (4)  11-6  (30-5  —  24-6). 

Salzburg  (9)  17-6  (3-6  —  12-7), 

2^  =  (6)  15-8  (2—8  —  16-9). 

Blieb  einmal  von  16—7  —  30  —  8,  in  einem  anderen  Jahre 
von  31—8—  16  —  9  aus,  scheint  somit  in  zwei  Gene- 
rationen vorzukommen. 

Wien  (2)  20—6  (13—6  —  27  —  6). 
Erscheint  somit  auch  im  August  und  September. 

*6.   Ainarijllis.    *Juli. 

Kessen  (1)  1  —  6. 

7.  Safyrion  Hrb.st.  Juli  (Alpen). 

Innsbruck  (1)  12-6. 

2.  Epiiiephele  Hb. 

8.  Hyperanthus  L.  Juli. 

Briinn  (6)  13-6  (8—6  —  20—6). 
Freistadt  (2)  5-7  (29—6  —  12—7). 


Gresten  (5)  13—7  (9—7  —  21—7). 
Kaschau(3)  30—6  (28—6  —  4—7). 
Linz  (4)  12—7  (4—7  —  19—7). 
Neutitschein  (.3)  24—6  (18-6  —  28—6). 
Rosenau  (4)  4— 7  (24-6  —  17— 7). 
Rottalowitz  (2)  26—6  (19—6  —  3—7), 

Z=  (1)  22—9. 
Salzburg  (10)  17-6  (7-6  —  7—7), 

Z=  (9)  22-8  (14-8  —  9—9). 
Senftenberg  (3)  5  —  7  (29—6  —  9—7). 
Wien  (3)  14-7  (27-6  —  26—7). 

Erscheint  somit  auch  schon  im  Juni,  dann  auch  noch 
im  August  und  September. 

9.  Janira  L.   Juni  bis  August. 

Admont  (7)  1—7  (23  —  6—  15—7). 

Bozen  Z  =  {))  12—10. 

Briinn  (10)  15—6  i^i—ij  —  25—6). 

Freistadt  (3)  21—6  {Ü,-Q  —  6—7). 

Gresten  (5)  17-6  (6—6  —  23—6). 

Linsbnick  (2)  12-6.  ' 

Kaschau  (3)  27—6  (25—6  —  28—6). 

Kirchdorf  (10)  (21  —  4!  —  10-7). 

Linz  (9)  19-6  (27-5  —  6-7). 

Neutitschein  (3)  24—6  (17—6  —  28—6). 

Prag  (6)  4-7  (23-6—3  -8), 

Z={4.)  17—9  (26—8  —  4-10). 

Rosenau  (5)  4—7  (24—6  —  15—7), 
;^=  (1)20-9. 

Rottalowitz  (5)  24—5  (1—5  —  31—5). 

Salzburg  d'  (8)  5—7  (14—6  —  22—7), 
?  (7)  14-7  (30—6  —  22-7), 
cf  Z=(p)  19-9  (13-9  —  1—10), 
?  ^=(5)26—9(12—9  —  19—10). 

Senftenberg  (5)  30-G  (24-6  —  3—7). 

Taufers  (2)  11—6  (11-6—12—6). 

Wien"  (8)  25—6  (28—5  —  15-7), 

Z=  (7)  5-  9  (26-8  —  24-9). 

Erscheint  somit  schon  im  Mai  und  selbst  im  April,  wenn 
die  Beobachtungen  zu  so  autfallcud  früher  Zeit  richtig 
sind.  Nach  meinen  Erfahrungen  sind  sie  mindestens 
zweifelhaft.  Die  Erscheinung  zieht  sich  übrigens  auch 
noch  über  den  September  und  October  hinaus.  Das 
frühere  Vorkommen  der  ^  (Salzburg)  ist  bemerkens- 
werth.  Die  9  erscheinen  etwa  zehn  Tage  spiiter. 

1  Eine    am    26  —  4  angeführte   Erscheinung   könnte   auf 
einem  Irrthum  beruhen? 

2  Wahrscheinlich  nur  9  •  c?  -E-  Eudora. 


Jährliche  Periode  der  Insectenfauna  von  Österreich-JJngarn. 


89 


10.  Lycaon  Rtb.   Juli.   (^Eudora  0.) 

Brunn  (3)  1(3  —  5  (0—5  —  20-5), 

2Ä  =  13-7  (29— (3  —  21-7). 
Innsbruck  (1)  13-7. 
Prag  (1)  30—5, 

2^  =  6-7  (3-7  —  9-7). 
Rosenau  (3)  23—7  (18-7  —  30-7). 
Wien  '  (6)  2— (3  (18—5  —  20—6). 

Z  =  (4)  28-8  (23  -8  -  2-9). 

Erscheint  somit  auch  schon  im  Mai  und  Juni,  dann  auch 
noch  im  Auguj^t  und  selbst  September,  wenn  nicht 
möglicherweise  Verwechslungen  mit  der  nahe  ver- 
wandten Janira,  besonders  (^,  stattfanden.  Hiernach 
dürft'?  auch  das  Vorkommen  in  zwei  (iencrationen  vor- 
läufig noch  der  Bestätigung  durch  weitere  Beobach- 
tungen bedürfen. 

3.  JParar(/n  Hb. 

Zwei  Generationen  im  Mai  und  .Juni,  und  wieder  Ende 
Juli  bis  oft  in  den  October. 

13.  Maera  L.  *Zweiui:il  im  Jahre.  Mai,  Juli,  August. 

Bregenz  (2)  24—5  (21—5  —  28—5). 

Briiun  (9)  3-G  (18-5—16-6). 

Freistadt  (5)  6-6  (24-5  —  21—6). 

Gresten  (4)  ':)-<o  (4—6  —  13—6). 

Innsbruck  2.4  =  (1)  12-7. 

Kaschau  (2)  20-5  (20-5  —  20—5). 

Neutitschein  2.4  =  (1)  1  —  7. 

Rosenau  (3)  (22-5  —  27-6). 

Salzburg 2  (9)  7-6  (29-5  —  22-6), 

2^  =  (7)  18-7  (29-6  —  7-8), 
3^  =  (2)  (30-8  —  26—9). 

Senltenberg  (3)  20-6  (12-6  —  30-6). 

Wien  (3)  22—5  (20-5  —  25-5). 
2.4  =  (1)  1-8. 

14.  Hiera  0.  Alpen.  *Erscheint  im  Mai  und  August. 

Rosenau  (3)  9-5  (29—4  —  18—5), 

2A  =  (1)  13—8, 

Z=  (1)  13—10. 
Salzburg  (2)  25—4  (24-4   -  29—4). 

Die  zweite  Generation  reicht  also  bis  October. 


1  Wahrscheinlich  grösstentheils  (^  von  Janira. 

-  In  einem  Jahre  erschien  der  Falter  wieder  am  26 — 9  , 
nachdem  er  seit  7  —  8  nicht  gesehen  worden  war,  in  einem 
anderen  am  30 — 8,  nachdem  früher  lange  schon  kein  Exemplar 
beobachtet  worden  ist.  Scheint  demnach  in  drei  Generationen 
vorzukommen,  wenigstens  in  manchen  Jahren. 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.    Cl.    XXXrX.  Bd. 


15.  Megaera  L.  *Mai,  Juli. 

Brunn  (8)  13—5  (7—5  —  23—5), 

2.4  =  (6)  14—7  (7-7  —  20-7), 
Z=(2)(19-8-  1-11!). 
Gresten  (4)  21—5  (15—5  —  28—5). 
Hausdorf  2.4  =  (4)  5—7  (26—6  —  20—7). 
Iglau  (2)  24-5  (24-5  —  24-5).  ; 

Innsbruck  (2)  14—5  (11—5  —  18—5). 
Kremsier  (5)  22—5  (16— 5  —  30—5). 
Linz  (3)  29—5  (20—5  —  7—6). 
Neutitschein  (3)  23—5  (15  —  5  —  1—6), 

2.4  =  (3)21-7  (16-7  —  28-7), 
Z=(l)  17-9. 
Prag  (3)  29-5  (26-5  —  2—6), 

2.4  =  (4)  22-7  (21-7  —  6-8), 
Z=(2)  (15-8  —  5-9). 
Rosenau  (3)  (8—5  —  9—6). 
Rottalowitz  (9)  31—5  ('12—5  —  21—6), 

(II)  (14-7  —  17-9).' 
Salzburg  24  =  (1)4-8. 
Senftenberg  (3)  30-5  (24-5  -  6-6),« 
2A  =  30-7  (22-7  -  7-8), 
Z=(l)  10-10. 
Wien  (2)  27—5  (21—5  —  4-6). 
2A  =  {2)  (13-7  —  4—8), 
Z={V)  26-9. 
Kommt  also  auch  im  August,  September  und  October  vor. 

16.  Egeri'a  L.   Mai,  August,  September. 
Agram  (2)  7-5  (3—5  —  12-5).^ 
Gresten  (5)  5—5  (20—4  —  11—5), 

2A  =  {1)  15—7. 
Innsbruck  =  2A  (1)    27—6!. 
Kaschau  (2)  13—5  (8-5  —  18-5). 
Kremsier  (3)  (14—4  —  20—5). 
Linz  (5)  4-5  (24—4  —  18—5), 

2J=  (1)  19-7. 
Neutitschein  (2)  21  -5  (21-5  —  21-5), 

2A  =  16-8  (15-8  —  18—8). 
Rosenau  (3)  17—5  (15—5  —  20—5), 

2.4  =  (2)  (17-7  —  9-8). 
Rottalowitz  (8)  13—5  (24-4  —  29-5), 

2.4  (9)  18-7  (19-6  —  19-8!), 
Z  =  (4)  29—8  (16-8  —  10-9). 

1  Theils  -lA,  theils  Z. 

2  Einmal  schon  2—4!. 

3  Einmal  23—3  !. 

12 


90 


Karl  Fritsch. 


Salzburg  (6)  10—6?  (29—5—  28—6), 
?2^  =  (1)  24—8. 

Senftenberg  (3)  (4—5  —  12—6). 

Wien  (5)  27-4  (17-4—11-5), 

2^  =  (4)  22-7  (3-7  —  6-8), 
Z  ==  (3)  2-9  (19-8  —  20-9). 

Die  zweite  Generation  beginnt  somit  schon  im  Juli. 

4.  Maniola  Scbr.  {Pararga  Hb.) 

17.  Dejamra  \j.  Juli. 

Brunn  (5)  12-6  (8-6  —  21—6). 
Gresten  (2)  15-6  (11— 6  —  19-6). 
Neutitsehein  (2)  17—6  (13-6  —  21-6). 
Salzburg  (7)  26—6  (4—6  —  11—7), 

^=  (3)  28-7  (19-7  —  7—8). 

Erscheint  somit  schon  im  ,Iuni. 

5.  Hipparchia  Fbr.  (^Ärge  B.) 

18.  Oalathea  L.  Juni,  Juli. 

Agram  (2)  (3-5  —  28—5). 
Bärn  (5)  8—7  (30-6—20—7). 
Brunn  (10)  22—6  (13-6  —  5—7). 
Freistadt  (4)  6—7  (26  —  6  —  11  —  7). 
Gresten  (4)  26—6  (18—6—  1—7). 
Hausdorf  (10)  8  —  7  (30—6  —  20—7), 

Z=   (1)  30—8. 
St.  Jakob  (7)  15-7  (8-7  —  30-7), 

Z=  (2)  1-9  (29—8  —  4—9). 
Kaschau  (4)  25-6  (20—6  —  28—6). 
Kirchdorf  (15)  7  —  7  (16-6  —  4—8). 
Kremsier  (3)  4—7  (21—6  —  18  —  7). 
Linz  (5)  19-6  (23—5  —  4—7). 
Melk  (4)  19-6  (12-6-23—6). 
Neutitsehein  (3)  29—6  (20-6  —  4—7). 
Prag  (4)  15—7  (30-6  —  5—8), 

Z=  (3)  15—8  (25—7  —  22-8). 
Rosenau  (5)  4—7  (19—6  —  15  —  7), 

if=  (1)9-8. 
Rottalowitz  (18)  9—7  (_24— 6  —  23—7), 

Z=  (7)  9—8  (24—7  —  30—8). 
Salzburg  (12)  21—6  (10—6  —  13—7), 

Z={\V)  3-8  (22-7  —  20-8). 
Senftenberg  (4)  9—7  (5—7  —  13—7). 
Wien  (8)  23-6  (10-6  —  9—7), 

Z^  (5)  16-7  (30-6  —  6-8). 
Wilten  (2)  (29-5  —  30—6). 


Kommt  somit  schon  im  Mai  und  auch  noeli  im  August 
vor.  lu  Bania  und  Huszth  wurde  der  Falter  einmal 
sogar  schon  in  der  ersten  Aprilhälfte  beobachtet. 

6.  EreMu  Bd.  (^Hipparchia  Fbr.) 
Nur  eine  Generation. 

20.  Nerine  Tr.  Östliche  Alpen,  4000'  hoch.  *AugU8t, 
September. 
Trotzberg  (1)  18—7. 
Fliegt  somit  auch  schon  im  Juli. 

22.  Go?-/7e  Esp.  Alpen  von  4000— 8000'. 
Trotzberg  (1)  13—8. 

23.  Prowoe  Es p.  Arachne  Yi..  ii.  Alpen  2000— 6000'. 
Juli,  August. 

Trotzberg  (1)  7— 8. 

25.  Manto  V.  Auf  höhereu  Alpen, 
lunsbruck  (1)  29—5. 
Kesmark  (1)  26—6. 

28.  Medea  V.  Juli,  August. 

Brunn  (9)  29—5  (9—5  —  5—7!), 

Z=.(2)  (28-7—  19-8). 

Gresten  (2)  30-5  (25-5  —  4—6). 

Pnig  (2)  6-6  (6—6  —  6-6), 

Z=  (3)  23—8  (14—8  —  4—9). 

Salzburg  (8)  27—7  (15—7  —  21—8), 

Z=  (5)  13-9  (]— 9  — 30— 9). 

Wenn  dieser  Falter  bei  der  ersten  Erscheinung  in  Salz- 
burg nur  im  Juli ,  an  den  übrigen  Stationen  zwar 
schon  Ende  Mai,  aber  nur  um  diese  Zeit  beobachtet 
worden  wäre,  so  könnte  man  auf  zwei  Generationen 
schliessen.  Eine  Verwechslung  mit  einer  anderen  Art 
ist  aber  ebenfiiUs  nicht  leicht  zulässig.  Ich  finde  es 
desshalb  angezeigt,  auch  die  Eiuzelnbeobachtungen 
anzuführen. 

Innsbruck  (1)  25 — 7. 

Kremsier  (1)  30 — 5. 

Senftenberg  (1)  21-6. 

Trotzberg  (1)  17—7. 

Wilten  (1)  27—5.   (1)  29—7. 

Auch  nach  diesen  Daten  bleibt  die  Frage  eine  offene. 
Der  Falter  ist  also  schon   Ende  Mai  und  im  Juni,  dann 
auch  noch  im  September  beobachtet  worden. 

29.  Ligea  L.  Juni,  Juli. 
Bregenz  (1)  1  —  7. 

Freistadt  (2)  5  —  7  (30—6—  11—7). 
Hausdorf  (4)  3—7  (8  -  6  —  26-7). 
St.  Jakob  (1)  12—7. 


Jährliche  Periode  der  Insectenfauna  von  Österreich-Ungarn. 


91' 


Innsbruck  (1)  8—6. 

Leutscliau  (1)  30—5. 

Linz  (1)  6—8. 

Neutitschein  (1)  27—7. 

Rosenau  (1)  7  —  6. 

Salzburg  (5)  5—7  (26—6  —  2o—l\ 

Z=  (4)  9-8  (20-7  —  1-9). 

Senftenberg  (2)  10—7  (9—7—  12—7). 

Trotzberg  (1)  17  —  7. 

Zu  den  Monaten  des  Vorkommens  wäre  demnach  jeden- 
falls auch  noch  Augnst  zu  zählen. 

30.  Euryale  Esp.  Juli,  August. 

Bregenz  (1)  19—7. 

Trotzberg  (1)  7-8. 

32.  Pyri-ha  V.  Alpen  von  3000'  auf.  Juli,  August. 
Salzburg  (1)  28-6.' 
Trotzberg  (1)  11—8. 

34.  I'harte  E-sp.  Alpen  von  4000'  auf.  *Juli,  August. 
Innsbruck  (1)  25—7. 

Trotzberg  (1)  11  —  8. 

35.  Melampus  Fsl.  Alpen  etc.  *Juli,  August. 
Trotzberg  (1)  11—8. 

39.  Medusa  V.  Mai,  Juni. 

Brunn  (10)  19- -5  (3—5  —  12—6). 
Hausdorf  (4)  7—6  (30—5  —  15—6). 
Innsbruck  (2)  15—6  (12—6  —  18—6), 

■?2^  =  (1)  4—8. 
Kaschau  (2)  21-5  (20—5  —  23—5). 
Kirchdorf  2. J  =  (1)  2—8, 

Z={1)  9-9. 
Rosenau  (5)  26—5  (17—5  —  14—6), 

Z=  (1)3—9. 
Rottalowitz  (3)  6—6  (29—5  —  20-6). 
Wilten  2.1  =  (12—7  —  9-8). 

Scheint  demnach  in  zwei  Generationen  vorzukommen , 
und  desslialb  auch  noch  im  Juli,  August  und  selbst 
September.  Übrigens  gelten  dieselben  Bemerkungen, 
wie  bei  E.  Medea. 

8.  Satyriis  Latr. 
43.  Briseis  L.  Juli,  August. 

Brunn  (10)  16—7  (1  —  7  —  4—8). 

Neutitschein  (1)  22  —  7. 

Prag  (3)  22-7  (14-7  —  29-7), 

j?=  (3)  28-8  (;i4— 8  —  23—9). 

1  Am  Gaisberg. 


Rosenau  (1)  13—8. 

Wien  (3)  13-7  (9—7  —  18—7), 

Z=17— 8  (4-8  —  26-8). 
Kann  demnach  auch  noch  im  September  vorkommen. 

44.  Hermione  L.   Juli,  August. 

Brunn  (10)  3—7  (13-6  —  24-7), 

Z=(])  13-9. 
Rosenau  (4)  15—7  (12—7  —  20—7), 

^=(1^27-8. 
Salzburg  .i'  (1)  11  —  7. 
Wien  (3)  10—7  (18-6  —  25—7). 

Kann  also  auch  schon  im  Juni  und  noch  im  September 
vorkommen. 

45.  Älcyone  V.  Juli,  August. 

St.  Jakob  (2)  31—5  (26—5  —  6—6)?, 

Z=(l).30-9. 
Wien  (5)  16—7  (24—6  —  10—8). 

Z=(2)  11-9  (7-9  —  15—9). 

Die  Erseheinungszeit  reicht  also  auch  in  den  September 
hinein. 

46.  Semele  L.  Juli,  August. 

Brunn  (10)  -ICi-Q  (12—6  —  6  —  7). 
Innsbruck  (2)  (15  —  6  —  5  —  7). 
Neutitschein  (3)  10—7  (2—7  —  15-7). 
Prag  (1)  19—6, 

Z=  (2)  8-8  (4-8  —  12-8). 
Rosenau  (5)  10-7  (1-7  —  15—7), 

;?=(1)5-10!. 
Rottalowitz  Z=  (1)-15  — 9. 
Wien  (2)  5-8  (4-8  —  6—8), 

Z^  (3)  3—9  (23—8  —  22-9). 

Kommt  also  auch  schon  im  Juni  vor,  dann  auch  noch  im 
September  und  Anfangs  October. 

47.  Arethusa  V.  *Juli. 

Brunn  (5)  10—7  (2—7  —  18  —  7). 
Wien  (2)  29-7  (27-7  —  2— 8),^ 
2-=.  (1)7-9. 

Fliegt  auch  noch  im  August  und  in  den  ersten  September- 
tagen. 

49.  Cordula  F.  *Jiili. 

Wurde   von   meinem    Sohne    Karl   Fritsch   bei  Bozen 
Ende  Juli  nicht  selten  getroffen. 


I  Wegen  zu  grosser  Entfernung  (bei  Baden)  der  Anfang 
wahrscheinlich  zu  spät  beobachtet. 


12 


92 


Karl  Fritsch. 


50.  Phaedra  L.  Juli,  Aug:ast. 

Brunn  (9)  16—7  (10-7  —  30-7). 
Kaschau  (3)  27-7  (23-7  —  30-7). 
Eosenau  (2)  24—7  (20—7  —  28-7). 
Salzburg  (9)  18-7  (3—7  —  2-8), 

Z^  (7)  7—8  (28-7  —  13-8). 
Wien  (2)  31-7  (30—7  —  2—8). 

51.  Circe  F.  Juli,  August,  {l'roserpina  F.) 

Brunn  (9)  1  —  7  (16—6  —  18—7), 
Z=i^2)  2-9  (1-9  —  3—9). 

Freistadt  (4)  20-7  (12— 7  —  27-7). 

Linz  (2)  (8-7  —  26-7). 

Eosenau  (4)  9—7  (1  —  7—  15  —  7). 

Eottalowitz  (4)  16—7  (5—6  —  8  —  8), 

Z={A)  26-8  (19-8  —  8-9). 

Wien  (3)  9-7  (27-6  —  17—7), 

Z=  (2)  25-8  (23—8  —.27-8). 

ri.  NYMPHALIDAE. 

9.  Apatiira  F. 

(51.)  Iris  L.  Juli. 

Agram  (_')  25—5  (22-5  —  1:8-5)!. 
Biala  (8)  27-6  (8-6  —  20-7), 

Z={1)  30—8. 
Brunn  (8)  21-6  (8—6  —  26—6). 

Z=(3)  29—7  (25—7  —  2—8). 
Cilli  (3)  20—6  (13-6  —  24—6). 
Freistadt  (3)  15—7  (6—7  —  27—7). 
Gresten  (5)  25—6  (27  — 6  —  6  —  7). 
Kaschau  (3)  3-7  (27-  6  —  7  — 7). 
Kirclidorf  (6)  6—7  (25-6  -  23-7). 
Linz  (6)  29—6  (5—6  —  16—7). 
Neutitschein  (3)  1  —  7  (25—6  —  2—7). ' 
Eosenau  (5)  3-7  (18-6  —  14—7). 
Eottalowitz  (7)  2  —  7  (3—6  —  2  —  8). 
Salzburg  (9)  7— 7  (25-6  —  29—7), 

Z=  26-7  (18-7  —  14—8). 
Troppau  (2)  13-7  (8-7  —  18-7). 
Wüten  (2j  1  —  7  (1-7  —  2-7). 

Kommt  also  auch  im  .Juni  und  Aug-ust  vor.  Auffallend 
ist  da«  Erscheinen  in  Agram  schon  Ende  Mai.  Von 
Kekas  bei  Temesviir  wird  eine  Erselieinung  sogar 
schon  am  7 — 4  angeführt! 

1   Var.  Jo!e  (2)  2—7  (-28-6  —  6  —  7). 


52.  llia  C.  *Juli. 

Brunn  (8)23-6  (8—6  —  7-7).  i 

Z==(4)30-7  (25-7  —  2-8). 
Budweis  (2)  (15—6  —  27—7'). 
Kaschau  (2)  2—7  (30—6  —  4—7). 
Kirchdorf  (3)  (14—6  —  10  —  8). 
Melk  (2)  9-6  (8-6  —  10—6]. 
Neutitschein  (3)  3—7  (23-6  —  12-7). 
Eosenau  (6)  26—6  (8—6  —  15—7). 
Wien  (2)  19—6  (19—6  —  20—6). 
Erscheint  somit  auch  Im  Juni  und  August. 

10.  JS^eptis  F. 

Flugzeit  im  Juni  und  Juli. 

54.  Aceris  L.  *Juui. 

Brunn  (10)  26-5  (9-5  —  7-6). 

Kaschau  (3)  19—5  (13—5  —  26—5). 

Eosenau  (4)  (17-5  —  10-8), 

Z={2)  5-9  (3-9  —  8—9). 

Kommt  demnach  schon  im  Mai  und  selbst  noch  im  August 
und  Anfangs  September  vor.  Zwei  Generationen? 

55.  Lucilla  F.  *Jiini,  Juli. 

Bregenz  (2)  30—6  (27—6  —  3  —  7). 
Kirchdorf  (1)  8_7. 
Eosenau  (1)  21  —  7. 
Wien  (1)  24-6. 

11.  Limenitis  F. 

56.  Canulla  F.  Juli,  August. 
Bregenz  (1)  10—8. 
Innsbruck  (2)  (19-6—  13-7). 
Trotzberg  (1)  17  —  7. 

Wien  (3)  9—6  (3—6  —  21—6). 
Erscheint  auch  schon  im  Juni. 

57.  tSibf/i/a  L.  Juni,  Juli. 

ISrünn  (8)  24-6  (9  —  6  —  4—7). 

Innsbruck  (2)  1—7  (24—6—  7  —  7). 

Linz  (4)  19-6  (11—6  —  24—6). 

Neutitschein  (2)  18—7  (10—7  —  26—7). 

Eosenau  (3)  21  —  7  (14—7  —  30— 7). 

Salzburg  (6)  4-7  (20—6  —  23—7), 

Z=  (5)  19-8  (3-8  —  7—9). 

Senftenberg  (2)  13-7  (9-7  -  18-7). 

Die   Flugzeit    erstreckt    sieh   demnach    auch   über    den 
August  hinaus. 

1   Var.   Clyfie  (5)  26  —  6  (20— 6— 5-7).     Z  =  (2)  30—7 
(28—7  —  2-8). 


Jährliche  Periode  der  Insectcnfauna  von  Österreich-Ungarn. 

60 


93 


58.  l'opuU  L.  Juni,  Juli. 

Agram  (2)  2—6  (28-5  —  7-6). 
Biala  Z  =  {\)  10-9. 
Brunn  (9)  12-ti  (1—6  —  20—6). 
Freistadt  (3)  1  —  7  (30—6  —  4-7). 
Gresten  (3)  15—6  (12—6  —  19—6). 
Hausdorf  (2)  17  —  6  (12—6  —  23-6). 
Ig-lau  (2)  24-6  (22-6  —  27-6). 
Linz  (7)  14  —  6  (5—6  —  2G  — 6). 
Neutitscliein  (2)  17—6  (15-6  —  20  —  6). 
Rosenau  (3)  (11—6  —  18—7). 
Salzburg  (^3)  26-6  (19-6  —  lU -7), 

Z  =  (l)  5-8. 
Senftenberg  (2)  24-6  (21—6  —  27-6). 

Die  Flugzeit  erstreckt  sieh  demnach  ebenfalls  über  den 
August  hinaus. 

12.  Argynnis  F. 

In  den  Sommermonaten.    Euphrosyne ,   Selene,    Dia  und 
Latom'a  mit  zwei  Generationen. 

59.  Äglaia  L.  Juni  bis  August. 

Agram  (2)  9-5  (7-5  —  12-5)!. 
Bärn  (7)  4-7  (19-6  —  19-7). 
Brunn  (9)  14—6  (9—6  —  23—6). ' 
Gresten  (5)  7— 6  (3— 6  —  15  — 6). 
Hausdorf  (6)  1-7  (16—0  —  10—7). 
St.  Jakob  (2)  6-7  (2-^7  —  10-7). 
Iglau  (2)  26  —  6  (25—6  —  28—6).- 
Innsbruck  (2)  18  —  6  (13-6  —  23—6).=* 
Kaschau  (3)  27-6  (13  —  6—  11-7). 
Neutitschein  (2)  2-7  (30-6  —  4—7). 
Prag  (3)  (18-6  -  11—8). 
Rosenau  (4)  21  —  6  (11—6 —  1—7). 
Rottalowitz  (13)  (2  —  5  —  4-8), 

^=(9)  (13—7  —  22—10). 
Salzburg  (10)  5—7  (9—6—  1—8), 

2^=1-8(21-7—  18-8). 
Senfteuberg  (3)  30-6  (25—6  —  5—7). 
Wien  (3)  17—6  (15-6  —  13—7), 

Z=  (4)  25-9  (2-8  —  10—9). 

Würde  hiernach  von  Mai,    wenn  nicht  schon  April  bis 
October    vorkommen ,    was    auf    zwei    Generationen 

schliessen  liesse. 

i  (1)  9—5. 
^  (1)  20—5. 
■3   (1)  12—4! 


Juli,  August. 


Adippe  L. 
Briinn  (7)  10—6  (16—5  —  26—6). 
Rosenau  (2)  6  —  7  (28—6  —  14—7). 
Salzburg  (7)  23-6  (2-6  _  ll_7), 

Z={A)  20-8  (4-8  —  3-9). 
Wien  (2)  24—6  (21—6  —  27—6). 

Die  Erscheinungszeit  eistreckt  sich  von  Mai  bis  Anfangs 
.■^ei)tembei-,  und  würde  walirseheinlich  mit  jener  bei 
A.  Aglaja  conciirrircn ,  wenn  eben  so  viele  Beobach- 
tungen vorl.-igeii. 

61.  ISliobe  L.  Juni,  Juli. 
Bregenz  (1)  24—7. 

Brunn  (5)  5—6  (27—5  —  20—6). 
Freistadt  (2)  11  —  7  (11—7  —  12—7). 
Gastein  (1)  9—7. 
Linz  (1)  12  —  6. 
Mistek  (1)  2—6. 
Neutitschein  (1)  7  —  7. 
Rottalowitz  (1)  27—5. 
Salzburg  (3)  (22—6  —  22—7). ' 
Wien  (3)  23-6  (17—6  —  28-6). 

62.  Latonia  L.  Mai,  Juli  bis  September. 

Admont  (8)  3—5  (15-4—  19-5). 
Agram  (3)  24—5  (17—5  —  3-6). 
Biala  (8)  28—4  (19-3!  —  20—5), 

2.1  =  (8)  8—7  (15-6  —  20-7), 
Z={1)  17—9  (6-9  — .30-9). 
Brunn  (10)  20-4  (7-4  —  11—5), 

2A  =  (10)  7—7  (20-6  —  25-7), 
Z=  (7)  28—10  (20—10  —  2-11). 
Budweis  (.3)  13-4  (8—4  —  16-4). 
Cilli  (2)  30—3  (26—3  —  3-4). 
Gresten  (4)  12—5  (9—5  —  16—5). 
Hausdorf  (4)  (25— 3  —  24-6). 
St.  Jakob  2A  =  (6)  20-6  (9—6  —  4—7).» 
Innsbruck  (4)  22—4  (28-3  —  10—5), 

2.4=  19—7  (12—7  —  27—7). 
Kaschau  (3)  (22—4  —  8—6). 
Kessen  (2)  15-5  (11—5  —  19-5), 

2^  =  (1)  8-7. 
Kirchdorf  (12)  (6—4  —  12—7). 
Kremsier  (2)  28—4  (27—4  —  30-4), 

2.4=  (1)  17-6. 
LembergZ=(l)  26-9. 

4  Mittlere  Seehühe  780    M. 
2  (1)  14—3. 


94 


Karl  Fritsch. 


Leutschau  (6)  (5— 4  —  2—6). 
Linz  (6)  24-4  (9-4  —  17-5), 

A  =  (3)  2-7  (25-6  —  7-7), 
Z={2)  (21-10  —  21-11). 
Melk  (2)  (11-4— 16-5). 
Neutitschein  (3)  9- 5  (25—4  —  22—5), 
2^1  =  (2)  (10—7  —  5—8), 
Z=(2)  (13-9  —  3—10). 
Prag  (8)  (17-4  — 27-7), 

Z=(3)  10-10(30-9  —  16-10). 
Rekäs  (2^  7-5  (6-5  —  9-5). 
ßosenau  (3)  27—4  (18—4  —  9-5), 

2.4  =  (3)  24-6  (15—6  -  6-7), 
Z=(2)  (4—10—2—11). 
Rottalowitz  (11)  (13—5  —  18—7), 

Z=(8)  2— 10(5- 9  — 26— 10). 
Salzburg  (3)  15-4  (9—4  —  24-4), 

2A  =  (8)  12—7  (15—6  —  25—7), 
Z={A)  13—10(7-10—19-10). 
Schässburg  (2)  28-4  (27-4  —  30-4). 
Seuftenberg  2.1  =  (1)  15-7, 

^=(1)  21—9. 
Taufers  (2)  3—4  (3-4  —  4-4). 
Troppau  2.4  =  (11—6  —  8—7). 
Wien  (5)  12—4  (1-4  —  20-4), 
24  =  21-  6.(7—6  —  10-7), 
^=  (8)  7—10  (27—9  —  15—10). 
Wilteu  2.4  =  (3)  (23-5—  8-7), 
Z=  (3)  (^14—9  —  23-10). 

Die  erste  Periode  des  Ersclieinens  beginnt  demnach 
schon  mit  April,  die  zweite  mit  Juni  (wenn  nicht  noch 
die  erste  so  weit  reicht)  und  erstreckt  sich  über  den 
October  und  selbst  November. 

63.   l'ajjhi'a  L.  Juni  bis  .\ii8iist. 

Agram  (2)  15—5  (12-5  —  28-5)!. 

Biala  (5)  19—4  (30—3  —  13-5)!!, 
?24  =  3—7  (10—6—  15—7), 
Z  =  (6)  28—8  (J5-8  —  30-8). 

ßregenz  (2)  20—7  (15  —  7  —  26  —  7). 

Brunn  (10)  24— 6  (8— G  —  7  — 7), 

Z={2)  20-8  (15—8  —  25-8). 

Freistadt  (3)  (26— 6  —  27—7). 

Gresten  (4)  26—6  (17-6  —  2-7). 

Hausdorf  (5)  30—6  (1 1_6  —  12—7). 

St.  Jakob  (4)  6  — 7  (18— 6  —  15—7), 
Z=(l).30-9. 


Innsbruck  (3)  8-7  (30-6  —  18-7),' 

2r==  (1)30-8. 

Kasehau  (2)  .30—6  (27  —  6  —  3—7). 

Kessen  (2)  21—7  (21  —  7  —  22-7). 

Kirchdorf  (8)  20—6  (15— 5!  —  16—7). 

Linz  (7)  9—7  (28—6  —  18—7). 

Neutitschein  (3)  1  —  7  (27  —  6  —  5—7), 

Prag  (3)  (25-6  —  29—7),« 

Z=  (3)  25-8  (21-8  —  28-8). 

Rosenau  (3)  15—6  (11—6  —  23—6), 

Z=(l)  8-9. 

Rottalowitz  (9)  10-7  (25— 6  —  29-7), 

Z  =  (7)  27-8  (10-8  —  21-9). 

Salzburg  (9)  6—7  (14—6  —  1—8), 

Z  =  {A)  21—9  (12-9  —  7-10). 

Senfteuberg  (5)  11  —  7  (6—7  —  16  —  7). 

Steyr.'» 

Wien  (5)  26—6  (16-6—19-7), 

Z=(4)  30-8  (19-8  —  10—9). 

Wilten  (3)  30—5  (23—5  —  8-6)!, 

•?24  =  (3)  7-8  (30-7  —  12-8), 

Z=  (1)23-10!. 

Scheint  ebenfalls  in  zwei  Perioden  vorzukommen,  von 
welchen  die  erste  schon  im  April  beginnt,  und  sich  die 
zweite  selbst  noch  über  den  .September  und  October 
erstreckt. 

64.  Vandora  V.  Juni. 

Brunn  Z=  (1)  29—9. 

Kessen  (1)  19-7. 

Neutitscbein  (1)  5—8, 

if=(l)  7-10. 

Wenn  keine  Verwechslung:  mit  der  nahe  verwandten  A. 
Paphia  9  Stattfand,  welche  übrigens  wenig  wahr- 
scheinlich ist,  so  scheinen  beide  Arten,  abgesehen  von 
einer  Periode  der  Flugzeit  im  Frühjahre,  in  Bezug  auf 
die  Zeit  des  Vorkommens  übereinzustimmen. 

67.  Ino  Rtb.  Juli. 

Gresten  (4)  13-6  (12—6  —  16-6) 

Linz  (1)  29-5. 

Salzburg  (8)  14-6  (.30—5  —  26-6), 

(8)  5-7  (19-6  —  23-7). 
Die  Hauptfliigzeit  fällt  demnach  schon  in  den  Juni. 

68.  Thore  Hb.  Juli. 
Gastein  (1)  14—7. 

1  (I)  -26-4!. 

2  (1)  •>-— 4!. 

3  (1)  21—4!. 


Jährliche  Periode  der  Insectenfauna  von  Österreich-Ungarn. 

69.  l'ales  L.  Alpen  von  4500—8000'.'  Juli,  August 
Salzburg?  (])  17  — 7.* 


95 


Trotzberg  (1)  11  —  8. 

72.  Dia  L.  Mai,  Juli,  August. 

Brlinn  (10)  18—5  (30—4  —  20-6!), 

2A  =  (4)  10-8  (25-7  —  23-8), 
Z=(\)  30-8. 

Gresten  (4)  23-4  (13-4  -  8-5), 
Z=(l)5— 7. 

Innsbruck  (4)  4-5  (18-4  —  16-5). 

Kascbau  (2)  15—5  (13—5  —  16—5). 

Kremsier  (2)  (25—4  —  15—5). 

Linz  (3)  (11-5  —  29-7). 

Prag  (2)  16—5  (11—5  —  21—5), 

2A  =  (3)  13-8  (12-8  —  14-8), 
Z=(l)  28  —  8. 

Rosenau  (2)  (29—4  —  24—5), 

Z=i^2)  (3-9  —  5—11). 

Salzburg  (3)  10—4  (1-4  —  21—4), 

2^  =  (11)  14-7  (22-6—19-8), 
Z={b)  23-9  (13-9—1-10). 

Die  erste  Penode  beginnt  demnach  im  April ,  die  zweite 
im  Jimi  und  iimfasst  aucli  den  September  und  selbst 
October. 

13.  3Ielitaea  F. 

Die  Arten  im  Sommer  und  nur  in  einer  Generation. 

73.  Selene  V.  Mai  bis  August. 

Bluclenz  yl)  10—5. 
Bregenz  (1)  14  —  5. 
Brunn  (4)  11-5  (7-5  —  15-5). 
Hausdorf  (1)  3  —  5. 

Innsbruck  (2)  16—5  (16—5  —  16—5). 
Kaschau  (2)  26—5  (24—5  —  29-5). 
Kremsier  (4)  15-5  (6-5  —  29—5). 
Neutitscbein  (2)  23—5  (16-5  —  21-5). 
Prag  2^  =  (3)  26-7  (16-7  —  7-8), 
Z=  (2)  23—8  (21-8  —  25—8). 
Rottalowitz  (2)  29—5  (26-5  —  2—6). 
Salzburg  2^  =  (1)  28-7, 

Z={\)  19-8. 
Senftenberg  (1)  15—5, 

2^  =  (2)  (24-7  —  12-8). 

1  1458—2592  Meter. 

2  972  Meter. 


74. 


Wien  2A  =4—7, 

Z={\)  10-9. 
Kommt  wahrscheinlich  in  zwei  C4enerationen  vor, 

Euphrosyne  L.  Mai,  Juli,  August. 

BrUnu  (10)  10-5  (30—4  —  16—5). 

Innsbruck  (1)  21— 4. 

Kremsier  (1)  15  —  5. 

Linz  (4)  23-5  (19-5  —  29—5). 

Neutitscbein  (3)  18—5  (3—5  —  25—5). 

Nikolsburg  (1)  7  —  6. 

Rosenau  (5)  22-5  (10—5  —  8—6), 

2.4  =  (1)30—7, 

Z=   (1)  19—9. 
Rottalowitz  (6)  29—5  (12—5  —  2-6). 
Salzburg  (4)  1—5  (24—4  —  6-5), 

24  =  (1)  15-7. 
Senftenberg  (1)  22— 5, 

24  =  (1)  7-8, 
^  =  (1)  21-9. 
Taufers  (1)  13-5. 
Wien  (1)  14-5. 


75. 


77. 


Hecate  V.  Juni. 
Rosenau  Z=  (1)  18- 


-7. 


78. 


79. 


Wien  (1)  5—6. 

Didyma  Esp.  Juni,  Juli. 

Baumgartenberg  i^=  (1)  8  —  8. 
Brlinn  (10)  15-5  (9-5  —  31-5), 

2A  =  10-7  (4-7  —  20-7). 
Gresten  (4)  31—5  (25—5  —  8—6). 
Linz  (3)  25-5  (13-5  —  10—6), 
Prag  (2)  (18-6  —27-7). 
Rosenau  (.3)  20—5  (15—5  —  26—5), 

2^  =  (1)  9-7. 
Wien  2^  =  (1)  2—7, 
Z={1)  10-9. 

Erscheint  demnach  schon  im  Mai  und  selbst  noch  im 
August  und  September,  was  zwei  Generationen  anzu- 
deuten scheint. 

Trivia  V.  Juni,  Juli. 

Rosenau  (2)  22-5  (19-5  —  26-5). 
Wien  (1)  8—8. 

Oinxia  L.  Mai,  Juni. 

Brlinn  (9)  15— 5  (9— 5  —  25—5). 
Freistadt  (2)  8—6  (6-6  —  10-6). 


d^ 


Karl  Frttsch. 


Hausdoif  (6)  8— G  (29—5  —  18—6). 
St.  Jakob  (3)  10-6  (9—6  —  11-6), 

ir=(l)26— 9. 
Linz  (3)  23-5  (13-5  —  3—6). 
Rosenaii  (3)  30—5  (15-5  —  lG-6), 

2^=  (1)21-8. 

Eottalovvifz  (5)  24-5  (24—4  —  9—6). 

Wien  (2)  18-5  (15-5  —  21-5). 

Kommt  demnach  auch  im  Mai  und  selbst  schon  Ende 
April  vor,  und  fliegt  auch  noch  im  August  und  Sep- 
tember. Sind  ebenfalls  zwei  Generationen  wahr- 
scheinlich. 

80.  J'/<oebe  V.  Juli. 

Brunn  (6)  18— 6  (13- G  —  25-6). 

Innsbruck  (1)  30  —  7. 

Fliegt  demnach  auch  schon  im  Juni. 

81.  Athalia  Rtb.  Juni  bis  August. 

Brunn  (10)  26—5  (16—5  —  1  —  6). 
Gresten  (3)  28—5  (25-5  -  30—5). 
.  Linz  (3)  3-6  (26-5  —  27-6). 
Neutitschein  (2)  2—6  (1—6  —  4—6). 
Prag  (2)  11-7  (7—7  —  16—7)!. 
Kosenau  (4)  25  -  5  (1 1  -  5  —  1 1  -  6), 

Z={\)  13-7. 
Salzburg  (7)  6—6  (29-5  —  17-6), 

Z={\)  16-8.' 
Wien  (3)  29-6  (26-6  —  4-7), 

Z=  (3)  13-7  (9-7  —  17-7). 
Fliegt  auch  schon  in  den  letzten  Maitagen. 

83.  Vartlienie  Bk.  Juli.   (Aurelia  Nick.) 
Wien  (1)31-5. 

85.  Dictynna  E  s  p.  Juni,  Juli. 

Gresten  (2)  30-5  (30-5  —  31-5). 

Innsbruck  (1)  25—7." 

Salzburg  (7)  12-6  (31-5  —  7-7), 

;^=(4)4-7  (19-  G— 17— 7). 3 

86.  Aurinia  Rtb.  Mai,  Juni.  (Artemts  0.) 

Agrani  (2)  3—5  (3—5  —  3—5). 

Bregenz  (1)  16-5. 

Gresten  (3)  1-G  (15-5  —  12-6). 

Innsbruck  (1)  25—7.'' 

Salzburg  (6)  8-G  (3—6  —  17—6). 

1  Nach  langer  l'ausc  wieder  4  —  8  erschienen. 
-   Wahrseheinlieli  hoch  in  den  Alpen. 
3  Einmal  noch  2C— 8. 


88.  Chjnthia  V.  Juli  In  den  Alpen  zwischen  2500'  und 

der  Schneelinie. 

Salzburg  (2)  21-6  (21-6  —  22-6).  > 

89.  Matm-na  L.  Juni,  Juli. 
Bregenz  (1)  11-6. 

Brunn  (7)  10—6  (1  —  6—  18— G), 

Z={\)  14—7. 
Salzburg  (7)  7-G  (31—5  —  23—6), 
(6)  17— G  (8-6  —  15—7). 

14.  Vanessa  F. 

90.  Prorsa  L.  {Levatm  0.).  April,  Mai  und  wieder  im; 
Juli  und  August. 

Baumgartenberg  2^4  =  (1)  22 — 7. 

Briinn  (2)  10-4  (6  —  4  —  15-4), 
2.4=  (1)  11-7. 

Freistadt  2^1  =  (3)  5—8. 

Gastein  2^1  =  (1)  7—7. 

Gresten  (4)  9—5  (G— 5  —  17—5), 

2J  =  (5)  18-7  (30-6  —  9-8). 

Innsbruck  (1)  1 1  — 5. 

Krenisier  (1)  IG  — 5. 

Linz  (3)  30—4, 

2.4  =  (3)  S-7  (4-7  —  15-7). 

Salzburg  (2)  5-5  (28—4  —  12—5), 

2A  =  (9)  17-7  (4-7  —  10-8), 
^=  (8)  14-8  (28-7  —  2-9) 

Wien  (3)  27-4  (18-4—  10—5). 

91.  Cardui  L.    April,   Mai   und  wieder  im  Juli  undi 
August. 

Agrain  (3)  21-5  (7-5  —  3-6). 
Bania  (2)  (24-2  — G-4)!, 

2^  =  (14-6  — 12— 7), 
Z=  (2)  27-9  (20-9  -  5-10). 
Biala  (6)  23-4  (9-4  —  20-5), 
2.4  =  9-  7  (28—6  —  15—7), 
if=  4-9  (15-8—  15-9).« 
Brunn  (9)  8-4  (1-4  —  16-4), 

2A  =  (9)  2—7  (20-G  —  18-7), 
Z  =  (7)  27 - 10  (2- 10  —  2- 1 1),. 
Hausdorf  (8)  2-6  (16-5  —  27— G). 
St.  Jakob  (2)  (7-4  —  10-5), 
2A  =  (1)  20-7, 
Z={\)  7-10. 

1  Gipfel  des  Gaisberges  (4000').. 

2  (1)    11  —  11. 


Jährliche  Periode  der  Insectenfauna  von  Ö.sterreich-Üngarn. 


Ö7 


Iglau  (4)  28—5  (16-5  —  4-6), 

2^  =  (1)  28-7. 

Innsbrack  (2)  16-5  (9  —  5  —  25—5). 

Kaschau  (2)  28-5  (26-5  —  31-5), 

2A=  (1)  24—7. 

Kessen  2yl  =  (1)  25-7. 

Kirchdorf  (4)    20—5  (10—5  —  1—6), 

2vl  =  (3)  14-7  (3—7  —  21—7), 

Z=  (6)  30—9  (18-9  —  21-10). 

Leibitz  (2)  (3-5  —  27-5). 

Linz  (3)  (7—4  —  9-6), 

2A  =  {\)  15-7, 

Z={\)  22—10. 

Melk  (2)(7— 4  — 20-5). 

Neutitschein  (2)  12—5  (3—5  —  22—5), 

2A  =  (1)  20-7, 

Z=il)  29-9. 

Oberhaag  (2)  (22—3  —  12-4). 

Oravicza  (4)  24—2  (6—2  —  18—3). 

Prag  (4)  21—5  (19—4—18-6), 

2A  =  (5)  7-8  (25—7  —  20-8), 

Z=:  (2)  4-10  (30—9  —  9—10). 

E6kas  (2)  4-5  (1-5  —  8—5). 

Rosenau  (3)  4—6  (14-5  —  19-6), 

24  =  (3)  20—7  (9—7  —  5-8), 

Z=  (2)  (15-9 -2-11). 

Kottalowitz  (12)  7—6  (6—5  —  21—6. 

Salzburg  (2)  5—5  (3-5  -  7-5), 

24  =  (4)  11-8  (6—8  —  17—8), 

if=  (4)  15—10  (29—9  —  31  —  11). 

Senftenberg  (3)  24—5  (14-5—5-6), 

24  =  (1)  16-7, 

Z=(l)  23-9. 

Troppau  (2)  8—6  (8—6  —  9—6). 

Wien  (8)  18-5  (24—4  —  29—5), 

2A  =  (7)  23—7  (10—7  —  31—7), 

^=  (10)  14—10  (14-9  —  1-11). 

Wüten  ^=(1)  30—9. 

Die  Erscheinungszeiten  reichen  demnach  vom  Februar 
bis  Anfangs  November.  Die  erste  Periode  der  Flug- 
zeit (überwinterte  Exemphue  ?)  beginnt  mindestens 
zwei  Monate  früher,  und  die  zweite  reicht  eben  so  lange 
weiter  in  den  Herbst  hinein,  als  angegeben  ist. 

91.*  Atalanta  L.  Juni  bis  October. 

Admont  (7)  12—4  (28—3  —  25—4). 
Agram  (3)  9—6  (28—5  —  27—6. 
St.  Andree  Z  =  (1)  3—10. 

Denkacbriften  der  macbem.-aaturw.   Cl.    XXXIX.  Bd. 


Bärn  (2)  7  — 6  (4—6  —  10—6), 

2.4  =  (1)  15-8. 
Bania  (1)  6_4, 

Z=(\)  29—9. 
Biala  (10)  31-3  (20—2  —  24—4), 

24  =  (7)  21—7  (1-7-20-8), 
Z=  (9)  7—9  (20—8  —  30—9). 
Bludenz  (1)  6-4. 
Bozen  (2)  (13—4  —  12—6), 

Z=  (2)  (12—10  —  20—11). 
Bregenz  (1)  26-5, 

Z=  (2)  3—10  (30-9  -  7-10). 
Brunn  (9)  2-4  (25—3  —  13—4), 

2  4  =  19—6  (12—6  —  4—7), 
if  =  (10)  26— lu  (9—10  —  8—11). 
Budweis  (1)  5—2, 

24  =  (1)31— 7. 
Bugganz  (1)  14—5, 

24  =  (1)  24—7. 
Cilli  (3)  4-4  (3—4  —  6-4). 
Eperies  (1)  14—5. 
St.  Florian  (2)  (25-4  —  18—5). 
Freistadt  (1)  23—4. 

24  =  (1)  21-6, 
.^  =  (1)2- 11. 
Gastein  24  =  (1)  20—7, 
^=(1)  31—10. 
Gresten  24  =  3—8  (2—8  —  5—8), 

Z={1)  26—10. 
Grodek  (1)  19—4. 

Hausdorf  (7)  27—5  (14—5  —  4—6), 
24  =  (1)  9—8, 

Z=(b)  28—10(13—10  —  23—11). 
Huszth  (1)  15—3. 

St.  Jakob  (6)  2—6  (6—5  —  20—6), 
Z=(2)  (2-9  —  4-10). 
Iglau  (o)  3-5  (16—4  —  20—5). 
Iglö  24  =  (1)  15—6. 
Innsbruck  (4)  30—4  (12- 4  —  17  —  5), 
Z={2)  (12-10—10-5). 
Kalksburg  24  =  (1)  9-7. 
Kaschau  24  =  (2)  (12—6  —  16—7). 
Kesmark  (1)  10—5. 
Kessen  (1)  2—6, 

Z=(2)  17-10(16-10-  18—10). 
Kirchdorf  (1)  18—3, 

24-H^=  (15)  (5-6  —  28-10). 

13 


98 


Karl  Fritsch. 


Korneuburg  Z  =  {V)  1  —  11. 

Kreiusier  2.4  =  (2)  11-6  (7-6  -  15-6). 

Laibach  (1)  6—4. 

Lemberg  (1)  15—5, 

2i^=  23-10  (18— 10  —  28-10). 

Leutschau  (1)  26—3, 

2  ^4  =  (3)  9  -  6  (4—6  —  18-6). 
Linz  (7)  14-4  (25-3  —  4-6), 

2^=23—6(7—6  —  17—7), 
2r=(l)  17-10. 
Melk  (1)  23-3. 

Neusohl  (2)  30—3  (24—3  —  5—4), 
2^  =  5-6(1-6  —  9-6). 
Neutitschein  (2)  (28—3—16-4), 

2A  =  (2)  19-  7  (15-7  -  24-7), 
3^  =(3)  23-9  (17-9  —  30-9), 
Z=  (3)17-10(6-10  —  26-10). 
Oberhaag  2^  =  (1)  4-6. 
Oberschützen  (1)  4 — 4. 
Prag  (2)  29—4  (26-4  —  2—5), 

2A  =  15-6  (7-6  —  20-6), 
Z={A)  23-9  (31-8  —  15-10). 
Pressburg  (1)  1—4. 
Rekäs  (1)  3—4. 
Rosenau  (3)  (14—4—19-5), 

2^  =  28-6  (19-6  —  4-7), 
Z={2,)  9-11  (2—11  —  19-11). 
Rottalowitz  (6)  1—6  (13—5  —  16-6), 
24  =  2-8(7-7—  1-9), 
Z=(\G)  21—9  (1—9  —  3—11). 
Saifnitz  (1)  26-3. 
Salzburg  (6)  13-6  (29-5—2—7), 

2^1  =  27-7  (23-7  —  31  -7), 
Z^{A)  31-10(24-10  —  8-11). 
Schässburg  (1)  6—4. 
Senftenberg  (1)  15—5, 

2^  =  3—7  (13-6  —  17-7), 
^=(3)  (30—9  —  6—11). 
Tamsweg  (1)  6—5. 
Taufers  (2)  3—6  (2-6  —  5-6). 
Troppau  (3)  17 — 6. 
Wien  (2)  (4-4  —  9-5), 

2  JL  =  (8)  18—6  (1-6  —  14-7), 
2r=(10)  23—10(4—10  —  24-10). 
Wilten  (1)  5—4. 

Nach  meinen  Erfahrungen  sind  die  Perioden  des  Erschei- 
nens dieses  Falters  schwer  zu  fixiren ,   und   liabe  ich 


daher  diu  Beobachtungstrgebuisse  vollständig  ange- 
führt. 

Darnach  unterliegt  das  Erscheinen  überwinterter  Exem- 
plare keinem  Zweifel ,  da  schon  im  Februar  und  in 
allen  Frühlingsmonaten  Beobachtungen  vorkommen. 

Gleichwohl  wurde  an  nicht  wenigen  .Stationen  die  erste 
Erscheinung  erst  im  Juni,  also  zu  einer  Zeit  notirt,  in 
welclier  an  anderen  die  zweite  Periode  beginnt.  Au 
einigen  verzögert  sich  dieselbe  wieder  bis  in  den  Juli 
und  August. 

Nach  dem  Vorkommen  bis  tief  in  den  November  hinein 
kann  man  an  dem  Überwintern  des  Falters  ebenfalls 
nicht  zweifeln. 

92.  Atitio^a  L.    Juli  bis  September;   überwintert  im 
April. 

Admont  (7)  5—4  (15—3  —  20-4). 
Agram  (3)  (17-2  —  7-4), 

Z=  (2)  (25-10—  15-11). 
Arvavärallja  (4)  3-5  (22-4  —  1  —  6). 
Bärn  (11)  30-4  (^2-4  —  22—5), 
2A  =  (3)  (4-7  —  15-8). 
Biala  (10)  5—4  (19—3  —  24-4), 

2.4  =  (6)  10—7  (5—7  —  18-7), 
Z  =  {9)  30—8  (1-8  —  20-9). 
Bludenz  (9)  9-4  (16-3  —  2-5). 
Bozen  (4)  11—4  (29—3  —  4-5). 
Brünu  (10)  9—3  (6—3  —  13—4), 

2A  =  (10)  11—7  (25—6  —  1  -8), 
Z={1)  10—10(3—10  —  25—10). 
Budweis  (2)  16-5  (9—5  —  24-ri). 
Cilli  (5)  4-4  (13-3  —  17—5), 

Z={1)  13—10. 
Datschitz  (5)  14—4  (5—4  —  22-4), 

Z=(l)  24-12. 
St.  Florian  (12)  4—4  (23  -  3  —  26-4). 
Freistadt  (5)  5-4  (25-3  —  22—4), 

2A  =  il)  8-8. 
Gastein  (6)  15—4  (6—3  —  10-5), 

24  =  (1)  6-7. 
Gresten  (2)  26-3  (18-3  —  3-4), 

2A  (3)  =  29-7  (18-7  —  10-8), 
Z=  (1)  15-10. 
Hausdorf  (14)  7-4  (8-3  —  22—4), 

24  =  (1)  11-7. 
Hochwald  (2)  26-3  (21—3  —  1-4). 
St.  Jakob  (6)  9—4  (25—3  —  26—4), 
2^  =  (2)  (21-6 -15-8), 
Z=(l)  24-9. 
Iglau  (4)  10-4  (6-4  —  19-4). 


Jährliche  Periode  der  Insectenfauna  von  Österreich-Ungarn. 


99 


Innsbruck  (10)  U— 4  (28—3  —  10—5). 
St.  Johann  (3)  13—4  (28—3  —  28—4). 
Ischl  (3)  (9-4  —  21-5). 
Kalksburg  (5)  7—4  (2—4  —  12-4). 
Kaschau  (4)  22—4  (27—3  —  29—4). 
Kesmark  (5)  18—4  (2-4  —  9-5). 
Kessen  (2)  5—4  (5—4  —  5—4), 

3^  =  (8 -8  — 10-9). 
Kirchdorf  (13)  12-4(1-4  —  28-4), 

2A-^Z=  (9)  (30-5?  —  3-10). 
Kornat  (2)  28—3  (28  —  3  —  28—3). 
Krakau  (3)  22—4  (16—4  —  25-4). 
Kremsier  (3)  6—4  (24-3  —  16-4), 

2^  =  (1)  16—7, 
Kremsmünster  (4)  3—4  (27—3  —  16—4). 
Laibach  (3)  4-4  (29-3  —  9-4). 
Leibitz  (3)  11-4  (5—4  —  16-4). 
Lemberg  (5)  12—4  (2—4  —  21—4). 
Leutscha'u  (10)  14—4  (19—3  —  6-5). 
Linz  (13)  6-4  (25-3  —  18—4). 
Melk  (5)  4-4  (25  -  3  —  20—4). 
Neusohl  (2)  5-4  (29-3  —  13-4). 
Neustadtl  '  (2)  4-4  (2-4  —  6—4). 
Neutitschein  (5)  8—4  (20—3  —  17-4), 

2^  =  (2)  21-7  (16-7  —  26-7), 
Z={2)  16-9  (15-7  —  17-9). 
Oberhaag  (4)  3-4  (22-2  —  21-4). 
Oberleitensdorf  (3)  25-4  (12-4  —  10-5). 
St.  Paul  (5)  1—4  (25  —  3  —  16—4). 
Prag  (10)  15-4  (25-3  —  28-5), 
2A  =  (1)  29-7, 
Z  =  (3)  20-8  (12—8  —  28—8). 
Pressburg  (2)  (26-3  —  15-4). 
Kekäs  (3)  20-3  (17-3  —  22-3). 
Riva  (4)  2-4  (22—3  —  11—4). 
Rosenau  (5)  1-4  (16-3  —  20-4), 

2.4  =  (3)  11-7  (8—7  —  14-7), 

ir=(l)  15-9. 
Rottalowitz  (19)  14-4  (19-3  —  22-5), 

2A-^Z  =  {\1)  (15-7  —  18-9). 
Saifnitz  (3)  (6-4  —  7-5). 
Salzburg  (6)  16-4  (29-3  —  4-5), 

2^  =  2—8  (19-7  —  26-8), 

Z  =  (b)  15-9  (27-8  —  4-10). 
Schässbiirg  (3)  17-4  (3—4  —  29—4). 
Schössl  (2)  (27-3  —  25-4). 

1  Rudolfswerth. 


Senftenberg  (12)  6-4  (19-3  —  16-4). 
Tamsweg  (2)  8-4  (4— 4  —  13-4). 
Taufers  (2)  27-3  (27-3  -  28-3). 
Troppau  (7)  15-4  (25-3  —  19-5). 
Wien  (10)  11-4  (29-3  -  7-5), 

2^  =  (1)25-7. 
Wüten  (5)  27-4  (7-4—  18-5). 

Dieser  Falter  ist  ausgezeichnet  durch  feste  Perioden  des 
Erscheinens,  sei  es  an  verschiedenen  Orten  oder  in 
verschiedenen  Jahren,  besonders  im  Friihlinge. 

Die  Sommerperiode  des  Erscheinens  zieht  sich  über  den 
Herbst  bis  in  den  November  und  selbst  December 
hinein. 

93.  Jo  L.   Juli  bis  September;   nach  der  Überwinte- 
rung im  Frühling. 

Admont  (6)  20-4  (11-4  —  28-4). 
Agram  (3)  (23-3—3-5). 
Bärn  (9)  1-5  (29-3  —  3-6), 

2^  =  (14— 6  — 7— 8). 
ßiala  (10)  5-4  (23-2  —  26-4), 

2^  =  (7)  9-7  (1-7  —  15-7), 
^  =  (9)  13-9  (20-8  —  10—10). 
Bludenz  (4)  3—4  (4—4  -  11-4). 
Bregenz  (2)  8-4  (4-4  —  12-4). 
Brunn  (10)  25-3  (8-3  —  27-4), 

2A  =  (9)  3-7  (16-6  —  16-  7), 
Z==  (7)  22—10  (12-10  —  8-11). 
Budweis  (3)  (6-3  —  26-5), 

2A  =  {1)  30-7. 
Cilli  (7)  6-4  (25-3  —  23-4). 
Eperies  2^  =  (1)4-6. 
St.  Florian  (8)  19-3  (7-2  —  12-4). 
Freistadt  (4)  4-4  (24-3  —  13-4). 
Gasteiu  (2)  (12-4  —  5-5). 
Gresten  (2)  30-3  (29-3  —  1-4). 
Hausdorf  (14)  29-4  (28-3  —  19-5), 

2.4  =  22-7  (20-7  —  25-7), 
Z=(l)  25-10. 
Hochwald  (2)  (2-4  —  13-5). 
St.  Jakob  (6)  17-4  (25-3—  16-5), 
2^  =  (2)  (24-7 -14-8), 
Z=  (2)  (7—10—  14—11). 
Iglau  (2)  (20-4  —  14-5). 
Innsbruck  (6)  30—3  (6—1  —  28-4). 
St.  Johann  (2)  (14-4—27  —  5). 
Ischl  (3)  (6-4  -  8-5). 
Kalksburg  (4)  5-4  (3—4  —  10—4). 

13* 


100 


Karl  Fritsch. 


Kaschau  (2)  (28—2  —  4-5). 
Kesmark  (3)  G-4  (31—3—  10-4). 
Kessen  (3)  29-3  (24-3  —  5-4), 

2Ä  =  (2)  31-7  (30-7  —  2-8). 
Kirchdorf  (18)  11-4  (16-3  —  15-5), 

2A^Z={%)  (6-7  —  19-9). 
Kremsier  (4)  8-4  (18-3  -  20—4). 
Kremsmünster  (9)  20-4  (2— 4  —  4— 5). 
Leibitz  (3)  (30—3  —  3-5). 
Lemberg  (2)  17-4  (16-4  —  19-4), 

Z=(l)  16-10. 
Leutschau  (10)  3-4  (4-2  —  9-5). 
Lienz  (3)  4-4  (28-3  —  15-4). 
Linz  (9)  25-3  (29-2  —  17-4). 

2A  =  (1)  19-7  (5-7  —  2-8), 
Z={1)  20-10. 
Melk  (6)  10-4  (17-3  —  25-4). 
Neusohl  (4)  16-4  (5-4  -  3   -5). 
Neutitschein  (5)  4-4  (7-  3  —  17—4), 

2A  =  (2)  3—7  (27—6  —  10-7), 
Z={2)  9-10  (7  —  10—12—10). 
Oberhaag'  (4)  31-3  (1—3  —  3—5). 
Oberleitensdorf  (2)  (1  —4  —  28  -4). 
Oberschützen  (2)  (29— 3  —  19—4). 
St.  Paul  (5)  8—4  (31-3  —  5-5). 
Prag  (8)  27-4  (4-4  —  21-5), 

2A  =  23—7  (21  —  7  —  25-7). 
Pressburg  (2)  1—4  (26  —  3  —  7—4). 
Eosenau  (6)  31—3  (17-3  —  10—4), 

2A  =  {^)  11-7  (2—7  —  22-7), 
Z=ip)  (15-10  —  9-12). 
Rottalowitz  (18)  23—4  (26—2  —  1—6),. 

2^  =  (4)  27-7  (16-7  —  5-8), 
^=(4)  28-9  (11-9  —  10-^10). 
Saifnitz  (2)  30-3  (26—3  —  4-4). 
Salzburg  (5)  8-4  (27—3  —  20-4'), 
2^  =  21-7  (7-7  —  8-8), 
Z=(6)  10-10(16-9—  1  — 11). 
Schässburg  (3)  16-4  (5—4  —  28-4). 
Senftenberg  (9)  15—4(1—4  —  4—5), 

2A  =  (2)  20—7  (15-7  —  26—7). 
Sereth  (2)  25-4  (22-4  —  28-4). 
Taufers  (2)  (28-3  —  18-4). 
Troppau  (3)  3-4  (26—3  —  9-4), 

2^  =  (1)  15—7. 
Wien  (8)  2—4  (14-3—11—4), 

2.1  =  (3)  15—7  (27— 6  —  26-7), 
Z=(2)(ll-9—  13-10). 


Wilten  2^=1  —  7. 
Würmlach  2^  =  8—6. 

Die  zweite  Periode  des  Ersclieinens  dauert  demnach 
bis  in  den  Oetober,  November  und  selbst  noch  De- 
cember. 

94.    Urticae  L.  Vom  Frühling  bis  Herbst. 

Admont  (6)  17-4  (27-2  —  30—4). 
Agram  (2)  7-4  (3-4  —  12-4). 
ßärn  (10)  2—4  (22  —  3  —  15—4). 
Biala  (10)  9—3  (11—2  —  4—4), 

2^  =  (7)  17—6  (10-6  —  28-6), 
Z=  (9)  24-9  (30—8  —  11  —  11). 
Bistritz  (3)  (14—2  —  25-3). 
Biudenz  (9)  12-3  (19-2  -  22-4). 
Bozen  (5)  25—2  (19—2  —  3-3), 

Z={1)  31-10. 
Bregen z  (2)  (6-2  —  6-3), 

ir=(l)  14-9. 
Brunn  (10)  11—3  (27  —  2  —  2-4), 

2A  =  (10)  3—6  (13—5  —  15-6), 
ZA  =  (2)  1-9  (^31-8  —  3-9), 
Z  =  (10)  27—10  (8—10  —  5-11). 
Budweis  2^  =  (1)  22—5. 
Cilli  (6)  28—2  (9—2  —  16—3). 
Datschitz  (3)  (14—3  —  19—4). 
St.  Florian  (16)  6-3  (13-2  —  5—4), 

2A  =  (1)  15—7. 
Freistadt  (4)  15—3  (5—3  —  28-3), 

2^  =  (1)  8-6. 
Gresten  (4)  31-3  (9—2  —  24-3). 

2A  =  (2)  19—6  (16-6  —  23-6). 
Grodeck(2)  24-1    -3-4). 
Hausdorf  (11)  19—2  (5—1  —  3—4), 

•2A  =  (9)  14-6  (29—5  -  2-7), 
Z={2)  24-10(20-10  —  29—10). 
Hochwald  (2)  (18-2  —  12-3). 
St.  Jakob  (5)  4-3  (21—2  —  26-3), 

2^  =  (4)  22-6  (18-6  —  15-  7), 
Z={2)  (27-8  —  5-10). 
Iglau  (2)  12-4  (7-4  —  17-4), 

2^  =  (1)4-7. 
Iglö  if=(l)  2-12. 
Innsbruck  (8)  4-  3  (8-2  —  29-3), 

2.1  =  4-6  (31-5  —  8-6). 
Kaschau  (4)  3-4  (20-3  —  22-4). 
Kesmark  (8)  31-3  (16—3  —  12—4). 


Jährliche  Periode  der  InseQtsnffzuna  von  Österreich-  Ungarn. 


101 


Kessen  (4)  24-3  (11-3  —  1-4), 
2^  =  (2)  (8-6  —  16-7). 
Kirchdorf  (16)  13— 3  (6—2  —  7-4), 

2A  ==  (11)  27  —  6  (^24-5  -  18-7). 
Korneuburg  Z  =:  {!)  21  —  10. 
Krakau  (4)  7—4  (25—3  —  24—4). 
Kremsier  (3)  (14-3  —  18-4), 

2A^  14—6  (9—6  —  22-6). 
Kremsmünster  (6)  15—3  (1—3  —  29—3). 
Laibach  (5)  8—3  (5—2  —  1  —  4). 
Leibitz  (3)  2—4  (23—3  —  2ü— 4). 
Lemberg  (4)  28—3  (18—3  —  2-4), 

Z  =  (2)  25— 10  (22-  lU  —  28  -  1 U). 
Leutschau  (13)  10—3  (1  —  2  —  6—4), 
2^  =  (1)  16-6, 
^=(2)  (27-10  —  28-11). 
Linz  (11)  11  —  3  (2—2  —  10—4), 

2Ä  =  (6)  13-6  (24-5  —  5-7). 
Martinsberg  (2)  (12—2  —  16—3). 
Mediasch  (3)  5-3  (20—2  —  15—3). 
Melk  (5)  14-3  (8-3  —  24-3). 
Neusohl  (3)^24—3  (20—3  —  2—4). 
Neutitscheip  (4)  24—3  (7—3  —  16-4), 

2A  =  (3)  19-6  (17—6  —  25-6), 
3  JL  =  (2)  10—9  (10—9  —  10-9), 
Z  =  (2)25— 10(22— 10— 28— 10). 
Oberhaag  (4)  5—3  (14—2  —  20-3). 
St.  Paul  (4)  7—3  (24—2  —  8—3). 
Prag  (12)  31  -3  (2-3  —  22-4), 

2^  =  (5)  26-6  (12-6  —  12-7), 
Z^  (3)  14-10  (9-10  —  18-  10). 
Pressburg  (2)  (22-3  —  7-4). 
Rekäs  (3)  25—3  (19-3  —  1—4). 
Rosenau  (6)  5-3  (18—2  —  25—3), 

2A  =  19-6  (2—6  —  6—7). 
Rottalowitz  (15)  11— 4  (7— 3  —  6—5), 

2.1  (7)8-7  (19— 6  — 5->5), 
Z=  (10)  23—9  (1—9  —  20-10). 
Bzeszow  (3)  (29—3  —  20—4). 
Salzburg  (7)  2-3  (18-2  —  20-3), 

2.4  =  (9)  6-6  (26-5  -  18-6), 
3^  =  (3)  8-8  (2-8  —  12—8), 
Z=  (5)  12-10(25—9  —  4-11). 
Schässburg  (5)  17—3  (8—3  —  28—3). 
Schössl  (3)  12-4  (8—4—17—4). 
Senftenberg  (7)  23  —  3  (8—3  —  6—4), 
2.4  =  (3)  (6-6  —  11-7), 
Z  =  (2)  (21-9—  10-10). 


Taufere  (2)  16—3  (7-3  —  26—3). 
Troppau  (3)  30—3  (8—3  —  1-4), 

2^  =  (1)8— 7. 
Wien  (14)  22-3  (26-2  —  14-4), 

2A  =  (9)  17-6  (4-6  —  16-7), 
Z=  (2)  16-10  (13—10  —  20—10). 
Willen  (7)  14-3  (7-2—4-4), 
2^  =  (1)  14-8, 
Z={\)  23-10. 

Kommt  demnach  iu  allen  Monaten,  selbst  im  Winter  vor.  > 
Es  scheint  kauni,izu  bezweifeln,  dass  der  Falter  in  drei 
f  higperioden  vorkommt,  weiiigsteus  in  normalen  Jah- 
ren. Die  erste  beginnt  zu  Ende  des  Winters,  die  zweite 
mit  Juni,  die, dritte  im  August. 

95.  Xanthomelas  ¥,ii]).   Juli. 

Bregenz  2.4  =  (1)  28—6. 

Brunn  2^  =  (3)  10-6  (1-6  —  25—6). 

Neutitschein  (1)  5—4, 

24  =  (1)  14-7. 

Die  regelmässige  Periode  beginnt  hiernach  inj  Juni,  auch 
scheint  der  Falter  zu  überwintern. 

96.  Polychloros  L.     Juli   bis   Herbst;    oft    überwin- 

ternd. 

Admont  (7)  18-3  (22-2  —  10-4). 

Agram  (2)  9-4  (7-4  —  12-4). 

Arvavärallja  (5)  30—3  (25-3  —  12—4), 
Z={1)  12-10. 

ßärn  (12)  6-4  (20—3  —  2—5). 

Biala  (8)  30-3  (8-3  —  22-4), 

2A  =  (9)  11-  7  (1-7  -  20-7), 
^=  (9)  9-9  (20-8  —  30-9). 

Bludenz  (10)  9-3  (8-2  —  24-3). 

Bozen  (3)  (9—2  —  16-3). 

Bregenz  (2)  31-3  (28—3  —  4-4). 

Brunn  (10)  11—3  (27—2  —  2—4), 

2A  =  (9)  17-6  (8-6  —  25-6), 
Z=  (3)  20-10  (16-10  —  25-10). 

Budweis  (3)  (1-2  —  8-3). 

Bugganz  (2)  16-3  (8-3  —  24-3). 

Cilli  (8)  17—3  (3—3  —  4-4). 

1  Am  21—2  flog  der  Falter  an  einem  südseitigen  Ge- 
mäuer des  Mönchsberges  bei  Salzburg,  beim  sogenannten 
Bürgermeisterloch,  obgleich  das  Temperatur-Minimum  des 
Tages  Morgens  auf  -13 "2  gesunken  war,  und  das  Maximum 
sich  nur  auf  — 0?5  C.  erhoben  hatte  —  in  Folge  des  Einflusses 
der  Insolation  bei  heiterem  Himmel  und  wenig  bewegter  Luft. 


102 


Karl  Fritsch. 


St.  Florian  (10)  16—3  (7—2  —  5—4). 
Freistadt  (5)  25— 3  (15— 3  —  4—4), 

2^  =  (1)  8-8. 
Gastein  (2)  (25— 2  —  26—3), 

2^  =  (1)  20-7. 
Gresten  (3)  (17—2  —  24-3), 

2A  =  (2)  4-7  (29-6  —  9-7), 

Z={1)  15-10. 
Hausdorf  (14)  8—4  (4—3  —  22—4), 
2^  =  (2)  (15-7  —  10-8). 

Hermannstadt  (4)  27—3  (20—3 6—4). 

St.  Jakob  (6)  7—4  (21  —  3  _  22—4), 

2J  =  (2)-(21— 6— 28-7). 
Iglau  (5)  4—4  (21—3  —  18-4), 

2^1  =  (1)  2-7. 
Innsbruck  (7)  18—3  (19  —  2  —  6—4), 

2^  =  (1)  28-6. 
St.  Johann  (4)  8—3  (23-2  —  25-3). 
Ischl  (3)  18-3  (15-3  —  25-3). 
Kalksburg  (4)  22-3  (17-3  —  5^4). 
Kaschau  (4)  19—3  (28  —  2  —  29—3), 

2^  =  (1)12-7. 
Ke8mark^(4)  4—4  (20-3  -  29—4). 
Kessen  2A  =  21  —  7  (8-7  —  6—8). 
Kirchdorf  ;(17)  20-3  (18  -2  —  11—4), 

2A  =  (4)  10-7  (27-6  —  21-7). 
Kremsier  (6)  17—3  (5—3  —  2—4), 

2A  =  (5)  21-6  (14-6  -  28-6). 
Kremsmünster  (13)  13—3  (28—2  —  29—3). 
Laibach^(3)  (15—2  —  1—4). 
Leibitz  (2)  23—4  (18—4  —  28—4). 
Lemberg  (6)  28-3  (18-3  —  3-4). 
Leutschau  (12)  20—3  (11—2—  8—4), 

2A=.  (1)  14-7, 

if=  (1)27-10. 
Lieuz  (3)  6-3  (25-2  —  16-3). 
Linz  (12)  19-3  (26-2  —  25-4), 

2A  =  (7)  .30-6  (9-6  —  16-7). 
Melk  (7)  14-3  (3-3  —  25-3). 
Mieheldorf  (3)  (9—3  —  16  —  4). 
Nuusohl  (3)  28-3  (24-3  —  31-3). 
Neustadtl  (Kudolfswerth)  (2)  (22  — 2  —  20—3). 
Neutitschein  (5)  25—3  (7—3  —  5—4), 

2A  =  20-6  (12-6  —  28-6), 
^=  (2)  8-10  (4-10  -  13-10). 
Oberhaag  (3)  (6—3  —  13—4). 
OberschUtzen  (2)  (26—2  —  18—3). 


St.  Paul  (4)  30—3  (5—3—16-4). 
Prag  (14)  27-3  (8—3  —  5-4), 

2^  =  7-7(1-7  —  14-7). 
Pressburg  (2)  20-3  (17—3  —  24—3). 
Kekäs  (3)  (21—2  —  3—3). 
Kiva  (2)  9—4  (8—4  —  10—4). 
Rosenau  (6)  2-3  (18-2  —  13—3), 

2A  =  (6)  29-6  (17-6  —  8-7), 
^=(2)3—11  (2—11—4-11). 
Rnttalowitz  (19)  20—3  (26—2  —  14—4), 

2A  =  (6)  12-7  (30-6  —  9—8), 
.^=(5)  30-9  (22-9  —  13-10). 
Salzburg  (6)  14—3  (4—3  —  20—3), 

2A  =  5—7  (24—6  —  26-7), 
Z={2)  28-8  (25-8  —  1-9). 
Schässburg  (4)  18—3  (8—3  —  28—3). 
Schössl  (2)  (11  —  3—  17—4). 
Senftenberg  (7)  1—4  (6—3  —  23-4), 

2A  =  (3)  18—7  (15—7  —  22-7), 
Z=(2)  7-10(7-10  —  8-10). 
Täufers  (2)  6—4  (2—4—10—4). 
Troppau  (8)  3-4  (25-3  —  21-4), 

2^  =  (2)  (14-6  —  30—7). 
Wien  (15)  18-3  (28-2  —  3—4), 

2^  =  (7)  27-6  (7-6  -  25-7), 
Z=(l)  1-11. 
Wilten  2^  =  (3)  (1-7  —  14—8). 
Z=(l)  23—10. 

Die  Sommerperiode  beginnt  demnach  schon  im  Juni. 

97.  W.  album  V.  Juli. 

Brunn  2^  =  (3)  21-6  (16—6  —  21  —  6). 
Kremsier  (1)  8  —  3, 

2.4=  (1)2-7. 
Neutitschein  (2)  19-3  (15  -3  —  24—3). 
Kottalowitz  (1)  8—4. 

Kommt  demnach  ausser  derSomiuerperiode,  welche  übri- 
gens schon  im  Juni  beginnt,  auch  im  Frühjahre  als 
überwintert  vor. 

Sämmtliche  Beobachtungsstationen  liegen  in  Mähren. 

98.  C.  albmn  L.  April  bis  October. 

Agram  (3)  (7-5  —  12-6). 

Biala  (5)  9-3  (23-2  —  20-3), 

2.4  ^  (7)  22-6  (10-6  —  5—7), 
^=  (8)  17—9  (20-8  —  30—9). 

Budenz  2^  =(1)  12—8. 


Jährliche  Periode  de?-  tnsectenfauna  ton  Öaterreich-Vngarn. 


103 


Bozen  (2)  23—4  (17—4  —  29—4). 
Bregenz  (2)  28-3  (28-3  —  28—3), 

2^  =  (1)  31-7. 
Bi-limi  (10)  22-3  (15—3  —  12-4), 

2A  =  (10)  17—6  (8-6  —  30-6), 
Z=  (9)  24-10  (5-10  —  5-11). 
Budweis  2^  =  (1)  31  —  7. 
ßugganz  (2)  (29—3  —  20—4). 
Cilli  (5)  16—3  (4—2  —  22—4). 
Deutscbbrod  (2)  (27— 3  —  22-5). 
St.  Florian  (^2)  (20—3  —  26—4). 
Freistadt  (3)  1—4  (20—3  —  10—4), 

2^  =  (1)  8-7. 
Gresten  (4)  30—3  (25—3  —  5—4), 

2^  =  11-7  (10-7  —  13-7). 
Hausdorf  (9)  13—4  (28—3  —  4—5), 
2^  =  (1)  7-8, 
Z={V)  14-9. 
St.  Jakob- (6)  16—4  (18—3  —  9—5). 
Iglau  (2)  (18—4  —  21-6). 
Innsbruck  (5)  4—4  (19~3  —  26—4), 

if=(l)  5-10. 
Kaschau  (3)  26—4  (22—4  —  4—5), 

2^  =  (1)4-7. 
Kessen  (2)  31—3  (24—3  —  7—4). 
Kirchdorf  (14)  11—4  (16—3  —  16—5), 

'1A-^Z=  (9)  (3-6  —  23-10). 
Korneuburg  2'=  (1)  8— 11. 
Kremsier  (6)  17—4  (7—4  —  20—4), 

2A  =  (2)  22—6  (21—6  —  24-6). 
Kremsmünster  (2)  (5—4  —  28—4). 
Lemberg  Z={\)  23—10. 
Leutschau  (6)  29—3  (11—3  —  20—4). 
Linz  (9)  3—4  (8—3  —  6—5), 

2^  =  (7)  2-7  (11-6  —  29-7), 
Z=(\)  11  —  10. 
Melk  (2)  12-4  (4-4  —  20-4). 
Neusohl  (3)  3—4  (29—3  —  8—4). 
NeutitSL'hein  (3)  10-4  (4—4—  17-4), 
2^  =  (2)  (12-6—  1-7), 
3J.  =  (1)  13-9, 

Z  =  (3)  17-10(4-10  —  24-10). 
Prag  (12)  13-4  (2—4—10-5), 

2^  =  (5)  10—7  (4-7  —  23—7), 
2r=  (3)  28—9  (20-9  —  9-10). 
Pressburg  (2)  2—4  (26—3  —  10-4), 
Rekäs  (2)  5—5  (4—5  —  6—5). 


Rosenau  (6)  8—4  (24—3  —  28—4), 

2^  =  (3)  25-6  (18-6  —  29-6), 
2:  =(3)  12-10(23-9  —  24-10). 
Rottalowitz  (11)  30-4  (19-3  —  30-5), 

2^^(4)23-7(6-7  —  3^8), 
Z={13)  19-9(13-8  —  21-10). 
Salzburg  (4)  8—4  (30—3  —  19—4), 

2^  =  (4)  3-7  (8-6  —  24-7), 
Z={Ö)  17-10(2-10-2-11). 
Schässburg  (3)  (18—3  —  19—4). 
Senftenberg  2Ä  =  (2)  20—7  (19  — 7  _  22—7). 
Troppau  (2)  (11-4—16-6). 
Wien  (14)  6-4  (2—3  —  10—5). 

2A  =  (9)  22-6  (7-6  —  15-7). 
Z=  (8)  8-  10  (24-0  —  23-10). 
Wilten  (3)  (6-4—11-5). 
2.4  =  (1)  8-6. 

Kommt  demnach  in  zwei  oder  drei  Generationen  vor. 
Die  erste  beginnt  im  März,  in  der  Regel  im  April  (über- 
wintert), die  zweite  im  .Juni,  regelmässig  im  Juli. 

IV.  ERYCINIDAE. 

16.  Nemeobius  Stph. 

Hamearis  H. 

101.  Lucina  L.  Mai,  Juni. 

Brunn  (9)  10-5  (21—4  —  20-5). 
Freistadt  (2)  (21—5  —  3—6). 
Innsbruck  (2)  (24—4  —  21—5). 
Kaschau  (2)  13—5  (8—5  —  18—5). 
Kremsier  (4)  16—5  (1  —  5  —  29—5). 
Neutitscbein  (3)  22—5  (16—5  —  28—5). 
Rosenau  (5)  27—4  (20—4—  14—5). 

2^=:-(l)  8-8. 
Salzburg  (3)  1-5  (27-4  —  6-5), 

Z=  (3)  2-6  (27-5  -  8-6). 
Wien  (3)  (28-4  —  6-6). 

Über  das  Vorkommen  einer  zweiten  Generation  sind  fer- 
nere Beobachtungen  wünschenswerth. 

V.  POLYOMMATIDAE. 

17.  Polyommatus  Latr. 

A.    Lycaena  ß  s  d. 

102.  Cyllarus  Hfn.  Mai,  Juni. 

Bregenz  (1)  22 — 5. 

Brunn  (3)  31—5  (25—5  —  7—6). 

Budweis  (1)  27-5. 


104 


Karl  Fritsch. 


Innsbruck  (2)  14—5  (6-5  —  21-5). 
Kaschau  (1)  20—5. 
Linz  (1)  11-6. 
Melk  (1)  27-4. 

ßflsenau  (2)  3-6  (26-5  —  11-6). 
Salzburg  (1)  19—5. 
Wien  (4)  15-5  (5-5  —  22-5), 
2^  =  (1)17-7?. 

Das  Vorkommen  in  zwei  Generationen  ist  durch  weitere 
Beobachtungen  sicherzustellen. 

103.  Semiargus  Rtb.   Mai,  Juni  und  wieder  im  Juli 
und  August. 
Acis  0. 

Bregenz  (1)  28—5. 

Brunn  (4)  29-5  (17-5  —  5-6). 

Gresten  (3)  28-5  (23-5  —  5-6). 

Innsbruck  (1)  8—6. 

Linz  (2)  29-5  (22-5  —  6-6). 

Neutitschein  (3)  8-6  (3-6  -  14-6). 

Rosenau  (1)  27  —  5. 

Rottalowitz  (2)  4-6  (3-6  —  6-6), 

2A  =  (2)  25—7  (18-7  —  2-8), 
Z={2)  28—9  (20—9  —  6—10). 

Salzburg  (2)  17-6  (14-6  —  21-6), 

Z^{&)  23-7  (19-7  —  30-7). 

Die  zweite  Generation  scheint  sich  auch  über  den  Sep- 
tember zu  erstrecken. 

105.  Alsus  F.   Mai,  Juni  und  wieder  im  Juli. 
Bregenz  2^  =  (1)  22-7. 

Gresten  (4)  30-4  (21-4  —  6-5). 
Innsbruck  (3)  2-5  (23-4  —  7-5). 
Linz  (1)  13—5. 
Rosenau  (2)  16-5  (14-5—19-5), 

2^  =  (1)  12-7. 
Salzburg  (4)  25-4  (22-4  —  28-4), 

2.4  =  (4)  17-7  (6-7  —  25—7). 
Senftenberg  (3)  17—5  (2—5  —  30-5). 
Wien  (1)  12-5, 

Z  =  (2)  12— 10  (12— 10  —  13—10). 

Die  zweite  Generation  scheint    bis   in  den  October   zu 
dauern. 

106.  Areas  Rtb.    Juli. 
Erehus  0. 

Salzburg  (5)  21-7  (15-7—1-8), 

Z={4.)  15—8  (17-8  —  27-8). 
Auch  im  August. 


107.  Jolas  0.  *Juli. 
Budweis  (1)  25-7. 
Linz  (1)  6  —  6. 

Rosenau  (2)  (1-7  —  27—7). 
Auch  im  Juni. 

108.  Diomedes  Rtb.   Juli. 
Alcon   0. 

Gastein  (1)  20—7. 

Salzburg  (7)  24-6  (9-6  —  10-7), 

2J.  =  (7)  19-7  (25-6  —  23-8). 
Trotzberg  (1)  1—8. 
Schon  im  Juni  und  auch  noch  im  August. 

109.  Euphenms  0.  Juli. 

Gresten  (2)  19-7  (12-7  —  27-7). 

Linz  (2)  (16—6  —  21-7). 

Prag  (1)  7-8. 

Rosenau  (1)  8—7. 

Salzburg  (4)  12-7  (6— 7  —  19— 7), 

Z={Q)  11  —  8  (21-7  —  8-9). 
Wie  der  vorige. 

110.  Arion  L.  Juni  bis  August. 
Bregenz  (1)  16—6. 
Freistadt  (1)  10—7. 

Gresten  (4)  9—7  (3—7  —  19—7). 

Kaschau  (4)  15-7  (1-7  —  23—7). 

Neutitschein  (1)  5—7. 

Prag  (1)  7-8. 

Rosenau  (4)  14-7  (9-7  -  22-7), 

Salzburg  (6)  15-7  (6—7  —  27—7), 

Z=^  (5)  1-8  (21—7  —  18-8). 
Senftenberg  (2)  11-7  (8-7  -  14-7). 

111.  Daphnis  V.  Juni,  Juli. 
Bregenz  (1)  27—6. 
BrUnn  (5)  24—6. 
Gresten  (1)  5  —  7. 
Kaschau  (1)  4 — 7. 

Linz  (2)  5-7  (3-7  —  7-7). 
Neutitschein  (1)  9—7. 
Rosenau  (2)  (1  —  7  —  27  —  7). 
Wien  (1)  15-7. 

112.  Argiolus  L.  April,  Mai  und  wieder  im  August. 

Biala  (5)  22—5  (8—5  —  30—5), 

2r=  (3)  20—9  (20-9  -  20-9). ' 

1   Einmal  noch  1  — 11, 


Jährliche  Periode  der  Tnsectenfauna  von  Österreich-Ungarn. 


105 


Bozen  Z={V)  17—11. 
Bregenz  (2)  (13—4—  11—5), 

2^  =  (1)  14-8. 
Brunn  (7)  12—5  (5—5  —  21—5). 
Gresten  (4)  27—4  (17—4  —  6—5). 
St.  Jakob  2.4  =  (1)  15-6, 

Z^ii)  (8—9  —  6—10). 
Innsbruck  (2)  (23-4  —  26—5). 
Kaschau  (1)  18  —  5. 
Linz  \2)  10—5, 

2^=  (1)  28—6. 
Neutitschein  (2)  21—5  (19—5  —  24—5). 
Prag  (1)  17—5. 

Rosenau  (5)  5-5  (24—4—  14-5). 
Salzburg  (2)  6—4  (5—4  —  8-4), 

2.4  =  (3)  12—7  (10—7  —  15-7), 

^=(5)  25-7  (21-7  —  30-7). 
Senftenberg  (1)  23—5, 

2^  =  (1)19-7. 
Wien  (4)  21-4  (18—4  —  24-4). 

Die  zweite  Generation  beginnt  im  Juli,  wenn  nicht  schon 
im  Juni,  und  scheint  den  ganzen  Herbst  zu  umfassen, 
wenn  nicht,  wie  wahrscheinlich,  eine  dritte  auftritt,  da 
der  Falter  noch  im  November  beobachtet  worden  ist, 
obgleich  nur  selten  mehr  im  October. 

113.  Dämon  F.  Juni  bis  August. 

Brunn  (3)  4-7  (25—6  —  12-7). 

Senftenberg  (1)6  —  7. 

Wien  (3)  13-7  (1^—7  —  25-7), 

Z={2)  3—9  (27—8  —  9—9). 

Das  Vorkommen  im  Juni  ist  vorerst  nocli  durch  weitere 
Beobachtungen  zu  bestätigen. 

116.  Atys  Esp. 

Fheretes  0.  Hochalpen ,  selten  bis  4500'  nieder- 
steigcud.  Juli. 

Trotzberg  (1)  11—8. 

118.  Dorylas  V\    Mai,  Juni  und  wieder  im  Juli  und 
August. 

Gresten  (1)  4—6. 
Linz  (1)  27—5. 
Salzburg  Z^{X)  30-8. 
Wien  (1)  31—5, 

2^  =  (1)  27-7. 

119.  C'orj/c?o«  Scp.   Mai,  Juni  und  wieder  im  Juli  und 
August. 

Baumgartenberg  2>4  =  (1)  17 — 7. 
Bregenz  (2)  20—5  (14—5  —  26—5). 


Brlinn  2^  =  (10)  10—7  (25—6  —  20—7). 

Innsbruck  2A  =  (1)  25—7. 

Kaschau  2/1  =  (3)  22—7  (20—7  —  25  —  7). 

Linz  2^  =  (1)  24-7. 

Neutitschein  2.4  =  (3)  18—7  (13—7  —  25—7). 

Prag  2  J  =  28-7  (19-7  -  4-8), 

Z=  (3)  20-8  (4-8  —  5-9). 
Rosenau  2^  =  (2)  19—7  (16—7  —  22  —  7). 
Rottalowitz  (14)  9—6  (20—5  —  14— 7),  i 
Z  =  14-9  (21-8  —  6—10). 
Salzburg  2^  =  (8)  19—7  (6—7  —  1-8), 
^=(6)  27-8  (13—8  —  4-9). 
Senftenberg  2.4  =  (4)  24—7  (16  —  7  —  2-8). 
Wien  2 .4  =  (7)  2—8  (1 1  -  7  —  23—8), 

Z=  (4)  7-9  (17  —  8  —  22—9). 
Wüten  (1)  26—6. 

Das  Vorkommen  des  Falters  in  zwei  Generationen  scheint 
mir  mindestens  zweifelhaft,  da  ich  ihn  weder  in  Prag, 
noch  in  Wien  und  Salzburg  in  der  ersten  beobachtet 
habe.  Nur  einmal  fiel  mir  auf,  dass  er  auf  den  Wiesen 
der  südseitigen  Lehnen  des  Nockstein  bei  Salzburg  in 
•2700'  Höhe  am  7  —  7  schon  häufig  flog,  während  er  am 
Rande  der  Thalebene  erst  am  15—7  zu  fliegen  begann, 
und  erst  am  20—7,  also  fast  volle  14  Tage  später  häufig 
wurde,  was  allerdings  eine  frühere  Generation  anzu- 
deuten scheint. 

Fast  in  allen  Stationen  wurde  der  Falter  nur  in  der  zwei- 
ten Generation  beobachtet,  die  sich  auch  über  den 
September  erstreckt. 

120.   Bellargus  Rtb. 

Ädo7iis  0.  Mai,  Juni  und  wieder  im  Juli  bis  zum 
September. 

Bregenz  2/1  =  (1)  17—7. 

Brunn  (10)  27-5  (15—5—7—6), 

2A  =  (S)  26-8  (:.'l_8  — 31-8). 
Cilli  Z={\)  11-10. 
Freistadt  (1)  14-5. 
Gresten  (5)  28—5  (18-5  —  1-6). 
Hausdorf  (9)  30-5  (21—5  —  12—6), 

Z=(l)  14-9. 
St.  Jakob  (1)  1—6. 
Innsbruck  (1)  18—5. 
Kaschau  (2)  8—6  (7—6  —  9—6). 
Kirchdorf  (5)  1  —  6  (25—5  —  14  —  6), 

Z=(l)  2-9. 
Kremsier  (3)  27—5  (15     5  —  9  —  6). 
Linz  (4)  25-5  (13-5  —  7-6). 
Mistek  (1)  2-6. 

1  Cumulirt  mit  Erscheinungen  der  zweiten  Generation. 


Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Cl.   XXXIX.  Bd. 


14 


106 


Karl  Fritsch. 


Neutitschein  (1)  11—6. 
Pi-a-  (1)  29-5, 

2A  =  (2)  22—7  (19-7  -  25-7), 
Z=i2)  16—9  (16—9  —  16-9). 
Rosenau  (2)  28-5  (22-5  —  3-6). 
Rottalowitz  (15)  27—5  (6-5  —  9-6), 
2^  =  (2)  (9-7-  13-8), 
v?=(9)  15—9(21-8  —  10-10). 
Salzburg  (3)  26—5  (14—5  —  4-6). 
Senftenberg  (5)  26—5, 

2yl  =  (])  7-8. 
Wien  (6)  7-6  (29—5  —  7-6), 

2.4  =  (6)  23—8  (8-8  -  4-9), 
/?=(8)  5—9  (19-8—  11-9). 

121.    IcarHs  Rtb. 

Alea;is  0.   l^ai  bis  September. 

Agrara  (2)  19-5  (17-5  —  22—5). 
Bia\a  Z  =  iX)  20-9. 
Bludenz  (3)  (6-4!  —  4—6). 
Briinn  (8)  4-5  (19-4—11—5), 

24  =  (3)  19-  7  (18-7  —  20-7), 
Z  =  (2)  (28—9  —  27-10). 
Gresten  (3)  17-5  (14-5  —  20-5). 
Haiisdorf  (11)  22—5  (10—5  —  6—6), 

2A  =  (5)  .9—8  (6—8  —  15-8). 
St.  Jakob  (4)  26-5  (19-5  —  11-6), 
2^  =  (2)  (12-7  — 8-8). 
Iglö  Z=(l)  9-10. 
Innsbruck  (3)  4-5  (23-4—  14—5), 
2^  =  (1)30-7, 
Z=  (1)9-11. 
Kaschau  2^1  =  (1)  25-7. 
Kessen  (3)  25-5  (21  -5  —  2-6). 
Krenisier  (4)  18—5  (10-5  —  22-5). 
Leniberg  Z  =  (\)  17—9. 
Linz  (8)  17-5  (12-4  —  8-6). 
Neutitschein  2.1  =  (1)  1  —  8, 

Z=(2)  (5—9  —  15-10). 
Prag  (8)  27—5  (16-5  —  3—6). 

2.4  =  (4)  25-7  (14-7  -  3-8), 
^=(4)  17  —  9  (14-8-  9-10). 
Rosenau  (2)  25-  5  (20-5  —  30-5), 

2r=(3)  (14-9  —  5-11). 
Salzburg  (4)  21-5  (7-5  —  2-6), 

2.4  =  (5)  24—7  (10—7  —  17-8), 
2=  (.0)  6-10  (10^9  —  2-11). 


Senftenberg  (4)  30-5  (13-5  —  12-6), 

2^  =  (1)25-7. 
Taufers  (2)  25—5  (20-5  —  31-5). 
Wien  (14)  15—5  (12—4—3—6), 

2^  =  (10)  15-7  (23-6  —  7-8), 
Z  =  (10)  18-10  (6—10  —  3-11). 
Wüten  (3)  (9-4  —  27-5). 

2^  =  (2)  (24-7  —  9-8). 

Die  Erscheimingszeit  beginnt  im  April  und  dauert  bis 
über  den  Oetober.  Zwei  Generationen;  die  zweite 
beginnt  im  Juli,  au  hoch  gelegenen  .Stationen  (Haus- 
dort)  im  August. 

122.  Eros  0.  Alpen.  Juli. 

Innsbruck  (1)  18  —  5. 

Also  am  Fussp  der  Alpen  schon  im  Mai. 
126.   Alexis  Rtb. 

Agestis  0.  Mai,  Juni  und  wieder  im  Augn.st. 

Brunn  (3)  29—5  (20-5  —  13-6). 

Innsbruck  (1)  8—6. 

Linz  (1)  12-6. 

Salzburg  2^  =  (1)  31  — 7. 

Senftenberg  2^1  =  (1)  11  —  8. 

129.  Battus  V.  Mai  bis  Juli. 

Brunn  (9)  13—5  (7-5  —  23-5). 
Kaschau  (1)  18-5. 
Melk  (1)  27—4. 
Rosenau  (4)  17—5. 
Ende  der  Flugzeit  nicht  beobachtet. 
131.  Argus  L.  Juni.  Juli. 

Agram  (3)  26-5  (17-5  —  3—6). 
Biala  (5)  26—5  (20—5  —  1-6), 

Z  =  (5)  19—9  (15-9  —  25—9). 
Bregenz  (1)  24—6. 
Brunn  (10)  26-5  (18—5  —  8—6), 
2A  =  7—8  (3-8  —  11—8), 
Z={2)  (28—9  —  27—10). 
Gresten  (4)  19—6  (13—6  —  23—6). 
Kirchdorf  (2)  (18-5  -  10—6). 
Linz  (3)  25—5  (22—5  —  27—5). 
Prag  (2)  4—6  (28—5  —  12—6), 

2A  =  1—8  (25—7  —  10—8). 
Senftenberg  (3)  26—6  (24—6  —  29—6). 
Wien  (4)  11—5  (15-4!  — 5-6\ 

2.4  =  (3)  22-7  (15-7  —  31-7), 
Z=  (3)  30—9  (10—9  —  20—10). 
Wilten  ^=(1)  22—9. 


Jäh-liche  Periorl  der  Tnsectenfauna  von  ÖakrTvich-Ungarn. 


107 


Flit'jjt  sclion  im  Mai,  dann  auch  noch  vom  August  bis 
October,  und  kommt  in  zwei  Generationen  vor,  wenn 
nicht  Verwechslungen  mit  der  sehr  ähnlichen  folgen- 
den Art  stattfanden,  welche  leicht  möglich  sind. 

132.  Äegon  F.  Juni  bis  August. 

Brunn  (4)  2—6  (30-5  —  5—6). 
Kremsiei-  (1)  12—5. 
Linz  (2)  24—5  (22-5  —  26—5). 
Neutitschein  (2)  14—6  (8—6  —  21—6). 
Rosenau  (2)  11—6  (8—6  —  14—6). 
Salzburg  (5)  1—6  (30-5  —  14—6), 

2^  =  (5)  14—7  (1-7  —  25-7), 
Z={b}  26-8  (17-8  —  4  -9). 
Senftenberg  (1)  26—5, 

2^=  11—7  (2-7  —  21-7). 
Wien  (8)  30—5  (11—5  —  9-6), 

2A  =  26—7  (13-7  —  25-8), 
Z=(6)  20-9  (27-8  -  14-10). 

Fliegt  schon  im  Mai,  auch  noch  im  September  und  selbst 
October,  nachdem  im  .Juli  eine  zweite  Flugzeit  begon- 
nen hat. 

133.  Tiresias  Rtb.  Mai,  Juni  und  wieder  im  Juli  und 
August. 

ßregenz  (1)  11—5. 

Brunn  (6)  4—5  (27—4  —  16—5). 

Kaschau  (1)  26—4. 

Kremsier  (1)  11—5. 

Linz  (1)  13-5, 

2^  =  (1)4-7. 
Prag  (1)  22—5, 

2^  =  (2)  27-7  (25—7  —  29-7). 
Rosenau  (1)  18  —  5,       • 

2^1  =(1)  22-7. 
Salzburg  2.4  =  (8)  2ü-7  (15 -7  —  24-7), 
Z=  (.3)  2-8  (25—7  —  7-8). 

B.    l'olyommatus  Bd. 

137.  Doräü  Hin. 

Circe  0.  Mai,  Juli,  August. 

Baumgartenberg  2.4  =  (1)  31—7. 
BrUnn  (6)  15-5  (3-5  —  24-5). 
Grasten  (4)  20—5  (15—5  —  26-5). 
Kaschau  (1)  18—5. 
Linz  (1)  29-5, 

2^  =  21-7. 
Prag  2^  =  (4)  17-8  (11  — 8  — 21— 8). 


Rosenau  (2)  31—5  (24—5  —  8—6), 
Z={1)  21-8. 

Salzburg  (4)  26—5  (23—5  —  30— .5), ' 
2A  =  24—7  (11-7  —  2-8), 
Z=  (7)  23—8  (7—8  —  9—9). 

Trotzberg  2.4  =  (1)  1  —  8. 

Wien  (.3)  17-5  (6-5  -  25—5). 

138.    Thersamon  Esp. 

Prag  (2)  12-7  (3-7  —  20-7), 

Z=  (2)  15-8  (13-8  —  18-8). 

140.  AIciphron  Rtb. 
Hipponoe  0.  Juni,  Juli. 

Rosenau  (2)  13-7  (13-7  —  14-7). 

141.  Euridice  Rtb. 
Chryseis  0.  Juni,  Juli. 

Brunn  (4)  25-5  (22—5  —  29-5). 
Freistadt  (5)  20-6  (1-6  —  6  — 7). 
Gresten  (5)  4—6  (30-5  —  ]0-6j. 
Linz  (1)  29—5. 

Neutitschein  (3)  8—6  (30—5  —  14-6). 
Prag?2^  =  (l)  2-8, 
?.^=  (1)30—9. 
Rosenau  (1)  10  —  7. 
Salzburg  (6)  7-6  (2-6  —  16-6), 

Z={1)  9-7  (22-6  —  4-8). 
Senfteiibei-g  (2)  24-6  (19-6  —  30-6). 
Wien  (2)  24-6  (24-6  —  24-6). 

142.  Hippotho'e  L.  Juli. 

Bärn  (3)  17-6  (12-6  —  21  -6). 

Rosenau  (1)  20—5. 

Rottalowitz  (1)  3— 7.  ' 

Fernere  Beobachtungen  wUnschenswerth. 

143.  Virgaureae  L.  Juli,  August. 

Bregenz  (1)  6  —  8. 

Brunn  (10)  31-5  (12-5  —  9-6j. 

Bugganz  (1)  30  —  6. 

Freistadt  (2)  14—7  (11-7  —  18-7). 

Hausdorf  (8)  3-7  (4—6  —  20-7), 

Z={\)  21-10. 
St.  Jakob  (1)  21—5, 

Z  =  {1)  14-9. 
Innsbruck  (1)  1  —  6. 


I   (1)  =  22— 4. 


14' 


108 


Karl  Fritsch. 


Kaschau  (4)  11—7  (24—6  —  22—7). 

Kirchdorf  (4)  16-6  (11— 6  —  28-6). 

Linz  (1)  16—6. 

Melk  (2)  (27— 4!  — 24-6). 

Neusohl  (1)  27—6. 

Prag  (1)  17-5. 

Eosenau  (5) '22— 6  (7-6  —  15-7). 

Eottalowitz  (11)  11  —  7  (16—6  —  23-7),' 

i^=  (2)  18—9  (15—9  —  21—9). 
Senfteuberg  (3)  17-7  (16-7  —  22—7). 
Wien  (3)  24-6  (21—6  —  27-6), 

Z  =  (2)  19-8  (12-8  —  27—8). 
Wilten  (1)  23—7. 

Da  der  Falter  schon  im  Mai  und  Juni  und  auch  noch  im 
September  und  selbst  Üctolter  beobachtet  worden,  so 
ist  sein  Ersclieinen  in  zwei  Generationen  wahrschein- 
lich; dennoch  ist  es  schwierig,  zu  unterscheiden,  welche 
von  den  Beobachtungen  dieser  oder  jener  Periode  an- 
gehören, da  sich  Übergänge  zeigen. 

144.  Fhlaeas  L.  Mai,  Juli  bis  September. 

Admont  (2)  14—5  (10—5—18—5). 
Bania  (1)  26-4. 
Biala  (1)  30-5, 

2^  =  (1)  20—8, 

Z=(l)  15—10. 
Bregenz  (1)  27-6. 
BrUnn  (10)  13-5  (3—5  —  30—5), 

2^  =  (3)  8-7  (2—7  —  14—7), 
Z={?,)  10—10  (24—9  —  20—10). 
Budweis  2^1  =  (1)  27—7. 
Freistadt  (2)  6—5  (3—5  —  9—5). 
Gresten  (1)  30-5, 

Hausdorf  (3)  29—4  (25-4  —  6—5). 
Huszth  (1)  26—4. 
Iglau  (1)  13-5. 
St.  Jakob  (3)  1—5  (21—4  —  11-5), 

2^=10-7  (8—7  —  11-7), 
Z  =  (2)  15— 1 0  (6— 10  —  24— 10). 
Innsbruck  Z  =  (1)  1  —  11. 
Kaschau  (3)  (12—5  —  13—6). 
Kremsier  (2)  24—5  (18-5  —  30—5). 
Linz  (2)  (16—5  —  29-6). 
Neusohl  (1)  13-5. 
Neutitschein  2.4  =  (2)  19—7  (13  —  7  —  25—7), 

Z=(l)  21-9. 
Oberhaag  (1)  19—4. 

1  (1)  4—5. 


Prag  (3)  (23-4  —  26-5), 

2^1  =  (4)  1-8  (14—7  —  13-8), 
Z=  (2)  5-10  (3-10  —  7-10). 
Eosenau  (4)  17—5  (9-5  —  20—5), 

24  =  10—7  (8  —  7  —  20  -7), 
Z=(2)  24-10(23-10  —  24-10). 
Eottalowitz  (13)  26—5  (8—5  —  23—6, 

24  =  (2)  9—7  (8-7  —  10—7), 
Z=  (4)  9—9  (21-8  —  1—10). 
Salzburg  (3)  13—6  (10—6  —  16—6), ' 

2.4  =  (3)  1-8  (17—7  —  8—8), 
Z=  (3)  6—10  (19-9  —  15—10). 
Senftenberg  (3)  3—6  (27-5  —  7-6),^ 

2A  =  20—7  (11-7  —  29-7), 
Z={2)  (21-9  —  25-10). 
Taufers  (2)  (6-5  —  3—6). 
Troppau  (2)  (1—5  —  1—6). 
Trotzberg  2A  =  (1)  1—8. 
Wien  (2)  13-5  (10—5—17—5), 

2r=  (7)  29—9  (12-9  —  13-10). 

Erscheint  selbst  schon  im  April,  dann  auch  im  Juni  und 
noch  im  October.  Zwei  Generationen. 

Bei  sämmtlicheii  Arten  der  Gattung  Polyommatus  A.  und 
B.,  Icarus  Rtb.  ausgenommen,  sind  auch  die  einjäh- 
rigen Beobachtungen  für  die  erstePeriode  der  Erschei- 
nung angeführt. 

18.  TJiecla  F. 

Nur  eine  Generation. 

145.  Rubi  L.  April  bis  Juli. 

Bludenz  (3)  (12-3  —  10-5). 
Bregenz  (1)  28-3. 
BrUnn  (10)  21—4  (9^4  -  4—5). 
Bugganz  (1)  30—5. 
Freistadt  (6)  28—4  (15-4  —  15-5). 
Gresten  (3)  29—4  (4—4  —  11—5). 
Hausdorf  (8)  25—4  (4-4  -  8-5). 
St.  Jakob  (4)  26—4  (18—4  —  7—5). 
Innsbruck  (5)  28-3  (23-2  —  15-4). 
Kaschau  (2)  20-5  (19-5  —  22-5). 
Kirchdorf  (8)  6-5  (17-4  —  6-6). 
Linz  (7)  29—4  (9-4  —  28-5), 

24  =  (l)5-7. 
Melk  (3)  (14-4  —  22—5). 
Mistek  (1)  2—6. 

1  (1)  9—5. 

2  (1)  5—4 


Jährliche  Pcriorle  der  Insectenfauna  von  Osterreich-  Ungarn. 


109 


Neutitschein  (3)  24-5  (18—5  —  30—5). 

Prag  (1)  3-fi, 

Z  =  '(l)  25-7. 

Rosenau  (5)  14-5  (2—5  —  20—5). 

Eottalowitz  (17)  13—5  (22—4—  11-6). 

Salzburg-  (3)  26-4  (31-3—  19-5), 

Z=(5)  9-6(3-6—13-6). 

Taufers  (1)  6—5. 

Wien  (1)  17-4  (11-4  —  21-4), 

Z=  (3)  5-6  (28-5  -  13-6), 
2Z=  (2)  12—10  (12—10  —  13-10). 

Scheint  demnach  zuweilen  in  zwei  Generationen  vorzu- 
kommen und  die  zweite  im  Juli  zu  beginnen. 

147.  äpini  V.  Juli,  August. 

Breg-enz  ^_l)  24—7. 

Brunn  (4)  24—6  (12—6  —  6  —  7). 

Gresten  (1)  2-7. 

Innsbruck  (1)  7  —  7. 

Kaschau  (1)  18—6. 

Linz  (3)  19-6  (8—6  —  1-7). 

Rosenau  (2)  13-7  (11-7  —  15-7). 

Salzburg  (4)  18-6  (2-6  —  5-7), 

Z=(P)  28-7  (10-7  —  8—8). 
Trotzberg  (1)  17-7. 
Wien  (5)  20—6  (7  —  6  —  4-7). 

Fliegt  auch  schon  im  Juni. 

149.  Acaciae  F.  Juni,  Juli. 
Kaschau  (1)  18—6. 

150.  llicis  Bk.   Juni,  Juli. 
Kaschau  (1)  18—6. 
Rosenau  (2)  13—7  (11 
Salzburg  (1)  2—7. 

151.  Pruni  L.  Juni. 

RregenzZ=(l)  4-8. 
Brunn  (8)  9-6  (3—6  - 


15-7). 


21- 


6). 

Kaschau  (3)  17-6  (11-6  —  26-6). 
Linz  (3)  18-6  (12-6  —  26-6). 
Nikolsburg  (1)  20-6. 
Prag  (1)  18—6. 

Rosenau  (4)  5—6  (3-6  -  9-6). 
Salzburg  (5)  11-6  (31-5  —  23-6), 
Z=(3)  27-7  (16-7  —  13- 
Wien  (1)  2-7. 

1  2^? 


Kommt   demnach    auch 
August  vor. 


im   Juli    und    seihst    noch    im 


-8). 


152.  Betulae  L.  Juli  bis  September. 

Admont  (1)  15—5?. 

Agram  (2)  31—5?. 

Brunn  (9)  30—7  (22—7  —  6—8, 

Z  =  {\.)  3—10. 
Gresten  (2)  10-8  (4—8  —  17—8). 
Linz  (1)  19—8, 

Z={1)  22—10. 
Neutitschein  (1)  9—8, 

Z=(2)  19-9  (17-9  —  21—9). 
Prag  (3)  14-8  (7—8  —  25-8), 

Z=  (1)4-10. 
Rosenau  (4)  7-8  (28—7—  16-8), 

Z=:  (3)  17-10  (29-9  —  2-11). 
Rottalowitz  (4)  13—6  (28—5  —  27—6), 

Z={2)  (2-7—8-8). 
Salzburg  (9)  12-8  (8-7  '  —  7—9), 

Z={b)  6-10(12—9  —  21-10). 
Senftenberg  (2)  17-8  (8-8  -  26-8). 
Täufers  (1)  26—8. 
Wien  (5)  9-8  (30-7  —  2-9), 

Z=(b)  18-9  (19—8—17  —  10). 
Wüten  (2)  17-6  (9—6  —  26-6). 

Fliegt  demnach  auch  noch  im  October.  Bei  einigen  Sta- 
tionen wird  die  erste  Erscheinung  im  Mai  oder  Juni 
angeführt.  Eine  Verwechsluug  ist  gerade  bei  dieser 
Art  nicht  leicht  anzunehmen,  sie  scheint  demnach  zwei 
Generationen  zu  haben. 

153.  Querciis  L.  Juni  bis  August. 
Briinn  (8)  24—6  (12  —  6  —  4—7). 
Neutitschein  (1)  9—7. 

Rosenau  (2)  9-7  (1-7  —  18-7). 
Troppau  (1)  14—4!. 

Scheint  zwei  Generationen  zu  haben,  da  eine  Verwechs- 
lung mit  T.  Buhi,  welche  schon  im  April  erscheint, 
nicht  anzunehmen  ist. 

VI.   EQUITIDAE. 
19.  Papilio  L. 

Zwei  Generationen. 

154.  Podalirius  L.   Mai,  Juli. 

Agram  (2)  9-5  (7—5  —  12-5). 
Arvavärallja  (4)  16-5  (28—4  —  6—6). 
Bennisch  2.4  =  (1)  1—8. 

1  Gezogen. 


110 


Karl  Fr  tisch. 


Biala  (6)  2—5  (8-4  —  20-5), 

24  =  (5)  15-7  (lU-7  —  20-7), 
Z  =  (6)  26—8  (15—8  —  30—8). 
Bludenz  (9)  7-5  (24-4  —  12-6). 
Bozen  (2)  3-4  (31-3  —  7-4). 
Bregenz  (2)  19—5  (12—5  —  26—5). 
Brunn  (10)  27-4  (17-4  —  16-5), 

2A  =  (10)  10—7  (1-7  —  18-7), 
Z=  (5)  29—9  (22—9  —  1-lU). 
Bugganz  (2)  9—5  (7—5  —  12—5). 
Cilli  (5)  17-4  (3-4  —  22-4). 
Freistadt  (4)  21-5  (5-5  —  9-6). 
Gresten  (4)  5—5  (20-4  -  14-5). 
Hausdorf  (9)  24-5  (6-5  —  24—6). 
St.  Jakob  (2)  30-5  (26-5  —  4—6). 
Iglau  (5)  26—5  (17—5  —  3—6). 
Innsbruck  (9)  27-4  (23^3-17-5), 

24  =  (1)4-8. 
Ischl(2)(5-5  — 30-5). 
Kalksburg  (5)  11-5  (20—4  —  1  —  6. 
Kaschau  (4)  2-5  (20-4  —  11-5). 
Kessen  (3)  20-5  (12-5  —  26-5). 
Kirchdorf  (13)  7-5  (19—4  —  23—5), 

Z=  (1)27-8. 
Kremsier  (3)  6-5  (23-4  —  21-5), 

2.1  =  (1)  17—6. 
KremsmUnster  (3)  3—5  (21—4  —  18—5). 
Leibitz  (2)  16—5  (9-5  —  24—5). 
Lemberg  (2)  21-5  (18-5  —  24—5). 
Leutscbau  (9)  6-5  (4-4  —  23-5). 
Linz  ^9)  6-5  (24-4  —  17-5), 

24  =  (1)  27-6. 
Melk  (5)  21-4  (14-4  —  26-4). 
Neusohl  (2)  (17-4  —  7-5). 
Neustadtl  (2)  8-4  (3-4  —  14-4). 
Neutitschein  (3)  (1—5  —  3  —  6), 
24  =  (1)  25-7, 
^=(1)2-9. 
Oberhaag  (4)  19-4  (12-4  —  22-4). 
Ofen  (2)  (21-4—12—5). 
St.  Paul  (5)  26-4  (16—4  -  4-5). 
Prag  (6)  17— 5  (22—4—1-6), 
24  =  (1)  13-8?, 
Z={2)  25—8  (21-8  —  1-8-8). 
Rekäs  (3)  17-4  (11-4  —  3-5). 
Kosenau  (6)  25—4  (14-4  —  8—5), 
24=  (1)  8-7. 


Kottalowitz  (19)  17-5  (1  -5  —  4-6), 

■     24-4-;^=  (7)  (27-7  — 12— 9). 

Salzburg  (8)  15—5  (4— 4'-  11—6), 
24  =  (2)  (14-7—13-8). 

Schässburg  (4)  17—4  (8—4  —  28—4). 

Senftenberg  (6)  16-5  (28-4—  28-5). 

Sereth  (2)  (lU- 5  —  1—6). 

Wien  (7)  23—4  (13—4—11—5), 

24  =  (5)  11-7  (3-7  —  17-7), 
Z  =  (3)  12—8  (4-8  —  23—8). 

Fliegt  schon  im  April,  ilaiin  auch  im  Juni  und  noch  im 
August  und  selbst  September. 

155.  Machaon  L.   Mai,  Juli,  August. 
Admont  (7)  1  -5  (29-3  —  14—5). 
Agram  (2)  9-5  (7-5  —  12-5). 
Arvavärallja  (4)  17-5  (28-4  —  6—6). 
Bcärn  (5)  26—5  (9-5  —  14—6), 

24  =  (4)  3—8  (29—7  —  10—8). 
Biala  (9)  20-4  (1—4—  18—5), 

24  =  (9)  24-7  (8-7  —  20-8), 
Z=  (7)  4-9  (20—8  —  30—9). 
Bludenz  (6)  1-5  (15-4  -  16-5). 
Bozen  (3)  11—4  (8-4  —  19-4). 
Bregenz  24  =  (1)  13—8.  ' 
BrUnu  (10)  25-4  (7-4  -  11-5), 

24  =  (9)  9-7  (2-7  —  15-7), 
Z  =  (6)  27—9  (9—9  —  9-10). 
Budweis  (2)  3—5  (24—4  —  12-5). 
Cilli  (3)  16—4  (9—4  —  21—4). 
Datschitz  (2)  12—5  (5—5  -  19-5). 
Freistadt  (5)  5-5  (10-4  —  28-5), 

24  =  (1)29-7. 
Gresten  (5)  2-5  (21-4—11—5). 
Hausdorf  (12)  21—5  (19—4—10-6). 
St.  Jakob  (5)  21-5  (7-5  —  10-6). 
Iglau  (4)  29-5  (18-5  —  12-6). 
Innsbruck  (10)  22-4  (23-3  —  12-5). 
Iscbl  (2)  29-4  (20-4  —  6-5). 
Kalksburg  (5)  11-5  (18-4  —  5-6). 
Kessen  24  =  (3)  4-8  (19-7  —  14-8). 
Kirchdorf  (8)  2-5  (13-4  —  31-5), 

2 A^Z  =  {10)  (2-7  -  20-9). 
Kornat  (2)  21-5  (21-5  —  21-5). 
Kremsier  (4)  1-5  (20—4  —  15-5). 
Kremsmünster  24  =  (1)  11  —  8. 
Lemberg  (4)  7-5  (2-5  —  16-5). 

1  Gezogen. 


JährUchc  Perinrle  der  Tnsectenfaunu  von  Österrcich-TJngarn. 


111 


Leutschau  (5)  12-5  (9—5  —  16-5), 

2^  =  (1)5— 8. 
Liuz  \1)  20-4  (8-4  —  27-4), 

24  =  (6)  10-7  (24—6  —  20-7). 
Melk  (6)  18-4(21-4  —  8-5). 
Neusohl  (3)  0-5  (23-4  —  15     5). 
Neiititsehein  (.3)  11-5  (29-  4  —  21—5), 
'■1A=  11-7  (2—7  —20-7), 
^=(2)  (14-9  —  21-10). 
Oberhaag  (4)  21-4  (lG-4  —  24—4). 
Oberschützen  (2)  22—4  (13—4—  2—5). 
8t.  Paul  (5)  29—4  (16-4  —  16-5). 
Prag  (7)  3-5  (19-4  —  26-5), 
24  =  (1)29-7, 
if=(2)  21-8  (12-8   -31—8). 
Pressburg  (2)  (22—4  —  25-5). 
Riva  (5)  9—4  (25—3  —  21  -4). 
Rosenau  (6)  15—4  (14-4—  14-5), 

"24  =  (2)  9-7  (5-7  —  13^7), 
^=(1)  24-9. 
Rottalowitz  (5)  9—5  (25—4-  25—5), 

24  =  (.3)  17-7  (11-7  —  24-7), 
^=(2)  22-8  (13-8  —  21-8). 
Salzburg  •  (7)  24-4  (4-4  —  29-5), 

24  =  (8)  12-7  (4-7  —  28-7), 
.^=  (9)  22-8  (1  -8  —  23-9). 
Schässburg  (3)  3-5  (25—4  —  8—5). 
Seuftenberg  (9)  8-5  (9—4  —  22—5), 

24  =  (3)  27—5  (6-7  —  10—8). 
Wien  (7)  29—4  (13-4  —  21-5), 

24  =  (2)  12—7  (11-7  —  13-7), 
2:^(2)  (7-9  —  29-9). 

20.  Thais  F. 

Zeryiithia  F. 
Nur  eine  Generation. 
156.  Hypermnestra  Scp. 

Polyxena  0.    April,  Mai. 

Agram  (2)  9-5." 

Brunn  (8)  25-4  (4-4—11-5), 

Z  =  (4)  20—6  (16—6  —  25-6). 
Cilli  (2)  (11-4  —  20-5). 
Kaschau  (3)  14—5  (8—5  —  20-5). 

1  Liebt  die  Berggipfel,  da  er  oft  auf  dem  Gais-  und 
selbst  Untersberg  (Geieregg)  angetroffen  worden  ist,  selbst- 
verstiindlicli  im  Sommer. 

•-  (1)  23—2  ! 


Melk  (1)  2-4. 

Neutitschein  (3)  18—4  (13—4  —  25-4). 

Pressburg  (1)  10—5. 

Wien  (1)  28-4. 

Fliegt  somit  auch  noch  im  Juni. 

21.  Doritis  F. 

157.  Apollo  L.   Juli. 

Bhulenz  (2)  11-6  (2-6  —  20-6). 

Bozen  (1)  22-5. 

Bregenz  '  (2)  1-6  (26—5  —  6-6). 

Gastein  Z=  (1)4-10. 

Gresten  (3)  (11-6  —  25  —  7). 

Innsbruck  (5)  8  —  6  (21—5  —  26—6). 

Kassen  (1)  4—7. 

Kirchdorf  (1)  8-7. 

Melk  (2)  5-6  (28-5  —  13-6). 

Mistek(l)  12-7. 

Neusohl  (2)  28—6. 

Neutitschein  (2)  29—6. 

Rosenau  (3)  2—7  (27—6  —  9-7). 

Salzburg  (2)  6-7  (1300'), 
(3)  29-6  (3367'), 
2'=  (2)  11-8  (3500'). 

Taufers  (1)  9-6. 

Trotzberg  (1)  1  —  8. 

Wien  (1)  15—7. 

Fliegt  schon  im  Juni  und  auch  noch  im  August. 

159.  Mnemosyne  L.  Mai,  Juni. 

Bregenz  (1)  8  —  6. 

Brunn  (4)  13—5. 

Bugganz  (1)  4 — 6. 

Grestei)  (1)  28—5. 

Kaschau  (4)  22-5  (18-5  —  30-5). 

Kesuiark  (1)  12—6. 

Kremsier  (3)  -5—5  (20-5  —  29-5). 

Neusohl  (1)  11—5. 

Neutitschein  (2)  30 — 5. 

Rosenau  (^6)  30—5  (17—5  —  11—6). 

Salzburg  (4)  9— 6  (4-6  —  14-6), 

Z={\)  10-7. 
Wien  (3)  26-5(18-5  —  9-6). 

1  (1)  12-3! 


112 


Karl  Frit-sch. 


VII.  PIERIDAE. 
22.  Leucophasia  Stph. 

Zwei  Generationen,   im  Mai   und  wieder  Ende  Juni  bis 
August. 

160.  Sinapis  L. 

Baiimgavteaberg  2A=  18—7. 
BrUnn  (10)  27-4  (19—4—11-5), 

2A  =  (10)  29-6  (22-6  —  12-7), 
Z={3)  (10-8  —  1-10). 
Freistadt  (2)  19-4  (17-4  —  22-4). 
Gastein  2J.  =  (1)  16—7. 
Gresten  (4)  9-4  (31-3  —  9-4). 
Hausdorf  (4)  12-4  (8-4  —  15-4). 
St.  Jakob  (2)  (5-4  —  2-5). 
Kascha«  (4)  6—5  (22—4  —  17-5). 
Kessen  (1)  12—5. 
Linz  (2)  24-4  (18—4  —  24-4), 

2A  =  12-7  (4-7  —  21  —  7). 
Neutitscliein  (2)  4-5  (25-4  -  12-5), 
2J  =  (1)  7-7, 
Z=(l)  15-9. 
Prag  (2)  (7-5 -3-6), 

2A  =  (3)  21-7  (4-7  —  7-8). 
Eosenau  (4)  29-4  (21-4  —  7-5), 

24  =  (3)  3-7  (1-7-4-7). 
Rottalowitz  (4)  11—5  (22-4  —  27-5). 
Salzburg  (5)  12-4  (29-3  —  21-4), 

2^  =  26-6  (11-6  —  15-7), 
Z=  (9)  28-8  (19-8  —  9-9). 
Senftenberg  (3)  3-5  (10-4  —  21-5), 

2Ä  =  {4)  24-7  (18-7  —  2-8). 
Wien  (8)  20-4  (29-3  —  11-5), 
2A  =  29—6  (6—6  —  20-7), 
Z=  (5)  17-8  (25-7  —  18-9). 

Die  erste  Generation  erscheint  schon  im  April,  die  zweite 
in  der  Regel  erst  im  Juli  und  erstreckt  sich  auch  über 
den  September. 

23.  Piet'is  Ltr. 
A.    Aporia  Hb. 
161.   Crataegi  L.  Juni,  Juli. 

Admont  (7)  22-4  (5-4  —  1—5)!. 
Agram  (2)  20-5  (12-5  —  28-5). 
Bärn  (12)  20—6  (30—5  —  14—7). 
Biala  (7)  6-6  (28-5  —  22-6), 

^=(6)  9-7  (30-6—  15-7). 

1    (3)  (4—3  —  24—4)! 


Bludenz  (2)  6-6  (1-6  —  12—6). ' 
Bozen  (3)  17-3  (16-3  —  19-3)!, 

Z={V)  27-11!. 
Brunn  (9)  26—5  (16—5  —  5—6), 

Z={V)  1-7. 
Bugganz  (2)  2-6  (27—5  —  8—6). 
Datschitz  (3)  25—4  (10—4  —  8—5)!. 
Eperies  (2)  26—5  (18—5  —  4-6). 
Gresten  (5)  12—6  (3—6  —  26-6). 
Hausdorf  (13)  11-6  (15-5  —  27-6). 
St.  Jakob  (3)  17—6  (15—6  —  20-6). 
Iglau  (.5)  9-6  (28—5  —  19—6). 
Innsbruck  (3)  21—5  (9-5  —  29-5),  • 

Z=  (2)  9-7  (5—7  -  13-7). 
Isclil(3)  (18—4!  —  10—6). 
Kaschau  (3)  1—6  (28—5  —  8—6). 
Kessen  (4)  13-6  (7-6  —  17-6), 
Kirchdorf  (11)  4-6  (5-5  —  23-6)." 
Kornat  (2)  4-4  (4-4  —  4-4)!. 
Kremsier  (2)  1-6  (24-5  —  10-6), 
Lemberg  (2)  9-6  (7—6  —  11-6), 
Leutschau  (9)  1-6  (20-5  —  10-6), 
Linz  (9)  7—6  (19-5  —  16—6), 
Micheldorf  (2)  14—4  (8—4—20-4). 
Neusohl  (3)  3-5  (1-5  —  5— 5).» 
Neutitschein  (2)  5— 6  (2— 6  —  8-6). 
Oberhaag  (2)  7-6  (1—6-13-6).' 
St.  Paul  (5)  5-6  (24-5  —  18-6). 
Prag  (4)  5-6  (25—5  —  13-6), 

Z=  (4)  13—7  (5-7  —  20-7). 
Pressburg  (2)  27—5  (20—5  —  4—6). 
Rekäs  (3)  15—5  (10-5  —  20—5). 
Riva  (3)  7-6  (1-6  —  12-6). 
Rosenau  (6)  31-5  (21-5  —  17-6), 

Z=  (5)  11-7  (3-7  —  20-7). 
Rottalowitz  (17)  7—6  (13—5  —  26—6), 

Z=(6)  (6-7  —  29-7). 
Salzburg  (9)  5-6  (26—5  —  14—6), 

Z={1)  14-7  (22-6  —  27-7). 
Schässburg  (4)  24-5  (20-5  —  28-5). 
Senftenberg  (4)  9—6  (26—5  —  18-6). 
Troppau  (2)  (22—5—11-6), 
Wien  (12)  2-6  (19-5  —  16-6), 

Z  =  (2)  3—7  (29-6  —  8-7). 

1  (1)  3—4! 

2  (1)  7—4! 

3  (1)  4—6. 

•»   (2)  (20—3  —  20—4). 


Jährliche  Veriodr  dir  hi.srrtpnfauDa  vn».  Ösferi-iich-Ungarn. 


113 


Es  ist  ;nil't';illeii(l,  il.-iss  dieser  Falter  ;iii  melireren  tStatio- 
nen  kcIioii  iiu  März  iiiid  April  lieobaohtet  worden  ist. 
Bei  meinen  vieljährigen  Benbaclitiingen  in  Prag,  Wien 
lind  Salzburg-  habe  icli  den  Falter  nie  vor  dem  letzten 
Maidrittel  gesehen.  Wenn  auch  einige  der  antt'allend 
frühen  Angaben  an  anderen  Orten  irrig  sein  und  auf 
Verwechslungen  oder  oberüiicblicher  Beobachtung 
beruhen  können,  so  sind  dafür  andere  wieder  ver- 
trauenswürdig und  berechtigen  zu  der  Annahme,  das.'i 
der  Falter  wirklich  schon  so  friili  erscheinen  kann, 
wenn  er  auch  in  der  Regel  die  normale  Erscheinungs- 
zeit (Ende  Mai  und  Anfangs  Juni)  mit  nur  geringen 
Abweichungen  einhält. 

Sein  Verschwinden  fallt  au  allen  Stationen,  von  welchen 
Beobaehtuiigen  vorliegen,  in  den  ,Juli.  Die  JJeobach- 
tung  viim  1  — u  in  Bozen  scheint  auf  eine  zweite  Gene- 
ration des  Falter.-!  zu  deuten. 

B.   l'ieris  Ltr. 

161'.  Brassicae  L.   Mai,  Juni  und  vvieiler  im  Juli  bis 
September. 

Admont  (7)  24—4  (]3-4  —  1-5). 
Agram  (2)  30—4  (27—4  —  3—5), 

Z={1)  24-10. 
Arvavärallja  (3)  14—5  (30—4  —  29—5). 
Bärn  (8)  15-5  (28-4  —  20—6). 
Biala  (9)  13-3  (11-2  —  11—4)!, 
(7)  21-5  (10-5  —  27-5), 
2A  =(4)  15—7  (13-7  —  18-7), 
;?=  (9)  9—10  (20—9  —  31-10). 
Bludenz  (2)  23-3  (23-3  —  23—3)!, 

2A  =  {i)  10—8. 
Brunn  (10)  25—4  (24—3  —  16—5), 
2.4  =  13—7  (7-7  —  21-7), 
Z={1)  19— 10(12— 10— 1-11). 
Biidweis  (3)  (11— 4  —  23-5). 
Cilli  (3)  10-4  (3—4  —  15-4). 
St.  Florian  (2)  16-4  (11— 4  —  22—4). 

2^  =  (1)  30-7. 
Gastein  (5)  10—5  (15—4  —  26—5). 
Grasten  (4)  i'3-4  (13-4  —  11—5), 

2^  =  (3)  9-7  (8-7  -  11-7). 
Hausdorf  (15)  19—5  (3—5  —  4-6). 
Hermaunstadt  (2)  (28— 3  —  24—4). 
St.  Jakob  (5)  13-5  (29—4  —  13—6), 

Z={\)  17-10. 
Iglau  (4)  8-5  (26-4  —  18-5). 
Innsbruck  (3)  1—4  (29—3  —  3-4), 
(2)  12-5(6-5—  18-5), 
(1)  2-8, 
2'=(])  8—11. 

Benkscbrifteu  der  mathem.-naturw.  Cl.  XXXIX.  Bd. 


Isclil  (3)  19-4  (10-4-26-4). 
Knlksburg  (3)  (20—4  —  7—6). 
Kascban  (3)  6-5  (30-4  —  10-5), 

2^  =  (1)20-7. 
Kesmark  (4)  11-5  (24-4  -  8-6). 
Kesseu  (3)  (28-4  —  -30— .5). 
Kireiidorf  (14)  14-4  (26-3   -  18-5j, 

2  A^Z=  (3)  (27  -  7  —  20-9). 
Kornat  (2)  1-4  (1—4—  1-4). 
Kremsier  (3)  (3—4  —  8—5). 
Kremsmünster  (3)  (21—4  —  30—5), 

24  =  (4)  15-7  (8-7  -  27-7). 
Lemberg  (2)  25-4  (16—4  —  4—".), 

Z={1)  27—10. 
Leutscbau  (5)  27-4  (15-4  —  10-5), 
2J=  (1^23-7, 
Z=(l)  27-10. 
Lienz  (2)  15-5  (11-5  —  20-.'.). 
Linz  (9)  27-4  (29-3  —  27-5), 

24  =  (5)  8-7  (26-6  —  19—7), 
Z=(l)  21—10. 
Neusohl  (4)  20-4  (27-3—4—5). 
Neutitscbein  (2)  11-5  (2-5  —  20-5), 
24  =  (1)  1-7, 
^=(2)  (2-9  -3-10). 
Oberhaag  (4)  (7—3  —  20—5). 
St.  Paul  (5)  11—4  (24-3  —  26-4). 
Prag  (1.3)  2-5  (28—3  —  29—5), 

24  =  (5)  7—8(25-7  —  23-8), 
Z  =  (3)  13—9  (9—9  —  16  -  9). 
Pressbiirg  (3)  (1—4  —  9—5). 
Rekds  (2)  6—4  (5-4  —  8—4). 
Riva  (4)  13-4  (18-3  —  27-4). 
Rosenau  (6)  24-4  (11  -4  —  2-5), 

Z=  (2)  22—10  (19—10  —  26—10). 
Rottalowitz  (9)  9—5  (15—4—  16  —  5), 

24  =  (5)  29—7  (20—7  —  12—8), 
Z^{b)  1-10(3-9-20-10). 
Saif'nitz  (2)  (18—5—  18-6). 
Salzburg  (5)  12-5  (26-4  —  5— 6), 

24  =  (5)  18-7  (1  -7  —  9-8), 
^=(4)  21  —  10(13-10—  7-11). 
Senftenberg  (4)  8-5  (14-4  —  28-5), 

24  =  (3)  27—7  (16—7  —  7-8), 
Z={2)  10-10(6-10—15-10). 
Taufers  (2)  (24-4  —  14—5). 
Troppau  (2)  (6-5  —  1-6). 

15 


114 


Karl   F ritsch 


Wien  (14)  30-4  (ß-4  —  22-5), 

2A  =  (11)  lÜ-7  (16-6  -  10-8), 
Z  =  {1)  27-<»  (6-9  -  23-10). 
Wüten  (3)  (18—4—12—6), 
2A  =  {\)  19-7, 
Z={1)  23-10. 

Wird  auch  schon  im  März  und  April,  dann  auch  noch  im 
October  angeführt,  und  erscheint  zuweilen  selbst 
schon  im  Februar  und  noch  in  den  ersten  November- 
tagen, so  daas  man  mehr  als  zwei  Generationen  anneh- 
men konnte.  Aus  den  Beobachtungen  in  Biala  und 
Innsbruck  lassen  sich  drei  ableiten.  D;i  sich  P.  Bras- 
sicae  von  den  nahe  verwandten  Arten  P.  Bapae  und  P. 
Napi  schon  durch  seine  Grösse  auffallend  unterschei- 
det, so  ist  eine  Verwech8li<ng  nicht  wohl  anzunehmen. 

163.  Rapae  L.  Frühling  l)is  Herbst. 
Agram  Z  ^  {2)  24-10. 
Hialn  (7)  12-3  (18-2  —  6-4), 
(6)  17-5(10-5  —  26-5), 
2yl  =  (1)10-7, 

Z=  (9)  11-10(20—9  —  31  —  10). 
Bhulenz  2^  =  (1)  10-8. 
Bozen  Z  =  (l)  12-10. 
Brunn  (7)  20-4  (10-4  —  11-5), 
2^1=  (1)30-6, 
Z={\)  18-10. 
Hausdorf  (3)  12-4  (6-4—15-4). 
Innsbruck  (4)  27-3  (25-2  —  12-4), 
2^1  =(1)  13-6, 
^=(1)30-9. 
Kaschau  (4)  9—4  (10-3  —  1-5), 

24  =  (1)20-7. 
Kessen  (2)  21—4  (19-4  —  24-4), 

Z={\)  16-10. 
Kircbdorf  (2)  24—4  (24-4—24-4). 
Kremsier  (3)  11-4  (7-4  —  15—4). 
Leutscbau  (3)  (17-3  —  18-4). 
Linz  (5)  16-4  (10-3  —  4-5), 

2A  =  2—7  (29-6  —  6—7). 
Prag  (2)  (16-4 -7-5), 

Z={2)  16-10  (15-iq—  18-10). 
Uoseuau  (4)  21—4  (6—4  —  21  -4), 

2yl  =  (2)  (21-6  —  14—7). 
Kottalowitz  (15)  28-4  (4-4—28-5), 

2A  =  (3)  1-8  (27-7  —  5-8), 
Z  =  (8)  27-9  (14-9  —  5-10). 
Salzburg  /J-^:  (3)  14-10  (7-10—23-10). 
Seiiftenberg  (2)  (14—4  —  4  —  5), 
2^1  =  (1)  14-7. 


Tiiuters  (2)  9—4  (8-4  —  10—4). 
Wien  24  =  (1)  16—6. 
Wilten  (2)  (24-4  —  28-5, 
24  =  (1)  15-7. 

164.  Napz  L.   Sommer. 

Agram  (3)  (23-2  —  22—4). 
Baumgartenberg  24  =  (1)  21  —  7. 
Bludenz  (5)  11—4  (27—3  —  21-4). 
Bozen  24  =  (1)  12-8. 
Bregenz  (2)  8  —  4  (4-4  —  12—4). 
Brunn  (8)  19-4  (10-4  —  9-5), 

24  =  (2)  12-7  (4-7  —  21-7), 
^=(3)  19-10(16—10  —  22—10). 
Cilli  (4)  6—4  (26—3—17-4). 
St.  Florian  (2)  2-4  (28-3  -  8-4). 
Freistadt  (2)  13-4  (13-4  —  14—4), 

24  =(1)3-6. 
Gresten  (3)  13-4  (25—3  —  19-4), 

24=  16-7. 
Hausdorf  (3)  25—4  (10-4  —  4-5). 
St.  Jakob  (3)  1-5  (15-4  -  11-5). 
Iglau  (3)  3-5  (30-4  —  8-5). 
Innsbruck  (2)  (27-3  —  17-5), 

24  =  (2)  (9-6  —  12-6). 
Kaschau  (3)  28—4  (22—4  —  1  -5). 
Kessen  (2)  29-4  (24-4  —  4-5). 
Kirchdorf  (3)  18-4  (7-4  —  1-5). 
Korneuburg  Z={1)  23—10. 
Kremsier  (5)  25-4  (12-4  —  11-5). 
Krenismiinster  (3)  (18—4  —  18—5). 
Lemberg  (2)  27—4  (20—4  —  4—5), 

^=(1)  27-10. 
Leutsehau  (2)  (11—3  —  4-5). 
Linz  (4)  19-4  (2-4—  16—5), 

24  =  30—6  (27—6  —  4—7). 

Neutitscbein  (2)  16—4  (12—4  —  20—4), 

2^  =(1)5-7, 

Z={2)  4-10,(3-10  -  5-10). 
Prag  (11)  15-4  (8-3  —  13-5), 

Z=  (4)  26—9  (1-9—15—10).. 
Rosenau  (5)  20-4,(16-4  —  27-4). 
Rottalowitz  (4)  3-5  (25-4  —  12-5), 

Z  =  (2)  19-9  (8-9  —  30-  9). 
Salzburg  (5)  3-4  (29-3  —  8-4), 

24  =  (4)  5-7  (21-6  —  20-7), 
^=(5)  23-10(15-10—7-11). 


Jährlich   Periode  du-  Tns<'cUufaniia  von  O.'it erreich  ün<iani. 


115 


Sniftenberj;'  (7)  6-5  (10—4  —  10-5), 
2J  =  (3j  (29-6  —  5-8). 

Wien  (6)  15-4  (3-4  -  22—4), 
2A  =  1—7  (27-6  —  4-7), 
Z=(3)  13-10(10-10—  17  —  10). 

Kömmt  so  wie  /'.  Rapae  auch  im  Fiiihlinf;:  und  Herbst  vor. 

166.  Daplidice  L.  April,  Mai,  Juli,  August. 
ßregenz  (1)  16-4. 
Brunn  (10)  12—5  (25-4  —  21-5), 

2^  =  (7)  9-8  (2-8  —  18-8), 
^=(6)  6—10  (1—10— 20— 10). 
Buggauz  (1)  30-4. 
Kaschau  (3)  22-4  (18-4  —  26—4), 

2^  =  (2)  16-7  (6—7  —  26-7). 
Kremsier  (1)  25—4, 

2^  =  (1)8-7. 
Lemberg  (2)  25-4  (16—4  —  5—5). 
Neutitsch&in  (2)  (20—5  —  10-6), 

2J  =  (1)  12—8. 
Nikolsbnrg  (1)  6—5. 
Oravicza  (1)  14—4. 
Rosenau  (4)  25-4  (6-4  —  15-5), 
2^  =  (1)  20-6, 
Z={\)  29-9. 
Prag  (2)  28-4  (23-4  —  3-5), 

2A  =  (6)  1-7  (12-6  -  27-7), 
Z=  (3)  3-9  (27-8  —  16-9j. 
Senftenberg  2A  =  (2)  25-7  (23—7  —  28—7). 
Wien  (7)  17—4  (2—4  —  10-5), 

2A  =  (1)  4-7  (16  -6  —  20-7), 
Z=  (8)  14—9  (30—8  —  4—10). 

Auch  im  September  uiuT  October;  dass  die  Erscheinungs- 
zeiten auch  in  den  Juni  übergreifen,  welcher  beide 
Generationsperioden  trennt,  ist  selbstverständlich. 

168.    Cardamtnes  L.    April  bis  Juni,    auf  den  Alpen 
noch  im  Juli. 

Admont  (3)  (2-4  —  3-5). 
Agram  (.3)  5-4  (22-3  —  17-4). 
Biala  (9)  6-5  (25-4  —  12-5), 

^  =  (4)22-9  (30-8  —  7—10)!. 
Bleiberg  (2)  18-5  (14-5  -  22—5). 
Bludenz  (12)  15-4  (27-3  -  2-5). 
Bozen  (2)  (25-3  —  20-5). 
Bregenz  (2)  (16—4  —  10—5). 
Brunn  (10)  29-4  (19-4  —  17—5), 
Z=  (6)  7  -6  (20—5—5—7). 


Budweis  (.3)  (15—4  —  26-5). 
Bugganz  (2)  3-5  (30-4  —  7-5). 
Cilli  (6)  10-5  (26-8  —  1—5). 
8t.  Florian  (2)  24-4  (23-4  —  26-4). 
Freistadt  (6)  24-4(17-4—  15-5). 
Grasten  (5)  27-4  (19-4  —  6—5). 
Hausdorf  (6)  7—5  (19—4  —  20-5). 
St.  Jakob  (3)  21-5  (15-5  —  3-6). 
Iglau  (4)  12-5  (25-4  —  25-5). 
Innsbruck  (6)  1  —  5  (7  — 4  —  17—5). 
Ischl  (3)  18—5  (14—5  —  20-5). 
Kalksburg  (5)  18-4  (6—4  —  27—4). 
Kaschau  (4)  1-5  (24—4  —  6—5). 
Kessen  (4)  5—5  (26-4  —  12-5). 
Kirchdorf  (17)  27-4  (17-4  —  18-5). 
Kremsier  (5)  12—5  (10—4  -  1-6). 
Kremsmünster  (2)  (10-4  —  5-5). 
Leutschau  (8)  11—5  (3—5  —  23—5). 
Linz  (8)  23—4  (3-4  —  15-5), 

Z^{1)  15-6. 
Melk  (7)  15-4(7—4  —  3-5). 
Neustadtl  (5)  24-4  (2-4  —  15—5). 
Neutitschein  (2)  (29-4  —  21  -5), 

Z=(l)  12-6. 
Oberhaag  (3)  29-4  (15-4  —  15-5). 
Oberschützen  (2)  3—5  (27—4  —  9—5). 
St.  Paul  (5)  22-4  (4-4  —  9-5). 
Prag  (9)  8-5  (18-4  —  29-5), 

Z=(4)  23-5  (14-5  —  7-6). 
Pressburg  (2)  (18-4  —  9-5). 
Rekäs  (2)  9-4  (8-  4  —  10-4). 
Rosenau  (6)  21-4  (13—4  —  27-4), 

Z={1)  lJ-6. 
Rottalowitz  (19)  7—5  (17—4  —  28  —  5), 

Z=  (3)  7—6  (31—5  —  18—6). 
Salzburg  (6)  9-4  (26-3  —  27-4), 

Z=  (6)  25-6  (20-6—  1-7). 
Senftenberg  (7)  5-5  (20-4  —  13-5). 
Taufers  (2)  26-4  (17—4  —  6-5). 
Troppau  (3)  12—5  (6—5  —  15—5). 
Wien  (7)  21—4  (9-4  —  1 1  -5). 

24.  Colias  0. 

Bei  einigen  Arten  eine  doppidte,  bei  den  übrigen  nur 
eine  Herbstgeneration. 

169.    l'dlaeno  L.  Juli,  August. 
Freistadt  (1)  13-7. 

15* 


116 


Karl  FritscTi. 


170.  Fhicomene  Scr.    Juli,  August.   Alpen  3000'  bis 
7000'  hoch. 

Bozen  ^=(1)  31-10. 
Bregenz  (1)  12—8. 
C4astein  (1)  20-7. 
■  Innsbruck  (1)  25  —  7. 

171.  Eyale  L.  Mai,  Juli  bis  September. 
Agram  (3)  (17  —  5—17  —  6). 

Biala  2A  =  (6)  14— 7  (4-7  —  25-7), 
2  =  (7)  5—10(18—9  —  2-11). 
Bregenz  2^  =  (2)  11-8  (6-8  —  16-8). 
Brunn  (8)  1—5  (16—4  —  27-5), 

2.1  =  (8)  27-6  (11—6  -  28-7), 
^=(,s)  26—10(13—10—  1  —  11). 
Cilli  (5)  4-5  (19-4  —  17-5), 

Z=(\)  27—11. 
Freistadt  (2)  (14-5  —  6-6), 

1A  =  (2)  13—7  (4—7  —  23-7). 
Gresten  (4)  14-5  (9—5  —  20-5), 

2A  (3)  =  16—7  (5—7  —  28-7). 
Hausdorf  (ö)  30-5  (10-5  —  26—6). 
Iglau  (4)  26—5  (20-5  —  2-6). 
Iglö  Z=(\)  9-10. 
Innsbruck  (4)  7-5  (23—4  —  21-5), 

Z=(l)  16—11. 
Kaschau  (3)  1 1  -5  (4-5  —  22-5), 

2^  =  (1)  18-7. 
Kessen  (2)  20—5  (19—5  —  21-5). 
Kirchdorf  (9)  (18 -5  —  7-11). ' 
Kremsier  (6)  17—5  (3U     4  —  29-5), 

2J  =  (1)  18-6. 
Lemberg  (2)  (3—5  —  7-6). 
Leutschau  (8)  30-5  (18-5  —  8—6), 

2yl==(l)  17-7. 
Linz  (6)  7-5  (9-4  —  25-5), 

2^  =  (.5)  17—7  (8-7  —  25-7). 
Neutitschein  (3)  17-5  (1—5  —  30-5), 
2^  =  (1)  14-7, 
Z  =  (1)12-9. 
Prag  (8)  29—5  (27-4—16-6), 
2^  =  29-7  (21—7  —  7-8), 
^  =  (2)  (,26-8  —  26-9). 
Rüsenau  (5)  "-'O- 5  (14—5  -  29—5), 
2^  =  (1)  9-7. 
/^  =  (2)  28-10(23-10  —  2—11). 

1  Absoult  früheste  und  späteste  Erscheinung.   Die  Pha- 
sen unbestimmt. 


Kottalowitz  (12)  27—5  (11— 5  —  8—6), 

2^  =  (6)  27-7  (3-7  —  11— 8), 
^=(13)  23-9  (26-8  —  22-10). 
Salzburg  (4)  13—5  (25-4—  28—5), 

2.4  =  (7)  18—8  (1-8  —  29-8), 
Z=(4)  14-10(30-9  —  7-11). 
Senftenberg  (4)  30— 5  (5— 5  —  18— 6), 

2.1  =(4)  27-7  (23—7  —  7-8), 
if=(2)  10-10(6—10  —  15-10). 
Troppau  (2)  22— 6  (13  — 6  —  1—7). 
Wien  (9)  15-5  (24-4  —  25—5), 

2  J  =  (8)  22-7  (29-6  —  17-8), 
^=(10)  14—10(28-9—  1-11). 

Fliegt  aurh  im  Juni ,  dann  noch  im  October  und  selbst 
November. 

172.  Myrmidone  Esp.   Mai  und  August. 
Brunn  (7)  16—5  (^5—5  —  31—5), 

2.4  =  (8)  21-7  (15-7  —  31-7), 
Z=(8)  18-10(13—10—  1-11). 

Budweis  2^  =  (1)  7— 8. 

Linz  (1)  26—5. 

Neutitschein  (1)  13-6. 

Wien  (2)  (18-5  —  26—6), 
Z=  (1)  17-10. 

Fliegt  auch  im  Juni,  dann  im  September  und  October.  (M. 
s.  Edusa.) 

173.  Edusa  L.  August,  September. 

An  mehreren  Stationen  ist  dieser  Falter  in  zwei  Genera- 
tionen beobachtet  worden,  während  er  nach  Heine- 
mann nur  eine  hat.  Dasselbe  behauptet  Herr  Custos 
Ritgenhofer.  Hiernach  raüsstcn  Verwechslungen 
mit  dem  vorigen  vorgefallen  sein,  welche  bei  der  gros- 
sen Ähnlichkeit  beider  Arten,  wenn  der  Falter  nur  im 
Fluge  beobachtet  worden,  leicht  möglich  sind.  Gleich- 
wohl kann  ich  solche  Verwechslungen  an  einigen 
Stationen  nicht  voraussetzen,  an  welchen  anerkannt 
gründliche  Kenner  der  Schmetterlinge  die  Beobach- 
tungen anstellten  und  auch  O.  Myrmidune  beobachte- 
ten. Ich  nehme  daher  zwei  Generationen  an;  wer  sich 
mit  diesei'  Annahme  nicht  befreunden  kann,  wolle  die 
nun  folgenden  Erscheinungszeiten  als  für  beide  Arten 
vereint  giltig'  annehmen,  und  die  Erscheinungszeiten 
der  ersten  Generatioa  zu  C.  Myrmidone  ziehen .  über 
welche  ohnehin  aulfallund  wenige  Beobachtungen  vor- 
liegen. 

Agram  (2)  14-5  (12—5  —  17—5). 

Biala  (1)  8—5, 

2A  =  (4)  14-7  (10-7  —  15-7), 
if  =  (4)  8  -  10  (30  -  9  —  23     10). 


Jährliche  Periode  der  Insectenfatma  von  Österreich-  JJnqarn. 
(14—8  —  31-8), 


117 


-8), 


-n 
-11). 


Bregenz  2A  =  (2)  22— 

Brunn  (3)  21—5  (16-5  —  24—5), 
2^  =  (1)  ]-8, 
^=(1)  28-9. 
Freistadt  2^  =  (2)  31  — 7  (27  — 7  —  4- 
Gresten  (1)  2— 6, 

2A  =  (2)  17—7  (13—7  —  22- 
Z=  (1)21-10. 
Hausdorf  (3)  27-5  (22-5  —  30-5), 
2A  =  (5)  19-7  (8—7  —  28 
Z=(4)  24-10(12-10  —  2 
St.  Jakob  (2)  22-5  (20—5  —  25-5), 
/r=  (2)  (26-9 -24-10). 
Innsbruck  (1)  26—5. 
Kaschau  2.4  =  (1)  22-7. 
Kessen  Z  =  (1)  16—10. 
Koriieuburg  Z  ^  (l)  1  —  11. 
Linz  (2)  26-5  (25-5  —  27-5), 

2Ä  =  (1)  25—7. 
Prag  (1)  20-6, 

2/1  =  (4)  26—7  (9—7  —  13—8), 
Z={2)  17-10(9-10  —  25-10). 
Rosenau  (2)  12—6  (7  — 6  —  18-6), 
2^=^(1)  19-7. 
Z  =  (2)  3-11  (2-11  —  5-11). 
Rottalowitz  (1)  23— 6, 

2Ä  ==  (5)  25-8  (4-8  —  31-8), 
Z=  (3)  (4-9  —  25-10). 
Salzburg  (.3)  11—6  (1—6  —  17—6), 

Z=(4)  1-11  (23-10  —  22—11). 
Senftenberg  (1)  18—5, 

2A  =  (2)  7-8  (7-8  —  8—8). 
Troppau  (1)  20—6. 
Trotzberg  2^=  (1)  1  —  8. 
Wien  2.4  =:  (4)  23-7  (10-7  —  8-8), 
Z=  (8)  18-10  (2-10—1  —  11). 

Schliesslich  scheint  es  mir  keinem  Zweifel  zu  unterliegen, 
dass  dieser  Falter  wirklich  zwei  Generationen  hat,  und 
sich  daher  die  vorstehenden  Beobachtungen  auf  O. 
Edusa  und  lacht  C.  Myrmidone  beziehen ,  obgleich 
HeinemM  nn  nur  für  den  letzreren  zwei  Generationen 
anführt. 

Unter  den  zahlreichen  von  mir  bei  Salzburg  gefangenen 
Exemplaren  fand  ich  nicht  eine  einzige  C.  Myrmidone. 
Auch  der  gründliche  Kenner  der  hierortigen  Schmet- 
terlingsfauna, Herr  Rechuungsrath  J.  Richter,  hat 
nie  ein  Exemplar  im  Freien  liier  gesehen,  und  vindioirt 
dem  Oolias  Edusa  ebenfalls  zwei  Generationen,  i   Die 

'  System.  Verzeichn.  der  Schmetterlinge  Salzburgs.  S.34. 


Flugzeit  desselben  beginnt  schon  in  der  zweiten  Mai- 
hälftc  und  dauert  bis  in  den  November. 

174.  Chrysotheme  Esp.  August. 
Linz  (1)  22—5. 

Bei  diesem  scheint  es  sich  mit  der  Flugzeit  ähnlich  wie 
bei  dem  vorigen  zu  verhalten. 

25.  Gonoptet^yx  Seh. 

175.  Uhamni  L.  März  bis  Mai,  Juli  bis  October. 
Admont  (7)  5—4  (20—3  —  17—4). 
Agram  (3)  (17—2  —  7—4), 

ir=  (1)24-10. 
Altenbnrg  (Ung.-)  (2)  18-3  (17-3  —  20-3). 
Bärn  (10)  13-4  (1-4  —  2-5). 
Baumgartenberg  3^  =  (1)  27—8?. 
Biala  (10)  19—3  (9—2—  15—4), 

2A  =  19—7  (10-7  —  15-8), 
Z  =  (7)  26—9  (18-9  —  30-9). 
Bludenz  (9)  22-3  (8—3  —  8-4), 

2^  =  (1)  10—8. 
Bozen  (4)  27—2  (15—2  —  10—3). 
Bregenz  (2)  (6-2    -  15-3). 
Brunn  (10)  23—3  (15-3  —  5-4), 

2A  =  (10)  26-6  (18-6  —  7-7), 
Z=(9)  7-10(15-9—  18-10). 
Budweis  (3)  (25-3  —  12-5). 
Cilli  (10)  1-3  (7-2  —  4-4). 
Datscbitz  (2)  (22-3  —  18-4). 
St.  Florian  (9)  18—3  (21  -2  —  8-4), 

2A  =  22-7  (16-7  —  28-7). 
Freistadt  (5)  2—4  (10-3  —  6-4), 

2A  =  (2)  10-8  (8-8  —  12-8). 
Gastein  Z=(V)  4—10. 
Gresten  (4)  8—3  (18—2  —  24—3), 

Z=  (3)  8-7  (5-7  —  10-7). 
Hausdorf  (10)  12-3  (7-2  —  14-4), 

2A  =  (3)  23—7  (17-7  —  2—8), 
Z^(2)  9-9  (3-9  —  15-9). 
Hermannstadt  (3)  4—4  (20-3  -  14—4). 
Hochwald  (2)  (17—2  —  22—3). 
Iglau  (5)  23-4  (7-4  —18—5). 
St.  Jakob  (6)  21—3  (28—2  —  5-4), 
2A  =  {V)  29-7, 
Z=(l)  22—10. 
Innsbruck  (10)  17—3  (21—2  —  28—4). 
Kalksburg  (2)  (2—3  —  .30-3). 
Kaschau  (3)  17-4  (6-4  —  4-5). 


118 


Karl  Frit>ich. 


Kesipark  (7)  ]  1  -4  (27—3  —  2ß— 4). 
Kessen  (4)  24—3  (15—3  —  2—4), 

2A  =  (4)  23-7  (14-7  —  3-8), 
^=(1)21-9.  ...D-,    V 

Kirchdorf  (1 7)  21  —3  ( 1 1  -2  —  8—4), 
'  2A  =  (14)  14—7  (6-6  —  5-8), 

Z=  (3)  16-9  (9-9  —  29-9). 
Krakau  (3)  7—4  (26—3  —  21—4). 
Kremsier  (4)  12—3  (9—2  —  8-4), 

'2A  =  (2)  28—6  (24-6  —  2—7). 
Kremsmünster  (12)  8—3  (1-2—  18—4), 

Z={1)  20-10. 
Kronstadt  (4)  25—3  (13—3  —  11—4), 

Z=(l)  14-12. 
Laibach  (4)  16—3  (18—2  —  4—4). 
Lemberg  (4)  22-3  (4-3  —  3-4), 

Z^{2)  10-10(6—10  —  14-10). 
Lentschau  (10)  28—3  (11—3  —  6—4). 
Linz  (11)  14-3  (13—2  —  9—4), 

2^1  =  (7)  7-7  (7-6—  17-7). 
Melk  (8)  15-3  (3-3  —  31-3). 
Micheldorf  (2)  1  -4  (26  -3  —  7—4). 
Neusohl  (4)  4-4  (23-3  —  20-4), 

2.4  =  (1)4-6. 
Neutitschein  (5)  25—3  (18—3  —  3—4), 

2A  =  (3)  8-7  (29-6  -  14-7), 
Z=(2)  10-4(4-10-  17-10). 
Oberhaag  (3)  (14—1  —5-5). 
Oberschützen  (2)  (26  —  2  —  1—4). 
OraviczM  (2)  (16—2—  1—4). 
Prag  (13)  5-4  (25-  3  —  24-4), 
2^  =  (1)29-7, 
^=(1)9-9. 
Pressburg  (3)  30-3  (22  -3  —  10—4). 
Rekäs  (3)  24—3  (22-3  —  26-3). 
Rosenau  (6)  21—3  (14—3  —  2—4), 

2.4  =  (6)  9—7  (30—6  —  22-7), 
i^=(l)  2-11. 
Rottalowitz  (18)  26—3  (18-2  —  30—4), 

•2A  =  (6)  12-7  (3-7  -  18-7), 
^=  (11)  14-9  (6-8  —  27-10). 
Rzeszow  (2)  10—4  (3—4  —  18—4). 
Salzburg  (6)  9-3  (26— 2  —  3-4), 

2^  =  (12)  13—7  (29-6  —  29-7), 
^=(3)  (18-9  —  5-11). 
Schässburg  (4)  27—3  (24—3  —  28—3). 
Hchössl  (2)  17-4  (16-4  -  19—4). 


Senftenberg  (11)  2—4  (15—3  —  19-4), 

2.1  =  (7)  14-7  (26— 6  —  28-7), 

ir=  (1)4-10. 

Troppau  (8)  30—3  (7-3  —  20—4), 

2^  =  (1)  16—8. 
Wien  (15)  28—3  (27-2—  26-4), 

2Ä  =  (6)  15-7  (17—6  —  6-8), 
if  =  (2)  25— 9  (22  -  9  —  20 — 9).  / 

Wilten  (4)  6-4  (5-4  —  10-4), 

2J  =(4)  (14-6  — 14-8), 
Z  =  {\)  14-9. 
Zvecevo  (2)  (25-2  —  6-5). 

Fliegt  in  seltenen  Fällen  auch  in  den  Wiutermonaten. 

Es  wäre  nicht  unmöglich,  dass  die  läthselhaft  frühen  Er- 
scheinungen von  Pieris  Brassicae  und  ('rataegi ,  welche 
bei  einigen  Stationen  vorkommen,  auf  die  9  von  G. 
Rhamni  zu  beziehen  sein  könnten. 

vni.  he8pi:ridae. 

Bei  einigen  Arten  zwei  Generatk)uea 

26.  Syrichthus  Bd. 

176.  Malvarum  0.   Mai,  Juli,  August. 

Agram  (2)  22—5  (17—5  —  28-5). 

Bregeuz  (1)  16—5. 

BrUun  (3)  26—5  (20—5  —  2—6). 

Budweis  (1)  30- 4. 

Linz  (2)  15—5  (8-5  -  22—5). 

Mistek  (1)  14-5. 

Prag  (1)  22-5, 

2^  =  (1)  25-7. 
Rosenau  (4)  30—4. 
Salzburg  2J  =  (1)  12-6, 

Z={\)  19—9. 
Trotzberg  2^1  =  (1)  1-8. 
Wien  (4)  22-5  (10-5  —  2-6), 

2^1  =  (7)  26-7  (15-7  -  13-8), 

Z={fy)  22-8  (9-8  —  3-9). 

Kommt  auch  im  Juni,  d;iuu  noch  im  September  vor. 

178.  Lavaterae  Esp.  Juli,  August. 
Wien'  (1)  7-6. 

180>.   Cartkami  Hb.  Sommer. 

Bregenz  (1)  10—5, 

2.4  =  (1)  14-8. 

1  Bei  Baden, 


Jährh'cli'    P/  rindi   ,J<r  Tnsectmfnunn  von  Östemirli-  Ungarn. 


ti! 


Prag  (2)  28-5  (21-5  —  5-6), 

Z=  (2)  24-6  (18-6  —  1-7.). 

Senftenberg  (1)  18—5. 

Wien  (5)  27—4  (14-4  —  12—5), 
2^  =  (1)  2-7, 
Z={\)  26-8. 

Zwei  Generationen,  die  erste  im  April, 
Juni  beginnend. 


die  zweite  im 


182.  Alveus  Hb.  Juli,  August. 

Brunn  (1)  29—5. 

Linz  (2)  19-5  (13-5  -  2G- 

AIso  ebenfalls  zwei  Generationen. 


-.5). 


184.  Alveolus  Hb.   April  bis  Juni  und  wieder  im  Juli 
bis  September. 

Brunn  (11)  5—5  (19—4—  19-5). 

Gresten  (4)  24—4  (13—4  —  7—5). 

Hausdorf  (1)  21-5. 

Innsbruck  (1)  9—4. 

Kaschau  (2)  17—5  (16—5—  19—5). 

Kremsier  (2)  22—5  (15—5  —  30-5). 

Linz  (2)  (24-4  —  26—5). 

Neutitschein  (2)  24—5  (20-5  —  28—5), 
Z={1)  17-9. 

Prag  (2)  24-5  (21-5  —  28-5), 
Z={\)  20—9. 

Rosenau  (4)  30-4  (2^4-4  —  8—5). 

ßottalowitz  (5)  17—5  (21—4  —  5—6), 
Z={\)  22-9. 

Salzburg  (2)  8-4  (3-4  —  13-4), 

2^  =  (3)  18-8  (8-8  —  28-8), 
Z=(3)  7-10(28-9—  14-10). 

Senftenberg  (1)  16-5. 

Täufers  (1)  6-5. 

Troppau  (1)  1—5. 

Wien  (4)  20-4  (18-4  —  22-4), 

2  J[  =  (3)  27-7  (2-7  —  10-8), 
Z=  (2)  15-9  (7-9  -  24^9). 

186.  Sao  Hb. 

Sertorma  0.  Mai,  Juni. 
Bregenz  (1)  28-5. 

187.  Tages  L.    April  bis  Juni  und  wieder  Ende  Juli 
Itis  August. 

Briinii  (10)  29—4  (9—4—  18—5), 
Z=(l)  6-9. 


Frei.stadt  (1)  30—5. 
Gresten  (2)  10-5  (6—5  —  15-5). 
Innsbruck  (3)  7-5  (23-4  —  21-5). 
Kaschau  (3)  3—5  (29—4  —  12—5). 
Linz  (3)  14-5  (27-4  —  22-5). 
Neutitschein  (3)  6—5  (27—4—  11—5), 

2J.  =  (1)4-8, 

Z=  {1)21-9. 
Prag  (1)  18-5. 
Rosenau  (4)  10—5  (25—4  —  30—5), 

2^  =  (1)  18-7. 
Salzburg  (3)  10—5  (29—4  —  28—5). 
Senftenberg  (4)  18  —  5  (9-5  —  26-5). 
Wien  (4)  3-5  (21-4  —  24-5), 
2^  =  (2)  15-7  —  8—8). 
Fliegt  auch  noch  im  September  zuweilen. 

28.  Cyclopaedes  Hb. 

Steropes  B. 
Nur  eine  Generation. 

189.  Pamscus  Sulz.  Mai,  Juni. 
Freistadt  (1)  7— 6. 
Innsbruck  (2)  (23-4  —  21-5). 
Linz  (2)  19-5  (13—5  —  26-5). 
Salzburg  (3)  5—5  (30-4  —  9—5), 

Z=  (6)  12—6  (4-6  —  7-7). 
Senftenberg  (1)  25-5. 
Wien  (2)  (30—4  —  22—5). 

29.  Hesperina  Ltr. 
Nur  eine  Generation. 

191.  Comma  L.  Juli,  August. 

Biala  (7)  12-6  (4-6  —  20-6), 

^=(6)21—8(12—8—25—8). 
Bregenz  2r=(l)  14—8. 
Brunn  (10)  15-5  (5—5  —  30—5), 
2A  ==  29-7  (23-7  —  4-8), 
Z={4)  18—10(25-9  —  2—11). 
Gresten  (2)  12-6  (4—6  —  20—6), 

2^  =  1-8. 
St.  Jakob  2Ä  =  (2)  13—7  (11-7  —  16—7), 

^=(1)28-9. 
Innsbruck  (2)  (6-6  —  6-7). 
Easchau  (.3)  29—6  (20-6  —  6-7). 
Kirchdorf  (10)  29— 6  (6-6  —  15-7). 
Linz  (1)  29  —  6. 


120 


Karl  Fritsch. 


NeutitHchein  (2)  5—6, 

2J  =  (1)20-8, 
^=(1)3-10. 
Prag  (G)  25-7  (15-6  —  13-8), 

Z=  (4)  27-8  (12-8  —  16-9). 
Bottalowitz  (1)  29  —  5, 

2^  =  (2)  19-7  (14-7  —  25-7), 
Z=(\)  19-8. 
Salzbui-fT'  (4)  1-6  (27-5—13-6), 

Z=  (9)  1-9  (20-8  —  11-9). 
Senftenberg  2A  =  (3)  10-8. 
Troppau  (1)  6—7. 
Wien  (4)  24-6  (4-6  —  1-7), 

Z=  (7)  5—9  (19—8  —  23—9). 

Kommt  demnach  schon  im  Mai  und  Juni  vor,  so  weit  die- 
ser Falter  nicht,  mit  dem  ähnlichen  H.  Sylvanus  vereint 
beobachtet  worden  ist,  welcher  einen  Monat  früher  er- 
scheint. H.  Comma  fliegt  auch  noch  im  September  und 
October. 

192.  Sylvanus  Sehn.  Juni,  Juli. 
Innsbruck  (1)  8—6. 
Kaschau  (1)  23-6. 

Linz  (1)  15-6. 
Neutitschin  (1)  12—6. 
Rosenau  (4)  20-6  (7-6  —  10-7). 
Salzburg  (5)  6—6  (7-5  —  23-6), 
Z=(2)  (25-7  — 12-9). 
Senftenberg  Z=(l)  7— 8. 
Fliegt  noch  im  August. 

193.  Acfaeon  Esp.  Juli,  August. 
Budweis  (1)  24—7. 

Prag  (2)  (23-6  —  21-7), 

^=(2)  (21— 8  — 28-10). 

Rosenau  (1)  18—6. 

Trotzberg  (1)  29—7. 

Über  das  Vorkommen  im  September  und  October  noch 
weitere  Beobachtungen  abzuwarten. 

1  Mit  H.  Sylvanus. 


1114.    Tliaumas  Hin. 

Linea  0.  Juni,  Juli. 

Brunn  (2)  9—6  (7--6  —  12—6). 

Gre.sten  (3)  25-6  (15—6  —  2-7). 

Kaschau  (1)  28—7. 

Linz  (1)  7  — 7. 

Prag  (4)  14-7  (5-7  —  21-7), 

Z={1)  28-8. 
Rosenau  (1)  6 — 7. 
Salzburg'  (8)  1—7  (17—6  —  17—7), 

Z={%)  24-7  (11-7  —  10-8). 
Senftenberg  (2)  12—7  (9-7  —  16-7), 

Z={\)  14-8. 
Wien  (4)  4—7  (10—6  —  13—7), 

Z=  (2)  30-7  (28-7  —  31-7). 

Fliegt  auch  noch  im  August,  wenn  nicht  Verwechslun- 
gen mit  der  sehr  ähnlichen  folgenden  Art  vorfielen. 

195.  Lineola  Scr.  Juli,  August. 

Brunn  (3)  13—6  (7-6  —  25-6). 
Hausdorf  (1)  15-6. 
Kaschau  (2)  29—6  —  28—7). 
Liuz  (3)  3-7  (29-6  --  7-7). 
Mistek  (1)  14— 5!. 
Neutitscbein  (1)  10—7, 

Z={\)  2-10. 
Rosenau  (1)  6—7, 

(1)  28-5. 
Rottalowitz  (8)  16—7  (3—7  —  29—7), 

Z  =■{:>)  23-8  (16—8  —  31—8). 
Senftenberg  (1)  24—6. 
Wien  (1)  28—6, 

Z=  (2)  15-7  (14-7  —  16-7). 

Fliegt  schon  im  Juni  und  auch  noch  im  September  zu- 
weilen. 

1  Vereint  mit  H.  Lineola. 


Acaciae 149 

Äceris 54 

Äclaenn 193 

Adippe       60 

Aegon 132 

Aglaia 59 

Alciphron 140 


Nummern-Index  der  Arten. 

Alcyone 45 

Alexis 1 126 

Alstis 105 

Aiiteolus 184 

Alreus 182 

Amaryllis *6 

Antiopa 92 


Apollo 157 

Arcania 6 

Areas 106 

Arethusa •   .    .    .    .  47 

AryiohiS 112 

Aryus 131 

Arion HO 


Jährliche  PeriAxh  dn-  Insectenfauna  vo7i  ÖHterreicli-TJngarn. 


121 


Atalanta *91 

Athalia 81 

Afys 116 

Aurinia 86 

Battus 129 

Bellargus 120 

Betulae 152 

Brassicae 162 

Briseis 43 

C.  album 98 

Camdlla 56 

Gardamines 168 

Cardui 91 

Oarthami 180 

Chrysotheme 107 

Cinxia 79 

Circe 51 

C'omma 191 

Cordula 49 

Corydon 119 

Crataegi 161 

Cyllarvs 102 

Cynthia 88 

Dämon 113 

Daphnie 111 

DapUdice 166 

Davvs 2 

Dejaniia 17 

Dia 72 

Dictynna 85 

Didyma 77 

Diomedes 108 

Dorilis 137 

Dorylas 118 

Ediisa 173 

Egeria 16 

Eros _ 122 

Euphemus 109 

Euphrosyne 74 

Euridice 141 

Euryale 30 


Oalathea 
Qorge 


18 
22 


Hecate 75 

Hermione .    .  44 

Uero 4 

Hiera 14 

Hippoihoe  .         142 

Hyale 171 

Hyperanthus 8 

Hypermnestra 156 

Janira 9 

Icarus 121 

Ilia 52 

JÜcts 150 

Ino 67 

Ja 93 

Jolas 107 

Iphis 3 

Jris • (51) 

Laionia      62 

Lavaterae 178 

Ugea 29 

Lineola      195 

Lucilla 55 

Lucina 101 

Lycaon 10 

Machaon 155 

Maera 13 

Malvarum 176 

Manto 25 

Maturna 89 

Medea 28 

Medusa      39 

Megaera 15 

Melampus      .     ■ 35 

Mnemosyne 159 

Myrmidone 172 


Napi  . 
Nerine 
Niobe 


164 
20 
61 


Palaeno 169 

Poles 69 

Pamphilus 1 

Pandora 64 

Paniscus 115 

Paphia 63 

Parthenie 83 

Phaedra 50 

Pharte 34 

PkicOmene 105 

Phlaeas      .    .    .    .    • 144 

Phoebe 80 

Podalirius 154 

Polychloros 96 

Populi 57 

Pronoe      23 

Prorsa 90 

Pruni         151 

Pyrrha 32 

Bapae 133 

Bhamni 175 

Bubi 145 

Sao 186 

Satyrion 7 

Selene 73 

Semele 46 

Semiaryus 103 

Sibylla 57 

Sinapis 160 

Spini 147 

Sylvanus 192 

Tages 187 

Thaumas 194 

Thersainon ....  138 

Thore 68 

Tiresias 133 

Trivia 78 

ürtieae 9* 

Virgaureae 143 

W.  album 97 

Xanthomelas 95 


Index  der  an  den  einzelnen  Stationen  beobachteten  Arten. 


lireite    Länge    Seehöhe(M.) 


Admout. 


47°35'    32°  8'    666         1.          9.        62.  *91.        92.        93.        94. 

96.      144.      152.  155.      161.      162.      168. 
175. 

Agraui. 

45  49     33   39      154       16.        18.      (51.)  58.        69.        62.        63. 

86.        91.     *91.  92.        93.        94.        96. 

98.     121.     131.  152.     154.     155.     156. 

161.     162.     163.  164.     168.     171.     173. 

175.     176. 

Denkschriften  der  mathem.-natnrw.  Ol.  XXXTX.  Bd. 


Bjreite     Länge    Seehübe(M.) 

Alteiibüi'g  (Ungarisch-). 
47   52      34  56      125     175. 

St.  Andree. 
46  47     32   58     —       »91. 

ArTarärallja. 

49  15  37  1  489   92.   96.   154.   155.   162. 

Bauia. 

44  40  39  48  195   91.  *91.   l44. 

16 


122 


49   48 


48    15 


49   58 


47   49 


Karl   Fritsch. 


Länge    Seehöhe(M.) 

Bärn. 

35      6 

552         1. 

18.        59. 

*91. 

92. 

93. 

94 

96. 

142.      155. 

161. 

162. 

175. 

Baumgartenber^. 

32   18 

—         77. 

90.      119. 
Beiiisch. 

137. 

160. 

164. 

175 

35   17 

—       154. 

Biala. 

36  43 

324     (51.) 

58.        62. 

63. 

91. 

*91. 

92 

93. 

94.        96. 

98. 

112. 

121. 

131 

144. 

154.      155. 

161. 

162. 

163. 

168 

171. 

173.      175. 
Bistritz. 

191. 

42   18 

380       94. 

47  49 

Bleiberg. 

46  37   31  20  891  168. 

Bludeuz. 

47  10  27  29  551   73.  *91.   92.   93. 

121.   145.   154.   155. 


46  30  29  2  238 


94.   96.   98. 
157.   161.   162. 


47  30  27  21   403 


49  11   34  17   212 


163. 

164. 

168. 

175. 

Bozen. 

9. 

49. 

*91. 

92. 

94. 

96. 

98. 

112. 

154. 

155. 

157. 

161. 

163. 

164. 

168. 

170. 

175. 

Bregenz. 

13. 

29. 

30. 

55. 

56. 

61. 

63. 

73. 

86. 

89. 

*91. 

93. 

94. 

95. 

96. 

98. 

102. 

103. 

105. 

110. 

111. 

112. 

119. 

120. 

131. 

133. 

143. 

144. 

145. 

147. 

151. 

154. 

155. 

157. 

159. 

164. 

166. 

168. 

170. 

171. 

173. 

17.5. 

176. 

180. 

186. 

191. 

Briiiiii. 

1. 

3. 

6. 

8. 

9. 

10. 

13. 

15. 

17. 

18. 

28. 

39. 

43. 

44. 

46. 

47. 

50. 

51. 

(51.) 

52. 

54. 

57. 

58. 

59. 

60. 

61. 

62. 

63. 

64. 

72. 

73. 

74. 

77. 

79. 

80. 

81. 

89. 

90. 

91. 

*91. 

92. 

93. 

94. 

95. 

96. 

97. 

98. 

101. 

102. 

103. 

111. 

112. 

113. 

119. 

120. 

121. 

126. 

129. 

131. 

132. 

133. 

137. 

141. 

143. 

144. 

145. 

147. 

151. 

152. 

153. 

154. 

155. 

156. 

159. 

160. 

161. 

162. 

163. 

164. 

166. 

168. 

171. 

172. 

173. 

175. 

176. 

182. 

184. 

187. 

191. 

194. 

195. 

Biulneis. 

1. 

52. 

62. 

*91. 

92. 

93. 

94. 

96. 

98. 

102. 

107. 

144. 

155. 

162. 

168. 

172. 

175. 

176. 

193. 

48  59  32  8  376 


Bugganz. 

48  21  36  21  566  *91.   96.   98.  143. 
161.  166.  168. 


145.  154.  159. 


Breite     Länge    Se  ehöhe(M.J 

^'^  Cilli. 

46    14      :)2   50      2 


49      5      33 


47 


47   59 


49  46 


46   55 


464 


49   36     33    15     401 


48   57      38   55      257     *91.        93.      161. 


(51.)      62.      *91. 

92. 

9.3. 

94. 

96 

98.      120.      154. 

155. 

156. 

162. 

164 

168.      171.      175. 

Datschitz. 

92.        94.      155. 

161. 

175. 

Deiitschbrod. 

98. 

Eperies. 

48   13     32     3 


St.  Florian, 

299     *91.        92.        93. 
164.      168.      175. 


94. 


96. 


98. 


162 


Freistadt. 

32 

17 

— 

8. 

9. 

13. 

18. 

29. 

51 

(51.) 

58. 

61. 

63. 

79. 

90. 

*91 

92. 

93. 

94. 

96. 

98. 

101. 

110 

120. 

141. 

14.3. 

144. 

145. 

154. 

155 

160. 

164. 

168. 

169. 

171. 

173. 

175 

187. 

189. 

Gastein. 

30 

45 

986 

61. 

68. 

90. 

*91 

92. 

93. 

96. 

108. 

157. 

160. 

162. 

170. 

175 

Gresten. 

32 

40 

411 

1. 

2, 

3. 

8. 

9. 

i;i 

15. 

16. 

17. 

18. 

28. 

(51.) 

58 

59. 

62. 

63. 

67. 

72. 

77. 

81 

85. 

86. 

90. 

*91. 

92. 

93. 

94 

96. 

98. 

103. 

105. 

109. 

110. 

111 

112. 

118. 

120. 

121. 

131. 

137. 

141 

144. 

145. 

147. 

152 

154. 

155. 

157 

159. 

160. 

161. 

162. 

164. 

168. 

171 

173. 

175. 

184. 

187. 

191. 

194. 

Grodek. 

41 

16 

- 

*9 

.      94. 

Hausdorf. 

31 

58 

924 

6. 

15. 

18. 

29. 

39. 

58 

59. 

62. 

63. 

73. 

79. 

91. 

*91 

92. 

93. 

94. 

96. 

98. 

120. 

121 

143. 

144. 

145. 

154. 

155. 

160. 

161 

162. 

163. 

164. 

168. 

171. 

173. 

175 

184. 

195. 

Herniannstadt. 

45  47     41   49     413       96.      162.      175. 

Hochwald. 

49   36     35   53     306       92.        93.        94.      175. 

Hnsztli. 

48     8     40  58     131     *91.      144. 

St.  Jakob. 

46  50     31   54   1017       18.        29.        45.        59. 

91.      *91.        92.        93. 


62. 
94. 


63. 
96. 


79. 
98. 


Jährliche  Periode  der  Insectenfauna  von  Österreich-Ungarn. 


las 


49  24 


47  51 


47  16 


47  20 


47  43 


48  8 


48  43 


49  8 


47  10 


47  57 


Länge   fc 

eehöh 

ä(MO 
112. 

120.      121. 

143. 

144. 

145 

155. 

160.       161. 

162. 

164. 

168 

175 

191. 

Iglaii. 

33 

15 

508 

15 

58.        59. 

91. 

*91. 

92 

94. 

96.        98. 

144. 

154. 

155 

162. 

164.      168. 

Iglö. 

175. 

38 

14 

*91. 

94.      121. 
Iiinsbrack. 

171. 

28 

59 

552 

I. 

2.         7. 

9. 

10. 

13. 

16. 

25.        28. 

29. 

34. 

39. 

56. 

57.        59. 

62. 

63. 

72. 

74. 

80.        85. 

86. 

90. 

91. 

92. 

93.        94. 

96 

98. 

101. 

103. 

105.      112. 

119. 

120. 

121. 

126. 

143.      144. 

145. 

147. 

154. 

157. 

161.      162. 

163. 

164. 

168. 

171. 

173.      175. 

184. 

187. 

189. 

192. 

St.  Johann. 

30 

52 

595 

92. 

93.        96. 
Ischl. 

31 

16 

456 

92. 
168. 

93.        96. 
Kalksbnrgr. 

154. 

155. 

161. 

33 

54 

257 

*91. 
168. 

92.        93. 
175. 

Kaschau. 

96. 

154. 

155. 

38 

55 

212 

1. 

3.          8. 

9. 

13. 

16. 

39. 

50.      (51.) 

52. 

54. 

59. 

63. 

72.        73. 

91. 

*91. 

92. 

94. 

96.        98. 

101. 

102. 

110. 

112. 

119.      120. 

121. 

129. 

133. 

143. 

144.      145. 

147. 

149. 

150. 

154. 

156.      159. 

160. 

161. 

162. 

164. 

166.      168. 

171. 

173. 

175. 

187. 

191.      192. 
Kesmark. 

194. 

195. 

38 

9 

622 

25. 
162. 

*91.        92. 
175. 

Ketisen. 

93. 

94. 

96. 

30 

4 

627 

*6. 

62.        63. 

64. 

91. 

*91. 

93. 

94.        96. 

98. 

121. 

154. 

157. 

160.      161. 

162. 

163. 

164. 

171. 

173. 
Kirchdorf. 

31 

48 

448 

9. 

IS.        39. 

(51.) 

52. 

55. 

63. 

91.      *91. 

92. 

93. 

94. 

98. 

120.      131. 

143. 

145. 

154. 

157. 

161.      162. 

163. 

164. 

168. 

175. 

191. 

154. 
173. 


93. 
161. 


15. 

46. 

73. 
*91. 
102. 
122. 
155. 
170. 
191. 


162. 


162. 


18. 

62. 

93. 
111. 
137. 
151. 
163. 
184. 


159. 


92. 
155. 

168. 


62. 

96. 
155. 
171. 


Breite 

Länge    Seehöhe(M.) 

Kornat. 

46 

41 

30  34 

1026 

92. 

155.      161. 

162. 

Korneubnrg. 

48 

21 

34      0 

203 

*91. 

94.        98. 
Krakau. 

164. 

173. 

50 

4 

37   37 

216 

92. 

94.      175. 

Kremsler. 

49 

18 

35     3 

205 

1. 

15.        16. 

18. 

28. 

62. 

72 

73. 

74.        90. 

*91. 

92. 

93. 

94 

96. 

97.        98. 

101. 

120. 

121. 

132 

133. 

144.      154. 

155. 

159. 

161. 

162 

163. 

164.      166. 

168. 

171. 

175. 

184 

Kremsmiinster 

48 

3 

31    48 

384 

92. 

162. 

93.        94. 
164.      168. 

Laibach. 

96. 
175. 

98. 

154. 

155 

46 

3 

32    10 

287 

*91. 

92.        94. 

Leibitz. 

96. 

175. 

91. 

92.        93. 

Lemberg, 

94. 

96. 

154. 

49 

50 

41   42 

283 

62. 

*91.        92. 

93. 

94. 

96. 

98 

121. 

154.      155. 

161. 

162. 

164. 

166. 

171. 

175. 

Leutschaii. 

49 

1 

38   19 

524 

29. 

62.     *91. 

92. 

93. 

94. 

96. 

98. 

154.      155. 

161. 

162. 

163. 

164. 

168. 

171.      175. 

Lienz. 

46  50  30  24  657   93.   96.  162. 


Linz. 


48  18  31  56  380' 


1. 

6. 

8. 

9. 

15. 

16. 

18. 

29. 

51. 

(51.), 

57. 

58. 

61. 

62. 

63. 

67. 

72. 

74. 

77. 

79. 

81. 

90. 

91. 

*91. 

92. 

93. 

94. 

96. 

98. 

102. 

103. 

105. 

107. 

109. 

111. 

112. 

118. 

119. 

120. 

121. 

126. 

131. 

132. 

133. 

137. 

141. 

143. 

144. 

145. 

147. 

151. 

152. 

154. 

155. 

160. 

161. 

162. 

163. 

164. 

168. 

171. 

172. 

173. 

174. 

175. 

176. 

182. 

184. 

187. 

189. 

191. 

192. 

194. 

195. 

Martinsberg. 

47  32     35  24     271       94. 

Mediasch. 
46     7     42     3      283       94. 

Melk. 

48  14     33      1      244       18.        52.        62. 

94.        96.        98. 
154.      155.      156. 

'  Theilweise  238. 


91. 

*91. 

92. 

93. 

102. 

129. 

143. 

145. 

157. 

168. 

175. 

16  = 


124 


Karl  Fritsch. 


Breite     Länge    Seehöhe(M.) 

Micheldorf. 

46  53     32     5     626       96.      161.      175. 


49  40     36     3 


Mistek. 

61.      120.      145.      157.      176.      195. 


Nensohl. 


48  44     36  49     351     *91.        92.        93.        94. 

144.     154.     155.      157. 
175. 

Neiistadtl  (Rudolfswert). 

45   48      32   50      184       92.        96.      154.      168. 

Neatitschein. 

49  35 


96. 

159. 


98.      143. 
161.      162. 


48  48 


46  41 


35  42 

294 

1. 

4. 

8. 

9. 

13. 

15. 

16. 

17. 

18. 

29. 

43. 

46. 

(51.) 

52. 

57. 

58. 

59. 

61. 

62. 

63. 

64. 

73. 

74. 

81. 

91. 

*91. 

92. 

93. 

94. 

95. 

96. 

97. 

98. 

101. 

103. 

HO. 

111. 

112. 

119. 

120. 

121. 

132. 

141. 

144. 

145. 

152; 

153. 

154. 

155. 

156. 

157. 

159. 

160. 

161. 

162. 

164. 

166. 

168. 

171. 

172. 

175. 

184. 

187. 

191. 

192. 

195. 

Nikolsburg. 

34    18 

216 

74 

151. 

166. 

Oberhaag. 

33     3 

— 

91. 

*91. 

92. 

93. 

94. 

96. 

144. 

154. 

155. 

161. 

166. 

175. 

Oberleitensdorf. 

50  36     31   17     306       92.       93. 

Obcrschiitzen. 

47  18  33  56  361  *91.   93.   96.   155. 

Ofen  (Buda). 
47  31   36  43  105  154. 

Oravicza. 

45  3  39  24  262   91.   166.   175. 

St.  Panl. 


168.   175. 


46  43 


50 


32  34  394   92.   93.   94. 
162.   168. 


Breite     Länge    Seehöh6(M.) 

Pressburg. 

48     8     34  44      146 

*91.        92.        93. 

94. 

96. 

156.      161.      162. 

168. 

175. 

Rekäs. 

45  44     39    18      — 

62.        91.      *91. 

92. 

94. 

154.      161.      162. 

168. 

175. 

Riva. 

45  54   28  31   84   92.   96.   155. 


161.   162. 


48  36  38  13  366 


1. 
14. 
44. 
55. 
72. 
91. 


Rosenau. 

3.    6. 


15. 
46. 
57. 
74. 
*91. 


16. 

50. 

58. 

75. 

92. 
103. 
119. 
137.  140. 
150.  151. 
159.  160. 
168.  171. 
192.   193. 

Rottalowitz. 


101.     102. 

111.      112. 

133. 

147. 

157. 

166. 

187. 


8. 

18. 

51. 

59. 

77. 

93. 
105. 
120. 
142. 
152. 
161. 
173. 
194. 


49  21     35  22     468 


1. 
46. 
73. 
94. 


142.  143. 
160.  161. 
173. 


9. 

(51.) 

79. 

97. 

144. 

162.     163 
175.     184.     191 


51. 

74. 
96. 


15. 
59. 
91. 

98. 
145. 


50     3     39  40     214 


Rzeszow. 

94.     175. 


46  27      31    11      790     *91. 


Saifnitz. 

92.        93. 

Salzburg. 


78. 

94. 
107. 
121. 
143. 
153. 


47   48     30   39     424 


96.      154.      155.      161 


32 


201 


Prag 

• 

1. 

3. 

9. 

10. 

15. 

18. 

28. 

43. 

46. 

59. 

62. 

63. 

72. 

73. 

77. 

81. 

91. 

*91. 

92. 

93. 

94. 

96. 

98. 

109. 

110. 

112. 

119. 

120. 

121. 
144. 

131. 
145. 

133. 
151. 

137. 
152. 

138. 
154. 

141. 

155. 

143. 
160. 

46   13 

42   32 

341 

161. 

162. 

163. 

164. 

166. 

168. 

171. 

173. 

175. 

176. 

180. 

184. 

187. 

191. 

193. 

194. 

50  27 

31    10 

325 

1. 

14. 

32. 

60. 

73. 

90. 

98. 
109. 
126. 
147. 
159.      160 


15. 
44. 
61. 
74. 
91. 


3. 
16. 
50. 
62. 
80. 
*91. 


16. 

61. 

*91. 


164. 
195. 


162. 


6. 
17. 

(51.) 
63. 
85. 
92. 


18. 
57. 
67. 
86. 
93. 


101.      102.      103.      105. 
110.      112.      118.      119. 


171. 
191. 


132.      133. 
150.      151. 

161. 

175. 


173. 

192.      194. 


137. 
152. 
162. 
176. 


141. 
154. 
163. 

184. 


Schiissburg. 

62.     *91.        92.        93.        94. 
154.      155.      151.      175. 

Schössl. 

92.        94.        96.      175. 


98.      155. 


96.        98. 


10. 
39. 


9. 

29. 
(51.)     52, 
60.        62 


79. 

96. 
109. 
129. 
144. 
154. 


162.  163. 
175.  176. 
195. 


18. 
62. 
92. 


103.      119. 
152.      154. 


168. 


9. 

28- 

58. 

69. 

88. 

94. 
106. 
120. 
144. 
155. 
164. 
187. 


96. 


13. 

43. 

54. 

63. 

80. 

98. 
110. 
132. 
145. 
155. 
164. 
184. 


39. 

63. 

93. 
120. 
155. 
171. 


13. 
29. 

59. 

72. 

89. 

96. 
108. 
121. 
145. 
157. 
168. 
189. 


98. 


Jährliche  Periode  der  Insectcnfauna  von  Österreich-Ungarn. 


125 


Breite     Länge   S6ehöhe(M.) 


Senftenberg. 


50  5  34  7  419 


1. 
18. 
63. 
94. 


2. 
28. 
73. 
96. 


119.  120. 
143.   144. 


162. 
175. 
194. 


163. 
180. 
195. 


8. 

29. 

74. 

98. 
121. 
152. 
164. 


9. 
57. 


126. 
154. 
166. 


184.   187. 


Sereth. 

47  58  43  44  340   93.   154. 


Steyr. 


48  3  32  5  289   63. 


13. 

58. 


91.  *91. 
105.   110. 


131. 
155. 
168. 
189. 


Tamsweg. 

47  4  31  29  1014  *91.   92. 

Taufers. 

46  39  28  8  1240    1.    9.   62.   74.  *91. 
94.   96.   121.   144.  145. 
162.   163.   168. 

Troppaii. 

49  56  35  34  257  (51.)   62.   91.  *91.   92. 

96.   98.   144.  153.  161. 

171.   173.   175.   184.   191. 


15. 

59. 

92. 
112. 
132. 
160. 
171. 
191. 


92. 
152. 


16. 

62. 

93. 
113. 
141. 
161. 
173. 
192. 


93. 
157. 


93.   94. 
162.   168. 


Breite    Länge   Seeliöhe(M.) 


47   23     29  24 


48   14     34     2      195 


47    16 


Trotzberg. 


20. 

34. 

144. 


1. 

15. 

47. 

60. 

77. 
*91. 
102. 
120. 
144. 
156. 
164. 
176. 
194. 


29  3  587  18. 
*91. 
121. 


22. 

35. 
147. 


23. 
66. 


Wien. 


3. 

16. 

50. 

61. 

78. 

92. 
105. 
121. 
145. 
157. 
1C6. 
178. 
195. 


6. 

18. 

51. 

62. 

79. 

93. 
111. 
131. 
147. 
159. 
168. 
180. 


Wüten. 

28.       39. 

92.        93. 

131.     143. 

WUrmbach. 


46   39     30  39      712       93. 


Zvecero. 


28. 
69. 


157.      173. 


8. 

43. 

52. 

63. 

81. 

94. 
112. 
132. 
151. 
160. 
171. 
184. 


29.  30.  32. 
108.  116.  137. 
176.      193. 


9. 
44. 
55. 

73. 

83. 

96. 
113. 
137. 
152. 
161. 
172. 
187. 


(51.) 

94. 

152. 


10. 

45. 

56. 

74. 

90. 

98. 
118. 
141. 
154. 
162. 
173. 
189. 


13. 

46. 

59. 

75. 

91. 
101. 
119. 
143. 
155. 
163. 
175. 
191. 


62.        63.        91. 

96.        98.      119. 

162.     163.      175. 


45  33     35   10     631     175. 


B.  Frequenz  und  Vertheilung  im  Laufe  des  Jahres. 

Die  ersten  Versuche,  die  jälirliche  Frequenz  und  Vertheilung  der  Lepidopteren  zu  ermittehi,  reichen  bis 
auf  jene  Zeit  zurück,  zu  welcher  die  Beobachtungen  über  die  periodischen  Erscheinungen  der  Insectcu  über- 
haupt beginnen,  nämlich  1844  in  Prag.  Damals  schon  notirte  ich  das  Vorkommen  der  Tagfalter  täglich  und 
das  ganze  Jahr  hindurch,  gelegentlich  meiner  botanischen  Excursionen.  Schon  1850  veröffentlichte  ich  die 
ersten  Resultate  dreijähriger  Beobachtungen  über  die  jährliche  Vertheilung  der  „Papiliouiden",'  welche  die 
monatliche  und  jährliche  Frequenz  von  45  Arten  der  Tagfalter,  sowie  die  Dauer  und  Grenzen  der  Perioden 
des  Erscheinens  ersichtlich  machten. 

Gleich  nach  meiner  Übersiedlung  nach  Wien,  welche  im  Herbste  1851  erfolgte,  begann  ich  solche 
Beobachtungen  auch  in  dem  dortigen  botanischen  Garten  anzustellen  und  in  den  Jahrbüchern  der  k.  k.  Cen- 
tral-Anstalt  für  Meteorologie  zu  veröffentlichen. 

Die  Einführung  eines  .Systems  phänologischer  Beobachtungen  an  den  meteorologischen  Stationen  des 
Reiches  im  J.  1853  hatte  jedoch  zur  Folge,  dass  ich  auch  meine  eigenen,  in  Wien  angestellten  Beobach- 
tungen nach  der  für  die  übrigen  Stationen  entworfenen  Anleitung  ausführte  und  auf  die  Fixirung  der  Zeit- 
punkte der  ersten  und  letzten  Erscheinung  für  jede  neue  Generation  der  Arten  beschränkte. 

Meine  Beobachtungen  waren  daher  eigentlich  nicht  mehr  direct  auf  die  jährliehe  Frequenz  der  Arten, 
sondern  nur  auf  die  Bestimmung  der  Erscheinungszeiten  gerichtet.  Mit  der  ersten  standen  sie  nur  insoferne  in 


1  Sitzungsber.  der  k.  Akad.  d.  Wissenscli.,  matb.-uaturw.  Cl.,  November-Heft  1850. 


126  Karl  Fritnah. 

Beziehung,  als  die  Bestininiuug  der  letzten  Erscheinungszeiten  es  zweckmässig  erscheinen  Hess,  schon  einige 
Zeit  früher  das  Vorkommen  der  Arten,  soweit  dies  möglich  war,  täglich  zu  notiren. 

Da  nun  viele  Arten  in  zwei  Generationen  vorkommen,  von  denen  die  zweite  bald  auf  die  erste  folgt,  so 
umfassten  meine  Notirungen  einen  ziemlich  beträchtlichen  Theil  der  Periode  des  Erscheinens.  Seltenere  Arten 
wurden  ohnehin  während  der  ganzen  Erscheinnngszeit  angemerkt.  Freilich  sind  die  Beobachtungen  hierüber 
zur  Darstellung  des  jährlichen  Ganges  der  Frequenz  nur  minder  geeignet.  Aber  es  sind  nicht  wenige,  auch 
nicht  seltene  Arten,  welche  ich  immer  sammelte,  weil  ich  sie  erst  nach  näherer  Untersuchung  zu  Hause, 
erkennen  konnte.  Für  diese  erhielt  ich  ebenfalls  richtige  Frequenzzahlen. 

Von  1855  an  beschränkte  ich  meine  Beobachtungen  in  Wien  nicht  mehr  auf  den  botanischen  Garten, 
sondern  stellte  dieselben  auf  Excursionen  in  allen  Richtungen  und  mitunter  in  ziemlich  grosser  Entfernung 
(bis  Baden)  an.  Was  ich  hiedurch  an  Arten  gewann,  die  im  Wiener  botanischen  Garten  nicht  vorkommen, 
büsste  ich  wieder  an  Genauigkeit  der  Beobachtungen  ein.  Es  wäre  zweckmässig  gewesen,  die  Beobachtungen 
nach  den  Excursionsorten  zu  sondern,  da  hiernach  auch  die  Faunen  variiren.  Die  zu  grosse  Zersplitterung  des 
Beobachtungsmateriales ,  welche  dann  nicht  zu  vermeiden  gewesen  wäre,  Hess  eine  solche  Trennung  aber 
nicht  zweckmässig  erscheinen,  da  selbst  aHe  Beobachtungen  zusammen  sich  nicht  immer  zur  Darstellung 
des  jährHcheii  Ganges  der  Frequenz  einzelner  Arten,  ausreichend  erwiesen. 

Die  Wiener  Beobachtungen  umfassen  zwar  die  Jahrgänge  1852  bis  1871,  also  20  Jahre.  Von  1852  bis 
1854  wurden  sie  aber  nur  im  botanischen  Garten  angestellt,  und  von  1864  bis  1871  nur  in  den  Frühlings- 
monaten,* da  ich  den  Sommer  immer  in  Salzburg  zubrachte.  Vom  J.  1863  fehlen  sie  ganz,  da  ich  als  provi- 
sorischer Director  der  k.  k.  Central- Anstalt  für  Meteorologie  zu  den  phänologischen  Beobachtungen  nicht  die 
nöthige  Müsse  fand. 

Es  schien  mir  daher  gerathen,  zur  Darstellung  des  jährlichen  Ganges  der  Frequenz  nur  die  achtjährigen 
Beobachtungen  1855  bis  1862  zu  verwenden. 

In  Salzburg  begannen  meine  Beobachtungen,  wie  bereits  erwähnt,  im  J.  1864,  bHeben  aber  bis  1871  auf 
die  Sommermonate  beschränkt.  Erst  von  nun  an  konnte  ich  meine  Beobachtungen  über  das  ganze  Jahr  aus- 
dehnen, da  sich  mein  Aufenthalt  in  einen  dauernden  verwandelt  hatte.  Aber  schon  im  J.  1875  wurde  ich 
durch  eine  hartnäckige  Krankheit  zur  Einstellung  der  Beobachtungen  gezwungen  und  konnte  sie  auch  später 
nie  mehr  in  der  früheren  Ausdehnung  fortsetzen.  Sie  blieben  fragmentarisch,  und  ohne  die  eifrige  und  kundige 
Unterstützung  von  Seite  meines  Sohnes  Karl  Fritsch  hätte  ich  sie  ganz  aufgeben  müssen. 

Da  jedoch  die  Beobachtungen  auf  die  nahe  Umgebung  von  Salzburg  beschränkt  blieben,  ein  regelmäs- 
siger Wechsel  der  Excursionsorte  stattfand  und,  nach  ZuUiss  der  Witterung,  wenigstens  bis  1S75  täglich 
Notirungen  der  Erscheinungen  vorgenommen  worden  sind,  und  ich  überdies  bis  1871  auf  dem  Lande  wohnte, 
so  sind  die  Beobachtungen  viel  reichhaltiger  als  die  in  Wien  angestellten. 

Die  Frequenzzahlcn  wurden  aus  der  ganzen  Beobachtungsreihe  von  1864  bis  1877  einschiesslich  ab- 
geleitet. Fast  in  keinem  Monate  aber  umfassen  die  Beobachtungen  aus  den  augeführten  Gründen  den 
ganzen  Zeitraum, 


im  Jänner 

5 

im  Mai 

5 

im  September  7 

„    Feliruar 

5 

„    Juni 

9 

„    October       5 

„    März 

5 

„    Juli 

12 

„    November  5 

„    April 

5 

„    August 

13 

„    December   5  Jahre 

Das  angeschlossene  Register  macht  für  alle  beobachteten  Arten,  welche  in  derselben  systematischen 
Orduinig,  wie  im  ersten  Abschnitte  (Aj  angeführt  sind,  in  jedem  Monate  die  Anzahl  der  Tage  (in  Decimalen) 
ersichtlich,  au  welchen  die  Arten  durchschnittlich  in  einem  Jahre  beobachtet  worden  sind.    Es  ist  nicht  zu 


1  Und  wieder  grösstentheils  nur  iui  botanischen  Garten. 


JäJirliche  Pn-inrie  der  Insecfenfaunn  von  Öaterreinh-Z^ngarn.  127 

leugnen ,  dass  der  jährliche  Gang  dieser  Frequenzzahlen  nicht  selten  Anomalien  zeigt,  die  in  einer  grösseren 
Beohachtungsreihe,  sei  es,  dass  die  Beobachtungen  länger  fortgesetzt  oder  intensiver  angestellt  worden 
wären,  verschwinden  würden,  insbesondere  wenn  man  sich  nicht  darauf  beschränken  würde,  die  Beobach- 
tungen blos  um  die  Zeit  der  ersten  und  letzten  Erscheinungen  anzustellen.  Jene  Frequeiizzahlen,  welche  die 
erwähnten  Anomalien  des  jährlichen  Ganges  zeigen,  stehen  über  einem  Minus-Zeichen. 

Wie  aus  den  Frequenzzahlen  der  Arten  (Tab.  I  und  IV)  jene  für  die  Gattungen  (Tab.  II  und  V)  und 
Familien  (Tab.  III  und  VI)  abgeleitet  worden  sind,  ist  aus  den  früheren  Theileu  meiner  Arl)eit  bekannt. 
Für  die  Familien  sind  die  Frequenzzahlen  auch  in  Pcrcenten  der  Jaiiressummen  ersichtlich,  behufs  der 
graphischen  Darstellungen  auf  Taf  II  l)is  IV.  Zu  allen  dersell)en  dienten  die  Tab.  Ilf  und  VI. 

Ausser  der  Frequenz  ist  auch  die  jährliche  Vertheiinng  der  Artenzahl  der  einzelnen  Familien  von  Monat 
zu  Monat  in  besonderen  Tabellen  (Tab.  VII  und  VIII)  ersichtlich.  Man  ersieht  daraus,  wie  viele  Arten  in 
jedem  Monate  vorkommen,  ohne  Rücksicht,  ob  ein  Theil  derselben  in  frühereu  Monaten  bereits  vorgekommen 
ist  oder  nicht. 

Die  Vergleichung  einiger  Ergebnisse  zwischen  Wien  und  Salzburg  dürfte  von  Interesse  sein. 

1.  Frequenz. 

a)  Jähr  liebes  Vorherrschen  und  E])oche  desselben. 

Aus  Tab.  III  ist  ersichtlich,  dass  in  Wien  in  den  drei  Wintermonaten  keine  Falter  vorgekommen  sind, 
während  in  Salzburg  solche  aus  der  Familie  der  ISlymphalidae  und  selbst  J'ieridae  verzeichnet  sind.  (Tab.  VI.) 
Dies  erklärt  sich  einerseits  durch  die  kräftigere  Insolation  in  Salzburg  bei  klarer  und  ruhiger  Luft,  anderer- 
seits durch  die  Exposition  der  Beobachtungsorte  gegen  Süd. 

An  beiden  Orten  sind  die  meisten  Tagfalter  im  Juli  vorgekommen,'  bis  zu  welchem  Monate  eine  Ver- 
mehrung vom  ersten  Frühjahre  (Februar  oder  März)  und  eine  Verminderung  bis  um  die  Mitte  des  Herbstes 
(Anfangs  November)  stnttfiudet. 

Dieselben  Ursachen,  welche  im  Frühjahre  das  frühere  Erscheinen  der  Falter  in  Salzburg  bedingen,  ziehen 
die  Erscheinungen  im  Herbste  hier  auch  länger  hinaus,  wie  sich  aus  den  grösseren  Frequenzzahlen  an  dieser 
Station  ergiht.  Nyruphalidae ,  I'olyommat.idae  und  l'ieridae  konnnen  an  beiden  Stationen  noch  im  November 
vor,  wenn  auch  in  Salzburg  viel  zahlreicher  —  Hesperidae,  freilich  sehr  selten  —  nur  in  Salzburg. 

Im  Mai  zeigt  sich  in  Wien  eine  erhebliche  Depression  der  Frequenz,  welche  in  Salzburg  nur  an  dem 
bedeutend  verminderten  Zunehmen  zu  erkennen  ist. 

a.  Famili  en. 

Die  jährlichen  Frequenzzahlen  stehen  bei  allen  Familien  im  Verhältnisse  W:  S  =  1  :2,  nur  die  Nym- 
phalidae  wie  1  :  3.  Man  kann  hieraus  schliessen,  dass  es  in  Salzburg  doj)pelt  oder  dreifach  so  viel  Tag- 
schmetterlinge als  in  Wien  gibt,  aber  ebenso  gut,  dass  in  diesem  Verhältnisse  mehr  Beobachtungen  angestellt 
worden  sind. 

Die  Mehrzahl  der  Familien  hat  zwei  Maxima  der  Frequenz,  das  dritte,  welches  bei  einzelnen  im  Herbste 
vorkommt,  dürfte  nur  auf  Rechnung  der  Beobachtungsmethode  zu  setzen  sein  (letzte  Erscheinung). 

Nympkalidae,  Eiiuitidae  und  l'ieridae  zeigen  die  beiden  Maxima  übereinstinmiend  au  beiden  Stationen 
im  April  oder  Mai  und  Juni  oder  Juli. 

Folyommattdae  haben  in  Wien  zwei  Maxima,  ebenfalls  im  Mai  und  Juli,  in  Salzburg  nur  eines,  im  Juli. 
Da  das  erste  in  Wien  nur  wenig  hervortritt,  so  ist  wohl  nur  ein  Maximum  für  diese  Familie  anzunehmen, 
sowie  für  die  Satyndae,  welche  es  ebenfalls  an  beiden  Stationen  im  Juli  erreichen. 

Hesperidae  haben  in  Wien  ebenfalls  zwei  Maxima  und  in  denselben  Monaten,  wie  die  Übrigen  Familien ; 
in  Salzburg  ist  das  zweite  kaum  angedeutet,  und  auch  erst  im  August,  also  später  als  bei  irgend  einer  anderen 
Familie. 


Das  grössere  Maximum  zu  Salzburg  im  .September  ist  durch  die  Beobaehtungsmethode  künstücli  hervorgerufen. 


128 


Karl  Fritsch. 


Das  sommerliche  Minimum,  welches  beide  Maxima  trennt,  lallt  bei  allen  Familien  und  an  beiden  Sta- 
tionen in  den  Mai  oder  Juni. 

ß.  Gattungen. 

Von  den  Gattungen  haben  die  grössten  jährlichen  Frequenzzahlen,  kommen  somit  im  Allgemeinen  am 
häufigsten  vor  (Tab.  II  und  V)  in  Wien :  Vanessa,  Vieris,  Polyommatus  A.,  Coeno7iympha,  Argynnis,  Colias 
u.  s.  w. ;  in  Salzburg:  Vanessa,  Argynnis,  Pieris,  Polyommatus  A.,  Colias,  Epi?iej)kele,  Gonopteryx,  Ere- 
hia,   Coe7ionympha  u.  S.  w. 

Da  die  Gattungen  hier  nach  ihrer  Frequenz  geordnet  sind,  beginnend  mit  der  grössten,  so  sieht  man, 
dass  Salzburg  5  Gattungen  von  sechs,  welche  in  Wien  die  frequentesten  sind,  mit  Wien  gemeinsam  hat. 

Man  sollte  glauben,  dass  der  jährliche  Gang  der  Frequenz  bei  diesen  Gattungen  an  den  beiden  Stationen 
übereinstimme.  Dieses  ist  aber  nur  theihveise  der  Fall.  Wir  wollen  von  dem  III.  Maximum  absehen,  welches 
sich  in  Wien  bei  der  Mehrzahl  derselben  neben  dem  I.  und  II.  Maximum  zeigt,  und  in  Salzburg  bei  der  Mehr- 
zahl dieser  Gattungen  ausser  der  Verbindung  mit  einem  I.  oder  U.  Maximum  vorkommt,  und  nur  die  Monate 
der  beiden  letzteren  allein  vergleichen. 

Bei  Vanessa  fällt  das  I.  Maximum  an  beiden  Stationen  in  den  April,  das  II.  in  Wien  auf  den  Juni  und 
fehlt  in  Salzburg. 

Bei  Pieris  zeigt  sich  au  beiden  Stationen  Übereinstimmung,  I.  Maximum  im  April,  II.  Maximum  im  Juni. 

Polyomjnatus  A.  hat  in  Wien  zwei  Maxima  im  Mai  und  Juli,  in  Salzburg  nur  eines,  im  Juli. 

Ebenso  verhält  es  sich  hei  Argynnis,  die  Maxima  treten  jedoch  in  Wien  um  einen  Monat  später  ein. 

In  Salzburg  fällt  das  Maximum  auf  den  Juni. 

Colias  hat  in  Wien  zwei  Maxima  im  Mai  und  Juli,  nur  eines  in  Salzburg  im  Juni. 

Da  die  Salzburger  Beobachtuugen,  wie  bereits  angedeutet  worden  ist,  aus  verschiedenen  Gründen  den 
Vorzug  vor  den  Wiener  Beobachtuugen  verdienen,  so  sind  die  Ergebnisse  der  letzteren  nur  für  Pieris 
unzweifelhaft,  für  welche  Gattung  an  beiden  Stationen  Übereinstimmung  besteht.  Sehen  wir  diese  als  das 
Kriteriou  an,  so  können  wir  noch  für  folgende  Gattungen  die  Epoche  des  I.  oder  II.  Maximum  als  sicher 
ermittelt  annehmen. 

Nur  ein  Maximum: 


Ilipparckia  im  Juni  (Juli), 
Satyrus  „    August  (Juli), 

Apatura         „    Juni  (Juli), 
Limenitis        „       „         „ 
Melitaea        „    Juli  (Juni), 


Nemeobius  im  Mai, 
Doritis  „      „    (Juni), 

Apo7-ia  „    Juni  (Juli), 


Hesperia 


Juli. 


Zwei  Maxima: 

Leucophasia  im  April  und  Juli  (August). 

Aus  dem  regelmässigen  Gange  der  Frequenzzahlen  in  Salzburg  können  wir  mit  Rücksicht  auf  die 
grössere  Genauigkeit  der  Beobachtungen  noch  bei  folgenden  Gattungen  mit  ziemlicher  Sicherheit  auf  die 
Epochen  der  Maxima  schliessen. 

Nur  ein  Maximum: 

Erebia  im  Juli, 
Gyclopaedes  im  Mai. 


Coenonympha  im  Juli, 
Pararga  „   Juni, 

Mamola  n   Juli, 


Zwei  Maxima. 


Polyommatus  A.  im  Juni  und  August, 
Thecla  _      _        „ 


Papilio  im  April  uud  Juni, 
Gonopteryx  im  März  und  August. 


Jährliche  Periode  de. 

Die  häufigsten  Arten  sind  njioii  den  jäh 
lu  Wien. 

Vieris  NapiuwA  Rapae, 
„       Brassicae, 

Coenonympha  Pamphilus, 

Colias  Hyale, 

Polyommatus  Icarus, 

Vanessa  Polychloros, 
„         Urticae, 
iArgynnis  Latonia, 
(Pieris  Daplidice, 
i  Vanessa  Atalanta, 
(       „         C.  album, 

Polyommatus  Aegon. 


•  Insectenfauna  von  Öaterrtich-  Ungarn. 
7.  Arten. 

liehen  Frequenzzahlen  (Tab.  I  und  IV). 

In  Salzburg. 

Pieris  Nap)i  und  Mapae, 
Oonopteryx  Rhamni, 

!  Vanessa  Atalantha, 
Colias  Edusa, 
!  Vanessa  Urticae, 
Polyommnatus  Icarus, 
Epinephele  Janira, 
Vanessa  Ja, 
Argynnis  Latonia, 
Colias  Uyale, 
Vanessa  C.  album, 
Leucophasia  Sinapis. 


129 


Etwa  die  Hälfte  der  frequentesten  Arten  haben  beide  Stationen  gemeinsam,  in  der  anderen  Hälfte  der 
gemeinsten  Arten  sind  die  Faunen  verschieden.  Für  Wien  sind  charakteristiscii:  Pieris  Brassicae,  Coeno- 
nympha  Pamphilus ,  Vanessa  Polychloros ,  V.  Urticae,  Pieris  Daplidice,  Polyommatus  Aegon;  für  Salzburg: 
Gonopteryx  Rhamni,    Colias  Edusa,  Epinephele  Janira,    Vanessa  Jo,   Leucophasia  Sinapis. 

Alle  diese  Arten  gehören  jedoch  auch  an  der  anderen  Station  zu  den  nichts  weniger  als  seltenen,  Pieris 
DajJidice  ausgenommen,  in  Salzburg. 

An  der  Hand  der  genaueren  Beobachtungen  von  Salzburg  lassen  sich  nach  dem  regelmässigen  Gange  der 
Frequenzzahlen  die  Epochen  der  Maxima  des  Erscheinens  für  folgende  Arten  bestimmen. 

Nur  ein  Maximum  haben: 
(Die  mit  *  bezeichneten  Arten  haben  nach  anderweitigen  Beobachtungen  zwei  Maxima.) 
Coen07iympha  Arcania  im  Juli, 


*Pararga  Maera 

!) 

Juni, 

Maniola  Deja7ura 

)) 

Juli, 

Hipparchia  Galathea 

)? 

11 

Erebia  Medea 

H 

August, 

„        Ligea 

!1 

Juli, 

Satyr  US  Phaedra 

)) 

)7 

Apatura  Iris 

n 

T) 

Limenitis  Sibylla 

n 

;? 

Argynnis  Aglaja 

n 

)7 

„           Adippe 

)i 

)) 

„            Paphia 

» 

August, 

„            Ino 

TT 

Juni, 

*        ,.            Euphrosine 

TT 

n 

Melitaea  Athalia 

im  Juni, 

„          Dicttjnna 

)I          T) 

„          AuriJiia 

n        )) 

Melitaea  Malur?ia 

n         n 

*  Vanessa  Prorsa^ 

V  J'ili, 

Nemeobius  Lucina 

,  Mai, 

*Polyommatus  Semiargus  „   Juli, 

*                   „                    Als  US 

„   Mai, 

„             Areas 

„  Juli, 

„             Arion 

»        n 

„              Corydon 

n        )) 

„             Euridice 

„  Juni, 

Thecla  Spini 

„  Juli, 

„       Pruni 

,,  Juni. 

1  Ohne  Yav.   V.  P.  Levana 

Denkschriften  der  mathem.-uaturw.  Cl.    XXXIX-  Bd. 


.17 


]30  Karl  Fr  it. 'ich. 


*Pa2)äw  Podali'rius  im  Juni, 

Doritis  Apollo  „   Juli, 

„        Mnemosyne  ,,  Juni, 

*Syrichthus  Tages  ,,   Mai, 


Cyclofaedes  Faniscus  im  Mai, 

_.  .    iT/iaumas)  .  ,. 

Hesperia  {  -,.  .       ,     ?  „  Juli. 

(  Lmeola  ) 


Zwei  Maxima  haben : 


Vanessa  PolycMoros  im  März  und  Juli, 
T'olyommatus  Aegon     „    Mai       „       „ 

„  Doräis     „      „         „     August, 

„  Vhlaeas  „    Juni      „         „ 


Papülo  Machaoti         im  Apvil  und  August, 
Leucophasia.  Si'tiapis 


))         n 


Gonopteryx  Rhanini    „    März 


Mehrere  der  iiii'iher  gehörigen  Arten  schloss  ich  aus,  wenn  das  zweite  Maximum  sich  später  als  im 
August  zeigte,  oder  ein  drittes  Maximum  nocli  im  Herbste  vorkam,  da  mit  Recht  anzunehmen  ist,  dass  ein 
solches  durch  die  Methode,  die  Zeit  der  letzten  Erscheinung  zu  bestimmen,  künstlich  hervorgerufen 
worden  ist. 

Mit  den  hier  mitgetheilten  Epochen  der  Maxima  sollten  die  Zeitangaben  in  den  Faunen  iibeieinstimmeu, 
wenn  ich  auch  nicht  glaube,  dass  .ille  meine  Angaben  als  endgiltige  anzusehen  sind  —  so  weit  wenigstens, 
als  ihnen  ausreichende  Beobachtungen  nicht  immer  zu  Grunde  liegen. 


-'Ö"- 


bj  Vorherrschen  in  den  verschiedenen  Monaten, 
a.  Der  Familiea. 

Im  März  herrschen  in  Wien  und  Salzburg  die  Nymphalidae  vor  den  übrigen  Familien. 

Im  April  treten  hiezu  in  zweiter  Linie  die  l'ieridae. 

Im  Mai  erlangen  in  Wien  die  l'ieridae  den  ersten  Platz,  an  den  zweiten  sind  in  Wien  die  Satyridae 
gelangt,  während  sich  in  .Salzburg  die  Nymphalidae  und  Pieridae  wie  im  April  behaupten;  den  dritten  Platz 
nehmen  übereinstimmend  Polyommatidae  ein. 

Im  Juni  herrschen  wieder  übereinstimmend  an  beiden  Orten  Nijmphalidae,  Pieridae  und  Satyridae. 

Im  Juli  in  \\'ien:  Satyridae,  (Pieridae),  Polyommatidae,  Nymphalidae;  in  .Salzburg:  Satyridae,  Nym- 
phalidae, Polyommatidne,   l'ieridae,  also  wieder  alle  gemeinsam,  nur  in  anderer  Ordnung. 

Im  August  in  Wien:  Satyridae  und  Polyommatidae;  in  Salzburg:  Satyridae,  Nymjiha/idae,  dann  lolgen 
noch  l'ieridae  vor  den  Polyommatidae. 

Im  September  in  Wien:  Satyridae,  (PolyomynatidaeJ,  Pieridae;  in  Salzburg:  Nymphalidae,  l'ieridae, 
Satyridae,   Polyommatidae. 

Im  October  wieder  ganz  übereinstimmend  an  beiden  Orten  l'ieridae  und  Nymphalidae. 

Der  periodische  Wecthsel  der  herrschenden  Familien  ist  in  Wien  und  Salzburg  von  Monat  zu  Monat  nahezu 
derselbe,  erhebliche  Differenzen  bewirken  nur  die  Nymphalidae  in  .Salzburg,  und  zwar  in  den  Monaten  Mni, 
August  und  September,  in  welchen  sie  hier  ein  grosses  Übergewicht  erlangen,  welches  sie,  wie  wir  bereits 
gesehen  haben,  auch  im  ganzen  Jahre  behaupten. 

ß.  Gattiiiigo  n. 
März:  Vanessa  an  beiden  Stationen. 

April:  Ebenso,  in  zweiter  Linie  Vieris. 

Mai:  Pieris,  (Tolyommatus  A.)  in  Wien;    Vanessa  und  Polyoinmatus  yl.  in  Salzburg. 

Juni:  Vanessa,  Pieris  und  Argynnis  in  Wien;  Argynnis,    Vanessa,  und  Melitaea  in  .Salzburg. 

Juli:  l'iilyonimntus  A-,     Pieris   und    Coenonympha    in    Wien;     l'olyommatus  A.,    Erebia,    Argynnis, 

(Vanessa)  in  Salzburg. 
August:  Polyommatus  A.,   Pieris,  fSaf.yrii.sJ  in  Wien ;   Argynnis,    Vanessa,   7?/>/«^y^/<cZe  in  Salzburg. 

September:    l'olyommatus  A.,   Pieris,    Vanessa  in  Wien;    Vanessa,   Pieris,   Argynnis  in  Salzburg. 
October:        Colias,   Vanessa,  (PierisJ  u\  WWm;    Vanessa,   (Jolias  und  l'ieris  in  Salzburg. 


./(ihrliche  Prrincle  der  Insecfoifauna  von  Öaterreicli-Uiig 


am. 


131 


liei  den  Gatluiig'cn  liiulcn  wir  alsd  nur  iiocli  im  FiüliJMbrc  (Miirz,  Aiiril)  niid  Herbste  (October)  Überein- 
stimnunig  der  herrsebeuden  Gattungen  an  beiden  Stationen,  im  Sommer  und  den  ungren/.cnden  Tbeilen  des 
Frlilijabres  und  Herbstes  nur  eine  tbeilweise,   ja  selbst  gar  keine  (August). 

7.  Arten. 

März:  Vanessa  TolycMoros,     V.  Urticae  und  Gonopteryx  Ä/?«»m«' an  beiden  Orten,   in  Sal/.burg  jedoeb 

V.  Urticae  bäutiger  als  l'olychloros. 
April:  A.   Pieris  Najn  mit  Rapae,    V.  Antiopa,  (V.  Urticae  und  V.  C.  alhumj  in  Wien;   Pieris  Oarda- 

mines,    Vanessa  Jo  und  Pieris  Napi  mit  Rapae  in  Salzburg. 
Mai :  Coenonympha  Pamphilus,  Colias  Hyale,  Polyommatus  Icarus,  Pieris  Brassicae  in  Wien ;  Gonop- 

teryx Rhamni,    Polyommatus  Dorilis,   Vanessa  Jo,   Argynnis  Euphrosi^ie,   Pieris  Cardamines, 

Cyclopaedes  Paniscus  in  Salzburg. 
Juni:  Pieris  Crataegi,  Hipparchia  Galathea,  ('Vanessa  Urticae),   Vanessa  Polychloros  in  Wien;  Pieris 

Cardamines,   Gonopteryx  Rhamni,  Papilio  Podalirius,  Melitaea  Maturna  in  Salzburg. 
Juli:  Coenonympha  Pamphilus,     Colias  Hyale,    Polyommatus  Icarus,    (Pieris  Prnssicae)   in  Wien; 

Hipparchia  Galathea,  Pieris  Crataegi,   Coenonympha  Arcania  in  Salzburg. 
August:  Polyommatus  Corydon,  I'.  Bellargus,  Pieris  Daplidice,  Epinephele  Janira,  in  Wien;  Peucophasia 

Sinapis,    Epinephele  Hy per anthus ,    Erehia  Medea,    Epinephele  J aiiira ,    Argynnis  Pophin    in 
'Salzburg. 
September:   Coenonympha  Pampihilus  mWien;    Vanessa  Atalanta,   Epinephele  Janira,  Polyommatus  Icarus 

in  Salzburg. 
October:        Pieris  Najnvaxi  P.  Rapae,    Vanessa  Atalanta,   Colias  Hyale  in  Wien;   Pieris  Napi  \mi  P.  Rapae, 

Colias  Edusa,    Vanessa  Atalanta  in  Salzburg. 

In  Beziehung  auf  die  herrschenden  Arten  besteht  nur  noch  im  März  last  vollständige  und  im  October 
grösstentheils  Übereinstimmung;  in  allen  übrigen  Monaten,  April  und  August  ausgenommen,  in  welchen 
Monaten  eine  Art  gemeinsam  ist,  sind  alle  herrschenden  Arten  andere  in  Wien  als  in  Salzburg. 

Es  ist  jedoch  zu  bemerken,  dass  die  eben  angetührten  Arten  nicht  als  endgiltig  festgestellt  bctraciitet 
werden  können.  Jene  Monate,  in  welche  die  letzte  Erscheinung  einer  Art  fällt,  weisen,  wie  schon  angedeutet 
worden  ist,  verbältnissmässig  zu  grosse  Frequenzzahlen  aus  und  können  diese  Arten  daher  als  herrschend 
erscheinen,  ohne  dass  sie  es  wirklich  sind. 

Im  Allgemeinen  wird  jedoch  die  Vergleichung  der  Verhältnisse  an  beiden  Stationen  hiedurch  nicht 
wesentlich  berührt,  da  die  Erscheinungszeiten  in  der  Regel  an  beiden  Stationen  in  dieselben  Monate  fallen ; 
auch  bei  exacteren  Beobachtungen  dürfte  sich  in  der  Folge  eine  älinliche  geringe  Ubereinstimn)ung  der 
herrschenden  Arten  herausstellen  —  wenn  auch  theiiweise  oder  grösstentheils  andere  Arten  in  den  einzelnen 
Monaten  das  Übergewicht  erlangen  würden. 

2.  Vertheilung. 

Von  der  Gesammtzahl  der  beobachteten  Arten  sind  die  meisten,  sowohl  in  Wien  als  Salzburg,  im  Juli 
vorgekommen,  dort  68,  hier  sogar  83  Proc.  von  allen.  Von  März  bis  Juli  nimmt  die  Zahl  der  in  gleichen 
Monaten  vorkonmienden  Arten  an  beiden  Stationen  regelmässig  zu,  und  von  da  bis  in  November  ebenso 
regelmässig  wieder  ab. 

Bei  den  einzelnen  Familien  tritt  die  jährliche  Vertheilung  nicht  so  entschieden  hervor,  weil  sie  durch 
weit  weniger  Arten  repräsentirt  sind  und  sich  daher  der  periodische  Wechsel  der  Arten  noch  zu  stark 
geltend  macht. 


it* 


132 


Karl  Fritsch. 


Tab.  I. 


Wien. 

Frequenz  der  Arten. 


Art 


Jänn. 


Febr. 


März 


April 


Mai 


Juni 


Juli     Aug. 


Sept. 


Oct. 


Nov. 


I.  SATYRIDAE. 

1.   Coenonympha  Hb. 

1.   Famphilus  L.  .    .    . 
3.   Iphis  F 


Areania  L. 


Epi'nephele  Hb. 

8.  Uyperanthus   L. 

9.  Janira  L.  *  .    . 
10.   Lycaon  Rtb.2 


3.    Pararga   Hb. 
13.   Maera  L. 

15.  Megaera  L. 

16.  Egeria  L.     . 

5.  Hipparchia  F. 
18.   Oalathea  L. 


6. 


Erebia  B  d. 
28.    Medea  V.     ) 
39.    Medusa   V.  ) 

Satyrus  L  a  t  r. 

43.  Briseis  L.     . 

44.  Hermione   L. 

45.  Älcyone  V. 

46.  Semele  L.    . 

47.  Arethusa  V. 

50.  Phaedra  L.  . 

51.  CiVee  F.  .    . 


II.  NYMPHALIDAE. 


9.   Apatura  F. 
52.   Uta  V. 


10.  Neptis  F. 

55.  Lucilla  F.  . 

1 1 .  Limeyiiiis  F. 

56.  Oamilla  F.  . 

12.  Argynnis  F. 

59.  Aglaja  L.  .    . 

60.  Adippe  L.  .    . 

61.  Niobe  L.  .  .    . 

62.  Latonia  L.  .    . 
6.i.  Paphia  L.  .    . 

73.  Selene  V.  .    . 

74.  Euphrosyne  L. 

75.  Hecate  V.  .    . 


13.   Melitaea  F. 

77.  Didyma  Esp. 

78.  Trjom  V.     . 

79.  C'tn.rm  L.  .  . 
81.  Alhalia  Ktb.  . 
83.   Parthenie  Bk. 


1  Wahrscheinlieh  nur  9  • 
-  Wahrscheinlich  grösstentheils  (^  von  £.  Jcvnira. 


21 
4 


14 


16 

8 
4 


3 

10 

6 


11 

3 


11 


Jährliche  Periode  der  Inserfenfauna  von  Östirreich- Ungarn. 


Art 


Jänn. 


14.    Vanessa  F. 

90.  Prorsa   L 

91.  Cardui  L 

*91.    Alalanta  L.     .     .    . 

92.  Anfiopa  L 

93.  .To  L 

94.  Vrlicae   L 

96.    Polychloros  L.     .     , 
98.    0.  klimm  L.     .    .    . 

IV.  ERYCINIDAE. 

16.   Nemeohius  Stph. 

101.   Lucina  H 


V.  POLYOMMA'I'IDAE. 
17.   Polynmmatus  Latr. 

(A.   Lyeaena  Bsd.) 

102.   Gyllarus  Hfn 

105.   Ahus,  F 

111.  Daphnis  V , 

112.  Argiolus   L , 

113.  Dämon   F , 

118.  Dorylas  V , 

119.  Corydon   Scp.      ... 

120.  Bellargus  Rtb 

121.  Icarus  Rtb 

131.  Argus  L.  ' 

132.  Aegon  V 

(B.   Polyomniatus  Bd.) 

137.  Doril/s  II  fn 

141.   Euridiee  Rtb 

143.  Yirgaureae  L 

144.  Phlaeas  L 


18.  Thecla 

14.5.   Puhi  L.    . 
147.  Rpini  V.   . 

151.  Pruni  L. 

152.  Befulae  L. 


VI.  EQUITIDAE. 


19.   Papilla  L. 

154.  Podalirius  L. 

155.  Machaon  L. 


20.  Thais  F. 

156.  Hypernmestra  Scp. 

21.  DonW«  F. 

157.  Apollo  L. 


159.  Mnemosyne  L.    .    . 

VII.  PIERIDAE. 

22.   Leucophasia  Stph. 

160.  Sinapis  L 


23.    Pieris  Ltr. 

(A.   Aporia  Hb.) 
161.   Crataegi  L 


Febr. 


März 


April 


1 

3 
11 

21 

3 


1 
1 
1 
19 
13 
19 
14 
19 


10 


1  Das  Vorkommen  im  April  zweifelhaft. 


Mai 


1 

1 

1 

1 
14 

3 

9 


Juni  1  Juli 


1 
14 
II 

6 


21 


1 
5 
1 

13 

4 
11 


10 


Aut 


Sept 


15 

14 

5 


Oct.    Nov. 


15 


11 
1 


Dec. 


133 


Jahr 


31 
42 
21 
23 
51 
53 
42 


4 
1 
6 

7 
3 
25 
30 
55 
18 
39 

5 

3 

7 

12 


15 


3 
11 


26 


35 


27 


134 


Karl  Fr it seil. 


Art 


Jänn.  Febr. 


März 


April 


Mai 


Juni 


Juli 


Aug. 


Sept. 


Oct.    Nov. 


Dec. 


Jahr 


(B.  Pieris  L.) 


162.  Brassicae  L.    . 

163.  Ma-pne  L.  ^ 

164.  Naf)  L.  j  ■  ■ 
166.  DapUdice  L.  . 
168.    Cardamines  L. 

24.   Colias  0. 


171.  nyale  L.       ,    .    . 

172.  Myrmidone  Esp. 

173.  Edusa  L.      .    .    . 


25.    Gonopteryx  Lch. 
17.').   Rhainni  L.   . 


VIII.  HESPERIDAE. 

26.  Hyrichthus  Bd. 

176.  Malvanim  0 

178.   Lavaterae  Esp.      .    . 
180.    Carthami  Hb.      .    .    . 

184.  Alveolus  Hb 

187.   Tages  L 


28.  Cyclopaedes  Hb. 
189.  Paniscus  Sulz. 

29.  Hesperia  Ltr. 

191.   Comma  L.    .    . 

194.  Thanmas  Hfn. 

195.  Lineola   S  C  r.  . 


14 

24 

8 
10 


11 


13 

4 

4 
9 


15 
1 


13 
10 


14 

8 


j4 
11 


3      i 


9 

18 

1 


14 

4 
11 


67 

87 

43 
19 


61 
9 

24 


30 


23 

1 

10 

19 

6 


19 

10 
4 


Tab.  II. 


Frequenz  der  Gattungen. 


Gattung 


Jiinn. 


Febr. 


März 


April 


Mai 


Juni      Juli 


Aug. 


Sept. 


Oct. 


Nov.    Dec. 


Jahr 


I.  SATYRIDAE. 

1.  Ooenonympha  Hb.       .    .    . 

2.  Epinepliele  Hb 

3.  Pararga   Hb 

5.  LLifparchia  F 

6.  Erehia  Bd 

8.  Salyrus  L 

II.  NYMPllALIDAE. 

9.  Apatusa  F 

10.  Nepth  F 

11.  himenitis  F 

12.  Argynnis  F , 

13.  Meli/aea  F 

14.  Vanessa  F 

IV.  ERYCINIDAE. 

16.  Nemeobius   Stpb.  .  .  . 


39 


9 

87 


25 

5 

10 


6 

4 
13 


15 

13 

3 

14 


4 
1 
3 

24 
3 

45 


28 

17 

4 

6 

1 

13 


16 
11 

22 


10 

19 

11 

1 

23 


19 

1 

13 


14 

7 
2 


10 

1 

17 


11 

28 


100 
61 
34 
21 

7 
48 


4 

1 

3 

95 

20 

266 


Jährliche  Periode  der  Insectevfauna  von  Österreich-  Ungarn. 


135 


Gattung 


Jänn.  Febr. 


März 


April 


Mai      Juni 


Juli 


Aug. 


Sept. 


Oct.     Nov.    Dcc 


Jahr 


V.  POLYOMMATIDAE. 


17.  Polgommatus  A 

18.  Tfieala  F. 


19.  Papilla  L 

20.  Thais  F.  . 

21.  Dori/is   F. 


VII.   PIERIDAE. 


22.  Leucopfiasia  8 1  p  I 

23.  Pietis  Ltr.      .    . 

A.  Aporia.   Hb. 

B.  Pieris   L.     . 

24.  Coli.is  0.      .    .     • 

25.  Gonopteryx  Lch. 


VIII.  .HESPERIDAE. 


26.  Syrichthus  Bd.  . 
28-  Vyclopaedes  H  b. 
29.  Hesperia  Ltr.     . 


11 
1 


10 


56 

3 

11 


15 
1 


35 
9 

5 


17 
3 


5 
35 
16 

1 


13 
1 


2» 

7 


21 

38 
6 
4 


42 
1 

7 


10 

1 
32 
22 

4 


10 

18 


41 
4 
3 


23 
6 
1 


11 


20 

10 


19 
5 
7 


28 

29 

1 


194 

27 
37 


48 
1 
5 


35 

27 

233 

94 

30 


59 

o 

33 


Tnb.  III. 


Frequenz  der  Familien. 


Familie 


I.  Satyridae  .    .  . 

II.   Nymphalidae  . 

IV.   Eryrj'nidae    . 

V.   Folyummaiidae 

VI.   Equitidae     .  . 

VII.   Pieridae    .    .  . 

VIII.    Hesperidae  .  . 


Totale 


I.  Satyridae  .     .  . 

II.  Nymphalidae  . 

III.  Erycinidae  .  . 

V.  Polyommatidae 

VI.  Equitidae     .  . 

VII.  Pieridae    .    .  . 

VIII.  Jlesperidae    .  . 


Totale 


Jänn. 


Febr. 


März 


39 


48 


April 


4 
96 

1 
12 
12 
80 
16 

221 


Mai 


Juni 


44 
23 
4 
39 
20 
62 
14 

206 


48 
80 

1 
35 

1 
73 
12 


2.50   273 


Juli 


Aug. 


69 
49 

50 

8 

69 

28 


66 
33 

48 

7 

34 

17 

205 


Sept. 


32 
28 

32 

6 

31 

7 

136 


Oct. 


8 
39 

31 

.iS 

136 


Nov. 


In  Perceiiten  der  Jahr  es  summen. 


Dec. 


Jahr 


271 

389 

6 

248 

54 
419 

94 

1481 


1 

16 

18 

25 

24 

12 

3 

10 

25 
17 

6 

67 

21 
17 

13 

8 

7 

10 

1 

5 

16 

14 

20 

19 

13 

13 

0 

22 

37 

2 

15 

13 

11 

. 

2 

19 

17 

15 
15 

18 
13 

16 

30 

8 
18 

7 
8 

14 

1 

12 

106 

172 

103 

119 

90 

58 

40 

2 

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15 

25 

15 

17 

13 

8 

6 

0 

99 
101 
101 

100 
100 
100 
101 

102 
HU 


o6 


Tab.  IV. 


Karl  Frifsck. 

Salzburg. 

Frequenz  der  Arten. 


Art 


Jänn. 


Febr. 


März 


April 


Mai 


Juni 


Juli     Aug. 


Sept. 


Oct. 


Nov. 


Dec. 


Jahr 


I.  SATYRIDAE. 
1.   Ooeiionympha  Hb. 

1.   Famphilns  L.  .    .    . 


2.  Davus  L. 

3.  Iphis  V.   .    .    . 
6.   Amanta.  L.  .    . 

Epinephele  Hb. 

8.  Uyperanthtis  L. 

9.  Janira  L.     .    . 


3.  l'ararga  H  b. 

13.  Maera  L.     . 

14.  Hiera  0. 

15.  Megaera  L. 

16.  Egeria  L.     . 

4.  Maniola  Sehr. 

1 7 .  Dej antra  L. 

5.  Uipparchia  Fbr. 

18.  Galathea  L. 

6.  Ä-eWa  Bd. 

28.   Jferfea  V.     . 
29    Ligea  L. 


32.  Pyrrha  V.  i      . 
8.  Satyrus  Latr. 
44.  Hermtone  L.  ? 


50.   Phaedra  L. 


II.  NYMPHALIDAE. 


9.   Apatit ra  F. 

(öl.)  /m  L.  .  .  . 

11.  Limenitis  F. 

57.  S%Wa  L.  .  . 

58.  Po^i«?/  L.  .  . 

12.  Argijnnis   I". 

59.  Aglaia  L.  .  . 

60.  Jdippe  L.  .  . 

61.  A^ioÄe  L.  .  . 

62.  Latonia  L.  .  . 

63.  Paphia  L.  .  . 
67.  Ino  Rtb.  .  . 
69.  Pales  L.  .  .  . 

72.  Dia  L.     .  .  . 

73.  SeZeJie   V.  .  . 

74.  Euphrosyne  L. 

13.  Melitaea  Y. 


81.   Afhalia  Ktb.   . 

85.  Dictynna   Esp. 

86.  Aurinia   V. 

88.  Cynthia  V.-    . 

89.  Mattirna  L. 


•  Nur  einmal  am  Gaisberg  beobachtet. 
2  Nur  zweimal  am  Gaisberg  beobachtet. 


12 


14 

16 

4 


2 

4 

14 


10 

7 


10 


10 


6 
6 
2 
8 
4 
13 


16 


11 
8 
9 
2 

16 


8 

6 

2 

21 


10 
12 


10 


35 


6 
13 


1 
10 


18 


10 


15 


10 


28 
26 


11 


27 
6 


3 
7 
1 

25 


16 
1 


23 


1 

56 


37 
20 

29 


16 
4 


70 

12 

3 

38 


49 
107 


29 
6 
2 


11 


56 


50 


26 


16 
20 

5 
92 
60 
22 

1 
82 

2 
37 


18 

14 

9 

2 

20 


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1 

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1 

30 


Jährliche  Periode  der  Insectenfauna  von  Österreich-Ungarn. 


137 


Art 


Jana. 


Febr. 


März 


April  j   Mai 


Juni  i  Juli     Aug. 


Sept. 


Oct. 


Nov.  i  Dec. 


Jiihr 


14.    Vanessa  L. 

90.  Prorsa  L 

91.  t'ardiii  L 

91.  *  Atalania  L 

92.  Antiopa  L 

93.  Jü  L 

9-t.    Urficae  L 

96.  Polychloros  L.     ... 

98.   C.  albutn  L 

IV.  ERYCINIDAE. 

16.  Nemeobius  Stph. 

101.  Lttcina 

V.  POLYOMMATIDAE. 

1 7 .  Polyomm atus  Latr. 

(A.   Lycaena  B  S  d.) 

102.  Cyllarus  Hfn. 

103.  Semiargus  Rtb. 

105.  Alsus  F.  .    .    . 

106.  Areas  Rtb.      . 

108.  Diomedes  R  tb. 

109.  Eiiphenms  ü.  . 

110.  Arton  L.      .     . 
1  12.  Argiolus  L. 
118.  DoryTas  V. 
1  19.  Corydon   Scp. 

120.  Bellargus    Rtb. 

121.  lca,nis   Rtb.    . 
126.   Alexis  Rtb.    . 

132.  Aegon  F.      .     . 

133.  Tiresias  Rtb. 


10 


(B.   Polyommatus 

137.  Dorilis  H  f  li.  . 
141.  Euridiee  Rtli. 
144.  Phlaeas  L.   .     . 


Bd.) 


18. 


Thecla  F. 

145.  Ruhi  L.    . 

147.  Spini  V.   . 

150.  Iltcis   Bk. 

151.  Pruni  L. 

152.  Betulae   L. 


VI.  EQUITIDAE. 
19.   Papilio  L. 

154.  Podalirius  L.  .    .    . 

155.  Machaon  L.      .    .    . 


21.  Dorilis   F. 

157.  Apollo  L 

159.  Mnemosyne  L.      .     . 

VII.  PIERIDAE. 

22.  Leucophasia   Stph. 

160.  Sinapis  L 

23.  Pieris  Ltr. 

(A.  Aporia  Hb.) 
ICl.   Craiaegi  L.       .    .    . 


DünkscUriften  der  mathem.-naturw.  Cl.    XXXIX.  Bd. 


2 

4 

36 

26 

2 


2 
14 
28 
20 
12 
12 


4 
14 


20 


1 

2 

3 

11 

8 

12 

7 

5 

9 

4 

3 

6 

9 

10 

3 

3 

6 

16 

12 

4 

11 

4 

9 

2 

5 

6 

6 

9 

1 

4 

6 

9 

10 

6 

3 

2 

3 

9 

8 

2 

3 

, 

, 

, 

8 

8 

7 

6 

2 

. 

9 

3 

2? 

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9 

7 

3 

1 

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11 

9 

6 

4 

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1 

8 

10 

5 
1 

12 

7 

5 

6 

• 

3 

2 

• 

18 

8 

8 

20 

12 

6 

1 

2 

4 

1 

9 

4 

7 

3 

7 
1 

4 

1 

8 

2 

1 

1 

11 

10  . 

17 

2 

1 

6 

6 

8 

12 

3 

4 

2 

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7 

2 

10 

7 

10 

31 

8 

14 

24 

1 

14 

59 

9 

10 


2 
46 

2 
14 
12 

28 


51 


24 


14 


27 
51 

135 
49 

100 

112 
60 

87 


U 


12 
19 
16 
15 
13 
15 
11 

1 

27 

U 

112 

1 
22 


67 
19 
23 


15 
14 
1 
12 
34 


34 

50 


83 


46 


18 


138 


Karl  FritscJi. 


Art 


Jänn. 


(B.  Fieris  Latr.) 

162.  Brassicae  L 

163.  Bapae  L.  1 

164.  Napi  L.  (  •  •  •  • 
168.  Gardamines  L.     .    . 

24.   Golias  0. 

171.   Hyale  L 

173.   Bdusa  L 

26.  Qonopteryx  Lch. 

175.  Bhamni  L 

Vm.  HESPERIDAE 
26.  Syrichthus  B  d. 

176.  Malvarum  0.  .  .  . 
184.  Alveolus  Hb.  .  .  . 
187.   Tages  L 

28.  Cyclopaedes  Hb. 

189.  Panisaua  Sulz.  .    . 

29.  Hesperia  Ltr. 

191.  Oomma  L.  ) 

192.  Sylvamts  Sehn,   j 

194.  Thanmas  Hfn.) 

195.  imeoZaScr.    J    '    ' 


Febr. 


März 


26 


April 


.  4 
26 

30 


22 


Mal 


4 

6 

14 


10 


20 


14 


Juni      Juli 


Aug. 


4 

8 

23 


18 


11 


12 


5 
14 


Sept. 


11 

3 


12 
14 


19 


15 
2 


37 
50 


29 
49 


17 


Oct. 


10 
50 


22 

48 


Nov.    Dec.     Jahr 


4 
18 


Tab.  V. 


Frequenz  der  Gattungen. 


Gattung 


Jänn.  [Febr.  März  i  April 


Mai      Juni 


Juli 


Aug.    Sept. 


Oct.    Nov. 


Dec. 


I.  SATYRIDAE. 


1 .  Coenonympha  H  b. 

2.  Epinephele  Hb.  . 

3.  Pararga   Hb.  .     . 

4.  Maniola  Sehr.  . 

5.  Sipparchia  F. 

6.  Erehia  Bd. 

8.  Satyrua  Latr.     . 


II.  NYMPHALIDAE. 


9.  Apatnra  F. 

11.  Livienitis  F. 

12.  Argynnis  F. 

13.  Melitaea  F. 

14.  Vanessa  L. 


IV.  EKYCINIDAE. 

16.  Nemeobius   Stph.  . 


10 


70 


34 


90 


12 


22 

6 
58 


19 
17 
16 
4 
10 
13 


3 

6 

59 

46 

49 


37 
22 
10 
5 
35 
54 
11 


25 
12 
49 
9 
49 


2.'i 
54 
4 
2 
11 
44 


6 
6 

61 
2 

59 


24 

57 

3 


18 


3 
86 

112 


26 
104 


20 


Jährliche  Periode  der  Insectenfauna  von  Östeireich-Ungarn. 


139 


Gattuuff 


V.  POLYOMMATIDAE. 

17.  Polyommatus  Latr.  A. 

n  n        S. 

18.  Thecla  F 

VI.  EQUITIDAE. 

19.  Papilio  L 

21.  Doritis  F 

VII.  PIERIDAE. 

22.  Leucophasia  Stph.    . 

23.  Pieria  Latr 

A.   Aporia  Hb. 
B.  Pieris  Latr. 

24.  Colias  0 

25.  Gonopteryx  L  c  h.    . 

Vm.  £ESPERIDAE. 

26.  Syrichthua  Bd.    .    .    . 

28.  Oyclopaedes  Hb.      .    . 

29.  Heaperia   Ltr.  .  .  . 


Jänu.  Febr.!  März  April 


10 


26 


14 
4 
2 


18 


20 


60 

2 
22 


Mai  Juni 


33 

20 

5 


16 


10 

8 

24 

10 
20 


14 

14 

8 


35 
24 
18 


23 
10 


14 
35 

11 
18 


9 
11 
11 


Juli 


76 
15 
U 


10 
6 


10 


24 


2 
12 


1 

1 

19 


Aug.  ,  Sept.  Oct 


:i9 
30 
16 


13 
o 


31 


14 

26 
19 


17 


59 
12 
14 


87 

78 
17 


24 
4 


60 
70 


Nov. 


10 

22 

2 


Dec. 


Jahr 


282 

109 

76 


84 
18 


83 

46 
306 

221 
146 


51 
26 
64 


Tab.  ^  I. 


Frequenz  der  Familien. 


Familie 


Jänn. 


Febr. 


März 


April    Mai 


Juni  '  Juli 


Aug.    Sept.     Oet.  i  Nov. 


Dec. 


Jahr 


I.  Satyridae      .  . 

JT.  Nymphalidae  . 

IV.  Erycintdae    .  . 

V.  Polyommatidae 

VI.  Equitidae      .  . 

VII.  Pieridae    .    .  . 

Vin.  Heaperidae    .  . 


Totale 


I.  Satyridae      .  . 

II.  Nymphalidae  . 

IV.  Erycintdae  .  . 

V.  Polyommatidae 

VI.  Egititidae     .  . 

VII.  Pieridae    .    .  . 

VIII.  Beaperidae  .  . 


Totale 


10 


12 


70 

2 

38 

110 


8 

124 

2 

20 

18 

104 


284 


20 
86 
6 
58 
16 
72 
36 

294 


79 

163 

3 

77 
33 
85 
31 

471 


174 
144 

102 
16 
54 
21 

511 


148 
134 

85 
15 
90 
22 

494 


102 
201 

85 

4 

185 

13 

590 


8 
130 

36 

138 
8 

320 


In  Percenten  der  Jahressummen. 


20 

2 

34 
2 

58 


539 
1082 
11 
467 
102 
802 
141 

3144 


, 

, 

1 

4 

15 

32 

27 

19 

2 

1 

6 

12 
18 

8 
55 

15 

27 

13 

12 

19 

12 

2 

• 

0 

4 
18 

12 
16 

17 
32 

22 
16 

18 
15 

18 
4 

8 

0 

• 

0 

5 

13 

9 

U 

7 

11 

23 

17 

4 

6 

25 

22 

15 

16 

9 

6 

1 

1 

11 

72 

129 

139 

105 

99 

92 

45 

7 

0 

2 

10 

18 

20 

15 

14 

13 

6 

1 

100 
100 
100 
99 
101 
100 
100 

700 
99 


18* 


140 


Tab.  VIII. 


Karl  Fritsih. 
Wien. 


Tab.  Vn. 

Ver 

the 

luii 

g  d  e  r  A  r 

ten. 

1 

Familie 

Jahr 

Jänn. 

Febr. 

März 

April 

Mai 

Juni 

Juli 

Aug. 

Sept. 

Oct. 

Nov. 

Dec. 

Jahr 

19 
24 

X 
19 

5 
11 

9 

ö 
2 

1 
9 
1 
4 
3 
7 
4 

8 
10 
1 
12 
3 
9 
5 

13 
17 

1 
10 
1 
8 
7 

16 
14 

13 
3 

8 
6 

16 

8 

8 
2 

7 
.5 

10 
9 

8 
2 
7 
3 

1 
4 

7 

7 

2 

1 
3 

65 

78 
3 
03 
14 
58 
30 

IL  Nymphalidae 

IV.   Erycinidae 

V.   Polyommatidae 

VI.   Eguitidae 

VII.   Pieridae 

VIII.   Hesperidae       

Papiltonides 

88 

7 

29 

48 

57 

60 

46 

39 

19 

6 

309 

Salzburg. 

Vertheilung  der  Arten. 


Familie 


Fahr 

Jänn. 

Febr. 

März 

April 

Mai 

Juni 

Juli 

Aug. 

Sept. 

Oct. 

Nov. 

Dec. 

Jah 

17 

2 

4 

12 

13 

11 

7 

2 

51 

25 

1 

5 

10 

15 

24 

24 

19 

11 

9 

5 

123 

1 

1 

1 

1 

3 

23 

. 

1 

5 

10 

14 

19 

13 

6 

3 

2 

73 

4 

2 

2 

4 

4 

3 

1 

16 

9 

1 

4 

6 

7 

8 

8 

6 

6 

5 

5 

56 

8 

2 

4 

6 

4 

3 

3 

1 

1 

24 

87 

2 

10 

28 

43 

69 

72 

55 

34 

20 

13 

346 

I.  Satyridae      .  . 

II.  Nymphalidae  . 

IV.   Erycinidae  .  . 

V.   Polyommatidae 

VI.  Eguitidae     .  . 

VII.  Pieridae    .    .  . 

VIII.   Hesperidae  .  . 


Papilionidae 


C.  Klimatische  Bedingungen  des  Erscheinens  im  Winter. 

In  Salzburg  erscbeinen  die  ersten  Tagfalter  regelmässig  im  März,  zuweilen  auch  schon  im  Februar. 
Andererseits  zieht  sich  ihre  letzte  Erscheinung  nicht  selten  über  den  October,  in  welchem  Monate  sie  regel- 
mässig zu  verschwinden  pflegen,  in  die  ersten  Novembertage  hinein. 

Es^schien  mir  nicht  uninteressant,  die  Bedingungen  des  Erscheinens  zu  so  ungewöhnlicher  Zeit  kennen 
zu  lernen.  Zu  diesem  Behüte  habe  ich  in  der  Tab.  IX  die  meteorologischen  Beobachtungen  jener  Tage ,  an 
welchen  schon  im  Februar  und  März,  dann  noch  im  November  Tagfalter  beobachtet  worden  sind,  zusammen- 
gestellt. 

Da  die  Erscheinungen  so  früh  und  spät  im  Jahre,  vorzugsweise  auf  die  Mittagszeit  fallen,  so  verwendete 
ich  hiezu  die  zweite  von  den  drei  täglichen  Beobachtungen,  welche  bis  einschliesslich  zum  Frühjahre  1876 
um  1  Uhr,  hieraufuim  2  Uhr  angestellt  worden  sind. 

Die  Tabelle  enthält  die  beobachteten  Falter  systematisch  geordnet  und  für  jede  Art  derselben  die  Jahr- 
gänge und  Tage  des  Ersclieinens  in  chronologischer  Folge.  An  jedem  Tage  ist  die  niedrigste  und  höchste 
Temperatur  nach  Angabe  des  Maximum-Minimum-Thermometers,  und  für  1  oder  2  Uhr  der  Sonnenwärme 
nach  einem  Solar-Thermometer  von  Ca  sei  la,^  die  relative  Feuchtigkeit,  [Bewölkung,  Richtung  und  Stärke 
des  Windes  ersichtlich. 


1  Die  mir  zur  Verfügung  stehende  Localität  erlaubte  nicht  die  Benützung  des  Instrumentes  als  Maximum-Thermometer 


Jährliche  Periode  der  Insectenfauna  von  Österreich-Ungarn. 


141 


Die  Falter  erscheinen  im  Allgemeinen  nur  an  l'ttr  die  Jahreszeit  ungewöhnlich  warmen  Tagen,  eine  auf- 
fallende Ausnahme  macht  Vanessa  Urticae,  der  Nesselfalter  oder  kleine  Fuchs,  welcher  selbst  bei  Tempera- 
turen von  einigen  wenigen  Graden  über  dem  Gefrierpunkt  fliegt.  Ja  einmal,  es  war  am  21.  Februar  1873,  blieb 
die  Temperatur  sogar  unter  dem  Gefrierpunkte.  Sicher  war  es  aber  nicht  der  Fall  in  der  Localität,  wo  der 
Falter  flog.  Am  Morgen  desselben  Tages  war  die  Temperatur  sogar  auf  — 13-2  gesunken.  Am  29.  Februar 
1872  waren  die  Extreme  —11-2  und  -h3-8,  am  6.  März  1874  —7-5  und  -t-3-4  u.  s.  w. 

Die  Solar-Temperaturen,  welche  sehr  lehrreich  wären,  sind  leider  erst  vom  Jahre  1875  an  mit  Casella's 
Thermometer  bestimmt  worden ,  in  welchem  ich  krankheitshalber  meine  Beobachtungen  im  Freien  fast  ganz 
einstellen  musste.  Die  sieben  Beobachtungen,  welche  damit  nur  angestellt  werden  konnten,  weisen  aber  schon 
einen  Maximal-Unterschied  von  39°  zwischen  der  Schatten-  und  Sonnentemperatur  aus. 

Auf  die  Feuchtigkeit  scheint  wenig  anzukommen,  aber  die  Bewölkung  ist  in  der  Regel  gering,  der 
Himmel  ganz  oder  grösstentheils  heiter,  die  Luft  ruhig  oder  nur  schwach  bewegt,  so  dass  die  Insolation  kräf- 
tig wirken  kann. 

Die  meisten  Erscheinungen  gehören  der  Gattung  Vanessa  an,  deren  Arten  fast  sämmtlich  überwintern, 
sie  ist  in  der  Tabelle  auch  durch  sieben  Arten  repräsentirt,  von  den  übrigen  Gattungen  hat  nur  noch  Pieris 
einen  erheblichen  Antheil. 


Tab.  IX. 


Witterung  an  den  Tagen  der  frühesten  und  spätesten  Erscheinung  einiger  Arten. 


Beobachtungen  in  Salzburg  um  1'  später  2'. 


Temperatur 


Min.     Mas. 


© 
Temp. 


Feuch- 
tigkeit 


Bewöl- 
kung 


Wind 


1873,   3—11 


1873,   2— -11 

8—11 

1877,    8—11 


1872,  29—3 


1872,  29—3 

1—11 

1873,  27—3 


1872,  18—2 
20—2 
29—2 

1873,  21—2 

1—3 
24—3 
30—3 
3—11 
4—11 

1874,  28—2 

2—3 
6—3 
8—3 
9—3 

1875,  13  —  3 


Vanessa  Cardui. 

l-3[     16'2|      .      ;     68     I 

Vanessa  Atalanta. 


—   01 

11-6 

84 

0 

1-0 

9-0 

75 

2 

2-0 

9-9 

48-9 

72 

0 

Vanessa  Antiopa. 

5-2|      21-2|       .       I 

Vanessa  Jo. 


40 


5-2 

21-2 

40 

4 

3-2 

13-7 

71 

0 

-  1-0 

14-9 

30 

0 

Vanessa  ürticae. 


—  1-6 

6-3 

54 

—  4-6 

6-8 

53 

-11-2 

3-8 

76 

—  13-2 

—  0-5 

90 

0-6 

5-7 

64 

0-9 

15-7 

77 

0-3 

14-9 

42 

1-3 

16-2 

68 

6-7 

17-6 

51 

—  3-2 

41 

84 

—  2-3 

4-2 

63 

—  7-5 

3-4 

61 

—  4-5 

5-1 

76 

—  2-2 

8-9 

55 

—  1-9 

8-0 

4 

5-1 

67 

0 
0 

1 

0 
0 
0 
0 
0 
8 
0 


SE, 


— 0 
SEi 
NW, 


SW, 


SWi 

— 0 
SE, 


SWj 

SWi 

— 0 
El 

E2 

NE„ 

ne; 

SEj 
SEa 
NWj 

E« 

— 0 
SE.^ 

NW3 


Temperatur 


Min.    !  Max. 


© 
Temp. 


Feuch- 
tigkeit 


Bewöl- 
kung 


1876, 


1—3 
4—3 


1872,  1—11 
2—11 

1873,  30—3 

2—11 


1872,        2—11 


1873,      31—3 


Vanessa  Urticae. 


12-81 
12-2 


35-0 
22-6 


83 
79 


Vanessa  Polychloros. 


1872,  7—3 

1873,  19—3 
24—3 
25—3 
27—3 

1874,  18—3 

1875,  16—3    — 

1876,  4—3 

1877,  20—3 


Vanessa  C  albwm. 


Folyommatus  Icarus. 

\        2-01      15-5|       .       1      59      I 

Thecla  Bubi. 

2-0|      16-71       .       (     39     I 

Leucophasia  Sinapis. 


Wind 


6-5 

14-5 

30 

1 

7-7 

16-9 

61 

6 

0-9 

15-7 

77 

0 

51 

15-9 

55 

1 

—  1-1 

14-9 

30 

0 

2-3 

13-2 

. 

76 

6 

—  31 

10-2 

49-0 

50 

0 

1-8 

12-2 

22-6 

79 

4 

2-0 

18-6 

32-2 

42 

2 

3-2 

13-7 

71 

0 

2-0 

15-5 

59 

1 

0-3 

14-9 

42 

0 

—  0-1 

11-6 

84 

0 

S4 

NWj 

NE2 
Ni 

SEg 

SE3 

NWi 

— 0 
SE, 


^0 
SWi 

NE2 

0 


SWj 


1872,      29-3  I        5-2|      21   21 


40 


SW, 


142 


Karl  Fritsch. 


Temperatur 
!   Min.  I  Max. 


Temp. 


Fauch-  Bewöl- 
tigkeit   kung 


Wind 


Temperatur 


Min.      Max. 


© 
Temp. 


Feuch- 
tigkeit 


Bewöl- 
kung 


Wind 


Pierts  Brassicae. 


1873,        2—11 
7—11 


•2-0 
7-5 


15-5 
13-9 


59 
80 


Pteris  Napi  MniX  Rapae. 

1872   29—3    I   5 -21  21-2;   .   |  59 


SW, 


SW, 


1872, 


1873, 


1873, 


1  —  11 
2—11 
7  —  11 

30—3 


4—11 


Pieris  Napi  und  Rapae. 


3-2 

13-7 

71 

0 

2-0 

1Ö-5 

59 

1 

7-5 

13-9 

80 

2 

0-3 

14-9 

42 

0 

Syrickthus  Alveolus. 
6-7|      17-6|       .       I     51 


— 0 
NE» 


SE, 


143 


DIE 

HELIOTROPISCHEN  ERSCHEINUNGEN  IM  PFLANZENREICHE. 

EINE  PHYSI0L0C4ISCHE  MONOGRAPHIE. 


JULIUS  WIESNER, 

CORRESPONDIRENDEM  MITOLIEDE  DER  KAISERLICHEM  AEAOEUIE  DER  WIG8ENSCUAFTEN . 


I.  THEIL. 

(3fllt   '\    Xo{z>6c&u,'M.) 


VORGELEGT  IN  DER  SITZUNG   DER  MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN  CLASSE  AM  4.  JDLI  1878. 


Vorbemerkuns. 


B* 


Die  heliotropischen  Erscheinungen  waren  bisher  noch  nicht  Gegenstand  eines  möglichst  allseitigen  und 
einheitlichen  Studiums.  Die  denselben  gewidmeten  Arbeiten  beschäftigten  sich  fast  nur  mit  Detailfragen. 
Diese  Art  der  Behandlung  widerspricht  keineswegs  dem  Geiste  unserer  heutigen  Forschung,  und  würde  auch 
zweifellos  reichliche,  später  leicht  zu  sammelnde  Früchte  getragen  haben,  wenn  der  Faden  der  Untersuchimg 
stets  dort  wieder  aufgenommen  worden  wäre,  wo  er  von  früheren  Untersuchern  fallen  gelassen  wurde.  Leider 
lehrt  aber  die  Geschichte  des  Heliotropismus,  dass  die  Continuität  der  Forschung  auf  diesem  Gebiete  häufig 
unterbrochen  wurde.  Manche  merkwürdige  Beobachtung  blieb  ungeprüft,  und  repräsentirt  so  nur  ein  sehr 
zweifelhaftes  Eigenthum  unserer  Wissenschaft,  andere  sind  in  Vergessenheit  gerathen.  Der  gerade  in  den 
wichtigsten  Fragen  des  Heliotropismus  zu  Tage  tretende  Mangel  an  strenger  Methode  erklärt  es,  wenn  über 
Probleme,  welche  dem  heutigen  Stande  der  Wissenschaft  gemäss  völlig  lösbar  sind,  wie  z.  B.  über  die  Bezie- 
hung zwischen  Lichtbrechung  und  Heliotropismus,  die  widersprechendsten  Behauptungen  von  verschiedenen 
Forschern  aufrecht  erhalten  werden.  Die  dem  Heliotropismus  gewidmeten  Detailarbeiten  bieten  nur  eine 
lückenhafte  Literatur  dar,  und  die  Lehr-  und  Handbücher,  welche  den  Schatz  des  gesicherten  Wissens  dar- 
legen sollen,  geben  uns  ein  nur  sehr  mangelhaftes  Bild  dessen,  was  in  diesem  Theile  der  Pflanzenphysiologie 
geschaffen  wurde.' 


1  Zusammenstellungen  der  Literatur  des  Heliotropismus  haben ,  wenn  man  von  den  gar  zu  lückenhaften  Daten ,  welche 
bei  DeCandoUe,  Meyen,  Kützing  u.  A.  zu  finden  sind,  absieht,  gegeben:  H.  v.  Mohl,  Vegetabilische  Zelle,  p.  297 
(1851).  —  Sachs,  Botanische  Zeitung,  Bd.  XXII,  p.  355  (1864);  Experimentelle  Pflanzenphysiologie,  p.  41  ffd.  (1867J.  — 
Hofmeister,  Pflanzenzelle,  p.  288  ffd.  (1867).  —  Sachs,  Lehrbuch  der  Botanik,  1.— 4.  Aufl.  (1868—1874).  —  N.  J. 
C.  Müller,  Botan.  Untersuchungen,  Bd.  I,  p.  80  ffd.  (1872). 


144  Julius    Wiesner. 

In  der  vorliegenden  Monographie,  in  welcher  ich  den  Versuch  mache,  die  heliotro])ischen  Erscheinungen 
einem  möglichst  allseitigen  und  gründlichen  Studium  zu  unterziehen,  geht  der  Darlegung  der  experimentellen 
Untersuchung  eine  ausführliche  historische  Darstellung  der  Lehre  vom  Heliotropismus  voran.  Dieser  histo- 
rische Theil  meiner  Abhandlung  wird  zunächst  vielfach  zeigen ,  was  von  den  vorhandenen  Beobachtungen 
brauchbar,  was  zu  verwerfen  und  was  erneuerter  Untersuchung  bedürftig  ist,  ferner  die  groben  Lücken,  welche 
bei  dem  Stückwerke  der  Arbeit  geblieben  sind,  anschaulich  machen;  es  wird  in  diesem  Theile  auch  gezeigt 
werden  können,  wie  sich  diese  Lehre  ausgebildet  hat.  Diese  rein  historische  Arbeit  erachte  ich  nicht  für  über- 
flüssig, denn  ich  hege  die  Meinung,  dass  eine  gründliche  Geschichte  unserer  Wissenschaft  auf  keine  andere 
Weise  wird  entstehen  können,  als  nach  Durchführung  möglichst  sorgfältiger  historischer  Bearbeitungen  der 
wichtigeren  Capitel  unserer  Wissenschaft.  Den  Mangel  solcher  Vorarbeiten  werden  die  Geschichtsschreiber 
der  Botanik  wohl  deutlich  genug  empfunden  haben. 


Erster  Abschnitt. 
Geschichte. 

Das  Streben  der  Pflanzentheile,  nach  bestimmten  Richtungen  zu  wachsen,  ist,  wie  die  in  der  Neuzeit 
unternommenen  Untersuchungen  lehrten,  von  verschiedenen  äusseren  Ursachen  abhängig,  so  vom  Lichte,  von 
der  Schwerkraft,  von  mechanischen  Reizen  u.  s.  w.  In  vielen  Fällen  sehen  wir,  dass  sich  Pflanzentheile  nach 
gewissen  Richtungen  krümmen,  ohne  dass  äussere  Kräfte  einen  sichtlichen  Einfluss  auf  das  Zustandekommen 
dieser  Phänomene  nehmen.  Hier  supponiren  wir  ererbte  Fähigkeiten,  welche  sich  in  den  Krümraungserschei- 
nungen  der  betreffenden  Organe  eben  so  unabhängig  von  direct  wirkenden  äusseren  Einflüssen  kundgeben, 
wie  etwa  die  specifische  Form  der  Laubblätter  hiervon  unabhängig  zu  Stande  kommt. 

Wenn  man  nun  erwägt,  dass  diese  Wachsthumsrichtungeu  uns  fast  durchwegs  in  Krümmungen  der 
Pflanzentheile  entgegentreten,  und  überhaupt  der  äusserliche  Charakter  dieser  Erscheinungen,  so  verschieden 
die  Ursachen  der  letzteren  sein  mögen,  häufig  ein  ziemlich  gleicher  ist,  so  wird  man  es  nur  begreiflich  finden, 
wenn  die  ersten  Physiologen  heliotropische,  geotropische  Reizkrümmungen,  das  was  wir  heute  spontane 
Nutationen  nennen  etc.,  vielfach  mit  einander  verwechselten,  und  dass  es  langer,  mühevoller  Arbeit  bedurfte, 
bis  es  gelingen  konnte,  diese  Erscheinungen  nach  ihren  Ursachen  zu  unterscheiden. 

Dies  muss  man  sich  wohl  vor  Augen  halten,  wenn  mau  die  Verdienste  jener  Männer,  welche,  wie  Bonnet 
und  Du  Hamel,  sich  zuerst  eingehend  mit  den  Richtuugsverhältnissen  der  Pflanzentheile  beschäftigten,  und 
das  Zustandekommen  derselben  ursächlich  zu  erklären  versuchten,  richtig  beurtheilen  will.  Auch  wird  man 
sich  behufs  gerechter  Würdigung  ihrer  Arbeiten  den  damaligen  Zustand  der  physiologischen  Grundwissen- 
schaften: Physik  und  Chemie,  sowie  deren  Methodik  stets  vergegenwärtigen  müssen.  Endlich  möchte  nicht 
zu  vergessen  sein,  dass  wir  selbst  heute  noch  über  manche  derartige  Verhältnisse,  z.  B.  über  gewisse  Rich- 
tungsverhältnisse der  Blätter,  höchst  mangelhaft  unterrichtet  sind.  Was  in  neuerer  Zeit  über  die  Tendenz  der 
Blätter,  sich  in  vertical  projicirende  Ebenen  zu  stellen,  behauptet  wurde,  kann  wohl  ebensowig  befriedigen, 
als  was  Bonnet  vor  etwa  130  Jahren  darüber  aussagte.  Ich  kann  desshalb  dem  abfälligen  Urtheile,  welches 
Sachs'  über  Bonnet  ausgesprochen,  nicht  zustimmen;  zum  mindesten  das  Lob,  welches  Dodart  (Sachs 
1.  c.  p.  582)  gespendet  wurde,  muss  gerechter  Weise  auch  Bonnet  zuerkannt  werden.  Denn  wenn  es  Erste- 
rem  als  Verdienst  angerechnet  wird,  nach  den  Ursachen  der  Richtung  von  Stamm  und  Wurzel  geforscht  zu 
haben  —  worin  er  bekanntlich  zu  ganz  irrthümiichen  Vorstellungen  gelangte  und  unter  Anderem  das  Auf- 
streben (lerStiimnio  dem  Lichte  zuschrieb  —  so  kann  man  gerechterweise  auch  dem  Letzteren,  der  mit  bewun- 
derungswürdiger Ausdauer  und  vielem  Scharfsinne  <len  auch  iieute  noch  vielfach  räthselhaften  Ursachen  der 
Bewegung  der  Blätter  nachspürte,  seine  Anerkennung  nicht  versagen. 


'  Sachs,  Geschichte  der  Botanik,  is75,  p.  585. 


Die  heliotropischen  Erscheinungen  im  Pflanzenreiche.  145 

Die  augenfälligste  Form  iles  Heliotnipisiiius ,  der  Liebthuiiger,  nämlich  das  Hinneigen  einseitig 
beleiicbteter  Sprosse  zum  Lichte,  nunmehr  allgemein  bekannt,  ist  so  häutig  anzutreffen  und  so  leicht  zu  con- 
statiren,  dass  es  ganz  unnütz  wäre,  zu  untersuchen,  wer  diese  Beobachtung  zuerst  anstellte.  Wir  finden  dieser 
Erscheinung  schon  bei  den  ältesten  Autoren  Erwähnung  gethan. 

Es  dürfte  nicht  überflüssig  sein,  zu  untersuchen,  an  welche  Organe  geknüpft  die  älteren  Physiologen  den 
Heliotropismus  gefunden,  und  auf  welclie  Art  sie  das  Zustandekommen  des  Hiuneigeus  der  Pflanzentbeile  zum 
Liebte  zu  erklären  versuchten. 

Die  ältesten  Autoren  tinter  den  Botanikern  sprechen  nur  von  Stengeln  und  Stämmen  als  von  Organen, 
welche  sich  dem  Lichte  zuwenden.  Später  wird  auch  der  Sonnenblume  (Relianthus  annuus)  Erwähnung 
gethan.  Haies  '  war  der  Erste,  welcher  das  schon  den  Alten  bekannte,*  von  ihnen  aber  nur  poetisch  auf- 
gefasste  Wenden  der  Blumen  nach  der  Sonne  an  dieser  Pflanze  naturwissenschaftlich  erörterte.  Er  führt  über 
das  Wenden  der  Blumenköpfe  von  Helianthus,  einer  Erscheinung,  über  welche  so  viele  sich  widersprechende 
Angaben  vorliegen,  und  das  merkwürdigerweise  bis  heute  noch  nicht  genauer  experiraontell  untersucht  wurde, 
Folgendes  an.  So  lauge  der  Gipfel  der  Blüthenaxe  von  Helianthus  noch  weich  ist,  dreht  sich  der  BlUthen- 
kopf  am  Morgen  nach  Osten,  Mittags  nach  Süden  und  gegen  Abend  (6")  ist  er  nach  Westen  gewendet; 
alles  dies  aber  nur  bei  heiterem  Himmel.  Die  Wcuduug  der  Blume  nach  der  Sonne  hin  hat  nach  Haies  ihren 
Grund  in  einer  Verkürzung  der  beleuchteten  Seite  des  die  Blüthe  tragenden  Stengels,  welche  stärker  als 
die  Schattenseite  verdunstet. 

Eingehendere  Untersuchungen  über  den  Einfluss  des  Lichtes  auf  die  Richtungsverhältnisse  der  Pflanzen- 
tbeile stellte  Bonnet'  an.  Er  erinnerte,  dass  das  Wenden  gewisser  Pflanzentbeile  gegen  das  Licht  den 
Naturforschern  lange  als  „nutatio"  bekannt  sei  und  zeigte,  dass  die  Blätter  das  Bestreben  haben,  ihre  Ober- 
seiten dem  Lichte  zuzuwenden  *,  so  dass  die  Unterseiten  möglichst  wenig  beleuchtet  werden.  An  kleineu  frei- 
stehenden Pflanzen  riciiten  sich  die  Oberseiten  der  Blätter  nach  oben,  mithin  die  Unterseiten  nach  unten; 
an  E.-iimien  mit  reicbeni,  dichtem  Laubwerk  die  ersteren  nach  aussen,  die  letzteren  nach  innen;  an  Mauern 
stehende  Gewächse  richten  ihre  Blätter  möglichst  parallel  zur  Mauer,  ihre  Unterseiten  dieser  zuwendend,  so 
dass  die  Oberseiten  auch  in  diesem  Falle  das  meiste  Licht  bekommen.  Er  beobachtete  an  zahlreichen  Pflan- 
zen, dass  junge,  in  Entwicklung  begriffene  Blätter  dem  Laufe  der  Sonne  folgen,  ähnlich  wie  Sonnenblumen 
oder  HyacinthenblUthen. 

Bonnet  kannte  also  den  Heliotropismus  von  Stengeln,  Blättern  und  blüthentragendeu  Axen.  In 
Betreff  der  Blätter  constatirte  er  durch  Versuche,  dass,  so  bestimmt  sich  Blätter  dem  Lichte,  z.  B.  der  Sonne, 
oder  einer  künstlichen  Lichtquelle  zuneigen,  dieselben  auch  bei  Abwesenheit  von  Licht  bestimmte  Lage- 
veränderungen ausfuhren  können.  Es  war  ihm  bekannt,  dass  die  Mistel,  je  nach  ihrer  Stellung  am 
Baume,  ihre  Blätter  mit  der  Ober-  oder  mit  der  Unterseite  dem  Lichte  zuwendet,  sich  also  der  Regel  nicht 
fügt.  ' 

Wichtig  ist  Bonnet's  Beobachtung,  dass  im  Keller  ausgesäete  Bohnen  ihre  wachsenden  Stengel  bei  Tage 
dem  Kellerlocbe,  also  dem  Lichte  zuwenden,  bei  Nacht  sich  aber  etwas  aufrichten.  Es  war  ihm  mithin 
bekannt,  dass  auch  die  Stengel  bei  Abwesenheit  von  Licht  ihre  Lage  ändern. 


1  Statical  essays,  I.  Vegetable  statics.  London  1727.  (Deutsche  Übersetzung.  Halle  1748,  p.  24.) 

2  S.  Rat  schi  nsky,  Notice  sur  quelques  mouvements  operiSs  par  les  plantes  sous  l'influence  de  la  lumifere.  Bulletin  de 
la  soci6t6  imperiale  des  naturalistes  de  Moscou,  XXX  (1857),  p.  221  ffd.  Hier  z.  B.  der  Hinweis  auf  die  Entstehung  der  Fabel 
der  Clytia  etc. 

3  Recherehes  sur  l'usage  des  feuilles.  Goettingue  et  Leyde.  1754.  (Deutsche  Übersetzung  von  Boeckh  und  Gatterer. 
Ulm  1803.) 

'  Theophrastos  Eiesios  (370  v.  Clir.)  kannte  bereits  das  Wenden  der  Blätter  nach  dem  Lichte.  In  seiner  Natur- 
geschichte der  Gewächse,  übersetzt  und  erläutert  von  Karl  Sprengel,  Altena  1822,  I,  10.  Cap.,  2.  Absatz  heisst  es,  dass 
die  obere  Fläche  aller  oder  doch  der  meisten  Blätter  sich  gegen  die  Sonne  kehre,  und  dass  diese  Erscheinung  besonders 
deutlich  an  der  Myrthe  hervortrete. 

6  L.  c.  p.  55. 

DenkBohriften  der  mathem.-naturw.  Ol.  XXXIX.  Bd.  19 


146  Julius   Wiesner. 

Als  Hauptursache  des  Wendens  der  Blätter  sah  Bonnet  die  Wärme  der  unmittelbar  auf  sie  fallenden 
Sonnenstrahlen  au,'  worin  er  ebenso  irrte,  wie  in  seiner  mechanischen  Erklärung  der  Wendung  der  Organe 
nach  dem  Lichte,  beziehungsweise  nach  oben  und  unten.  * 

Du  Hamel  ä  bestätigt  Bonnet's  Beobachtungen  über  das  Bestreben  von  Stengeln,  Blättern  und  Blüthen- 
axen,  sich  nach  dem  Lichte  hin  zu  neigen,  und  bemerkt,  dass  es  die  weichen  Theile  stark  treibender  Orijane 
sind,  welche  bei  einseitiger  Beleuchtung  diese  „Nutation"  zeigen.  Man  darf  daraus  ungezwungen  ableiten, 
dass  Du  Hamel  jene  Erscheinung,  die  wir  heute  als  positiven  Heliotropismus  bezeicimeu,  als  au  wachsende 
Pflanzentheile  gebunden  erkannte. 

Die  Bewegung  der  Blätter  nach  der  Sonue  sieht  Du  Hamel  nicht  wie  Bonn  et  als  Wirkung  der  Wärme, 
sondern  als  vom  Lichte  ausgehend  an." 

Du  Hamel  unterschied  bereits  zwischen  den  heliotropischen  Krümmungen  der  Stengel  und  jenen,  welche 
wir  heute  als  negativ  geotropische  bezeichnen.  Er  zeigte,  dass  die  Stämme  auch  im  Finstern  aufwärts  wach- 
sen, und  widerlegte  so''  die  alte  Ansicht  Dodart's,  der  zufolge  das  Aufwärtsstreben  dieser  Organe  dem  Lichte 
zuzuschreiben  wäre. 

Das  Wenden  der  Blüthenköpfe  von  Helianthus  annuus  nach  der  Sonne  wurde  auch  von  Du  Hamel  auf 
eine  Verkürzung  der  der  Sonne  zugewendeten  Gewebe  der  Blüthenaxe  zurückgeführt;  er  bemerkte  aber  aus- 
drücklich, dass  diese  Coutraction  von  der  Verdunstung  unabliäugig  ist.  Eine  Widerlegung  dieser  letzteren, 
wie  ol)eu  mitgetheilt  wurde,  von. Haies  aufgestellten,  indess  durch  kein  Experiment  gestützten  Ansicht 
(vergl.  olien  ]i.  .'>)  hat  eigeutlich  schon  Bonnet  gegeben,  indem  er  zeigte,  dass  sich  die  Pflanzentheile 
(z.  B.  Blätter)  auch  unter  Wasser  der  Lichtquelle  zuwenden. 

Du  Hamel's  Ansicht  über  das  Zustandekommen  des  Lichthungers  kehrte  in  verschiedenen  Formen  wie- 
der. So  nahm  A.  v.  Humboldt*  an,  dass  die  Liclitl)eugung  der  Pflanzentheile  durch  Lichtreiz  erfolgt,  wel- 
cher sich  au  den  beleuchteten  Seiten  der  Organe  durch  eine  Zusammenziehung  der  Pflanzenfasern  zu  erkennen 
gebe;  und  auch  C.  6.  Rafn  '  iitdiauptete  eine  Contraction  der  an  den  Lichtseiten  der  Stengel  gelegeneu  Fasern 
als  T'rsaehe  der  genannten  Erscheinungen. 

Auch  Link  spricht  in  seinen  „Grundlehren  der  Anatomie  und  Physiologie  der  Pflanzen"*  vom  Heliotro- 
pismus der  Stengel,  oder,  wie  er  sich  ausdrückt,  vom  „Drehen  der  Stämme  nach  dem  Lichte".  Die  betreffende 
Stelle  ist  aber  so  flüchtig  geschrieben,  dass  hieraus  die  Vorstellung,  welche  sich  Link  über  die  Mechanik 
der  Erscheinung  machte,  nicht  ganz  klar  wird.  Er  sagt,  dass  bei  diesem  Drehen  nach  dem  Lichte  „uastreitig 
eine  Krümmung  geschieht,  aber  keine  Zusammenziehnng  der  Fibern,  denn  an  der  Lichtseite  eingeschnittene 
Stengel  krümmen  sich  ebenfalls,  und  die  l'ewegung  wird  nicht  durch  einzelne  Fibern,  sondern  wie  alle  Bewe- 
gungen durch  die  vereinigte  Wirkung  aller  Theile  hervorgebracht".  Diese  Stelle  lehrt,  dass  Link  den  Irr- 
thuni  seiner  Vorgänger  einsah ;  seine  Widerlegung  der  älteren  Ansicht  ist  aber  eine  ungenügende,  weil  auch 
au  dem  eingeschnittenen  Stengel  eine  Contraction  der  Gewebe  an  der  Lichtseite  nicht  ausgeschlossen  ist.  Die- 
Stelle  lässt  aber  weiter  annehmen,  dass  Link  bereits  eine  richtige  Vorstellung  von  dem  Zustandekommen 
der  Krümmung  hatte,  dass  nämlich  an  der  Schattenseite  der  Stengel   eine  stärkere  Längezunahme  als  an 


1  L.  c.  p.  137. 

-  In  historischer  Beziehung  erwähnenswerth  ist  die  von  Bonnet  (1.  c.  p.  35)  gemachte  Bemerkung,  dass  m.nn  wohl 
das  Wenden  der  Wurzeln  naih  einem  feuchten  Schwämme  hin  kenne,  allein  bis  zur  Zeit,  in  welche  seine 
Untersuchungen  faüen,  die  Ursachen  der  Bewegungen  iler  Blätter  unerforscht  geblieben  seien.  Erstere  Erscheinung,  wel- 
cher mau  in  neuerer  Zeit  den  Namen  Hydrotropismus  gegeben  hat,  ist  bekanntlich  von  Sachs  (Arbeiten  des  botau.  Insti- 
tutes, Bd.  I,  p.  209)  genauer  stndirt  worden.  Sachs  führt  aber  die  Auffindung  dieser  Erscheinung  blos  bis  auf  K night 
zurück. 

•^  Physique  des  arbres.  Paris  1758.  (Deutsch  von  Schö  llenbach,   1764,  Bd.  II,  p.  113—116) 

*  L.  c.  p.  120. 

*  L.  c.  p.  108. 

6  Aphorismen  zur  Pflanzenphysiologie  in:  Flora  Fribergensis.  Berlin  1793. 

'   Plantephysiologie,   1796.  (Deutsch  von  Mar  küssen.  Kopenhagen  und  Leipzig  1798.) 

«  Göttingen   1808,  p.  255. 


Die  heliotrnpisr'hpn  Eracheimingen  im  Pflanzenreiche.  147 

der  Lichtseite  nnzunehnien  sei.  Audi  Link  unterscheidet,  wie  Du  Hamol,  zwischen  heliotropischen  und 
geotropischen  Bewegungen.  Er  drückt  sicii  hierüber  sehr  kurz,  aber  mit  grösserer  Bestimmtheit  als  seine 
Vorgänger  aus. ' 

Alle  bisherigen  Untersuchungen  über  Heliotropismus  und  Geotropismus  waren  höchst  mangelhaft  wegen 
der  Unzulänglichkeit  der  iuif  dieselben  gewendeten  Experimente.  Nichtsdesloweniger  wiire  es  ungerecht,  die 
Versiiclie  der  genannten  Forscher  geringzuschätzen;  denn  gerade  die  Frage  über  die  Krümmungserscheinung 
der  Pflanzeulheile  bot,    wie  schon  oben  angedeutet,  ausserordentliche  Schwierigkeiten  dar. 

Das  Verdienst  des  Mannes,  welcher  hier  den  Knoten  zu  lösen  verstand,  kann  deshalb  nicht  genug  hocli 
angeschlagen  werden.  Es  war  Th.  A.  Knight,  welcher  durch  ein  einfaches  Experiment  die  geotropischen 
Wachsthura.><richtungen  Ton  auf  andere  Weise  zustandegekommenen  unterscheiden  lehrte,  und  die  ersteren  auf 
ihre  wahre  Ursache  zurückfübrle.  Da,  wie  wir  jetzt  wissen,  an  oberirdischen  Pflanzentheilen  heliotropische 
und  geotropiscbe  Erscheinungen  gewöhnlich  mit  einander  verknüpft  auftreten,  so  hat  Knight  schon  durch 
die  Einführung  seiner  Rotationsversuche  in  die  Pflanzenphysiologie  sieh  um  die  Frage  des  Heliotropismus 
wenigstens  indirect  verdient  gemacht.  Ein  noch  grösseres  und  directes  Verdienst  erwarb  er  sich  durch  die 
erste  Auffindung  der  Thatsacbe,  dass  Pflanzentheile  existiren,  welche  das  Licht  fliehen;  eine  Erscheinung, 
die  man  jetzt  als  negativen  Heliotropismus  (Lichtscheue)  bezeichnet. 

Knight  entdeckte  den  negativen  Heliotropismus  der  Ranken  von  Vitis  und  Ampelop.sis.^  und  erklärte  die 
Erscheinung  durch  die  Annahme,  dass  das  Rindengewebe  durch  das  Licht  ausgedehnt  werde. 

Seb.  Poggioli'''  war  der  Erste,  welcher  Versuche  anstellte,  um  die  Beziehung  zwischen  der  Brechbar- 
keit  des  Lichtes  und  den  heliotropischeu  Krümmungen  kennen  zu  lernen.  Er  stellte  Keimlinge  von  Brasnica 
und  Haphniius  im  objectiven  Spectrum  auf  und  beobachtete,  dass  die  Cotylen  sich  sowohl  gegen  Roth  als 
gegen  Violett  hin  neigten,  wie  es  die  durch  das  Licht  hervorgerufene  Lage  der  Stengel  bedingte,  dass  aber 
gegen  Violett  bin  die  Wendung  rascher  erfolgt  als  gegen  Roth.* 

Einige  Jahre  später  machte  Dutrochet''  eine  interessante  Auffindung;  er  fand  nämlich,  wie  er  sich 
ausdrückt,  die  Wurzel  (nämlich  das  hjpocotyle  Stengelglied)  von  Viseum  aUmnn  mit  dem  Vermögen  der  Licht- 
schene  ausgerüstet.  Da  Dutrochet  ilic  zwölf  Jahre  früher  gemachte  Entdeckung  Knight's  nicht  kannte,  so 
glaubte  er  der  Entdecker  der  Eigenschaft  von  Pflanzentheilen,  das  Licht  zu  fliehen,  zu  sein.®  Er  verfolgte 
dieses  merkwürdige  Verhalten  gewisser  Pflanzenorgane  und  fand  auch  an  den  Luftwurzeln  von  Fothos  digitata 
negativen  Heliotropisnius.'  Auch  an  den  sich  concav  nach  abwärts  krümmenden  Asten  von  Fraxwus  excelsior 
pendula  glaubte  er  Lichtscheue  annehmen  zu  können.* 

Raspail  knüpft  an  eine  schon  von  Bonnet  gemachte  Beobachtung  an,  der  zufolge  sich  dieBlätter  einer 
an  einer  Mauer  stehenden  Juucus-kri  von  dieser  weg  zum  Lichte  wenden,  und  gibt  an,  dass  die  Blätter 
aller  T^ramineen  das  Bestreben  zeigen,  sich  dem  Lichte  zuzuwenden.' 

A.  F.  De  C  and  olle  '"  hielt  den  positiven  Heliotropismus  nur  au  grüne  Gewächse  gebunden;  nach 
seiner  Ansicht  fehle  er  diesen  nur  ausnahmsweise,  wofür  die  Mistel  als  Beispiel  angeführt  wird.    Den  nicht 


1  L.  c.  p.  247  heisst  es:  „Ich  sali  die  jungen  Pflanzen  sicfi  vom  Liefite  wegbiegen,  um  die  Verticallinie  zu  erreichen." 
L.  c.  )).  255:  „Die  Rirhtung  nach  der  Verticallinie  ist  von  dem  Drehen  nach  dem  Lichte  verschieden." 

2  On  the  molions  of  the  tendrils  of  plants.  In  Philos.  transact.  1812,  p.  314. 

3  Opnscoli  scieutifici.  Bologna  1817,  p.  9. 

<  Vergl.  auch  Dutrochet,  Compt.  rend.  XVIII,   1844,  p.  851  und  1172. 

■''  Journ.  de  physique.  Fevr.  1822. 

s  Auch  nocli  im  Jahre  1826,  in  welchem  Dutrochet  übei  Lichtscheue  der  Pflanzen  schrieb  (Nouveau  bulletin  de  la 
societe  philomatique,  Mars  1826),  waren  ihm  Knight's  Entdeckungen  unbekannt;  erst  11  Jahre  später  wunie  er  darauf 
aufmerksam. 

'  Vergl.  Ann.  d.  sc.  nat.  XXIX.  (1833),  p.  413. 

8  L.  c.  p.  427. 

9  Memoire  sur  l'anatomie  comparee  des  Graminöes.  Paris  1826,  I,  p.  356  ft'd. 

10  Physiologie  veg6ta1e.  Paris   1832.  (Deutsche  Übersetzung  von  Köper,  1835,  Bd.  II,  p.  574.) 

19* 


148  Julitis    Wies7ier. 

grünen  Pflanzen  (Pilze,  Cuscuta- Arien ^  und  Orobancben  werden  f5peciell  angefülirt)  fehle  er  gänzlich,  ein 
Satz,  welcher  jedoch  in  dieser  allgenieiueu  Fassung  sich  später  als  unrichtig  herausgestellt  hat.  Er  konnte 
sich  bereite  auf  die  Knight'schen  Versuche  über  Geotropismus  stützen,  und  unterschied,  wie  Dutrochet, 
bereits  scharf  zwischen  heliotropischen  und  geotropischen  Krümmungen.  Nicht  so  glücklich  war  De  Can- 
dolle's  Übersetzer,  Röper.  In  den  Anmerkungen  zu  dem  deutschen  Texte  der  De  Candolle'schen  Physio- 
logie, in  welcher  er  den  Autor  berichtigen  wollte,  kommen  zahlreiche  Verwechslungen  von  geotropischen  und 
heliotropischen  Erscheinungen  vor,  die  um  so  befremdender  erscheinen,  als  einige  Blätter  vorher  die 
Knight'schen  und  andere  auf  Geotropismus  Bezug  nehmenden  Untersuchungen  in  eingehender  Weise  wie- 
dergegeben sind.  So  wird  z.  B.,  um  zu  zeigen,  dass  auch  nicht  grüne  Organe  sich  dem  Lichte  zuwenden 
können,  auf  eine  von  Gleditsch  zuerst  gemachte  Beobachtung  hingewiesen,  der  zufolge  mit  Knollen  aus- 
gegrabene Zeitlosen,  in  wagrechte  oder  seHist  umgekehrte  Lage  gebracht,  sich  aufrichten,  was  doch  zweifel- 
los eine  geotropische  Erscheinung  ist. 

De  Candolle  sieht  den  positiven  Heliotropismus  als  eine  Erscheinung  des  Etiolements  an.  Dies  ist  in- 
soferne  richtig,  als  etiolirte  Pflanzen  die  Erscheinung  deutlicher  zeigen  als  normale,  und  als  die  Hinterseite 
zum  Lichte  hinneigender  Stengel  häufig  als  etiolirt  anzusehen  ist.*  Es  findet  sich  aber  Neigen  zum  Lichte  hin 
auch  an  Stengeln,  welche  die  Eigenthündichkeit  des  Etiolements  gar  nicht  an  sich  tragen,  wie  auch  au  ganz 
grünen  und  ihrer  Grösse  nach  als  völlig  normal  anzusehenden  Blättern  ausgeprägter  Heliotropismus  zu  con- 
stafiren  ist.  Wenn  auch  die  Schattenseite  positiv  heliotropischer  Organe  im  Vergleiche  zur  Lichtseite  eine 
Überverlängerung  zeigt,  so  wäre  es  doch  zu  weit  hergeholt,  dieselbe  als  eine  Erscheinung  des  Etiolements  zu 
betrachten. 

Die  von  K night  und  Dutrochet  entdeckten  Fälle  von  negativem  Heliotropismus  sind  von  De  Can- 
dolle nur  wenig  beachtet  und  nur  gelegentlich  erwähnt  worden;  in  dem  den  heliotropischen  Erscheinungen 
gewidmeten  Capitel  seines  Werkes  werden  diese  Phänomene  gar  nicht  berührt.  Eine,  so  viel  mir  bekannt, 
bis  jetzt  noch  nicht  wiederholte  Beobachtung,  welche  vielleicht  auf  negativem  Heliotropismus  beruht,  führt 
De  Candolle  in  seinem  Werke  an.  Er  hat  nänüich  bemerkt,  dass  die  jungen  Sprosse  (flaches)  der  Coniferen 
fast  regelmässig  nach  Norden  überhängen.  Da  bei  vielen  Phänomen  des  Heliotropisnius  die  Richtung  jenes 
Lichtes,  welchem  die  stärkste  Intensität  zukommt,  für  die  Richtung  des  heliotropischen  Pflanzeulheiles  mass- 
gebend ist;  so  liegt  die  Vermuthung  naiie,  dass  diese  Sprosse  durch  die  Mittagssonne  in  die  Richtung  nach 
Norden  gebracht  wurden.  Ich  komme  auf  diese  Beobachtung  unten  noch  zurück. 

Über  das  Wenden  der  Blüthen  nach  der  Sonne  spricht  sich  De  Candolle  ausführlicher  aus.  Er  nennt 
die  Erscheinung  „nutation  des  tiges  heliotropes".  Hier  handelt  es  sich  wieder  hauptsächlich  um  die  Sonnen- 
blume. Wie  schon  oben  erwähnt,  hat  Haies  die  Erscheinung  bereits  beschrieben  und  zu  erklären  versucht. 
Später  hat  J.  J.  Plenck  '  ihrer  gedacht  und  angegeben,  dass  die  Blüthen  von  Eelianthus  annuus,  von  Beaeda 
luteola  u.  m.  a.  eine  sonnengleiche  Bewegung  (motus  solsequialis)  zeigen.  In  eine  Erklärung  des  Phänomens 
lässt  sich  Plenck  nicht  ein,  sondern  begnügt  sich  damit,  die  sonnengleichen  Bewegungen  zu  den  automati- 
schen zu  zählen.  De  Candolle  fand  wie  seine  Vorgänger,  dass  die  Blüthenköpfe  von  Uelianthus  dem  Laufe 
der  Sonne  folgen.  Als  Ursache  der  Erscheinung  führt  er,  ohne  sich  indess  auf  Haies  zu  berufen  oder  Bon- 
net zu  widerlegen,  an,  dass  das  Gewebe  der  Stengelspitze  an  der  Sonnenseite  ein  wenig  austrockne  und  in 
Folge  dessen  sich  zusammenziehen  müsse,  wodurch  ein  Überhängen  des  Blüthenkopfes  nach  der  Lichtquelle 
hin  zu  Stande  komme.  Unterstützt  wird  das  Nicken  des  Blüthensf engeis  nach  De  Candolle  noch  durch  das 
Gewicht  des  Blüthenkopfes,  ferner  dadurch,  dass  die  Schattenseite  des  Stengels  weicher  als  die  Lichtseite 
ist,  und  endlich  dadurch,  dass  der  Stengel  als  grüner  Pflanzentheil  dem  Lichte  zustrebt.  Der  bta-ühmte  Autor 


1  Dass  die  Stengel  der  Ouaatua- PiSto-a.  in  der  That  nicht  heliotropisch  sind,  wurde  neuerdings  von  L.  Koch  (Unters,  über 
die  Entwiekeluiig  der  Cusciiteen,  Hanstein,  Botau.  Abhandl.  Bd.  II,   1874,  p.  125)  gezeigt. 

~  L.  c.  p.  576.  Diesen  Gedanken  hat  De  Candolle  schon  früher  ausgesprochen  (M6m.  de  la  soc.  d'Arcueil,  1S09,  II, 
P.  104). 

s  Physiologie  und  Pathologie  der  Gewächse.  Wien  1795,  p.  56. 


Die  hdiotropischen  Erscheinungen  im  Pflanzenreiche .  149 

gibt  an,  dass  bei  der  Sonueubinme  die  genannten,  das  Nielsen  hervorrufenden  Bediuguugeu  im  höclisten 
Grade  vereinigt  sind;  allein  man  vermisst  an  der  betreffenden  Stelle  die  experimentelle  Begründung  hierfür.' 

Röper  tritt  De  Candolle  nii(  einer  sehr  bemerkensvFerthen  Beobachtung  entgegen,  die  bis  jetzt  nicht 
die  gehörige  Beachtung  gefunden  hat.  Er  theilt  nämlich  mit,  dass  er  eine  Sonnenblume  mit  ästigem  Stengel 
gesehen  hat,  deren  Blüthenköpfe  zu  gleicher  Zeit  nach  allen  vier  Hinnnelsgegenden  gerichtet  waren.  Ans  der 
Beschreibung  des  Falles  geht  hervor,  dass  die  betreffende  Pflanze  sonnigen  Staudort  hatte. 

De  Candolle  nennt  die  Pflanzen,  vvelche  ein  der  Sonnenblume  ähnliches  Verhallen  zeigen,  „plantes 
höliotropes".  Ausser  Helianthus  anmms  tüiirt  er  keine  Beispiele  für  diese  Gruppe  an.  Nur  bemerkt  er  dass 
die  Ähren  der  Gräser  in  windstiller  Luft  nach  Süden  überhängen  niüssten,  gewöhnlich  aber  doch  nach  einer 
anderen  Weltgegend  gewendet  sind,  und  dann  durch  den  herrschenden  Wind  in  diese  Lage  gebracht  würden- 
ferner,  dass  nach  Micheli  de  Chateauvieux  der  die  Doldenblüthen  tragende  Stengel  von  Hoya  camosa 
R.  Br.  dem  Gange  der  Sonne  folge. 

Über  den  Heliotropismus  der  Blätter  hat  De  Candolle  keine  eigenen  Beobachtungen  angestellt,  und 
beruft  sich  in  Bezug  auf  diese  Erscheinung  blos  auf  Bonn  et  und  Raspail. 

De  Candolle  ist  der  Erste,  welcher  sich  eingehender  mit  der  Frage  beschäftigte,  in  welcher  Weise  der 
positive  Heliotropismus  zu  Stande  kömmt.  Die  von  Haies  und  Du  Hamel  gegebenen  Erklärungsversuche 
führt  der  Autor  nicht  an,  wohl  aber  schien  es  ihm  nothweudig,  auf  einem  schon  von  Du  Hamel  widerlegten 
Irrthum  noch  zurückzukonmien :  ob  nämlich  die  an  Fenstern  oder  in  Treibhäusern  stehenden  Pflanzen,  indem 
.sie  in's  Freie  zu  kommen  streben,  Luft  oder  Liciit  suchen.  De  Candolle  beruft  sich  hierbei  auf  einen  Ver- 
such von  Tessier,  welcher  Pflanzen  in  einen  Keller  brachte,  und  von  einer  Seite  durch  ein  verschlossenes 
Fenster  Licht,  von  der  anderen  Seite  die  freie  Luft  aus  einem  dunklen  Räume  zutreten  Hess,  wobei  sich  natür- 
lich  herausstellte,  dass  die  Stengel  der  Pflanzen  nach  dem  Lichte  strebten. 

Als  Ursache  des  Wendens  der  Stengel  nach  dem  Lichte  sieht  De  Candolle  in  erster  Linie  die  assimi- 
latorische Kraft  des  letzteren  an.  Er  behauptet,  dass  an  der  Lichtseite  der  Stengel  mehr  Kohlensäure  zerlegt 
wird,  als  an  der  Schattenseite;  in  Folge  dessen  werde  die  Lichtseite  des  Stengels  rascher  fest  als  die  ent- 
gegengesetzte, die  Elemente  der  ersteren  bleiben  im  Längenwachsthum  zurück,  die  der  letzteren  werden  aber 
länger.  Nach  seiner  Ansicht  wird  das  Längenwachsthum  der  die  Lichtseite  der  Stengel  zusammensetzenden 
Zellen  noch  weiter  dadurch  gehemmt,  dass  hier  dieTransspiration  eine  grössere  ist,  wodurch  neben  stärkerem 
Wasserverlust  eine  reichlichere  Ablagerung  mineralischer  Besiaudtheile  erfolge,  was  die  Erhärtung  der  Gewebe 
begünstige  und  das  Wachsthum  henime. 

Einer  experimentellen  Prüfung  hat  De  Candolle  diese  Angaben  nicht  unterzogen.  Dass  die  Production 
organischer  Substanz  in  den  jungen  Stengeln,  welche  noch  stark  heliotropisch  krünnnungsfähig  sind,  fast 
gleich  Null  ist,  bedarf  heute  keines  Beweises  mehr;  das  erste  Argument  fällt  mithin  schon  ohne  besondere 
experimentelle  Prüfung  fort.  Die  beiden  anderen  Angaben,  dass  der  Wassergehalt  an  der  Lichtseite  ein  gerin- 
gerer, der  Mineralgehalt  ein  grösserer  ist,  als  an  der  Schattenseite,  sind  von  voinhercin  nicht  veiwerflich; 
erstere  ist  erst  jüngsthin  von  G.  Kraus  (s.  unten),  letztere  niemals  experimentell  geprüft  worden. 

Trotzdem  muss  aber  doch  anerkannt  werden,  dass  De  Candolle  eine  richtigere  Vor.'^tellung  von  dem 
Zustandekommen  des  positiven  Heliotropismus  hatte,  als  seine  Vorgänger,  indem  er  die  Krümmung  der  Stengel 
nach  dem  Lichte  nicht  mehr  durch  Zusammenziehung  der  Gewebe  an  der  Lichtseite,  sondern  durch  ein  an  der 
Schattenseite  des  Stengels  vor  sich  gehendes  gesteigertes  Längenwachsthum  erklärte. 

Im  Übrigen  wäre  aus  De  Candolle's  Werk  in  Betreff  des  Heliotropismus  nur  noch  hervorzuheben,  dass 
er  auf  einen  Vorschlag  Andr6  Thouin's  aufmerksam  macht,  der  dahin  geht,  das  Sonnenlicht  in  der  Baum- 
zucht nutzbar  zu  machen,  um  gekrümmte  Aste  zu  erhalten,  deren  gebogenes  Holz  in  manchen  Zweigen  der 


1  P.  606  ffd.  Au  dieser  Stelle  wird  das  Hauptgewicht  auf  das  Austrocknen  des  Stengels  an  der  Sonnenseite  gele^'t.  An 
einer  früheren  Stelle  (p.  33)  misst  aber  der  Autor  gerade  diesem  Umstand  sehr  wenig  Werth  bei,  hält  die  Thatsache  für  unbe- 
wiesen und  glaubt,  dass  diese  Erscheinung  in  gleicher  Weise,  wie  das  Neigen  der  Stengel  zum  Lichte  zu  Staude  komme. 


150  Julius    Wiesner. 

Technik  mit  Vortheil  angewendet  werden  könnte.  Dieser  Vorschlag  ist,  aber,  so  viel  ich  erfahren  konnte,  nie 
berücksichtigt  worden,  und  bei  dem  beutigen  Stande  der  Holzindustrie  dürfte  er  wohl  keine  Beachtung  mehr 
verdienen. 

H.  V.  Mohn  hat  gelegentlich  seiner  Untersuchungen  über  das  Winden  der  Scldinggewächse  nach- 
gewiesen, dass  die  Stämme  derselben,  wie  dies  auch  bei  anderen  Stämmen  vorkommt,  dem  Lichte  sich  zu- 
wenden, aber  in  auffallend  geringerem  Grade. 

In  sehr  schöner  Weise  legte  dies  Mo  hl  an  Ipomaea  jnuptirea  dar,  indem  er  zeigte,  dass  das  hypocotyle 
Stengelglied  dieser  Pflanze  nicht  windet,  aber  stark  (positiv)  heliotropisch  ist,  während  die  höheren  Interno- 
(lien  bei  einseitiger  Beleuchtung  so  wenig  heliotropisch  sind,  dass  sie  fast  vertical  nach  aufwärts  wachsen.* 
Er  ist  auch  der  Erste,  welcher  der  wichtigen  Beobachtung  Knight's  über  den  negativen  Heliotropismus  der 
Ranken  von  Vitis  und  Ampelopsis  Erwähnung  thnt,  selbe  bestätigt,  aber  hinzufügt,  dass  zahlreiche  rankende 
Gewächse  existiren,  deren  Ranken  diese  Fähigkeit  abgeht.  So  den  Ranken  von  l'assißoi-u  coerulea,  Cobaea, 
Pisum  sativum,  Lathyrus  odoratus  und  Cuctirbita,  obgleich  er  die  Stengel  aller  dieser  Pflanzen  positiv  helio- 
tropisch fand.ä  In  dieser  Schrift  zeigte  er  auch,  dass  die  Pflanzentheile  durch  Verweilen  in  schwachem  Lichte 
heliotropisch  empfindlicher  werden.  Aber  selbst  wenn  Lathyrus  odoratus  und/VsMm  sativum  so  lange  im  spar 
samen  Lichte  gestanden  bis  die  Stengel  bleichsüchtig  geworden,  zeigten  deren  Ranken  weder  die  Neigung 
sich  dem  Lichte  zuzuwenden,  noch  es  zu  fliehen. 

Zu  den  wichtigsten  Arbeiten  über- Heiiotropismus  gehören  unstreitig  die  von  Dutrochet  herrührenden. 
Der  Werth  derselben  liegt  indess  mehr  in  den  darin  niedergelegten  Entdeckungen  als  in  den  Interpretationen 
der  aufgefundenen  Erscheinungen. 

Schon  seine  erste,  speciell  dem  Heliotropismus  gewidmete  Publication  ^  ist  von  Wichtigkeit,  weil  der 
Autor  darin  der  Eigenschaft  der  Pflanzentheile,  das  Licht  zu  fliehen,  dieselbe  Aufmerksamkeit  schenkt,  vne 
dem  positiven  Heliotropismus.  Dutrochet  ist  der  Erste,  welcher  der  Entdeckung  Knight's  über  den  nega- 
tiven Heliotropismus,  die  innerhalb  eines  Zeitraumes  von  25  Jahren  fast  unberücksichtigt  geblieben  war, 
durch  neue  einschlägige  Beobachtungen  zu  grösserer  Bedeutung  verhalf  Er  bestätigt  die  Beobachtungen 
Knight's  über  den  negativen  Heliotroi)ismus  der  Ranken  von  Vitis  und  Ampe/ojjsis ,  entdeckte  das  gleiche 
^'erhalten  der  Ranken  von  Pisum  ■',  und  spricht  sich  ausführlicher  über  die  den  negativen  Heliotropismus 
des  hypocotylen  Stengelgliedes  von  Viscum  album  betreffende  Beobachtung  aus.  Letztere  Auffindung  wurde 
später  mehrfach  bestätigt;  über  die  erstere  ist  mir  keine  Beobachtung  eines  anderen  Botanikers  bekannt 
geworden,  was  um  so  bedauerlicher  ist,  als  der  Autor  sich  hier  im  vollen  Widerspruch  mit  H.  v.  Mo  hl  befindet. 
Sell)stverständlich  komme  ich  in  meinen  Untersuchungen  hierauf  zurück. 

Nach  Dutrochet  sollen  auch  die  hakenförmigen  Krümmungen  der  Zweigenden  von  Vitis  und  Corylus 
durch  negativen  Heiiotropismus  zu  Staude  kommen,  was  insoferne  unrichtig  ist,  als  diese  Krümmungen  sich 
auch  im  Finstern  vollziehen  und  ihrem  Wesen  nach  in  dieselbe  Kategorie  wie  die  sogenannte  spontane  Nuta- 
fion  der  Keimstengel  der  Dicotylen  gehören.  Icli  werde  indess  unten  zeigen,  inwieweit  bei  diesen  zweifellos 
unabhängig  vom  Lichte  sicii  vollziehenden  Krümmungen  negativer  Heliotropismus  im  Spiele  ist. 

Dutrochet  hat  angegeben,  dass  die  Stengel  der  Schlinggewächse  sich  schwachem  Lichte  hinneigen, 
hingegen  vom  starken  Lichte  sich  abwenden  (Humulus  Lupulus  und  Convolvulus  sepium).  H.  v.  Mohl''  hat 
die  betreffende  Stelle  nicht  richtig  wiedergegeben,  indem  er  Dutrochet  die  Behauptung  zuschreibt,  dass 
die  Stämme  aller  Schlingpflanzen  sich  vom  Lichte  abwenden,  und  hinzufügt,  dass  dies  ganz  unrichtig  ist. 


1  Über  den  Bau  und  das  VViudeu  der  Ranken  und  Schlingpflanzen.  Tübingen   1827. 

2  L.  c.  p.  119. 

3  L.  c.  p.  u. 

*  De  tendance  des  v^götaux  ä  se  diriger  vers  la  himifeie  et  de  leur  tendance  ä  la  fuir.  Memoire  pour  servir  ä  l'histoire  ana- 
tomique  etc.  Paris  1837,  ii.  GO— 114. 

5  Ausiiihilicher  hierüber:  Annales  des  sc.  nat.  2  ser.  toin.  XX,  p.  308  ft'd.    Der  Angabe  Mohl's,  wonach  die  Ranken 
von  Pisum  nicht  heliotropi.scli  sind,  wird  hier  nicht  gedacht. 

6  Die  vegetabilische  Zelle.  Braiinschweig  1851,  p.  298. 


Die  heliotropischcn  Erschemwifien  im  Pflanzenreiche.  151 

indem  naeli  seinen  Beobaclitiingeu  die  Stengel  aller  klimmenden  und  windenden  Pflanzen  sich  zum  Lichte 
hinziehen,  ein  .Satz,  welclier,  wie  unten  dargethau  werden  wird,  in  seiner  Allgemeinheit  sich  nicht  bewahr- 
heitet. 

Eine  Beobachtung  von  Dutrociiet  über  negativen  Heliotropismus  erfreute  sicli  einer  ganz  ausser- 
gewöhnlichen  Berücksichtigung,  nämlich  die  auf  die  Stengel  des  Epheu  bezugnehmende.  Fast  in  allen  Lehr- 
büchern werden  die  Stengel  dieser  Pflanze  häufig  als  einziges  Beispiel  dieser  Erscheinung  angeführt.  In  neuerer 
Zeit  wurde  diese  ziemlich  ungenügende  Bedbachtung  Dutrochet's'  von  einigen  Beobaciitern  unterstützt,  von 
Darwin  *  wieder  in  Zweifel  gezogen. 

Dutrochet  schrieb,  wie  man  siebt,  dem  negativen  Heliotropismus  eine  ziemlich  grosse  Verbreitung  zu; 
er  gibt  jedoch  ausdrücklich  au,  dass  die  Pflanzentheile  das  Licht  seltener  fliehen,  als  dasselbe  aufsuchen. 

Bemerkenswerth  ist  die  Beobachtung  des  genannten  Autors,  dass  die  Pflanzentheile  nur  unter  der  Ein- 
wirkung von  dircctem  und  lebhaftem  Lichte  das  letztere  fliehen.  Hingegen  war  es  lange  bekannt,  dass  sehr 
geringe  Lichtintensitäten  zur  Hervorrufung  des  positiven  Heliotropismus  ausreichend  sind. 

In  Bezug  auf  die  Lage  der  Blätter  zum  Lichte  bringt  Dutrochet  zahlreiche  Beobachtungen.  Er  bestä- 
tigt zunächst  die  Angabe  Bonnet's,  dass  die  Blätter  der  Mistel  sowohl  Ober-  als  Unterseiten  dem  Lichte 
zuwenden,  dass  die  Blätter  jener  Gramineen,  deren  Unterseiten  dunkler  gefärbt  sind  als  die  Oberseiten,  sich 
mit  den  ersteren  nach  oben,  also  dem  Lichte  zuwenden,  eine  schon  früher  (]8"i3)  von  E.  Meyen^  gemachte 
Entdeckung;  ferner,  dass  die  Blätter  von  Juni^ems  commicnis ,  an  welchen  die  Si)allöffnungen  an  der  Ober- 
seite auftreten,  durch  das  Nicken  der  Zweigenden  in  umgekehrte  Lage  gebracht  werden,  also  wieder  mit 
der  die  Spaltöffnungen  führenden  Seite  nach  abwärts  gewendet  sind;  endlich,  dass  die  Röhrenblätter  der 
Allium- KvtQM.,  an  welchen  eine  mor))hologische  Ober-  und  l  nterseite  nicht  zu  unterscheiden  sei,  sich  dem 
Lichte  gegenülicr  ganz  indifferent  verhalten."  Werden  Blätter,  welche  eine  bestimmte  Seite  nach  oben  kehren, 
umgewendet,  so  erfolgt  eine  Zurückkrümmung  des  Blattes  in  die  normale  Lage,  was  schon  Bonnet  zeigte. 
Dutrochet  erklärt  aber  diese  Erscheinung  nicht  als  eine  heliotropische,  sondern  als  eine  spontan  zu  Stande 
kommende,  deren  Ursache  in  der  Organisation  der  Pflanze  begründet  wäre.  ' 

Dutrochet  bringt  in  der  genannten  Abhandlung  auch  weitere  Beobachtungen  über  den  von  ihm  an 
Luftwurzeln  am  Fothos  (s.  oben  p.  147)  entdeckten  Heliotropismus.  Er  hälfe  zur  Zeit,  als  er  diese  Entdeckung 
machte,  die  Ansicht,  dass  die  Wurzeln  in  der  Eegel  keine  bestimmte  Lage  zum  Liclite  einnehmen,  und  nur 
bei  Chlorophylliiesitz  slcii  dem  Lichte  zukehren.  Zur  Bekräftigung  dieser  seiner  Ansicht  diente  eine  an  Mtra- 
hilis  Jalapa  angestellte  Beobachtung.  Wenn  die  Wurzeln  dieser  Pflanze,  welche  sich  gewöhnlich  dem  Lichte 
gegenüber  indifferent  verhalten,  im  Wasser  cultivirt  werden,  so  entwickelt  sich  in  den  Geweben  Chlorophyll, 
und  in  diesem  Falle  wenden  sich  die  Wurzeln  dem  Lichte  zu. " 

Das  Wenden  der  Blüthcnköpfe  von  Helianthus  annuus  nach  der  Sonne  hat  Dutrochet  weniger  gedan- 
kenlos als  seine  Vorgünger  erklärt.  Kr  findet  nämlich,  dass  die  Blume  sich  heliotropisch  gegen  die  Sonne 
neigt,  dass  aber  ihre  Bewegung  nach  dem  Laufe  der  Sonne  durch  eine  Toi-sidn  des  Stengels  vermittelt  werde. ^ 
In  seiner  Erklärung  des  positiven  Heliotropismus  wendet  sich  der  Autor  gegen  De  Candolle,  welcher,  wie 
oben  gezeigt  wurde,  an  der  Schattenseite  sich  krümmender  Organe  ein  begünstigtes  Längenwachsthum  an- 
nahm. Dutrochet  glaubt,  dass  die  Lichtseiten  der  Stengel  bei  der  Hervorbringnng  der  Krümmung  activ 
betheiligt  sind,  und  stützt  sich  dabei  auf  folgenden,  mit  heliotropisch  gekrümmten  Stengeln  an  Medicago 
sativa  angestellten  Versuch.'^  Wird  dieser  Stengel  so  der  Länge  nach  getheilt,  dass  eine  Hälfte  die  (concave) 


>  L.  c.  p.  68. 

2  Climbing  Plauts.  1875.  (Deutsche  übers,  von  Oarus,  1876,  p.  142.) 

3  Vergl.  Röper  1.  c.  p.  616. 
*  L.  c.  p.  99—101. 

5  L.  c.  p.  104. 

6  Vergl.  1.  c.  p.  70  und  Ann.  des  scienc.  nat.  3.  ser.  V,  p.  65. 
'  L.  c.  p.  108. 

«  L.  c,  p.  72—76. 


152  Julius    Wiesner. 

Lichtseite,  die  audere  die  (convexe)  Schattenseite  in  sieb  aufnimmt,  so  krümmt  sich  die  erstere  noch  stärker 
gegen  das  Licht  hin  (concav),  während  die  letztere  sich  gerade  streckt.  Die  Thatsaclie  ist  v(dlkommen  richtig 
und  kann  namentlicli  leicht  an  den  stark  positiv  heliofropischen  epicotylen  Stengelgliederu  von  I'Iiaseolus 
multiflorus  constatirt  werden;  allein  sie  widerspricht  der  De  Candolle'schen  Ansiciit  keineswegs,  sondern 
lehrt  nur,  dass  die  Spannungsdififcrcnzen  in  den  consecutiven  Gewebsschichten  an  der  vorderen  Hälfte  andere 
als  an  der  hinteren  sind,  was  sich  mit  dem  ungleichen  Wachsthum  der  Licht-  und  8cbattenseite  des  Stengels 
völlig  in  Einklang  bringen  lässt.  Selbstverständlich  komme  ich  in  meinen  eigenen  Untersuchungen  auf  diese 
mechanischen  Verhältnisse  zurück. 

Merkwürdig  ist  es,  dass  De  Candolle  und  Dutrochet  gerade  in  einer  den  Heliotropismus  betreffenden 
Annahme,  die  ganz  und  gar  irrthümlich  ist,  übereinstimmten.  Beide  glaubten  den  positiven  Heliotropismus 
an  den  Chlorophyllgehalt  der  betrejBfenden  Orgaue  gebunden.  Ersterer  Hess  sich  hiebei  durch  die  ganz 
unrichtige  Vorstellung  der  Bcthoiiiguug  der  Assimilation  bei  der  Licbtbeugung,  letzterer  durch  eine  Beobach- 
tung leiten,  deren  Richtigkeit  ganz  zweifelhaft  ist.  Es  sei  erlaubt,  schon  hier  zu  erwähnen,  dass  nach  meinen 
Beobachtungen  die  Wurzeln  \  ou  Mirabilis  Jalafa  gar  keinen  deutlichen  ausgesprochenen  Heliotropismus- 
zeigen  und  völlig  cblolorophylllos  sind  (offenbar  Hess  sich  Dutrochet,  indem  er  diese  Wurzeln  für  chloro- 
phyllhältig  erklärte,  durch  angesiedelte  grüne  Algen  täuschen),  und  wir  heute  ebensowohl  grüne  negativ  helio- 
tropische Organe  als  völlig  cbloropliylilose,  positive  Lichtbeugung  zeigende  Organe  kennen. 

Zum  mindesten  einseitig  war  Dutrochet's  Behauptung,  dass  der  Zweck  des  Hinneigens  der  Pflanzen- 
theile  zum  Lichte  darin  besteht,  die  Auffindung  des  Lichtes  behufs  Chloropliyilbildung  zu  ermöglichen. ' 

Meyen  hat  in  seiner  in  viell'aclier  Beziehung  ausgezeichneten  Pflanzenphysiologie  das  den  Heliotropis- 
mus betreiFende  Capitel  nur  sehr  dürftig  ausgearbeitet.  Die  Literatur  ist  daselbst  sehr  unvollständig  gegeben. 
Dennoch  enthält  dieses  Capitel  einige  gute  Beobachtungen  und  einzelne  treffende  Bemerkungen.  So  widerlegt 
er  an  der  Hand  der  bekannten  Thatsaclie,  dass  etiolirte  Kartoffeltriebe  in  Kellern  oft  in  einer  Länge  von 
mehreren  Klaftern  dem  Lichte  entgegen  wachsen,  die  oben  erwähnte  Behauptung  De  Candolle's,  nach 
welcher  der  positive  Heliotropismus  durch  einseitige  an  den  Lichtseiten  der  Stengel  statthabende  Assimi- 
lation der  Kohlensäure  zu  Stande  käme.^  Auch  hat  Meyen  die  ersten  Beobachtungen  über  den  negativen 
HeHofropisnius  echter  Uodenwurzeln  angestellt.  Er  zeigte  nämlich,  dass  aufgerichtete  Keimwurzeln  von 
Bohnen  allerdings  das  Bestreben  haben  nach  abwärts  zu  wachsen,  dass  sie  aber  beleuchtet  und  im  feuchten 
Räume  gezogen,  an  der  von  der  Lichtquelle  abgewandten  Seite  sich  nach  abwärts  krünnnen.^ 

J.  Bayer*  hat  die  heliotropischen  Erscheinungen  an  KressekeiniHngen  genauer  studirt.  Er  fand,  dass 
die  Keimstengel  sich  zuer.st  concav  gegen  das  Licht  krünimen,  dann  sich  aber  geradlinig  in  die  Richtung  gegen 
die  Lichtquelle  strecken,  also  zum  Lichte  sich  hinneigen.  Die  Richtigkeit  dieser  Beobachtung  lässt  sich  leicht 
constatiren.  Die  Erscheinung  beruht  offenbar  darauf,  dass  die  Differenz  im  Längenwachsthum  an  der  Licht- 
und  Schattenseite  des  Oiganes  relativ  abnimmt;  ob  dies  spontan,  oder  in  Folge  der  Lichtwirkung  oder  durch 
negativen  Geotropismus  geschieht,  ist  von  vornherein  nicht  zu  entscheiden,  und  ist  bis  jetzt  noch  nicht 
experimentell  geprüft  worden. 

Ferner  stellt  der  Autor  die  Behauptung  auf,  dass  die  Tendenz  der  Stengel,  sich  dem  Lichte  zuzuwenden, 
desto  grösser  ist,  je  schwächer  das  wirkende  Licht  ist.  Es  ist  selbstverständlich,  dass  dieser  Satz  nur 
innerhalb  gewisser  Grenzen  richtig  sein  kann.  Warum  mit  der  Abnahme  der  Lichtintensität  bis  zu  einem 
bestimmten  Minimum  die  heliotnipische  Krümmungsfähigkeit  zunimmt,  hat  Bayer  nicht  erörtert.  Die  Richtig- 


»  L.  c.  p.  70.  tfd. 

2  Neues  System  der  Pflanzenphysiologie,  Bd.  III,  Berlin  I8:i9,  p.  686. 

3  L.  c.  p.  583  und  588.  In  MohTs  oben  genannter  Arbeit  (p.  77)  ist  allerdings  davon  die  Rede,  dass  sich  Wurzeln 
vom  Lichte  abwenden;  allein  bestimmte  Beoljachtungen  liieriiber  fiilirt  er  nicht  au,  so  dass  die  Annahme,  er  habe  beim 
Niederschreiben  der  betreffenden  Stelle  Dutrochet's  Beobachtungen  des  negativen  Heliotropismns  der  hypocotylen  Axe 
an  Viscum  albuni  und  der  Luftwurzeln  von  Polhos  im  Sinne  gehabt,  wahrscheinlich  ist. 

^   *  Memoire  sur  la  tendance  des  tiges  vers  la  lumiöre.  Compt.  rend.  1842,  T.  XV   p.  H94— 1196. 


Die  heliotropischen  Erackeinungcn  im  Pflanzenreiche.  153 

keit  der  Tliatsache  vorausgesetzt,  fände  sie  ihre  einfachste  Erklärung  darin,  dass  mit  der  Abnahme  der 
Lichtintensität  die  Beleuchtungsdifferenz  an  der  Vorder-  und  Hinterseite  des  betreffenden  Organes  wächst;  da 
nun  die  iieliotropischen  Krümmungen  nur  zu  Stande  kommen  können,  wenn  eine  solche  Differenz  vorhanden 
ist,  so  wird  es  schon  von  vornherein  begreiflicii,  dass  mit  dem  Wachsen  dieser  Differenz  —  bis  zu  einer 
bestimmten  Grenze  —  die  heliotropische  Wirkung  sich  steigern  müsste.  Ich  komme  im  experimentalen  Theile 
meiner  Arbeit  auf  diesen  wichtigen  Punkt  zurück. 

P;iyer  tindet,  dass  das  Mittel,  in  welcliem  die  Versnchsptlanze  sich  befindet,  keinen  Einfiuss  auf  das 
Zustandekommen  des  Heliotropismus  nimmt,  sondern  blos  modificirend  auf  die  Stärke  des  Phänomens  wirkt. 
Keimstengel  der  Kresse  krümmen  sich  auch  unter  Wasser,  in  einer  Atmosphäre  von  Stickstoff  oder  Wasser- 
stoff. ' 

Diese  Angabe  erfordert  eine  neuerliche  Prüfung.  Denn  wenn  der  Heliotropismus  eine  Wachsthunis- 
erscheinung  ist,  so  kann  er  sich  nur  in  einer  Atmosphäre  vollziehen,  welche  Sauerstoff',  wenn  aucii  nur  in 
kleiner  Menge,  enthält;  es  sei  denn,  dass  die  das  Wachsthum  begleitende  Athmung  durcli  innere  Verbren- 
nung erfolge. 

Payer  fand,  dass  heliotropisch  krünmiungsfäbige  Pflanzentheile,  von  zwei  Seiten  beleuchtet,  sich  der 
stärkeren  Lichtquelle  hinneigen.  Seiner  Darstellung  lässt  sich  entnehmen,  dass  die  Ptianzen  sich  bei  diesen 
Versuchen  sehr  empfindlich  erweisen.  Er  meint,  mau  könnte  sie  als  Pliotometer  benutzen.^ 

In  dieser  kurzen  Abhandlung  theilt  der  Autor  auch  seine  Versuche  über  die  Beziehung  zwischen  der 
Brechbarkeit  der  Strahlen  und  dem  Heliotropismus  mit.  Er  operirte  mit  Kressepflänzchen,  welche  er  sowohl 
im  objectiven  Speetrum,  als  hinter  —  vorher  specti'oscopisch  untersuchten  —  farbigen  Gläsern  auf  ihre 
Krümmuugsfähigkeit  prüfte.  In  beiden  Fällen  fand  er,  dass  sich  die  Pfläuzchen  in  Roth,  Orange,  Gelbund 
Grün  wie  in  voller  Dunkelheit  verhielten,  hingegen  dem  blauen  und  violetten  Lichte  sich  zukrümmten.  Das 
blaue  Licht  ist  hierbei  wirksamer,  als  das  violette.  Die  (dunklen)  chemischen  Strahlen  erweisen  sich  als 
wirkungslos.  Er  fand  niiudieb,  dass  ein  Keimling,  welcher  durch  zwei  gleich  starke  Flammen  beleuchtet 
wurde,  deren  Licht  einerseits  eine  Wassersciiichte,  anderseits  eine  gleichdicke  Terpeuthinöblschichte  pas- 
sirte,  sich  in  die  Resultirende  der  einfallenden  Strahlen  stellte,  wenn  er  gleichweit  von  beiden  Lichtquellen 
postirt  wurde.  3 

Die  immerhin  interessanten,  von  Payer  gewonnenen  Resultate  haben  Dutrochet  angeregt,  die 
Beziehung  zwischen  der  Brechbarkeit  der  Strahlen  imd  der  heliotropischen  Krüminungsfähigkeit  der 
Pflanzentheile  durch  eigene  Anschauung  kennen  zu  lernen.*  Mr  operirte  anfänglich  wie  seine  Vorgänger  mit 
Kressekeimlingen.  Es  wurden  dieselben  in  einer  kleinen  dunklen  Kammer  der  Einwirkung  von  hellem 
diffusen  Tageslicht  ausgesetzt,  welches  durch  ein  Glas  ging,  das  nur  rothe  Strahlen  durchliess.  Die  Keim- 
linge wendeten  sieh  dem  rothen  Lichte  nicht  zu.  So  weit  fand  also  Dutrochet  die  Beobaelitungeu  Payer's 
bestätigt.  Nun  wurden  die  Versuche  mit  zahlreiclien  anderen  Keimpiiänzchen  in  derselben  Weise,  unter  den 
gleichen  Vegetatiousbedingungen  ausgetührt;  nunmehr  stellte  es  sich  heraus,  dass  gewisse  Keimpflanzen  sich 
so  wie  Kresse  verhielten,  andere  aber  sich  dem  rothen  Lichte  hinneigten.  Er  beobachtete,  dass  in  die  letztere 
Kategorie  durchwegs  Pflänzchen  mit  sehr  dünnen  Keimstengeln  gehören  {^Trifolium  ag-mrium,  Durehmesser 
des  Stengels  =■  Ü-55""";  Mercnrialis  annua,  D.  d.  St.  =  0-50""";  Papover  Mhoeas ,  D.  d.  St.  =  0-35  ; 
Sedum  acre,  D.  d.  St.  =0-30"'°').  Die  Stengel  der  Keimpflanzen,  welche  im  rothen  Lichte  aufrecht  blieben, 
hatten  durchgängig  einen  grösseren  Durchmesser  (sm.%&&x  Lepidium  sativum  noch:  Medicago  sativa,  lupuUna, 
Trifolium  pratense,   Fisum  sat/ivuni). 


1  L.  c.  p.  1195. 

2  L.  c.  p.  1195. 

3  Vgl.  die  Berichte  über  Payer's  Memoire  in  Compt.  reod.  XVI  (1843),  p.  986  und  XVt,  p.  1120,  in  welchem  letzteren 
Dutrocliet  mit  Ruclit  das  Uugouiigeude  dieser  auf  die  dunltlen  ciiemischen  ytralileu  bczugnelimeiideu  Vorsuche  rügt. 

^   *  Ue  l'inflexion  des  tiges  vegetales  vers  la  lumiere  coloree.  Auu  des  sc.  uat.  -2  ser.  T.  XX,  p.  329 — 339. 

Deiikschriftt;Q  der  mathem.-uaturw.  Cl.    XXXIX.  Bd.  20 


154  Julius    Wiesner. 

Diitrochet  ist  geneigt,  ans  diesen  Beobachtungen  zu  sehliessen,  dass  es  nicht  die  Brechbarkeit  der 
Strahlen,  sondern  die  Helligkeit  (jpouvoir  4clairani)  des  Lichtes  ist,  welche  für  das  Znstandekommen  des 
positiven  Heliotropismus  massgebend  ist.  Dieser  Ansicht  zufolge  käme  den  unsichtbaren  Strahlen'  des  Spec- 
trunis  das  Vermögen,  heliotropische  Krümmungen  hervorzurufen,  nicht  zu,'  was  der  Autor  indess  durch 
keinerlei  directe  Experimente  unterstützt. 

Payer  vertheidigte  seinen  Standpunkt.'  Er  findet,  dass  selbst  die  dünnstengelichsten  Keimlinge  in 
reinem  rothen  (durchgelasseuem)  Lichte  aufrecht  bleiben,  sich  hingegen  einem  Lichte  zuneigen,  welches 
durch  rothe  Gläser  ging,  die  aber  ausser  Roth  noch  andere  sichtbare  Strahlen  des  Spectrums  durcbliessen. 
Er  bemerkt  ferner,  dass  nicht  nur  die  Dicke  des  Stengels,  sondern  auch  die  Lichtdurchlässigkeit  der  Gewebe 
auf  das  Phänomen  einen  Einfluss  habe,  indem  z.  B.  in  einem  und  demselben  Lichte  Medicago  lupuUna  mit 
einem  Stengeldurchmesser  von  O-?"™  sich  heliotropisch  erwies,  während  Spergula  arve^isis,  deren  Stengel 
einen  Durchmesser  von  blos  0-6"'"  aufwiesen,  aufrecht  blieb.  ^ 

Die  oft  citirte  Arbeit  Zantedesclii's'*  über  Lichtfarbe  und  Heliotropismus,  welche  nach  Publication 
der  ersten  Abhandlung  Payer's  (1843)  erschien,  lehrte,  dass  sich  Balsaminkeimlinge,  junge  Pflänzcheu  von 
Oxalis  nmltißora  etc.  blauem,  violettem  und  grünem  Lichte  zuneigten,  nicht  aber  dem  gelben,  orangen  und 
rothen.  Die  Resultate  haben  einen  geringeren  Werth  als  die  Payer's,  da  dieser  sowohl  mit  farbigen  Gläsern 
als  mit  Zuhilfenahme  des  objectiven  Spectrums  arbeitete,  Zantedeschi  aber  blos  mit  gefärbten,  zudem 
nicht  genügend  auf  ihre  Lichtdurchlässigkeit  geprüften  Gläsern. 

Kurze  Zeit  nach  Veröffentlichung  der  Untersuchungen  von  Payer,  Zantedeschi  und  Dutrochet 
erschien  die  bekannte  Arbeit  von  D.  P.  Gardner,''  welcher  sich  mit  der  Beziehung  zwischen  der  Brech- 
barkeit der  Lichtstrahlen  und  der  Chlorophyllbildung,  der  Kohlensäurezersetzung  grüner  Pflanzen  und  dem 
Heliotropismus,  also  zum  Theile  mit  derselben  Frage  beschäftigt,  welche  die  drei  zuletztgenannten  Forscher 
fast  gleichzeitig  fesselte. 

Gardner,  welcher  seine  Versuche  jenseits  des  Oceans  (Virginien)  anstellte,  hatte  von  den  bezeich- 
neten Arbeiten  keine  Kenntniss. 

Zu  seinen  Versuchen  dienten  anfänglich  Sämlinge  von  Rüben,  Kohl,  Senf,  Buffbohnen,  ältere  Exemplare 
von  Solanum  nigrum  etc.;  später  benützte  er  blos  Rübenkeimlinge,  da  er  mit  diesen  die  besten  Resultate 
erlangte. 

Nachdem  die  in  einem  länglichen  Trog  gesäten  Samen  etiolirte  Keimlinge  von  1— l'/g  engl.  Zoll  Höhe 
geliefert  hatten,  wurde  der  Trog  15  engl.  Fuss  von  einem  Flintglasprisma  entfernt  aufgestellt,  und  der  Ein- 
wirkung der  Spectralfarben  des  Sonnenlichtes  ausgesetzt.  Die  von  den  indigofarbenen  Strahlen  getroffenen 
Pflänzchen  neigten  sich  nach  vorne  gegen  das  Prisma  zu,  während  alle  übrigen  Pflänzchen  gegen  diese  Rich- 
tung convergirtcn ,  indem  sowohl  die  Keimlinge,  welche  zwischen  Roth  und  Blau ,  als  die,  welche  in  Violett 
standen,  sich  schief  gegen  die  im  Indigo  stehenden  Pflänzchen  neigten.  Gardner  macht  die  Wirkung,  welche 
das  verschieden  farbige  Licht  auf  die  Keimlinge  ausübte,  noch  weiter  dadurch  anschaulich,  dass  er  die  ganze 
Aussaat  einem  Ährenfelde  vergleicht,  dessen  Halme  durch  zwei  entgegengesetzte  Winde  niedergelegt,  sich 
gegeneinander  neigen. 

Der  genannte  Forscher  zieht  aus  seinen  Beobachtungen  zunächst  den  Schluss,  dass  allen  leuchtenden 
Strahlen  des  Lichtes  die  Fähigkeit  zukommt,  Krümmungen  von  Pflanzentheilen  gegen  das  Licht  hin  zu 
bewirken ,    und  dass  diese  Eigenschaft  den  indigofarbenen  Strahlen  im  höchsten  Grade  eigen  ist.  Die  merk- 


1  L.  c.  p.  337. 
•^     2  Compt.  rend.  XVII,  p.  1085  und  XVIIl,  p.  32—36  (1844). 

3  Die  weitere  Poleniilj  zwischen  Dutrochet  und  Payer  über  diese  Streitfrage  ist  interesselos,  da  in  der  betreffenden 
Publication  sachlich  niclits  Neues  enthalten  ist.  (Vgl.  Compt.  rend.  1844,  XVIII,  p.  63  und  XVIII,  p.  190). 

*  Das  italienische  Manuscript  ist  datirt  vom  30.  Nov.  1842.  Vgl.  Compt.  rend.  XVI  (1843),   p.  747  und  XVIII  (1844), 
p.  849. 

*  Bibliothöque  universelle  de  Genöve.  Fevr.  1844.  —  Froriep's  Notizen,  Bd.  XXX  (1844),  p.  161  ffd. 


Die  heliotriipischen  Ertichinungi'n  im  Pflanzenreiche.  155 

würdigen  Erscheinungen  des  Neigens  rlcr  ansserhaib  Indigo  stehenden  Pflanzen  gegen  die  iu  dieser  Region 
befindlichen,  hat  Gardner  nicht  näher  erläutert.  Es  ist  dies  jenes  Phänomen,  welches  spater  von  Dutrochet 
und  Guillemin  als  laterale  Flexion  bezeichnet  wurde.  Über  einen  etwaigen  Einfluss  der  ultrarothen  und 
ultravioletten  Strahlen  auf  den  Heliotropismns  hat  Garduer  nichts  mitgetheilt. 

Gardner  nimmt  an,  dass  blos  den  leuchtenden  Strahlen  imd  nicht  den  chemischen  (tithonischen  im 
Sinne  Draper's;  vergl.  Froriep's  Not.  Bd.  XIV,  1  und  2)  und  Wärmestrahlen  heliotropische  Wirkung 
zukommt.  Er  nimmt  dies  aber  in  einem  Sinne,  den  wir  heute,  nachdem  die  Lehre  von  der  Erhaltung  der 
Kraft  und  der  Wechselwirkung  der  Naturkräfte  zur  Herrschaft  gelangte,  nicht  mehr  gelten  lassen  dürfen, 
(iarduer  glaubte  nämlich  —  und  seine  Auffassung  war  für  die  damalige  Zeit  erlaubt — dass  bestimmten 
Stialden  thermische,  clieuiische  oder  Leuchtkraft  innewohne,  die  gewissermassen  trennbar  sind.  Soliesser 
indigoblaue  Strahlen  durch  eine  in  einem  Glastrog  enthaltene  Lösung  von  Eisen-Prosulfocyanür  gehen  und 
vermeinte  auf  diese  Weise  die  chemische  Kraft  dieser  Strahlen,  und  nur  diese  vernichtet  zu  haben.  Da  diese 
durch  das  Eisenrhodanid  gegangenen  Strahlen  keine  heliotropischen  Wirkungen  ausübten,  und  im  Mondlicht, 
welches  nach  der  (Inmaligen  Ansicht  keine  thermische  Kraft  besizt, '  schon  in  1 — 2  Stunden  heliotropische 
Krümmungen  sich  vollziehen,*  so  gelangte  er  zu  dem  unrichtigen,  aber  damals  erlaubten  Schlüsse,  dass  es 
blos  die  Leuchtkraft  der  Strahlen  ist,  welche  die  Hinneigung  der  Pflanzentheile  zum  Lichte  verursacht. 

Nach  Gardner's  Beobachtungen  hätte  die  Intensität  des  Lichtes  nur  einen  untergeordneten  Einfluss  auf 
die  Erscheinung  des  Heliotropismus,  da  durch  Verstärkung  des  Lichtes  der  Heliotropismus  nur  wenig  gestei- 
gert w  erde.  Die  näheren  Beziehungen  zwischen  Intensität  des  Lichtes  und  Heliotropismus  hat  er  ebenso  wenig 
als  seine  Vorgänger  klargelegt. 

Endlich  spricht  Gardner  noch  die  Ansicht  aus,  dass  die  blaue  Himmelsfarbe  das  Aufwärtswachsen 
der  Pflanzen  begünstige,  also  hier  der  Heliotropismus  den  Geotropismus  behufs  Aufrichtung  der  Pflanzentheile 
unterstütze. 

D'e  Beobachtungen  Gardner's  lassen  mit  ziemlicher  Wahrscheinlichkeit  annehmen,  dass  alle  Strahlen 
des  sichtbaren  S])ectrums  heliotropische  Wirkungen  auszuüben  im  Stande  sind;  als  völlig  bewiesen  sind 
diese  Versuche  indess  nicht  anzusehen,  da  selbe  nicht  im  reinen,  vom  diffusen  Lichte  freien  Spectrum  vor- 
genommen wurden.  Auch  scheint  es,  als  wäre  reflectirtes  Spectrallicht  bei  den  Experimenten  im  Spiele 
gewesen.    Ich  komme  im  weiteren  Verlaufe  meiner  Darstellung  auf  diesen  Punkt  noch  zurück. 

Z  1  derselben  Zeit  wurde  noch  ein  anderer,  den  Heliotropismus  betrelfender  Gegenstand,  nämlich  die 
Fähigkeit  wachsender  Wurzeln,  sich  dem  Liclite  zu-,  oder  von  demselben  abzuwenden,  und  zwar  von  Bayer, 
Dutrochet  und  Durand  studirt. 

Dass  auch  den  Wurzeln  heliotropische  Eigenschaften  zukommen,  konnte  nach  Dutrochet's  Entdeckung 
nicht  mehr  zweifelhaft  sein.  Allein  es  lagen  über  den  Heliotropismus  der  Wurzeln  bis  dahin  nur  sehr  spärliche 
und  tlnilweise  höchst  zweifelhafte  Beobachtungen  vor.  Zunächst  zeigte  Payer,-''  dass  wenn  man  Samen  von 
Kohl  oder  weissem  Senf  auf  Baumwolle  in  mit  Wasser  gefüllten  Gefässen  keimen  lässt,  die  Stengel  sich  dem 
Lichte  zuwenden,  während  die  Wurzeln  das  Licht  fliehen.  Bei  diesen  Pflanzen  reicht  diffuses  Licht  zur  Her- 
vorbringung der  Wurzelkrünnnung  aus.  Nicht  so  bei  den  Keimpflanzen  von  Sedum.  Telephium\  hier  ist  zum 
Eintritte  des  negativen  Heliotropismns  der  Wurzeln  directes  Sonnenlicht  erforderlich.  Aber  selbst  so  inten- 
sives Licht  ruft  nicht  an  allen  Wurzeln  ein  Wegkrümmen  hervor;  so  bleiben  die  Wurzeln  von  der  Kresse 
selbst  bei  dieser  Beleuchtung  senkrecht.  Bayer  fand  ferner,  dass  der  Neigungswinkel,  den  die  heliotropisch 


'  Später  hat  Melloni  (Froriep's  Notizen  1846,  XXX,  p.  193)  gefunden,  dass  das  Mondlicht  Wärmewirkung  ausübt, 
aber  iu  so  geringem  Grade,  diiss  sich  der  Effect  nicht  zaiileumiissig  bestimmen  Hess.  In  neuei'er  Zeit  gehuig  es  Volpicelli 
Mari6  Davy  und  BaiUe  mittelst  Thermomultiplicator  die  vom  Mondlichte  ausgehenden  'l'emperatnrerhöhungeu  in  Celsius- 
graden  auszudrücken.  Das  hiebei  beobachtete  Maximum  betrug  0-00287°  C.  Zeitsch.[ift  der  öster.  Gesellsch.  für  Meteorologie 
1870,  Nr.  17,  nach  Compt.  rend.  T.  LXIX,  p.  920  und  960. 

2  Gardner  setzte  voraus,  dass  dem  Moudlicht  keine  photographische  Wirkung  zukommt;   allein  auch  dies  ist  nicht 
richtig,  wie  die  Mondphotographien  beweisen. 
•<-  3  Compt.  rend.  XVII  (1843). 

20* 


156  Julius  Wiesner. 

gekrümmte  Wurzel  mit  der  Vertiealen  bildet,  stets  kleiner  ist  als  der  Wiukel,  den  in  eulgcgcugesetzter  Rich- 
tung der  Stamm  mit  der  Verticalen  einschliesst;  es  sind  also  die  Keimstengel  einer  und  derselben  Pflanze 
stärker  heliotropiscli  als  die  Keimwurzel.  Die  Wegkrümmuug  der  Wurzeln  ist  ferner  desto  stärker,  je  inten- 
siver das  wirksame  Licht  ist. 

Payer  gibt  an,  dieselbe  Beziehung  zwischen  Brechbarkeit  des  Lichtes  und  heliotropischer  Krümmung 
bei  den  Wurzeln  wie  bei  den  Stengeln  gefunden  zu.  haben.  Denn  nach  seinen  Beohaclitungen  krümmen  sich 
die  Wurzeln  nur  in  einem  zwischen  den  Fraunhofer'schen  Linien  i«"  und  //  gelegenen  Lichte.  Jener  Strahl, 
welcher  den  kräftigsten  Heliotropismus  des  Stengels  hervorruft,  wirkt  auch  auf  die  Krümmung  der  Wurzel 
am  stärksten  ein.  Dieser  Lichtstrahl  (Schwingungszahl)  ist  aber  für  verschiedene  heliotropisch  krümi.iungs- 
fähige  Pflanzentheile  ein  verschiedener.  Die  Beleuchtung  des  Stengels  hat  auf  das  heliotropische  Verhalten 
der  Wurzel  keinen  Einfliiss,  so  zwar,  dass  wenn  der  Stengel  beleuchtet  ist,  die  Wurzel  aber  nicht,  letztere 
ihre  verticale  Richtung  nicht  verlässt. 

Über  Payer 's  Ariieit  erstattete  Dutrochet  der  Pariser  Akademie  der  Wissenschaften  einen  aus- 
führlichen Bericht,'  welcher  zahlreiche  Wiederholungen  der  Versuche  Payer's  und  auch  neue  diesbezügliche 
Experimente  enthielt,  die  Dutrochet  gemeinschaftlich  mit  Pouillet  ausführte.  Es  wurde  bestätigt 
gefunden,  dass  die  Wurzeln  von  Kohl  und  weissem  Senf  sich  vom  Lichte  wegwenden,  und  dass  die  Wurzeln 
der  Kresse  weder  das  Licht  aufsuchen  noch  fliehen.  Hingegen  wird  die  Richtigkeit  der  Behauptung,  dass 
der  Stengel  stets  stärker  als  die  Wurzel  geneigt  ist,  als  unrichtig  erwiesen.  Währt  der  Versuch  lange 
an,  so  findet  nämlich  manchmal  das  gerade  Gegentheil  statt.  Besonders  deutlich  tritt  nach  den  Beobach- 
tungen der  genannten  Forscher  bei  Sinapis  alba  die  relativ  stärkere  WegkrUmraung  der  Wurzel  auf. 

Ferner  wird  hervorgehoben,  dass  allerdings  im  schwachen  Lichte  die  Wurzelkrümmung  durch  die  blauen 
und  beiderseits  benachbarten  Strahlen  vollzogen  werde;  hingegen  betheiligen  sich  im  Lichte  eines  sehr 
lichtstarken  objectiven  Sonnenspectrums  nicht  nur  alle  leuciitenden  Strahlen,  sondern  auch  die  im  Lavendel- 
blau  (Ultraviolett)  und  Ultraroth  gelegenen  Strahlen  beim  Zustandekommen  der  heliotropischen  Erscheinungen. 
Die  Lichtfarbe,  welche  das  Maximum  der  heliotropischen  Wirkung  hervorbringt,  ist  nicht  wie  Payer  angibt, 
nach  der  Pflanze  veränderlich,  sondern  liegt  stets  im  Violett,  was  nicht  nur  für  Wurzeln,  sondern  auch 
für  Stengel  gilt.  * 

Jene  eigenthümliche  Neigung  (laterale  Flexion)  der  posiliv  heliotropischen  Organe  gegen  die  indigo- 
farbenen  Strahlen,  welche  Gardner  an  Rübcnpflänzchen  auffand,  und  die  Dutrochet  und  Pouillet  auch 
bei  den  Keimstengeln  von  ISinapi's  alba  constatirten,  haben  diese  beiden  Forscher  auch  an  den  negativ  helio- 
tropischen Wurzeln,  aber  natürlich  im  umgekehrten  Sinne  sich  darstellend,  aufgefunden;  die  Wurzeln  neigten 
sich  nämlich  von  Indigo  zu  beiden  Seiten  weg. 

Durand'  stellte  zahlreiche  Versuche  über  das  Verhalten  der  Wurzeln  zum  Lichte  an.  Er  fand,  dass 
die  Wurzeln  von  Lathyms  odorafu.<i,  von  zahlreichen  ( 'ruciferen  (Brassica,  Isatis  tinctoria,  Myagru.m  sotit-uni, 
Raplumus  s(iti'-us  ete.J  sich  vom  Lichte  abwenden,  hingegen  die  im  Wasser  sich  entwickelnden  Wurzeln  von 
Allium  Cepa.  sich  dem  Lichte  zukehren.  Obwohl  er  im  Ganzen  nach  derselben  Methode  wie  Payer  arbeitete 
(die  Glasgefässe,  in  welchen  die  Wurzeln  im  Wasser  sich  entwickeln,  hatten  in  den  Dur  and 'sehen  Versuchen 
eine  geschwärzte  Hinterwand,  um  durch  reflectirtes  Licht  bedingte  Störungen  auszuschliessen),  gelangte  er 
bei  einigen  Einzelheiten  zu  abweichenden  Resultaten;  so  bestreitet  er  das  passive  Verhalten  der  Wurzeln 
von  Lepidium,  sativum  dem  Lichte  gegenüber  nnd  findet  sie  negativ  heliotropisch.    Durand  verwirft  die  dem 


'     1  Conipt.  rend  T.  XVlll,   1169—1184  und  Annales  des  sc.  nut.  3.  sör.,  T.  II,  p.  96—113. 

-  Dutrochet  gibt  in  diesem  Berichte  auch  eine  Kritik  der  oben  ang-etührten  Versuche  vou  Gardner,  und  fugt 
demselben  seine  mit  Pouillet  gemeinscliaftlich  ansgeflihrten  Exiierimente  über  das  Verhalten  von  heliotropiseh-krümmungs- 
fähigen  Organen  im  objectiven  Spectrum  bei.  Es  scheint  mir  im  Interesse  der  DarsteUung  geboten,  diesen  Ibeil  des  Berichtes 
erst  später,  nämhch  bei  Mittheihmg  der  Arbeiten  GuiUemiu's,  über  diesen  üegenatand  zu  besprechen. 

ä  Recherches  et   fuite  de  la  lumi6re  par  les  racines.  Compt.  rend.  1846,  23.  F6vr. 


Die  heliotrnpiftchen  ErschpinurKjen  im  Pflanzenreiche.  157 

Ziisfanrlekoinnieu  des  Heliotropisnius  gewidmete  Tlieoiic  De  Candolle"s  und  acceptirt  die  im  Folgenden 
geschilderte  Dutrocliet'sehe,  ohne  aber  für  dieselbe  neue  Argumente  beizubringen. 

Dntrochet'  erstattete  über  Durand's  Arbeit  einen  ausführlichen  Bericht,  welcher,  wie  dies  seine  Art 
ist,  zu  einer  auf  neue  Experimente  sich  stützenden  Untersuchung  über  die  Frage  sich  gestaltete.  Er  wieder- 
holte den  Versuch  mit  Allium  Oe<pa  mehrmals,  und  stets  mit  dem  gleichen  Erfolge  wie  Durand.  Allium 
sativum  verhält  sich  nach  seiner  Beobachtung  in  dieser  Beziehung  noch  auffälliger  als  Cepa.  Es  zeigten 
also  die  Wurzeln  von  Allium  ein  gleiches  Verbalten  wie  es  Dutrochet  schon  i'nWxer  hei  Miralnh'fi  Jn/apa 
nutiand.  Der  Unterschied  liegt  nur  darin,  dass  die  Wurzeln  der  letzteren  nur  mit  ihren  Enden  (nur  mit  den 
„spongioles"),  die  yl/^mm- Wurzeln  aber  in  ihrer  ganzen  Länge  (bis  zu  5"°)  sich  zum  Lichte  kehren.  Ebenso 
wenig  als  Durand  hat  Dutrochet  in  den  J,//?Mw-Wurzeln  Chlorophyll  angetroffen.  Der  Berichterstatter 
zieht  angesichts  dieser  Thatsache  seine  frühere  Behauptung  (vgl.  oben  p.  1.Ö2),  dass  das  Hinneigen  zum  Lichte 
nur  an  chlorophyllhaltigen  Pflanzentheilen  vorkomme  und  biologisch  mit  dem  Chlorophyllgehalt  zusammen- 
hänge, zurück.  Dass  die  Wurzel  namentlich  kräftiger  Individuen  von  Mirnhilis  Jalajia  Chlorophyll  enthalte, 
hält  Dutrochet  indess  aufrecht.  Nach  seinen  Beobachtungen  verhält  sich  die  Wurzel  von  Mirahilis  Inngt- 
ßora  genau  so  wie  die  von  Jalapa. 

Dutrochet  findet,  dass  es  nicht  nur  Wurzeln  gibt,  welche  sich  dem  Lichte  zu-  oder  von  demselben 
abwenden ,  sondern  auch  solche ,  bei  welchen  die  Lichtwirkung  sich  in  mehrfachen  Krümmungen  und 
Windungen  zeigt,  wie  dies  bei  Fisum  sativum  und  Emum  der  Fall  sein  soll.  Ob  indess  dieses  Drehen  und 
Winden  der  Wurzeln  ein  durch  das  Licht  hervorgerufener  Process  ist,  wurde  von  ihm  nicht  näher  geprüft  und 
ist  von  späteren  Physiologen  nicht  controlirt  worden;  nach  seinem  Dafürhalten  wäre  die  ganze  Erscheinung 
als  eine  pathologische  aufzufassen. 

Dutrochet  nimmt  in  diesem  Berichte  auch  Veranlassung,  sich  über  die  Mechanik  des  Heliotropismus 
näher  auszusprechen.  Er  glaubt  als  Ursache  der  durch  das  Licht  hervorgerufenen  Krümmungen  der  Stengel 
und  Wurzeln  eine  Contr.^ction  der  vom  Lichte  getroffenen  Zellen  annehmen  zu  müssen,  welche  selbst  wieder 
auf  Verdunstung  zurückzuführen  sei.  Indem  er  rund  annimmt,  dass  die  Stengeln  sich  zum  Lichte  neigen  und 
die  Wurzeln  das  Licht  fliehen,  begründet  er  dieses  entgegengesetzte  Verhalten  durch  die  angebliehe  Beob- 
achtung, dass  an  Stengeln  die  Zellen  von  aussen  nach  innen  an  Grösse  abnehmen,  die  Wurzeln  aber  gerade 
das  Umgekehrte  zeigen.  Da  nun  nach  seinen  Beobachtungen  im  Wasser  quellende  Rindenstreifen  von  Stengeln 
sich  nach  innen,  bei  der  Verdunstung  aber  nach  aussen  krümmen,  die  correspondirenden  Theile  der  Wurzeln 
aber  ein  durchaus  entgegengesetztes  Verhalten  darliieten,  so  müsse  durch  die  Verdunstung  bei  Stengeln  ein 
Hinneigen,  bei  Wurzeln  ein  Wegwenden  vom  Lichte  zu  Stande  kommen.  Zur  Erklärung  der  heliotropischen 
Krümmungen  der  Stämme  macht  Dutrochet  die  gewagte  Annahme,  dass  der  von  der  chlorophyllenthaltenden 
Rinde  im  Sonnenlichte  ausgeschiedene  Sauerstoff  von  dem  Holze  in  ungleichem  Masse,  nämlich  an  der  Licht- 
seite stärker  als  an  der  Schattenseite  absorbirt  werde,  in  sFolge  welchen  Umstandes  ein  relativ  stärkerer 
Substanzverlust  an  der  Schattenseite  einträte,  welcher  eine  concave  Hinkrümmung  der  Stämme  zum  Lichte 
bedinge. 

Wie  unten  mitgetheilt  werden  wird,  hat  H.  v.  Mohl  die  Haltlosigkeit  der  Dutrochet'schen  Theorie 
aufgedeckt,  indem  er  zeigte,  dass  die  beh:iupteten  anatomischen  Tbatsachen  gar  nicht  bestehen  und  weiter 
hervorhob,  dass  im  Wasser  wachsende,  vom  Lichte  sich  wegkrümmende  Wurzeln  wohl  kaum  Wasserverluste 
erleiden  dürften. 

Die  Art,  wie  Dutrochet  seine  Theorie  begründet,  ist  für  diesen  Forscher  höchst  charakteristisch,  und  es 
zeigt  sich,  indem  man  seine  Beobachtungen  mit  den  von  ihm  gegebenen  Interpretationen  vergleicht,  dass 
dieser  reichbegabte  Beobachter  nur  zu  sehr  geneigt  war,  Theorien  zubauen,  in  denen  aber  oft  die  Phan- 
tasie die  Herrschaft  über  die  Kritik  gewann.  Welche  Mühe  gibt  sich  Dutrochet,  um  es  glaubwürdig  zu 
machen,  dass  auch  unter  Wasser  wachsende  Wurzein  durch  Tr;insspirationWasser  zn  verlieren  vermögen! 


1  Annales  des  sc.  uat.  .S  ser.,  T.  V  (1846),  p.  65—74. 


158  Julius  W tesner. 

Man  sieht  es  bier  deutlich  genug,  dass  er  lieber  den  Thatsachen  Zwang  antliat,  als  sich  ron  einer  fein  aus- 
gedachten Tlieorie  trennte.  Dies  zeigt  sich  auch  wieder  in  seinem  Versuche,  den  positiven  Heliotropismus 
diciiberindeter  Stämme  zu  erklären.  Die  Angabe,  dass  das  Holz  im  Lichte  mehr  .Sauerstofl'  absorbire,  als  im 
Finstern,  ist  auf  gar  kein  Experiment  gestützt  und  mithin  alles  haltlos,  was  darauf  gebaut  wird.  Übrigens  ist 
lue  aufgestellte  Hypothese  auch  ans  dem  Grunde  unmöglich,  als  das  unter  dem  Periderm  oder  der  Borke 
gelegene  grüne  Parenchym  höchstens  Spuren,  wahrscheinlich  aber  gar  keinen  Sauerstoif  entliindet. 

Aus  Dutrochet's  Bericht  ist  noch  hervorzulieben,  dass  er  in  Übereinstimmung  mit  Fayer  an  der 
Wurzel  von  Sinapis  alba  in  der  Eegel  Lichtscheue,  seltener  Lichthunger  beobachtete.  Er  will  auch  gefunden 
haben,  dass  im  letzteren  Falle  der  Rindenbau  der  Wurzel  ein  dem  normalen  entgegengesetzter  sei,  was  ganz 
unrichtig  ist,  und  offenbar  nur  seiner  Theorie  zu  liebe  behauptet  wurde. 

Fast  zur  selben  Zeit,  in  welcher  die  heliotropischen  Erscheinungen  der  Wurzehi  studirt  wurden,  ent- 
deckte J.  Schmitz,'  dass  Triebe  von  Rluzomorjjhn  fragilis  Roth  sich  vom  Lichte  wegwenden.  Es  war  dies 
die  erste,  die  heliotropischen  Erscheinungen  der  Pilze  und  der  Zellkryptogamen  überhaupt  betreffende  Beob- 
achtung, die  merkwürdigerweise  bis  in  die  jüngste  Zeit  unberücksichtigt  biieb.^  S  c  h  m  i  t  z  fand,  dass  bei  Cultur 
von  vertical  aufgestellten  Ehizomorpha-T\-i%\)Qn  in  feuchtgehalteneni  Glascylinder  die  wachsenden  Enden  sich 
vom  Lichte  wegwendeten.  Versuche  über  das  Längenwachsthum  der  Triebe  bei  Tag  und  Nacht  (stets  unter 
Ausschluss  vom  Lichte)  hatten  gelehrt,  dass  keine  Periodicität  des  Längeuwachthums  stattfindet,  sondern  dass 
die  —  unter  übrigens  gleichbleibenden  Verhältnissen  —  bei  Tage  zu  Stande  gekommenen  Zuwachse  den  in 
der  Nacht  erreichten  die  Wage  hielten.  Versuche,  in  welchen  die  Rhizomorpha-TYiQhe.  mehrere  Tage  finster 
gehalten  wurden,  ergaben  stets  grössere  Zuwachse  als  solche,  wo  durch  mehrere  Tage  hindurch  der  natür- 
liche Lichtwechsel  wirkte.  Schmitz  iiat  aus  diesen  Beobachtungen  weiter  nichts  gefolgert,  und  auch  nicht 
einmal  augedeutet,  dass  dieses  Phänomen  mit  dem  negativen  Heliotropismus  —  wenigstens  scheinbar  —  in 
Widerspruch  steht. 

Wie  mir  scheint,  lässt  sich  aus  diesen  Wachstliumsphänomenen  auch  nichts  ableiten.  Denn  offenbar 
befindet  sich  die  lihizomorpha  bei  länger  andauernder  Einwirkung  des  Lichtes  in  einem  krankhaften  Zu- 
stande. Die  wachsende  Spitze  verliert,  wie  Schmitz  selbst  hervorhebt,  ihre  frische  weissliche  Farbe,  wird 
gelblich  oder  bräunlich,  und  hört  bald  ganz  zu  wachsen  auf.  ^ 

Die  bis  jetzt  mitgetheilten  historischen  Daten  lehren,  dass  in  der  Mitte  der  Vierziger  Jahre  bereits  eine 
grosse  Zahl  wichtiger,  den  Heliotropismus  betreffender  Thatsachen  festgestellt  war.  Um  so  befremdlicher  ist 
es,  dass  die  der  Anatomie  und  Physiologie  der  Gewächse  gewidmeten  allgemeinen  Werke,  welche  in  dieser 
Zeit  und  lange  darauf  erschienen,  und  die  ja  berulen  waren,  den  damaligen  Stand  dieser  Disciplinen  zu  kenn- 
zeichnen, fast  durchgängig  so  gut  wie  keine  Notiz  von  den  einschlägigen,  bereits  erworbenen  Kenntnissen 
nahmen. 

Schieiden,  der  in  seinen  Grnndzügcn  der  wissenschaftlichen  Botanik  als  Reformator  auftrat,  bringt 
in  diesem  Werke,  welchem  die  experimentelle  Ptlanzenphysiologie  ungleich  weniger  als  die  Morphologie  zu 
danken  bat,  in  Betreff  des  Heliotropismus  nichts  anderes  als  die  gelegentliche  Bemerkung,  dass  die  Keim- 
linge dem  Lichte  zuwachsen,*  und  dass  man  über  die  Ursache  der  Richtungsverhältnisse  der  Keimpflanzen 
nichts  wisse.^  An  der  erstgenannten  Stelle  wird  das  Hinstreben  der  Keimpflanzen  sehr  richtig  auf  eine  ungleiche 
Streckung  der  Zellen  beider  Stengelseiten  (der  beleuchteten  und  der  im  Schatten  befindlichen)  zurückgeführt 


1  Beiträge  zur  Anatomie  lind  Physiologie  der  Schwämme,  III  Über  den  Bau,  das  Wachsthum  und  einige  besondere 
Lebenserscheinungen  A&r  Bhizomorpha  fragiUs  Roth.  Linnaea,,  Bd.  XVII,  p.  487 — 534. 

2  Sachs  hat  in  der  4.  Auflage  seines  Lehrbuches  der  Botanik  (1874)  und  später  in  seiner  Geschichte  der  Botanik 
(1875)  wieder  die  Aufmerksamkeit  auf  diese  Beobachtung  gelenkt. 

3  Vgl.  hingegen  Sachs'  Geschichte  der  Botanik,  p.  ein,  wo  es  heisst,  dass  der  theoretische  Wertli  der  S  ch  ini  tz'sehen 
Entdeckung  (dass  die  lihizomorphen  im  Lichte  zwar  langsamer  als  im  Finstern  wachsen,  aber  dennoch  negativ  heliotropisch 
sind)  völlig  verkannt  worden  sei. 

■*  Grundzüge,  2.  Aufl.  (1846),  p.  543. 
6  L.  c.  p.  431. 


Die  Jieliotropischen  'E/rschcinungen  im  Pflanzenreiche.  159 

und  hinzuget'iigt,    dass  ähnliche  „Missverliältnisse  in  der  Ausdehnung  der  Organe  bei  Pflanzen  nicht  selten 
seien,  aber  iui  natürlichen  Zustande  keine  auftalleuden  Erscheinungen  hervorrufen." 

Kützing'  erinnert  in  seinen  Gruudzügen  der  philosophischen  Botanik  (( 'ap.  Einfluss  des  Lichtes  aut  die 
Pflanzen)  an  die  an  Fenstern  dem  Lichte  entgegenwachseuden  Topfpflanzen  und  an  die  in  Kellern  dem  Lichte 
entgegentreiheiiden  Kartotfeltriebe,  erwähnt  ferner,  dass  die  jungen  Wurzelspitzen  sich  vom  Lichte  abwenden, 
endlich  dass  nach  Gardeuer  (Gardner)  und  nach  einem  in  der  Botaii.  Zeitung  (1844,  p.  749)  enthaltenen 
Comraissionsberichte  der  Pariser  Akademie  die  Lichtfarben  verschieden  auf  die  Krümmung  zum  Lichte  wirken, 
und  dass  nach  ersterem  das  blaue,  nach  letzterem  das  violette  Licht  die  stärkste  mechanische  Wirkung  auf 
das  Hinstreben  der  Pflanzentheile  zum  Lichte  ausübe. 

Unger*  erwähnt  des  positiven  Heliotropismus  der  Stengel,  berührt  weiter  die  Payer-Dutroehet'sche 
Streitfrage  über  die  Beziehung  und  Beugung  der  Organe  zwischen  Brechbarkoit  der  Lichtstrahlen,  und  repro- 
dncirt  kurz  den  irrthtimlichen  Gedanken  Dutrochet's,  dass  die  vom  Lichte  ausgehende  Krümmung  der 
Stengel  von  der  Lichtseite  bewirkt  werde. 

Auch  Schacht^  fertigt  den  Heliotropismus  wie  die  drei  eben  genannten  Forscher  mit  wenigen  Zeilen 
durch  einige  flüchtige  Bemerkungen  ab. 

Unter  den  Schriftstellern,  welche  in  der  bezeichneten  Periode  ndt  zusammenfassenden  Werken  über 
Anatomie  und  Physiologie  der  Gewächse  auftraten,  ist  H.  v.  Mo  hl  der  Einzige,  welcher  die  Frage  des 
Heliotropismns  und  ihre  Literatur  kannte,  und  der  durch  die  in  seiner  „vegetabilischen  Zelle"  gegebene  Dar- 
stellung dieses  Gegenstandes  wieder  seine  Meisterschaft  in  der  Beherrschung  des  damals  bestandenen  Wissens- 
schatzes bekundet. 

In  dem  genannten  Werke*  führt  er  wichtige  Thatsachen  über  den  positiven  und  negativen  Heliotropis- 
mus der  oberirdischen  und  unterirdischen  Organe  an,  bespricht  die  Beziehung  der  Lichtfarbe  zu  den  lielio- 
tropischen  Erscheinungen  nach  Payer  und  Dutrochet  (Gardner's  Arbeit  übersah  er)  und  unterwirft 
die  Anschauungen  De  Candolle's  und  Dutrochet's  über  die  Mechanik  der  heliotropischen  Krümmungen 
einer  zum  grossen  Theile  sehr  eingelienden  und  gründlichen  Kritik. 

Auf  Grund  des  oben  angeführten  Experimentes  Dutrochet's  über  die  Krümmungsverhältnisse  halbirter 
heliotropischer  Stengel  (vgl.  oben  p.  151  lfd.)  glaubt  auch  er,  dass  bei  dem  Zustandekommen  der  Krümmung 
die  Lichtseite  die  thätige  sei,  und  vermeinte  hierin  eine  Widerlegung  der  De  Gandolle'scheu  Anschauung, 
derzufolge  das  relativ  stärkere  Wachsthum  an  der  Schattenseite  die  concave  Hinneigung  der  Stengel  zum 
Lichte  hervorruft,  zu  erblicken.  Der  sonst  so  scharfsinnige  Forscher  vergass  dabei,  dass  diese  Anschauung 
der  ersteren  keineswegs  widerspricht  und  dass  die  Spannuugszustände ,  welche  der  heliotropisch  gekrümmte 
Stengel  zeigt,  zum  Theile  nichts  anders  als  eine  Folge  der  stattgefundenen  Krümmung  ist.  Ich  komme  im 
experimentellen  Theile  dieser  Abhandlung  auf  diesen  noch  immer  nicht  klargelegten  Gegenstand  zurück. 

So  wenig  glücklich  H.  v.  Mo  hl  in  der  eben  genannten  Streitfrage  entschied,  so  klar  und  treffend  ist 
seine  Widerlegung  der  Dutrochet'schen  Behauptung,  dass  Zusammenziehung  der  peiipheren  Zellen  durch 
das  Licht  zunächst  die  Veranlassung  der  heliotropischen  Krümmungen  bilde,  und  je  nach  dem  Verhältnisse 
ihrer  Grösse  zu  lier  der  benachbarten  Zellen  ein  Hinneigen  (der  Stengel)  zum  Lichte  oder  (bei  Wurzeln)  ein 
Fliehen  vor  der  Lichtquelle  eintrete. 

H.  V.  Mo  hl  nahm  der  ganzen  Behauptung  die  Unterlage,  indem  er  zeigte,  dass  die  anatomischen  That- 
sachen, auf  die  sich  Dutrochet  stützte:  dass  nämlich  ein  umgekehrtes  Grössenverhältniss  zwischen 
äusseren  und  inneren  Zellen  die  lichtscheuen  Wurzeln  von  den  sich  zum  Lichte  hinneigenden  Stengeln  unter- 


1  Bd.  II,  Leipzig  1852,  p,  286. 

2  Anatomie  und  Physiologie  der  Pflanzen,  1855,  p.  424. 

3  Leiirbucli  der  Anatomie  und  Piiysiologie  der  Gewächse,  Bd.  II,   1859,  p.  484,  487  und  492. 

*  Grundzüge  der  Anatomie  und  Physiologie  der  vegetabilischen  Zelle.  (Abdruck  aus  R.  Wagner's  Handwörterbuch 
der  Physiologie,  1851,  p.  297  ffd.) 


160  Julius    Wiesner. 

scheide,  ganz  unrichtig  sind  und  seine  hierauf  liezugneiimeudeu  Behauptungen  sich  vielfach  im  Widersi)iuche 
mit  in  anderen  Arbeiten  Dutrochet's  ausgesprochenen  Angaben  befinden.'  Mohl  zeigte  auch  durch  den 
Versuch,  dass  die  abgelöst  ins  Wasser  gebrachte  Einde  der  Stengel  sich  nach  aussen  krlimme  und  nicht  nach 
innen,  wie  es  Dutrochet's  Theorie  fordert,  und  dass  sich  die  losgetrennte  und  ins  Wasser  gebrachte  Rinde 
der  meisten  Wurzeln  allerdings  umgekehrt  wie  die  der  Stengel,  aber  auch  umgekehrt  im  Vergleiche  zu 
Dutrochet's  Angaben  verhält.  Auch  die  Hypothese,  welche  Dutrochet  zur  Erklärung  des  Heliotropismus 
verholzter  Stämme  aufstellte  (vgl.  oben  p.  157  und  158),  hat  Mohl  zurückgewiesen.  Allein  der  von  ihm  da- 
gegen erhobene  Einwand,  dass  auch  in  einer  sauerstoflffreien  Atmosphäre  heliotropische  Krümmungen  ein- 
treten können,  was  Payer  behauptete  und  Mohl  als  richtig  annahm,  ist,  wie  ich  im  experimentellen  Theile 
zeigen  werde,  nicht  richtig.  Wichtig  ist  Mo hl's  Auffindung,  dass  hei  genügender  Beleuchtung  der  Heliotro- 
pismus den  Geotropismus  völlig  zu  überwinden  vermag,  und  so  negativ  geotropische  Organe  gezwungen  werden 
können,  heliotropisch  nach  abwärts  zu  wachsen. 

Payer  kam  in  seinem  Werke:  „Elements  de  botanique",  welches  in  den  Jahren  1857  und  1858  erschien, 
wieder  auf  die  Frage  des  Heliotropismus  zurück,  hielt  aber  an  seinen  früher  aufgestellten  Behauptungen  fest, 
dass  nämlich  blos  die  blauen,  indigofarbenen  und  violetten  Strahlen  und  zwar  sowohl  bei  Wurzeln  als  Sten- 
geln heliotropische  Wirkungen  hervorrufen,  diese  Organe  aber  in  Roth,  Gelb  und  Grün  sich  so  wie  in  völliger 
Dunkelheit  verhalten.  * 

Eine  sehr  umfassende  Arbeit  über  die  Beziehung  zwischen  der  Brechbarkeit  der  Strahlen  und  den  helio- 
tropischen Effecten  stellte  Guillemin*  au.  Seine  Untersuchung  verdient  um  so  grössere  Beachtung,  als 
dieselbe  in  Bezug  auf  die  angewendete  physikalische  Methode  die  beste  ist,  welche  bis  jetzt  in  der  Literatur 
vorliegt. 

Guillemin  führte  seine  Versuche  im  objectiven  Spectrum  durch;  er  verwendete  zur  Zerlegung  des 
Sonnenlichts  nicht  nur  Flintglasprismen,  sondern  auch,  um  ein  vollständiges  Wiirmespectrum  zu  gewinnen, 
Prismen  aus  Steinsalz,  und  um  die  chemischen  Strahlen  möglichst  in  den  Versuch  hineinbeziehen  zu  können, 
Quarzprismen.  Die  brechende  Kante  der  Prismen  hatte  einen  Winkel  von  60°.  Die  Prismen  waren  an  den  in- 
activen  Seiten  geschwärzt.  Die  Aufstellung  erfolgte  im  Mininum  der  Deviation.  Durch  Schirme  wurde  das 
fremde  Licht  abgehalten  und  das  Spectrum  in  distincte  Partien  gegliedert. 

Nach  Angabe  des  Verfassers  war  diffuses  Licht  im  Versuche  vollkommen  ausgeschlossen.  Die  herrschende 
Temperatur  schwankte  zwischen  20 — 25°  C.  Die  Versuchspflanzen  waren  Keinipflänzehen  \on  Kresse  und 
weissem  Senf. 

Alle  von  Guillemin  angestellten  Versuche  ergaben  das  übereinstimmende  Resultat,  dass  die  helio- 
tropische Krait  des  Sonnenlichtes  vom  Ult''aroth  bis  ins  Ultraviolett  reicht.  Also  auch  die  dunklen  Wärnie- 
strahlen  und  die  unsichtbaren  chemischen  Strahlen  rufen  heliotropische  Krümmungen  hervor,  wie  es 
Dutrochet  und  Pouillet  angegeben;  aber  während  in  Betreff  der  nicht  mehr  sichtbaren  thermischen  aus- 
drücklich gesagt  wird,  dass  die  am  äusseren  Ende  des  Wärmespectriims  gelegenen  Strahlen  keinen  sichtbaren 
Effect  mehr  hervorrufen,  wird  dem  ganzen  unsichtbaren  Theil  des  chemischen  Spectrums  heliotropische  Kraft 
zugeschrieben. 

Welche  Art  von  Prismen  auch  zum  Versuche  genommen  wurde,  stets  stellen  sich  zwei  Maxima  und  ein 
Mininum  der  heliotropischen  Krümmungen  ein.  Ein  Maximum  lag  innerhalb  Violett  und  Ultraviolett  (erstes 
Maximum),  das  zweite  zwischen  IJltraroth  und  vorderem  Grün  i^Eb,  zweites  Maximum).  Nimmt  man  auf  die 
Wirkung  der  einzelnen  Prismen  Rücksicht,  so  ergibt  sich  für  das  Steinsalzprisma:  erstes  Maximum  im  Ultra- 
violett, zweites  zwischen  Roth  und  Ultraroth;  Quarzprisma:  erstes  Maximum  zwischen  i/ und  J,  zweites  wie 


1  Vgl.  auch  oben  p.  \ö. 

2  L.  c.  T.  I,  p.  23. 

+  '  Production  de  la  chloropliylle  i't  direction  des  tij^es  sous  l'influence  des  rayons  ultra-violets,  caloiifiqiies  et  lumieiix 

d«  spectre  .solaire.  Ann.  des  so.  iiat.  i.  ser.  T.  VII  (1858j,  p.  154 — 172. 


Die  hpUotropiNchen  Erscheinunfien  im  Pflanzenreiche.  1  (!  1 

beim   Steiiisalzprismu;    Flintglasprisiiia:    erstes   um    11,  zweites  zwisclien  C  und  D;    endlich  Prismen  aus 
schwerem  Flintglas :  erstes  Maximum  im  Violett,  zweites  im  vorderen  Grün  (£). 

Das  Minimum  des  lieliotroj)ischen  Eifectes  war  in  allen  Fällen  im  Blau  (bei  F)  gelegen. 

nerücksicLtigt  man,  dass  das  Steinsalz  für  die  dunklen  Wärmestrahlen  am  durchlässigsten  ist,  der  Berg- 
krystall  tiir  die  cliendschen  und  das  Flintglas  für  die  Strahlen  mittlerer  Hrechbarkeit,  so  ergibt  sich  aus  den 
Untersuchungen  von  Gu  i  1  leni  in,  dass  ein  Maximum  für  die  Flexion  der  Pflanzentheile  im  llltraviojetl  (zwi- 
schen II  lind  ,/)  und  ein  zweites  im  Ultraroth  und  der  benachbarten  Region  liegt.  Ersteres  ist  lixirter  als  letz- 
teres, welches  je  nach  dem  Stande  der  Sonne  und  der  Reinheit  des  Lichtes  variirt  und  bis  E,  ja  bis  Eb  reichen 
kann.  Je  tiefer  der  Stand  lier  Sonne  und  je  mehr  die  Luft  durch  Wasserbläsehen  getrübt  ist,  desto  mehr  rückt 
das  zweite  Maximum  in  die  breciibare  Region  vor.  Monochromatisches,  polarisirtes  Licht  wirkt  bei  heliotropi- 
schen Krümmungen  so  wie  gemeines. 

Der  Verfasser  erklärt,  warum  D  ut  röchet  eine  stärkere  heliotropische  Wirkung  im  Violett  als  Ultraviolett 
beobachtet,  da  nämlich  Dutrochet  vor  das  Prisma  Linsen  stellte,  so  wurde  das  Violett  mehr  als  das  Ultra- 
violett geschwächt,  (iegen  Gardner  aber  bemerkt  er,  dass  er  das  Centrum  der  lateralen  Flexion  mit  der 
Maximumwirkung  verwechselte  und  desshalb  das  Maximum  ins  Indigo  verlegte.  Endlich  wendet  sich 
Guillemin  auch  gegen  Payer  (vgl.  oben  p.  13  u.  14)  und  erklärt  seine  Angabe,  dass  blos  im  Blau,  In- 
digo und  Violett  Heliotropismus  stattfinde,  für  irrthümlich,  indem  er  ausdrücklich  hervorhebt,  dass  er  unter 
Anwendungen  von  Combinationen  gefärbter  Gläser  im  durchgelassenen  monochromatischen  Roth,  Orange,  (ielb 
und  (Trün  stets  heliotropisclie  Krümmungen  beobachtete. 

Auch  Guillemin  behauptet  die  Existenz  einer  sogenannten  lateralen  Flexion.  Wie  der  Entdecker  dieser 
Erscheinung,  Gardner,  zuerst  angab  und  Dutroc  iiet  bestätigte,  tindet  auch  er,  dass  das  Centrum  dieser 
lateralen  Flexion  im  Indigo  liege.  Es  erstreckt  sich  die  Wirksamkeit  des  Lichtes  bei  Hervorrufung  dieser 
Erscheinung  über  beide  Grenzen  des  sichtbaren  Spectrums  hinaus. 

Diese  laterale  Flexion  scheint  nicht  immer  aulzutreteu;  wenigstens  lässt  dies  eine  Stelle  der  Abhandlung, 
an  welcher  es  heisst,  dass  oft  trotz  der  Schirme  die  Erscheinung  zu  beobachten  ist,'  schliessen. 

Guillemin  hat  im  Ganzen  25  Versuche  ausgeführt.  Da  der  Verfasser  das  Gegentheil  nicht  hervorhebt, 
so  ist  anzunehmen,  dass  er  keinerlei  widersprechende  Resultate  erhielt. 

In  seiner  bekannten  Untersuchung  über  die  durch  die  Schwerkraft  bestimmten  Richtungen  von  Pflanzen- 
theilen  hat  Hofmeister*  gelegentlich  auch  einige  auf  Heliotropismus  bezugnehmende  Beobachtungen  mit- 
getheilt.  Er  bestätigt  die  von  Dutrochet  gemachte  Entdeckung,  dass  die  Stengel  von  Epheu  sich  vom 
Lichte  abwenden,  und  bemerkt  hinzu,  dass  die  Sprossenden  dieser  Pflanzen  nur  in  so  geringem  Grade  das 
Streben  zur  Aufrichtung  besitzen,  „so  dass  bei  Einwirkung  nur  irgend  intensiven  Lichtes  die  Sprossen 
sich  horizontal  vom  eintallenden  Lichte  wegwenden."  Hingegen  bestreitet  er,  dass  die  Herabbieguug  der 
Zweige  bei  der  Hängeesche,  wie  dies  Dutrochet  behauptete,  durch  das  Licht  zu  Stande  komme.  Er  findet, 
dass  die  am  Endtbeil  des  Zweiges  stehenden  Blätter  den  Spross  durch  ihr  Gewicht  nach  abwärts  ziehen. 
Seine  Versuche  lehren,  dass  die  am  Zweigende  wirkende  Last  auf  das  Zustandekommen  der  Erscheinung 
einen  Einfluss  ausübt,  ob  aber  hier  nicht  das  Licht  begünstigend  einizreift  oder  nicht  auch  seibststäudiges 
stärkeres  Wachstlium  au  der  Oberseite  hierbei  im  Spiele  ist,  wurde  von  ihm  nicht  geprüft. 

Von  neuen,  dieVerbreituni;  des  Heliotropismus  betreffenden  Beobachtungen  enthält  Hofmeister's  Arbeit 
die  Auffindung,  dass  die  Wurzeln  der  CordyUne  vivipara  (Hartwegia  comosa  Nees.)  unter  Wasser  gezogen, 
in  auffallenderer  W^eise  das  Licht  fliehen,  als  die  Wurzeln  der  Cruciferen;  ferner  erklärt  er  die  hakenförmige 
Krümmung  der  Sprossenenden  von  Vitis  und  Ampelopsis  als  durch  Licht  und  Schwerkraft  hervorgebracht.  Er 
sagt^'  hierüber  ausdrücklich:    „dass  diese  Beugung  vorwiegend  durch  das  Licht  und  nur  beiher  durch  die 


1  L.  c.  p.  172. 

2  Berichte  der  kön.  sächs.  Gesellschaft  d.  Wissenschaften,  1860,  p.  175—213. 
ä  L.  c.  p.  209. 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Ol.  XXXIX.  Bd.  21 


162  Julius  Wiesner. 

Schwerkraft  hervorgerufen  wird  — dies  zeigt  da.s  Verhalten  dieser  Sprossenenden  in  vollkommener 

Dnnkellieit;  sie  gleichen  die  Kninimnng  binnen  2  —  20  Stunden  mehr  oder  weniger  ans,  oft  l)is  zur  völligen 
Aufrichtung.  Dem  Lichte  ausgesetzt  krllmmen  sie  sich  dann  auf's  neue."  Diese  Stelle  in  Hofniei  ster's  Arbeit 
scheint  nicht  recht  beachtet  worden  zu  sein;  denn  es  werden  die  genannten  Krümmungen  stets  mIs  spontane 
angesehen,  ohne  dass  dabei  die  Beobachtung  Hofmeister's  eine  Widerlegung  fände.  Falls  Hofmeister's 
Beobachtung  richtig  ist,  was  weiter  unten  entschieden  werden  wird,  so  läge  hier  ein  neuer  Fall  von  negativem 
Heliotropismus  vor. 

Eine  die  Mechanik  des  Heliotropismus  betreffende  Stelle  der  Abhandlung  stützt  sich  a-uf  die  Beobachtung, 
dass  gerade,  nn  den  Enden  mit  Wachs  befestigte  Stücke  von  Stielen  alter  Blätter  des  Epheu  und  von  Tro- 
paeolum  majiis  sich  dem  einfallenden  Lichte  in  feuchtem  Räume  (schwach)  zukrümmen.  Er  zieht  aus  dieser 
Beobachtung  den  Schluss,  dass  die  lieliotropischen  Krümmungen  auf  durch  Lichteinfluss  bewirkte  Veränderungen 
der  Dehnbarkeit  und  Elasticität  der  dem  Lichte  zu-,  beziehungsweise  abgewendeten  Gewebspartien  l)eruhen. 
Ob  an  der  Licht-,  beziehungsweise  Schattenseite  der  heliotropischen  Organe  eine  Differenz  im  Längenwachs- 
thum  herrsche,  welche  als  Ursache  der  Krümmung  wirke,  wie  De  Candolle  zuerst  angab,  hat  Hofmeister 
gar  nicht  in  Betracht  gezogen,  wohl  aber  betont  er,  dass  die  Voraussetzung,  als  bewirke  das  Licht  bei  positiv 
heliotropisclien  Organen  eine  Contraction  an  der  unmittelbar  beleuchteten  Stelle,  eine  irrthümliclie  sei.  Hof- 
meister's Beobachtungen  lassen  dieUnnclitigbeit  dieserVoraussetzung  allerdings  annehmen;  allein  beweisend 
bierfür  ist  die  leicht  zu  constatirende  Thatsache,  dass  die  heliotropischen  Krümmungen  stets  mit  einer  Längen- 
zunahme des  betreffenden  Organes  verbunden  sind. 

Hofmeister  ist  auch  der  Erste,  welcher  die  Ausdrücke  positiver  und  negativer  Heliotropismus, 
deren  ich  mich  bisher  schon,  freilich  ohne  historische  Berechtigung,  aber  aus  Gründen  der  Zweckmässigkeit 
bediente,  in  die  Wissenschaft  einführte.  *  Die  Zusammenfassung  beider  Erscheinungen  unter  einen  gemein- 
samen Begriff,  die  man  selbst  bei  De  Candolle  noch  vermisst,  war  allerdings  schon  durch  Bayer  und 
Dutrochet  angebahnt  worden. 

Sachs,  welcher,  wie  allerseits  anerkannt  wird,  zur  Wiederbelebung  der  experimentellen  Forschung  auf 
dem  Gebiete  der  Pflanzenphysiologie  wesentlich  beitrug,  und  fast  auf  allen  Gebieten  der  letzteren  sich  bewegte, 
hat  sich  auch  mehrfach  mit  dem  üeliotropismus  beschäftigt.  Im  Jahre  1864  veröffentlichte  er  eine  Arbeit* 
über  die  Beziehung  des  Lichtes  zur  Pflanze,  in  welcher  er  nach'einer  kurzen  historischen  Übersicht  auch  einige 
unsere  Frage  betreffende  Beobachtungen  mittheilt. 
i-  Er  arbeitete  nicht  mit  Spectrallicht,    sondern  liess  das  Licht  zu  den  auf  Heliotropismus  zu  prüfenden 

Pflanzen  durch  absorbirende  Medien  hindurch,  welche  in  der  angewendeten  Schichtendicke  bei  der  im 
Versuche  herrschenden  Lichtintensität  spectroskopiseh  geprüft  wurden.  Als  absorbirende  Medien  benützte 
Sachs  zwei  schon  mehrfach  für  ähnliche  Zwecke  benützte  Flüssigkeiten,  nämlich  Kupferoxyd ammoniak 
(schwefelsaures Kupferoxydammoniak),  welches  Daubeny, ^  und  saures  chronisaures Kali,  welches,  so  viel  mir 
bekannt,  zuerst  Gardner  für  pflanzenpliysiologische  Zwecke  benützte.  Die  angewendete  Flüssigkeit  befand 
sich  zwischen  den  parallelen  Wänden  cylindrischer  von  oben  abgeblendeter  Glasgefässe  (später  verwendete 
er  liir  diesen  Zweck  die  sogenannten  do])pelwandigen  Glasglocken)  und  Cuvetten  mit  planparallelen  Glas- 
wänden. Die  orange  Flüssigkeit  (Kalibichromat)  liess  Roth,  Orange,  Gelb  und  den  benachbarten  Theil  von 
Giiin  durch;  die  blaue  Flüssigkeit  (Kupferoxydammoniak)  den  Rest  des  sichtbaren  Spectrums,  also  (»rün  bis 
Violett.  Als  Versuchspflänzchen  dienten  etiolirte  Keimlinge  von  Gnrthamus  tinctorms  und  Smapin  alba.  Er  fand 
eine  gewisse  Proportionalität  zwischen  der  photograpliischen  Wirkung  des  verwendeten  Lichtes  und  den  helio- 
tropischen Effecten.  Denn  hinter  der  Lösung  des  doppeltchromsauren  Kali  war  die  photographische  Wirkung 
auf  Chlorsilberpapier  eine  äusserst  schwache,  und  die  Stengel  der  Keimpflanze  zeigten  keinerlei  Krümmung 


1  Vgl.  1.  c.  p.  184. 
'   -   Wirkung  farbigen  Lichtes  auf  Pflanzen.  Bot.  Zeit.  1864,  p.  353  ffd. 
3  Philosoph.  'J'ransact.  1836,  1,  p.  146. 


Die  heliotropischen  Erscheinungen  im  Pflanzenreiche.  163 

zum  Lichte,  sondern  standen  aufrecht  wie  im  Finstern,  während  hinter  Kupferoxydammoniak  das  photogra- 
phische Papier  geschwärzt  wurde  und  innerhalb  einiger  Stunden  die  Keimstengel  sich  in  Bogen  von  60—80° 
gegen  die  Lichtquelle  hin  krümmten.  ' 

Diese  Versuche  haben  zweifellos  schon  desshalb  Werth,  weil  selbe  auch  im  diffusen  Lichte  gelingen, 
also  täglich  angestellt  werden  können,  während  zu  den  Experimenten  mit  dem  objectiven  Spectrum  direetes 
Sonnenlicht  erforderlich  ist;  namentlich  als  Demonstrationsversuche  sind  sie  gegenwärtig  ,i,anz  unentbehrlich. 
Allein  Sachs  hat  aus  diesen  paar.  Jedenfalls  sehr  unvollkommenen  Versuchen  zu  viel  abgeleitet,  wenn  er 
ohne  weitere  Ausdehnung  der  Versuche  und  ohne  Wiederholung  der  Versuche  von  Dutrochet  und  PouiUet, 
namentlich  aber  der  in  methodischer  Beziehung  viel  vollkommeneren  Experimente  Guillemin's  den  Satz  aus- 
spricht, dass  durch  den  schwächer  brechbaren  Theil  des  Sonnenspcctrums  keine  heliotropischen  Krümmungen 
veranlasst  werden,  und  überhaupt  in  diesem  Lichte  das  Wachsthum  der  Interuodien  sich  so,  als  stünden  sie  im 
Finstern,  verhält,  und  dass  nur  die  stärker  brechenden  Strahlen  Heliotropismus  und  Hemmung  des  Längen- 
wachsthums  der  Stengel  bedingen.  * 

Vi^eitcre  den  Heliotropismus  betreffende  Beobachtungen  hat  Sachs  in  seiner  Experimcntalphysiologie^ 
mitgetheilt:  die  Blätter  von  Tropaeolum.  i)mjus  sind  positiv,  die  Internodieu  anfänglich  positiv,  später,  wenn 
sie  durch  die  Thätigkeit  des  Cnnibinus  dicker  geworden,  negativ  heliotropisch.*  Die  Wurzein  von  in  Gläsern 
cultivirter  Lemna  sind  positiv  heliotropiscb ,  desgleichen  bei  sehr  intensivem  Lichte  die  Wurzeln  von  Vkaseo- 
lus,  Zea  Mais,  Cucurbita,  JugLans  regia,  Pistia  stratiotes,  Myosotis,  Callitricke,  Beta  vulgaris,  Cannabis 
sativa  und  Quercus. 

Der  Zeit  nach  sind  an  dieser  Stelle  die  Beobachtungen  über  Heliotropismus  einzufügen,  welche  Ch. 
Darwin  in  seiner  berühmten  Schrift  über  Kletterpflanzen  niedergelegt  bat.'*  Darwin  zieht  Beobachtungen 
über  Bewegung  von  Kletterpflanzen  zum  Lichte  hin,  oder  in  entgegengesetzter  Richtung  nur  in  so  weit  in  den 
Kreis  seiner  Untersuchungen,  als  diese  Orientirung  zum  Lichte  biologisch  mit  der  Function  des  Kletterns 
zusammenhängt.  Darwin  fand  die  Ranken  von  Bignonia  capreolata  und  Smüax  aspera  in  geringem  Grade 
negativ  heliotropisch.  An  Wurzelklettern,  z.  B.  Epheu,  ferner  an  Ficus  repens  und  barhatus  konnte  kein 
negativer  Heliotropismus  constatirt  werden.  Die  (spontanen)  revolutiven  Bewegungen  der  Ranken  werden 
durch  das  Licht  beeinflusst.  So  wurde  bei  den  Ranken  von  Ipomoea  jucunda  und  Lonicera  braohypoda  con- 
statirt, dass  der  Weg  zum  Lichte  hin  in  kürzerer  Zeit  als  der  vom  Lichte  weg  zurückgelegt  wird. 
\  Bald  hierauf  hat  Hofmeister^  ein  reiches  auf  Heliotropismus  bezugnehmendes  Beobachtungsmateriale 
veröffentlicht,  und  zudem  die  Mechanik  der  einschlägigen  Erscheinungen  von  einer  neuen  Seite  aufgefasst. 

Von  grosser  Wichtigkeit  ist  seine  Entdeckung  des  positiven  Heliotropismus  von  nur  aus  einer  Zellenreihe 
bestehenden  Organen,  z.  B.  der  Stengel  von  Nitella.  Er  hat  hieraus  sofort  den  Satz  abgeleitet,  dass  die  Ur- 
sachen der  heliotropischen  Krümmungen  nicht,  wie  Dutrochet  annahm,  vom  Zellinhalte  ausgehen,  sondern 
in  Veränderungen  der  Membran  begründet  sind.  Freilich  ist  hiermit  hios  ein  Fingerzeig  für  die  Erklärung 
der  heliotropischeu  Erscheinungen  vielzelliger  Organe  gegeben,  und  aus  den  Beobachtungen  an  derartigen 
Organen  lässt  sich  direct  ein  Schluss  auf  alle  Formen  des  Heliotropismus  noch  nicht  ziehen. 

Nicht  minder  wichtig  sind  Hofmeister's  Angaben  über  den  Heliotropismus  der  Pilze  und  Moose,  über 
welchen  bis  dahin  fast  nocii  gar  keine  Beobachtuugeu  vorlagen. '    Er  fand,  dass  der  einzellige  Fruchttrüger 


'   L.  c.  p.  362.   Auch  mit  Linum  grandiflorum,  usi'tatüsimum,  Brassica  oleracea  und  Helianthus  annuua  stellte  Sachs   helio- 
tropische Versuche  au,  welche  ein  ähnliches  Ergebnis»  lieferten. 

-  Vgl.  auch  Sachs'  Lehrb.  d.  Botanik,  3.  Aufl.  (1873),  p.  647. 

3  Leipzig   1865,  p.  40—42. 

4  Nicht  aber  das  hypocotyle  Glied  von  Tropaeolum,  wie  Frank  (Richtung  von  Pflanzentheilen,  p.  3)  irrthümlich  angibt. 

5  Journal  of  tlie  Linneau  Society,  IX,  1865.    Diese  Abhaudliing  erschien  bekunntlicli  später  mit  Ei  Weiterungen  unter 
dem  Titel:   Climbing  plants.  London  1874  selbständig.  Deutsche  Übersetzung  des  Werkes  von  Carus.  Stuttgart  1876. 

-t-  6  Die  Lehre  von  der  Pflanzenzelle.  Leipzig,   1867,  p.  288—299. 

'  Dass  die  Moose  theils  das  Licht  aufsuchen  (oberer  Theil  des  Fruchtstieles  von  Bryum,  Bypnum,  Blätter  von  Dicra- 
num  etc.),    theils  fliehen  (Zweigspitzen  von  Ilypmim,  Blätter   von  Fissidenten,  Fruchtstiele  von  Barbula  etc.),  hatte  früher 

21  * 


164  Julius  Wiesner. 

vou  Piloholus ,  aufrechte  einreihige  Hyphen  von  Schimmelpilzen  und  Stiele  des  Hutpilzes  Coprinus  Jiiveus 
positiv  heliotropisch  sind,  und  vermnthet,  dass  das  Anschmiegen  der  Erisijihe-¥'AA&\\  an  ihre  Unterlage,  ferner 
das  Eindringen  der  Keinischläuclie  von  üredineen,  L'stilagineen  und  Peronosporeen  etc.  in  Zellen  oder  Spalt- 
öffnungen der  Nährpflanzen  auf  negativem  Heliotropismus  beruhe  oder  durch  denselben  vermittelt  werde. 
Ferner  beobachtete  er,  dass  manche  beblätterte  Jungermannien  {Frullania  dilatata  und  Radula  complanata) 
ausgezeichneten  und  viele  Laubmoose  (Blätter  und  Stengel  von  Hypnum)  deulicheu  negativen  Heliotropismus 
zeigen. 

Das  Anschmiegen  der  Farnprothallien  an  die  Unterlage  führt  Hofmeister  auf  negativen  Heliotropisnius 
zurück,  und  ist  der  Ansicht,  dass  bei  dieser  Form  des  Heliotropismus  die  Organe  erst  durch  das  Licht  zum 
Heliotropismus  prädisponirt  werden :  hingegen  der  (meist  negative,  seltener  z.  B.  bei  Epheii  positive)  Helio- 
tropismus der  Blätter  allerdings  durch  das  Licht  hervorgerufen  werde,  sein  Zustandekommen  aber  auf  erblich 
festgehaltenen  Organisationseigenthümlichkeiten  beruhe. 

Ferner  gibt  Hofmeister  an,  dass  bei  gewissen  Organen  (junge  Prothallien  von  Polypodiaceen)  eine 
bestimmte  Gewebspartie  heliotropisch  krümmungsfähig  ist;  bei  stärkerer  Lichtwirkung  wird  diese  „Kante" 
negativ,  bei  schwacher  positiv  heliotropisch.  Junge  Internodien  von  Hedera  HeJix  sind  positiv,  ältere  erst 
negativ  heliotropisch. 

In  Bezug  auf  den  Zusammenhang  zwischen  Brechbarkeit  des  Lichtes  und  Heliotropisnius  führt  Hofmeister 
folgende  eigene  Beobachtungen  an.  .Er  fand  hei  Wiederholung  der  Sachs'schen  Versuche,  dass  hinter  einer 
Lösung  von  doppeltchromsaurem  Kali,  welche  blos  Roth,  Orange,  Gelb  und  einen  Theil  von  Grün  durchliess, 
welches  Licht  salpetersaures  Silberoxyd  nicht  mehr  reducirt,  wohl  die  Keimstengeln  von  Lepidium  sativum, 
Sinapis  alba  und  Lupinus  albus  aufrecht  bleiben,  aber  die  unter  gleichen  Verhältnissen  befindlichen  Keim- 
linge von  E7-ysimum  Verofskianum  sich  energisch  gegen  das  Licht  krümmen.  Dunkle  Wärme  habe  auf  den 
Heliotropismus  keinen  Einfluss.  Die  hierauf  bezugnehmenden  Versuche  sind  nicht  beschrieben. 

Hofmeister  erklärt  hier  den  positiven  Heliotropismus  wesentlich  in  derselben  Weise  wie  De  Can- 
dolle,'  nämlich  durch  beschleunigtes  Wachsthura  der  Schattenseite,  deren  Gewebe  sicli  gewissermasssn  im 
Etiolement  befinden;  nur  gibt  er  als  nähere  Ursache  der  Krümmung  zum  Lichte  die  durch  das  ungleiche 
Wachsthum  hervorgerufene  Gewebespannung  an. 

Schon  Dut  röchet  hat  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  im  Wasser  wachsende  Wurzeln  sich  entweder 
ihrer  ganzen  Länge  nach  dem  Lichte  zu-  oder  von  demselben  abwenden;  oder  die  heliotropische  Krümmung 
blos  den  jüngsten  Theil  der  Wurzel  (Beugungsstelle  unweit  dem  hinteren  Ende  der  Wurzelhaube)  beherrscht. 
Nach  Versuchen  von  Wolkoff*  soll  nun  jener  Fall  von  negativem  Heliotropismus,  bei  welchem  die  ganze 
Wurzel  sich  vom  Lichte  wegkrümmt  (z.  B.  bei  ilartu-egia  comosa)  nichts  als  eine  besondere  Form  des  positiven 
Heliotropismus  sein.  Bei  einseitiger  Beleuchtung  wird  die  Hinterseite  angeblich  in  Folge  Lichtbrechung 
stärker  beleuchtet,  als  die  Vorderseite,  und  dem  entsprechend  wird  das  Wachsthnni  an  der  von  der  Lichtquelle 
abgewendeten  Seite  im  Wachsthum  retardirt.  Hofmeister  hat  selbst  eine,  dieser  Hypothese  widersprechende 
Beobachtung  mitgetheilt:  es  sind  nämlich  die  Blüthenstiele  von  Linaria  Cymbalaria  positiv,  später  (als 
Fruchtstiele)  negativ  heliotropisch,  ohne  dass  ein  merklicher  Unterschied  in  der  Diaphanität  der  Gewebe  dabei 
einträte.  Die  Unhaltbarkeit  dieser  Hypothese  wird  im  experimentellen  Theile  dargelegt  werden. 

Auf  mehrere  Einzelheiten  der  Hofmeister'schen  Beobachtungen  komme  ich  weiter  unten  noch  zurück. 

Schon  im  Jahre  1868  hat  Frank^  einige  Beobachtungen  über  Heliotropismus  bekannt  gemacht.  Er  fand, 
dass  die  ausläuferartigen,  kriechenden  Stengel  der  Lysimachia  Nummularia,  die  Stengelspitze  von  Saxifraga 


schon  Wie  luira  gefunden  (Pringsheim's  .Jalirb.  für  wiss.  Bot.  II  flSfiO],  p.  103  ffd.).  Sonderbarerweise  wird  dieser  Auf- 
findungen in  II  ofmeis tor's  Werk  nicht  gedacht,  und  auch  .sonst  sind  siine  diesbezüglichen  Beobachtungen  übersehen 
worden. 

1  Vgl.  Hofmeister  1.  c.  p.  290,  Anmerkung. 

2  S.  Hofmeister  1.  c.  p.  293. 

3  Beiträge  zur  Pflanzenphysiologie,  p.  49  ffd. 


Die  heliotrop ischen  Erscheinungen  im  Pflanzenreiche.  165 

longifolia  und  die  geneigten  Enden  der  Stengel  von  Solidago  villosa  vor  der  Blüthe  negativ  heliotropisch  sind. 
Einige  Jaln-e  später  tiat  er  eine  umfangreiclie  Arbeit  veröftentiicht, '  welclie  zum  grossen  Theile  den  Einfluss 
des  Lichtes  auf  die  Kichtungsverhältnisse  der  Pflanzentlieile  beliandelt.  Es  wird  liier  der  Versuch  gemacht, 
eine  neue  Form  des  Heliotropismus  darzulegen,  den  Transversalheliotropismiis,  der  darin  bestehen 
soll,  dass  die  Pflanzentlieile  (Blätter  oder  Stengel)  das  Bestreben  zeigen,  sich  möglichst  senkrecht  auf  die 
Richtung  der  einfallenden  Liciitstrahlen  zu  stellen.  Es  wird  dies  zunäciist  an  den  Sprossen  von  Polygonum 
aviculare  erläutert.'  Diese  Sprosse  wachsen  aufrecht,  wenn  sie  im  Dunkeln  vegetiren,  aber  horizontal,  wenn  sie 
dem  Lichte  ausgesetzt  sind.  Man  möchte  hier,  wie  bei  den  niederliegenden  Stengeln  von  Lysimachia  Nummu- 
laria  negativen  Heliotropismus  annehmen.  Allein  nach  Frank  sind  beide  Fälle  strenge  auseinanderzuhalten: 
während  nämlich  die  Letztgenannte  auf  abschüssigem  Terrain  durch  Licht  gezwungen  wird,  nach  abwärts  zu 
wachsen,  geht  bei  Polygonum  aviculare  die  Wirkung  des  Lichtes  nur  so  weit,  dass  die  Stengel  horizontal 
gestellt  werden;  sie  wachsen  horizontal  weiter  und  erst,  wenn  sie  sehr  stark  an  Länge  zugenommen  iiaben, 
neigen  sie  sich  in  Folge  ihrer  6'chwere  nach  abwärts.  Die  Wurzelblätter  der  meisten  Pflanzen  (z.  B.  von  Plan- 
tago  major,  lanceolata,  CapseUa  bursa  jiastoris,  Primula  elatior  etc.)  sind  anfänglich  negativ  geotropisch  und 
kommen  in  Folge  dessen  vertical  aus  dem  Boden  hervor;  künstlich  verfinstert  bleiben  sie  in  dieser  Richtung, 
und  erst  im  Lichte  stellen  sie  sieh  transversal  zum  Lichte.  ^  Das  Licht  richtet  die  Blätter  nach  Frank 
häufig  schief  gegen  den  Horizont,  aber  in  einer  Ebene,  welche  senkrecht  auf  die  Richtung  des  stärksten  ein- 
fallenden Lichtes  steht;  eine  sowohl  bei  Laubbäumen  als  Nadelhölzern  häufige  P]rsclieinung,  die  auch  schon 
früher  bekannt  war  und  als  eine  gemeine  heliotropische  Erscheinung  bezeichnet,*  von  Frank  aber  el)enfalls 
als  eine  Form  des  Transversalheliotropismus  aufgefasst  wurde.  Bei  dieser  angeblich  durch  den  Transversal- 
heliotropismus hervorgerufenen  Blattlage  haben  die  vorderen  (dem  Lichte  zugewendeten)  Blätter  im  Vergleiche 
zu  den  hinteren  entgegengesetzte  Krümmung,  während  die  seitlichen  ein  intermediäres  Verhalten  darbieten. 
Die  vorderen  Blätter  sind  (gegen  die  Axe  hin)  convex,  die  hinteren  concav,*  die  seitlichen  sind,  je  nachdem 
sie  rechts  oder  links  stehen,  rechts-  oder  links  umgewendet,  wodurch  alle  sich  einer  Ebene,  welche  auf  den 
einfallenden  Lichtstrahlen  senkrecht  steht,  mehr  oder  minder  nähern.  „Diese  Erscheinungen  entkleiden  sich 
aber  ihres  wunderbaren  Anstriches,  wenn  man  den  wachsenden  Zellhäuten  eine  Eigenschaft  substituirt,  welche 
denen  aller  nur  mit  gemeinen  Geotropismus  und  Heliotropismus  ausgerüsteten  Organen  durchaus  abgeht. .  .  .•* 
Es  wird  angenommen,  dass  den  Zellen  transversalheliotropischer  Organe  eine  Polarität  zukomme,  der  zufolge 
die  Durchleuchtungsrichtung  bestimmend  auf  den  Wachsthumsprocess  einwirke,  so  zwar,  dass  jeder  Licht- 
strahl, welcher  solche  Zellmembranen  in  der  Richtung  des  Organes  von  der  Basis  zur  Spitze  durchdringt,  eine 
von  der  Vorderseite  nach  der  Hinterseite  fortschreitende  Abnahme  des  Längenwachsthums  hervorruft,  hin- 
gegen ein  Lichtstrahl,  welcher  in  umgekehrter  Richtung  die  Membranen  durcheilt,  einen  gerade  umgekehrten 
Erfolg  nach  sich  zieht. 

Die  Lehre  vom  Transversalheliotropismus  (und  dem  hier  nicht  weiter  zu  betrachtenden  gleichfalls  von 
Frank  aufgestellten  Transversalgeotropisnius)  hat  in  Hugo  de  Vries'  einen  energischen  Gegner  gefunden. 
Der  genannte  Forscher  hat  vor  allem  das  Verdienst,  auf  eine  Reihe  von  Erscheinungen  ungleichen  Wachsthnms, 
welche  an  der  Ober-  und  Unterseite  nicht  aufrechter  Organe  (Blätter  und  Stengel)  unabhängig  von  Liciit  oder 
Schwerkraft  zu  Stande  kommen,  aufmerksam  gemacht  zu  haben,  also  auf  Krümmungserscheinuugen,  die  für 


1  Die  natürliche  wagrechte  Richtung  von  Pflanzentheilen  und  ihre  Abhängigkeit  vom  Lichte  und  von  der  Gravitation. 
Leipzig  1870. 

'-  L.  c.  p.  18. 

3  L.  c.  p.  46. 

^  Wiesner  Beobachtungen  über  den  Einfluss  der  Enlscliwere  auf  Grössen-  und  Formverhältnisse  der  Blätter. 
Sitzungsber.  d.  kais.  Akad.  d.  Wiss.  Bd.  58  (1868).  Sep.-Abdr.  p.  15—16. 

5  Oder  eben,  oder  relativ  weniger  convex  als  die  vorderen  Blätter  W. 

6  Frank  1.  c.  p.  80. 

'  Über  einige  Ursachen  der  Richtung  bilateral-symmetrischer  Pflanzentheile  in  Sachs'  Arbeiten  des  bot.  Inst,  zu  Würz- 
burg 1871,  p.  223. 


16'6  Julius  Wiesner. 

heliotropische  oder  geotropische  zu  erklären,  man  bei  ungenauer  Beobachtung  leicht  geneigt  sein  könnte. 
Diese  Erscheinungen,  welche  wenigstens  anscheinend  spontan  zu  Stande  kommen,  stimmen  offenbar  mit  der  so- 
genannten spontanen  Nutation  (Sachs)  überein;  de  Vries  hat  aber  für  sie  die  an  ganz  andere  Erscheinungen 
bereits  vergebeneu  Ausdrücke  Hyponastie  und  Epinastie,  später,  um  sie  von  den  letzteren  zu  unterscheiden,  die 
besseren  Namen:  longitudinale  Hyponastie  (bez.  long.  Epin.)  vorgeschlagen,  Ausdrücke,  die  ziemlich  all- 
gemeinen Eingang  gefunden  habeu.  Diese  Formen  des  gewissermassen  in  der  Organisation  der  Stengel  und 
Blätter  begründeten  ungleichen  Wachsthums  an  Ober-  und  Unterseite  ist  von  Frank  übersehen  worden. 
De  Vries  zeigte  ferner,  dass  die  von  Frank  als  transversalheliotropisch  angesehenen  Krümmungen  auf 
Epinastie  oder  häufig  einfach  auf  gewöhnlichen  Heliotropismus  zurückzuführen  sind,  wie  ja  auch  schon  von  vorn- 
herein wahrscheinlich  war.  So  unterscheidet  sich  z.  B.  der  oben  genannte  Fall  von  Heliotropismus  des  Pohj- 
go7ium  avicuiftre  von  dem,  welchen  Lysimachia  Nummulan'a  zeigt,  gar  nicht:  in  beiden  Fällen  findet  negativer 
Heliotropismus  statt.  Der  Unterschied  ist  ein  unwesentlicher,  und  liegt  nur  in  ungleicher  Biegungsfähigkeit 
der  Stengel  dieser  beiden  Pfianzen.  In  manchen  Fällen  von  Transversalheliotropismus  und  Transversalgeotro- 
pisnms  wirken  nach  de  Vries  Torsionen  mit,  welche  in  Belastungsverhältnissen  der  Zweige  ihren  Grund 
haben,  so  z.  B.  bei  schiefen  Sprossen  mit  decussirter  Blattstellung,  bei  welchen  die  vierzeilig  angeordnete 
Laubmasse  in  eine  Ebene  gedrängt  wird.  Dem  oben  angeführten  Versucli  mit  den  Wurzelblättern  von  Plan- 
tago,  üajjuella  etc.  sprictit  de  Vries  jede  Beweiskraft  ab,  und  hält  durch  dieselben  nicht  einmal  den  negativen 
Heliotropismus  dieser  Blätter  für  bewiesen,  ein  Punkt,  aufweichen  ich  im  experimentellen  Theile  dieser  Ab- 
handlung noch  zurückkomme.  Im  Übrigen  muss  in  Betreff  der  Widerlegung  des  Transversalheliotropismus  auf 
das  Original  verwiesen  werden. ' 

Was  nun  speciell  die  heliotropischen  Erscheinungen  an  bilateralsymmetrischen  Pflanzeutheilen  anlangt,  so 
hat  de  Vries  ausser  den  schon  genannten  Beobachtungen  noch  folgende  wichtigere  gemacht.  Versuche  mit 
abgeschnittenen  aber  noch  wachstimmfähigen  Blattstielen  und  Blattrippen  im  hellen,  diffusen  Lichte  lehrten,  dass 
dieselben,  ob  sie  mit  der  natürlichen  Vorder-  oder  Hinterseite  dem  Lichte  zugekehrt  wurden,  entweder  gar 
nicht  oder  so  schwach  positiv  (nienjais  negativ)  heliotropisch  sind,  dass  dadurch  die  Epinastie  wohl  verringert 
aber  niemals  überwunden  wird.  Auch  die  Seiten  der  Blattstiele  {Ekus  tijphina,  Aäanthus  giandulosa  etc.)  und 
Mittelrippen  [Uubus  odoratus  etc.)  erwiesen  sich  als  schwach  positiv  heliotropisch.  Auch  bei  Anwendung  von 
Sonnenlicht  wurden  keine  anderen  Resultate  erhalten.  An  schiefen  oder  horizontalen  epinastischen  Sprossen 
ist  m  der  Regel  gar  kein  Heliotropismus,  selten  ein  schwacher  positiver  Heliotropismus  wahrzunehmen.  Nur 
nn  directeu  Sonnenlichte  findet  hier  in  einzelnen  Fällen  (Lysimachia,  Fragaria'^  negativer  Heliotropismus  statt. 
Hyponastische  Sprosse  wurden  auf  Heliotropismus  nicht  untersucht. 

Eine  sehr  ausführliehe  Arbeit  „Über  die  Krümmung  der  Pflauzen  gegen  das  Sonnenlicht"  hat  N.  J.  C. 
Müller*  im  Jahre  1872  veröffenthcht. 

Müller  sucht  zunächst  einen  mit  allen  früheren  Beoliachtnngen^  uiidit  in  Einklang  zu  bringenden  Satz  zu 
begründen,  dass  jeder  heUotropisch  krümmun^sfähige  Pflanzentlieil,  je  nach  der  Lichtintensität,  welche  ihn 
trifft,  negativen  oder  positiven  Heliotropismus  zeigt;  bei  einer  gewissen  mittleren  Intensität  soll  der  betreffende 
Pflanzentheil  sich  dem  Lichte  gegenüber  indifferent  verhalten.*  Er  stützt  sich  hiebei  auf  drei  Beobachtungen. 
Erstens  auf  Kressekeimlinge,  welche  angeblich  bei  einseitiger  Beleuchtung  am  Gipfel  des  Stengels  negativen, 
darunter  positiven  Heliotropismus  zeigen;    zweitens  auf  die  Internodien  des  Epheu,  welche  bei  schwacher 


1  Auch  auf  die  Polemik  zwischen  Frank  und  de  Vries  über   diese  Frage  (S.  Bot.  Zeit.    1873  und  Flora  1873)   sei 
hier  nur  kurz  hingewiesen. 
V  "  Botan.  Unters.,   Leipzig  1877,   Bd.  I,   57 — 82.  Das  diese  Abhandlung  enthaltende  Heft  des  Buches  erschien  bereits 

im  Jahre  1872.  (Vgl.  Bot.  Zeit.  1872,  p.  448.) 

3  Abgesehen  von  dem  oben  (p,  221  genannten  noch  zweifelhaften  Verhalten  der  Poypodiaceen-Prothallien;  ferner 
einzelne  sich  widersiireclieude  Angaben  über  den  Heliotro])isinus  der  Wurzeln  (z.  B.  von  Lepidium  sativum,  Harticegia  comota) 
abgerechnet,  denen  zufolge  möglicherweise  ein  und  dasselbe  Organ  unter  Umständen  positiv  unter  anderen  neutral  oder 
negativ  sein  könnte.  Diese  Angaben  beruhen  aber  auf  unvollständigen  Beobachtungen. 

•»  L.  c.  p.  59. 


Die  heliotropischen  Erscheintmgen  im,  Pßanzpnr eiche.  167 

Relcuchtmig  positiv,  liei  intensiver  negativ  lieliotropisch  werden;  endlieli  drittens  auf  die  Wurzeln  von  Lilien 
und  Hvaeintiien,  die  sich  ähnlich  so  verhalten  sollen.  Die  an  der  Kresse  angestellte  Beohachtung  ist  insof'eine 
irrthiimlich,  als  das  Ende  des  hypocotylen  Stengelgliedes  auch  im  Fiiistern  uutirt,  und  es  so  bei  i)ositiver  Beii- 
giungdes'darunter  liegenden  Stengelgliedes  nur  den  Anschein  hnt,  als  zeigte  der  Gipfel  die  negative  Beugung; 
wäre  diese  Krümmung  aber  eine  negativ  heliotropische,  was  Müller  indess  nicht  bewiesen  hat,  so  würde 
daraus  nur  zu  entnehmen  sein,  dass  die  Theile  des  Keinistengcls  je  nach  ihrem  Alter  negativen  oder  positiven 
Heliotropismus  darbieten.  Die  auf  den  Epheu  bezugnehmende  Angabe  ist  von  Müller  unrichtig  dargestellt 
worden.  Denn  allerdings  werden  —  angeblich  —  die  positiven  Krümmungen  an  den  Internodien  durch  schwa- 
ches, die  negativen  durch  intensives  Licht  hervorgerufen;  allein  wie  Hofmeister  aussagte,  sind  es  nur  die 
ganz  jungen'  Liternodien,  welche  positiven  Heliotropismus  zeigen,  während  der  negative  erst  an  nahezu  völlig 
herangewachsenen  sich  kundgeben  könne.  Die  Wurzeln  der  Hyacinthen-Zwiebeln  sollen  im  intensiven  Lichte 
negativ,  im  schwachen  positiv  heliotropisch  sein.  Allein  die  mit  nahe  verwandten  Objecten  (Wurzeln  der  AUium- 
Zwiebeln)  angestellten  Beobachtungen  haben  das  übereinstimmende  Resultat  geliefert,  dass  dieselben  positiv 
heliotropisch  sind;  und  Sachs,*  welcher  Durand's  übrigens  auch  schon  von  Dutrochet  geprüfte  Beobach- 
tungen wiederholte,  sagt  ausdiiicklich,  dass  die  Wurzeln  von  Allium  Cepa  nur  dem  Sonnenlichte  sich  concav 
zukrümmen.'  Es  ist  sonach  höclist  unwahrscheinlich,  dass  die  Wurzeln  der  Hyacinthen-Zwiebeln  ein  anderes 
Verhalten  zeigen  sollten,  wenngleich  möglich.  Meine  unten  folgenden  Beobachtungen  vermochten  indess 
Müller's  Angaben  auch  nicht  zu  bestätigen.  Der  obige  Satz  Müller's  entbehrt  sonach  der  thatsächlichen 
Begründung. 

Müller's  Versuche  über  die  Lichtbeugung  der  Pflanzentheile  im  objectiven  Spectrum  haben  Resultate 
ergeben,  welche  von  denen  aller  seiner  Vorgänger  fast  durchgängig  verschieden  sind.  Er  erhielt  in  einem 
Falle,  in  welchem  Kressekeimlinge  verwendet  wurden,  das  Maximum  der  heliotropischen  Krümmung  in  F\  in 
einem  andern  Falle,  wo  er  Keimpflänzchen  von  Sinapis  alba  benutzte,  zwischen  D  und  E.  Der  Unterschied  sei 
auf  die  verschiedene  mechanische  Intensität  des  Lichtes  zurückzuführen,  welche  allerdings  selbst  für  eine  und 
dieselbe  Liclitfarbe  variirt.  An  hintereinander  im  objectiven  Spectrum  aufgestellten  Reilien  von  Kresse- 
keimlingen wirken  in  den  ersten,  d.  i.  der  Lichtquelle  zunächststehenden  Reihen  die  violetten  und  blauen 
Strahlen,  in  den  folgenden  verschwindet  die  Wirkung  dieser  Lichtfarbe  immer  mehr  und  mehr  und  tritt  die  der 
grünen  und  gelben  Strahlen  hervor;  in  den  weiteren  verschwindet  die  Wirkung  dieser  letzten  und  es  stellt  sich 
im  noch  schwächer  brechbaren  Lichte  die  stärkste  heliotropische  Wirkung  ein,  so  zwar,  dass  das  Maximun) 
der  heliotropischen  Wirkung  sich  desto  mehr  dem  rothen  Ende  des  Spectrums  nähert  —  und  endlich  über  dieses 
hinaus  in's  Ultraroth  eintritt  ■ —  je  weiter  die  Pflanzen  von  der  Lichtquelle  entfernt  sind.  Nach  Müller's 
auf  diese  Beobachtungen  gegründeter  Anschauung  wirkt  jeder  Strahl  nach  Massgabe  seiner  mechanischen 
Intensität;  die  stark  brechbaren  Strahlen  werden  in  Folge  ihrer  geringen  mechanischen  Intensität  im  Innern 
der  Pflanzentheile  rasch  absorbirt  und  können  auf  die  Schattenseite  nicht  mehr  wirken;  sie  vollziehen  mithin 
die  heliotropischen  Krümmungen  nur  so  lange,  als  die  mechanische  Intensität,  mit  welcher  sie  auf  die  Licht- 
seite der  Organe  treffen,  zur  Hemmung  des  Wach.sthums  ausreicht.  Die  schwach  brechbaren  Strahlen  durch- 
strahlen in  Folge  ihrer  hohen  mechanischen  Intensität  die  Pflanzentheile  viel  leichter,  sie  wirken  bei  starkem 
Lichte  auf  die  Vorderseite  der  Organe  fast  so  stark  wie  auf  die  Rückseite  und  können  deshalb  erst  einen 
heliotropischen  Effect  hervorbringen,  wenn  sie  selbst  schon  so  schwach  geworden  sind,  dass  ihre  Absorption 
innerhalb  des  krümmungsfähigen  Pflanzentheiles  erfolgt.  Die  experimentellen  Grundlagen  dieser  Theorie  sind 
bis  jetzt  von  anderen  Forschern  nicht  geprüft  worden. 


1  Hofmeister  L.  c.  p.  293. 

2  Experimentalphysiologie,  p.  41. 

3  Bei  Hofmeister  (Pflanzenzelle,  p.  292)  heisst  es,  dass  Dtirand  an  Wurzeln  \on  AUium  Cepa  negativen  Heliotro- 
pismus beobachtet  liätte;  dies  ist  unrichtig;  Durand  constatirte  hier  positiven  Heliotropismus.  Indess  fügt  Hofmeister 
hinzu,  dass  die  Wurzeln  der  Zwiebel  zuverlässlich  positiv  seien. 


16H  Julius  Wie  SV  er. 

Den  positiven  Heliotropisniiis  erklärt  Müller  im  Sinne  De  C'aiulolle's,  iiänilicb  durch  verstärktes 
Wac.hsthum  an  der  (etiolirendeu)  Schattenseite  des  Organes  bewirkt;  der  negative  Heliotropismns  ist  hingegen 
nach  MüUer's  Ansicht  „eine  Folge  der  von  dem  Lichte  nach  der  Schattenseite  abnehmenden  Assimilation  oder 
Disgreg.ation  der  grössten  Masse".  Der  experimentelle  Beweis  hiefiir  ist  aber  von  ihm  nicht  erbracht  worden. 
Dies  ist  um  so  bedauerlicher,  als  die  theoretischen  Gründe,  welche  er  als  Stütze  dieser  seiner  Behauptung  und 
zur  Begründung. der  Anschauung  beibringt,  dass  einseitige  Beleuchtung,  je  nach  der  Intensität  des  Lichtes,  zu 
positiver  oder  negativer  Beugung  führen  muss,  weder  zwingender  Art  sind,  noch  im  völligen  Einklang  mit 
unseren  Kenntnissen  über  Bau  und  Function  der  Pflanzen  sich  befinden. 

Frank  hat  im  Jahre  1872  eine  Arbeit:  „Über  die  Lage  und  die  Riclitung  scliwimmender  und  subnierser 
Pflanzentheile"  '  veröffentlicht,  worin  gezeigt  wird,  dass  die  Blätter  von  Hydrocharis  worsvs  ranae  entweder 
gar  nicht  oder  nur  in  sehr  geringem  Grade  beliotropisch  sind  und  ihre  horizontale  Ausbreitung  auf  der  Wasser- 
fläche vom  Lichte  unabhängig  vor  sich  gehl.  Hingegen  erfolgt  nach  Frank  die  Hoiizontalstellnng  der  an  der 
Oberfläche  des  Wassers  schwimmenden  Blätter  von  Trapa  nntans  unter  Mitwirkung  des  Lichtes.  Wie  die 
Wurzelblätter  der  Landpflanzen,  stehen  auch  diese  Blätter  nur  im  Liebte  horizontal;  iin  Finstern  zur  Entwick- 
lung gekommen,  stellen  sie  sich  negativ  geofropisch,  also  aufrecht.  Der  Autor  glaubt  auch  hierin  einen  Fall 
von  Transversalheliotropismus  zu  erblicken. 

Sachs  hat  in  der  dritten*  und  vierten''  Auflage  seines  Lehrbuches  der  Botanik,  namentlicli  in  dein  Capitel: 
„Wirkungen  des  Lichtes  auf  das  Längenwachsthnm',  eine  eingehende  Darstellung  der heliotropischeu  Erschei- 
nungen gegeben,  und  nicht  nur  mehrere  hierauf  bezügliche  Erklärungsversuche  kritisch  besprochen,  sondern 
auch  einige  der  experimentellen  Prüfung  werthe  Ideen  über  das  Zustandekommen  der  heliotropischen  Phä- 
uome  geäussert. 

Sachs  hält  auch  hier  seine  Behauptung,  dass  nur  die  Strahlen  hoher  Brechbarkeit,  die  blauen,  violetten 
und  ultravioletten  die  heliotropischen  Krümmungen  bewirken,  aufrecht.*  Er  gibt  an,  dass  die  negative  Krüm- 
mung herangewachsener  Internodien  des  Epheu  sich  nur  Im  stark  brechbaren  Lichte  vollziehe.  Demnach 
wären  dieselben  Strahlen,  welche  die  positive  heliotropische  Beugung  bewirken,  auch  hier  beim  Hervorbringen 
des  negativen  Fleliotropismus  thätig,  und  damit  wäre  auch  dargethan,  dass  bei  der  Wegbeugung  der  Epheu- 
stengel  vom  Lichte  Assimilation  nicht  im  Spiele  ist,  wie  N.  J.  C.  Müller  (und  nach  Sachs)  auch  Wolkoft 
annehmen. 

Die  sehr  naheliegende  Annahme,  dass  der  negative  Heliotropisnuis  ebenso  wie  der  positive  a)]f  un- 
gleichem Längenwachsthnm  beruhe,  dass  aber  bei  ersterem  die  Lichtseite  stärker  wächst  als  ilie  Dunkelseite, 
will  Sachs  noch  nicht  für  begründet  ansehen,  und  zwar  mit  Rücksicht  auf  die  Beobachtungen  von  Schmitz 
(s.  oben),  denen  zufolge  die  Rhizomorphen  wohl  negativ  heliolropisch  sind,  aber  gleich  positiv  heliotropischeu 
Organen  im  Finstern  stärker  wachsen  als  im  Lichte. 

Der  von  Wölk  off  aufgestellten  Theorie,  nach  welcher  dernegative  Heliotropismus  in  vielen  Fällen,  z.  B. 
bei  den  Luftwurzeln  von  Harticegia  comosa.  nur  ein  specieller  Fall  des  positiven  wäre,  indem  in  Folge  der 
Lichtbrechungsverhältnisse  dieser  Organe  die  Hinterseite  stärker  beleuchtet  wird  als  die  Vorderseite,  und 
an  ersterer  oder  doch  ihr  genähert  „Brenn streifen"  entstehen,  stellt  Sachs  die  Beobachtung  entgegen,  dass 
positiv  heliotropische  Wurzeln,  z.  B.  die  von  Vicia  Faba,  ein  ähnliches  optisches  Verhalten  darbieten,  und  stellt 
hiedin-ch  die  Richtigkeit  der  Wo  Iko  ff 'sehen  Theorie  in  Frage. 

Die  Blätter,  zumal  die  der  Monocotylen,  hält  Sachs  für  positiv  lieliotiopisch,  und  führt  die  merkwürdige 
Beobachtung  an,  dass  an  den  Blättern  der  Fritillaria  imjje7-ialis  die  Krümnuingsebene  mit  der  Ausbreitungs- 
fläche des  Blattes  zusammenfallen  kann,  so  zwar,  dass  der  vom  Lichte  abgewandte  Rand  des  Blattes  convex, 


'  Cohn's  Beiträge  zur  Biologie  der  Pflanzen,  Bd.  I,  p.  31  flfd. 
2  Leipzig  1873. 
^  Leipzig  1874. 
4  4.  Aufl.,  p.  727. 


Die  heliotro'pi'icheti  Erscheinungen  im  Pflanzenreiche.  169 

der  dem  Lichte  zugekehrte  hingegen  concav  wird.  Hier  läge  der  seltene  Fall  vor,  dass  ein  im  Lichte  stehen- 
des Blatt  sich  mit  seiner  Fläch«  nicht  senkrecht,  sondern  parallel  zum  einfallenden  Liciite  stellt. 

Der  von  Hofmeister  zuerst  aufgestellte  Satz  (s.  oben  p.  163),  dass  ungleicher  Turgor  der  Zellen  nicht 
zum  Heliotropismus  führen  könne,  da  auch  einzellige  Organismen  (Vaucherien,  iVeife/Za-Stengel)  heliotropi- 
schen Krümraungen  unterliegen,  obgleich  in  der  sich  krünmienden  Zelle  eben  nur  ein  bestimmter  hydrosta- 
tischer Druck  herrschen  könne,  wird  auch  von  Sachs  aufrechterhalten.  Dennoch  hält  Sachs  die  directe 
Einwirkung  des  Lichtes  auf  die  Waud  beim  Heliotropismus  nicht  für  bewiesen,  und  lässt  die  Möglichkeit  einer 
primären  Wirkung  des  Lichtes  auf  den  Zellinhalt  (Protoplasma)  beim  Zustandekommen  des  Heliotropismus 
gelten. 

Es  wird  auch  die  Vermuthung  ausgesprochen,  dass  das  Licht  das  Dickeuwachsthum  der  Zellwände 
begünstige  und  hiedurcli  ihre  Dehnbarkeit  vermindere,  wodurch  das  Zurückbleiben  der  Lichtseite  des  betref- 
fenden Organes  im  Längenwachsthum  seine  Erklärung  fände.  So  berechtigt  diese  Hypothese  erscheint  —  sie 
würde  nieht  nur  den  Heliotropismus  vielzelliger,  sondern  auch  den  einzelliger  Pflanzen  erklären  — ,  so  gegen- 
standslos ist  die  von  Sachs  ausgesprochene  Vermuthung,  dass  das  Licht  nur  dann  Heliotropismus  hervorruft, 
wenn  die  Strahlen  nicht  parallel  zur  Längsaxe  der  Zellen,  sondern  unter  einem  reellen  Einfallswinkel  auf 
die  Zellhaut  treffen;  denn  das  äussere  Licht  kann  doch  nur  unter  einem  Einfallswinkel  iu  die  Zellwand  ein- 
treten, Lichtstrahlen,  welche  parallel  zur  Zellwand  laufen,  also  unter  einem  Einfallswinkel  =0  auf  die  Zell- 
wand treffen,  können  sell)stverständlich  keine  Wirkung  ausüben. 

Sachs  bemerkt  schliesslich,  dass  durch  die  Annahme  besonderer  positiv  und  negativ  heliotropischer 
Zellen  die  heliotropischen  Erscheinungen  die  ungezwungenste  Erklärung  fanden. 

Einen  sehr  schätzenswerthen  Beitrag  zur  Lehre  vom  Heliotropismus  hat  Herm.  Müller  (Thurgau)  gelie- 
fert.' Er  versuchte  zunächst  die  von  Sachs  ausgesprochene  Vermuthung:  ob  heliotropische  Krümmungen 
nicht  von  der  Richtung  der  Strahlen  abhängig  seien,  wie  die  geotropischen  von  dem  Winkel,  unter  welchem 
die  Verticale  den  geotropisch  beugungsfähigen  Pflanzentheil  trifft.  Es  war  das  Kesultat  vorherzusehen:  unter 
sonst  gleichen  Umständen  wächst  die  Grösse  der  heliotropischen  Krümmung  mit  der  Zunahme  des  Einfalls- 
winkels von  0  bis  90°  ;  allein  der  Effect  steigert  sich  mit  dem  Wachsen  des  genannten  Winkels  nur  in  Folge 
der  Verstärkung  der  Lichtintensität.  Dieser  Gedanke  Müller's  ist  mithin  ein  verfehlter  gewesen. 

Sehr  bemerkenswerth  ist  hingegen  die  Hervorhebung  der  bis  dahin  fast  durchgängig  übersehenen  That- 
sache,  dass  jeder  durch  den  Heliotropismus  aus  der  verticalen  Lage  gebrachte  Pflanzentheil,  sofern  er  geo- 
tropisch krümmungsfähig  ist,  auch  durch  die  Schwerkraft  beeinflusst  wird,  und  die  Krümmung  des  Pflanzen- 
theiles,  die  gewöhnlich  als  alleiniger  Ausdruck  des  hel.iotropischen  Effectes  genommen  wird,  die  resultirende 
Wirkung  von  Licht  und  Schwerkraft  ist.  Müller  experimentirte  nun,  um  die  reinen  heliotropischen  Effecte 
zu  bekommen,  in  der  Weise,  dass  er  das  Licht  parallel  auf  um  eine  horizontale  Axe  rotirende,  constant  eine 
Seite  dem  Lichte  zuwendende  Keimlinge  fallen  lässt.  Müller  hat  dabei  nur  übersehen,  dass  bereits  Mohl 
zeigte,  wie  man  die  Wirkung  der  Schwere  durch  die  des  Lichtes  völlig  aufheben  könne  (vgl.  oben  p.  160), 
und  dass  für  viele  Pflanzen  Beleuchtungsverhältnisse  existiren,  bei  welchen  der  Einfluss  der  Schwere  voll- 
kommen ausgelöscht  erscheint.  Auch  Sachs^  gab  bereits  eine  Andeutung  über  das  Zusammenwirken  von 
Licht  und  Schwerkraft. 

Nacli  Müller  tritt  die  lieliotropische  Krümmung  nicht  sofort  bei  Eintritt  der  Lichtwirkung  ein,  was  sich 
indess  von  selbst  versteht;  aber  auch  nach  Beseitigung  des  Lichtreizes  geht  die  heliotropische  Wirksamkeit 
noch  bis  zu  einer  bestimmten  Grenze  fort.  Auf  diese  „heliotropische  Nachwirkung"  wurde  der  Autor  durch 
die  von  Sachs^  gemaclite  Entdeckung  der  Nachwirkung  der  Schwerkraft  bei  negativ  geotropischen  Organen 
(Sprossen)  geleitet. 


»  Flora  1876,  p.  64  ffd. 

2  Lehrbuch,  3.  Aufl.,  p.  751. 

3  Flora  1873,  p.  324—325. 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Ol.  XXXIX.  Bd.  22 


170  Julius   Wiesner. 

Weiter  hat  der  Autor  gefunden,  dass  die  Krümmungsgeschwindigkeit  anfangs  eine  geringe  ist,  bis  zu 
einem  Optimum  steigt,  und  dann  wieder  sinkt,  ferner  dass  die  stärkste  Krümmung  —  und  zwar  sowohl  bei 
positiv  als  negativ  heliotropischen  Organen  —  mit  der  Zone  des  stärksten  Wachsthums  zusammenfällt,  also 
nicht  an  derselben  Stelle  bleibt,  sondern  allmälig  mit  jener  Zone  verschoben  wird. 

Schon  von  vornherein  sehr  bedenklich  ist  folgender  von  Müller  ausgesprochener  Satz:  Die  heliotropische 
Krümmung  ist  linter  fast  gleichen  Umständen  um  so  ausgiebiger,  je  grösser  die  Intensität  des  einfallenden 
Lichtes  ist.  Die  Widerlegung  dieses  Satzes  wird  im  experimentellen  Theile  dieser  Abhandlung  erfolgen;  hier 
sei  nur  bemerkt,  dass  mit  der  Steigerung  der  Lichtintensität  offenbar  die  Differenz  in  der  Beleuchtung  an  der 
Vorder-  und  Hinterseite  —  von  welcher  die  heliotropischen  Effecte  abhängig  sind  —  abnimmt.  Die  von 
Müller  ausgesprochene  Relation  kann  deshalb  nicht  allgemein  richtig  sein. 

Von  den  negativ  heliotropischen  Wurzeln  von  ChLorofhytum  {^Haitwegia  comosa)  und  Monstera  Lennea 
wird  angegeben,  dass  sie  bei  allseitiger  Beleuchtung  in  ihrem  Läugeiiwachstlium  ebenso  gehemmt  sind,  wie 
positiv  heliotropische  Stengel  und  Wurzeln. 

Für  die  genannten  Wurzeln,  ferner  für  das  hypocotyle  Stengelglied  von  Viscum  nimmt  Müller  negativen 
Heliotropismus  an ;  die  oben  mehrfach  genannten  Erscheinungen  des  Wegkrnmmens  gewisser  Ranken  (  Vitis, 
Ampelo;psis)  und  Stengeln  (Hedera,  Tropaeolum)  vom  Lichte  will  er  dem  eigentlichen  Heliotropismus  nicht 
zurechnen,  weil  bei  diesen  Orgauen  nicht,  wie  bei  den  echten  negativ  lieliotropischen,  die  Region  der  stärksten 
Krümmung  mit  der  Zone  des  stärksten  Wachsthums  zusammenfällt. 

Sehr  interessant  ist  der  von  Müller  geführte  Nachweis,  dass  gewisse  Stengel  {Früillaria)  empfindlicher 
sind  gegen  die  Wirkung  des  Lichtes  und  andere  {Helianthus)  gegen  die  der  Schwerkraft.  Die  relativ  stark 
geotropischen  Organe  offenbaren  nach  Müller's  Untersuchungen  oft  erst  ihre  heliotropische  Krümmuugs- 
fähigkeit,  wenn  sie  am  Rotationsapparat  der  einseitigen  Wirkung  der  Schwerkraft  entzogen  sind. 

Pfeffer  hat  sich  mehrfach  mit  den  heliotropisclien  Erscheinungen  beschäftigt.  Er  entdeckte  den  negativen 
Heliotropismus  einzelliger  Wurzelhaare  bei  Marchantien, '  erklärte  die  schon  lange  bekannten,  durch  einseitig 
wirkenden  Lichtreiz  erfolgenden  Aufwärts-,  beziehungsweise  Abwärtsbewegungen  ausgewachsener,  gefiederter 
Leguminosenblätter  als  eine  Form  des  positiven  Heliotropismus,  welche  sich  von  der  gewöhnlichen  dadurch 
unterscheidet,  dass  sie  ohne  Wachsthum  zu  Stande  kommt.*  Ausführlich  hat  sich  Pfeffer  über  den  Helio- 
tropismus in  seinen  „Osmotischen  Untersuchungen" ^  ausgesprochen.  Experimentell  bringt  das  betreffende 
Capitel  nichts  Neues,  wohl  aber  theoretische  Betrachtungen  über  die  den  heliotropischen  Erscheinungen  zu 
Grunde  liegende  Zellmechanik.  Er  unterscheidet  zwischen  positivem  Heliotropismus  „einzelliger  Objecte" 
und  positivem  Heliotropismus  von  Geweben,  und  gründet  diesen  Unterschied  einerseits  auf  die  oben  schon 
mehrmals  hervorgehobene  Beobachtung,  dass  bei  einzelligen  Organen  (Vaucheria-Schläuchen,  Stengelgliedei-n 
von  Nitella)  Krümmungen  gegen  das  Licht  erfolgen,  ohne  dass  der  Turgor  der  Zelle  dabei  im  Spiele  ist, 
Krümmungen,  die  offenbar  ihre  Ursache  in  Zuständen  der  Membranen  haben;  anderseits  auf  die  Vermuthung, 
dass  an  einseitig  beleuchteten  Organen  der  Turgor  der  an  der  Lichtseite  des  Organes  gelegenen  Zellen  ab- 
nimmt. Nähere  Begründungen  fehlen,  und  es  wird  nur  zur  Erläuterung  noch  beigefügt,  dass  möglicherweise 
in  einem  und  demselben  Gewebe  beide  Arten  des  Heliotropismus  thätig  sein  können.  Für  den  negativen 
Heliotropismus  macht  Pfeffer  diese  Unterscheidung  nicht.  Pfeffer  bemerkt,  dass  die  heliotropischen  Krüm- 
mungen der  Internodien  von  Nitella  mit  einer  solchen  Kraft  erfolgen,  dass  das  ungleiche  Ausdehuungsstrcben 
des  Protoplasmas  dieselben  nicht  zu  erklären  vermag,  mau  mithin  bei  einzelligen  Organen  in  der  Zellwand 
statthabende  Vorgänge  (ungleiche  Widerstände,  ungleiches  Wachsthum)  als  Ursache  der  heliotropischen  Krüm- 
mungen annehmen  müsse.  Aus  der  folgenden  Darstellung  ist  mir  nicht  klar  i;e worden,  ob  Pfeffer  diese 
Consequenz  auch  für  die  im  Gewebeverband  befindlichen  Zellen  zieht.  Die  Möglichkeit,  dass  die  Ursache  der 


1  Studien  über  Symmetrie  und  specifische  Wachsthumsursacheu,   in  Sachs'  Arbeiten  des  botan.  Inst,  zu  Würzburg, 
Bd.  I,  p.  88. 

2  Pfeffer,  Die  periodischen  Bewegungen  der  Blattorgane.  Leipzig  1875,  p.  63. 
'  Leipzig  1877,  p.  207  ffd. 


Die  heliotropischen  Erscheinungen  im  Pflanzenreiche.  171 

heliotropischen  Erscheinungen  der  vielzelligen  Organe  in  der  Zellhaut  liege,  hat  der  Autor  nicht  discutirt, 
sondern  nur  angedeutet,  dass  die  schon  von  Anderen  hervorgehobene  stärkere  Verdickung  der  Zellwände  an 
der  Lichtseite  heliotropischer  Organe  bei  der  Beugung  wohl  betheiligt  sein  könne.  Dies  vorausgesetzt,  und  da 
Zellen  existiren,  welche  nur  im  Lichte  wachsen  (Brutkuospen  von  Marchantien  kommen  im  Dunkeln  nicht  zur 
Weiterentwicklung),  ist  es  möglich,  dass  selbst  au  einem  und  demselben  Organe  positiver  oder  negativer 
Heliotropismus  auftreten  könnte.  Wenn  nämlich  in  einem  Organe  diese  zwei  im  entgegengesetzten  Sinne 
thätigen  Factoren  wirkten,  aber  in  zwei  verschiedeneu  Zellen  in  ungleicher  Relation  aufgelöst  würden,  so 
könnte  die  eine  oder  die  andere  Form  des  Heliotropismus  zum  Vorschein  kommen.  Es  wird  weiter  auch  noch 
die  Möglichkeit  zugestanden,  dass  in  Folge  einseitiger  Beleuchtung  eine  Vertheilung  des  Protoplasmas  auf 
Licht-  und  .Schattenseite  der  Zellen  stattfinden  könnte,  welche  dasWachsthum  der  Membran  beeinflussen  würde; 
so  zwar,  dass  in  diesem  Falle  doch  wieder  das  Protoplasma  als  Ursache  der  heliotropischen  Krümmung  an- 
zusehen wäre.  Die  von  H.  Müller  aufgeslellten  zwei  Formen  des  negativen  Heliotropismus  (vgl.  oben  p.  28) 
gibt  Pfeffer  nicht  zu,  weil  nach  den  in  der  Pflanze  herrschenden  Verhältnissen  das  Sichtbarwerden  der 
negativen  Krümmung,  sowohl  in  einer  schneller  als  in  einer  langsamer  wachsenden  Zone  eintreten  kann.  Den 
von  H.  Müller  aufgestellten  Satz,  dass  die  Richtung  der  einfallenden  Strahlen  die  Stärke  der  heliotropischeu 
Krümmungen  bedingen  —  nämlich  abgesehen  von  der  durch  die  Richtung  bedingten  Intensität  des  in  die 
Pflanze  dringenden  Lichtes  —  hält  Pfeffer  selbstverständlich  für  unbegründet.  Es  wird  auch  ein  mit 
Kressekeimlingen  und  fructificirender  Pellia  von  Askenasy^  angestellter  Versuch  hervorgehoben,  dem 
zufolge  positiver  Heliotropismus  auch  im  polarisirten  Lichte  erfolgt.  Pfeffer  hält  den  angestellten  Versuch 
nicht  für  beweisend,  da  nicht  festgestellt  wurde,  ob  das  im  Experiment  wirksame  Licht  nicht  wieder  depolari- 
sirt  wurde;  er  fügt  aber  hinzu,  dass  er  durchaus  nicht  zweifle,  dass  Licht  jeder  Schwingungsebene  heliotro- 
pische Krümmung  hervorruft. 

Jüngsthin  hat  G.  Kraus*  die  Vertheilung  und  Bedeutung  des  Wassers  bei  Wachsthumsvorgäugen 
der  Pflanzen  studirt,  und  dabei  auch  auf  heliotropisch  sich  krümmende  Organe  Rücksicht  genommen.  Es 
wurde  gefunden,  dass  an  aufrechten,  allseitig  gleich  beleuchteten  Sprossen  das  Wasser  in  den  Geweben 
regelmässig  vertheilt  ist,  dass  hingegen  an  heliotropisch  gekrümmten  Sprossen  der  Wassergehalt  an  der 
Schattenseite  des  Organes  ein  grösserer  ist  als  an  der  Lichtseite,  ja  dass  diese  ungleiche  Vertheilung  des 
Wassers  sich  an  aufrechten  einseitig  beleuchteten  sprossen  noch  vor  Eintritt  der  heliotropischen  Krümmung 
einstellt.    Diese  Beobachtungen  wurden  vom  Verfasser  uicht  weiter  interpretirt. 

Sehr  lehrreich  und  zu  weiteren  experimentellen  Untersuchungen  anregend  sind  die  vor  Kurzem  von 
Leitgeb^  veröft'entlichten,  die  helioti'opischen  Erscheinungen  der  Lebermoose  betreffenden  Beobachtungen. 
Es  wird  zunächst  bestätigt,  dass  die  Sporen  der  Lebermoose  nur  im  Lichte  keimen,  und  gezeigt,  dass  allzu 
schwaches  Licht  sich  beim  Keimacte  wie  Finsterniss  verhält.  Helles,  diifuses  oder  Sonnenlicht  begünstigt  die 
Keimung.  Die  aus  den  Sporen  hervortretenden  Keimschläuche  sind  positiv  heliotropisch  und  schwach  negativ 
geotropisch.  Durch  stärkere  Beleuchtung  gelingt  es,  den  negativen  Geotropismus  zu  überwinden  und  bei 
Beleuchtung  von  unten  her  die  Schläuche  zu  zwingen,  vertical  nach  abwärts  zu  wachsen.  Zur  Entstehung  der 
Keimscheibe  ist  stärkeres  Licht  als  zur  Entwicklung  der  Keimschläuche  nothwendig.  Während  die  letzteren 
dem  Lichte  entgegenwachsen,  zeigt  erstere  das  Bestreben,  sich  senkrecht  auf  die  Richtung  des  einfallenden 
Lichtes  zu  stellen. 

Schliesslich  gebe  ich  noch  eine  gedrängte  Übersicht  über  die  den  Heliotropismus  der  Pilze  betreffenden 
neueren  Beobachtungen,  welche  sich,  der  Zeit  nach  an  die  obigen,  von  Hofmeister  herrührenden,  an- 
schliessen. 


'  Bot.  Zeit.    1874,  p.  237.   Askenasy's  Versuche  sind   an  dieser  Stelle,  und,  so  viel   mir  bekannt,  überhaupt  nicht 
beschrieben. 

2  Sitzungsber.  der  uaturforschenden  Gesellschaft  zu  Halle  1877.  Februar.  Bot.  Zeit.  1877,  p.  595. 

3  Die  Keimung  der  Lebermoossporen  in  ihrer  Beziehung  zum  Lichte.  Sitzungber.  der  kais.  Akad.  d.  Wissensch,  Bd.  74, 
1.  Abth. 

22* 


172  Julius  Wiesner. 

Woronin'  faud  die  Perithecienhälse  won  Sordariafimtseda  Ges.  et  Not,  Duchartre'  die  Fruchtstiele 
von  Claviceps  imrpureo  positiv  heliotropisch.  G.Winter*  hat  auch  an  Sordaria  deciptens  Wint.  ähnliche 
heliotropische  Verhältnisse  wie  Woronin  an  S.  ßmüeda  beobachtet.  N.  Sorokin*  studirte  das  Verhalten 
verschiedener  Pilze  im  weissen,  ferner  im  von  doppeltchromsaurem  Kali  und  von  schwefelsaurem  Kupferoxyd- 
ammoniak durchgelassenem  Lichte.  Der  Kürze  halber  spricht  er  von  gelbrotheni  und  blauem  Lichte.  Im 
weissen  und  blauen  Liebte  sind  Mucor  Mucedo,  Goprivus  fimetarius  und  I'ilobolus  crystalUnus  positiv;  im 
gelbrotlien  Lichte  hingegen  negativ  heliotropisch.  Zahlreiche  andere  Pilze,  unter  den  gleichen  ßeleucbtungs- 
verhältnissen  cultivirt,  boten  weder  die  positive  noch  die  negative  Lichtbeugung  dar,  z.  B.  Coprolepa  equo- 
ricm,  Mortirella  dißuens  Sor.  (u.  sp.),  Sordaria  copropidla  etc.  Winter  '  beobachtete  an  Peziea  Fuckeliana 
starken  positiven  Heliotropismus.  Ohne  Sorokin's  genannte  Arbeit  zu  kennen,  untersuchte  A.  Fischer 
V.  Waldheim'^  die  heliotropischen  Eigenschaften  von  Filobolus.  Die  Versuchsmethode  war  die  gleiche,  auch 
er  benützte  die  beiden  genanntes  Licht  absorbirenden  Flüssigkeiten.  Er  beobachtete  im  gelben  Lichte 
keinen,  im  weissen  und  blauen  gleich  starken  positiven  Heliotropismus.  Hiedurch  wird  die  schon  an  und 
für  sich  nur  wenig  wahrscheinliche  Beobachtung  von  Sorokin,  wonach  unter  dem  Einflüsse  des  gelbrothen 
Lichtes  sich  negativer  Heliotropismus  einstellt,  wieder  in  Frage  gestellt.  Baranetzki"  entdeckte  an  den 
Plasmodien  von  Aethalium  septicicm  und  einem  andern  nicht  genau  bestimmten,  wahrscheinlich  P]iysarum 
angehörigen  Mysomyceteu  scharf  auggesprochenen  negativen  Heliotropisnius,  der  sowohl  im  ditfusen  als  im 
Sonnenlichte  —  im  letzteren  rascher  —  eintritt  und  der  nach  mit  farbigen  Gäsern  vorgenommenen  Ver- 
suchen, blos  im  starkbrechenden  Antheil  des  Spectrums  sich  vollzieht.  Der  negative  Heliotropismus  zeigte 
sich  in  der  Weise,  dass  beleuchtete  Partien  des  Plasmodiums,  sich  ins  Dunkel  zurückziehen.  JUngsthiu  hat 
ßrefeld*  die  Untersuchungen  über  den  negativen  Heliotropismus  vonRhizomorphen  (s.  oben  p.  158  und  168) 
wiederholt,  konnte  aber  trotz  Verwendung  der  günstigsten  Objecte  diese  Beobachtung  nicht  bestätigen. 

Ich  schliesse  hiermit  den  historischen  Theil  meiner  Abhandlung.  Manche  Einzelheit,  die  sich  entweder  in 
den  genannten  Arbeiten,  oder  sonst  in  der  Literatur  zerstreut  findet,  habe  ich  übergangen,  da  mich  die 
Anführung  derselben  in  der  vorliegenden  Darstellung  zu  weit  geführt  hätte;  ich  werde  einige  derselben,  so 
weit  es  nöthig  erscheint,  im  experimentellen  Theile  dieser  Arbeit  namhaft  machen. 

Ein  Rückblick  auf  die  Lehre  vom  Heliotropismus  zeigt  uns  ein  arges  Missverhältniss  zwischen  der 
aufgewendeten  Arbeit  und  den  gewonnenen  Resultaten.  Die  unverkennbare  Schwierigkeit  einzelner  einschlä- 
giger Fragen  erklärt  dies  eben  für  die  betretfenden  Probleme.  So  ist  es  zu  verstehen,  dass  vrir  über  die  im 
Lichte  sich  vollziehenden  Richtnngsverhältnisse  der  Blätter  kaum  viel  besser  als  zu  Bonnet's  Zeiten  unter- 
richtet sind,  denn  Frank's  sogenannter  Transversalheliotropismus  macht  uns  die  Sache  nicht  viel  deutlicher 
als  des  ersteren  wunderliche  Annahme.  So  ist  es  ferner  zu  rechtfertigen,  wenn  wir  über  die  Wirkungsweise 
des  Lichtes  beim  Zustandekommen  der  heliotropischen  Krümmungen  geradezu  nichts  Bestimmtes  aussagen 
können. 

Aber  wie  kömmt  es,  dass  das  vielleicht  am  längsten  bekannte  Phänomen  des  Heliotropismus,  das  Wenden 
der  Blumen  nach  dem  Lichte,  noch  fast  unverstanden  vor  uns  liegt?  Haies,  DeCandoUe,  Dutrochet, 


'  De  Bary  und  Woronin,  Beiträge  zur  Morphologie  und  Physiologie  der  Pilze,  3.  Reihe.  Abhandl.  der  Senkenb. 
Ges.  Bd.  VII,  p.  3,  1870. 

2  Compt.  rend.  1870,  T.  LXX,  p.  77—79. 

3  Die  deutschen  Sordai-ien.  Abhandlungen  der  naturf.  Ges.  zu  Halle,  Bd.  XIII,  1873,  Heft  I. 

■»  Beilage  zu  den  Protokollen  der  Sitzungen  der  naturf.  Ges.  an  der  Universität  zu  Kasan,  47.  Sitzung  1873.  Ich  kenne 
nur  das  Referat  von  Batali  n  hierüber  im  Bot.  Jahresb.  II,  p.  214. 

ft  Bot.  Zeitung  1874,  p.  1  ffd. 

^  Mittheilungen  der  Universität  Warschau,  1875,  Nr.  4.  Ich  kenne  nur  die  deutsche  Übersetzung  dieser  russisch 
geschriebenen  Arbeit,  welche  im  Bot.  Jahresb.   1875,  p.  779  enthalten  ist. 

'  Influence  de  la  himiere  sur  les  plasmodia  des  myxomycetes.  Memoire  de  la  soc.  uat.  de  Cherbourg.  T.  XIX  (1876), 
p.  321  ffd. 

8  Über  die  Bedeutung  des  Lichtes  für  die  Entwicklung  der  Pilze.  I.  Mitth.  Sitzuugsb.  d.  Ges.  naturf.  Freunde  zu  Berlin, 
17.  April  1877. 


Die  heliotropischpii  Erscheinungen  im  Pflanzenreiche.  173 

Röper,  Hofmeister  u.  A.  haben  sich  damit  beschäftigt;  keiner  der  Neueren  hat  die  Erscheinung  gründlich 
durchgeprüft.  Wie  kömmt  es,  dass  über  so  einfache  Dinge,  wie  über  die  Qualität  des  Heliotropismus  der 
Ranken  des  Erbseublaftes  und  der  Internodien  des  Epheu  noch  gestritten  wird?  Hier  und  in  vielen  anderen 
Einzelnlällen  ist  es  wohl  ider  Mangel  an  sorgfältiger,  eingehender  Prüfung,  weicher  unseren  dermalen  noch 
zweifelhaften  Kenntnissen  zu  Grunde  liegt. 

Die  grosse  Verbreitung  des  positiven  Heliotropismus  im  Pflanzenreiche  ist  allerdings  constatirt;  über  die 
Verbreitung  des  negativen  Heliotropismus  gehen  aber  die  Ansichten  noch  weit  auseinander.  Der  positive 
Heliotropismus  ist  leidlich  als  Folge  ungleichen  Wachsthimis  an  Licht-  und  Schattenseite  der  betreffenden 
Organe  nachzuweisen;  hingegen  ist  über  das  Zustandekommen  des  negativen  Heliotropismus  nichts  auch  nur 
einigermassen  thatsächlich  Begründetes  in  der  Literatur  zu  finden.  Der  Einfluss  der  Richtung  des  einfal- 
lenden Lichtes  auf  die  Stärke  der  heliotropischen  Effecte,  eine  von  vornherein  wohl  vollkommen  klare  Sache, 
in  neuerer  Zeit  ebenso  unklar  als  verwickelt  aufgefasst,  ist  durch  Pfeffer  wieder  richtig  dargestellt  worden; 
aber  die  sehr  nahe  liegende  Beziehung  zwischen  der  Intensität  des  Lichtes  und  den  heliotropischen  Effecten 
ist  merkwürdiger  Weise  noch  gar  nicht  Gegenstand  einer  ernstlichen  Untersuchung  gewesen. 

Eine  in  historischer  Beziehung  sehr  beachtenswerthe  Erscheinung  ist  die,  dass  eines  der  wichtigsten 
Probleme  des  Heliotropismus,  nämlich  die  Beziehung  zwischen  der  Brechbarkeit  des  Lichtes  und  den  heliotro- 
pischen Effecten,  heute  noch  ebenso  ungelöst  erscheint,  wie  zur  Zeit  des  Streites  zwischen  Payer  und 
Dutrochet  über  diesen  Gegenstand.  Ich  begehe  keine  Ungerechtigkeit,  sondern  gebe  nur  der  Wahrheit  die 
Ehre,  wenn  ich  es  ausspreche,  dass  hieran  nur  der  Mangel  an  strenger  Methode  die  Schuld  trägt.  Letzterer 
Umstand  erklärt,  wie  die  vorliegenden  Blätter  bei  einigermassen  genauer  Durchsicht  lehren,  noch  manche 
andere  den  Heliotropismus  betreffende  Dinge. 

Man  sieht,  es  sind  der  Lücken  viele,  welche  auszufüllen  sind,  und  manche  einschlägige  Frage  ist  vom 
Grund  auf  in  Angriff  zu  nehmen.  Andererseits  findet  man  aber  auch  manchen  fruchtbaren  Gedanken  über  das 
etwaige  Zustandekommen  des  Heliotropismus  und  zahlreiche  wichtige  Einzclnbeobachtungen  über  heliotro- 
pische Erscheinungen  in  den  Schriften  der  bedeutenderen  neueren  Pflanzenphysiologen  vor,  wie  aus  der  vor- 
stehenden geschichtlichen  Darstellung  zu  ersehen  ist. 


Zweiter  Abschnitt. 
Experimentelle  Untersuchungen. 

Erstes  Gapitel. 

Einfluss  der  Lichtintensität  auf  die  heliotropischen  Effecte. 

Über  die  wichtige  Beziehung,  welche  zwischen  der  Intensität  des  Lichtes  und  dem  Grade  der  heliotro- 
pischen Flexion  der  Pfianzentheile  besteht,  sind  bis  jetzt  noch  gar  keine  methodischen  Versuche  angestellt 
worden.  Wie  aus  dem  historischen  Theile  dieser  Abhandlung  zu  ersehen,  wurde  von  mehreren  Beobachtern 
wohl  gelegentlich  hervorgehoben,  dass  positiver  Heliotropismus  häufig  in  sehr  schwachem  Lichte  sich  voll- 
zieht; ferner  dass  in  besonderen  Fällen,  z.  B.  zu  der  indess  noch  zweifelhaften  negativen  Beugung  älterer 
Internodien  des  Epheu,  starkes  Licht  erforderlich  ist.  Besondere  generalisirende  Aussprüche  über  die  genannte 
Beziehung  habe  ich  nur  bei  Gardner,  Payer  und  Herm.  Müller  (Thurgau)  gefunden.'  Gardner  glaubt, 
dass  die  Steigerung  der  Lichtintensität  auf  den  Heliotropismus  nur  einen  unbedeutenden  Einfluss  nehme. 


1  N.  J.  C.  Müll  er 's  Theorie  über  den  Einfluss  der  Lichtfarbe  auf  die  Beugung  der  Pfianzentheile  behandelt  aller- 
dings auch  die  Lichtstärke;  dort  handelt  es  sich  aber  speciell  um  die  den  einzelnen  monochromatischen  Lichtstrahlen  inne- 
wohnende mechanische  Intensität.  Auf  diese  Theorie  kann  desshalb  erst  im  nächsten  Kapitel  (Beziehung  zwischen  Brech- 
barkeit des  Lichtes  und  Heliotropismus)  Rücksicht  genommen  werden. 


174  Julixis   Wiesner. 

Payer  hat  den  schou  von  N.  J.  C.  Müller^  mit  Reclit  getadelten  Satz  aufgestellt,  dass  die  Grösse  der  helio- 
tropiscben  Krüraraung  mit  der  Abnahme  der  Intensität  des  herrschenden  Lichtes  wachse.  Bei  anderer 
Gelegenheit  hob  dieser  Forscher  hervor,  dass  für  verschiedene  Pflauzentheile  zur  Hervorbringung  des  Helio- 
tropismus verschiedene  Lichtstärken  nothwendig  seien ,  indem  z.  B.  Kohlpflänzchen  sich  schon  im  diffusen, 
Stengelchen  von  Sedum  aber  erst  im  Sonnenlichte  beugen.  Der  Widerspruch,  der  in  diesen  beiden  Aussagen 
liegt,  ist  dem  Autor  nicht  aufgefallen.  Henn.  Müller  endlich  hat  einen  Satz  aufgestellt,  welcher  das  gerade 
Gegentheil  von  dem,  was  Payer  behauptete,  in  sich  scliliesst.  Nach  Ersterem  wäre  „unter  sonst  gleichen 
Umständen  die  heliotropische  Krümmung  eine  um  so  ausgiebigere,  je  grösser  die  Intensität  des  herrschenden 
Lichtes  ist". 

Eine  einfache  Überlegung  legt  sowohl  die  Unhaltbarkeit  des  Payer'schen  als  des  Herrn.  Müller'schen 
Satzes  dar,  denn  offenbar  beruht  der  Heliotropisnius  auf  Wirkungen,  welche  durch  an  der  Licht-  und  Schatten- 
seite der  Organe  sich  einstellende  Lichtunterschiede  liervorgerufen  werden.  Wären  die  Orgaue  für  jede  Art 
von  Strahlen  —  dunkle  mit  eingeschlossen  —  völlig  durchlässig,  fänden  durch  Reflexion  keine  Lichtverluste 
statt,  so  wäre  natürlich  kein  Heliotropismus  möglich,  da  die  Beleuchtungsverhältnisse  an  den  dem  Lichte 
zugekehrten  Seiten  der  Pflauzentheile  genau  dieselben  wären  wie  an  den  abgewendeten,  dies  ist  aber  keines- 
wegs der  Fall.  Die  gegen  das  Licht  vorderen  Seiten  der  Organe  sind  stets  stärker  bestrahlt  als  die  hinteren, 
und  selbst  dem  Auge  durchsichtig  erscheinende  Stengel  absorbiren,  wie  man  sich  leicht  überzeugen  kann,  in 
sehr  auffälliger  Weise  photograpbische  Strahlen.  Es  stellt  sich  also  bei  jeder  Art  von  Beleuchtung  an  den 
Pflanzentheilen  ein  Lichtunterschied  an  der  Vorder-  und  Hinterseite  ein.  Weiter  ist  klar,  dass  bis  zu  einer 
bestimmten  Grenze  die  heliotropischen  Effecte  mit  der  Grösse  dieser  Lichtdifterenz  sieh  steigern  müssen. 
Aus  diesem  Grunde  und  weil  mit  der  Abnahme  der  Lichtiutensität  für  jeden  durchscheinenden  Körper  der 
Lichtunterschied  an  Vorder-  und  Hinterseite  zunimmt,  so  muss  offenbar  —  innerhalb  bestimmter  Grenzen  — 
mit  der  Abnahme  der  Lichtintensitäl  die  Stärke  des  Heliotropismus  zunehmen.  So  weit  hätte  also  Payer 
Recht.  Allein  es  ist  noch  Folgendes  zu  bedenken.  Es  existirt  eine  gewisse  Lichtintensität,  welche  schon  so 
gering  ist,  dass  sich  ihr  gegenüber  der  betreffende  Pflanzentheil  so  verhält,  als  stände  er  in  völliger  Dunkel- 
heit. Trifft  Licht  dieser  Intensität  die  Vorderseite  des  Organs,  so  ist  dessen  Wirkung  Null.  Dem  Heliotropismus 
ist  also  hiedurch  bezüglich  der  Lichtintensität  eine  untere  Grenze  gesetzt,  welche  nach  unseren  Erfahrungen 
über  die  graduelle  Abnahme  der  Hemmung  des  Längenwachsthums  mit  der  Schwächung  des  Lichtes  nicht 
der  von  Payer  geforderten  heliotropiscben  Maximalwirkung  unmittelbar  folgen  wird,  sondern  die  von  letzt 
erem  durch  eine  Reibe  von  Zwischenstufen  getrennt  sein  wird,  wie  schon  Herm.  Müller's  Beobachtungen, 
die  ja  zweifellos  richtig  sind,  die  er  aber  nur  zu  sehr  verallgemeinerte,  annehmen  lassen.  Also  schon  von 
vornherein  ist  es  klar,  dass  bis  zu  einer  gewissen  Grenze  die  heliotropischen  Effecte  mit 
dem  Fallen  der  Lichtintensität  zunehmen,  und  von  hier  an  mit  dem  weiteren  Sinken  der 
Lichtstärke  bis  auf  Null  sinken  müssen. 

Der  experimentellen  Forschung  liegt  aber  nicht  nur  ob,  diesen  Satz  in  ihrer  Weise  zu  begründen,  den 
Grad  der  Lichtintensität,  bei  welchem  der  Heliotropismus  sein  Maximum  erreicht,  zu  finden,  und  den  unteren 
Nullpunkt  der  Lichtintensität  für  den  Heliotropismus  verschiedener  Pflauzentheile  festzustellen,  sondern  auch 
zu  prüfen,  ob  sich  nicht  auch  ein  oberer  Nullpunkt  der  Lichtstärke  für  die  Flexion  dieser  Pflauzentheile 
ausfindig  machen  lässt,  mit  anderen  Worten,  ob  nicht  eine  die  lebende  Pflanze  nicht  gefährdende  Licht- 
intensität existirt,  bei  welcher  kein  Heliotropismus  mehr  stattfindet. 

Indem  man  an  die  experimentelle  Prüfung  dieser  Fragen  herantritt,  empfindet  man  sofort  die  Schwierig- 
keit, eine  Einheit  für  das  Maass  der  Lichtstärke  ausfindig  zu  machen.  Aber  selbst  wenn  man  fände,  dass  eine 
von  den  bekannten  photometrischen  Methoden  uns  eine  für  unseren  Zweck  genügend  verlässliche  Einheit 
darböte,  so  wäre  dieselbe,  wollte  man  natürliches  Licht  im  Versuche  verwenden,  dennoch  nutzlos,  weil  die 
auf  Heliotropismus  bezugnehmenden  Experimente  eine  Zeitdauer  in  Anspruch  nehmen,  innerhalb  welcher  das 

>  L.  c.  p.  80. 


Die  heliotropischen  Erscheinungen  im  Pflanzenreiche.  175 

Sonnenlicht  oder  das  diffuse  Tageslicht  heziiglich  ihrer  Intensität  zu  inconstant  sind.  Welchem  ansserordent- 
lici)  raschen  Wechsel  indess  die  Intensität  des  Tageslichtes  selbst  innerhalb  sehr  kurzer  Zeiträume  unter- 
worfen ist,  habe  ich  bei  anderer  Gelegenheit  dargethan.  •  Es  ist  also  ganz  unthunlich,  zu  den  in  unserer 
Frage  nöthigen  Experimenten  das  Tageslicht  zu  benützen. 

Da  heliotropische  Versuche  im  Gaslicht  sehr  leicht  und  vollständig,  ja  selbst  in  sehr  kurzen  Zeiträumen 
gelingen,  so  habe  ich  diese  Art  künstlichen  Lichtes,  welches  sich  auch  aus  anderen  Gründen  zum  Experimen- 
tiren mehr  als  jede  andere  künstliclie  Lichtquelle  eignet,  benutzt.  Inwieweit  die  durch  diese  Art  der  Ver- 
suche gewonnenen  Resultate  auch  auf  das  Tageslicht  übertragen  werden  können,  werde  ich  weiter  unten 
auseinandersetzen. 

Die  Gasflammen,  welche  zu  den  Versuchen  dienten,  hatten  eine  constante  Leuchtkraft.  Die  Herstellung 
solcher  Flammen  erfolgte  in  derselben  Weise,  wie  bei  meinen  Untersuchungen  über  den  Einfluss  des  Lichtes 
auf  die  Transspiration  der  Pflanzen*  und  bei  den  Studien,  welche  ich  zur  Auffindung  der  Beziehungen 
zwischen  Lichtintensität  und  Entstehung  des  Chlorophylls^  unternahm.  In  Betreff  der  Methode  zur  Herstel- 
lung von  Gasflammen  constanter  Leuchtkraft  kann  ich  mich  hier  kurz  fassen,  da  ich  mich  a.  a.  0.  darüber 
bereits  ausführlich  ausgesprochen  habe.  Ich  erwähne  hier  nur  kurz,  dass  das  zu  den  Brennern  geleitete  Gas 
einen  Regulator  passirte,  welcher  es  ermöglichte,  den  Druck,  unter  welchem  die  Flammen  brannten,  völlig 
constant  zu  erhalten. 

Ich  habe  zu  allen  meinen  Versuchen  nur  Gasflammen  benützt,  deren  Leuchtkraft  genau  6'5  Walrathkerzen 
äquivalent  war,  und  die  ich  bei  den  augewendeten  .\pparaten  erhielt,  wenn  das  Manometer  eine  Wassersäule 
von  18-5  Mm.  anzeigte.  Ich  bezeichne  im  Nachfolgenden  diese  Flamme  kurz  als  Normalflamme. 

Als  Maass  für  die  im  Versuche  herrschende  Lichtstärke  diente  die  Leuchtkraft  einer  solchen  Flamme  in 
einer  Entfernung  =  1  M.  von  letzterer.  Durch  Einführung  dieser  Einheit  war  es  möglich,  jede  auf  eine 
Versuchspflanze  einwirkende  Lichtintensität  unter  Berücksichtigung  des  Satzes,  dass  die  Intensität  des  Lichtes 
dem  Quadrate  der  Entfernungen  umgekehrt  proportional  ist,  zahlenmässig  festzustellen. 

So  weit  als  tluinlich,  wurden  die  Versuche  in  einem  Räume  des  pflanzenphysiologischen  Institutes  aus- 
geführt, welcher  für  heliotropische  Versuche  besonders  adaptirt  ist.  Der  Anstrich  der  Wände  dieses  Raumes, 
des  Bodens  und  Plafonds,  der  Tische  und,  so  weit  als  thunjich,  aller  zu  den  Versuchen  dienlichen  Apparate 
ist  mattschwarz.  Thüren  und  Fenster  sind  so  verschlossen  und  mit  Tuch  bedeckt,  dass  fremdes  Licht  keinen 
Zutritt  hat.  Die  nicht  geschwärzten  Apparate  (Psychrometer,  Thermometer  etc.)  sind  durch  schwarze  Schirme 
von  der  Versuchspflanze  getrennt;  die  Ränder  der  Thongeschirre,  in  welchen  sich  die  Versuchspflanzen 
befinden,  sind  mit  mattschwarzen  Papperingen  bedeckt;  kurzum  es  wurde  dafür  Sorge  getragen,  dass  zu 
den  Versuclispflanzen  so  gut  wie  kein  anderes  als  das  durch  die  Lichtquelle  gespendete  Licht  gelange. 

Es  möchte  vielleicht  überflüssig  erscheinen,  derartige  Massregeln  zu  treffen,  um  das  reflectirte  Licht  aus- 
zuschliessen.  Allein  eine  solche  Vermuthnng  wäre  ganz  ungerechtfertigt,  ja  ich  gestehe,  dass,  wenn  es  sich  um 
völlig  genaue  Bestimmungen  der  heliotropisclieu  Empfindlichkeit  handeln  würde,  selbst  meine  Versuche  sich 
noch  nicht  als  vollkommen  genau  herausstellen  würden,  denn  selbst  die  schwarzen  matten  Schirme  reflectiren 
mehr  Licht,  als  man  anzunehmen  geneigt  wäre.  Ich  habe,  um  zu  begründen,  dass  selbst  durch  Reflexe,  welche 
von  den  schwarzen  Wänden  und  derlei  Schirmen  herrühren,  fehlerhafte  Bestimmungen  der  lieliotropischen 
Empfindlichkeit  entstehen  können,  an  zwei  Beobachtungen  zu  erinnern.  Erstens  an  die  bekannte  merkwürdige 
Entdeckung  J.  Jamiu's,  derzufolge  die  Helligkeit  des  dunkelsten  Schwarz,  das  wir  herstellen  können, 
immerhin  noch  etwa  den  hundertsten  Theil  jener  des  reinsten  Weiss  beträgt,  und  zweitens,  dass  Aubert*  bei 
genauem  Vergleiche   einer  weissen   und  einer  schwarzen  Scheibe   die   Helligkeit   der  letzteren   blos  57mal 


1    Untersuchungeu   über   den   Einfluss   des  Lichtes   und   der   strahlenden    Wäime   auf  die  Trauspsiration    der  Pflanze. 
Sitzungsber.  d.  kais.  Akad.  d.  Wissensch.,  Bd.  74  (1876),  Separatabdr.  p.  4. 
-  Untersuchungen  über  den  Einfluss  des  Lichtes  etc.  L.  c.  p.  4  ff. 
3  Die  Entstehung  des  Chlorophylls.  Wien,  1877,  p.  43  ffd. 
*  Physiologie  der  Netzhaut.  Breslau  1865,  p.  73. 


176  Julius  Wiesner. 

kleiner  als  die  der  ersteren  gefunden  hat.  Erst  als  ich  diese  Thatsachen  kennen  lernte,  wurde  es  mir  klar, 
warum  an  heliotropisch  sehr  empfindlichen  Stengeln  Verzögerungen  in  den  Krümmungen  sich  einstellten, 
wenn  schwarze  Schirme  all  zu  knapp  hinter  den  Versuchspflanzen  sich  befinden,  was  ich  bei  jenen  Experi- 
menten, die  ich  nicht  in  dem  genannten  Versuchszimmer,  sondern  in  anderen  möglichst  grossen,  für  diese 
Versuche  nicht  besonders  adaptirten  Räumen  vornahm,  anfänglich  oft  beobachtete.  Wenn  es  sich  um  die  grösste 
erreichbare  Genauigkeit  in  der  Feststellung  der  heliotropischen  Empfindlichkeit  handelte,  so  müssten  die  Ver- 
suche in  mögliclist  grossen  geschwärzten  Räumen  augestellt  werden,  um  die  Wirkung  des  von  den  schwarzen 
Wänden  reflectirten  Lichtes  durch  grosse  Entfernuni;en  von  den  Versuchsobjecten  möglichst  zu  schwächen. 
Einigermassen  können  solche  störende  Lichtreflexe  durch  Aufstellung  grosser,  möglichst  schief  gegen  die 
Richtung  der  einfallenden  Strahlen  aufgestellter  Schirme  beseitigt  werden. 

Der  für  die  Versuche  besonders  adaptirte  Raum  hatte  eine  Länge  von  5,  eine  Breite  von  2-9  und  eine 
Höhe  von  3-8  M.  Um  starke  Reflexe  zu  vermeiden,  konnte  ich  in  diesem  Räume  eine  Versuchspflanze  bloss 
3M.  von  der  Lichtquelle  entfernt  aufstellen.  Jene  Versuche,  in  welchen  ich  über  grössere  Distanzen  disponiren 
musste,  wurden  in  einem  Locale  unternommen,  welches  eine  Tiefe  von  circa  12'5  M.  hatte,  von  welcher  ich 
11  M.  ausnützte.  Diese  Localität  war  wohl  völlig  zu  verfinstern;  aber  trotz  aller  Vorsicht  Hessen  sich  kleine 
Lichtreflexe,  die  von  den  lichten  Wänden,  Thüren  etc.  herrührten,  selbst  bei  passendster  Verwendung  am  Schirm 
nicht  vermeiden.  Allein  da  es  sich  in  meinen  Versuchen  nicht  um  absolute,  mit  mathemathischer  Genauigkeit 
festzustellende  Werthe,  sondern  nur  darum  handelte,  den  Gang  der  heliotropischen  Krümmungen  in  seiner 
Abhängigkeit  von  der  Lichtintensität  festzustellen,  so  konnte  ich  mich  mit  meiner  Art  der  Versuchsanstellung 
begnügen.  Die  von  mir  festgestellten  Grenzen  der  Lichtstärke  für  den  Heliotropismus  macheu  desshalb  keinen 
Anspruch  auf  die  grösste  erreichbare  Genauigkeit. 

Es  wäre  auch  ganz  unnöthig  gewesen,  die  feinstmöglichste  Präcisionsarbeit  an  ein  Object  zu  ver- 
wenden, bei  welchem  die  Individualität  auch  in  Betreff  der  Lichtempfindliehkeit  eine  so  grosse  Rolle  spielt. 
Indess  soll  damit  nicht  gesagt  sein,  dass  in  der  Pflanzenphysiologie  nicht,  die  heliotropische  Empfindlichkeit 
der  Pflanze  betreffende  Fragen  auftauchen  könnten,  deren  Lösung  eine  grössere  Feinheit  in  der  Ausführung 
der  Versuche  erheischte. 

a)  Versuche  mit  Vlcia  sntiva. 

Acht  im  Finstern  in  kleinen  Gartengeschirren  erwachsene,  aus  einer  grossen  Aussaat  ausgewählte, 
anscheinend  völlig  gleiche  Keimlinge  der  Wicke  wurden  in  dem  oben  genannten,  zu  heliotropischen  Versuchen 
besonders  adaptirten  Räume  (in  der  Folge  hier  kurz  als  „dunkle  Kammer"  bezeichnet)  in  Entfernungen  von 
0-1,  0-2,  0-5,  1,  1-5,  2,  2-5  und  3  M.  von  der  Flamme  aufgestellt.  Die  Mitte  der  Flamme  und  die  Keimlinge 
befanden  sich  in  einer  Horizontalen.  Die  seitlichen  Verschiebungen,  welche  den  Keimlingen  gegeben  werden 
mussten,  um  sie  aus  dem  Schlagschatten  der  Vorderpflanze  zu  bringen,  waren  so  geringfügig,  dass  sie  keinerlei 
Correctur  in  Betreff  der  Entfernung  von  der  Flamme  nöthig  machten. 

Die  Richtung,  welche  man  dem  Keimling  gegen  die  Lichtquelle  gibt,  ist  bei  dicotylen  Pflanzen  mit 
nutirenden  Stengeln  nicht  gleichgiltig,  indem,  wie  ich  früher  ausführlich  zeigte, '  die  Stengel  derselben  sich 
am  raschesten  der  Lichtquelle  zuneigen,  wenn  sie  mit  der  Hinterseite  zum  Lichte  gestellt  werden  ;  am  spätesten, 
wenn  die  Vorderseite  beleuchtet  wird;  bei  Beleuchtung  einer  der  Flanken  —  gleichgiltig  welcher  —  stellt 
sich  ein  intermediäres  Verhalten  ein.  In  allen  in  diesem  Abschnitte  enthaltenen  Versuchen,  in  welchen  eine 
andere  Aufstellung  der  Keimlinge  nicht  besonders  angegeben  ist,  standen  sie  mit  einer  der  Flanken  dem 
Lichte  zugewendet,  so  dass  die  nutirende  Spitze  des  Stengels  nach  rechts  oder  links  schaute. 

Der  Beginn  des  Neigens  des  Stengels  zum  Lichte  wurde  mit  dem  Senkel  festgestellt,  konnte  also  mit 
grosser  Genauigkeit  bestimmt  werden.  In  nachfolgender  Tabelle  ist  der  Zeitpunkt  des  Eintretens  der  helio- 
tropischen Krümmung  und  die  Grösse  der  heliotropischen  Ablenkung  der  Stengel  in  Graden  ausgedrückt. 


Die  uudulircnde  Nutation  der  Internoilien.  Sitzungsber.  d.  kais.  Akad.  d.  Wissensch.   Bd.  77,  I.  Abth.,  Jänn.  1878. 


Die  heliotropiöchen  Erscheinungen  im  Pflanzenreiche.  177 

E  =  Entfernung  des  Keimlings  von  der  Flamme. 

J  =  Intensilät  des  auf  die  Vorderseite  des  Organs  wirkenden  Lichtes. 

Z  =  Eintritt  der  lieliotropisclien  Krümmung,  vom  Beginne  des  Versuches  an  gerechnet. 

W^  Ablenkung  von  der  Verticalen  in  Bogengraden  ausgedrückt.  ^ 

J  Z  W  (nach  Ablauf  von  4  Stunden) 

,    .  ^ToO s'stunden    0  Min 30° 

...    25 2  „  15    „ 40° 

...      4 1  „  55   „ 44° 

.    .  1           ...  1  „  30   „ 55° 

.    .    .  0-44    ...  1  y,  10    ,,  .    .            .90°  (Maximum) 

.    .  0-25    ...  1  „  50   „ 60° 

...  0-16    ...  2  „  10   „ 50° 

.    .  0-11    ...  2  „  40   „ 45°. 

Die  Luftfeuchtigkeit  betrug  während  der  ganzen  Versuchsdauer  75—77  Proc.  (Rel.  Feucht.).  Im  Beginne 
des  Versuches  herrschte  bei  E  =  0-1  eine  Temperatur,  27-5°  C,  bei  E  =  3-0  an  21-2°  C.  Im  Laufe  des 
Experimentes  wurde  durch  hinter  Schirmen  stehende  dunkle  Flammen  die  Temperatur  an  allen  Versuchs- 
punkten so  weit  erhöht,  dass  die  Differenzen  im  Ganzen  nur  innerhalb  eines  Grades  sich  bewegten. 

Diese  Versuchsreihe  wurde  mehrmals  wiederholt.  Wenn  auch  hierbei  die  Zeitwerthe  nicht  stets  die  völlig 
gleichen  waren,  so  ergab  jede  derselben  doch  dasselbe  Resultat:  dass  nämlich  mit  der  Abnahme  der 
Lichtintensität  bis  zu  einer  bestimmten  Grenze  die  heliotropische  Krümmungsgeschwin- 
digkeit und  überhaupt  die  Energie  des  Heliotropismus  zunahm  und  von  hier  an  mit  dem 
weiteren  Sinken  der  Lichtstärke  wieder  abnahm.  Es  wurden  an  50  Versuchsreihen  durchgeführt, 
und  zwar  ausser  mit  Vict'a  sativa  noch  mit  V.  Faba,  Pisum  sativum,  Phaseolus  rmdtiflorus,  Kelianthus  annuus, 
Lepidium  sativum,  endlich  noch  mit  etiolirten  Trieben  von  Salix  alba.  In  keinem  einzigen  Falle  wurde  ein 
abweichendes  Verhalten  beobachtet. 

In  der  oben  mitgetheilten  Versuchsreihe  sind  die  Grenzen  der  Lichtintensität  für  das  Zustandekommen 
des  Heliotropismus  noch  nicht  enthalten;  weder  die  obere  Intensitätsgrenze  noch  die  untere,  d.  h. 
weder  die  grösste  Lichtstärke,  noch  die  geringste,  bei  welcher  eben  noch  Heliotropismus  stattfindet.  Zur 
Auffindung  dieser  Werthe  miissten  noch  besondere  Versuche  ausgeführt  werden. 

Um  die  obere  Intensitätsgrenze  zu  erhalten,  musste  die  Versuchspflanze  der  Flamme  noch  mehr,  als  es 
im  obigen  Versuche  geschah,  genähert  werden.  Keimlinge  der  Wicke,  welche  der  Flamme  bis  5  Cent, 
genähert  wurden,  zeigten  innerhalb  12  Stunden  keine  Spuren  von  Wachsthum  oder  Heliotropismus.  Dennoch 
blieben  sie,  da  für  fortwährende  Befeuchtung  der  Stengel  und  des  Bodens  Sorge  getragen  wurde,  völlig 
turgescent,  und  entwickelten  sich  unter  jjassenden  Versuchsbedingungen  normal  weiter.  In  einer  Distanz 
=  6  Cent,  von  der  Flamme  wurde  das  Gleiche  beobachtet.  Bei  7  Cent.  Distanz  zeigte  sich  bereits 
Heliotropismus,  aber  noch  kein  Längenwachsthum,  wenn  man  in  dieser  Entfernung  von  der  Flamme  den 
Keimling  um  seine  verticale  Axe  rotiren  Hess.  Erst  bei  9  Cent.  Hess  sich  bei  dieser  Versuchsweise  ein  merk- 
liches Längenwachsthixm  nachweisen. 

Inwieweit  die  durch  die  Distanz  von  0-07  M.  gegebene  Lichtintensilät  =  204  als  die  obere  Intensitäts- 
grenze für  Keimlinge  der  Wicke  angesehen  werden  darf,  soll  alsbald  erörtert  werden.  Vorerst  soll  nur  noch 
hervorgehoben  werden,  dass  aus  der  angestellten  Beobachtung  sich  auch  folgendes  Resultat  abstrahireu  lässt : 
Die  Lichtintensität,  bei  welcher  allseitig  beleuchtete  Keimlinge  von  Vicia  sativa  Qb^n 
noch  Längenwachsthum  zeigen,  ist  geringer  als  jene  Lichtstärke,  bei  welcher  einseitig 
beleuchtete  Keimlinge  dieser  Pflanze  noch   Heliotropismus  darbieten.    Erstere  Lichtstärke 


1  Zur  Schätzung  der  Bogengrade  benütze  ich  das  Sachs'sche  Auxanometer,  genannt  „Zeiger  am  Bogen",  welches  eine 
Schätzung  der  Ablenkung  von  5  zu  5  Graden  gestattet. 

Deukscilriften  der  matliem.-uatari>.  Ol.   XXZIX.  Bd.  23 


178  Julius  Wiesner. 

beträgt  112,  letztere  204.  Bei  J=  112  findet  auf  der  Vorderseite  des  Wickenstengels  eine  Beleuchtung  statt, 
welche  daselbst  schon  Längenwachsthum  zuLässt,  was  bei  einer  grösseren  Intensität  nicht  mehr  stattfindet, 
also  auch  nicht  bei  t/=204;  diese  Lichtstärke  ruft  aber  in  den  Geweben  der  Wickenstengel  bereits  eine 
Lichtschwächung  hervor,  bei  welcher  die  Hinterseite  des  Organs  schon  zu  wachsen  befähigt  ist. 

Die  Frage,  ob  die  angeführte  obere  Intensitätsgrenze  (J  =  204)  für  die  Seite  des  keimenden  Wicken- 
stengels überhaupt  gilt,  oder  blos  für  die  Versuchsbedingungen,  ist  von  mir  experimentell  geprüft  worden. 
Ich  fand,  dass  bei  einer  bestimmten  Lichtintensität  die  relative  Energie  des  Heliotropismus  innerhalb  der 
Grenzen  der  Wachsthumsbedingungen  constant  bleibt,  d.h.  das  Minimum  und  das  Maximum  des 
Heliotropismus  sind  für  bestimmte  Versuchsobjecte  durch  bestimmte  Lichtstärken  fixirt  und  können  durch 
Änderungen  der  Feuchtigkeit,  der  Temperatur  etc.  wohl  der  Zeit  nach,  nicht  aber  dem  Grade  nach  ver- 
schoben werden.  Aus  einer  grossen  Zahl  von  Beobachtungen,  welche  ich  zur  Klärung  dieser  Verhältnisse 
anstellte,  will  ich  nur  folgende  anführen. 

Mehrere  Reihen  von  Wickenkeimlingen  wurden  im  Gaslichte  bei  constanter  Temperatur  von  25-5°,  21-2'' 
und  10-5°  C.  aufgestellt.  Am  ersten  stellte  sich  in  allen  drei  Fällen  die  heliotropische  Krümmung  in  einer 
Entfernung  =  1-5  M.  von  der  Flamme  ein,  und  bei  dieser  Liclitstärke  erfolgte  auch  das  Maximum  der  helio- 
troiiischeu  Krümmung  in  der  kürzesten  Zeit.  Allein  die  Zeitdauer  bis  zum  Eintritt  einer  bestimmten  Phase  des 
Heliotropismus  war  je  nach  der  Temperatur  verschieden.  So  erfolgte  in  der  Entfernung  =  1-5  M.  der  Eintritt 
der  heliotropischen  Krümmung  bei  25-5°C.  nach  50,  bei  21-2°  nach  70,  bei  10'5°  nach  175Minuten.  Kresse- 
keimlinge krümmten  sich  in  einer  Entfernung  =:  1  M.  von  der  Flamme  bei  25-5°  C.  in  45,  bei  21-2  in  60,  bei 
10-8°  C.  in  210  Minuten  etc. 

Während  es  mir  gelang,  die  obere  Intensitätsgrenze  und  das  Optimum  der  Intensität  für  den  Heliotropismus 
der  Wickenstengel  ausfindig  zu  machen,  reichten  die  Localitäten  des  pflanzenphysiologischen  Institutes  nicht 
aus,  um  die  untere  Intensitätsgrenze  festzustellen.  Bei  einer  Temperatur  von  18°  C.  und  einer  fast  constanten 
Feuchtigkeit  von  71  Proc.  begannen  sich  Keimlinge  der  Wicke,  welche  UM.  von  der  Flamme  entfernt  waren, 
nach  3  Stunden  und  45  Minuten  zu  krümmen.  5  Stunden  später  stand  die  heliotropisch  geneigte  Stengelspitze 
bereits  in  der  Richtung  der  einfallenden  Strahlen,  zum  Beweise,  dass  die  untere  Intensitätsgrenze  mit  dem 
Werthe  J  =  0-008  lauge  noch  nicht  erreicht  war.  Ich  habe  unter  allen  untersuchten  Objecten  kein  einziges 
gefunden,  welches  in  Bezug  auf  heliotropische  Empfindlichkeit  die  Keimlinge  der  Wicke  übertroifen,  ja  auch 
nur  erreicht  hätte. 

Aus  den  angeführten  Beobachtungen  ergaben  sich  folgende  Werthe  für  die  Beziehung  der  Lichtintensität 
zur  heliotropischen  Krümmungsfähigkeit  der  von  der  Seite  beleuchteten  Keimstengel  der  Wicke : 

Obere  Intensitätsgrenze  .  .  .  =:  204  •  000 
Optimum  der  Intensität  .  .  .  ==  0  •  440 
Untere  Intensitätsgrenze    .    .  <:      0*008. 

b)  Versuche  mit  Lepidium  satimim. 

Die  Kresse  zeigt  ein  ähnliches  Verhalten  wie  die  Wicke.  Auch  hier  ist  die  Intensität,  bei  welcher  allseitig 
beleuchtete  Keimlinge  Längenwachsthum  zeigen,  geringer  als  die  Lichtstärke,  bei  welcher  einseitig  beleuchtete 
Keimlinge  sich  noch  heliotropisch  krümmen.  Auch  bei  dieser  Pflanze  ist  die  heliotropische  Empfindlichkeit 
noch  so  gross,  dass  sich  in  den  mir  zu  Gebote  stehenden  Localitäten  die  untere  Intensitätsgrenze  des  Heliotro- 
pismus nicht  bestimmen  Hess.  In  einer  Entfernung  =  2-5  Cent,  von  der  Flamme  erfolgte  weder  Wachsthum 
noch  Heliotropismus.  Ich  muss  hierzu  bemerken,  dass  die  bei  diesem  Versuche  beobachtete  Lufttemperatur 
unterhalb  des  Maximums,  ja  sogar  in  der  Nähe  des  Optimum  für  das  Wachsthum  befand,  nämlich  etwa  30°  C. 
betrug,  mithin  die  im  Experimente  herrschende  Temperatur  kein  Hinderniss  für  den  Eintritt  des  Heliotro- 
pismus gewesen  sein  konnte.  Bei  einer  Entfernung  =  3-5  Cent,  erfolgte  bereits  Heliotropismus,  aber  bei 
allseitiger  Beleuchtung  des  Keimlings  kein  Längenwachsthum.  Bei  5-5  Cent.  Entfernung  stellte  sich  nicht  nur 


Die  heliotropischen  Erscheinungen  im.  Pflanzenreiche.  179 

Heliotropismus,  sondern  auch  Längenwachsthum  ein.  Der  Beginn  der  heliotropischen  Krlimmung  war  in  einer 
Entfernung  =  3  M.  (genauer  gesagt  zwischen  2  und  3  M.)  zu  beobachten.  Selbst  noch  in  einer  Entfernung 
von  11  M.  stellte  sich  innerhalb  18  Stunden  die  heliotropisch  gekrümmte  Stengelspitze  in  die  Richtung  des 
einfallenden  Lichtes. 

c)  Versuche  mit  Pismn  sativum. 

Die  Versuche,  welche  ich  mit  Keimlingen  der  Erbse  anstellte,  ergaben  in  mehrfacher  Beziehung  andere 
Resultate  als  die  vorher  mitgetheilten.  Die  heliotropischen  Krümmungen  traten,  selbst  wenn  unter  gleichen 
Vegetatiousbedingungen  gearbeitet  wurde,  bedeutend  später  ein  als  bei  Wicke  nnd  Kresse,  wie  folgende 
Versuchsreihe  zeigt: 


J 

z 

'o^ . 

.    .  4  Stunden 

25  Minuten 

011  . 

.    .  4 

» 

0        » 

0-027 

.    .  6 

V 

15       „ 

0-012 

.    .  6 

•n 

55        „ 

0-008 

.    .  7 

n 

30        „ 

Bei  UM.  Entfernung  war  nach  24  Stunden  schon  das  Maximum  des  heliotropischen  Effectes  eingetreten; 
man  sieht  also,  dass  es  mir  auch  bei  der  Erbse  nicht  gelungen  ist,  die  untere  Intensitätsgrenze  festzustellen. 
Das  Optimum  wurde  bei  der  Entfernung  =  3  M.  von  der  Flamme  gefunden.  Die  obere  Intensitätsgrenze  war 
erreicht,  wenn  der  Keimling  in  eine  Entfernung  =  6-9  Cent,  von  der  Flamme  gebracht  wurde. 

Aber  selbst  über  diese  Lichtstärke  hinaus  erfolgte  noch  Wachsthum,  nämlich  noch  in  einer  Entfernung 
=  5  Cent,  von  der  Flamme.  In  einer  Entfernung  =  6-5  Cent,  wurde  das  Wachsthum  bereits  so  beträchtlich, 
dass  dasselbe  schon  innerhalb  weniger  Stunden  zahlenmässig  festgestellt  werden  konnte.  Nach  Ablauf  von 
3  Stunden  betrug  das  Längenwachsthum  1-8  Millim.  Die  Erbse  zeigt  also  im  Vergleiche  zur  Wicke  und  Kresse 
ein  entgegengesetztes  Verhalten.  Es  ist  nämlich  die  grösste  Lichtintensität,  bei  welcher  eben 
noch  Längenwachsthum  stattfindet,  grösser  als  die  Lichtstärke,  bei  welcher  der  Helio- 
tropisnius  zu  erlöschen  beginnt.  Bei  Lichtstärken  von  400 — 220  wachsen  die  Lichtseiten  der  Stengel 
noch  eben  so  stark  als  die  Schattenseiten  und  erst  bei  J=  210  ist  die  beim  Durchgang  des  Lichtes  durch  die 
Stengel  erzielte  Lichtscliwächung  so  stark,  dass  sich  eine  Wachsthumsdiflferenz  zwischen  Vorder-  und  Hiiiter- 
seite  des  Organs  bemerklich  macht. 

d)  Versuche  mit  Vida  Faba. 

Keimlinge  bei  ^=  6  und  E=l  Cent,  weder  Wachsthum  noch  Heliotropismus.  Bei  E  =^  7-5  Cent,  inner- 
halb "4  Stunden  eine  Längenzunahme  der  Keimstengel  von  1-5  Millim.  Bei  £=  8-5  Cent,  wolil  Wachsthum, 
aber  kein  Heliotropismus;  letzterer  stellte  sich  erst  bei  E=^^  Cent.  ein. 

Bei  E=10  Cent,  beginnt  die  heliotropische  Krümmung  erst  nach  20  Stunden.  Bei  jE'=  2  M.  nach  18, 
bei  ^—  2-5  nach  16-5,  bei  ^  =  3  M.  nach  18-5  Stunden.  Nach  24  Stunden  stellte  sich  eine  Spur  von  Krüm- 
mung an  einem  9  M.  von  der  Flamme  aufgestellten  Keimlinge  ein;  bei  10  und  UM.  Eutfernuug  ist  selbst 
nach  48  Stunden  kein  Heliotropismus  mehr  bemerklich.  Temperatur  bei  diesen  Versuchen  19 — 21°  C. 

ej  Versuche  mit  PJmseolus  nitiltiflorus. 

Keimlinge.  Bei  ^=9  Cent,  noch  starkes  Wachsthum  (in  20  Stunden  14  Millim.)  aber  nur  Spur  von 
Heliotropismus.  Auch  noch  bei  ^=  7  Cent,  deutliches  Wachsthum,  aber  keine  Spur  von  heliotropischer 
Krümmung.  Die  obere  Intensitätsgrenze  liegt  also  für  das  Wachsthum  der  Stengel  höher  als  die  obere  Inten- 
sitätsgrenze für  den  Heliotropismus,  welche  letztere  bei  jE'  =  9  Cent,  anzunehmen  sein  dürfte.  Das  Intensitäts- 
optimum wurde  bei  3  M.,  die  untere  Grenze  der  Intensität  für  den  Heliotropisnuis  bei  UM.  gefunden.  Tempe- 
ratur während  dieser  Versuche  19 — 21°  C. 

23* 


180  Julius   Wiesner. 

f)  Yersuche  mit  Relianthus  anmitis. 

Keimlinge.  Bei  £  =  5  Cent,  noch  deutliches  Wachsthum,  kein  lleliotropismus.  Erste  Spur  des  Heliotro- 
pismus bei  E  =  5-5  Cent.  Optimum  der  Intensität  für  Heliotropismus  bei  E  =  2'5  M.  Untere  Intensitäts- 
grenze zwischen  6  und  9  M.  Die  Keimlinge  verhalten  sich  bei  diesem  Versuche  sehr  ungleich. 

gj  Yersuche  mit  Salix  alba. 

Etiolirte  Sprosse  von  Salix  alba,  an  vorjährigen  Trieben  im  FriUilinge  zur  Entwicklung  gekommen, 
wurden  aus  dem  Dunkeln  unmittelbar  in  die  dunkle  Kammer  gebracht.  Die  Zweige  standen  mit  den  unteren 
Enden  in  mit  Wasser  gefüllten  Gelassen.  Die  Entfernungen  der  Sprosse  von  der  Flamme  betrugen  5,  10,  ::0, 
30,  50,  70,  90  Cent.,  1,  1-5,  2  und  3  M.  Innerhalb  4  Tagen  konnte  an  allen  Trieben  Längenwaclisthum  con- 
statirt  werden.  Heliotropische  Krümmuugen  zeigten  alle  jene  Versuchszweige,  welche  in  den  Entfernungen 
5 — 80  Cent,  aufgestellt  waren.  Die  übrigen  nicht.  Die  untere  Intensitätsgrenze  für  den  Heliotropismus  der 
Sprossen  lag  bei  E  =  80,  das  Optimum  bei  40  Cent.  Die  obere  Inteusitätsgrenze  war  bei  E  =  b  Cent,  noch 
nicht  erreicht,  doch  schien  es  untbunlich,  die  zarten,  leicht  welkenden  Zweige  noch  grösseren  Lichtintensitäten 
auszusetzen.  Die  Temperatur  betrug  bei  E=b  :  23-5°  C,  im  Übrigen  konnte  sie  zwischen  18—20°  C.  gehalten 
werden.  — 

Zusammenstellung    der  oberen  Lichtintensitätsgrenzen,    der  Optima   der   Lichtstärke  und 
der  unteren  Lichtintensitätsgrenzen  beim  Heliotropismus. 

Obere  Grenze        Optimum  Untere  Grenze 

Vi'cia  sativa.    Epicotyles   Stengelglied'      204.    .  0-44         .    .    jedenfalls  bedeutend  unter     0-008 

Le])idium  sativum.  Hypocotjdes     „  816  .    .     0-25— 0-11 „        0-008 

Fisum  sativum.    Epicotyles  „  210  .    .  0-11         „         0-008 

VtciaFaba  „  „  123.    .  0-16 0-012 

Ehuseolas  multiflorus    „  „  123  .    .  0-11         0-008 

i7eZea»«<^Ms  fmwifws.  Hypocotyles  „  330.    .  0*16         0-027 

SaZja;  a/Äa.  Etiolirte  Triebe    .    .    .    .  über  400  .    .  6-25         1-560. 

Aus  den  augestellten  Beobachtungen  lassen  sich  folgende  zwei  Sätze  ableiten: 

1.  Die  hcliotropiscben  Effecte  erreichen  unter  den  Bedingungen  des  Wacbstliums  bei 
einer  gewissen  Intensität  des  Lichtes  ihr  Maximum-,  von  hier  an  werden  die  lieliotro- 
pischen  Wirkungen  sowohl  bei  Abnahme  als  Zunahme  der  Lichtstärke  kleiner  und 
erreichen  endlich  den  Werth  Null.  Verschiedene  Pflanzen  verhalten  sich  in  dieser 
Beziehung  nur  insoferne  verschieden,  als  die  Zahlenwerthe  für  die  obere  und  untere 
Grenze  und  das  Optimum  des  Heliotropismus  untereinander  verschieden  sind. 

2.  Die  obere  Grenze  der  Lichtintensität  für  den  Heliotropismus  ist  entweder  grösser 
oder  kleiner  als  jene  Lichtstärke,  bei  welcher  die  betreffenden  Pflanzentlieile  eben 
noch  wachsen.  Heliotropisch  sehr  empfindliche  Pflanzentheile  gehören  der  ersteren ,  weniger  empfindliche 
der  letzteren  Kategorie  an. 

Bei  der  grossen  Verschiedenheit ,  welche  verschiedene  Pflanzentheile  in  Betreff  der  heliotropischen 
Empfindlichkeit  darbieten,  ist  nicht  zu  bezweifeln,  dass  Organe  existiren,  bei  welchen  die  obere  Lichtintensi- 
tätsgrenze für  Heliotropismus  mit  jener  für  das  Längenwachsthum  zusammenfällt.   In  diesem  speciellen  Falle 


'  Bei  den  Keimstengeln  wurde  aus  oben  angeführten  Giünden  stets  eine  der  Flanken  zur  Liclitseite  gerommen, 
und  auf  so  oiientirti-  Stengel  beziehen  sich  obige  Zahlen.  Bei  den  Trieben  von  Salix  diiferirt  die  heliotiopische  Empfind- 
lichkeit der  einzelnen  Stengelseiteu  in  so  ausserordentlich  geringem  Grade,  dass  die  Feststellung  der  diesbezüglichen  Unter- 
schiede grosse  Schwierigkeiten  macht.  Für  die  oben  mitgetheilten  Versuche  mit  Salix  war  es  demnach  gleichgiltig,  welche 
Seite  zur  Lichtseite  gewählt  wurde. 


Die  heliotropischen  Erscheinungen  im  Pflanzenreiche.  181 

wäre  die  in  Folge  des  Durchganges  des  Lichtes  durch  den  kriimmungsfähigen  Pflanzentheil  zu  Stande 
kommende  Schwächung  des  Lichtes  gerade  ausreichend,  um  eine  Beschleunigung  des  Längenwachsthums  an 
der  Hinterseite  des  Organs  zu  verursachen.  Ist  bei  einem  Pflanzentheile  die  Lichtabsorption  schwächer  als  in 
dem  zuletzt  genannten  Falle,  so  wird  die  grösste  Lichtintensität  für  das  Zustandekommen  des  Heliotropismus 
bei  diesem  Pflanzentheile  geringer  sein  als  für  das  Längenwacbstlmm;  ist  sie  aber  grösser,  so  wird  der  um- 
gekehrte Fall  eintreten.  Diese  Folgerung  bezieht  sich  aber  selbstverständlich  nur  auf  die  Absorption  solcher 
Strahlen,  welche  die  heliotropisehe  Krümmung  bewirken. 

Es  entsteht  nun  die  Frage,  ob  die  Schlussfolgerungen,  welche  hier  auf  Grund  von  im  Gaslichte  vorgenom- 
menen Versuchen  gezogen  wurden,  auch  auf  solche  Pflanzentheile  übertragen  werden  dürfen,  welche  unter  dem 
Einflüsse  des  natürlichen  Lichtes  stehen.  Schon  von  vornherein  ist  dies  wohl  kaum  zu  bezweifeln.  Es  ist  ja 
lange  her  bekannt,  dass  manche  heliotropisch  beugungsfähigen  Pflanzentheile  in  sehr  schwachem  diffusen  Lichte 
sich  nicht  krümmen.  Etiolirte  Weidenzweige  sind  ein  vorzügliches  Materiale  zur  Feststellung  dieser  Thatsache. 
Wenn  nicht  ein  sehr  kräftiges  diffuses  Tageslicht  oder  Sonnenlicht  auf  dieselben  wirkt,  so  krümmen  sie  sich 
innerhalb  eines  Tages  gar  nicht.  In  sehr  schwachem  Tageslichte  zeigen  dieselben  keine  Spur  von  Heliotropismus. 
Dass  mit  zunehmender  Lichtstärke  bis  zu  einem  gewissen  Grade  die  heliotropischen  Krümmungen  befördert 
werden,  ist  nicht  minder  bekannt.  Hingegen  ist,  soviel  mir  bekannt,  bis  jetzt  noch  nicht  untersucht  worden, 
ob  die  Intensität  des  Tages-  und  directen  Sonnenlichtes  sich  soweit  steigern  könne,  dass  selbst  bei  sonst 
günstigen  Vegetationsbedingungen  geradezu  gar  kein  Wachsthum  mehr  stattfindet. 

Zur  Lösung  dieser  Frage  habe  ich  folgenden  Versuch  angestellt.  An  Stengeln  von  Wickenkeimlingen, 
welche  letztere  in  drei  Thongeschirren  in  Erde  wurzelten,  wurden  innerhalb  der  Zone  des  stärksten  Wachs- 
thums  Stücke  in  der  Länge  eines  Centimeters  mit  Tusch  bezeichnet.  Ein  Gefäss,  in  welchem  die  Keimlinge 
völlig  vertieal  standen,  wurde  der  Einwirkung  des  directen  Sonnenlichtes  ausgesetzt;  dessgleichen  ein  zweites 
Gefäss,  in  welchem  aber  die  Keimlinge  stark  geneigt,  fast  horizontal  aufgestellt  wurden,  so  dass  die  Sonne 
während  des  ganzen  Versuches  ihre  Strahlen  nahezu  senkrecht,  stets  aber  unter  sogenannten  guten  Winkeln 
auf  die  Keimstengel  fallen  Hess.  Ein  drittes  Gefäss  wurde  ebenfalls  so  aufgestellt,  dass  die  Keimlinge  fast 
genau  horizontal  lagen;  dieses  wurde  mit  einem  innen  und  aussen  mattschwarz  emaillirten  Glasgefässe  über- 
deckt. Die  Lufttemperatur  während  des  Versuches  betrug  24—26°  C,  die  Temperaturanzeige  am  Thermo- 
meter mit  geschwärzter  Kugel  28—31°  C.  Unter  der  Glasglocke  herrsehte  eine  Wärme  von  25—29°  C. 
Innerhalb  T'/j  Stunden,  während  welcher  Zeit  die  beiden  ersten  Gefässe  fortwährend  von  der  Sonne  getroffen 
wurden,  betrug  der  Zuwachs  an  der  markirten  Stelle  der  aufrechten  Keimlinge  0-5- 1-2  Millini.,  an  den 
horizontalen  war  kein  Zuwachs  direet  zu  bemerken;  nicht  einmal  die  Schattenseite  des  Organs  Hess  einen 
Zuwachs  erkennen,  denn  die  Stengel  zeigten  auch  nicht  eine  Spur  von  geotropischer  Auf- 
wärtskrümmung,  während  die  verdunkelten  Keimlinge  schon  nach  Verlauf  einer  Stunde  eine  sehr  deut- 
liche Aufwärtskrümmun?-  erkennen  Hessen;  nach  7'/j  Stunden  standen  die  obere  Stengelenden  der  verdun- 
kelten Keimlinge  mit  den  nutirenden  Spitzen  aufrecht,  der  Zuwachs  innerhalb  der  markirten  Zone  betrug 
2-5— 31  Millim. 

Aus  diesen  Beobachtungen  geht  deutHch  hervor,  dass  das  Sonnenlicht  das  Längenwachsf ham 
der  Organe  völlig  zu  sistiren  vermag,  dass  aber  die  jungen  Stengel,  die  ja  bekanntlich 
in  der  Regel  stark  negativ  geotropisch  sind,  hierin  einen  Schutz  gegen  die  das 
Längenwachsthum  hemmende  Kraft  des  Sonnenlichtes  besitzen.  Auch  führt  ja  der  positive 
Heliotropismus  zu  Stellungen  der  Stengel  gegen  das  Licht,  bei  welchem  das  Längenwachsthum  relativ 
begünstigt  ist.  ' 

Die  in  diesem  Capitel  angeführten  Beobachtungen  geben  auch  einigen  Aufschluss  über  die  Beziehungen, 
welche  zwischen  Lichtstärke  und  Längeuwachsthimi  der  Stengel  statthaben.  Einige  dieser  Beobachtungen  geben 
direet  die  Licbtintensitäten  an,  bei  welchen  das  Längenwachsthum  stille  steht.  Jene  Lichtintensitäten, 


'  Vgl.  Wiesner.  Die  undulirende  Nutation.  Sitzungsber.  d.  k.  Akad.  d.  Wiss.  Bd.  77,  I.  Abth.  Jänn.  1878,  Sep.  p.  6. 


182  Julius   Wiesner. 

bei  welchen  der  Heliotropismus  sein  Ende  erreicht,  sind  zweifellos  jenen  Lichtstärken 
gleich,  bei  welchen  die  Pflanze  nicht  mehr  durch  Wachsthum  reagirt,  denen  gegenüber 
sich  der  betreffende  Pflanzentheil  verhält,  als  stünde  er  in  vollkommener  Finsterniss. 
Diese  untere  Lichtintensität  ist  für  verschiedene  Pflauzentheile  höchst  verschieden,  wie  beispielsweise  die 
Werthe    welche  bei  den  etiolirten  Weidenzweigen  und  bei  Phaseolus  multißorus  hierüber  gefunden  wurden, 

belegen. 

Dass  man  die  oberen  Intensitätsgrenzen  für  Heliotropismus  uud  Längenwachsthum  benützen  könnte,  um 
den  in  Folge  Absorption  des  Lichtes  seitens  der  Gewebe  eingetretenen  Verlust  an  solchen  Lichtstrahlen, 
welche  auf  das  Längenwachsthum  der  Organe  wirken,  zu  ermitteln,  liegt  auf  der  Hand.  Doch  halte  ich  meine 
Versuche,  die  ja  zunächst  einem  anderen  Zwecke  zu  dienen  haften,  für  nicht  genau  genug,  um  derartige 
Bestimmungen  durchführen  zu  können.  Für  diesen  Zweck  müsste  eine  noch  sorgfältigere  Auswahl  des  Ver- 
suchsmaterials getroffen  werden,  und  wäre  es  ferner  unerlässlich,  in  noch  kleineren  Abständen  von  einander, 
als  es  in  meinen  Versuchen  der  Fall  war,  die  Pflanzen  aufzustellen. 

Noch  wäre  zu  bemerken,  dass  die  untere  Grenze  der  Lichtintensität  für  den  Heliotropismus  sich  auch 
durch  Feststellung  der  unteren  Grenze  der  Lichtstärke  für  die  Retardiriing  des  Längenwachsthums  der 
beugungsfähigen  Stengel  auffinden  Hesse.  Ich  habe  diesen  Weg  des  Versuches  allerdings  auch  betreten,  bin 
aber  nicht  zu  befriedigenden  Kesultaten  gekommen,  da  die  einzelnen  Versuchspflänzchen  selbst  einer  und 
derselben  Pflanzenart  im  Längenwachsthum  allzusehr  variiren.  Stelle  ich  nämlich  eine  Flucht  von  Keimlingen 
der  Kresse  auf  Rotationsapparaten  hinter  der  Normalflamme  so  auf,  dass  jeder  derselben,  aufrecht  wachsend, 
allseitig  gleichmässig  beleuchtet  ist,  so  finde  ich  allerdings,  das  von  dem  Keimling  au,  welcher  eben  schon 
Längenwachsthum  zeigt,  alle  übrigen  mit  der  Entfernung  von  der  Flamme  eine  Zunahme  des  Längenwachs- 
thums bis  zu  einer  gewissen  Entfernung  erkennen  lassen.  Allein  die  Individualität  der  Pflänzchen  spielt  eine 
zu  grosse  Rolle,  als  dass  sich  genau  die  Entfernung  von  der  Flamme  angeben  Hesse,  in  welcher  die  Lichtstärke 
so  gering  ist,  dass  sie  sich  den  Keimlingen  gegenüber  wie  Dunkelheit  verhält;  mit  anderen  Worten:  es  lässt 
sich  auf  diese  Weise  nicht  genau  ermitteln,  bei  welcher  Lichtstärke  die  Retardirung  des  Längenwachsthums 
der  Stengel  aufhört. 

In  dem  Capitel  über  Zusammenwirken  vom  Heliotropismus  und  Geotropismus  wird  gezeigt  werden,  dass 
behufs  Feststellung  der  unteren  Grenze  der  Lichtstärke  für  den  Heliotropismus  die  im  Vorhergegangenen 
ermittelten  Werthe  noch  einer  Correctur  bedürfen,  indem  bei  gewissen  Beleuchtungsverhältuissen,  namentlich 
bei  schwacher  Beleuchtung,  der  negative  Geotropismus  dem  positiven  Heliotropismus  merkbar  entgegenwirkt. 
Auf  die  an  der  oberen  Grenze  der  Lichtstärke  stattfindenden  heliotropischen  Erscheinungeu  hat  indess  der 
Geotropismus  keinen  Einflnss,  wie  in  dem  bezeichneten  Capitel  gezeigt  werden  soll.  — 

Alle  bisher  mitgetheilten  Versuche  bezogen  sich  auf  positiv  heliotropische  Organe.  Was  die  negativ  helio- 
tropischen Pflanzentheile  anlangt,  so  herrschen  hier  wohl  dieselben  Beziehungen  zwischen  Lichtiutensität  und 
den  heliotropischen  Effecten.  Es  gelang  mir  indes  bloss  in  dem  hy])ocotylen  Steugelgliede  von  Viscmn  album, 
den  Wurzeln  \on  Hartwegm  comosa  und  iSma^is  alba  passende  Versuclisobjecte  zur  Entscheidung  dieser  Frage 
zu  finden. 

Von  meinem  die  Keimpflanze  von  Vücum  alhum  betreffenden  Versuche  sei  hier  Folgendes  bemerkt.  Herr 
Dr.  Pey ritsch,  der  sich  mit  der  Entwicklung  der  Mistel  seit  langer  Zeit  eingehend  beschäftigt,  theilte  mir 
mit,  dass  die  Samen  derselben  bei  uns  blos  vom  April  bis  Mai  zum  Keimen  zu  bringen  sind,  und  dass  Wachs- 
thum sowohl,  als  negativ  heliotropische  Krümmung  des  hypocotylen  Stengelgliedes  erst  in  einem  nicht  zu 
schwachen  diffusen  Lichte  stattfindet.  Herr  Dr.  Peyritsch  lässt  die  Samen  auf  trockenem  Fichtenholz- 
brettchen  so  keimen,  dass  eine  Schmalseite  der  Samen  dem  Lichte  zu-,  die  andere  von  demselben  abgewendet 
ist.  Auf  diese  Weise  lässt  sich,  wie  ich  mich  durch  viele  Versuche  überzeugte,  sowohl  das  Längenwachsthum 
als  der  negative  Heliotropismus  des  hypocotylen  Stengelgliedes  sehr  schön  und  sicher  constatiren.  Bei  meinen 
im  Gaslichte  vorgenommenen  Versuchen  verfuhr  ich  theils  auf  dieselbe  Weise,  theils  benutzte  ich  jene  Gefässe, 
die  ich  zum  Studium  der  heliotropischen  Erscheinungen  der  Wurzeln  verwende.  Es  sind  dies  cylindrische  Glas- 


Die  heliotropischen  'Erscheinungen  im  Pflanzenreiche.  183 

gefässe,  welche  aussen  und  innen  bis  auf  einen  schmalen  verticalen  Streifen  schwarz  und  matt  emaillirt  sind. 
Durch  Hartkautschukplatten,  welche  mit  Ringen  aus  gewöhnlichem  Kautschuk  aussen  am  Glase  befestigt  sind, 
lässt  sich  die  Lichtöfl'nung  beliebig  verengern.  An  der  Innenseite  des  nicht  eniaillirten  Streifens  wurden  An- 
fangs Mai  frisch  aus  den  Früchten  genommene  Mistelsamen  festgeklebt,  die  Gefässe  in  bestimmten  Entfernungen 
von  der  Normalflamme  aufgestellt,  und  zwar  so,  dass  die  Öffnung  des  Glases  nach  oben  sah.  Dies  ist  wohl  zu 
beachten,  denn  im  feuchten  Räume  gehen  die  Samen  durch  Verscbimmlung  rasch  zu  Grunde.  Die  in  der  Nähe 
der  Normalflamme  in  den  genannten  Gefässen  aufgestellten  Samen  brachten  in  '1 — 3  Wochen  kräftige  hypo- 
cotyle  Stengelglieder  von  intensiv  grüner  Farbe  zur  Entwicklung,  welche  eine  Länge  von  4— 12  Mm.  erreichten 
und  ausgesprochenen  negativen  Heliotropismus  zeigten.  In  weiterer  Entfernung  von  der  Flamme  verkümmerten 
die  Organe  und  in  einer  Entfernung  von  40  Cm.  war  gar  kein  Wachsthum  mehr  zu  bemerken. 

Zu  meinen  Versuchen  dienten  Samen  von  Viscum,  welches  auf  Laubbäumen  schmarotzte;  derartige 
Samen  führen,  wie  Dr.  Peyritsch  fand,  in  der  Regel  zwei  Embryonen.  In  den  Versuchen,  welche  ich  in  den 
genannten  Glasgefässen  ausführte,  kamen  die  beiden  Embiyonen  eines  Samens  zur  gleichen  Entwicklung; 
beide  zeigten  negativen  Heliotropismus.  Von  den  auf  dem  Brettchen  gezogenen  im  Profil  aufgestellten  Samen 
entwickelte  sich  selbst  in  der  Nähe  der  Flamme  nur  der  dem  Lichte  zugewendete  Embryo,  der  im  Schatten 
stehende  nicht;  das  hypocotyle  Stengelglied  des  ersten  krümmte  sich  sehr  deutlich  convex  gegen  das  einfal- 
lende Licht. 

In  einer  Lichtstärke  =  40-9  findet  noch  sehr  lebhaftes  Wachsthum  und  deutlich  ausgesprochener  nega- 
tiver Heliotropismus  statt;  in  einer  Lichtintensität  =  22  beginnt  letzterer  zu  erlöschen  und  ist  nur  noch  ein 
schwaches  Längenwachsthum  wahrnehmbar.  Bei  einer  Lichtstärke  =  10-8  steht  sowohl  Wachsthum  als 
Heliotropismus  des  hypocotylen  Stengelgliedes  völlig  stille. 

Meine  Versuche  lehren  also,  welche  relativ  grosse  Lichtstärke  für  das  Wachsthum  und  den  negativen 
Heliotropismus  dieses  Organes  erforderlich  sind.  Die  Lichtstärke  =  22  ist  als  die  untere  Grenze  für  den 
negativen  Heliotropismus  des  hypocotylen  Stengelgliedes  der  Mistel  anzusehen.  Das  Optimum  und  die  obere 
Grenze  der  Lichtstärke  für  den  Heliotropismus  dieses  Organes  konnten  bei  meiner  Art  der  Versuchsanstellung 
nicht  gefunden  werden. 

Wurzeln  von  Hartwegia  comosa,  welche  im  Wasser  vertical  nach  abwärts  wuchsen,  zeigten  in  einer  Ent- 
fernung von  40  Cm.  von  der  Flamme  noch  sehr  starken  negativen  Heliotropismns,  bei  einer  Entfernung  von 
105  Cm.  aber  nur  mehr  sehr  schwachen,  bei  130  Cm.  Distanz  keine  Spur  mehr  von  Heliotropisraus.  Die  untere 
Intensitätsgrenze  ist  hier  und  ebenso  bei  den  Keimwurzeln  von  Sinapis  alba  etwas  kleiner  als  1.  Optimum 
und  obere  Grenze  der  Lichtstärke  konnten  auch  bei  diesen  Versuchsobjecten  nicht  ermittelt  werden. 

Ein  Versuch   über  die   Anwendung  des  Heliotropismus  in  der  Photometrie. 

Zahlreiche  in  diesem  Capitel  mitgetheilte  Daten  zeigen  die  ausserordentliche  Verschiedenheit,  welche 
verschiedene  Pflanzentheile  selbst  unter  gleich  günstigen  Vegetationsbedingungen  in  Betreff  ihrer  heliotro- 
pischen Empfindlichkeit  darbieten. 

Schon  Bayer  (s.  oben  p.  153)  hat  auf  die  grosse  Lichtempfindlichkeit  heliotropischer  Pflanzentheile  auf- 
merksam gemacht  und  die  Ansicht  ausgesprochen,  dass  man  dieselben  als  Photometer  benützen  könnte. 
Besondere  Versuche  hierüber  hat  weder  er,  noch  meines  Wissens  irgend  ein  Anderer  mitgetheilt. 

Nur  um  eine  Andeutung  darüber  zu  geben,  dass  diese  Idee  Payer's  eine  practische  Bedeutung  gewinnen 
kann,  wenn  sie  in  zweckmässiger  Weise  in  Angriff  genommen  werden  würde,  theile  ich  hier  einen  Versuch 
mit,  welcher  lehrt,  dass  man  durch  heliotropische  Versuche  eine  feinere  Leuchtkraftbestimmung  als  durch  das 
Bunsen'sche  Photometer  auszuführen  im  Stande  ist. 

Zwischen  zwei  3  Met.  von  einander  entfernten  Flammen,  die  nach  Bestimmung  mit  dem  genannten  Photo- 
meter völlig  gleiche  Leuchtkraft  (=  5-5  Normalkerzen  ')  hatten,   wurde  je  ein  Keimling  von  Saatwicke  oder 


1  Die  Genauigkeit  der  angewendeten  Methode  ging  bis  auf  0-15  Normalkerze. 


184  Julius  Wiesner. 

Schminkbohne  aufgestellt.  Der  Keimstengel  wendete  seine  Flanke  der  Flamme  zu  und  stand  mit  letzterer 
genau  in  einer  Linie.  Ein  Keimling  der  Wicke  wurde  genau  1-5  Met.  von  jeder  der  beiden  Flammen  entfernt 
aufgestellt.  Dennoch  wendete  er  sich  gegen  eine  der  Flammen.  Der  Versuch  wurde  fünfmal  mit  demselben 
Erfolge  wiederholt,  ergab  also,  dass  eine  der  Flammen  eine  grössere  Leuchtkraft  hatte  als  die  andere.  Durch 
andere  Versuche  mit  demselben  Versuchsobjecte  überzeugte  ich  mich,  dass  man  von  dem  geometrischen  Hal- 
birungspunkt  der  Entfernung  der  Flammen  sich  um  4—6  Mm.  entfernen  musste,  um  denjenigen  Punkt  zu 
finden,  in  welchem  die  Leuchtkraft  beider  Flammen  als  gleich  sich  darstellte. 

Um  den  Unterschied  in  der  heliotropischen  Empfindlichkeit  verschiedener  Pflanzentheile  anschaulich  zu 
machen,  bemerke  ich,  dass  ein  Keimling  der  Schminkbohne  15  Cm.  vom  Mittelpunkte  zwischen  beiden  Flam- 
men gegen  eine  derselben  vorgeschoben  werden  konnte,  ohne  dass  sich  der  Keimstengel  derselben  zugewendet 
hätte.  Es  ist  also  ersichtlich,  dass  zu  den  photometrischen  Versuchen  nicht  alle  Pflanzen  gleich  brauchbar  sind. 

Zweites  Gapitel. 
Beziehung  zwischen  Brechbarkeit  der  Strahlen  und  Heliotropismus. 

Der  historische  Theil  dieser  Monographie  wird  zur  Genüge  gezeigt  haben,  welcher  Aufwand  an  Beob- 
achtungen gerade  an  die  Lösung  dieser  Frage  gewendet  wurde;  derselbe  lehrt  aber  anderseits  auch,  dass 
in  der  neuerlichen  Behandlung  dieser  Frage  eher  ein  Rücksehritt  als  ein  Fortschritt  zu  bemerken  ist. 

Nach  Gardner  wären  alle  leuchtenden  Strahlen  des  Lichtes  und  nur  diese  bei  der  Erscheinung  des 
Heliotropismus  betheiligt;  nach  Dutrochet  undPouillet,  ferner  nach  Guilleminund  nach  N.  J.  C.  Müller 
alle  Strahlen  des  Lichtes,  also  auch  die  ultrarothen  und  die  ultravioletten.  Hofmeister  läugnet  die  Wirk- 
samkeit der  ultrarothen  Strahlen  beim  Heliotropismus,  nimmt  aber  doch  gegen  das  rothe  Ende  des  Spectrums 
einen  weiterreichenden  Einfluss  an  als  Sachs,  indem  er  hinter  Lösungen  von  doppeUchromsaurem  Kali  eine 
positive  Beugung  der  Stengel  von  Enjsimum  Perofskianum  angibt.  Der  Sachs 'sehen  Ansicht  —  welche  sich 
so  ziemlich  mit  der  aheu  Payer'schen  deckt  —  zufolge  rufen  nur  die  Strahlen  der  stärker  brechbaren  Hälfte 
des  Spectrums,  nämlich  die  Strahlen  von  Violett  bis  zur  Mitte  von  Grün  heliotropische  Wirkungen  hervor. 
Diese  Ansicht  ist  gegenwärtig  die  herrschende. 

Bei  derartigen  Widersprüchen  wird  es  für  jenen  Forscher,  der  in  der  genannten  Frage  entscheiden  soll, 
zur  unabweislichen  Pflicht,  Experimente  von  zwingender  Beweiskraft  zu  liefern,  und  womöglich  einfache, 
leicht  zu  wiederholende  Experimente,  welche  es  jedem  mit  physikalischem  Experimentiren  einigermassen  Ver- 
trauten gestatten,  sich  von  dem  wahren  Sachverhalt  zu  überzeugen. 

Ich  theile  zunächst  einige  Versuche  mit,  welche  folgende  Fragen  stricte  lösen : 

1.  Rufen  die  starkbrechbaren  Strahlen  (vom  Ultraviolett  bis  etwa  in  die  Mitte  von  Grün)  heliotropische 
Wirkungen  hervor? 

2.  Wie  verhalten  sich  heliotropisch  krümmungsfähigen  Organen  gegenüber  Strahlen,  welche  leuchten, 
aber  gar  keine  photographische  Wirkung  (auf  Silbersalze)  ausüben? 

3.  Wie  verhalten  sich  die  von  allen  leuchtenden  Strahlen  befreiten  dunklen  Wärmestralilen  beim  Processe 
des  Heliotropismus  ? 

Die  bekannten  Versuche,  unter  Anwendung  eines  Lichtes,  welches  schwefelsaures  Kupferoxydammoniak 
passirte  (die  von  mir  verwendete  Lösung  liess  für  die  im  Experimente  herrschende  Lichtstärke  alles  Liebt 
hindurch  von  65  bis  Ultraviolett) '  heliotropische  Krümmungen  hervorzurufen,  glücken  leicht  und  sicher.  Lässt 
man  zudem  das  Licht,  bevor  es  in  diese  Lösung  eintritt,  durch  ein  mit  Wasser  gefülltes  Glasgefäss  mit  plan- 
parallelen Wänden  gehen,  um  sämmtliche  dunklen  Wärmestrahlen  zur  Absorption  zu  bringen,  so  bleibt  der 
günstige  Erfolg  gleichfalls  nicht  aus.  Sowohl  im  Sonnenlichte,  als  im  hellen  oder  schwachen  diffusen  Tages- 


1  Die  zur  Charakterisirung  der  Absorptionsspectra  angeführten  Zahlen  beziehen  sich  auf  die  Scale  des  Flammenspectrums 
in  Koscüe's  allgemein  verbreitetem  Lehrbuch  der  Chemie. 


Die  heliotropisclien  Emcheinungen  im  Pflanzenreiche.  185 

lieble,  im  hellen  uud  schwachen  Graslichte  (hier  bei  sehr  empfindlichen  Pflanzen  selbst  bei  einer  unter  0-008  ' 
liegenden  Lichtstcärke)  kommen  durch  die  starkbrechbaren  Strahlen  heliotropische  Krümmungen  leicht  uud 
sicher  zu  Staude.  Schon  dies  lässt  vermutheu,  dass  die  starkbrechbareu  Strahlen  beim  Heliotropismus  in 
erster  Linie  betheiligt  sind. 

Um  nun  zu  entscheiden,  ob  leuchtende  aber  photographisch  völlig  unwirksame  Strahlen  Heliotropismus 
hervorzurufen  im  Stande  sind,  habe  ich  folgende  Versuche  angestellt.  Hinter  einer  dicken  Wasserschichte, 
welche  die  ultrarotheu  Strahlen  meiner  Normal- Gasflamme  vollständig  absorbirte,  wurde  ein  Duukelkasten  auf- 
gestellt, in  dessen  Fenstern  eine  Glascuvette  so  eingesetzt  war,  dass  das  Licht  in  den  dunkeln  Raum  nur  durch 
diese  eindringen  konnte.  Die  Cuvette  war  mit  einer  Lösung  von  doppeltchromsaurem  Kali  gefüllt,  welche  bei 
der  angewendeten  Schichtendicke  (1-5  Cm.)  blos  Licht  von  0  bis  65  durchliess.  Im  Kasten  wurde  knapp  iiinter 
der  Cuvette  ein  Stück  von  dem  zu  physikalischen  und  thierphysiologischen  Zwecken  häufig  angewendeten 
„lichtempfindlichen  Papier"'  vertical  aufgestellt.  Die  Cuvette  stand  35  Cm.  von  der  Normalflamme  entfernt. 
Nach  dreitägiger  Einwirkung  des  Gaslichtes  zeigte  sich  an  dem  Papier  noch  keine  Spur  einer  Färbung.  Zur 
Charakterisiruug  der  Lichtempfindlichkeit  des  Papiers  sei  angeführt,  dass  es  frei  expouirt  im  Sonnenlichte  sich 
schon  nach  einigen  Minuten,  im  hellen  diffusen  Tageslichte  in  2 — 4  Stunden,  im  Gaslichte  der  Intensität  ^  1 
in  20  Tagen  schwärzt.*  Nachdem  ich  micli  so  überzeugte,  dass  in  den  Dunkelkasteu  kein  seitliches  Liebt  ein- 
drang, und  auch  das  durch  das  Kalibichromat  gegangene  Licht  keine  S^iur  photographischer  Wirkung  ausübte, 
brachte  ich  aufrechte,  völlig  etiolirte  Keimlinge  von  Wicken  (J-^icia  sativa),  Schminkbohnen,  Kresse,  Sonnen- 
blumen und  Lein  in  den  Dunkelkasten.  Die  Entfernung  zwischen  Flamme  und  Keimling  betrug  selbstverständ- 
lich bei  allen  Versuchen  constant  35  Cm. 

Die  Versuche  mit  Wicken  hatten  bei  fünfzehnmaliger  Wiederholung  des  Versuchs  stets  das  gleiche 
Resultat:  es  stellte  sich  in  diesem  Lichte  deutlicher  positiver  Heliotropismus  ein,  und  zwar  gleichgiltig,  ob  eine 
der  Flanken,  oder  die  Hinter-  oder  Vorderseite  der  Stengel  beleuchtet  wurde.  Bei  Phaseolus  muUißorus  tritt 
aber  nur,  wenn  die  Hinterseite  der  Keimstengel  beleuchtet  wird,  Heliotropismus  ein;  ähnlich  so  ver- 
hielten sich  auch  die  Keimlinge  von  lleUantkus  annuus,  die  für  diese  Versuche  sehr  ungeeignet  sind,  da  die 
einzelnen  Individuen  ein  sehr  ungleiches  Verhalten  erkennen  lassen.  Die  hypocotylen  Stengelglieder  der 
Kresse  krümmten  sich  bei  dieser  Beleuchtung  nur  schwach ;  Leinkeimlinge  blieben  aufrecht. 

Ich  wählte  zu  vorstehenden  Versuchen  als  absorbirende  Flüssigkeit  eine  Lösung  von  doppeltchromsaurem 
Kali,  da  dieselbe  jedem  Pflanzenphysiologen  heute  zur  Hand  ist.  Schöner  gelingen  die  Versuche  mit  Eisen- 
rhodanid,  oder  einem  Gemenge  von  übermangansaurem  und  doppeltchromsaurem  Kali,  welche  nur  bestimmte 
Antlieile  von  Roth  hindurchlassen.  Selbst  nach  20tägiger  Einwirkung  des  Gaslichtes  zeigte  sich  an  dem  hinter 
diesen  Lösungen  aufgestellten  lichtempfindlichen  Papieren  keine  Spur  einer  Färbung.  Trotzdem  krümmen  sich 
Wickenkeindinge,  ja  selbst  Bohnenkeimlinge,  in  jeder  Lage  sehr  stark  diesem  Lichte  zu;  auch  Kresse-  und 
Leinkeimlinge  lassen  deutliche  positive  Beugungen  erkennen.  (Auf  die  auffällige  Erscheinung,  dass  rothes 
Licht  eine  stärkere  heliotropische  Wirkung  ausübt  als  rothes  noch  mit  Orange,  Gelb  und  etwas  Grün  gemischtes 
Licht,  komme  ich  in  diesem  Capitel  noch  zurück.) 

Nicht  minder  sicher  lassen  sich  alle  diese  Versuche  in  den  bekannten,  zuerst  von  Senebier*  zu  pflanzen- 
physiologischeu  Zwecken  verwendeten  sogenannten  doppelwandigen  Glasglocken  ausführen.  Für  heliotro- 
pische Untersuchungen  verwende  ich  aber  diese  Glocken  in  der  Weise,  dass  ich  in  den  Inuenraum  einen  oben 
geschlossenen,   unten  ofienen,   vorn  mit  breiter  Öffnung  versehenen  geschwärzten  Pappencylinder  einführe, 


1  Über  die  zur  Messung  der  Liclitstärke  eingeführte  Einheit  s.  das  vorige  Capitel. 

2  Von  R.  Talbot  iu  Berlin. 

3  Ich  bemerke,  dass  der  Grad  der  Schwärzung  nicht  nur  von  der  chemischen  Lichtstärke,  sondern  auch,  wie  ich 
mich  überzeugte,  von  der  Feuchtigkeit  der  Luft  abhängig  Ist.  Für  genauere  Vergleiche  der  photographischen  Wirkungen 
verscliiedene  Lichtarten  schliesse  ich  —  bei  Gaslicht  —  Streifen  des  Papiers  zwischen  dünne  Glimmerplatten ,  die  an  den 
Rändern  mit  Canadabalsam  verklebt  sind,  ein. 

*  Physik.-chem.  Abhandl.  Deutsche  Übers.  1785,  I,  p.  7. 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Cl.   XXXJX.  Bd.  "  24 


186  Julius  Wiesner. 

welcher  so  über  die  Versuchspflanze  gestürzt  wird,  dass  sie  blos  von  vorn,  nicht  von  oben,  hinten  und  den  Seiten 
Licht  empfängt. 

Die  mitgetheilten  Versuche  lehren  auf  das  bestimmteste,  dass  die  Pflanzen  von  grosser,  aber 
auch  solche  von  mittlerer  heliotropischer  Empfindlichkeit  auch  in  einem  schwach  brech- 
baren Lichte,  das  gar  keine  photographische  Wirkung  ausübt,  sich  dem  Lichte 
entgegen  krümmen. 

Folgender  Versuch  liefert  den  uuumstösslichen  Beweis,  dass  auch  die  dunklen  Wärmestrahlen  helio- 
tropisch wirksam  sind. 

Tyndall*  hat  bekanntlich  zuerst  gezeigt,  dass  durch  eine  concentrirte  Lösung  von  Jod  in  Schwefel- 
kohlenstoff die  ganze  dunkle  Wärme  hindurchgeht,  aber  alle  leuchtenden  Strahlen  absorbirt  werden,  selbst 
wenn  die  Schichtendicke  der  Lösung  nur  eine  geringe  ist.*  Dass  durch  eine  dünne,  aus  einem  Steinsalzkrystall 
geschnittene  Platte  fast  die  ganze  dunkle  Strahlung  hindurchgeht,  ist  bekannt.* 

Ich  Hess  nun  ein  mit  Glasstöpsel  verschliessbares  Glasfläschchcn  mit  planparallelen  Wänden  und  recht- 
eckigem Querschnitt  so  herrichten,  dass  die  breiten  Glaswände  durch  1-5  Mm.  dicke  Platten  aus  klarem 
Steinsalz  ersetzt  wurden.  Die  Entfernung  beider  Steinsalzplatten  von  einander  betrug  9  Mm.  Das  Fläschchen 
wurde  mit  einer  concentrirten  Lösung  von  Jod  in  Schwefelkohleustotf  gefüllt,  welche  keine  Spur  von  leuch- 
tenden Strahlen,  aber  in  Entfernungen  von  25 — 45  Cm.  von  der  Flamme  nach  thermometrischen  Versuchen 
die  ganze  dunkle  Wärme  hindurchliess.  Dieses  Fläschchen  setzte  ich  in  das  Fenster  eines  Dunkelkastens  so 
ein,  dass  keine  Spur  fremden  Lichtes  in  den  letzteren  eindringen  konnte.  In  den  Kasten  wurden  zuerst  Keim- 
linge von  Vicia  sativa  gebracht,  welche  genau  35  Cm.  von  der  Flamme  entfernt  standen.  Nach  einigen 
Stunden  waren  alle  Keimlinge  der  Flamme  zugewendet.  Mehrmalige  Wiederholung  gab  dasselbe  Resultat. 
Kressekeimlinge  zeigen  unter  diesen  Verhältnissen  ebenfalls  meist  deutlichen  Heliotropismus.  Ebenso  Keim- 
linge von  Sonnenblume  und  Gerste.  Blüthenschäfte  des  Schneeglöckchens  hatten  nach  zweitägigem  Ver- 
weilen im  Dunkelkasten  ganz  entschieden  sich  dem  Lichte  zugeneigt.  Unter  zahlreichen  Keimlingen  von  Lein 
(Linum  usitatissimum  crepitans)  fanden  sich  einzelne,  welche  deutlich  heliotropisch  wurden.  Die  anderen 
wuchsen  völlig  gerade  aufwärts. 

Diese  Versuche  gelingen  fast  ebenso  schön  bei  Anwendung  einer  mit  Jodschwefelkohlenstoff  gefüllten 
Seuebier'schen  Glocke,  wenn  nur  durch  den  oben  angeführten  matt  geschwärzten  Cylinderschirm  die  Reflexe 
der  Wärmestrahlen  möglichst  hintaugehalten  werden.  Verwendet  man  als  Quelle  der  Strahlung  Gasflammen, 
so  ist  es  nöthig,  sich  mit  dem  Apparate  möglichst  in  der  Nähe  der  Flammen  zu  halten,  da  die  Wände  der  Glas- 
glocke einen  Theil  der  dunklen  Wärme  absorbiren;  jedenfalls  wird  es  gut  sein,  sich  vorerst  mittelst  eines 
Thermometers  mit  geschwärzter  Kugel  und  eines  vor  Strahlung  geschützten  Thermometers  davon  zu  über- 
zeugen, dass  in  der  Entfernung  von  der  Flamme,  in  welcher  der  Versuch  vorgenommen  werden  soll,  noch 
die  Wirkung  der  dunklen  Strahlen  nachweisbar  ist.  Sehr  schön  gelingen  diese  Versuche,  namentlich  mit  etio- 
lirten Wickenkeimlingen  auch  im  Sonnenlichte;  nur  hat  mau  dabei  zu  berücksichtigen,  dass  das  Temperaturs- 
optimum für  das  Wachsthum  der  Wickenstengel  nicht  zu  weit  überschritten  wird,  weil  sonst  die  heliotropischen 
Effecte  zu  gering  ausfallen. 

Aus  diesen  Beobachtungen  geht  auf  das  unzweifelhafteste  hervor,  dass  auch  die 
dunklen  Wärmestrahlen  Heliotropismus  hervorzurufen  vermögen. 

Man  sieht  also  —  und  es  ist  nach  den  vorstehend  mitgetheilten  Versuchen  jeder  Zweifel 
an  der  Richtigkeit  dieses  Satzes  ausgeschlossen  —  dass  nicht  nur  die  stärker  brechenden, 


1  Pogg.  Annaleu,  Bd.  124. 

2  Über  die  Verwendung  dieser  Lösung  zu  pflanzenphysiologischen  Zwecken,  s.  Deherain.  Ann.  d.  sc.  nat.  5.  ser. 
Botanique,  T.  XII;  ferner  Wiesner:  Einfliiss  des  Lichtes  auf  die  Transspiration,  p.  14  ff.  und  Entstehung  des  Chlorophylls 
p.  39  ff. 

3  Nach  Melloni's  Untersuchungen  lässt  eine  Steinsalzplatte  von  2-6»'"'  Dicke,  92  Proc.  dunkler  Wärme  hindurch. 
S.  Wüllner,  Experimentalphysik,  III,  p.  168. 


Die  heliotropischen  Erscheinungen  im  Pßanzenreiche.  187 

sondern   auch    die    schwächer  brechenden  Strahlen   des   Sonnenspectrums   heliotropische 
Kraft  besitzen. 

Yersnche  über  die  Vertheilimg  der  heliotropischen  Kraft  im  Spectrum  imter  Auwendimg  von  absor- 

birenden  Medien. 

Nach  den  vorstehend  mitgetheilteu  Beobachtungen  hat  es  den  Anschein,  dass  die  heliotropische  Kraft 
des  Lichtes  über  das  ganze  Spectrum  verbreitet  ist.  Um  nun  die  Regionen  des  Spectrums,  welche  thatsäch- 
lich  Heliotropismus  hervorrufen,  und  die  Stärke,  mit  welcher  diese  Strahlengattungen  bei  dem  genannten 
Process  wirken,  kennen  zu  lernen,  habe  ich  zweierlei  Wege  eingeschlagen:  die  Prüfung  im  objectiven  Spec- 
trum und  Versuche  mit  absorbirenden  Medien. 

Der  erste  Weg  scheint  auf  den  ersten  Blick  der  zweckmässigere.  Allein  mit  Recht  hat  schon  Sachs' 
die  grossen  Vortheile  hervorgehoben,  welche  farbige  Schirme  gegenüber  dem  Spectrallicht  darbieten.  Der 
Hauptvortheil  ist  der,  dass  man  vom  Wetter  unabhängig  ist,  indem  die  Versuche  auch  in  diffusem  Lichte 
durchgeführt  werden  können.  Man  kann  also  täglich  beobachten,  und  kann  die  Versuche  meist  so  lange 
ausdehnen,  als  es  nöthig  ist,  namentlich  bei  Verwendung  von  künstlichem  Lichte,  und  dieser  Vortheil  ist  bei 
den  meist  so  träge  verlaufenden  physiologischen  Processen  der  Pflanzen  nicht  genug  hoch  anzuschlagen.  Aber 
auch  die  Versuche  im  objectiven  Spectrum  haben  ihren  Werth,  und  sind,  wenigstens  derzeit,  in  gewissen  den 
Heliotropismus  betreffenden  Fragen  unersetzlich;  auch  muss  für  die  Spectralversuche  das  Versuchsobject 
sorgfnltig  ausgewählt  werden,  nämlich  Pflan/.en  von  hoher  heliotropischer  Empfindlichkeit,  bei  welchen  zudem 
die  Krümmungen  sich  rasch  vollziehen.  Wenn  Sachs  durch  Anwendung  absorbirender  Medien,  betreffend 
die  Beziehung  zwischen  Brechbarkeit  der  Strahlen  und  Heliotropismus  zu  ungenauen  und  zum  Theile  unrich- 
tigen Resultaten  gelangte,  so  ist  der  Grund  hiefür  nur  darin  zu  suchen,  dass  er  blos  mit  zwei  Flüssigkeiten 
arbeitete,  nämlich  mit  Kupferosydammoniak  und  doppeltchromsauren  Kali,  welche  letztere,  wenn  nicht  sehr 
empfindliche  Pflanzen  benützt  werden,  den  Beobachter  leicht  irre  führen  kann,  wie  die  späteren  Mittheilungen 
noch  genauer  darlegen  werden. 

Da  mit  Gläsern,  wie  ich  mich  überzeugte  —  von  rothem  Überfangglas  (Rubinglas)  abgesehen  —  nichts 
anzufangen  ist,  da  selbe  die  verschiedensten  Lichtgattungen  durchlassen,  trachtete  ich  Flüssigkeiten  zu 
finden,  die  bestimmte  kleine  Antheile  des  Spectrums  hindurchlassen  und  alles  Andere  vollständig  absorbireu. 
Was  ich  in  der  Literatur  darüber  auffinden  konnte,  habe  ich  benützt,  und  zudem  mehr  als  hundert  verschiedene 
Substanzen  auf  ihre  Lichtdurchlässigkeit  geprüft.  Im  Nachstehenden  theile  ich  die  Lösungen  und  Lösungs- 
gemische mit,  welche  dem  angestrebten  Zwecke  entsprechen,  und  die  wohl  noch  für  andere  physiologische 
und  physikalische  Zwecke  sich  eignen  dürften,  und  bemerke  nur  nocii,  dass  ich,  wenn  die  gleiche  Absorption 
durch  zwei  verschiedene  Körper  zu  erzielen  ist,  die  im  Preise  sehr  dift'eriren,  ich  blos  die  billigere  Substanz 
nenne,  weil  selbe  in  der  Regel  auch  viel  leichter  käuflich  zu  bekommen  ist. 

1.  Um  dunkle  Wärmestrahlen,  befreit  von  allen  leuchtenden  Strahlen,  zu  bekommen,  benütze  ich  die 
schon  oben  genannte  Lösung  von  Jod  in  Schwefelkohlenstoff. 

2.  Für  Roth  von  der  Brechbarkeit  Ä — B  verwende  ich  ein  Lösungsgemisch  von  übermangansaurem  und 
doppeltchromsaurem  Kali.  Eine  concentrirte  Lösung  von  ersterem  wird  so  lange  verdünnt,  bis  für  die 
gewünschte  Schichteudicke  der  Flüssigkeit  Roth  von  A — ß  zu  sehen  ist;  hierauf  wird  nur  so  viel  doppelt- 
chromsaures  Kali  hinzugesetzt,  bis  das  im  Spectrum  des  erstgenannten  Salzes  erscheinende  Blau- Violett 
völlig  ausgelöscht  ist. 

3.  Für  Roth  der  Brechbarkeit  B—C  benütze  ich,  wie  schon  bei  früheren  Untersuchungen,  eine  Lösung 
von  Aescorcein.* 


1  Lehrbuch,  3.  Aufl.,  p.  671. 

2  S.  Wiesnei-,  Unters,  über  die  Beziehung  des  Lichtes  zum  Clilorophyll.   Sitzungsber.  der  kais.  Akad.  d.  Wissenach. 
Bd.  69  (April  1874).  Da  ich  diese  kostbare  Substanz  käuflich  nicht  erwerben  konnte  (das  bei  früheren  Untersuchungen  von 

24* 


188  Julius  Wiesner. 

4.  Für  dunkle  Wärme  und  Roth  bis  iß  kauu  eine  verdüimtere  Lösuug  von  Jod  in  Scliwefelkoiilenstoff 
benützt  werden. 

5.  Eine  wässerige  Eisenrhodanidlösung,  welche  Roth  von  B—40  durehlässt. 

6.  Eine  ammoniakalische  Eosinlösung,  die  Alles  bis  auf  o—C^g  absorbirt. 

7.  Eine  Mischung  von  essigsaurem  Uranoxyd-Nickeloxyd  mit  doppelchromsaurem  Kali;  lässt  Orange  und 
Gelb  mit  Grün  und  eine  Spur  von  Roth  hindurch. 

8.  Doppeltchromsaures  Kali.  Alle  schwächer  brechenden  Lichtstrahlen  von  0  bis  65  werden  durch- 
gelassen. 

9.  Ein  Gemisch  von  schwefelsaurem  Kupferoxydammoniak  und  doppeltchromsaurem  Kali ;  lässt  in 
passender  Verdünnung  nur  Grün,  und  zwar  fast  das  ganze  Grün  hindurch,  nämlich  von  60 — 80. 

10.  Berlineiblau  in  wässeriger  Oxalsäure  gelöst,  lässt  blos  hindurch  E — 100,  also  vorwiegend  Blau, 
ferner  etwas  Grün. 

J 1.  Schwefelsaures  Kupferoxydammoniak.  Alle  brechbaren  Strahlen  werden  durchgelassen  bis  zu  65. 

Da  die  Versuche  im  Gaslichte  vorgenommen  werden  sollten,  so  wurde  bei  der  spectroskopischen  Prüfung 
der  Flüssigkeiten  die  Normalflamme  als  Lichtquelle  verwendet. 

Da  kein  Medium  bekannt  ist,  welches  blos  ultraviolette  Strahlen  hindurchlässt,  und  ich  nicht  im  Stande 
war,  trotz  vielfältiger  Versuchen,  mittelst  absorbirender  Medien  reines  Gelb  und  Antheile  von  Violett  zu 
bekommen,  so  musste  die  Entscheidung  über  die  Wirksamkeit  dieser  Strahlen  beim  Heliotropismus  den  Ver- 
suchen im  objectiven  Sprectrum  vorbehalten  bleiben. 

Die  Versuchspflanzen  standen  entweder  in  Dunkelkästen  oder  in  den  Senebier'schen  Glocken.  Im 
ersteren  Falle  befand  sich  die  farbige  Lösung  in  einer  .Cuvette  mit  planparalleleu  Wänden  und  wurde  die 
Cuvette  in  das  Fenster  so  eingesetzt,  dass  kein  fremdes  Licht  eindringen  konnte.  Bei  Verwendung 
der  Glocken  befanden  sich  im  Innern  derselben  die  oben  schon  beschriebenen  geschwärzten  Cylinder- 
schirme. 

Ich  theile  zunächst  die  mit  der  Wicke  ausgeführten  Versuche  mit;  dieselben  sind  unter  allen  meinen 
diesbezüglichen  Experimenten  die  lehrreichsten,  weil  die  ausserordentlich  grosse  heliotropische  Empfindlichkeit 
dieses  Objectes  die  Prüiung  des  Einflusses  aller  Strahlengattungen  auf  die  Beugung  der  Pflanzen  im  Lichte 
gestattet,  während  heliotropisch  wenig  empfindliche  Pflanzen  nur  innerhalb  einer  engbegrenzten  Partie  des 
Spectrums  positive  Resultate  geben  und  in  anderen  Regionen  sich  so  verbalten,  als  ständen  sie  in  völliger 
Finsterniss. 

Die  Keimlinge  der  Vi'cia  sativa  wurden  in  tiefer  Finsterniss  (unter  undurchsichtigen  Recipienten,  die  in 
gut  schliessenden  Holzschränken  aufgestellt  waren)  aufgezogen  und  zum  Versuche  verwendet,  wenn  die 
epicotylen  Stengelglieder  eine  Höhe  von  1  —  1-5  Cm.  erlangt  hatten.  Die  Pflänzchen  standen  in  Thongeschirren, 
welche  genau  bis  an  den  Rand  mit  festgedrückter,  stets  feucht  gehaltener  schwarzer  Erde  gefüllt  waren.  Da 
nicht  nur  die  Stengelspitze,  sondern  auch  der  untere  Theil  des  epicotylen  Stengelgliedes  spontan  nutirt,  indem 
Vorder-  und  Hinterseiteii  ungleich  stark  wachsen,  so  musste,  damit  diese  Nutationskrünimungen  keine 
Täuschungen  hervoniifen,  eine  der  Flanken  des  Stengels  dem  Lichte  zugewendet  werden,  wie  dies  auch  bei 
den  im  vorigen  Oapitel  beschriebenen  Versuchen  stets  befolgt  wurde. 

Die  Entfernung  von  der  Normalflamme  betrug  30  Cm.  Der  Raum  war  stets  wenigstens  nahezu  dunst- 
gesättigt.  Die  Temperatur  schwankte  blos  zwischen  23-2 — 24-4°  C. 


ö 


mir  bc'iiiUzte  Aoseoi-cein,  das  nun  aufgebraucht  ist,  veniankte  ich  dem  verstorbenen  Prof.  Rochleder),  so  biu  ich  Herrn 
Prof.  Wesels  ky  zu  grossem  Danke  verpflichtet,  dass  er  auf  meiue  Bitte  in  seinem  Laboratorium  dieselbe  aus  kä''flichem, 
von  Trommsdorf  bezogenen  Aesculiu  darstellen  Hess.  Die  Bereitung  dieses  Körpers  erfolgte  genau  nach  den  Vorschriften  des 
Entdeckers  des  AescorcMu's,  Prof.  Köchle  der,  und  wurde  von  Herrn  Rom.  Scholz  durchgeführt.  Das  in  meinem  Besitze 
beiindliche  Quantum  an  Aescorcein  ist  so  gross,  dass  ich  mit  der  passend  verdünnten  Lösung  bequem  eine  grosse  doppel- 
wandige  Glasglocke  (von  Quilitz  und  Warmbrunn)  füllen  kann. 


Die  heliotropischen  Erschnmmgen  im  Pflanzenreiche.  189 

Die  Beobaclitung  -mii-de  von  Viertelstunde  zn  Viertelstunde  gemacht. 

Zuerst  erfolgte  die  Krümmung  hinter  Kupferoxj'dammoniak,  und  wurde  schon  1  Stunde  nach  Beginn 
des  Versuches  constatirt.  Nach  6  Stunden  standen  die  Stengelenden  schon  in  der  Richtung  des  einfallenden 
Lichtes  (Maximumstellung). 

Hinter  Berlinerblau  nach  2-.Ö  Stunden.  Maximalstellung  nach  12  Stunden. 

Hinter  Jodschwefelkohl enstofl"  nach  3-5  Stunden.  Maximumstellung  nach  24  Stunden.  (Wahrscheinlich 
fi-iiher;  in  der  Nacht  wurde  keine  Beobachtung  gemacht). 

Hinter  dem  Gemische  von  übermangansaurem  und  doppoltchromsaurem  Kali  nach  4  Stunden. 

Hinter  dem  Gemische  von  Kupferoxydammoniak  und  doppeltchromsaurem  Kali  nach  A-b  Stunden. 
Maximumstellung  nach  24  Stunden. 

Hinter  Aescorcein  nach  45  Stunden.  Maximumstellung  wurde  nicht  erreicht. 

Im  Orange  erfolgte  erst  nach  10  Stunden  eine  schwache  Krümmung;  hinter  doppeltchromsauren  Kali 
nach  6-5  Stunden.  Maximumsteilung  wurde  nicht  erreicht,  selbst  nach  dreitägiger  Wirkung  des  Lichtes 
nicht. 

Die  Versuche  mit  der  Saatwicke  wurden  mehrmals  mit  demselben  Erfolge  wiederholt.  Dieselben 
lehren,  dass  die  heliotropi  sehe  Kraft  des  Lichtes  vom  Violett  bis  Grün  hin  sinkt  und 
von  Orange  bis  Ultraroth  wieder  steigt.  Über  die  Wirkungsweise  des  ultravioletten  und  gelben 
Lichtes  lehren  dieselben  direct  allerdings  nichts,  allein  wenigstens  was  das  letztere  anlangt,  so  dürfte  den 
Versuchen  zu  entnehmen  sein,  dass  die  Wirkung  in  Gelb  nicht  nur  gleich  Null  ist.  sondern  dass  das  gelbe 
Licht  beim  Heliotropismus  geradezu  hemmend  wirkt,  es  wäre  sonst  das  späte  Eintreten  des  Heliotropismus 
hinter  doppeltchromsaurem  Kali  gänzlich  unverständlich.  Roth  von  A — C,  welches,  wie  die  obigen  Versuche 
lehren,  eine  sehr  kräftige  heliotropische  Wirkung  ausübt,  geht  ja  durch  die  Lösung  des  Kalibichromat 
hindurch,  auch  das  durchgehende  Grün  begünstigt  die  heliotropische  Krümmung,  was  sich  auch  für  das 
Orange  annehmen  lässt;  und  doch  tritt  die  heliotropische  Wirkung  beträchtlich  später  ein  als  im  Roth 
oder  Grün. 

Nicht  alle  heliotropisch  krümmungsfähigen  Organe  zeigen  genau  dasselbe  Verhalten  gegenüber  den 
einzelnen  Lichtfarben,  wie  die  Wickenkeirastengel.  So  fand  ich,  dass  bei  völlig  gleicher  Versuchsanstellung 
Keimstengel  der  Erbse  im  Orange  sich  nicht  mehr  krümmten,  und  im  Roth  von  B — 6' nur  mehr  sehr  schwach, 
etiolirte  Keimlinge  von  Agrostemma  Gühago  und  Kresse  in  Grün  nur  mehr  sehr  schwach,  in  Roth  von  B — C 
gar  nicht  mehr.  Leinkeimlinge  beugen  sich  in  Grün  und  Orange  nicht  mehr,  in  Roth  von  B  —C  nicht,  in  Roth 
von  u4 — £  schwach;  etiolirte  Sprossen  von  Salix  alba  krümmen  sich  gar  nur  in  Violett,  Indigo  und  Blau, 
nicht  mehr  in  Grün  und  auch  nicht  unter  dem  Einfiuss  der  schwachbrechbaren  leuchtenden  und  ultrarothen 
Strahlen. 

Meine  bisher  mitgetheilten  Resultate  weichen  von  denen,  welche  Guillemin  erhalten  hat,  schon 
beträchtlich  ab,  welcher  die  Minimumwirkung  in  Blau  fand,  während  meine  Versuche  für  Blau  nocb  eine 
sehr  starke  heliotropische  Wirkung  ergeben,  hingegen  mit  aller  Sicherheit  lehren,  dass  die  Minimum- 
wirkung im  Gelb-Orange  zu  suchen  ist,  und  mit  Bestimmtheit  annehmen  lassen,  dass  die  gelben  Sti-ahlen 
überhaupt  keine  heliotropische  Wirkung  auszuüben  vermögen,  ja  dass  unter  dem  Einfluss  dieser  Strahlen 
die  mechanischen  Verhältnisse  der  Stengel  in  einer  den  heliotropischen  Krümmungen  sehr  ungünstigen  Weise 
sich  ändern. 

Versuche  über  die  Vertlxeilung  der  heliotropischen  Kraft  im  Spectruui  mit  Benützung  des  objektiven 

Sonnenspectrum. 

Ich  habe  schon  oben  angedeutet,  dass  für  die  Versuche  im  objectiven  Spectrum  nur  Pflanzen  zu  ver- 
wenden sind,  welche  sehr  leicht  und  rasch  heliotropische  Krümmungen  annehmen.  In  tiefer  Finsterniss  und 
im  feuchtem  Räume  bei  25 — 27°  C.  aufgeschossene  Keimlinge  von  Viaa  sativa  habe  ich  für  diese  Versuche 
am  geeignetsten  gefunden. 


190  Julius  Wiesner. 

Zu  den  Versuchen  diente  der  bekannte  Soleil'sche  Apparat  mit  Flintglasprisma,'  das  einen  brechenden 
Winkel  von  60°  besitzt;  hinter  dem  Prisma  befindet  sich  eine  Biconvexlinse  mit  einer  Brennweite  von  einem 
Meter.  In  den  völlig  verfinsterten  Versuchsraum  fiel  durch  eine  im  Fensterladen  angebrachte  Spalte  das 
vom  Heliostaten  reflectirte  Sonnenlicht.  Die  Aufstellung  des  Prismas  war  eine  derartige,  dass  die  mittleren 
Strahlen  des  Spectrums  das  Minimum  der  Ablenkung  aufwiesen.  Die  Projection  des  Spectrums  auf  einem 
weissen  Schirme  in  der  Entfernung,  in  welcher  die  Versuchspflänzchen  aufgestellt  waren,  zeigte  scharf  die 
F  r  a  u  u  h  0  f e  r'schen  Linien. 

Innerhalb  des  Spectrums  waren  in  11  Töpfchen  befindliche  Wickenkeimlinge  mit  den  Flanken  der 
Stengel  genau  gegen  die  auffallenden  Strahlen  gewendet  aufgestellt.  Die  Nutationsebene  der  Stengel  stand 
mithin  senkrecht  zu  den  auffallenden  Strahlen,  wenn  letztere  als  parallel  angenommen  wurden,  was  in 
Anbetracht  der  grossen  Entfernungen  der  Keimlinge  von  der  Lichtquelle  und  der  Kleinheit  der  Versuchs- 
pflänzchen gestattet  war. 

Schon  nach  V/^  Stunde  waren  die  an  der  Grenze  zwischen  Violett  und  Ultraviolett  (H—J)  befindlichen 
Pflänzcben  nach  vorne  geneigt.  Nach  Ablauf  von  etwa  '/^  Stunde  folgten  die  im  mittleren  Violett  und  Ultra- 
violett aufgestellten;  eine  Viertelsfunde  später  neigten  sich  die  im  Indigo  stehenden,  10  Minuten  hierauf  die 
im  Blau,  nach  weitereu  20  Minuten  die  im  Grün  und  Ultraroth  stehenden,  sodann,  nach  einer  Viertelstunde 
die  im  äussersten  Roth,  und  nach  einer  weiteren  Viertelstunde  die  im  Roth  von  B—C.  Die  Keimlinge  in  Gelb 
und  Orange  standen  jetzt,  d.  i.  nach  vollen  3  Stunden,  noch  völlig  aufrecht.  Eine  Stunde  später  hatten  die 
vom  Indigo  an  bis  ins  Ultraviolett  reichenden  Keimlinge  sich  stark  hakenförmig  gegen  die  Lichtquelle  hin- 
gewendet, gleichzeitig  neigle  sich  das  im  Orange  stehende  Pflänzcben  schwach  vor.  Der  im  Gelb  befindliche 
Keimling  blieb  aber  bis  ans  Ende  des  Versuches  vollkommen  aufrecht. 

Man  sieht  also  aus  diesen  mehrmals  wiederholten  Versuchen,  dass  die  gewonnenen  Resultate  mit  den 
bei  Anwendung  farbiger  Schirme  erhaltenen  übereinstimmen;  sie  lehren  aber  auch,  dass  die  gelben  Strahlen 
gar  keine,  die  an  der  Grenze  zwischen  Violett  und  Ultraviolett  gelegenen  die  stärkste  heliotropische  Wirkung 
ausüben ,  und  dass  ein  zweites  Maximum  im  Ultraroth  sich  befindet.  Die  beiden  Maxima  finde  ich  fix,  und 
nicht,  wie  Guillemin  (vergl.  oben  p.  161)  angibt,  variabel,  dessgleichen  stets  den  Nullpunkt  an  derselben 
Stelle,  im  Gelb. 

Meine  Resultate  weichen  wesentlich  von  denen  aller  übrigen  Beobachter  ab  und  können  folgendermassen 
formulirt  werden: 

1.  Allen  Strahlengattungen  vom  Ultraroth  bis  Ultraviolett  mit  Ausnahme  von  Gelb 
kommt  heliotropische  Kraft  zu. 

2.  Die  grösste  heliotropische  Kraft  liegt  stets  an  der  Grenze  zwischen  Violett  und 
Ultraviolett. 

3.  Heliotropisch  stark  krümraungsfähige  Organe  (z.  B.  etiolirte  Keimstengel  der  Saatwicke) 
krümmen  sich  am  stärksten  an  der  Grenze  zwischen  Ultraviolett  und  Violett;  von  hier 
sinkt  die  heliotropische  Kraft  der  Strahlen  allmälig  bis  Grün,  in  Gelb  ist  selbe  gleich 
Null,  beginnt  im  Orange  und  steigt  continuirlich,  um  in  Ultraroth  ein  zweites  (kleineres) 
Maximum  zu  erreichen.  Bei  heliotropisch  weniger  empfindliehen  Pflanzentheile  n  ver- 
lischt die  Wirksamkeit  der  Lichtfarben  nach  Massgabe  ihrer  heliotropischen  Kraft,  so 
zwar,  dass  der  Reihe  nach  Orange,  dann  Roth  und  Grün,  sodann  Ultraroth  und  Blau- 
grün etc.  unwirksam  werden. 

4.  In  Gelb  ist  nicht  nur  k.eine  heliotropische  Wirkung  zu  bemerken,  sondern  es 
krümmen  sich  in  einem  Lichte,  welches  Roth,  Orange  und  Gelb  enthält  (z.B.  in  dem  durch 


1  Versuche  mit  dem  Steinsalzpdsma  lassen  den  Effect  der  dunklen  Wärmestrahlen  noch  deutlicher  hervortreten.   Quarz- 
prismen standen  mir  nicht  zu  Gebote;  wie  man  aber  sehen  wird,  waren  selbe  auch  nicht  nothwendig. 


Die  Jielloti-opischen  Erscheinungen  im  Pflanzenreiche. 


1«1 


Kalibichvomatlösung  hindurchgegangenen)  die  Stengel  auffallend  langsamer  als  in  einem  Roth 
der  gleichen  Brechbarkeit. 

So  erklärt  es  sich,  dass  in  einer  ungefüllten  Senebier'schen  Glocke  die  Stengel  der  Wicke  sich  etwas 
langsamer  krümmen,  als  in  einer  mit  schwefelsaurem  Kupferoxydammoniak  gefüllten. 

Die  folgende  Figur  macht  die  Krümmuugsfähigkeit  einiger  Pflanzentheile  im  verschieden  brechbaren 
Lichte  anschaulich.   Die  Curven  wurden  in  der  Weise  construirt,   dass  auf  die  Fraunhofer'schen  Linien 

A,  B,  G von  der  Basis  xx'  aus,  die  reciproken  Werthe  der  Zeiten  für  den  Eintritt  des  Heliotropismus  bei 

den  gewählten  Versuchspflanzen  (Wickenstengel,  Kressestengel,  etiolirte  Sprosse  von  Salix  alba)  aufge- 
tragen wurden. 


Beobachtungen  über  die  sogenannte  laterale  Flexion. 

Die  seitlichen  Krümmungen,  welche  im  objectiven  Spectrum  aufgestellte  Keimlinge  nach  Indigo  hin 
zeigen,  und  die  von  Gardner  entdeckt,  von  Dutrochet  und  Guillemin  bestätigt  gefunden  (vergl.  oben 
p.  155,  156,  161),  von  N.  J.C.  Müller  '  aber  in  Zweifel  gezogen  wurden,  habe  ich  bei  allen  meinen  einschlä- 
gigen Versuchen  ebenfalls  gesehen.  Die  Keimlinge  (Wicken)  neigten  sich  von  beiden  Seiten  gegen  Blau- 
Violett. 

Ich  kann  mir  diese  Erscheinung  nur  auf  folgende  Weise  erklären.  Hinter  der  Versuchspflanze  projicirt 
sich  das  Spectrum  auf  der  Wand  des  Versuchszimmers.  Selbst  wenn  die  Wände  desselben  matt  und  dunkel 
sind,  so  erscheint  es,  wenn  man  eben  nicht  über  ein  sehr  geräumiges  Locale  disponirt,  ziemlich  hell  und 
reflectirt  Licht  nach  allen  Richtungen.  Bei  der  starken  heliotropischen  Wirkung,  die  die  um  Violett  gelegenen 
Strahlen  ausüben,  ist  es  begreiflich,  dass  sich  die  Keimlinge  gegen  jene  Strahlen  des  reflectirten  Lichtes 
wenden,  welches,  wie  die  bezeichneten,  auf  sie  die  stärkste  Wirkung  ausüben. 

Beweis,  dass  die  heliotropische  Kraft  des  Lichtes  der  mechanischen  Intensität  der  Strahlen  nicht 

proportional  ist. 

Ich  habe  bisher  den  Ausdruck  „heliotropische  Kraft  der  Lichtstrahlen"  gebraucht,  um  in  Kürze  mit 
diesem  Ausdruck  nicht  nur  die  Fähigkeit  der  Lichtstrahlen,  Heliotropismus  hervorzurufen,  sondern  auch  den 
Grad,  in  welchem  den  Strahlengattungen  diese  Eignung  zukommt,  zu  bezeichnen.  Diese  Kraft  erscheint  uns 
zur  Zeit  als  eine  ganz  eigenartige,  welche  wir  auf  andere  bekannte  mechanische,  chemische  oder  physiolo- 
gische Functionen  des  Lichtes  nicht  zurückzuführen  vermögen.  Ich  werde  mich  desshalb  auch  in  der  Folge 
dieses  Ausdruckes  bedienen  müssen. 

Dass  die  heliotropische  Kraft  des  Lichtes  nicht,  wie  N.J.  C.  Müller  behauptet  hat  (vergl.  oben  p.l67), 
der  mechanischen  Intensität  (thermischen  Kraft)  des  Lichtes  proportionirt  ist,  soll  hier  gezeigt  werden. 


1  Botan.  Unters.,  Bd.  I,  p.  82. 


192  Julius    Wiesner. 

Schon  die  bisher  mitgetheilteu  Thatsachen  schliessen  im  Grunde  diese  Behauptung  aus;  denn  das 
Maximum  der  heliotropischen  Kraft  müsste  sonst  im  ültraroth,  das  Minimum  im  Ultraviolett  gefunden  worden 
sein.  Allein  Müller  könnte  gegen  meine  Versuche  einwenden,  dass  vom  Violett  ah  in  allen  meinen  Versuchen 
zu  grosse  Intensitäten  geherrscht  hätten,  und  ich  durch  Herabsetzung  der  Intensität  der  herrschenden  Licht- 
arten wahrscheinlich  ganz  andei'e  Resultate  erhalten  hätte. 

Der  Raum,  in  welchem  ich  meine  Versuche  mit  dem  objectiveu  Spectrum  anstellte,  war  zu  klein,  als 
dass  ich  eine  directe  Wiederholung  der  MUller'schen  Versuche  hätte  ausfuhren  können;  ich  schlug  nun 
einen  anderen,  nach  meinem  Dafürhalten  viel  besseren  Weg  ein,  um  Miiller's  Behauptung  zu  prüfen. 

Ich  arbeitete  mit  Gaslicht,  welches  sich  ja  gerade  durch  Reichthum  an  dunklen  Wärmestrahlen  aus- 
zeichnet, und  welches  bekanntlich  relativ  arm  an  chemischen  Strahlen  ist.  Es  ist  also  von  vornherein  schon 
anzunehmen,  dass,  MüUer's  Behauptung  als  richtig  vorausgesetzt,  bei  getrennter  Benützung  der  ultra- 
rothen  und  der  sogenannten  chemischen  (besser  gesagt  photographischen)  Strahlen  die  heliotropische  Wir- 
kung der  ersteren  weitaus  weiter  reichen  müsse,  als  die  der  letzteren.  Allein  gerade  das  volle  Gegentheil  trat 
ein.  Wenn  ich  mit  der  blauen  —  mit  schwefelsaurem  Kupferoxydammoniak  gefüllten  —  Senebier'schen 
Glocke  mich  UM.  von  meiner  Normalflamme  entferne  und  unter  dieselbe  einen  etiolirten  Wickenkeimliug 
aufstelle,  so  krümmt  sich  derselbe  innerhalb  weniger  Stunden  sehr  auffällig,  und  doch  ist  die  chemische 
Wirkung  des  in  der  Glocke  an  dieser  Stelle  \virksamen  Lichtes  eine  so  kleine,  dass  das  oben  genannte 
photographische  Papier  daselbst  durch  mehr  als  100  Tage  der  fortwährenden  Wirkung  der  Flamme  aus- 
gesetzt sein  musste,  um  jene  schwache  Bräunung  zu  erfahren,  welche  es  bei  freier  Aufstellung,  einen  Meter 
von  der  Flamme  entfernt,  in  einem  Tage  annimmt.  Wenn  ich  das  Gaslicht  durch  das  oben  genannte  mit  Stein- 
salzwänden versehene,  mit  Jod-Schwefelkohlenstoff  gefüllte  Fläschchen  hindurchgehen  und  auf  frische  etiolirte 
Wickenkeimlinge  einwirken  lasse,  so  darf  ich  mich  nur  l-OS  M.  von  der  Flamme  entfernen,  will  ich  über- 
haupt noch  einen  heliotropischen  Effect  erzielen.  Dabei  muss  ich  bei  sehr  günstigen  Wachsthumsbedingungen 
(22 — 23°  C,  75 — 787o  relat.  Feuchtigkeit)  20  Stunden  auf  die  Krümmung  warten.  Um  sehr  deutliche  oder 
starke  heliotropisclie  Krümmungen  zu  erzielen,  muss  ich  mich  der  Flamme  bis  auf  30—20  Cm.  nähern; 
ich  muss  also  die  Pflanzen  einer  starken  dunklen  Strahlung  aussetzen,  während  N.  J.  C.  Müller  gerade 
behauptet,  dass  nur  äusserst  schwache  ultrarothe  Strahlen  einen  heliotropischen  Effect  zu  Stande  bringen. 
Von  der  völligen  Unrichtigkeit  der  Müller'schen  Behauptung  kann  sich  Jedermann  durch  folgenden  einfachen 
Versuch  überzeugen.  Man  nehme  zwei  Senebi  er'sche  Glocken,  fülle  die  eine  mit  schwefelsaurem  Ku))feroxyd- 
ammoniak,  die  andere  mit  doppeltchromsauren  Kali  und  versehe  jede  mit  einem  geschwärzten  Cj'linder- 
schirm.  Die  Conceutrationen  der  Lösungen  müssen  der  Schichtendicke  entsprechend  so  gewählt  werden, 
dass  das  in  die  erste  Glocke  eintretende  Licht  von  mittlerem  Grün  an  absorbirt  wird,  die  zweite  Glocke  von 
hier  an  Alles  durchlässt.  Nun  stelle  man  unter  jede  der  Glocken  einen  etiolirten  Wickenkeimling  vertical  auf, 
einer  schwachen  Gasflamme  gegenüber  und  nähere,  wenn  man  nach  Stunden  keinen  Effect  bekommt,  die 
Glocke  sammt  Pflanze  der  Lichtquelle.  Während  unter  der  blauen  Glocke  bei  ausserordentlich  schwachem 
Lichte  noch  Heliotropismus  eintritt,  muss  man  sich  mit  der  gelben  (ilocke  der  Flamme  stark  nähern,  wie  weit, 
wird  von  der  Lichtstärke  der  Flamme  abhängen.  Bei  Anwendung  meiner  Normalflamme  erhielt  ich,  wie  schon 
oben  bemerkt,  im  blauvioletten  Lichte  noch  in  einer  Distanz  von  11  M.  deutlichen  Heliotropismus  (auf  weitere 
Distanzen  konnte  ich  den  Versuch  nicht  ausdelinen);  hingegen  erhielt  ich  in  einer  Entfernung  von  1  M.  von 
der  Flamme  bei  Anwendung  der  gelben  Glocke  nur  mehr  einen  zweifelhalten  Erfolg;  wollte  ich  deutlichen 
Heliotropismus  erzielen,  so  musste  ich  die  Glocke  in  der  Plntfernung  von  etwa  60  Cm.  aufstellen.  Alle  diese 
von  mir  oft  und  stets  mit  gleichem  Erfolge  wiederholten  Beobachtungen  widerlegen  N.  J.  C.  Müller 's 
Behauptung,  dass  jeder  Lichtstrahl  nur  nach  Massgabe  seiner  mechanischen  Intensität  beim  Heliotropisnius 
wirke,  nämlich  nur  dann  Heliotropismus  zu  Staude  komme,  wenn  der  Lichtstrahl  an  der  Lichtseite  des  Organs 
in  Folge  seiner  thermischen  Kraft  das  Wachsthum  hemmt,  beim  Durchgang  durch  das  Organ  aber  so 
geschwächt  wird,  dass  seine  mechanische  Intensität  gleich  Null  geworden  ist  und  er  auf  der  Hinterseite  keine 
Hemmung  des  Längenwachsthums  auszuüben  vermag. 


Die  heUotropischtn  ErscheiniUKjen  im  rflanzenreiche.  193 

Ich  bemerke  noch,  dass  meine  Müller's  Behauptung  widerlegenden  Versuche  im  natürlichen  Lichte 
leiclit  vorgenommen  werden  können,  und  genau  dieselben  Resultate  liefern;  allein  gerade  tiir  den  genannten 
Zweck  sind  die  im  Gaslicht  durchgeführten  Experimente,  wegen  des  Reichthums  dieses  Lichtes  an  dunklen 
Wärme-  und  seiner  Armuth  an  photographischen  Strahlen,  besonders  geeignet. 

Eiiifluss  (lex*  Lichtfarbe  auf  negativ  heliotropisclie  Organe. 

a)  Versuche  mit  Wurzeln  von  Sinapis  alba.  Cylindergläser,  welche  bis  auf  einen  1-5  Cm.  breiten 
Streifen  innen  und  aussen  mattschwarz  emaillirt  waren,  wurden  mit  destillirtem  Wasser  fast  angefüllt  und  auf 
die  Oberfläche  der  Flüssigkeit  eine  0-5  Cm.  hohe  Schichte  echt  schwarz  gefärbter  Watte  gebracht,  die  mit 
Wasser  mehrmals  gewaschen  wurde.  Auf  die  Watte  wurden  gequollene  Samen  von  weissem  Senf  so  gelegt, 
dass  die  Wurzeln  der  zu  erwartenden  Keimlinge  von  dem  durch  den  angeschwärzt  gelassenen  Streifen  des 
Glasgefässes  her  Licht  empfangen  konnten.  Die  Gefässe  wurden  bei  22 — 23°C.  dunkelgestellt.  Die  Keim- 
tbeile  entwickelten  sieb,  und  Stengel  sowohl  als  Wurzeln  standen  vollkommen  vertical.  Die  Wattescheibe,  auf 
welcher  die  Samen  keimten,  und  die  von  den  Wurzeln  der  Versuchspflanze  durchbohrt  wurde,  war  so  dick  und 
auch  in  so  weit  dicht,  dass  die  stark  positiv  heliotropische  Beugung,  welche  die  Stengel  annainiien,  auf  die 
Stellung  der  Wurzeln  nicht  passiv  einwhkte;  denn,  wenn  die  Wurzeln  der  Versuchspfläuzchen  völlig  verfinstert, 
die  Stengel  aber  einseitig  beleuchtet  wurden,  so  wuchsen  erstere  vertical  ins  Wasser  hinab,  letztere  krümmten 
sich  stark  dem  Liclite  zu.  Ich  brauchte  also  nicht  zu  besorgen,  dass  bei  der  Beugung  der  Stengel  die  Wurzeln 
passiv  vom  Lichte  weggekrümmt  werden  würden,  und  so  Lageänderungen  der  letzteren  zu  Stande  kämen, 
welche  fälschlich  als  negativ  heüotropische  Krümmungen  hätten  gedeutet  werden  können.  Bei  dieser  Art  der 
Versuchsanstellung  durfte  also  eine  im  Lichte  erfolgen'ie  Neigung  der  Wurzeln  als  eine  durch  Heliotropismus 
zu  Stande  gekommene  angesehen  werden.  Zum  Überflusse  deckte  ich  in  einigen  Versuchen  die  Stengel  mit 
einem  mattschwarz  emaillirten  Cylinder  zu  und  liess  das  Licht  nur  zu  den  Wurzeln  treten.  Ich  erhielt  indess 
bei  dieser  Art  des  Experimentes  kein  anderes  Resultat. 

Wenn  die  Wurzeln  der  in  den  beschriebenen  Gefässen  zur  Entwicklung  gekommenen  Pflänzohen  eine 
Länge  von  beiläufig  einem  Centimeter  erreicht  hatten,  wurde  mit  dem  Versuche  begonnen.  Die  Apparate  wurden 
mit  Senebier'schen  Glocken  bedeckt  und  in  einer  Entfernung  von  20  Cm.  von  der  Normalflamme  aufgestellt. 
Die  Wurzeln  krümmten  sich  in  Blau -Violett  und  Blau-Grün  stark,  in  Grün  und  Ultra  rotii  deutlich,  erkennbar 
in  Roth  von  der  Hrechbnrkeit  A—B,  kaum  kenntlich  in  Roth  von  der  Brechbarkeit  B—V,  in  Orange  nicht. 

Der  Versuch  wurde  mehrmals  mit  dem  gleichen  Erfolge  wiederholt.  Die  Krüunnung  in  Blau -Violett  stellt 
sich  nach  3— 4  Stunden,  die  übrigen  nach  12— 24  Stunden  ein. 

Versnchr  im  diffusen  Tageslichte  gaben  im  Verlaufe  eines  Tages  —  und  länger  kann  der  A^ersuch  nicht 
ausgedehnt  werden  ~  meist  zweifelhafio  Resultate-,  nur  wenn  die  doppelwandigeti  Glocken  durch  einige 
Stunden  der  directen  Bestrahlung  mit  Sonnenlicht  ausgesetzt  waren,  stellt  sich  in  denseliien  Lichtfarben,  wie 
in  den  Versuchen  mit  der  Normalflamme  negativer  Heliotropismus  der  Wurzeln  ein. 

Man  sieht  also,  dass  die  Wurzeln  von  ^ina.pis  alba  im  Wesentlichen  bezüglich  ihres  Heliofropismus  der 
einzelnen  Lichtfaden  sich  ebenso  wie  positiv  heliotropische  Organe  verhalten. 

b)  Versuche  mit  Ilartwegia  coiuosa.  Kleine  bewurzelte  Sprosse  dieser  Pflanze  wurden  in  den  oben 
beschriebenen  i;esch\värzten  Cylindern  cultivirt.  Das  Gefäss  ist  mit  einer  Hartkautschukplattc  bedeckt,  die 
eine  exceutrisclie  Bohrung  liat,  durch  welche  die  Wurzeln  der  Versucbspflauzen  hindurchgehen  und  in  Wasser 
tauchen.  Im  Bohrloche  ist  die  Pflanze  durch  Watte  fixirt.  Die  Scheibe  wird  nun  so  gedreht,  dass  die  Wurzeln 
vor  dem  uugesciiwärzten  Streifen  des  Cylindergefässes  zu  liegen  kommen.  Ich  bemerke  noch,  dass  die  Ver- 
suchspflanzeu  so  ausgewählt  werden,  dass  die  Wurzeln  bei  passender  Einstellung  genau  vertical  standen  und 
im  Beginne  des  Versuchs  eine  Länge  von  l-ü— 2  Cm.  hatten. 

Die  Gefässe  wurden  mit  doppelwandigeu  Glasglocken  bedeckt  und  in  einer  tür  den  Versucli  passenden 
Entfernung  von  25  Cm.  von  der  Normnlflamme  aufgestellt.  In  Blau- Violett  stellte  sich  nach  5—11  Stunden 
eine  deutliehe,   später  sich  verstärkende  Wegkrümmung   der  Wurzeln  vom  Lichte  ein;  im  Blau-Grün  nach 

Deiikfchrifton  der  mathem.-naturw.  Cl.  XXXIX.  Bd.  25 


194  Julius   Wiesner. 

24  —  36,   im  Ultraroth   nach   36  —  48  Stunden.    In  allen  anderen  Lichtfarben  unterblieb  der  negative  Helio- 
tropismus der  Wurzeln. 

Im  dififusen  Lichte  las.sen  sich  mit  dieser  Pflanze,  deren  Wurzeln  nicht  oder  nur  in  einem  sehr  schwachen 
Grade  negativ  geotropisch  sind,  einschlägige  Versuche  mit  mehr  Erfolg  als  mit  Senf  durchführen,  da  sich  hier 
die  Versuche  leicht  auf  mehrere  Tage  ausdehnen  lassen.  Ich  habe  gefunden,  dass  vyohl  hinter  scbvFefelsaurem 
Kupferoxydammoniak,  nicht  aber  hinter  Kalibichromatlösung  im  diffusen  Lichte  negativer  Heliotropismus  an 
den  Wurzeln  erkennbar  wird.  Der  Versuch  dauerte  7  Tage. 

c)  Versuche  mit  Viscum  album.  IVscj^w-Samen  wurden  in  den  ersten  Tagen  des  Monat  Mai,  wo  das 
hypocotyle  Glied  in  einer  Länge  von  1  —  1-5  Mm.  ans  der  Samenhülle  herausgetreten  war,  auf  Fichtenbrettchen 
geklebt,  und  in  den  Glasglocken  vertical  und  mit  einer  Schmalseite  gegen  die  Lichtquelle  gewendet,  auf- 
gestellt. Die  Entfernung  zwischen  Samen  und  Normalflamme  betrug  20  Cm.  Von  Tag  zu  Tag  wurden  die 
Samen  etwas  befeuchtet.  Der  Versuch  dauerte  30  Tage.  Es  stellte  sich  heraus,  dass  innerhalb  dieser  Zeit  ein 
Wachsthum  der  hypocotylen  Stengelglieder  stattgefunden  hatte:  in  Blau -Violett,  Blau-Grün  und  Ultraroth ; 
im  Roth,  Orange-Gelb  und  in  reinem  Grün  nicht.  Im  Blau -Violett  hatten  die  hypocotylen  Stengelglieder  eine 
Länge  von  5—6,  im  Blau-Grün  von  3 — 5,  in  Ultraviolett  von  2 — 3  Mm.  angenommen,  und  alle  diese  Stengel- 
glieder waren  deutlich  negativ  heliotropisch  gekrümmt. 

Alle  hypocotylen  Steugelglieder,  welche  unter  den  Glocken  wuchsen,  hatten  eine  intensiv  grüne  Farbe 
angenommen.  ^ 

Drittes  Gapitel. 
Zusammenwirken  von  Heliotropismus  und  Geotropismus, 

Es  ist  schon  im  historischen  Theile  dieser  Monographie  gezeigt  worden  (p.  160),  dass  bereits  H.  v.  Mohl 
ein  Experiment  anstellte,  welches  beweist,  dass  der  Geotroi)ismus  durch  den  Heliotropismus  überwunden 
werden  kann. 

Eingehender  hat  sich  blos  Herm.  Müller  (Thurgau)  mit  der  Frage  über  das  Zusammenwirken  von 
Heliotropisraus  und  Geotropismus  beschäftigt  (s.  p.  169).  Er  spricht  auf  Grund  seiner  Beobachtungen  die  bei- 
den folgenden  Sätze  aus  :*  „Der  Geotropismus  wirkt  bei  verschiedenen  Pflanzen  in  verschieden  starkem  Grade 
der  heliotropischen  Krümmung  entgegen."  „Es  gibt  Stengeltheile  (soll  wohl  heisseu  Pflanzen  theile),  die 
empfindlicher  gegen  den  Einfluss  des  Lichtes  und  andere,  die  empfindlicher  gegen  den  Einfluss  der  Schwer- 
kraft sind."  M  ü  1 1  e  r  zeigt  ersteres durch  einseitige  Beleuchtung  von  um  eine  horizontale  Axe  langsam  rotirenden 
Pflänzchen,  letzteres  durch  von  unten  her  auf  horizontal  aufgestellte  Keimpflänzchen  und  treibende  Pflanzen 
mit  negativ  gecitropischen  Stengeln  fallendes  Licht.  Er  findet,  dass  bei  den  meisten  Keimpflanzen  die  Ein- 
wiikung  des  Lichtes  über  diejenige  der  Schwerkraft  überwiegt,  indem  die  Stengel  bei  diesem  Versuche  sich 
nach  unten  dem  Lichte  zu  krümmen.  Es  stellte  sich  somit  die  von  H.  v.  Mohl  angeführte  Beobachtung  als 
richtig  heraus. 

Dass  der  negative  Geotropismus  durch  positiven  Heliotropismus  überwunden  werden  könne,  hat  auch 
Leitgeb,  und  zwar  an  Keimschläuchen  von  Lebermoosen  nachgewiesen.^ 


1  Es  ist  sehr  merkwürdig,  dass  auch  die  hinter  Jod-.'!chwefelkohlenstoff  zur  Entwicklung  gekommenen  hypocotylen 
Stengelglieder  von  Vismm  album  intensiv  grün  wurden.  Wie  ich  früher  (Entstehung  des  Clorophylls,  p.  39  ff.)  zeigte,  haben 
die  dunklen  Wärmestrahlen  direct  nicht  die  Fähigkeit,  die  Chlorophyllbilduug  zu  ermöglichen,  wohl  aber,  wenn  die 
betreffenden  Pflanzen  früher  im  weissen  Lichte  standen;  die  ultrarothen  .Strahlen  wirken  hier  also  als  „rayous  continuateurs" 
im  Sinne  BeGquereTs.  Aber  selbst  in  diesem  Falle  ist  die  Ergrünung  eine  äusserst  schwache.  Ob  beim  hypocotylen 
Stengelgliede  von  Vhcum  allum  die  dunklen  ^Värmestrahlen  direct  zur  Chlorophyllbildung  führen,  oder  ob  selbe  auch  hier 
nur  als  „rayous  continuateurs"  wirken,  habe  ich  nicht  eigens  untei sucht,  da  diese  ganze  Beobachtung  über  das  Ergriincn 
nur  eine  gelegentliche  war. 

2  Flora  1876,  p.  94. 

3  S.  oben  p.  169. 


Die  heliotropischen  Erscheinungen  im  Pflanzenreiche.  195 

Meine  eigenen  Untersncliung-eu  beziehen  sich  auf  das  Zusammenwirkeu  vom  negativen  Geotropismus  unrl 
durch  verschiedene  Liclitstärkeu  hervorgerufenen  positiven  Heliotropismus,  eine  Frage,  welche  Herm.  Müller 
nicht  mit  Erfolg  in  Angriff  nehmeu  konnte,  da  er  über  die  Beziehung  zwischen  Intensität  des  Lichtes  und  den 
heliotropiscben  Effecten  eine  ganz  unrichtige  Grundanschauung  sich  gebildet  hat;  ferner  auf  die  Frage,  ob 
nicht  auch  der  positive  Geotropismus  dem  negativen  Heliotropismus  entgegenzuwirken  im  Stande  ist,  eine 
Frage,  welche  Herm.  Müller  nicht  berührt. 

Da  ich  keinen  passenden  positiv  geotropischen  Pflauzentheil  mit  ausgesprochenem  positiven  Heliotropismus 
und  kein  Organ,  welches  ebensowohl  negativen  Geotropismus  als  negativen  Heliotropismus  darbietet,  bisher 
kennen  lernte,  so  konnte  auf  eine  Untersuchung,  ob,  und  wenn,  in  welcher  Weise,  positiver  Geotropismus  und 
positiver  Heliotropismus,  ferner  negativer  Geotropismus  und  negativer  Heliotropismus  zusammenwirken,  nicht 
eingegangen  weiden.  Mau  sollte  allerdings  meinen,  dass  die  Wurzeln  von  Allium  Cepa  in  ersterer,  ältere 
Internodien  von  Uedera  Helix  in  letzterer  Beziehung  genügen  würden ;  es  hat  sich  jedoch  keines  dieser  Objecte 
zum  Versuche  geeignet  erwiesen:  denn  ersteres  lässt  sich  bei  der  Art  der  Versuchsanstellung  nicht  im  Experi- 
mente verwenden,  der  negative  Heliotropismus  des  letzteren  ist,  wie  es  Darwin  bereits  aussprach  (vgl.  oben 
p.  163)  noch  problematisch. 

Wie  sehr  die  Richtung  eines  negativ  geotropischen  und  gleichzeitig  positiv  heliotropischen  Pflanzentheiles 
von  der  Lichtstärke  abhängt,  lässt  sich  au  Keimstengeln  von  Vicio  Faha  sehr  schön  darthuu,  wenn  die  Ver- 
suclispflanzeu  in  versclnedenen  Entfernungen  von  der  Normalflamme  aufgestellt  werden.  Die  Pflanze,  welche 
im  Opiimum  der  Lichtstärke  sich  befindet  (£  =  2-5),  zeigt  die  stärkste  Neigung  gegen  den  Horizont  —  die 
Keimstengel  neigen  sich,  schwach  concav  gekrümmt,  in  einem  Winkel  bis  zu  45°  der  Lichtquelle  zu;  — 
von  da  an  nimmt  die  Neigung  der  Stengel  gegen  die  obere  und  untere  Lichtintensitätsgreuze  für  den  Helio- 
tropismus immer  mehr  und  mehr  ab.  Hier  vermag  der  Heliotropismus  den  Geotropismus  nur  unvollständig  zu 
überwinden,  und  selbst  bei  den  günstigsten  Wachsthums-  und  Beleuchtuugsverhältnisseu  stellt  sich  die  Keim- 
axe  in  die  Eesultirende  der  hier  gleich  stark  wirkenden  Kräfte:  Schwerkraft  und  Licht. 

Anders  gestaltet  sich  die  Sache  bei  Keimpflanzen  von  Vicia  sativa.  Hier  stellen  sich  alle  Keimstengel  in 
die  Eichtung  des  einfallenden  Lichtes,  und  zwar,  wenn  die  Lichtquelle  und  die  Pflänzchen  in  einer  Horizontalen 
aufgestellt  sind,  horizontal,  im  Optimum  der  Lichtstärke  etwa  so,  wie  an  der  oberen  Lichtintensitiitsgrenze.  Das 
Verhalten  der  Pflänzchen  an  der  unteren  Lichtintensitätsgrenze  konnte  nicht  festgestellt  werden,  da  letztere 
in  meinen  Versuchen  aus  oben  (p.  178)  augeführten  Gründen  nicht  erreicht  wird.  Allein  selbst  in  einer  Ent- 
fernung von  11  M.  von  der  Flamme,  wo  nach  der  in  meinen  Untersuchungen  angenommenen  Einheit  für  die 
Lichtstärke  (vgl.  oben  p.  175)  blos  eine  Lichtstärke  von  0-008  herrscht,  stellen  sicli  die  Keimaxeu  noch  hori- 
zontal. Hier  wird  also  die  Wirkung  der  Schwere  durch  die  des  Lichtes  vollkommen  aufgehoben. 

So  weit  enthalten  die  Versuche,  ihrem  Ergebnisse  nach,  nichts  Neues;  wohl  aber  ist,  wie  mir  scheint,  die 
Art  der  Versuchsanstellung  eine  einfachere,  als  bei  Herm.  Müller. 

Aus  den  Versuchen  mit  den  Keimlingen  der  Saatwicke  ist  strenge  genommen  nicht  ersichtlich,  ob  der 
Geotropismus  durch  den  Heliotropismus  überwunden  wurde,  oder,  weil  die  Keimstengel  sich  in  die  Richtung 
des  einfallenden  Lichtes  stellten,  ob  nicht  Geotropismus  einfach  gar  nicht  eingeleitet  wurde.  Zur  Entscheidung 
dieser  Frage  ist  es  nothwendig,  aufrechtstehende,  einseitig  beleuchtete  Keimlinge  mit  solchen  zu  vergleichen, 
die  ebrmfalls  einseitig  beleuchtet  sind,  aber  um  eine  horizontale  Axe  rotiren,  wodurch  sie  der  einseitigen  Wir- 
kung der  Schwerkraft  entzogen  sind. 

Es  wird  zweckmässig  sein,  die  Rotationsapparate,  welche  zu  meinem  Versuche  dienen,  hier  zu 
beschreiben.  Diese  auch  schon  in  den  oben  (p.  177)  beschriebenen  Versuchen  verwendeten  Laufwerke  (mit 
Umdrehungsgeschwindigkeit  von  7*  ^Hinde  und  1  Stunde),  benütze  ich  nicht  nur  liegend,  sondern  auch  ste- 
hend. Im  ersten  Falle  trägt  die  verticale  Axe  eine  horizontale  Scheibe,  auf  welcher  die  Versuchspflanze  auf- 
gestellt wird.  Durch  einfaches  Umlegen  wird  die  Drehaxe  horizontal.  Auf  letzterer  wird  eine  Scheibe,  welche 
mit  einer  concentrisch  angebrachten  Cyliuderhülse  versehen  ist,  durch  ein  Schräubcheu  befestigt,  auf  wel- 
cher Scheibe   vier  kreuzweise  angeordnete,   mehr  biegsame  als  federnde  Metallhülsen  angelöthet  sind,    in 

25* 


196i  Julius   Wiesner. 

welche  kleine  Glascylinder  von  2 — 2-5  Cm.  Durehmesser  eingepasst  werden ,  die  an  einer  Seite  geschlossen 
und  mit  Erde  gefüllt  sind  und  in  welchen  ans  Samen  die  Versuchspflänzclieu  gezogen  werden.  Es  gelingt  so, 
vier  Aussaaten  von  Keimlingen,  oder  bei  grösseren  Keimlingen,  vier  der  letzteren  an  einem  Rotationsapparat 
anbringen  und  gleichzeitig  beobachten  zu  können. 

Auf  diese  Apparate  wurden  bei  horizontaler  Lage  der  Drehaxe  in  den  Glascylinder  junge,  2  Cm.  hohe 
Wickenkeimlinge  gebracht,  und  die  Apparate  in  Entfernungen  von  7  Cm.  bis  11  M.  aufgestellt.  Neben 
jedem  Apparat  wurden  in  Töpfen  gepflanzte  Keimlinge  vertical  aufgestellt.  Um  möglichst  genau  vergleichen 
zu  können,  wurden  die  Versuchspflänzchen  mit  den  Flanken  gegen  die  Lichtquelle  gewendet;  es  konnte  so 
die  in  der  Mediane  statthabende  spontane  Krümmung  keinen  Irrthum  herbeiführen. 

Es  zeigte  sich  nun  zunächst,  dass  die  demOptimum  der  Li  chtstärke  für  den  Helio- 
tropismus  der  Wicke  nk  eimstengel  ausgesetzten  Pflänzchen  sicli  zu  derselben  Zeit 
heliotropisch  zu  krümmen  begannen  und  mit  derselben  Stärke  weiter  krümmten,  ob  der 
Geotropismus  aufgehoben  vcar  oder  nicht.  Aber  selbst  in  Entfernungen  von  circa  1  M.  gegen  die 
Lichtquelle  zu  und  ij-5  M.  vom  Optimum  entfernt,  gab  sich  kein  Zeitunterschied  im  Eintritt  der  heliotrop isehen 
Krümmung  zwischen  den  fixen  und  den  rotirenden  Keimlingen  kund,  zum  Beweise,  dass  bei  stark  helio- 
tropischen  Pflanzentheilen  der  Geotropismus  so  gut  wie  gar  nicht  vorhan  den  ist,  wenn 
die  betreffenden  Organe  günstiger  Beleuchtung  ausgesetzt  sind.  Gegen  die  Grenzen  der 
Lichtstärke  für  den  Heliotropismus  hin  machten  sich  aber  Ditferenzen  im  Eintritt  des  Heliotropismus  zwischen 
den  fixen  und  den  rolirenden  Keimlingen  bemerklich;  letztere  krümmten  sich  früher  als  erstere  heliotr  pisch, 
zum  Zeichen,  dass  bei  diesen  Beleuchtuugsverhältnissen  der  negative  Geotropismus  thatsächlich  diindi  das 
Licht  zu  überwinden  ist. 

Kressekeimlinge  zeigen  anfänglich  im  Allgemeinen  dasselbe  Verhalten,  nur  mit  dem  Unterschiede, 
dass  hier  nur  im  Optimum  der  Lichtstärke  und  in  dessen  nächster  Nähe  der  negative  Geotropismus  ausgelöscht 
erscheint,  in  weiteren  Entfernungen  sich  aber  bedeutende  Zeitdifferenzeu  im  Kintiitt  der  lieliotropschen 
Krümmungen  zwischen  den  aufrecliten  und  den  kreisenden  Keimlingen  einstellen. 

Nach  35  Minuten,  vom  Beginn  des  Versuchs  an  gerechnet,  krümmten  sich  die  in  einer  Entfernung  von 
2-5  M.  von  der  Flamme  entfernten  Keindinge,  sowtdil  die  fixen  als  die  rotirenden,  und  standen  nach  weitereu 
45  Minuten  schon  horizontal,  also  in  der  Richtung  dei-  einfallenden  Stralden.  Schon  in  einer  Entfernung  von 
0*5  M.  vom  Optimum  gegen  die  Lichtquelle  zu  und  0-7  M.  von  ihr  entfernt  ergaben  sich  bereits  in  der.  helio- 
fropischen  Eifecten  zwischen  diu  fixen  und  den  rotirenden  Keimlingen  Ditferenzen  von  einer  Stunde  und 
mehr.  Noch  weiter  gegen  die  Lichtiritensitätsgrenzen  für  den  Ileliotropisnnis  hin,  stellten  sich  die  nicht  roti- 
renden Keindinge  gar  nicht  mehr  horizontal;  hier  wurde  also  durch  das  Licht  der  negative  Geotropismus  der 
Keimstengel  nicht  mehr  vollkommen  überwunden.  Acht  Stunden  nach  Beginn  des  Versuchs  standen  in  allen 
Rotationsapparaten  die  oberen  Enden  der  Keimlinge  genau  horizontal ,  hingegen  keiner  der  vertical 
aufgestellt  gewesenen.  Ich  gebe  hier  die  Winkel,  welche  die  Secanten  der  Krümmungsbögen  der  Stengel 
mit  den  Verlicalen  bilden: 

Eiift'ernuiig'  des  Kiiimlings  von  der  Flamme  Neigung:  gegen  die  Verticale 

0-25  Meter 30° 

0-30  „  35 

0-75  „  55 

1-25  „  70 

2-50  „  80  (Optimum  der  Lichtstärke) 

3-00  „  65 

3-75  „  35 

Ofl'enb.ir  ist  hier  nach  einer  rasch  erreichten  heliotropisehen  Krünmiung  später  eine  negativ  ffcotropische 
GegenkrUmmung  eingetreten,  was  sich  einige  Stunden  später  noch  deutlicher  zeigt,  indem  dieKrUmmungsbögen 


I 


Die  helioti'opischen  Erscheinungen  im  Pflanzenreiche.  197 

immer  flacher  und  flacher  werden  und  häiifiü;  der  Keimsteugel  mir  einfach  scliief  steht,  aber  gerade  gestreckt 
ist.  Vergleicht  mau  die  am  Rotationsapparat  betiudlich  geweseneu,  mit  denen,  welche  gerade  aufgestellt  waren, 
so  sieht  man  sehr  deutlich,  dass  die  ersteren,  wenn  sie  nicht  allzu  jung  zum  Versuche  genommen  wurden,  im 
unteren  Theile  völlig  vertical  stehen,  der  obere  Theil  im  scharfen  Bogen  der  Lichtquelle  zugeneigt  ist,  ferner 
dass  die  letzleren,  wenu  sie  im  Beginne  des  Versuclis  nicht  schon  zu  alt  waren,  bis  auf  den  Grund  gegen  die 
Lichtquelle  hin  concav  gekrümmt  sind. 

Wie  kommt  es  nun,  dass  an  jenen  Keimlingen,  welche  der  einseitigen  Wirkung  der  Schwerkraft  entzogen 
waren,  die  untere  Stengelpartie  aufrecht  steht,  während  sie  bei  den  vertical  aufgestellten  gegen  die  Lichtquelle 
hin  geneigt  ist?  Man  kann  doch  nnmöglich  annehmen,  dass  die  letzteren  einen  stärkeren  Heliotropismus  dar- 
bieten als  erstere,  da  ja  die  Versuchsbedingungen  und  namentlich  die  Beleuchtungsverhältnisse  genau  dieselben 
sind  wie  bei  den  ersteren;  oflenbar  ist  diese  untere  Krlimmuug  gar  keine  heliotropische, 
sondern  kommt  durch  die  continuirliche  Belastung,  mit  welcher  das  heliotro|)isch  vor- 
geneigte Stengelende  auf  das  untere  Stengelende  wirkt,  zu  Staude,  ist  aber  gleich  der 
heliütropischeu  Krümmung  eine  Wachsthumserscheiuuug,  welche  durch  den  Zug,  der  auf 
di  e  Schattenseite  und  durch  d  en  Druck,  der  auf  der  Lichtseite  des  Stengels  ausgeübt  wird, 
inducirt  wird.  Es  ist  selbstversläinllich,  dass  an  den  rotirenden  Keimlingen  diese  einseitige  Zug-  und 
Druckwirkung  durch  das  heliotropisch  vorgeneigte  Ende  des  Stengels  auf  das  untere  Ende  gar  nicht  .'iusgeül)t 
werden  kann,  da  jeder  einseitige  Zug  bei  der  um  180°  veränderten  Stellung  in  einseitigen  Druck  um- 
gewandelt wird. 

Ich  sagte,  dass  die  Last  des  heliotropisidi  gekrümmten  Stengelendes  im  unteren  Ende  des  Stengels  ein 
ungleiches  Wachsthum  inducirte.  Als  Grund  für  diese  Anschauung  führe  ich  an,  dass  die  durch  die  Last  des 
vorderen  Stengelendes  im  unteren  Ende  hervorgerufene  Krümmung  theilweise  geotropisch  wieder  aufgehoben 
wird,  wie  man  namentlich  schön  an  solchen  Keimlingen  sehen  kann,  die  bis  zum  Grunde  concav  gegen  die 
Liclit(iuelle  gekrünnnt  v.areu,  später  sich  ihr,  gerade  gesteckt,  schief  entgegeuueigten.  Überdies  überzeugte 
ich  mich  durch  directe  Messung  davon,  dass  die  genannte  untere  Stengelpartie,  welche  bei  den  vertical 
stehenden  Keindingen  sich  concav  gegen  das  Licht  krümmte,  bei  den  um  eine  horizontale  Axe  rotirenden  aber 
genau  vertical  stand,  noch  in  die  Länge  wuchs. 

Diese  mit  der  Kresse  angestellten  Versuche  lehren  mithin  noch  weiter:  dass  die  jüngsten  Stenge  1- 
theile  stärker  heliotrojiisch  sind,  als  die  älteren  noch  wachsenden,  und  dass  die  älte- 
sten noch  wachsenden  Theile  der  Keimstengel  gar  nicht  mehr  heliotropisch  sind,  wohl 
aber  durch  einseitig  wirkenden  Zug  scheinbar  heliotropische,  übrigens  auf  Wachsthum 
beruhende  Krümmungen  annehmen,  denen  alsbald  der  negative  Geotroi)isnius  entgegen- 
wirkt. 

Damit  erklärt  sich  (l:e  von  Payer  (s.  ol)en  p.  152)  zuerst  gemachte  Beobachtuug,  dass  sich  etiolirteKresse- 
pflänzchen  bei  einseitiger  Beleuchtung  anfänglich  im  oberen  Ende  stark  gegen  das  Lichl  concav  krümmen, 
dann  aber  sich  demselben  schief  eutsegenstellen. 

Keimlinge  der  Erbse  zeigen  bei  einseitiger  Beleuchtung  ein  anderes  Verhalten;  hier  bleiben  die  unteren 
Theile  vertical,  ob  sie  ruhig  stehen,  oder  ob  sie  durch  Rotation  um  eine  horizontale  Axe  der  einseitigen  Wirkung 
der  Schwerkraft  entzogen  sind.  Ähnlich  so  verhält  sich  auch  die  Wicke.  Bei  beiden  Pflanzen  erlöschen  Helio- 
tropismus und  Wachsthumsfähigkeit  des  Stengels  auf  einmal;  Zug-  oder  geotropische  Krünauungeu  können 
in  diesen  Stengeltheilen  nach  Erlöschen  des  Heliotropismus  somit  nicht  statthaben. 

Die  Keimstengel,  und  wohl  alle  positiv  heliotropischen  und  dabei  negativ  geotropischen  Organe  verhalten 
sich  entweder  so  wie  das  hypocotyle  Stcngelglied  der  Kresse  oder  wie  die  Keimstengel  der  Erbse. 

Der  Umstand,  dass  die  jungen,  stark  wachsenden  Stengeltheile  stark  heliotropisch  und  bei  Beleuchtung 
oder  überhaupt  nur  wenig  geotropisch  sind ,  ferner,  dass  bei  Aufstellung  stark  heliotropischer  Keimlinge  im 
Optimum  der  Lichtstärke  der  Geotropismus  so  gut  wie  ausgelöscht  ist,  macht  es  möglich,  das  Optimum  der 
Lichtstärke  für  den  Heliotropismus  stark  heliotropischer  Organe,  ohne  dass  eine  Aufhebung  einseitiger  Schwer- 


198  Julius    W iesner. 

kraftswirkuüg  nothwendig  ist,  zu  bestimmeu.  So  z.  B.  bei  der  Saatwicke.  Bei  Kresse  tritt  der  Heliotropismus 
iiiclit  mehr  so  scharf  auf,  liier  ist  für  die  Bestimmung  des  Optimums  der  Lichtstärke  die  Anwendung  des  Rota- 
tionsapparates mit  horizontaler  Drehaxe  nothwendig.  In  diesem  Capitel  ist  das  Optimum  der  Lichtstärke  für 
den  Heliotropismus  der  Kressestengel  mit  grösserer  Genauigkeit  angegeben  als  oben  (p.  178),  wo  auf  den 
Auschluss  des  Geotropismus  noch  nicht  Rücksicht  genommen  wurde. 

Es  ist  oben  bereits  darauf  aufmerksam  gemacht  worden,  dass  bei  geringer  Lichtstärke  der  Geotropis- 
mus dem  Heliotropismus  schon  in  einer  Weise  entgegenwirkt,  dass  ohne  Aufhebung  einseitiger  Schwerkrai'ts- 
wirkuiig  eine  genaue  Ermittlung  der  unteren  lutensitätsgrenze  für  den  Ueliotropismus  der  betreffenden 
Pflanzentheile  nicht  durchgeführt  werden  kann.  Versuche,  die  ich  mit  Keimlingen  der  Scbminkbohne  und 
Sonnenblume  anstellte,  bei  welchen  die  Pflänzchen,  einseitig  beleuchtet,  um  eine  horizontale  Axe  rotiren, 
lehrten,  dass  für  erstere  die  untere  Intensitätsgrenze  bei  10  M.,  für  die  letzteren  bei  lO-.ö  M.  Entfernung  von 
der  Normalflamme  zu  liegen  kommt. 

Für  die  Bestimmung  der  oberen  Intensitätsgrenze  für  den  Heliotropismus  ist  hingegen  die  Ausschliessung 
des  Geotropismus  belanglos,  da  in  der  Nähe  derselben  die  Wachsthumsfähigkeit  der  Organe  erlischt,  und 
damit  die  Vorbedingungen  sowohl  für  den  Heliotnipismus  als  für  den  Geotropismus  verloren  gehen. 

Die  Versuche  über  das  Zusammcnwirkeu  von  positivem  Heliotropismus  und  negativem  Geotropismus  lassen 
vermuthen,  dass  auch  negativ  heliotropische  Organe,  wenn  selbe  stark  positiv  geotropiscb  sind,  gleichzeitig 
durch  das  Licht  und  durch  die  Schwerkraft  beeinflusst  werden.  Versuche,  die  ich  mit  Keimlingen  von  weissem 
Senf  und  Sonnenblumensamen,  noch  mehr  aber  die,  welche  ich  mit  Kresse  anstellte,  haben  diese  Ver- 
muthung  bestätigt. 

Glascylinder,  welche  einen  Durchmesser  von  2-5  Cm.  hatten  und  unten  geschlossen  waren,  wurden  mit 
Wasser  gefüllt  und  durch  einen  4 — 5  Mm.  dicken  Kork  dicht  verschlossen,  der  Kork  wurde  früher  au  mehreren 
Stellen  fein  durchbohrt  und  in  die  Öflnungen  lialbgequollene  Senfsamen  oder  Sonnenblumensamen  so  eingepasst, 
dass  die  Wurzeln  abwärts  ins  Wasser  hinein  zu  wachsen  genöthigt  waren.  Der  Verschluss  des  Gefässes  war 
ein  derartiger,  dass,  wenn  letzteres  umgekehrt  wurde,  kein  Wasser  ausfloss.  Naclidem  die  WUrzelchen  eine 
Länge  von  5  —  8  Mm.  erreicht  hatten,  wurde  das  Gefäss  auf  den  Rotationsapparat  gebracht  und  die  Wurzeln 
einseitig  beleuchtet.  Der  negative  Heliotropismus  der  Wurzeln  machte  sich  hier  früher  bemerklich  und  trat 
stärker  ein,  als  bei  in  gleicher  Weise  zum  Versuclie  vorbereiteten  Pflänzchen,  die  während  der  Beleuchtung  in 
fixer,  aufrechter  Stellung  sich  befanden. 

Kressekeimwurzelu  sind,  wie  ich  finde,  nur  unter  sehr  günstigen  Beleuchtungsverhältnissen  negativ 
heliotropisch.  Sehr  deutlich  stellt  sich  die  Wegkrümniung  vom  Lichte  ein,  wenn  die  Keimlinge  in  einer  dicken 
Schichte  von  Watte  im  bis  auf  einen  schmalen  Spalt  schwarz  und  matt  emaillirten  mit  Wasser  gefüllten  Glas- 
gefäss  zum  Keimen  gebracht  werden  und  in  einer  Entfernung  von  20  Cm.  von  der  Normalflamme  aufgestellt 
sind.  Nach  5 — 6  Stunden  krümmen  sie  sich  in  Winkeln  von  10 — 15°  von  der  Verticalen  weg.  Viel  stärkere 
negativ  heliotropische  Krümmungen  lassen  sich,  selbst  in  Entfermmgen  von  60 — 80  Gm.  von  der  Flamme  — 
bei  welchen  Entfernungen  vertical  aufgestellte  im  Wasser  wachsende  Keimlinge  gar  keine  Spur  vom  negativen 
Heliotropismus  zu  erkennen  geben  —  erzielen,  wenn  die  Kressepflänzchen  in  gleicher  Weise,  wie  ich  dies  bei 
den  Versuchen  mit  den  Senf-  und  Sonnenblumenpflänzchen  beschrieb,  um  eine  horizontale  Axe  rotireud,  dem 
Lichte  ausgesetzt  werden. 

Viertes  Capitel. 

Versuche  über  den  Sauerstoffbedarf  während  der  heliotropischen  Krümmungen. 

Strenge  genommen,  sollte  die  Frage,  ob  zu  den  heliotropischen  Krümmungen  fi-eier  Sauerstoff  nöthig  ist 
oder  nicht,  in  dem  Capitel  über  die  Beziehung  zwischen  Längenwachsthum  und  Heliotropisunis  abgehandelt 
werden,  welches  erst  im  zweiten  Theile  dieser  Monographie  enthalten  sein  wird.  Wenn  ich  die  angeregte 
Frage  schon  an  dieser  Stelle  löse,  so  geschieht  dies  nur  desshalb,  weil  die  Entscheidung  darül)er,  ob  freier 
Sauerstoff  zum  Heliotropismus  erfoiderlich  ist,  lür  die  Darlegungen  des  nächsten  Abschnittes  nöthig  ist. 


Die  hcliotrojnschen  Erscheinungen  im  Pflanzenreiche.  199 

Es  hat  bis  jetzt  nurPayer  (vgl.  oben  p.  153)  die  eben  genannte  Frage  aufgeworfen.  Er  ist  zu  dem  Resul- 
tate gelaugt,  dass  schwache  (positiv)  heliotropische  Krümmungen  auch  in  einer  Atmosphäre  von  Stiekstoif 
oder  Wasserstoif  sich  vollziehen  könne.  Nach  diesem  Forscher  wäre  also  die  Gegenwart  vom  freien  Sauerstotf 
rum  Heliotropismus  nicht  unbedingt  nöthig.  Nur  H.  v.  Mohl  hat  dieser  Angabe  Payer's  Beachtung  geschenkt. 
Er  stimmt  dem  gennnnten  Forscher  bei,  und  benützt  das  von  ihm  als  richtig  angenommene  Factum,  um  darzu- 
thun,  dass  auch  in  einer  sauerstofffreien  Atmosphäre  eine  Beugung  der  Pflanzentheile  zum  Licht  eintreten 
könne,  um  Dutrochet's  Theorie  des  Heliotropismus  in  einem  Punkte  zu  widerlegen  (vgl.  oben  p.  160). 

Da  schon  bisher  so  viele  Thatsachen  dafür  sprechen,  dass  Heliotropismus  eine  Wacbsthumserscheinung 
ist,  was  heute  auch,  wenigstens  in  Bezug  auf  den  positiven  Heliotropismus,  wohl  von  der  Mehrzahl  der 
Pflanzenphysiologen  als  richtig  angenommen  wird,  so  klingt  Peyer's  Behauptung  ziendich  unwahrscheinlich. 
Ich  werde  im  Nachfolgenden  zeigen,  dass  seine  Angaben  auf  ungenauen  Beobnchtungen  beruhen,  jedenfalls 
aber  die  Behauptung,  dass  auch  ohne  freiem  Sauerstoff  Heliotropismus  eintreten  könne,  irrthümlich  ist. 

Meine  Versuche  beziehen  sich  sowohl  auf  positiv  als  auch  auf  negativ  heliotropische  Organe.  Erstere 
betreffend  operirte  ich  mit  Keimpflanzen  von  Pknseolus  multiflorus,  Vicia  sativa  und  Lepidium  sativum,  letztere 
betreffend  mit  bewurzelten  Sprossen  von  Hartwegia  comosa  und  Keimlingen  von  Sinapis  alba. 

Ich  beschreibe  zuerst  die  Versuche,  welche  ich  mit  den  Keimlingen  von  Fkaseolus  multiflorus  anstellte. 
Die  Versuchspflänzchen,  auf  Keimnetzen  im  Flüstern  erzogen,  hatten  eine  Stengelhöhe  von  1  —  1-5  Cm. 
Dieselben  wurden  in  2 — 3  Cm.  breite,  15  Cm.  hohe  cylinderförmige  Absorptionsröhren,  deren  hintere  Wand 
aussen  und  innen  bis  zu  zwei  Drittheilen  der  Höhe  —  vom  geschlossenen  Ende  aus  gerechnet  —  mattschwarz 
emaillirt  waren,  gebracht. 

Die  Keimlinge  wurden  durch  nasse  Watte,  welche  die  Wurzeln  und  die  Kotylen  umgab,  derart  fixirt,  dass 
sich  die  epicotylen  Stengelglieder  vollkommen  frei  nach  allen  Seiten  hin  bewegen  konnten.  Mit  dem  offenen 
(nicht  emaillirten)  Ende  wurden  die  Gefässe  in  Kalilauge  getaucht,  durch  Quecksilber  abgesperrt,  fixirt,  genau 
vertical  gestellt  und  bei  einer  fast  völlig  constanten  Temperatur  von  22-5°  C.  in  der  Dunkelkammer  bei  Aus- 
schluss vom  Licht  aufgestellt.  Gewöhnlich  nach  3t3 — 48  Stunden  erreichte  die  Kalilauge  ihren  höchsten  Stand, 
indem  nach  Ablauf  dieser  Zeit  aller  im  Gefässe  enthaltener  Sauerstoff  durch  Athmung  verbraucht,  in  Kohlen- 
säure umgewandelt  war,  und  letztere  von  der  Kalilauge,  welche  nunmehr  genau  das  Volum  des  verbrauchten 
Sauerstoffes  einnahm,  absorbirt  wurde.  In  dieser  Zeit  stand  auch,  wie  durch  mittelst  Visiren  vorgenommene 
Messungen  constatirt  wurde,  das  Längenwachsthum  des  Stengels  stille.  Nun  wurde  das  Gefass  so  aufgestellt, 
dass  die  durchsichtig  gebliebene  Seite  dem  Lichte  zugewendet  war,  der  Keimling  also  nur  von  einer  Seite  her 
Lieht  empfing;  denn  was  an  reflectirten  Sti-ahlen  von  der  matt  geschwärzten  Hinterfläche  des  Gefässes  auf 
die  Rückseite  des  Stengels  fiel,  konnte  trotz  der  Nähe  der  reflectirenden  Fläche  in  diesem  Versuche  wegen 
verschwindender  Kleinheit  des  Effectes  vernachlässigt  werden.  Als  Lichtquelle  benützte  ich  meine  Normal- 
flamme und  stellte  den  Apparat  in  einer  Entfernung  von  dieser  auf,  dass  die  Versuchsptiauze  sich  beiläufig  im 
Optimum  der  Lichtstärke  für  den  Heliotropismus  befand.  Da  selbst  nach  mehreren  Stunden  das  epicotyle 
Stengelglied  keine  Spur  von  heliotropischer  Krümmung  zeigte,  so  Hess  ich,  um  mich  vom  Leben  der  Versuchs- 
pflanze zu  überzeugen,  atmosphärische  Luft  durch  die  Kalilauge  in  den  Gasraum  des  Gefässes  aufsteigen, 
worauf  sich  schon  nach  einer  Stunde  eine  deutliche,  nach  einer  weiteren  Stunde  eine  sehr  auffällige  positiv 
heliotropische  Krümmung  des  Stengels  einstellte,  nach  24  Stunden  aber  eine  starke  Längenzuuahme  des  epi- 
cotylen Internodiums  nachweisbar  war,  zum  Beweise,  dass  das  Bohnenpflänzcheu  wachsthumsfähig  sich 
erhalten  hatte. 

Dieser  Versuch  wurde  mehrmals  mit  dem  gleichen  Erfolge  wiederholt,  und  so  zunächst  für  die  Keimlinge 
von  Phaseolus  multiflorus  der  Beweis  hergestellt,  dass  ohne  freien  Sauerstoff  kein  Heliotropismus 
stattfinden  könne. 

Die  Experimente  mit  Wicke  und  Kresse  wurden  in  etwas  abweichender  Weise  eingeleitet.  Auf  die  nasse 
Watte  kamen  im  oberen  Drittel  des  Gefässes  die  völlig  gequollenen  Samen,  darunter  im  mittleren  Drittel  eine 
Etage  von  nasser  Watte,  die  reichlich  mit  gequollenen  Samen  überdeckt  war,  um  den  Sauerstoff  rascher  zur 


200  Julius    Wiestier. 

Absorption  zu  bringen.  Ich  überzeugte  mich  nämlich,  dass  durch  die  wenigen  Samen,  aus  welchen  im  oberen 
Drittel  die  Versuchspfliinzchen  hervorgingen,  innerhalb  kurzer  Zeit  —  etwa  eines  Tages  —  kein  vollständiger 
"N'crbranch  des  Sauerstofies  zu  erzielen  w;ir.  Im  Übrigen  blieb  der  Versuch  derselbe.  Die  Keimlinge  hatten 
gewöhnlich  eine  Höhe  von  1-5  —  2  Cm.  erreicht,  wenn  die  Absorption  des  Sauerstoffes  beendigt  war.  Auch  in 
diesem  Versuclie  unterblieb,  wenn  die  Gefässe  nach  Verbrauch  allen  freien  Sauerstoffes  ins  Licht  gestellt 
wurden,  der  Heliotropismns,  der  sich  jedoch  stets  deutlich  einstellte,  wenn  später  atmos])härische  Luft  zu  den 
Keimlingen  treten  gelassen  wurde.  Ich  überzeugte  mich,  dass  nicht  nur  bei  Kresse  und  Wicke,  sondern  auch 
bei  Schminkbohnen  und  beim  Senf,  eine  grössere  Luftblase,  die  durch  das  Quecksilber  und  die  Kali- 
lauge aufsteigen  gelassen  wurde,  zum  Eintritte  des  Heliotropisnius  genügte.  Wenn  man  nun  bedenkt,  dass  in 
der  Absorptionsrölire  15  —  20  Kressepflänzchen  oder  10 — 15  Wickenkeimlinge  sich  befanden,  so  wird  man 
entnehmen  können,  wie  klein  die  Menge  von  Sauerstolf  ist,  welche  zur  Hervorbringung  des  Heliotropismus 
ausreicht. 

Nicht  jeder  Versuch  gelang  bei  dieser  Art  des  Experimentes,  indem  häutig  nach  völligem  Verbrauch  des 
Sauerstoffes  die  im  oberen  Drittel  befindlichen  Pflänzchen  nicht  hoch  genug  oder  nicht  gerade  genug  waren,  um 
mit  Erfolg  lienützt  werden  zu  können.  Ich  habe  dann  folgendes,  nach  meinen  Erfahrungen  zweckmässiges 
Verfahien  angewendet.  Die  Pflänzehcu  wurden  im  oberen  Drittel  auf  Watt«'  erzogen  und,  nachdem  sich  die 
Stengel  bis  zu  einer  Höhe  von  1  — 1-5  Cm.  entwickelt  hatten,  auf  Watte  angekeimte  Kressesamen  in  grösserer 
Menge  eingeführt,  welche  den  in  den  Absorptionsröhren  befindlichen  Sauerstoff  rasch  absorbirten.  Selbstver- 
ständlich wurde  auch  in  diesem  Falle  der  Apparat  über  Kalilauge  aufgestellt  und  mit  Quecksilber  abgesperrt. 

Die  Versuche  mit  Hartwegia  comosa  wurden  in  der  Weise  ausgefüln-t,  dass  kleine,  im  absolut  feuchten 
Eaume  erzogene,  mit  frischen  Luftwurzeln  versehene  Sprosse  von  den  Langtrieben  abgelöst  und  in  etwas 
weitere  halbgescliwärzte  Absorptionsröliren  gebracht  und  so  mit  nasser  Watte  befestigt  wurden,  dass  die 
Wurzeln  sich  frei  nach  allen  Seiten  hin  bewegen  konnten.  Um  die  Luftwurzeln  nicht  der  Gefahr  auszusetzen, 
mit  der  Kalilauge  in  Berührung  zu  kommen,  wurden  die  grösseren  Blätter  des  verwendeten  (bewurzelten) 
Kurztriebes  weggeschnitten,  die  mittleren  aber  so  in  die  Cylinder  eingeführt,  dass  sie,  ohne  eine  Knickung  zu 
erfahren,  zur  Hälfte  nach  aussen  gekrümmt  waren;  in  dieser  Weise  gelang  es,  die  Versuchspfiänzchen  so 
weit  in  die  Höhe  zu  rücken,  dass  unterhalb  der  Wurzeln  bequem  noch  eine  Etage  mit  feuchter  Watte,  auf 
welcher  reicldich  angekeimte  Kressesamen  lagen,  eingeführt  werden  kannte,' deren  Zweck  nach  dem  Vor- 
hergehenden genügend  klar  sein  dürfte.  Ich  habe  nur  noch  zu  bemerken,  dass  die  zum  Versuclie  verwen- 
deten Kurztriebe,  so  lange  sie  noch  an  der  Mutterpflanze  waren,  durch  Verdunklung  der  Wurzeln  so  gezogen 
wurden,  dass  die  letzteren  sich  vertical  nach  abwärts  entwickelten.  Im  Übrigen  war  auch  hier  die  Versuchs- 
anstellung die  gleiche  wie  in  den  früheren  Versuchen.  Nachdem  die  Kalilauge  eine  stationäre  Höhe  erreicht 
hatte,  wurde  der  Apparat  einseitig  der  Beleuchtung  liurcli  helles  Tageslicht  oder  grelles  Gaslicht  (Entfernung 
von  der  Normalflamme  =40  Cm.;  vgl.  oben  p.  183)  beleuchtet.  Selbst  nach  lOstündiger  Einwirkung  des 
Tages-,  oder  24stünd!ger  Wirkung  des  Gaslichtes  stellte  sich  keine  Spur  von  negativem  Helintropisinus  bei 
den  Wurzeln  ein;  wohl  aber  zeigte  sich  eine  deutliche  Wegkrünnnung  dieser  Organe  nach  reichlichem  Zutritt 
von  Luft.  1.1     -.. 

Die  Versuche  mit  den  Samen  des  weissen  Senfs  erfordern  wieder  eine  besondere  Art  der  Ausführung.  In 
nasse,  stellenweise  aufgelockerte  Lamellen  von  Bamnwolle  wurden  einzelne  völlig  gequollene  Senfkörner  ein- 
gebettet und  in  die  Absorptionsröhren  eingeführt.  Einige  r'entimeter  tiefer  kam  eine  Etage  mit  nasser  Baum 
wolle,  welche  reichlich  mit  völlig  gequollenen  Kressesanien  überdeckt  war.  Auch  hier  wurden  die  Absorptions- 
röhren über  Kalilauge  aufgestellt  und  mit  Quecksilber  abgesperrt.  Im  Flüstern  entwickelten  sieh  sowohl  die 
Stengel  als  Wurzeln  sehr  schön  vertical ;  beide  ragten  frei  in  den  leuchten  Raum.  Nach  völliger  Absorption 
des  Sauerstoffes  durch  die  Senf-  und  Kressepflänzchen  wurde  einseitig  beleuchtet.  Weder  die  Stengel  noch  die 
Wurzeln  der  Sentpflänzchen  Hessen  auch  nur  eine  Spur  vom  Heliotropismus  erkennen.  Erst  nach  Zufuhr  von 
Luft  ergab  sich  ein  starker  posbiver  lleliolroiiisnius  der  liypocotylen  Siengelglieder  und  eine  schwache,  aber 
deutlich  ausgeprägte  negati\  beliotropische  Krümmung  der  Wurzeln. 


I 


Die  heliotropischen  Erscheinungen  im  Pflanzenreiche.  201 

Aus  allen  diesen  Versncheu  gebt  auf  das  bestimmteste  bervor,  dass  sowohl  zum  Eintritte  des 
positiven  als  des  negativen  Heliotropismus  freier  Sauerstoff  erforderlich  ist,  mit  welcher 
Erfahrung  natürlich  eine  Stütze  mehr  für  die  Ansicht  gewonnen  wurde,  dass  sowohl  der  positive  als  der 
negative  Heliotropisnnis  auf  Wachsthum  beruht. 

Es  sei  mir  erlaubt,  schon  an  dieser  Stelle  anzudeuten,  dass  ich  nicht  nur  den  positiven  Heliotropismus, 
sondern  auch  den  negativen  als  eine  Erscheinung  ungleichen  Wachsthums  der  Licht-  und  Schattenseiten  des 
betreffenden  Organes  ansehe  und  finde,  dass  bei  ersterem  die  Schatten-,  bei  letzterem  die  Lichtseite  stärker 
wächst,  wie  sich  aus  Versuchen  über  das  Läugenwachsthum  der  Organe  im  Licht  und  Dunkel  —  beziehungs- 
weise im  schwächeren  Lichte  —  ergibt.  Das  verstärkte  Längenwachsthum  positiv  heliotropischer  Organe 
im  Finstern  ist  hinlänglich  bewiesen.  Für  die  Begünstigung  des  Längenwachsthums  negativ  heliotropischer 
Organe  durch  das  Licht  spricht  in  erster  Linie  das  hypocotyle  Stengelglied  von  Viscum  alhim,  welches  schon 
eine  gewisse  Helligkeit  zum  Wachsthum  braucht  und  bei  noch  geringerer  weder  wächst  noch  heliotropische 
Krümmungen  zeigt.  Die  bis  jetzt  schon  von  mir  angestellten  Versuche  über  das  Längenwachsthum  negativ 
heliotropischer  Organe  im  Lichte  und  im  Finstern  haben  das  Resultat  ergeben,  dass  die  Zuwachse  im  Lichte 
grösser  sind  als  im  Finstern  —  beziehungsweise  im  schwächeren  Lichte  —  ;  doch  miiss  ich  gleich  bemerken, 
dass  gerade  diese  Versuche  besonderer  Vorsicht  bedürfen,  soll  das  Ergebniss  nicht  ein  völlig  illusorisches  sein. 
Ich  komme  im  zweiten  Theile  dieser  Monographie  selbstverständlich  auf  diesen  Gegenstand  noch  zurück. 

Fünftes  Gapitel. 
Photomechanische  Induction  beim  Heliotropismus. 

Vor  einigen  Jahren  machte  Sachs'  die  merkwürdige  Beobachtung,  dass  Sprosse,  welche  Y^  — 2  Stunden 
horizontal  lagen  und  hiebei  nur  eine  Spur  von  Aiifwärtskrümmung  erkennen  Hessen,  aufgerichtet  oder  um- 
gelegt eine  deutliche  negativ  geotropische  Krümmung  im  Sinne  der  ursprünglichen  Aufstellung  darboten.  Er 
erklärte  diese  Erscheinung  als  eine  Nachwirkung  der  eigentlichen  geotropischen  Action.  Schon  früher  hatten 
Frank*  und  Ciesielski^  Erscheinungen  au  Wurzeln  beobachtet,  die  sich  gleichfalls  als  Nachwirkung  der 
Schwerkraft  deuten  lassen.* 

Später  legte  sich  Herm.  Müller  (Thurgau), ^  angeregt  durch  die  ebengenannte  Beobachtung  von  Sachs, 
die  Frage  vor,  ob  nicht  auch  beim  Heliotropismus  eine  Nachwirkung  sich  bemerkbar  mache  (s.  oben  p.  169). 
Versuche,  welche  er  mit  treibenden  Stengeln  von  FritiUaria  imperialis  vornahm,  stellten  das  Auftreten  einer 
Nachwirkung  bei  diesen  positiv  heliotropischen  Organen  ausser  Zweifel.  Weitere  specielle  Angaben  über 
Pflanzen,  welche  Erscheinungen  heliotropischer  Nachwirkung  darbieten,  enthält  Müller's  Arbeit  nicht.  Indess 
lässt  sich  vermuthen,  dass  er  für  alle  heliotropischen  Orgaue  die  Möglichkeit  einer  Nachwirkung  annimmt. 
Sehr  bemerkenswerth  ist  die  Art,  wie  Müller  zu  Werke  geht,  um  einen  möglichst  sicheren  Nachweis  dieser 
Erscheinung  erbringen  zu  können.  Es  wird  die  Versuchspflanze  nur  so  lange  einseitig  beleuchtet,  -bis  eine 
Spur  einer  heliotropischen  Krümmung  angedeutet  ist,  und  hierauf  nicht  nur  der  weiteren  Wirkung  des  Lichtes, 
sondern  auch  der  einseitigen  Wirkung  der  Schwerkraft  durch  langsame  Rotation  um  eine  horizontale  Axe 
entzogen.  Für  den  Nachweis  der  geotropischen  Nachwirkung  leistet  selbstverständlich  der  Rotatiousapparat 
ebenfalls  sehr  gute  Dienste. 

Nachdem  ich  mich  von  der  Richtigkeit  der  Thatsache,  dass  heliotropische  Nachwirkungen  bestehen, 
überzeugte,  ging  ich  der  Verbreitung  und  dem  Wesen  der  Erscheinung  weiter  nach. 


1  Flora  1873,  p.  324—325. 

2  Beiträge  zur  Pflanzenphysiologie.  1868,  p.  45—46. 

8  Untersuchungen  über  die  Abwärtskrümmungeu  der  Wurzeln.  Breslau  1871,  p.  24—20.  (Auch  Cohn's  Beiträge  zur 
Biologie  der  Pflanzen.  Bd.  I,  Heft  11,  p.  1  ff.) 

*  Vgl.  Sach's  in  Arbeiten  des  bot.  Institutes  zu  Würzburg,  Bd.  I,  p.  472—74,  wo  die  geotropische  Nachwirkung 
bei  Wurzeln  in  Zweifel  gezogen  wird. 

5  Flora  1876,  p.  68. 

Denkschriften  der  mathem.-naturw.  Ol.   XXXIX.  Bd.  26 


202  Julius    Wiesner. 

Alle  meine  diesbezüglichen  Versuche  wurden  in  der  Dunkelkammer  ausgeführt.  Als  Lichtquelle  diente 
meine  Normalflamme.  Die  Aufstellung  der  Ver.suehspflanzen  erfolgte  in  einer  Entfernung  von  der  Flamme, 
welche  dem  Optimum  der  Lichtstärke  für  den  Heliotropismus  des  jeweiligen  Objectes  entsprach.  Die  Tem- 
peratur war  constant  23-2 — 23'8''  C. 

Keimlinge  von  Phaseolus  multiflorus,  deren  epicotyle  Stengelglieder  eine  Höhe  von  etwa  2"°  erreicht 
hatten,  wurden  mit  einer  der  Flanken  des  Stengels  dem  Lichte  zugewendet,  und  genau  eine  Stunde  stehen 
gelassen.  Bi.s  dahin  zeigte  sich  auch  nicht  eine  Spur  einer  heliotropischen  Krümmung.  Hierauf  wurden  die 
Keimlinge  durch  mehrfache  undurchsichtige  Recipienten  verdunkelt  und  vor  strahlender  Wärme  geschützt, 
welche  letztere,  wenn  einseitig  wirkend,  Störungen  hervorbringen  könnte.  Nach  zwei  Stunden  war  eine 
starke  positiv  heliotropische  Krümmung  im  Sinne  der  ursprünglichen  Aufstellung  eingetreten.  Macht  man  den 
Versuch  mit  der  Abänderung,  dass  der  Keimling  während  des  ganzen  Versuches  um  eine  horizontale  Axe  rotirt, 
dabei  aber,  so  lange  er  dem  Lichte  ausgesetzt  ist,  stets  nur  mit  einer  Seite  des  Stengels  gegen  das  Licht 
gekehrt  ist,  so  bekommt  man  kein  wesentlich  anderes  Resultat,  wohl  aber,  wenn  die  Aufstellung  der  Pflanze 
weit  vom  Helligkeitsoptinmm  erfolgte,  woraus  sich  neuerdings  ergibt,  dass  die  geotropische  Wirkur.g  des 
Lichtes  auf  im  Optimum  der  Lichtstärke  aufgestellte  Ptlanzenorgane  verschwindend  klein  ist. 

Keimlinge  von  Vtcia  Faba  konnten  mit  einer  der  Flanken  des  Stengels  durch  volle  drei  Stunden 
der  Einwirkung  des  Lichtes  ausgesetzt  werden,  ohne  dass  sich  eine  Spur  einer  Neigung  gegen  die  Licht- 
quelle einstellt.  Wenn  hierauf  völlige  Verdunklung  der  Keimlinge  eingeleitet  wurde,  so  gab  sieh  nach 
zwei  bis  drei  Stunden  an  den  Stengeln  starker  positiver  Heliotropismus  im  Sinne  der  ursprünglichen  Aufstel- 
lung kund. 

Ebenso  sicher  als  bei  Phaseolus  nmltiflorus  und  Vicia  Faba  constatirte  ich  heliotropische  Nachwirkung 
bei  folgenden  positiv  heliotropischen  Organen :  Hypocotyle  Axe  von  Medtcago  sativa  und  Trifolium  -pratense, 
Lepidium  sativum,  Sinapis  alba,  Bapkanus  satiims,  Helianthus  annuus,  Silene  pendula ;  epicotyle  Stengel- 
glieder von  Vicia  sativa,  Pisum  sativum;  höheren  Internodien  von  Phaseolus  multifiorus,  Vicia  Fala  und 
sativa,  Elodea  canadensis  (undeutlich)  und  Hordeum  sativum  (schwach).  An  etiolii'ten  Trieben  von  Salix  alba 
Hess  sich  keine  Nachwirkung  auffinden. 

Von  negativ  heliotropischen  Organen  habe  ich  auf  Nachwirkung  das  epicotyle  Stengelglied  von  Viscum 
album  ferner  die  Wurzeln  von  Hartwegia  comosa,  Binapis  alba  und  Lepidium,  sativum  geprüft. 

Bei  Viscum  album  liess  sich,  wie  sehr  der  Versuch  auch  modificirt  wurde,  keine  Spur  einer  Nachw'rkung 
nachweisen.  Aber  selbst  an  IlarUcegia  comosa  und  Sinapis  alba,  deren  Wurzeln  nicht  nur  rasch  wacbsen  und 
auffällig  stark  negativ  heliotropisch  sind,  sondern  auch  in  relativ  kurzer  Zeit  heliotropische  Krümmungen  aus- 
führen, konnte  deutliche  Nachwirkung  nicht  aufgefunden  werden.  Die  Wurzeln  von  Lepidium  sativum,  die  nur 
sehr  schwach  negativ  heliotropisch  sind,  Hessen  entschiedene  Nachwirkung  nicht  erkennen. 

Aus  allen  diesen  Beobachtungen  ergibt  sich  ungezwungen,  dass  nur  solche  Organe, 
bei  welchen  der  Heliotropismus  sich  rasch  vollzieht,  eine  Nachwirkung  des  Lichtes 
erkennen  lassen,  nicht  aber  solche  Organe,  welche  sich  dem  Lichte  gegenüber  träge 
verhalten  oder  nur  schwachen  Heliotropismus  zeigen.  Es  soll  damit  natürlich  nicht  gesagt  sein, 
dass  bei  letzteren  eine  Nachwirkung  nicht  besteht,  dass  eine  solche  auch  hier  stattfindet,  halte  ich  sogar  für 
im  hohen  Grade  wahrscheinlich;  ja,  ich  gehe  so  weit,  anzunehmen,  dass  die  Wirkimgen  aller  äusseren 
Factoren  auf  die  organischen  Bildungsprocesse  in  Form  von  durch  Nachwirkung  in  Erscheinung  tretenden  In- 
ductionen  auftreten.  Ich  lege  indess  auf  diesen  Punkt  hier  weiter  kein  Gewicht  und  möchte  nur  noch  bemer- 
ken, dass  dort,  wo,  wie  bei  etiolirten  Trieben  von  Salix  alba,  sich  durch  das  Experiment  keine  heliotropische 
Nachwirkung  erweisen  lässt,  dieselbe  allerdings  vorhanden  sein  dürfte,  aber  in  so  schwachem  Grade  und  in 
so  träger  Weise,  dass  sie  durch  die  continuirlich  weiterlaufenden  mechanischen  Processe  des  Wachsthums  aus- 
gelöscht wird. 

Ich  theile  hier  folgende  lehrreiche  Beobachtungsreihe  mit,  welche  auf  das,  deutlichste  zeigt,  i,n  welcher 
Abhängigkeit  die  Stärke  der  Nachwirkung  von  der  Energie,  mit  welcher  der  Heliotropismus  sich  vollzieht. 


Die  heliotropisclien  Erscheinungen  im  Pflanzenreiche.  203 

stellt.  Wie  ich  bei  einer  früheren  Gelegenheit  ausführlich  auseinandersetzte, '  ist  bei  nutirender  Sprosse  die 
Hinterseite  heliotropisch  krüiiimungsfäliiger  als  die  Vorderseite,  wobei  unter  dieser  die  dem  freien  Ende  des 
nutirenden  Stengels  zugewendete,  unter  jener  die  entgegengesetzte  Seite  des  Sprosses  zu  verstehen  ist. 
Rechte  und  linke  Flanke  zeigen  im  Allgemeinen  ein  intermediäres  Verhalten.  In  ausgezeichnetster  Weise  ist 
diese  auf  ungleicher  Wachsthumsfähigkeit  beruhende  monosymmetrische  Vertheilung  der  heliotropischen 
Kriimmungsfähigkeit  an  den  epicotylen  Stengelgliedern  von  Phaseolus  nmltiflorus  anzutreffen. 

Stellt  man  gegen  die  Lichtquelle  verschieden  orientirte  Keimlinge  dieser  Pflanze  im  Optimum  der  Licht- 
stärke für  den  Heliotropismus  des  epicotylen  Stengelgliedes  vertical  auf,  so  lässt  sich  an  dem  mit  der  Hinter- 
seite der  Lichtquelle  zugekehrten  Keimling  nach  halbstündiger,  bei  Flankensteliung  erst  nach  einstündiger 
Beleuchtung  deutliche  heliotropische  Nachwirkung  nachweisen;  bei  Beleuchtung  der  Vorderseite  ist  es  hingegen 
nicht  so  leicht  möglich,  die  Nachwirkung  zu  constatiren.  Nach  drei-  bis  vierstündiger  Wirkung  des  Lichtes 
und  Aufhebung  der  Schwerkraft  gelingt  es,  meist  wohl,  eine  unzweideutige,  selten  aber  nur,  eine  starke  helio- 
tropische Nachwirkung  festzustellen.  An  schwächlichen  Exemplaren,  wo  die  Differenz  in  der  Wachsthums- 
fähigkeit an  der  Vorder-  und  Hinterseite  der  Stengel  nur  eine  geringe  ist,  zeigt  sich  bei  der  letztgenannten 
Aufstellung  die  Nachwirkung  verhältnissmässig  noch  am  deutlichsten. 

Die  Energie,  mit  welcher  sich  die  heliotropische  Nachwirkung  kundgibt,  ist  nach  dem  Vorangegangenen 
eine  sehr  verschiedene.  Bei  heliotropisch  sehr  empfindlichen  Organen  ist  die  Nachwirkung  des  Lichtes  eine  so 
grosse,  dass' —  selbst  bei  stark  ausgesprochenem  negativen  Geotropismus  —  die  geotropische  Gegenwirkung 
eine  verschwindend  kleine  ist;  ja  selbst  im  entgegengesetzten  Sinne  eingeleiteter  Heliotropismus  macht  sich 
kaum  bemerklich,  wie  aus  folgenden  Beobachtungen  hervorgeht.  Drei  Schminkbohnenkeimlinge  von  völlig 
gleicher  Ausbildung  wurden  in  der  dem  Optimum  der  Lichtstärke  für  den  Heliotropismus  entsprechenden 
Entfernung  von  der  Normalfiamme  aufgestellt,  und  zwar  wurden  die  epicotylen  Stengelglieder  mit  den  rechten 
Flanken  der  Lichtquelle  zugekehrt.  Nach  Ablauf  einer  Stunde  wurde  ein  Pflänzchen  auf  den  Rotations- 
apparat ins  Finstere  gestellt,  der  zweite  um  ]80°  gedreht,  so  dass  er  nunmehr  die  linke  Flanke  der  Gasflamme 
zuwendete,  der  dritte  aber  in  seiner  ursprüngliche  Lage  belassen.  Nach  1'/^  Stunden  hatten  sich  alle  drei 
Pflanzen  im  Sinne  der  antanglichen  Aufstellung  positiv  heliotropisch  gekrümmt,  und  zwar  alle  drei  gleich 
stark;  die  Krümmungsradien  erschienen  so  völlig  gleich,  dass  keinerlei  merkliche  Begünstigung  einer  oder 
der  anderen  Versuchspflanze  erweislich  war.  Es  hatte  also  weder  der  negative  Geotropismus,  noch  der  im 
entgegengesetzten  Sinne  eingeleitete  H«hotropismus  irgendwie  der  durch  die  erste  Aufstellung  inducirten 
Krümmung  entgegenwirkt. 

Diese  Wahrnehmungen  zeigen  deutlich,  dass,  wenn  das  Licht  in  einem  Organe  eine 
heliotropische  Krümmung  inducirte,  eine  neuerliche  heliotropische  oder  geotropische 
Induction  auf  Widerstände  stösst,  und  es  hat  den  Anschein,  dass  dieselben  erst  platz- 
greifen können,  wenn  die  Wirkungen  der  ersteren  ihr  Ende  erreicht  haben. 

Es  lassen  diese  Beobachtungen  vermuthen,  dass  eine  einfache  Summirung  der  durch  die  Schwerkraft 
oder  durch  das  Licht  inducirten  Wirkungen  sich  selbst  dann  nicht  kundgeben  wird,  wenn  die  voraussichtlichen 
Effecte  gleichsinnige  sind;  d.  h.  selbst  dann  nicht,  wenn  Licht  und  Schwerkraft  auf  eine  und  dieselbe  Seite 
des  Organes  hintereinander  begünstigend  wirken. 

Um  diese  Verhältnisse  klarzulegen,  wurden  zahlreiche  Versuche  angestellt.  Ich  betraute  mit  der  Arbeit 
Herrn  Hermann  Ambronn,  welcher  im  pflanzenphysiologischen  Institute  an  20  Versuchsreihen  mit  Keimlingen 
von  Schminkbohnen,  Wicken,  Saubohnen,  Kresse  und  namentlich  mit  Sonnenblumen  ausführte.  Ich  habe  mich 
davon  überzeugt,  mit  welcher  Genauigkeit  und  Sorgfalt  der  genannte  Beobachter  zu  Werke  ging,  und  ich  kann 
den  gewonnenen  Resultaten  um  so  mehr  Zutrauen  schenken,  als  einige  von  mir  mit  Wicke  und  Sonnenblume 
angestellte  Experimente  genau  zu  demselben  Ergebnisse  führten.  Es  zeigt  sich  nämlich  in  derThat, 
dass  weder  das  Licht  eine  durch  die  Schwerkraft  inducirte  Krümmung,  noch  dieSchwer- 


Die  undulirende  Nutation.  Sitzungsberichte  der  k.  Akad.  der  Wissensch.  Bd.  77.  (Jänu.  1878.) 

26- 


204  Julius   Wiesner. 

kraft  eine  durch  das  Li  cht  inducirte  Krümmung  zu  verstärken  vermag,  selbst  dann  nicht, 
wenn  in  Folge  der  Beleuchtung  oder  der  Lage  gegen  den  Horizont  eine  und  dieselbe 
Seite  des  betreffenden  Organes  —  bei  der  nachfolgenden  Wirkung  des  Lichtes,  bezie- 
hungsweise der  Schwerkraft  —  die  begünstigte  ist. 

Aufeinanderfolgende  Impulse  des  Lichtes  und  der  Schwerkraft,  von  denen  jeder  für 
sich  einen  bestimmten  Effect  auszuüben  im  Stande  ist,  summiren  sich  in  ihren  Wir- 
kungen selbst  dann  nicht,  wenn  die  getrennten  Effecte  gleichsinnig  sind,  z.  B.  eine  und 
dieselbe  Seite  des  Organes  im  Längenwachsthum  gefördert  wird. 

Folgende  Beobachtungen  mögen  diese  Verhältnisse  noch  näher  illustriren. 

Das  hypocotyle  Stengelglied  von  Helianthus  annuus  ist,  wie  Herrn.  Müller  (Thurgau)  zuerst  auffand, 
stark  negativ  geotropisch  und  nur  schwach  heliotropisch.  ^  Wie  ich  finde,  ist  bei  verticaler  Aufstellung  und 
Beleuchtung  der  Hinterseite  der  Stengel  der  Heliotropismus,  ohne  dass  es  äusserlich  sichtlich  wäre,  im  Mittel 
nach  'I-b  Stunden  inducirt;  hingegen  der  Geotropismus  bei  horizontaler  Aufstellung,  und  wenn  die  Hinterseite 
nach  aufwärts  gewendet  ist,  schon  nach  einer  halben  Stunde.  Bringt  man  nun  durch  2-5  Stunden  einseitiger 
Einwirkung  des  Lichtes  ausgesetzt  gewesene  Keimlinge  ins  Dunkle  und  stellt  sie  horizontal,  so  dass  die 
voraussichtlich  begünstigte  Seite  (Oberseite)  nach  unten  zu  liegen  kommt,  so  krümmen  sich  die  Stengel  später 
aufwärts,  als  (bei  Rotation  um  eine  verticale  Axe  durch  ebenso  lange  Zeit)  allseitig  beleuchtet  gewesene  und 
in  gleicher  Weise  horizontal  gestellte  Stengel.  Die  durcli  das  Licht  bedingte  Induction  wirkt  in  den  Stengeln 
weiter  und  äussert  sich  in  einer  Hemmung  der  geotropisehen  Aufwärtskrümmung.  —  Werden  durch  eine  halbe 
Stunde  in  horizontaler  Stellung  im  Finstern  gelassene  Keimlinge  der  Sonnenblume  mit  gleichfalls  im  Finstern, 
aber  vertical  aufgestellt  gewesenen  der  Einwirkung  des  Lichtes  ausgesetzt,  so  krümmen  sich  die  ersteren  aller- 
dings früher  als  die  letzteren,  allein  sie  krümmen  sich  nicht  stärker  als  solche  Keimlinge,  welche  im  Finstern 
(nach  erfolgter  Induction  des  Geotropismus)  aufrecht  hingestellt  wurden,  oder  die  (gleichfalls  nach  erfolgter 
Induction)  um  eine  horizontale  Axe  rotiren  gelassen  werden. 

Stellt  man  etiolirte  Keimlinge  von  Helianthus  annuus  im  Finstern  horizontal  mit  der  Hinterseite  nach  oben 
auf,  und  bringt  man  sie  nach  Ablauf  einer  halben  Stunde  so  vor  die  Normalflamme,  dass  das  Optimum  der 
Lichtstärke  für  den  Heliotropismus  auf  die  Stengel  wirkt,  ferner  so,  dass  die  Hinterseite  des  Stengels  zur 
Lichtseite  wird,  so  krümmt  sich  der  Stengel  rasch  dem  Lichte  entgegen,  um  aber  bald  darauf  sich  aufzurichten 
und  viel  später  erst  eine  positiv  heliotropische  Krümmung  anzunehmen.  Die  erste  Wendung  gegen  das  Licht 
war  nichts  Anderes  als  geotropische  Nachwirkung,  welcher  später  erst,  nach  völliger  Verlöschung  der  letzteren 
Heliotropismus  folgte. 

Die  Keimstengel  von  Vicia  sativa  verhalten  sich  insoferne  denen  der  Sonnenblume  entgegengesetzt,  als 
sie  stärker  heliotiopisch  als  geotropisch  sind.  Die  Induction  des  Heliotropismus  erfolgt  hier  unter  günstigen 
Verhältnissen  nach  35  Minuten;  die  Induction  des  negativen  Geotropismus  hingegen  äusserst  sich  bei  horizontaler 
Aufstellung  erst  beiläufig  nach  1  Stunde  15  Minuten.  Beleuchtet  man  Keimpflänzchen,  welche  durch  1'/^  Stunden 
im  Finstern  horizontal  gelegen  hatten,  und  andere,  welche  vertical  aufgestellt  gewesen,  so  krümmen  sich 
letztere  früher  und  innerhalb  gleicher  Zeiten  stärker;  stellt  man  iiingegen  einseitig  beleuchtet  gewesene  und 
solche,  welche  während  der  gleichen  Zeit  um  ihre  Axe  im  Lichte  rotirten,  also  allseitig  beleuchtet  waren, 
horizontal,  so  krümmen  sich  allerdings  erstere  (in  Folge  heliotropischer  Nachwirkung)  stärker  als  letztere, 
aber  nur  ebenso  stark  als  nach  stattgehabter  Induction  des  Heliotropismus  vertical  im  Finstern  aufgestellte 
oder  der  einseitigen  Wirkung  der  Schwerkraft  entzogene. 

Der  Umstand,  dass  eine  durch  das  Licht  eingeleitete  Krümmung  durch  die  später  auftretende  Schwer- 
kraft nicht  sofort  vermehrt  wird,  sondern  die  neue  Kraft  erst  nach  Erlöschen  der  anfänglich  thätigen  ein- 
greift, könnte  vielleicht  auf  die  Vermuthung  leiten,  dass  die  beim  Heliotropismus  statthabenden  mechanischen 


1  Flora  1876,  p.  94. 


Die  heliotropischen  Erscheinungen  im  Pflanzenreiche.  205 

Vorgänge  ganz  anderer  Art  sind,  als  die  beim  Geotropismus  sich  einstellenden.  Diese  Vermuthung  wäre  aber 
schon  desshalb  eine  ungerechtfertigte,  als  bei  der  heliotropischen  Nachwirkung  die  nachträglich  eingrei- 
fende Schwerkraft  —  innerhalb  einer  bestimmten  Zeit  —  ebenso  wirkungslos  sich  erweist,  wie  bei  der  geotro- 
pischen  Nachwirkung  die  später  folgende  Beleuchtung.  Wenn  die  später  im  Experimente  auftretende  Kraft 
die  Wirkung  der  anfänglich  thätigen  nicht  gleich  wieder  fortsetzt,  so  liegt  dies  eben,  wie  gleich  näher  gezeigt 
werden  soll,  in  dem  Wesen  der  beim  Heliotropismus  auftretenden  Kette  von  Erscheinungen,  die  hier  als  photo- 
mechanische Induction  zusammengefasst  werden  soll;  in  dieser  Kette  bildet  die  heliotropische  Nachwir- 
kung nur  ein  Glied. 

Wie  geht  es  zu,  dass  ein  durch  eine  bestimmte  Zeit  einseitig  beleuchteter  noch  nicht  merklich  gekrümmter 
Pflanzentlieil  in  einem  Zustande  sich  befindet,  der  bei  hierauf  folgendem  Ausschluss  des  Lichtes  zu  einer  starken 
heliotropischen  Krümmung  führt? 

Es  liegen  hier,  wie  mir  scheint,  von  vornherein  zwei  ganz  verschiedene  Möglichkeiten  vor.  Entweder  leitet 
das  Licht  in  dem  betreffenden  Pflanzentheil  einen  Zustand  ein,  welcher  später  unter  den  Bedingungen  des 
Wachsthums  auch  bei  Ausschluss  des  Lichtes  zum  Heliotropismus  führt,  oder  aber  der  Heliotropismus  ist  eine 
Inductionserscheinung,  die  ihrem  Gange  nach  sich  am  besten  mit  der  von  Bunsen  und  Roscoe  ent- 
deckten photochemischen  Induction  vergleichen  Hesse. 

Was  die  erstere  Möglichkeit  anlangt,  so  ist  es  schwer,  jenen  Zustand,  der  den  Heliotropismus  einleitet  — 
wenn  ein 'solcher  wirklich  existirte  —  ausfindig  zu  machen.  Es  liegt  meines  Wissens  in  der  Literatur  nur  eine 
Angabe  vor,  welche  einen  solchen,  dem  Heliotropismus  vorangehenden  Zustand  annimmt.  Es  ist  dies  die  im 
historischen  Theile  dieser  Monographie  (p.  171)  mitgetheilte,  von  G.  Kraus  herrührende  Angabe,  wonach  bei 
heliotropischen  und  geotropischen  Vorgängen  schon  vor  Eintritt  der  entsprechenden  Krümmungen  sich  ein 
grösserer  Wassergehalt  an  der  im  Wachsthum  später  begünstigten  (convex  werdenden)  Seite  einstellt ,  als 
an  der  entgegengesetzten.  Kraus  hat  die  Pflanzen,  mit  denen  er  experimentirte,  nicht  namhaft  gemacht,  auch 
die  gefundenen  Wassergehalte  nicht  angegeben.  Genaue  Werthe  lassen  sich  jedenfalls  schon  aus  dem  Grunde 
nicht  gewinnen,  da  eine  genaue  Halbiruug  der  betreffenden  Organe  unausführbar  ist. 

Die  von  mir  angestellten  Versuche  über  die  Vertheilung  des  Wassers  in  heliotropisch  sich  krümmenden 
Organen  beziehen  sich  auf  die  epicotylen  Stengelglieder  von  Phaseolus  multiflorus  und  Vicia  Faba.  Da  die- 
selben undulirende  Nutation  zeigen,  mithin  im  unteren  Theile  nach  vorne  (gegen  die  überhängende  Spitze  hin) 
convex  werden,  so  liesse  sich  vermuthen,  dass,  wenn  die  Angaben  von  Kraus  allgemein  richtig  sind,  auch  an 
dieser  convexen  Seite  der  Internodien  sich  ein  grösserer  Wassergehalt  finden  mnsste,  als  an  der  entgegen- 
gesetzten. Ich  habe  in  den  Wassergehalten  von  Vorder-  und  Hinterseite  indess  so  geringe  Unterschiede 
gefunden ,  dass  ich  nicht  mit  Sicherheit  angeben  kann ,  ob  in  der  That  an  der  Vorderseite  ein  reichlicheres 
Wasserquantum  sich  vorfindet,  wie  aus  folgenden  Beobachtungen  hervorgeht. 

Phaseolus  multiflorus.   Epicotyles  Stengelglied. 

Wassergehalt  der  vorderen  Hälfte  Wassergehalt  der  rückwärtigen  Hälfte 


a) 

94-42  Proc. 

hj 

94-18     „ 

«; 

92-08     „ 

a) 

93-09  Proc. 

h) 

94-72     „ 

«; 

90-23     „ 

Mittel  93-56  Proc.  Mittel  92-67  Proc.     Diflf.  =  H-0-89 

Vicia  Faha.   Epicotyles  S t e n g e  1  g  1  i e d. 
Wassergehalt  der  vorderen  Seite  Wassergehalt  der  rück  wärt  igen  Seite 

a)         90-73  Proc. 
h)         91-50     „ 
c)         94-27     „ 


a) 

91-78  Proc. 

i) 

90-95     „ 

0) 

93-01     , 

Mittel  91-91  Proc,  Mittel  92-16  Proc.     Diff.  =  — 0-25. 


206  Julius  Wiesner. 

Aus  diesen  Versuchsreihen  geht  jedenfalls  hervor,  dass  bei  den  genannten  Organen  die  Differenz  im 
Wassergehalt  an  der  Vorder-  und  Rückseite  keine  beträchtliche  ist;  es  bestätigt  nur  die  erstere  die  Kraus'sche 
Angabe,  die  zweite  widerspricht  ihr. 

Ich  liess  nun  weiter  auf  Keimlinge  von  Phaseohis  multtflorus  und  Vicia  Faba  so  lange  einseitig  Licht  ein- 
wirken, bis  heliotropische  Nachwirkung  sicher  zu, erwarten  stand.  Hierauf  wurden  die  betreffenden  Stengel- 
glieder halbirt  nnd  so  lange  getrocknet,  bis  kein  Gewichtsverlust  resultirte.  Zu  je  einem  Versuche  dienten  die 
Hälften  von  drei  epicotylen  Stengelgliedern,  deren  Lebendgewicht  bei  der  ersteren  circa  1-2,  bei  der  letzteren 
beiläufig  1*6  Grm.  betrug.  Die  zweite  Decimale  in  den  Procenten  konnte  hier,  wie  in  den  obigen  Versuchen  bei 
der  Art  der  Versuchsanstelluug  noch  als  sicher  angenommen  werden. 

Die  unternommenen  Versuche  hatten  gleichfalls  kein  präcises  Resultat,  insoferne  bei  einzelnen  Versuchen 
an  der  Hinterseite,  bie  anderen  an  der  Vorderseite  der  Stengel  die  grössere  Wassermenge  gefunden  wurde. 
Ahnlich  wie  in  den  oben  mitgetheiiten  Versuchen  bewegte  sich  die  durchschnittliche  Differenz  zwischen 
+0"57o)  was  wohl  darin  seinen  Grund  haben  dürfte,  dass  das  Wasser  in  den  betreffenden  Organen  überhaupt 
nicht  vollkommen  gleichmässig  vertheilt  ist. 

Um  Missverständnissen  vorzubeugen,  möchte  ich  erwähnen,  dass,  wenn  ich  auch  an  den  begünstigt 
wachsenden  Hälften  keinen  höheren  Wassergehalt  auffand,  damit  nicht  gesagt  sein  soll,  dass  an  diesen  Seiten 
der  Turgor  der  Zellen  kein  grösserer  sein  könne,  als  an  der  entgegengesetzten.  Wie  sich  eigentlich  von  selbst 
versteht,  so  kann  in  einem  Gewebe  eine  bedeutende  Steigerung  des  hydrostatischen  Druckes  eintreten,  ohne 
dass  das  Gewichtsverhältniss  von  Membran  und  Inhalt  sich  merklich  ändert.  Hieraus  ergibt  sich  aber  auch, 
dass  eine  Steigerung  des  Turgors  in  den  Zellen  statthaben  könne,  ohne  merkliche  Änderung  im  Verhältnisse 
von  Wasser  und  Trockensubstanz. 

Aber  selbst  wenn  ein  grösserer  Wassergehalt  sich  an  den  begünstigten  Seiten  der  heliotropischen  Organe 
einstellte,  was  dann  wenigstens  unter  gewissen  Voraussetzungen  auf  eine  grosse  Turgordifferenz  in  den 
Geweben  der  Licht-  und  Schattenseite  des  Organes  hinwiese,  so  wäre  erst  weiter  nachzusehen,  ob  eine  that- 
säcidich  nachgewiesene  Turgordifferenz  als  Ursache  oder  gar  als  alleinige  Ursache  der  heliotropischeu  Nach- 
wirkung anzusehen  wäre,  eine  Frage,  deren  stricte  Lösung,  wie  mir  scheint,  noch  auf  unübersteigliche 
Hindernisse  stossen  würde. 

Statt  die  erste  der  oben  genannten  Möglichkeiten  noch  weiter  zu  verfolgen,  soll  gleich  geprüft  werden,  ob 
wir  es  im  Heliotropismus  mit  einer  Inductionserscheinung  im  früher  genannten  Sinne  zu  thun  haben.  Stellt  sich 
dies  heraus,  so  ist  die  erstgenannte  Möglichkeit  ohnehin  ausgeschlossen. 

Bekanntlich  wurde  von  Bunseu  und  Roscoedie  Entdeckung  gemacht,  dass  die  Verbindung  von  Chlor 
und  Wasserstoff  durch  das  Licht  nicht  sofort  mit  der  Einwirkung  des  Lichtes  beginnt,  sondern  erst  nach 
einer  bestimmten  Zeit;  hierauf  steigert  sich  bei  gleichbleibender  Lichtstärke  die  Verbindungsfähigkeit  dieser 
beiden  Elemente  immer  mehr  und  mehr;  mit  anderen  Worten:  die  Menge  der  gebildeten  Salzsäure  steigert  sich 
bis  zu  einem  Maximum  und  wenn  das  Licht  plötzlich  zu  wirken  aufhört,  so  hat  damit  die  Neubildung  von  Salz- 
säure noch  nicht  ihr  Ende  erreicht,  sondern  sinkt  successive  die  Menge  der  weiter  gebildeten  Salzsäure  auf 
Null.  Die  genannten  Forscher  haben  das  Phänomen  als  photochemisehe  Induction  bezeichnet. 

Ich  habe  in  einer  früheren  Untersuchung'  das  Auftreten  einer  photochemischen  Induction  bei  der  Chloro- 
phyllbildung nachgewiesen  und  darauf  hingedeutet,  dass  wohl  noch  andere  Arten  photocheniischer  Induction 
bei  den  unter  dem  Einfluss  des  Lichtes  in  der  Pflanze  vorsichgehenden  chemischen  Processen  stattfinden 
dürften. 

Es  erscheint  der  Vergleich  der  genannten  heliotropischen  Vorgänge  mit  der  photochemischen  Entstehung 
der  Salzsäure  aus  Chlor  und  Wasserstoff  vielleicht  etwas  weit  hergeholt;  allein  ich  habe  für  die  Zusammen- 
fassung der  einschlägigen  Erscheinungen  im  Bereiche  der  ganzen  Physik  doch  kein  besseres  Schema  gefunden. 
Wie  bei  der  photochemischen  Induction  die  Moleküle  von  Chlor  und  Wasserstoff  trotz  der  Einwirkung  des 


1  Die  Entstehung  des  Chlorophylls  in  der  Pflanze.  Wien  1877,  p.  82  ff. 


Die  heliotropischen  Erscheinungen  im  Pflanzenreiche.  207 

Lichtes  eine  Zeit  lang-  passiv  nebeneinander  bleiben,  als  befänden  sie  sich  im  Finstern,  so  verhalten  sich  die 
Molektile  (oder  Molekülgruppen)  wachsender  Zellwände  bei  Beginn  der  Lichtwirkung  eine  Zeit  lang  so  wie  im 
Finstern,  sie  setzen  ihre  zum  Flächenwachsthum  führenden  Lageveränderungen  und  die  Aufnahme  neuer  Mole- 
küle wie  im  Finstern  fort  und  erst  nach  längerer  Einwirkung  der  Beleuchtung  werden  neue  Zustände  in  den 
Molekülen  oder  im  Molekülverbande  geschaffen,  welche  eine  einseitige  Hemmung  des  Wachsthums  iuduciren; 
wie  bei  dem  erstgenannten  Processe  die  Verbiudungsfähigkeit  der  Elemente  sich  steigert  bis  zu  einem  Maxi- 
mum, so  geht  die  einseitige  Hemmung  des  Wachsthums  beim  Heliotropismus  auch  stetig  bis  zu  einem  Maximum 
fort;  und  endlich,  wie  bei  der  photochemischen  Induction  die  Entstehung  der  neuen  Producte  (des  Zerfalles 
oder  des  Aufbaues)  mit  der  Verdunklung  nicht  sofort  aufhört,  sondern  noch  fortdauert  und  erst  nach  und 
nach  erlischt,  so  hört  beim  Heliotropismus,  wie  von  Herrn.  Müller  (Thurgau)  jüngst  gezeigt  wurde,  mit  dem 
Erlöschen  des  Lichtes  die  heliotropisclie  Krümmung  nicht  sofort  auf,  sondern  gibt  sich  noch  als  sogenannte 
Nachwirkung  zu  erkennen. 

Um  nun  zu  zeigen,  dass  eine  solche  photomechanische  Induction  beim  Heliotropismus  wirksam 
ist,  muss  zuerst  nachgewiesen  werden,  dass  der  ganze  beim  Heliotropismus  sich  abspielende  Process  qualitativ 
vom  Anfang  bis  Ende  derselbe  bleibt.  Es  zeigt  sich  dies  zunächst  darin,  dass  die  Bedingungen  für  den  Helio- 
tropismus während  des  ganzen  Verlaufes  der  Erscheinung  vollständig  dieselben  bleiben. 

Es  ist  im  vorigen  Capitel  gezeigt  worden,  dass  zur  Hervorbringung  heliotropischer  Krümmungen  Sauerstoff 
erforderlich  ist.  Man  kann  sich  durch  eine  der  dort  mitgetheilten  analogen  Versuchsanstellungen  leicht  davon 
überzeugen,  dass  ohne  Sauerstoff  Heliotropismus  nicht  inducirt  werden  kann.  Führt  man  einen  Keimling  von 
Phaseolus  multiflorus  in  eine  an  der  Rückwand  geschwärzte  Absorptionsröhre  ein,  stellt  über  Kalilauge  auf, 
sperrt  mit  Quecksilber  ab,  und  überlässt  man  den  vertical  aufgestellten  Keimling  unter  diesen  Verhältnissen  sich 
selbst,  bis  aller  Sauerstoff  absorbirt  ist  und  das  Längenwachsthum  aufgehört  hat;  beleuchtet  man  dann  die 
epicotyle  Axe  einseitig  durch  eine,  zwei,  ja  drei  Stunden,  so  krümmt  sich  derselbe  nach  Zuführung 
von  Sauerstoff  im  Finstern  nicht,  zum  Beweise,  dass  trotz  der  Beleuchtung  Heliotropismus  nicht  inducirt 
wurde,  und  zwar  aus  Mangel  an  Sauerstoff.  Umgekehrt  tritt,  wenn  Heliotropismus  inducirt  wurde  (ohne  dass 
sich  jedoch  eine  Krümmung  noch  bemerklich  macht)  eine  Ki'timmung  nicht  ein,  wenn  der  Keimling  {^Phaseolus 
multiflorus)  in  eine  Atmosphäre  von  Kohlensäure  gebracht  wurde.  Folgender  lehrreiche  Versuch  lässt  sich 
sehr  leicht  ausführen.  Da  inducirter  Heliotropismus  sich  später  in  der  entsprechenden  Krümmung  äussert, 
selbst  wenn  der  Keimling'  unter  Wasser  gebracht  wird,  so  muss  dies  nothwendigerweise  unterbleiben,  wenn 
das  Versuchsobject  in  ausgekochtes  (also  sauerstofffreigemachtes)  Wasser  oder  in  ein  mit  Kohlensäure 
gesättigtes  Wasser  gebracht  wird. 

Heliotropismus  kann  nur  inducirt  werden  in  einem  Lichte,  welches  seiner  Brechbarkeit  nach  hiezu  über- 
haupt geeignet  ist.  Keimlinge  von  Wicken,  hinter  Lösungen  von  Kupferoxydammoniak,  kommen  rasch  in  den 
Zustand,  im  Finstern  oder  im  gelben  Lichte  positiv  heliotropische  Krümmungen  im  Sinne  der  ursprünglichen 
Aufstellung  anzunehmen;  länger  dauert  es,  wenn  sie  der  Wirkung  der  dunklen  Wärmestrahlen  (hinter  Jod- 
Schwefelkohlenstoff)  oder  der  Strahlen  von  A — B  etc.  ausgesetzt  werden. 

Heliotropische  Induction  findet  nur  in  einem  Lichte  statt,  welches  seiner  Stärke  nach  zum  Heliotro- 
pismus  geeignet  ist.  Stellt  man  Schminkbohnenkeimlinge  in  einer  Entfernung  von  der  Normalflamme  auf,  be 
welcher  die  Lichtstärke  zu  gross  oder  zu  gering  ist,  um  zum  Heliotropismus  zu  führen,  so  kann  das  Licht 
tagelang  einwirken,  ohne  dass  sich  später  bei  Ausschluss  des  Lichtes,  aber  sonst  günstigen  Wachsthums- 
bedingungen  heliotropische  Nachwirkung  einstellen  würde.  Nur  wenn  die  Keimlinge  in  einem  Lichte  auf- 
gestellt werden,  welches  seiner  Intensität  nach  zur  Hervorbringung  heliotropischer  Krümmungen  geeignet  ist, 
stellt  sich  ein  Zustand  in  den  Stengeln  ein,  welcher  bei  Ausschluss  des  Lichtes  zur  heliotropischen  Nach- 
wirkung führt. 

Nicht  minder  lehrreich  sind  die  Versuche  über  den  Einfluss  der  Temperatur  bei  Einleitung  des  Helio- 
tropismus und  bei  heliotropischer  Nachwirkung.  Schminkbohnenkeimlinge,  bis  zur  beginnenden  Krümmung 
einseitiger  Beleuchtung  ausgesetzt,  krümmen  sich  später  nur  bei  Temperaturen,  bei  welchen  Längenwachsthum 


208  Julius  Wiesner. 

der  Stengel  stattfindet.  Sachs'  gibt  als  niedrigste  Temperatur  für  die  Entwicklung  der  Keimtheile  von 
Fhaseoliis  multifiorua  9-5° C.  an.  Nach  Versuchen  mit  den  von  mir  verwendeten  Samen  liegt  dieser  Cardinai- 
punkt  tiefer  (höchstwahrscheinlich  bei  6-8°C.),  gewiss  aber  nicht  unter  5°C.  In  einem  Räume,  in  welchem  sich 
die  Temperatur  constant  zwischen  4 — 5°C.  bewegte,  krümmten  sich  die  genannten  Keimlinge  im  Lichte  selbst 
nach  Stunden  nicht.  Hierauf  in  einen  dunklen  Raum  gebracht,  welcher  eine  Temperatur  von  15 — 17°C.  hatte, 
trat  keine  Nachvyirkung  auf.  Keimlinge  der  Schminkbohne,  welche  durch  7  Stunden  bei  einer  Temperatur  von 
4 — ö°C.  einseitig  beleuchtet  wurden,  krümmten  sich  hierauf  im  Finsteru  bei  15 — 17°C.  nicht,  zum  Beweise, 
dass  bei  der  niederen  Temperatur  keine  heliotropische  Induction  stattgefunden  hatte. 

Die  mitgetheilten  Versuche  lehren  wohl  zur  Genüge,  dass  die  Einleitung  des  Heliotropismus  sich  genau 
unter  denselben  Bedingungen  vollzieht,  wie  die  sogenannte  heliotropische  Nachwirkung,  diese  aber  auch 
wieder  ganz  strenge  unter  den  Bedingungen,  imter  welchen  überhaupt  Heliotropismus  stattfindet.  Nebenher 
sei  bemerkt,  dass  aber  diese  Bedingungen  selbst  wieder  genau  mit  denen  für  das  Längeuwachsthum  überein- 
stimmen ,  so  zwar,  dass  wenigstens  der  positive  Heliotropismus  zweifellos  als  eine  Erscheinung  ungleichen 
Längenwachsthums  anzusehen  ist. 

Dass  zur  Einleitung  des  Heliotropismus  eine  bestimmte  Zeitdauer  erfonlerlich  ist,  ist  nach  allen  mit- 
getiieilten  Versuchen  eben  so  gewiss,  wie  dass  nach  erfolgter  Einleitung,  selbst  bei  Ausschluss  des  Lichtes,  der 
heliotropische  Effect  sich  bis  zu  einer  bestimmten  Grenze  fortsetzt.  Nicht  so  leicht  ist  es  aber,  den  Nachweis 
zu  liefern,  dass  bei  constanter  Lichtstärl^e  und  sonst  constanten  Bedingungen  die  beliotropischen  Effecte  sich 
bis  zu  einem  Maximum  steigern  und  von  hier  wieder  auf  Null  sinken;  erstlieh  wegen  der  Periodicität  des 
Längenwachsthums  jedes  Abschnittes  eines  heliotropisch  krümmungsfähigen  Organes,  und  zweitens,  weil 
selbst  bei  constanter  Leuchtkraft  der  Lichtquelle  und  constanter  Entfernung  des  Versuchsobjectes  von  der 
Lichtquelle  die  Intensität  des  wirksamen  Lichtes  mit  dem  Fortschreiten  des  Heliotropismus  abnimmt,  da  der 
betreffende  Pflanzentheil  immer  mehr  der  Richtung  der  einfallenden  Lichtstrahlen  sich  nähert.  Die  erstgenannte 
Fehlerquelle  ist  im  Versuche  nicht  völlig  auszuschliessen,  wohl  aber  die  daraus  entspringenden  Fehler  zu  ver- 
kleinern, wenn  stark  heliotropische  —  aber  nicht  allzu  stark  wachsende  Organe  —  unter  den  Bedingungen 
massig  raschen  Wachsthüms  zum  Versuche  gewählt  werden.  Die  zweite  Fehlerquelle  ist  leicht  dadurch  aus- 
zuschliessen, dass  man  die  zu  prüfenden  Organe  stets  so  gegen  die  einfallenden  Strahlen  stellt,  dass  selbe  auf 
die  concave  Fläche  stets  möglichst  senkrecht  zu  stehen  kommen. 

Macht  man  den  Versuch  in  der  angegebenen  Weise  und  bestimmt  man  von  Zeit  zu  Zeit  die  Krümmungs- 
halbmesser der  heliotropisch  gekrümmten  Stengel  durch  senkrechte  Schatteuprojection,  so  erkennt  man  aus 
der  ersten  Differenzreihe  der  Werthe  für  die  Radien,  dass  in  der  That  die  Stärke  der  heliotropischen  Krüm- 
mung von  0  bis  zu  einem  Maximum  steigt  und  von  hier  wieder  bis  auf  Null  fällt. 

Bei  einem  Versuche  mit  l'haseolus  nmltiflorus,  dessen  epicotyles  Stenipelglied  einen  Krümmungshalb- 
messer von  14  Centimeter  hatte,  und  das  mit  der  concaven  Hinterseite  der  Lichtquelle  (Gasflamme)  zugewen- 
det wurde,  ergaben  sich  nach  Ablauf  von  je  einer  Viertelstunde  folgende  Werthe  für  die  Krümmungs- 
halbmesser : 


14, 

14, 

14, 

14, 

13, 

11, 

7, 

5-5, 

5, 

5  Cm. 

Differenzreihe 

0, 

0, 

0, 

1, 

2, 

4, 

1-5, 

0-5, 

0. 

Gleichsinnige  Resultate  wurden  auch  bei  Vicia  Faba  gefunden.  Es  geht  mithin  aus  allen  diesen  Ver- 
suchen hervor,  dass  die  Erscheinung  des  Heliotropismus  von  Anfang  bis  Ende  unter  völlig  gleichen  Bedin- 
gungen und  mit  qualitativ  demselben  Effecte  sich  vollzieht,  und  dass  der  Verlauf  der  heliotropischen  Effecte 
Besonderheiten  darbietet,  welche  diesen  Wachsthumsprocess  als  eine  Inductionserscheinung  charakterisiren, 
für  welche  ich  den,  wie  mir  scheint,  passenden  Ausdruck  „photomechanische  Induction"  vorschlage. 


^  Lehrbuch  3.  Aufl.,  p.  740. 


Die  heliotro'piscJien  Erschemiingen  im  Vflanzenr eiche.  209 

Auch  beim  Geotropismus  gibt  sich  eiue  ähnliche  luduction  zu  erkeunen,  wie  die  Versuche  lehrten,  welche 
ich  mit  negativ  geotropischeu  Organen  (epicotyle,  beziehungsweise  hypocotyle  Stengelglieder  von  Helianthns 
annuvs.  Vhaseoluis  miiltißorus,  Vicia  Faba.  Ft'sitm  sativian,  Lepidhim  sativum  etc.")  anstellte.  Doch  würde  es  zu 
weit  führen,  hier  genauer  auseinanderzusetzen,  dass  der  (negative  und  wahrscheinlich  auch  der  positive)  Geo- 
tropismus nur  unter  den  Waclisthumsbediugungeu  der  betreifenden  Orgaue  inducirt  wird,  und  bei  eingeleiteter 
Induction  sich  später  in  den  entsprechenden  Krümmungen  bei  Ausschluss  der  einseitig  wirkenden  Schwer- 
kraft (nämlich  beim  Eotiren  um  eine  horizontale  Axe)  äussert. 

Dass  beim  Heliotropismus  und  Geotropismus  Inductionen  statttinden,  die,  obwohl  äusserlich  nicht  ange- 
deutet, doch  zu  starken  Krümmungen  führen,  ohne  dass  die  das  einseitig  verzögerte,  beziehungsweise  ver- 
stärkte Waehsthum  bedingende  Ursache  dabei  direct  betheiligt  ist,  lässt  vermuthen,  dass  unter  den  so- 
genannten spontanen  Nutationserscheinungen  manche  vorlcommeu,  welche  auf  äussere  Kräfte  zurückzuführen 
sein  dürften. 


Denkschriften  der  inlthem. -natura.  Gl.    XXXIX.  Bd.  27 


Zweite  Abtheilung. 


Abhandlungen  von  Nicht -Mitgliedern  der  Akademie. 

Mit  19  Tatein,  I  Karte,  2  Plänen  und  2  Holzschnitten. 


ii'Jiitiii  I- 


?  bnn  a-»u: 


ÜBER 


iiiE  mmmii  \iiTiiEiLysu  oek  eüssilex  mmim  \i  iiiii. 


VON 


D«    W.  AVAAGEN. 


(Ollit  ei.l«   9Calte.') 


(VOKGEI.F.rn'   IN   DKU  SITZUNG   DHU  JIATIlEMATISC'H-NATUR'WlSSENSCIlAFi'MCHEN   CLASSE  AM    1.  DEC'EMBEU   IST 


Ubgleicli  viele  Tliatsaelien  der  Geologie  von  Indien  durch  die  Untersncluingen  und  Aufnahmen  des  Geological 
Survey  of  ludia  sowohl  als  auch  durch  die  Thätigkeit  mancher  Privall'oi-scher  bekannt  geworden  sind,  so  hat 
es,  um  zu  einer  Übersicht  des  bis  jetzt  Bekanntgewordenen  zu  gelangen,  doch  durchaus  an  einer  Zusammen- 
stellung gefehlt,  und  namentlich  war  es  eine  sehr  fühlbare  Lücke  in  der  Literatur,  dass  eine  wenn  auch  nur 
annähernd  richtige  Übersichtskarte  durchaus  gemangelt  hat.  Die  Karte  von  Greenough  war  absolut 
unbrauchbar  wegen  ihrer  gänzlichen  Unznverlässigkeit,  die  in  die  Weitkarte  von  Mareen  eingefügte  Karte 
von  Indien  aber  hat  einen  bei  weitem  zu  kleineu  Massstab,  um  bei  etwas  eingehenderen  Erörterungen  benützt 
werden  zu  können.  Es  kann  nicht  meine  Absicht  sein,  diesem  Übelstande  gründlieh  abhelfen  zu  wollen,  denn 
dieses  steht  nur  in  der  Jlacht  des  Directors  des  Geological  Surve}'  oflndia,  da  ihm  allein  die  nöthigen  Mate- 
rialien zur  Herstellung  einer  detaillirten  Karte  in  grösserem  Massstabe  zu  Gebote  stehen.  Die  Geologie  von 
Indien  weist  indess  so  viele  der  interessantesten  Thatsachen  auf,  die  sich  nur  auf  kartographischer  Grundlage 
erörtern  lassen,  dass  ici:  keinen  Anstand  nehme,  selbst  auf  die  Gefahr  hin,  im  Detail  manche  Unrichtigkeiten 
zu  bringen,  das  bis  jetzt  annähernd  Festgestellte  in  einer  kleinen  Kartenskizze  niederzulegen.  Worauf  es  mir 
hier  ankommt,  ist  lediglich  in  grossen  Zügen  die  geographische  Vertheilung  der  Formationen  in  Indien  dar- 
zustellen, und  diesem  Zwecke  genügt  das  gegebene  Kärtchen  vollkommen.  Wie  schon  der  Titel  des  vorliegen- 
den Aufsatzes  besagt,  ist  nicht  die  geologische  Karte  der  Zweck,  sondern  dieselbe  soll  nur  als  Grundlage  der 
Erörterungen  dienen,  welche  die  geographische  Vertheilung  der  fossilen  Organismen  zum  Gegenstande  haben. 
Nur  durch  den  vollständigen  Mangel  jeder  geologischen  Übersichtskarte  von  Indien  sehe  ich  mich  gezwungen, 
eine  solche  selbst  nach  den  vorhandenen  Quellen  und  meinen  eigenen  Erfahrungen  zusammenzustellen,  ausser- 
dem hätte  ich  es  sicher  vorgezogen,  mich  an  schon  Vorhandenes  zu  halten.  ^ 


1  Ich  stütze  mich  für  das  Kärtchen  hauptsächlich  auf  die  Aufnahmen  und  Berichte  meiner  früheren  Herren  CoUegen 
der  Mitglieder  des  Geological  Survey  of  India,  doch  konnte  ich  in  mehreren  Fällen,  da